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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190209076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020907
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020907
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-07
-
Monat
1902-09
-
Jahr
1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1902
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6174 Haitis. Sie sind sehr schwach, denn sie bestehen nur auS zwei Kanonenbooten und drei alten Dampfern, die ein wenig armirt sind. Äon den beiden Kanonenbooten ist „Crete L Pierrot" das beste; eS ist 1895 vom Stapel gelaufen, hat -in Deplacement von 950 t, eine Länge von 50 m, eine Breite von 7,5 w, einen Tiefgang von 2,9 m und die 800 indicirten Pserdekräfte sollen ihm eine Geschwindigkeit von 10 Seemeilen geben. Der Bcsatzungöetat beträgt 90 Mann. DaS andere Kanonenboot „Toussait Louverture" ist noch viel unbedeutender; es ist bereits 1886 vom Stapel ge laufen, hat nur ein Deplacement von 522 t und soll auch nur 13,5 Seemeilen laufen. Von den drei alten Dampfern „Dessalineö", „Saint Michael", „CapoiS la Mort" lief „Saint Michael" bereits vor 27 Jahren zu Wasser. Militärisch haben die Dampfer, die früher wohl HandelSdampfer gewesen sind, keinen Werth. Eö ist selbst verständlich, daß wir uns in Deutschland von den Herren Negern eine solche Behandlung nickt gefallen lassen; wie vor einer Reihe von Jahren daö Erscheinen zweier Schulsckisse vor Haiti die Neger zur Raison brachte und sie zu sofortiger Bezahlung veranlaßte, so wird auch jetzt Deutschland schnelle und ausreichende Sühne verlangen. Ist dazu daö leider nur schwache Kanonenboot „Panther" nicht in der Lage, so wird der neue Eommodore, der bekanntlich auf der „Bineta" seine Flagge gesetzt hat, entweder den kleinen Kreuzer „Gazelle" oder den „Falke" zur Unterstützung entsenden müssen. Das wird genügen; immerhin ist es bedauerlich, daß die amerika nische Station nicht stärker besetzt ist. Berlin, 6. September. (Italien und Fr an kreisch.) Bekanntlich werden von französischer Seite die eifrigsten Bemühungen gemacht, König Victor Emanuel zur Ab stattung eines „Antrittsbesuchs" in Paris zu bewegen. Wie wenig wählerisch bei der Wahl der Mittel verfahren wird, die der Erreichung dieses Zieles dienen sollen, geht auö Blättern wie „GauloiL" und „Eclair" klar genug bervor. Beide Pariser Organe behaupten, daß der Kaise.r Wilhelm II. dem Könige Victor Emanuel gesagt habe, er würde sich freuen, wenn der König nach Paris ginge. Daß eine solche Anregung des deutschen Kaisers — von allem Andern abgesehen — schon deshalb nicht hat gegeben werden können, weil sie den Anschein erweckt hätte, als ob der Kaiser dem Könige von Italien gewissermaßen Vorschriften machen wollte, leuchtet ohne Weiteres ein. Andererseits ist ein Besuch des italienischen Monarchen in Frankreich ebensowenig wie seine Reise nach St. Petersburg danach angethan, ui Deutschland Bedenken und Besorgnisse hervsrzurufen. Welche Gestalt die französischen Bemühungen um einen Besuch des Königs Victor Emanuel in Frankreich auch annehmen mögen, soviel steht fest, daß der König ein lebhaftes Gefühl seiner königlichen Würde hat und daß er diese Eigenschaft Frankreichs gegenüber um so weniger verleugnen wird, als von französischer Seite schlechterdings kein Act freundlichen Entgegenkommens vorliegt, der dazu auffordern