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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020823024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902082302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902082302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-08
- Tag 1902-08-23
-
Monat
1902-08
-
Jahr
1902
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5837 die Grundzüge dieser Verhandlungen festzusiellen, durch welche hauptsächlich die bindende Auslegung des Vertrages von 1893 erzielt werden soll. Die siamesische Gesandtschaft demcntirl die Meldung des „Temps", daß die eingeborenen Rebellen den siamesischen Truppen an der birmanischen Grenze eine Schlappe beigebracht hätten. Den siamesische» Truppen sei cs vielmehr gelungen, die Ordnung im Gebiete von Muang- Pray wieder herzustellen. * Nantes, 2L. August. Major de la Laubie vom Generalstab des XI. Armeecorpö reichte ein Entlassungs gesuch ein mit der Begründung, daß er an dem gegen den Oberst St. Römy und den Major Leroy-Ladurie eingeleiteten Verfahren nicht theilnehmen wolle. Tchweiz. Professor Petter. * Dem „Berliner Tageblatt" zufolge ist eine Broschüre teS Berner Professors Vetter, „Die Schweiz eine deutsche Provinz? Meine Nürnberger Rede und ihre Folgen", erschienen. Dieselbe ist Theodor Mommsen gewidmet. Großbritannien. Ter Schah; Befinden der Königin; TentschcS Schulschiff. * London, 22. August. Der Schah von Persien und Lord Roberts wohnten heute einer Parade über die Ar- lillerie in Woolwich bei. In Parade standen 1200 Mann mit 108 Kanonen. Der Schah nahm alsdann an einem Frühstück der Ofsiciere Theil und besichtigte später das Arsenal. * London, 23. August. (Telegram m.) „Daily News" melden, daß der Gesundheitszustand der Königin gegenwärtig zu wünschen übrig lasse. Ihre Nerven seien durch die letzten aufregenden Ereignisse angegriffen; man hoffe aber, daß die Kreuzfahrt der Königin ihre frühere Gesundheit wiedergeben werde. * Dover, 23. August. (Telegramm.) Gestern Abend sand an Bord deS deutschen Schulschiffes „Stein" eine vom Eapitän und den Ossicieren deS Schiffes zu Ehren der Stadt Dover auf dem festlich geschmückten Oberdeck veranstaltete Abendunterballung statt, an der zahlreiche Gäste aus Dover iheilnahmen, unter denen sich auch viele englische Ofsiciere be fanden. Der Vicepräsident deS Hafenamtes, William Erundall, iheilte hierbei dem Eommandanten deS Schulschiffes „Stein" mit, daß binnen Kurzem zu Angeboten für den Ausbau des Handelshafens einschließlich der Errichtung weiterer Ankerplätze für Oceandampfer aufzesordert werden würde. Der Kostenaufwand für die Bauten würde 300000 Pfund sterling betragen. Afrika. liebet fall französischer Soldaten; Nach dem Kriege. * Paris, 22. August. Wie die Blätter melden, sind in Ain-Sefra in Süd-Algerien 4 Soldaten der Fremden legion, die vor 14 Tagen auö dem Lager bei Figiz deser- lirlen, von Marokkanern getödtet worden. Die Leichen wurden in einen Brunnen geworfen. * Kapstadt, 22. August. (Reuter.) Zn der gesetzgebenden Versammlung erklärte der Premierminister Sprigg, er glaube, daß das Kriegsrecht in einer Woche aufgehoben werde. Colonial-Nachrichten. Kiantschau. Tie „T. Evl.-Ztg." berichtet: Trotz der chinesischen Wirren sind die wirthschafttichen Verhält nisse dieses Schutzgebietes offenbar im Aufschwung be griffen. Die einheimische Bevölkerung, sowie die der Nachbargebiete hat nach den Kriegsunruhen zur deutschen Verwaltung immer festeres Vertrauen gefaßt, welches sich besonders darin zeigt, daß chinesische Kaufleute und Handwerker sich in dem deutschen Gebiet zahlreich an siedeln und Grundbesitz erwerben. Mittelbar tragen zu diesen günstigen Verhältnissen auch die Missionen durch ihre eutturellen Einwirkungen auf die einheimische Be völkerung bei: manche Vvrurtheile der Chinesen sind durch freundliche Aufklärung und Belehrung der Missionare zerstreut