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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020823024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902082302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902082302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-08
- Tag 1902-08-23
-
Monat
1902-08
-
Jahr
1902
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LeilU zm LeiMr ÄgtbN mS Mzeigcr K. M ÄmücO, B. ÄMt IM. (AbciiS-AlWbe.) lleuerungen im sächsischen Staatsministerium? Die „Sächs. nat.-lib. Corr." schreibt: Die „Deutsche Tageszeitung" will, wie sie in einem „Das politische Leben in Lachsen" überschriebenen Leitartikel Verkünder, wissen, daß man im Ministerium des Innern zu Berathungen über tandwirthschaftliche Dinge in Zukunft einen Vertrauensmann der Landwirthschaft hinzuziehen wolle. Ganz abgesehen davon, daß das bündlerische Or gan betont, daß ein solcher Mann den Muth haben müsse, „ohne Scheu und Schminke sie Wahrheit auch dann zu sagen, wenn sie den Herren im Ministerium nicht ange nehm klingen sollte", ist diese Meldung durchaus unglaub würdig. Cs steht mit dem Geiste der Verfassung direct im Widerspruch, daß an den regelmäßigen Geschäften im Lchooße des Ministeriums unverantwortliche Rathgeber thcilnchmen sollen. Ist es nothwendig, daß der Minister des Innern sich von Sachverständigen mehr als bisher in landivirthschaftlichen Fragen beeinflussen läßt, so kann er dieses Bedürsniß durch Befragen des Landesculturrathes oder einzelner hervorragender Landwirthe jederzeit auch ohne diese Neuerung befriedigen. Cs will uns übrigens scheinen, als ob schon jetzt die Praxis, in großen land- wirthschaftlichen Fragen fachmännische Autoritäten zu hören, eifrig befolgt wird, und es ist uns deshalb ganz un wahrscheinlich, daß einem einzigen Manne mehr Ein fluß cingeräumt werden soll, als eine vielköpfige Cor poration von der Eigenschaft des Landesculturraihes ver dient. Man kann sich die Vorzüge eines solchen Ver trauensmannes der Landwirthschaft noch so groß vor stellen, daß derselbe bei unserer Beamtenorganisativn immer die maßgebende Instanz für die Ent schließungen des Ministeriums sein wird, das werden selbst die Kreise nicht erwarten können, welche den Wunsch nach einer solchen Berufsvertretung haben. Deshalb halten wir auch diesen Weg der „Deutschen Tageszeitung" für unmöglich. Etwas Anderes ist es jedoch, wenn die „Deutsche Tageszeitung" auf ihren früheren Vorschlag der Errich tung einer besonderen Abtheilung für landwirthschaftliche Angelegenheiten im Ministerium des Innern jetzt wieder znrückkvmmt. Es muß doch zugegeben werden, daß der heutige Zustand, welcher die Domänen und Forstverwal- tnngen mit allem Zubehör dem Finanzministerium unter stellt hat, während die übrigen Zweige der Landwirth schaft im Ministerium des Innern bearbeitet werden, völlig unpraktisch und veraltet ist. Er beruht bekanntlich auf der Verordnung, die Einrichtung der Ministerial-De- partcments und die darauf Bezug habenden provisorischen Vorkehrungen betreffend, vom 7. November 1831. Seit dieser Zeit ist an der Ministerialverfassung, abgesehen von einzelnen Regulativen u. s. w., überhaupt keine größere gesetzmäßige Veränderung vorgenommen worden. Nie mand wird also heute bestreiten können, daß bei der gänz lichen Umgestaltung unserer wirthschastlichcn Verhält nisse im Laufe dieser Zeit die Organisation von 1831 der wirklichen Bedeutung der Landwirthschaft gerecht wird. Auch kann ferner nicht verkannt