oder geneigt machen könnte. Den Entschlüssen des italienischen Herrschers in dieser Beziehung sieht Deutschland in vollem Vertrauen auf die Klugheit und den Tact seines hohen Verbündeten entgegen. — Da die französische Presse übrigens fortsährt, bei der Be- urtheilung des Besuches des Königs von Italien in Berlin die Vorstellung zu nähren, daß der Dreibund nicht in voller Kraft erneuert sei und insbesondere in Bezug auf die Verpflichtungen Italiens gegen Frankreich eine Abschwächung erfahren habe, so sei auf eine bemerkenSwerthe Auslassung deS „Mattino" hingewiesen. In diesem italienischen Blatte erklärt ein dem Minister Pri netti nahestehender Gewährsmann ausdrücklich daö Gegentheil dessen, was die französische Presse über den erneuerten Dreibund auszuslreuen liebt. Für uns wird damit nichts Neues gesagt; aber die erwähnte italienische Erklärung verdient mit Rücksicht auf ihren Ursprung besonderes Interesse. LH Berlin, 6. September. (Kanonen und Steuer zettel.) Die Centrumsdiplomaten haben endlich ein gesehen, daß die Glanzleistung des bayerischen Centrums- führerS Schaedler auf dem Mannheimer Katholikentage, nämlich der AuSruf, der Staat habe für die Arbeiter nichts als Kanonen und Steuerzettel, doch auch ihrerseits nicht ohne Commentar bleiben dürfe. So entschlossen sich denn die Herren, ihren bayerischen Gesinnungs genossen aci absuräum zu führen. Das geschieht überaus rücksichtsvoll durch die Vermittelung der „Köln. Volköztg.", die heute die fragliche Hetzerei Or. Schaedler'S als eine „Ent gleisung" und als eine „starke rhetorische Uebertreibung" auch dann angesehen wissen will, wenn man die ganze social politische Gesetzgebung auSschalte. Milder konnte jene eines socialdemokratischen Agitators würdige Hetzerei nicht bcurtheilt werden. Hierzu paßt vortrefflich, daß die „Köln. Volksztg." dem vr. Schaedler die Hinterthür, die beanstandeten Worte überhaupt nicht gesprochen zu haben, weit aufmacht! D Berlin, 6. September. (Telegramm.) Der „Reichsanzeiger" hebt in einem Nachrufe auf Birchow hervor, daß dieser seine Einwirkung keineswegs auf den engeren Kreis der Fachgenossen beschränkt, sondern sich an den Jüngern der medicinischen Wissenschaft wie an den ausübenden Aerzten im weitesten Kreise anregend, fördernd und fruchtbringend erwiesen habe. Und neben dem Wirken als Mitglied der Berliner Akademie, der wissenschaftlichen Deputation für Medicinalwesen und der technischen Deputation für Veterinärwesen, sowie neben der Be- thätigung im öffentlichen Leben habe er jederzeit durch Schritt und Wort in Zeitschriften, Vereinen und Versammlungen dcS Jn- und Auslandes sein Wissen und Können Anderen zugänglich und der Belehrung nutzbar gemacht. Daneben sei er überall bemüht ge wesen, die wissenschaftlicheErkenntniß ins praktische Leben umzu setzen. Vor Allem aber bleibe der Wissenschaft sein Schaffen un verloren. „An Besonnenheit und kritischem Scharfblick ein unvergleichlicher Forscher und unablässig thälig bis in die neueste Zeit, entfaltete er, dem die Wissenschaft vom Leben so viel verdankt, in seinem immer gleich der Arbeit gewidmeten Handeln zugleich eine echte Lebrnökunst. Unvergessen ist eS, wie er auch die Anstrengungen der zu seinem 80. Geburtstage veranstalteten prunk vollen Feier zu überstehen wußte. Tragisch muß eS berühren, daß er im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen Kräfte an den Folgen eines Unfalles