worden, so sträubten sich z. B. die Chinesen früher gegen den Bahnbau, in Schamv kam es deshalb sogar zu einem blutigen Zusammenstoß mit den Regierungstruvpen, — jetzt dagegen freuen sie sich des beguemen Verkehrsmittels; manche Härten, wie sie bei der militärischen Besetzung und wirthschaftlichen Erschließung sremdcn Gebietes sich nicht vermeiden lassen, sind durch die ruhige, unaufdringliche Thätigkeit der Missionare ge mildert worden. Diese ihre segensreiche Wirksamkeit hat von der Negierung darin ihre Anerkennung gefunden, daß sämmtlichen hier arbeitenden deutschen Missions gesellschaften umfangreiche Landcvmplexe unter der Be dingung, Kirchen, Schulen und Hospitäler für die Chinesen zu errichten, frei von allen Abgaben überwiesen wurden. — Vier MissivnSgesellschaften haben in diesem Gebiet ihre Wirksamkeit eröffnet: Tie Gesellschaft zur Beförderung der evangelischen Mission iBerlin I), der Evangelisch - protestantische Missionsvercin, ferner die Katholische Mission in Tsingtau, welche zur Zeit zwei Priester und drei Laienbrüder zählt, und die Missions gesellschaft der amerikanischen Presbyterianer, welche liier durch einen Missionar vertreten ist. Militär und Marine. * Der Dlrcctor der Kriegsakademie, Generalleutnant Georg Frhr. von Rechen berg, der in Genehmigung seines Abschieds- aeniches mit Pension zur Disposition gestellt worden ist, steht im 57. Lebensjahre und gehört der Armee seit 1867 als Osficier an. Er stand anfänglich im ankallischen Jnfanteric-Reginient, machte in diesem den Krieg von 1870/71 mit Auszeichnung mit und kam 1874 in das 2. Garde-Regiment z. F. Von 1877 an gehörte er mit einer einjährigen Unterbrechung, während der er Compagnie-Ches im 72. Infanterie-Regiment war, dem Generalslab an. Er rückte in diesem vom .Hauptmann bis zum Generalmajor auf und war zuletzt Abtheiluiigs- Chcs im Großen Generalstab. Am 1. April 1898 erhielt er das Commando der 21. Jnsanterie-Brigade in Schweidnitz; im Mai 1900 zum Generalleutnant befördert und zum Obcrquactiermcister ernannt, erhielt er schon im folgenden Monat eine anderweitige Verwendung, indem er an Stelle ckes verstorbenen Generals v. Billaume Director der Kriegsakademie wurde, an der er früher Jahre lang als Lehrer gewirkt hatte. Im Kaijermanöver von 1900 befehligte er die 42. Jnfantcrie-Division, die zur Verstärkung der „rochen" Armee ans der Eisenbahnbrigade und der combinirlen ,.90. Infanterie-Brigade" gebildet war. * Generalleutnant z. D. v. Heydebreck, der am 8. v. M. in Berlin ain Reichstagsgebäude von einer Droschke überfahren wurde und einen Knöchelbruch und einen Bruch des linken Schulter blattes erlitt, ist jo weit geheilt, daß er Las Krankenhaus verlassen konnte. * In Beziehung auf das Verhalten der Schiffe bei Be gegnungen mit dem Kaiser auf See ist besohlen worden, daß solche Schisse und Schiffsverbände über die Aufgabe, in der sie be griffen sind, sogleich Lurch Signal Meldung zu machen haben. Der Kaiser wird, wenn eine Hebung nicht unterbrochen werden soll, Vas Ceremoniell also aussällt, bei Tage die Flagge V deS inter« nationalen Signalbuches unter die Kaiserstandart» setzen, bei Nacht drei hintereinander zu feuernde weiße Doppelsterne abgeben lassen. Kunst un) Wissenschaft. Musik. Re««S Theater. Leipzig, 2S. August. Adams „Posttiion von Lviij ii mea » " hat sich in Deutschland Heimathsrecht er würben; seine gefällige Musik und lustige Handlung ver bürgen immer nvch einen unterhaltsamen Theaterabend, öfern nur sveist die Hauptdarsteller mit ihren Aufgaben etwas Neckstes anzufangen wissen. Hnsvrrderheit ist die Titelpartie sehr dankbar, und deshalb »ft genug eiste Paradervlle gastirender Tenöre gewesen, man denke z. B. an Theodor Wachtel, -er nur den Poslillvst zu singen brauchte, nm seine Verehrer, in lauteste Begeisterung zu versetzen, der mit dieser Nolle seinen Nuf begründet und Jahre hindurch aufrecht erhalten