werden, daß früher oder später der Geschäftsnmfang des Finanzministeriums ver ringert werden muß, daß cs also für diese Verwaltung eine erhebliche Entlastung wäre, wenn ihr die landwirthschaft- lichen Geschäfte abgenommen würden. Wir können also dem Vorschläge im Princip zustimmen. Allein ebenso dringend wie der Wunsch der Landwirth schaft nach einer einheitlichen und praktischen Verwaltung im Ministerium müssen auch die Wünsche anderer Inter essentenkreise anerkannt werden. Vor allen Dingen dürfte cs empfehlcnswcrth sein, wenn die Eisenbahnverwaltung, deren neueste Organisation mit der Gcneraldirection sich anerkanntermaßen nicht bewährt hat, zusammen mit der Abtheilung für Hochbau, für Straßen- und Wasser bausachen und der Baudirection für die Landesanstalten, die noch unter dem Ministerium des Innern steht, zu einem selbstständigen V e rk e h r s m i n i st er i u m er hoben würde. Wünsche dieser! Art sind schon verschiedent lich auch in parlamentarischen Kreisen geäußert worden. In Bezug auf das Verkehrsministerium kann man auf die bevorstehende Errichtung eines eigenen Eisenbahn- ministeriumS in Bayern Hinweisen: denn auch hier ent spricht der alte Nahmen der Ministerial-Organisativn nicht mehr den Ansprüchen der Gegenwart. Endlich ist auch die Unterstellung des gcsammten Bildu «gö nn d Schulwesens unter den Cultusministcr schon vielfach in den Landtagsverhandlungen angeregt worden. Alle diese Pläne beweisen, daß die in Sachsen bestehende Ministerialverfassung reformbedürftig ist. Wir können deshalb auch nur wünschen, daß man von jedem einseitigen Flickwerk, wie es etwa die „Deutsche Tages zeitung" für die Landwirthschaft wünscht, absieht und ganze Arbeit macht. Bei diesem Vorschläge verhehlen wir uns nicht, daß diese gesetzgeberische Ausgabe größeren Schwierigkeiten begegnen wird; vor Allem müssen wir bezweifeln, daß, so lange noch Herr v. Mctzsch an der Spitze des Gcsammtministeriums steht, diese umfangreichen Reformen ins Werk gesetzt werden, auch ist es fraglich, ob der greise König Georg überhaupt für solche Verfassungs änderungen zu gewinnen ist. Daß sie aber erhebliche Verbesserungen, wie einheitliche Zusammenfassung verwandter Vcrwaltnngszweige, Vereinfachung und Be schleunigung des Geschäftsganges bringen würden, kann wohl Niemand in Abrede stellen. Auf die Dauer werden jedenfalls die nothwenüigen Reformen nicht abzu weisen sein. Königreich Sachsen. —IN. Leipzig, 23. August. Eine schlichte, aber er greifende Trauerfeier vereinte in der heutigen Mittagsstunde eine aus den Vertretern des heimischen Buchhandels, aus Verehrern und Freunden des Heimge gangenen Herrn Buchhändlers vr. Albrecht Kirch h v f f gebildete zahlreiche Trauerversammlung in der Capelle des Iohannisfricdhofes vor dem reich in Blumenschmuck und Lvrbcerkrünzen aufgebahrten Sarkophag des Geschie denen. Herr Pastor Scheibe legte seiner Standrcdc ein Wort des Apostels Paulus zu Grunde, jenes Wort vom treuen Haushälter und von Christi Diener, das in voller Wahrheit das Leben des Heimgegangenen kennzeichne. Er schilderte ihn als treuen, liebevollen Gatten, als er- sahrenen, unermüdlichen Mann im Beruf und öffentlichen Leben, der vorbildlich geschaffen und gewirkt, im Kreise seiner eigenen Thätigkett, im Kreise unserer Stadt und der kirchlichen Gemeinschaft, der er angehürte. Mit eminentem Wissen ausgerüstet, von tiefer Bildung erfüllt, habe der nunmehr Geschiedene mit der Schärfe feines Geistes in Schassens- und Arbeitsfreudigkett seine ganze Kraft