vorzeitig sein Leben einbüßte. Aber wenn die Wissenschaft mit der ihm eng verbündeten Familie trauernd an seinem Sarg steht, so darf eS ein Trost sein, daß die Früchte seines Schaffens er halten bleiben und der Name Rudolf Virchow als Leuchte der Wissenschaft fortleben wird in ferne Zeiten. — Laut ter „Nordd. Allgem. Zeitung" lautet daö Telegramm deS Reichskanzlers Graf v. Bülow an die Hinterbliebenen Birchotv'S: „Tief ergriffen durch das Hinscheiden deS großen Gelehrten, welcher für den Fortschritt der Wissenschaft wie für den Ruhm der deutschen Forschung Unvergängliches ge leistet hat, spreche ich Ihnen und den Ihrigen mein herz lichstes Beileid auS." * Auö Posen läßt sich die Berliner „Volkszeitung" schreiben: „Die russischen Ofsicicre sind gleich nach dem Diner wieder abgefahren, nur der Generalgouverneur Tschertkoff war zurückgeblieben. Die LiebenSwürdigket des Kaisers den Russen gegenüber war außerordentlich groß. Die Russen aber erwiderten diese Freundlichkeit nicht mit gleicher Münze. Auf dem Paradefelde hielt es der Gouverneur Tschertkoff nicht für nöthig, sich irgendwie mit einer Miene zu betheiligen, als der Kaiser die Russen begrüßte. Die Russen wohnten in dem stockpolnischen Bazarhotel und erwiderten dem Wirth, der sie französisch begrüßte, polnisch. ES ist hier bekannt, daß von Petersburg eine Illumination deS von den Russen bewohnten Stockwerkes gewünscht wurde. Die Russen fuhren ab und der Bazar blieb dunkel von oben bis unten. Bei dem großen Zapfenstreich unter hielt sich der Kaiser unausgesetzt mit Tschertkoff, der bereits das Band des Schwarzen Adlerordens trug. Tschertkoff stand steif da. Er soll der Mann sein, der daö deutsche Culturelement am stärksten haßt." Ob das wahr ist, wird sich Wohl nur schwer feststellen laßen; unmöglich ist es nicht und auch nicht das erste Mal, daß die Liebenswürdigkeiten deö Kaisers an die Unrechten verschwendet worden sind. Auf wessen Mühle diese Geschichte Wasser ist, wäre schon klar, auch wenn uns nicht auö Posen gemeldet würde: F. „Nack dem „Dzienuik Poznanöki", dem Blatte des pol nischen Adels, waren die Instructionen, welche der Generalgouverneur von Warschau, Tschertkoff, anläßlich seines Besuches in Posen auö Petersburg erhalten batte, folgende: Vor Allem sollte der Generalgouverneur bestrebt sein, streng die militärische Form beizubehalten, vertrau liche Gespräche mit den Repräsentanten der preußischen Civilbehörde vermeiden und sich in keinerlei Erörterungen, Erklärungen schwebender Fragen rc. einlassen. Seine Ant worten sollten lakonisch ausfallen und keinesfalls die Grenzen der Etikette überschreiten. Der „Dziennik" fügt hinzu: Schon die Kürze des Aufenthalts des Generalgouverneurs in Posen, aufö Aeußerste berechnet für den Austausch gewöhnlich üb licher Artigkeiten, beweist, daß dieser Besuch ausschließlich officiellen Charakter tragen sollte." — Das mag sein, wie es will, aber wenn die Polen ihre Hoffnungen auf Rußland bauen, so bauen sie auf Sand. (-) Frankfurt o. L., 6. September. (Telegramm.) Der Kaiser nahm heute Vormittag die Parade über daö dritte Armeecorpö bei Markendorf in Gegenwart der Kaiserin und deS deutschen Kronprinzen ab. Ferner waren anwesend die Prinzen Heinrich, Albrecht und Friedrich Leopold von Preußen, die Prinzen Ludwig, Leopold und Arnulf von Bayern, Herzog Ernst Güntber von Schleswig-Holstein, der Prinz von Rumänien, Lord Roberts, der englische