hat. Zahllose Andere haben ihm die Partie nachgesungen, bald mir ähnlichem Erfolge lso Heinrich Bötels, bald mit geringerer Wirkung, je nachdem nun eben das Metall ihrer Kehle beschaffen war. Wir haben Herrn Traun, unseren neuen lyrischen Tenor, der gestern den Ehapelou sang, in letzter Zeit öfters tadeln müssen, und es interessirte uns daher nicht wenig, ihn wieder einmal in dieser Nolle, in der er uns früher gut gefallen hatte, zu hören. Es darf cvnstatirt werden, daß sein Postillon gestern wiederum einen vorwiegend günstigen Eindruck machte. Tic Partie liegt Herrn Traun besser, als viele andere, die Mängel seiner Mittcllage und Tiefe werden hier nur selten bemerklich, wogegen er die hohen Stellen, die eigentlichen Glanzpunctc, nicht übel zur Geltung bringt. Ueberhaupt war des Sängers Tongebung gestern eine weit sorgfältigere, als manches frühere Mal, eine Intonation fast immer rein, mich sein Gesang meistens leichtflüssig genug, sowie, von wenigen Ausnahmen ab gesehen, sicher und geschmackvoll. Gleichfalls rühmenswerth brachte Herr Traun Abt'S bekanntes Lied „Gute Nacht, Tn mein herziges Kind" zu Gehör, eine Einlage, die seil Wachtel s Zeiten so üblich geworden ist, daß man beinahe nicht mehr daran denkt, wie wenig die Sentimentalität dieses Liedes in das Milieu der Oper passen will. Lob ver diente auch Herrn Traun's Darstellung, die im ersten Acte das Ungezwungene und Natürliche des Dorfsolmes richtig betonte, und in den folgenden Acten die Allüren eines ver wöhnten, von der Damenwelt verhätschelten Sängers nicht vergaß. Am Dialog bctheiligte Herr Traun sich ebenfalls aufmerksam und lebendig. Als Madeleine bietet Fräulein Petrini sehr viel Treffliches. Ten Gegensatz zwischen Stadt und Land, den Unterschied zwischen Frau von Latour und der Postillonsgattin weiß sie besser zn kennzeichnen, als manche andere Vertreterin der Partie. Dabei war ihre gesangliche Leistung in fast allen Stücken — und nicht zum Wenigsten in den als Einlage gesungenen Variationen von Proch — wohlgelungen und sauber abgcschlisfen. Als Bijou weckte Herr Kunze viel Heiterkeit. Der Künstler liebt cs, mit energischen Strichen zn zeichnen und seinen Charakterbildern kräftige Lichter anszusctzen. Das ist zwar nicht überall gleich gut gethan, dem Bijou aber steht es nicht übel, und so konnte man sich an diesem komischen Kauz höchlich ergötzen, mochte er nun die Grundgewalt seines Basses dröhnend beweisen (wozu Herr Kunze Sic stimmlichen Mittel in vollem Maße besitzt) oder die Ge wohnheiten seines Herrn imitiren oder endlich sich in hoch- nothpeinliche Angst um seinen Hals versetzt fühlen. Gerade das Terzett „Gehenkt — gehenkt", an dem sich neben St. Phar und Aleindor auch Herk Fricke als Bourdon wacker bctheiligte, haben wir kaum jemals so drastisch tdabei aber doch ohne Verletzung der Grenzen des Er laubten» singen hören, wie gestern. Den Marquis de Eorcy rückte Herr M arion in feinkomischc Beleuchtung; namentlich seine Handhabung des Tactstockes bei der Musik probe im zweiten Acte wirkte sehr belustigend. Herrn Eavellmeister Porst's umsichtige Leitung wußte für Uebereinstimmung zwischen Bühne und Orchester bestens Sorge zu tragen. F. W i l f f e r o d t. 8 Richard Wagner-Festspiele in München. Die Be setzung der dritten Aufführung von „Die Meister singer von Nürnberg" ain Montag, den 25. August wird die folgende sein: Hans Sachs — Theodor B ertr a m ; Walther von Stolzing — Heinrich K nvte ; Pvgner - Ernst Wachter; Kvthner — F. Bro de rs en ; Beckmesser — Josef Geis; David — Albert Neiß; Eva — Ella Tordek und Magdalena — Gisela L t a u d i g l. T! Zur Geschichte der Militörmusik. So lange Menschen organisirten Krieg mit Berufsiruppen gegen einander führen, Haven sie militärische Musik besessen. Sogar die Naturvölker feuern den Mulh der Streiter durch gellende und lärmende Töne an. Das elastische Alterthum schon kannte die