zur Erfüllung seiner Aufgaben im eigenen Wirkungskreise, wie im Gesammtbuchhanbel überhaupt eingesetzt. Sichere, bahnbrechende, dauernde Erfolge waren ihm beschteben, und niemals werden die Spuren seines schöpferischen Wesens und anregenden, gemeinnützigen Wirkens ver gehen. Im Namen der Deutschen Gesellschaft zur Er forschung vaterländischer Sprache legte deren Vorsitzender, Herr Justizrath vr. Bttrwinkel, in dankbarer An erkennung der Verdienste seines langjährigen, hochver« dienten Vorstandes einen Lorbeerkran-i am Sarkophag nieder, worauf Herr Commerztenrath Nau Hardt dem Heimgegangenen den Dank des gesammten deutschen Buch- Handels nachrtef, im Namen des BörsenvereinS der deut schen Buchhändler ebenfalls den verdienten Lorbeer dem geschiedenen Eollegen widmend. Der Vorsitzende des ver» eins der Buchhändler zu Leipzig, Herr Henn. Credner, rühmte, indem er eine weitere Kranzspende zu den übrigen fügte, mit pietätvollen Worten den wissenschaftlichen Geist des entschlafenen College« und seine in solchem Geiste ge führten Arbeiten, die ein dancrndes Denkmal bilden. Mit dem Gesänge „Befiehl Du Deine Wege" des Theater-Ge sangvereins wurde die Traueiseier begonnen, mit dem Ge sänge „Es ist bestimmt in Gottes Rath" geschlossen. In der ersten Abtheilung des Friedhofes bettete man dann die irdische Hülle des Herrn vr. Kirchhoff znr ewigen Ruhe. Leipzig, 23. August. Die Dividenden der Mil iz l i e d e r von Gesellschaften mit beschränkter Haf tung sind nach einem jüngst ergangenen Urtheile des sächsischen Oberverwaltungsgerichtes Z i n s e n e i n k v m - m e n und von den Empfängern je an ihrem Woh n- orte zu versteuern. Der in Leipzig wohnhafte Kläger hatte sich darüber beschwert, daß die Dividenden, die er als Mitglied zweier Berliner Gesellschaften mit be schränkter Haftung bezogen hat, seinem steuerpflichtigen Einkommen aus Zinsen und bienten zugezählt worden sind, und behauptet, daß diese Einkünfte ans einem in Berlin betriebenen Gewerbe nach 8 3 des Reichsgcsetzes wegen Beseitigung der Doppelbesteuerung vom 13. Mai 1870 nur in Preußen, nicht in Sachsen, besteuert werden dürfen. Diese Befchwerde ist nach der Ansicht des Oberverwaltungs gerichtes nicht begründet. * Leipzig, 23. August. Einer Einladung folgend, wird demnächst der deutsche Oberst Schiel, der längere Zeit im Boerenheere mit Auszeichnung kämpfte, und der vor Kurzem vorübergehend in unserer Stadt weilte, hier einen Vortrag halten. — Ferner ist, wie wir erfahren, an die berühmten Boerenführer De Wct, Botha und Delarey eine Einladung ergangen, nach Leipzig zu kommen und im Kreise ihrer begeisterten Freunde einige Stunden zu verweilen. Es steht zu er warten, daß die Bverengencralc, wenn es nur irgend mög lich ist, dem Rufe Folge leisten werden. * Leipzig, 23. August. Die Nenovirung der herrlichen Orgel in der Thomaskirche durch die Firma Wilh. Sauer in Frankfurt a. O. ist in der Hauptsache mehr oder weniger vollendet, und es soll nun von derfelben Finna in der nächsten Zeit auch der vollständige Umbau der Orgel in der Nicolaikirche vorgcnommen werden. Dieses Werk mit seinen 83 Stimmen war bisher schon eins der bedeutendsten in Sachsen. Es dürfte, nach seiner Fertig stellung auf 95 Stimmen gebracht, wohl zu den größten Orgelwerken Deutschlands gehören. — Vorigen Donnerstag sind wieder 110 Kinder in das vom hiesigen Verein für Innere Mission ein gerichtete B e t h l e h e m st i f t zu Lansigk ausgenom men worden. Es ist immer ein trauriger Anblick, der sich bei