Kriegsminister Brodrick und General Kelly - Kenny, die amerikanischen Generale Corbin, Aoung und Wood, der italienische Generalleutnant Saletta, der Earl of LonSdale und die Militär- Attaches der Berliner Botschaften. Es fanden zwei Vorbei märsche statt. Beim zweiten führte der Kaiser sein Leib- grenadier-Reziment, I. Brandenburgisches Nr. 8, vor. Die Prinzen Heinrich und Albrecht von Preußen, Prinz Arnulf von Bayern und Generaloberst v. Hahnke führten ebenfalls ihre Regimenter vor. Nach dem Vorbeimarsch besichtigte die Kaiserin im Wagen und der Kaiser zu Pferde die auf dem Paradefeld ausgestellten Kriegervereine. — Die Kaiserin kehrte um 12 Uhr zu Wagen mit einer Eöcorte durch ein von Schulen und Vereinen gebildetes Spglier unter großem Jubel der Bevölkerung in die Stadt zurück. Auf dem Wilhelmsplatz hatten sich die S tadtbe börden versammelt. Oberbürgermeister Adolph hielt eine Ansprache, in der er die Helle, dankbare Freude der Bevölkerung über den Besuch der Kaiserin, die mit barmherziger Hand allerwärtS im Lande daö Vertrauen auf die allweise, göttliche Fügung auf richte, zum Ausdruck brachte. Der Jubel der Bevölkerung sei der Dank für die hochherzige Wirksamkeit der Kaiserin. Die Tochter deö Bürgermeister Frantz sprach ein Gedicht und überreichte einen Blumenstrauß. Die Kaiserin dankte huldvollst und sprach ihre Freude auS dar über, daß sie die Stadt wieder habe besuchen können, wo sie als Braut geweilt habe. Nachdem noch Ober bürgermeister Adolph auf die Kaiserin ein Hoch aus gebracht hatte, begab sich dieselbe zum Frühstück bei der Prinzessin Heinrich XXX. Neuß. — Gegen */r 1. Uhr zog der Kaiser mit dem deutschen Kronprinzen an der Spitze der Fahnen und Standarten unter unendlichem Jude! in die Stadt ein und hielt zu Pferde unter dem großen Baldachin auf dem Wilhelmsplatze. Der Oberbürger meister hielt eine Begrüßungsansprache, während die Fahnenträger einen Halbkreis um den Kaiser bildeten. In seiner Ansprache wies der Ober bürgermeister auf das hin, was da- Hohenzollern- hauS in fast einem halben Jahrtausend auch an der alten Haupt- und Handelsstadt Frankfurt gethan habe. Die Stätte, auf der die Versammlung stehe, sei heilig. Von hier auS sei im Jahre 1506 Joachim der Erste zur Gründung der Frankfurter Universität, der alwa water Viackriua, ge ritten; unweit liege KunerSdorf, wo Friedrich seinen Helden kampf gekämpft habe. Redner wies ferner auf daö gegen- über errichtete Kaiser'Wilhelm-Denkmal hin und dankte für die rastlose Fürsorge des Kaisers. Als der Oberbürger meister einen Ehrentrunk darbot, ergriff der Kaiser den für diesen Tag gestifteten silbernen Pokal und-sprach vom Pferde etwa Folgendes: „Auf Meinem Wege zu Meinen Grenadieren durchreite Ich die Stadt Frankfurt und entbiete ihr Meinen kaiserlichen Gruß. Ich danke der Stadt für den Empfang, den sie Mir bereitete. Ich danke der Stadt für die Gesinnungen, die Mir aus den frohen Gesichtern der Bürger, der Kinder und Vereine entgegenstrahlen. Ich danke der Stadt für die Treue, mit der sie an Meinem Hause festgehalten hat, und hoffe zu Gott, daß unter Meiner Regierung und unter derjenigen Meiner Nachfolger die Stadt sich immer weiter und blühender entwickeln möge. Daraus leere Ich diesen Becher." Der Oberbürgermeister brachte ein Hoch auf den Kaiser aus. Dann ritt der Kaiser weiter zum Frühstück beim Ofsiciercorpö des Leibgrenaoier-NegimentS in dessen Casino. Die Kaiserin