militärische Musik. Die Sage weiß zn erzählen, daß die schwelgerischen Syvaritcn ihre edlen Rosse so gedrillt hatten, daß sie nach dem Tacte bestimmter Melodien tänzelten. Tas wurde ihr Verderb, denn der Feind kam hinter die Melodie, ließ sie einst in einem kritischen Augenblick anstimmen und brachte dadurch Ver wirrung und Furcht in dlb Reihen der Gegner. Bei den kunst sinnigen alten Griechen galt der sog. „Pyrrhische Tanz", dessen Geheimnis; in tactischen Bewegungen und Evolutionen bestand, als die Seele aller Tisciplin und aller Kriegskunst, und bei den Spartanern soll einst der Oiesang des Castor das Angriffssignal gegeben haben. Bei den Römern der späteren Zeit tönte znm Ausbruch aus dem Lager das Horn der Legionen. Bei Trom petenschall sammelten sich die Truppen, den Rückzug deckte wiederum das Horn, während Horn und Trompete zusammen das Zeichen zur Schlacht gaben. Je mehr die Zeit fortschritt und die Truppen organisirt wurden, desto mehr vervollkommnete sich die Militärmusik. Trompetenstöße und -Signale aller Art kannte das Mittelalter. Die eigentliche Zeit der Militärmusik datirt aber erst von den Mcdicäern am Ende des Mittelalters. Macchiavelli spricht von den Tambourincn, Pfeifen und Zinken der italienischen Truppen. Tas berühmte Champagne-Regi ment des Prinzen von Conde hatte 1047 24 Geiger, unter deren Spiel Verschanzungen gestürmt und Dörfer genommen wurden. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts bestand die ganze Militärmusik der Franzosen aus von anderen Völkern ent lehnten Instrumenten. Die besten Instrumente und flottesten Märsche sollen schon damals deutsche Truppen gehabt haben. Roustcau schreibt 1770, in ganz Frankreich befinde sich keine einzige Trompete, die einen richtigen Ton gebe. Im sieben jährigen Kriege hatten deutsche Bauern als „geborene Musi kanten" sich über die französische Militärmusik und deren ver stimmte Instrumente lustig gemacht. Als Napoleon Bonaparte Consul geworden war, schaffte er die Musik bei der Reiterei aus Sparsamkeitsrücksichtcn ab; ihre Wiedereinführung erfolgte 1827 unter der Restauration durch den.Kriegsminister Tornerre. Welch' hohen Grad der Ausbildung in der Neuzeit die Militär musik bei den europäischen Truppen erfahren hat, bedarf keiner Betonung. Sie ist im Krieg wie im Frieden eine anerkannte Nothwendigkeit geworden. Vermischtes. ---- Esse», 23. August. (Telegramm.) Das „Berl. Tagebl." schreibt: Auf der Zecke Shamrock löste sich ein Sprengschuß zu früh. Ein Betriebsführer murde in Stücke zerrissen, andere Arbeiter wurden schwer verletzt. --- Wien, 23. August (Telegramm.) Unweit Bozeu ist der seit März vermißte Augenarzt Loeschmann- Allen stein als Leiche gefunden worden. (Boss. Zig.) — Lenau Miklos! Die Gedenktafel an Lenau'S Ge- burtshaus zu Czatad trug bisher die Aufschrift: „In diesem Hause wurde Nikolaus Lenau geboren." Jetzt ist eine zweite Inschrift zu lesen: „Lren fturdan scületott Tenau Burlos." Die ungarische Inschrift befindet sich nicht etwa unter der deutschen, sondern ist der deutschen voran gestellt. Lenau Mikloö! Also der deutsche Dichter Lenau, der der ungarischen Sprache nicht m ä chtig war, der keinen Vers in ungarischer Sprache geschrieben hat, wird nach seinem Tvdc in agyarisi r t. Armer Lenau! »Münchner Allg. Zig.» — Paris, 20. August. WaS einem ZeitungK- blatt passircn kann. Der französische Militär arzt I)r. Barvt ist nach einem längeren dienstliche» Aufenthalt an der Elfenbeinküste nach Paris znrückgekehrt rmd hat hier der Nedaction des „Matin" vvn dem drolligen Lchicksal einer Nummer dieses Blattes berichtet. Barvt gehörte im Frühlinge de» vorigen Jahres einer militärischen Mission an, die, von dem General Evmbes geführt, das Negerdorf Sungban einnahm. In der Fetischhütte daselbst entdeckte er, zwischen zwei grinsenden Schädeln an der Decke anfgehängt, ein viereckiges, ver räuchertes, gelbbraunes