der Abfahrt der Kinder darbictct, wenn man die bleichen Gesichter und schwachen Glieder sicht. Aber wie ganz anders sehen die Kinder auö, wenn sie vier Wochen lang in reiner Luft sich getummelt, stärkende Kost genossen und erquickende Bäder genommen haben. Möchte nur das Wetter günstiger werden, damit es den lieben Kleinen nicht an Sonnenschein mangele, der für die Kräftigung so wichtig ist. * Leipzig, 23. August. Der Verband deutscher Kriegs - Veteranen (Titz Leipzig), welcher über ganz Deutschland verbreitet ist rind dessen Hauptaufgabe darin besteht, für die hilfsbedürftigen ehemaligen Kricgs- theilnehmer zu sorgen, hat ans seiner in Duisburg abgchaltenen Generalversammlung beschlossen, an den Reichstag eine Petition einznreichen, daß in den ärztlichen Attesten, welche zur Ci-rcichnng der Beihilfe von 120 .//. erforderlich sind, für die Folge die Worte: „dauernd gänzlich erwerbsunfähig" fortfallen. Sodann soll eine Petition eingereicht werden dahingehend, daß nach dem Ableben von solchen Beihilfsempfängern der Wittwe des Verstorbenen noch einige Monate jene Beihilfe weiter gezahlt wird. Als Ort für die nächstjährige Generalver sammlung wurde Hamburg gewählt. Für das vom Tachsenvcrein in Metz in Nvncourt bei St. Privat ange kaufte Haus stiftete der Verband eine Anzahl von Gegen ständen aus seinem Museum von Kriegserinncrungen (in Leipzig). Die Aufnahme der Veteranen in Duisburg von Seiten der Behörden und der Bevölkerung war eine herz liche. Der Kaiser und der König Georg von Sachsen sandten, wie schon gemeldet, den Veteranen telegraphische Grüße. An den Berbandstag schloß sich ein Besuch der Düsseldorfer Ausstellung an. * Leipzig, 23. August. Unter dem Namen „Iahn- bund", Trcugenossenschaft dcntscher Turner, hat sich, mit dem Sitze in Leipzig, eine Vereinigung gebildet, die den Zweck verfolgt, die gesammte deutsche Turnerei unter das Zeichen der Jahn'schen Bolksthumslehre zu stellen, da bei aber alle parteipolitischen und religiösen Bestrebungen auszuschließcn. Der Iahnbund hält seine Sitzungen znr Zeit in Zill's Tunnel ab. — In Leipzig hat sich ein dritter Verein des „Blauen Kreuzes" und zwar in der Hauptsache für den Westen der Stadt gebildet. Er hält im Grundstück Könncritzstraße 93, Hof I., jeden Sonntag und Mittwoch Abend Zusammenkünfte ab, in denen er für seine Ziele, den Mißbrauch berauschender Getränke zu be kämpfen und für die Rettung der Opfer der Trnnksucht und des Wirthshauslebens zu wirke«, eintreten wird. t Leipzig, 23. August. iA r b e i t e r b e w c g u n g.) Die Arbeiter und Arbeiterinnen der Leipziger Baumwollspinnerei hielten am Freitage im Restaurant Wcißke, L.-Lindenau, eine Ver sammlung ab, in der der Vertrauensmann der Textil arbeiter, Herr Glanzmann, über den Zweck und Nutzen der Organisation und über die Nothwendigkcit der Ein führung der lOstündigcn Arbeitszeit referirte. Bisher ist die clfstündigc Arbeitszeit üblich gewesen. In der letzten Zeit haben hier verschiedene Fabrikvcrsammlungen statt gefunden, worin die Arbeiterschaft zum Anschluß an den Tertilarveiterverband veranlaßt worden ist. Nächsten Mittwoch soll nun im „Fclsenkeller" in L.