hat hier die Lulherstistung besucht. Die Majestäten und der Kronprinz sind heute Nachmittag von der Bevölkerung mit herzlichen Zurufen begrüßt, nach dem Neuen Palais abgereist, wo sie auch morgen und über morgen Aufenthalt nehmen werden. * AuS dem Hcrzogthum Anhalt. Wie der „Anhalter Kurier" auö guter Ouelle erfährt, beschäftigt man sich an maßgebender Stelle mit der Umarbeitung des an hai tischen Steuergesetzes. Es soll eine wesentliche Aen- derung der Stcuerclassen beabsichtigt sein, insbesondere soll bei den höheren Einkommen eine größere Progression statt finden. Auch bei der Capitalrentensteuer und bei der Ge werbesteuer stehen Erhöhungen zu erwarten. Eine ent sprechende Vorlage soll dem nächstjährigen anhaltischen Land tage zugehen. -g- Naumburg, 6. September. Die Stadtverordneten lehnten daö Gesuch der katholischen Gemeinde, ihre Privatschule auf den Etat der Stadt zu übernehmen, ein stimmig ab. * Rudolstadt, 6. September. Die Neuwahlen zum Landtage des FürstenthumS sind auf den 16. October ungeordnet. (Magdeb. Ztg.) (D Tarmstadt, 6. September. (Telegramm.) Wie die „Darmstädter Zeitung" berichtet, ist das Befinden der Kaiserin von Rußland nach hierher gelangten Nach richten durchaus befriedigend. * München, 5. September. Das „Evang. Sonntagöbl." auö Bayern schreibt: Wie bei Len gegenwärtigen Verhält nissen in Bayern, bei den häßlichen Angriffen der Römlinge auf Reformation und Protestantismus die konservative Ber liner Kreuzzeitung uns evangelischen Bayern rathen kann, mit dem Centrum gemeinsame Sache zu machen, um ein paar elende Mark an Zöllen zu gewinnen, das begreift man nicht. Die Kreuzzeitung, welche unsere Verhältnisse nicht zu kennen scheint, soll uns mit ihren Rathschsägen vom Leibe bleiben. Sicht man, wie es die Römlinge bei uns treiben, wie sie z. B. in der weitaus zum größten Tbeil protestantischen Stadt AnSback eine „Papstseier" im großartigsten Stil und bei breitester Oeffentlichkeit veranstalten und sich dazu die Centrumsgrößen als Redner verschreiben, welche daö katho lische Volk in die rechte Kampfcssrimmung hineinzutreiben verstehen, wie sie dabei selbst Protestanten von allerdings fadenscheiniger Gesinnung an sich zu ziehen wissen, und wie eine gewisse Persönlichkeit die Fortschritte rühmt, welche die Entfaltung katholischen Wesens in Ansbach mache, — über blickt man dieses überall in ähnlicher Weise sich kundmachende Treiben, dann kann eS für einen guten, kirchlich gesinnten Protestanten keine andere Wahl mehr geben, wie da, wo cs die Umstände erfordern, mit einzutreten in den Kamps gegen den alten, grimmigen Feind evangelischen Glauben L. Oesterreich Ungarn. Tie ailtiscrbischc» Excesse. * Agram, 6. September. (Telegramm.) Heule Nacht wurde das Verhör der Demonstranten fortgesetzt und darauf die Verhaftung des Sohnes des Abgeordneten Frank angeordnet, die sofort vorgenommen wurde. Die Meldungen aus der Provinz lauten befriedigend. Die Ruhe ist nirgends gestört. Frankreich. Ter „vor die Thür gesetzte" Montcbello. k. Paris, 6. September. (Privattelegramm.) Die hiesige Ausgabe des „New Dort Herald" veröffentlicht eine Unterredung mit dem bisherigen französischen Bot schafter in Petersburg, Montebello, dem folgende Aeußerungen zugeschrieben werden: Ich habe nicht meine Entlassung nachgesucht. Die Regierung hat mich zwar ausaefordert, mein Entlassungsgesuch einzureichen, aber ich erklärte, daß ich das nicht lhun könne, weil ich gewissen Persönlichkeiten versprochen hatte, hier zu bleiben. Man hat mich einfach vor die Thür gesetzt nach zwölfjähriger Arbeit im Dienste meines Landes und der französisch russischen Allianz. (Fortsetzung in der I. Beilage.) Bei der Stadt-Auflage der vorliegenden Nummer befindet sich ein Prospekt der Otto'schen Buchhandlung, Goethe- straße 8, über Reclam'S gediegene Familien-Zeitfchrist Univer sum. Zu Bestellungen ist die beiliegende Karte zu benutzen, die Zusendung der einzelnen Hefte wird von der Otto'schen Buch handlung pünctlich besorgt. Bei den Exemplaren der Stadt-Auflage vorliegender Num mer befindet sich eine Sonderbeilae von der Firma Böttcher sr Schaefer in Leipzig,-Sophlenstraße 24, auf welche an dieser Stelle noch besonders hingewiesen sei^ LoeLLviiL«,! stilvolles, LinriüfftüDsnMLLLW * Ltnblisssmvnt uNarsrstoi» Vro»»d. ». L»l»«rl. La»»l»ed«r Lu5 Wunsck kostenlos« Unterbreitung instner IleuptcoUectiou. katentanvalt I-etprik, 27. 6röL8t68 Ll«8le8 Hotel veut8oklLQä8 Central-Hotel, Berlin. 500 Zimmer' von 3 — 25 M. gM" Olegenllder Eeotralbahnbot krleckriobstrssse. 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Jedes Kind bedeutet einen Zuwachs an Ar beitskraft und damit ein weiteres Mittel zur Erwerbung des Wohlstandes. Von den von Heeren so reichlich ausgespieltcn Mängeln in der Verwaltung, Polizei u. s. w. merkt der Eolonist am wenigsten. Ter Kaufmann in der Stadt hat unter der Beamtenwirthschast allerdings zu leiden, der Eolonist aber kommt mit den Behörden kaum in Be rührung. Ja, wenn die Einwanderer, was Heeren fälsch lich als Norm hinstcllt, hinüber gehen, um Eolonist der R c g ic r u n g sc v l o n i c n zu werden, dann aller dings ist der Weg, der bis zur eigenen Kolonie führt, nicht immer ein leichter, und es mögen derartige Zustände, wie sie Heeren von den brasilianischen Dampfertransporten, der mangelhaften Fürsorge der Beamten für die Einwanderer, giebt, vorgekvmmen fein, aber Heeren beruft sich hierbei namentlich auf die Aussagen älterer Colonistcn, die ihm ihre Mühsale aus der Zeit ihrer Einwanderung berich teten. Heute ist es auch in den Regierungscolonicn besser, soweit mir die Verhältnisse in Sa.-Catharina und Rio Grande bekannt sind. Es ist nicht richtig, daß Colonistcn sich selbst überlassen in den Urwald gesetzt werden und dort hungern müssen. Auch die Regierung sorgt für ihren Lebensunterhalt. Der eine oder der andere der Direktoren ist vielleicht nicht als sehr gewissenhaft zu be zeichnen und sorgt gerne für die eigene Tasche. Wer aber als Colvnist fleißig ist und im ersten Jahre der schweren Arbeit die Flinte nicht ins Korn wirft, der bringt es auch dort recht hübsch weit, wie man dies z. B. in den Ncgie- rungscolonicn Jjuhy und Guarany in Rio Grande do Sul leicht ersehen kann. Nun berücksichtigt aber Heeren mit keinem Worte die großen deutschen Colonisationsuntcrnehmungen, die in Sa.-Catharina und Rio Grande schon viel segensreiche Arbeit verrichtet haben und den Colv- nisten nicht nur durchaus die Garantie für gutes Fortkommen bei fleißiger Arbeit gewähren, sondern auch bis inS Einzelne hinein dem Auswanderer mit Rath nnd That zur Seite stehen, daß er durch geeignete Persönlich keiten iu den Hafenstädten, den DurchgangSstationen und in der Cvlonic selbst kräftige Unterstützung findet. Die Hanseatische C o l o n i s a t i o n s g c s c l l s ch a f t hat viele Tausend deutsche Auswanderer nach Sa.