-Plagwitz eine allgemeine Textilarbcitcrversammlung abgchaltcn und in derselben zur Verkürzung der Arbeitszeit Stellung ge nommen werden. Hierauf ist ein gemeinsames Vorgehen bei den Fabrikanten zu erwarten. So weit es möglich ist, soll versucht werden, die zehnstündige Arbeitszeit zur Ein- führung zu bringen. D Leipzig, 23. August. Vermißt wird seit dem 19. August aus der am Augustusplatze gelegenen elter lichen Wohnung der am 30. Juli 1887 in Abtnaundorf ge borene Arbeitsbursche PaulOttoHcssel. Der. selbe ist kränklich, und es wird befürchtet, daß er sich ein Leid angethan hat. Er ist etwa 1,65 Meter groß, von schmächtiger Gestalt, hat dunkelblondes Haar, längliches, blasses Gesicht, spitze Nase, Sommersprossen im Gesicht, und war unter Anderem bekleidet mit schwarzem Jacketanzug und schwarzem Filzhut. ff Leipzig, 23. August. Vergangene Nacht in der zwölften Stunde suchte sich ein am Brühl in Stellung be- ftndltches Dienstmädchen zu vergiften. ES trank Schwefelsäure, erreichte tndetz seinen Zweck nicht ganz, sondern wurde noch lebend nach dem Stadtkranken- hause gebracht. DaS unglückliche Mädchen dürste die That in einem Anfalle von Schwermuth begangen haben. — Vom Herzschlage tödtltch getroffen wurde gestern Abend in der zehnten Stunde in den Gärten am Wind, mühlenwege ein circa 00 Jahre alter Mann aus der Bayerischen Straße. Der Leichnam wurde behördlich auf gehoben und nach dem Pathologischen Institute gebracht. ff Einen Bruch des rechten Beines erlitt heute Morgen in der sechste« Stunde am Cisenbahnviaduet in L.^h'eusladt ein 32 Jahre alter Gcschirrführer eines Fuhrwertsbesitzerö aus Schönefeld. Dieser war von seinem scheu gewordenen Pferde gegen den Unterschenkel geschlagen worden. — Eine nicht unerhebliche Ver letzung amHalse erlitt gestern das 15jährige Dienst mädchen eines Flcischermeisters an der Plagwitzer Straße dadurch, daß ihm ein größerer Topf aus beträchtlicher Höhe auf den Kopf fiel. — Gestern Abend stieß in der Frankfurter Straße, unweit des Exmittirtenhauses, ein radelnder Vcrsicherungsinspectvr aus der Bismarckstraße mit einem in entgegengesetzter Richtung kommenden Motorwagen der elektrischen Straßenbahn zu- s a m in e n. Der Radfahrer, welcher hierbei von seinem Rade geschleudert wurde, erlitt einen eomplicirten Bruch des Unterschenkels. — Die genannten Personen wurden dem Stadtkrankcnhause zugeführt. —* In Haft kam eine schon bestrafte, 20 Jahre alte Schneiderin aus Liebschütz, die einem hier zugereisten Dienstmädchen ein Portemonnaie mit Inhalt e ntwendete , welches aber noch bei ihr vorgefundcn wurde. — Zur Rechenschaft gezogen wurde ein schon mehr fach bestrafter, 33 Jahre alter Marlthelfcr aus Oschatz, der in einem optischen Institute in der inneren Stadt in Stellung war und daselbst Waaren im Werthe von über 200 sich a n c i g n c t e. Dieselben konnten wieder zur Stelle geschafft werden. — Durch Diebstahl kam abhanden aus einem Gartenhause in Gohlis eine goldene Damen-Tavonette-Re- montoiru h r, Nummer 8156», nebst langer, goldener Halskette, im Gesammtwcrthe von 100 ./ü. —* In vergangener Nacht wurden von unbekannten Bnbeit von der Brustmauer des alten Friedhofes in Seller hausen zwei steinerne Pfeilerköpfc abgehoben nnd in den Friedhof geworfen. —* Ein G a r d i n e n b r a n d fand gestern Abend in einer Wohnung der Wiederitzscher Straße in Eutritzsch statt. Er wurde von den Hausbewohnern schnell gelöscht. —m. Leipzig, 22. August. Von dem verrufensten aller Raubthiere der neuen Welt, dem Jaguar, besitzt unser Zoologischer Garten gegenwärtig drei prachtvolle Exemplare, die eine besondere Zierde seines Naubthicr- hauses bilden. In der Größe annähernd den Tiger er reichend, steht der Jaguar an Ebenmaß dem Leoparden entschieden nach dagegen giebt er ihm an Schönheit des Balges nichts nach. Sein röthlich-brannes Fell mit un regelmäßig