-Catharina geleitet, sic dort auf gutem Grund vnd Boden angesiedelt und läßt ihnen auch geistige Nahrung durch deutsche Schule und Kirche unter der Aufsicht einer rein deutschen Colonie- verwaltung angcdeihcn. Das gleiche Ziel verfolge ich bei meinen Unternehmen. Auch für meine Colo nie Neu - Württemberg ist ein be sonderer deutscher Pfarrer aus Württemberg an gestellt, und Kirche und Schule werden aufs Beste ausgerüstet. Die brasilianische Verwaltung hat in die Privat-Colonisation absolut nichts hinein zu reden. Die Colonie entwickelt sich ganz allein unter der Aufsicht -er von den privaten Unternehmungen be stellten deutschen Vcrtrauenspersonen, denen das Wohl der Colonistcn in jeder Weise am Herzen liegt. Die Einwanderer nach Sa.-Catharina und Rio Grande do Sul kommen auch nicht auf brasilianische Dampfer. Die Schiffe der Hamburg-Amcrika-Linie, die bis in die Hafenstädte dieser beiden Länder direct hinüber fahren, sind aufs Beste für die Auswanderer eingerichtet, und derartige Zustände, wie sie Heeren von brasilianischen Dampfern anführt, siyd auf der Reise der direct nach diesen Häfen gehenden deutschen Auswandcrerschiffc nicht zu finden. Nur für einen Tag haben die deutschen Aus wanderer, welche nach Porto Alegre gehen, einen brasi lianischen Dampfer zu benutzen, nnd ich habe noch nie eine Klage gehört, welche der von Heeren geschilderten schlechten Behandlung der Auswanderer auf diesen Schiffen ent sprungen wäre. Ter feste Zusammenschluß des Dcutschthums in Rio Grande do Sul und in Sa.-Catharina, spccicll in den nur von Deutschen bewohnten Colonien, sichert dem Colonistcn die Bewahrung seiner deutschen Art. Gewiß machen die nativistischcn Kreise Brasiliens viele Anstrengungen, der Entfaltung des Dcutschthums cntgcgenzuarbciten, und es ist durchaus nothwcndig, daß vom Stammlande aus die deutschen Colonien durch Her aus sen düng deutscher Pfarrer und Lehrer geistige Unterstützung erhalten. Es ist aber auch mit aller Kraft darauf hinzuarbeiten, daß die deutsche Auswanderung nach Süd-Brasilien, die in den letzten Jahrzehnten bedeutend nachgelassen hatte, wieder einen größeren Maßstab annimmst. Die gute Entwickelung der deutschen Colonien zeigt uns ja, wie gerade Süd-Brasilien für die Einwanderung zu empfehlen ist. Es ist dort kein neues Feld zu ebnen, sondern die neuen Ankömmlinge haben sich nur an den starken Grund stock deutscher Colonistcn drüben anzuglicdcrn, und ebenso wie der Neuling durch den Rath des erfahrenen Nachbars auf der Colonie Unterstützung erfährt und sich im Verein mit ihm leichter in die neue Lebensweise und die neuen Verhältnisse eingcwvhnt, so wird auch das Deutsch- thum bei den alten Colonistcn durch den Zuflnß neuer Elemente aus der Heimat h gehoben und gesichert. Darauf müssen wir in Deutschland hinarbcitcn und eS ist als erfreuliches Zeichen zu betrachten, daß in den letzten Jahren sich eine Reihe von Vereinen gebildet hat, deren Aufgabe es ist, nicht nur für das materielle, sondern auch für das geistige Wohl unserer deutschen Landsleute zu sorgen, und die darin schon viel geleistet haben. Aber cs bleibt noch viel zu thun übrig! Es ist ein segensreiches Werk, das wir zu vollenden haben, das viele Mühe und Geduld er fordert, das aber nicht nur unsere dahin gehenden Aus wanderer, sondern auch unsere Kinder und Enkel uns danken werden.
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