gestalteten, gelblich-rothen, schwarz umrande ten, in der Mitte punctirten Flecken und Ringen bedeckt, ist von einer wunderbaren Zeichnung. Bei den gestern hier geborenen zwei Jaguaren tritt diese Zeichnung bereits in deutlicher und schöner Markirung hervor. Es sind allerliebste Geschöpfe, die als die kleinsten der Großkatzcn im Raubthicrhausc zur Zeit die Aufmerk samkeit auf sich lenken. Man hat ihnen eine Hündin als Erzieherin beigegcben, da man von dem weiblichen Jaguar, obwohl dessen Mutterliebe eine sehr große ist, doch keine allzu peinliche Auffassung seiner Mutterpflichten erwartet. — Chemnitz, 22. August. Sicherem Vernehmen nach sind in der letzten Zeit Vereinbarungen dahin getroffen worden, daß es den technischen Hochschulen unbenommen bleiben soll, auch solche ihrer Studircnden, die auf Grund des Reifezeugnisses der hiesigen könig lichen Gewerbe-Akademie dort ausgenommen sind, zn den Diplom-Ingenieur- und Doctor-Jngenieur- prüfungcn zuzulassen. Zu den Diplomprüfungen an der Dresdener technischen Hochschule war die Zulassung auf Grund dieses Reifezeugnisses schon nach dem Statut vom lO. September 1901 möglich. (CH. Tgbl.) * Lichtenstein, 22. August. Der seit drei Jahren hier angestellte Bürgermeister Strecker ist auf Lebenszeit gewählt worden. * Ncicheubach, 22. August. Tic Petition des hiesigen Gewcrbevereins um Verbesserung der Nachtverbin- dnng von Leipzig nach dem Vogtland hat von allen angegangenen Corvorationen in Plauen, Netzschkau, Jocketa, Herlasgrün, Mylau, Reichenbach, Oberreichen bach, Neumark u. s. w. vollste Zustimmung gefunden und ist nun an die kgl. Gcneraldirection abgegangen. * Plauen i. B., 22. August. Von dem Wachsen unserer lebhaft pulsirenden Industriestadt, welche Ende Juli 81868 Einwohner zählte, gicbt das soeben in 19. Ausgabe er schienene Adreßbuch beredtes Zeugniß. Auch der bei gefügte Stadtplan ist bedeutend erweitert worden. — Plauen i. V., 22. August. Zu der Mittheilung, daß im Ortsthcile Haselbrunn der Bau eines nahezu vollendeten dreistöckigen Hauses auf behördliche Anordnung eingestellt werden mußte, wird dem „Vogtl. Anz." von bctheiligter Seite berichtet, daß als Ur sache des theilwciscn Einsturzes der Fensterwölbungen der heftige Regen in der Nacht zum Dienstag anzusehen sei; cs seien allerdings Wölbungsarbcitcn vorgcnommen worden, ehe der Dachstuhl aufgesetzt worden war. — Die v v g t l ü n d i sch e n Studenten- und Schüler herbergen erfreuten sich auch in den diesjährigen Sommcrfericn trotz des wenig günstigen Wetters zumeist eines guten Besuches. Auch die neuerdings erst begründeten Herbergen zu Elsterberg und Hirschberg a. S. haben eine größere Beachtung gefunden. Obenan steht wieder Bram bach mit 114 (95) Besuchern — die Ziffer in Klammern be zeichnet den vorjährigen Besuch —, dann folgen Klingen thal mit 92 (82), Elsterberg mit 48 (9), Rodewisch mit 41 (21), Krebcs mit 11 (8) und Hirschberg mit 9 (3) Besuchern. Es ist dies bisher der stärkste Besuch überhaupt gewesen, denn sämmtliche sechs Herbergen sind im Ganzen von 315 jugend lichen Wanderern ausgesucht und benutzt worden, gegen 218 im Vorjahre. Es ist nicht ausgeschlossen, daß in diesem Jahre noch weitere Schüler erwünschte Einkehr erhalten, da die vogtländischcn Schülcrherbergen auch während der Michaelisfcrien noch geöffnet bleiben. — Eibenstock, 22. August. Bon einem unerquicklichen Streite zwischen Mutter und Tochter wird von hier aus berichtet. Eine 73jührigc Frau beschuldigte un längst ihre verheirathete Tochter auf das Schwerste. Die Tochter stellte Strafantrag und das Schöffengericht Eiben stock erkannte auf 14 Tage Gcfängniß. Das Landgericht Zwickau hat jetzt dieses Urtheil bestätigt. — Bautze«, 22. August. Gestern Nachmittag wurde der Arbeiter «chiegert aus Steiermark wegen Bettelns durch einen Schutzmann verhaftet. Dabet stellte es sich heraus, daß derselbe vor 5 Monaten dem k. k. österreichi schen Infanterie-Regiment Nr. 94 in Turnau üeser- tirt und seitdem in Deutschland umhergewandert war. Er wird seinem Regiment zugeführt. * Zittau, 22. August. Die Verlängerung der Zittauer Ausstellung ist nunmehr sicher, doch ist ein endgiltigcr Beschluß über den genauen Zeitpunkt der Schließung der Ausstellung noch nicht gefaßt worden. Zunächst soll die Ausstellung bis zum 15. September ver längert werben. Man giebt sich der Hoffnung hin, baß der hohe Protector König Georg die Ausstellung noch bis Mitte September mit seinem Besuche beehren werbe. -7- Tie Stabt PulSnitz hat als E h r e n p r e i S für die Aus steller der Zittauer Ausstellung ein prachtvolles voll ständiges silbernes Besteck mit Serviettenring gestiftet. — Am Donnerstag begab sich der Hausbesitzer Schubert auö Oderwitz mit seiner Ehefrau nach Großschönau zur Beerdigung des Bruders der Frau Schubert. Als sich die Leidtragenden im Trauerhause um den Kaffeetisch ver sammelt hatten, sank Schubert auf seinem Sitze zur Seite und verschied. Ein Gehirn sch lag hatte dem Leben Les 66jährigen Mannes ein jähes Ziel gesetzt. — Großschönau, 22. August. Der bisherige Gemeinde vorstand Weichelt ist bis jetzt noch nicht nach Bautzen übergesührt worden. Derselbe befindet sich nunmehr zur Zeit in einem österreichischen Gefängnisse nahe der unga rischen Grenze, wahrscheinlich Chzranow, wohin er vor Kurzem von Leutschau ausgeliefert wurde. Vvu da aus hat derselbe, wie man hört, an den hiesigen Rechtsanwalt Klose ein Schreiben gerichtet, in welchem er ihn bittet, darüber Erörterungen anzustellen, aus welchen Gründen seine Auslieferung nach Bautzen noch nicht erfolgt ist. Dem Anschein nach wird bis znr Auslieferung immer noch eine längere Zeit vergehen. U. Pirna, 22. August. Ein kriegerisches Bild entfaltete sich heute in dem Gelände zwischen Döbra und Gott leuba, woselbst in den Vormittagsstunden das 2. Feld- artillerie-Regiment Nr. 28 em Scharfschießen ab hielt. Am 29. oder 30. d. Mts. manövriren in demselben Gelände die Dresdner Feldartillerie-Regimentcr. — An genehm berührt wurde die gestern Abend auf der Fahrt nach Konstantinopel hier durchgekommene Ab lös u n g s m a n n s ch a f t des deutschen Statiousschisscs „Loreley" durch die vom hiesigen Marine - Verein ihr bereitete herzliche Begrüßung. Das vom Bahnhof aus sichtbare Clublvcal des genannten Vereins prangte im Schmuck von Signalflaggen. — Dresden, 23. August. Der König hat das Prv- tectorat über die Königlich Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora" übernommen. — Tie Königin - Wittwe Carola hat dem Reichs- kanzler Grafen Bülow zur Erinnerung an ihren verewigten Gemahl ein kostbares Porzellantischchen mit bemalter Platte zusenden lassen. Der derzeitige Kanzler genoß das Vertrauen König Albert's in besonderem Maße und erhielt von dem Heimgegangenen Monarchen mehr fach Beweise der freundlichsten Gesinnung. — Der zur Zeit in Irland weilende königlich großbritannische Minister-Resident Viscount Gough, sowie das hie sige englische Consulat ließen Kränze am Sarge des ver storbenen Kriegsministers niederlegen. — Der Königlich Sächsische MilitärvercinSbünd widmet dem verstorbenen Kriegs- und Staats minister General der Infanterie Edler von der Planitz folgenden Nachruf: „Der König!. Sächsische Militärvereinsbund hatte die Ehre, den Entschlafenen seit 1894 alö Ehrenmitglied des Bundes führen zu dürfen; er wird durch den Verlust auf das Schmerzlichste betroffen. Viele unserer Kameraden haben unter der Führung Sr. Erccllcnz dem Feinde gegenübergestanden, eine noch größere Zahl ist in Friedenszeiten seinem Commando ge folgt. Allen war er ein leutseliger, humaner und gütiger Vorgesetzter, dem Bunde aber war der Entschlafene ein warmer Freund und Gönner. Darum trauern wir in wahrhaftem Schmerze am Grabe Tr. Dccellenz des Herrn Ministers und rufen ihm unseren innigsten Dank für sein wohlwollendes Interesse und für die warmherzige Förde rung unserer Bestrebungen in die Ewigkeit nach. Das Andenken an den Heimgegangenen wirb in uns nie er löschen." — Zu der Meldung aus Berlin bezüglich deS Dresdner Gastspiels der Sarah Bern hardt wird den „Dr. N." von zuständiger Seite mtt- gctbcilt, daß zwar Verhandlungen darüber im Gange sind, von einem Abschluß aber bis jetzt noch nicht -le Rede sein kann. — Dem Ober-Postsekretär Schönchen in Meißen ist bei seinem Scheiden aus dem Dienst der Cha rakter als RechnungSrath verliehen wordeck Letzt« Nach richten. * Homburg v.-. Höhe, 23. August. (Telegramm.) Der Kaiser empfing gestern Nachmittag den Ober bürgermeister v. Marx, den Curdirector Freiherrn von Maltzahn und Baurath Jacobi. Später unter nahmen die Majestäten einen AuSflug nach Dreinrühl- born. Zur Abcndtafel waren geladen Oberbürgermeister v. Marx, Curdirector Freiherr v. Maltzahn und Graf Arnim-Muskau mit Gemahlinnen. Heute Vornnttag unternahm der Kaiser einen AuSflug und hatte sodann im Curpark eine Besprechung mit dem Oberbürgermeister, dem Curdirector, dem Bildhauer Gerth und dem Baurath Jacobi wegen des Platzes des von ihm gestifteten Denkmale 8. Später hörte der Kaiser den V 0 rtra g des Generals Graf v. Hülsen«Hüseler. * Frankfurt a. O., 23. August. (Telegramm.) Gegenüber der in auswärtigen Blättern verbreiteten Meldung, der Rittergutsbesitzer Schulz - Rosen garten bei Frankfurt a. O. beabsichtige seine im Wreschcner Kreise gelegenen Güter Kolaszkowo und Wszemborz der polnischen Parzellirungs- bank zu verkaufen, ist die „Frankfurter Oder-Zeitung" zu der Erklärung ermächtigt, daß diese Nachricht in dieser Form vollständig erfunden ist. Schulz beabsich tigt zwar, die genannten Güter zu verkaufen, doch setzte er als erste Bedingung fest, daß sie nur in die Hände von evangelischen deutschen Käufern über gehen dürfen. * Kulmbach, 23. August. (Telegramm.) BiS 12 Uhr wurden gezählt für Faber (natl.) 7948, für Zöllner (Lcntr.) 3965 Stimmen. * Forchheim, 23. August. (Telegram m.) Bei der hiesigen N e i ch S t a g ssti ch w ah l wurden heute Vor mittag llft/2 Uhr gezählt: Für Faber (natl.) 6633 und für Zöllner (Centr.) 3211 Stimmen. * Mailand, 23. August. (Telegramm.) Heute früh 4 Uhr ist in der Avenue Btgenttna heftiges Feuer auSgebrochen, das sich auf mehrere Gebäude auSdehnte und eine große Panik her- vorrief. Der Löschmannschaft gelang cS, die Bewohner der vom Feuer ergriffenen Häuser zu reiten. Ein Ge- bäude wurde durch den Brand, der um 8 Uhr noch fort- bauerte, zerstört. Verantwortlicher Redakteur vr. Hrrm. Küchling in Leipzig, für d«n musikaltschrn Thetl Adolf Rnthardt in L «ip - ig.
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