Etwas, das er bei näherem Zu sehen als eine regelrecht zusammengefaltcte Nummer des „Matin" vom 13. Juni 1894 erkannte. Wie die gefangen genommenen Neger bestätigten, war das papiernc recht eckige Ting von den Dorfbewohnern jahrelang als Fetisch verehrt wurden. ES rührte, wie sich mit leidlicher Wahrscheinlichkeit fcststellen ließ, aus der Beute her, die Ende 1894 die Neger des Dorfes gemacht hatten, als sie den damaligen Hauptmann Marchand, den späteren „Helden von Faschoda", und seine Schützen überfielen. So hätten also die Bewohner von Sungban fast sieben Jahre lang eine Zeitungsnnmmer mit göttlichen Ehren bedacht! Der „Matin" ist begreiflicher Weise ganz stolz darauf. Er bedauert, daß er den Negern von Sungban nicht für das Znrschaustcllen des Blattes eine seiner „Ueberraschungcn" stiften kann, mit denen er bekanntlich eit Wochen die bedenkt, die mit einem seiner Exemplare von seinen Ncdacteuren auf der Straße, in den Kaffee häusern, aus den Omnibusimperialen n. s. w. ««getroffen werben. (Die Geschichte kommt uns etwas „geräuchert" vor; ganz Aehnliches wurde vor etwa sechs Jahren von einer deutschen Zeitung erzählt. D. Red. d. Lpz. Tgbl.) --- Rochefort, 22. August. Als heute Vormittag der Dampfer „Duple ix" zu Hebungen abdampfen wollte, kam ein Kessel zu Schaden. Sechs Mann erlitten hierdurch Brandwunden; zwei von ihnen erhebliche. — Brüssel, 21. August. Im Hofe des Gemeindehauses von Schaerbcek fanden Versuche mit einer Flngma- s ck> i n e statt. Es war eine Reise nach Mecheln beabsichtigt, wobei der Bürgermeister auf seinem Kraftwagen dem Luft schiff folgen sollte. Dieses ist nach dem „Soir" ziemlich ver wickelt, besteht aber im Wesentlichen ans einem Motor znr Bewegung von Schrauben, einem Steuer und einer Gondel. Die Schrauben sollen sich von unten nach oben durch die Lust winden und so den Aufstieg bewirken. Das Unternehmen scheiterte; trotz aller Bemühungen rührte sich die neue Flngmaschine nicht von der Stelle. (Köln. Ztg.) --- Bukarest, 23. August. (Telegramm.) Die Qua rantäne für die Herkünste auö Odessa ist aufgehoben und durch eine einfache ärztliche Untersuchung ersetzt worden. -----New Kork, 23. August. (Telegramm.) Der Dampfer „Dahome" ist von Port Castris hier eingetroffen und be richtet, daß am Donnerstag ein neuer heftiger Aus bruch des Monte Pele stattgefunden hat. Der Dampfer mußte seinen CurS ändern, um dem Aschenregen zu ent rinnen, der in großen Mengen auf das Deck siel. E. ü. Ein sonderbarer Proceß. Aus New ?)ork wird unter dem 7. August berichtet: Einer der merk würdigsten Processe, welche je hier anhängig gemacht wurden — und dies will viel sagen, da hier mitunter recht sonderbare Processe zur Verhandlung gelangen —, dürfte demnächst die Aufmerksamkeit des Sapreme Court in An spruch nehmen. Der 16 Jahre alte Schüler Albert Polak macht für sein eigenes Mißverhalten seinen Lehrer Wein gart verantwortlich nnd verlangt Schadenersatz. Polak's Eltern wohnen in Holland und sein hier lebender Onkel sorgt für ihn. Dieser habe ihn — so heißt es in der Klage schrift — der Obhut Weingart's übergeben, welcher es übernommen habe, für das moralische und körperliche Wohl des Jünglings zu sorgen. Dafür sei er bezahlt worden. Anstatt aber für den Jungen zu sorgen, habe der Lehrer cs zugelassen, daß dieser in schlechte Gesellschaft geriet!;, wodurch er geistig, moralisch und körperlich Schaden erlitten habe. Und dieser Schaden kann nur gut gemacht werden, wenn der Lehrer seinem Schüler eine vom Gerichtshöfe fcstzusetzende Geldsumme zahlt! Der Junge kanns in Amerika noch weit bringen! Der Vinstur; der Naifmühle i» Meran. lieber die entsetzliche Katastrophe wird der „N. Fr. Presse" noch aus Meran, 21. August, berichtet: Un erwartet und keinerlei Vorbereitungen zulassend, er folgten gestern, Nachmittags, in Folge eines fast zwei Stunden andauernden heftigen Gewitterregens über dem Iffinger Gebirgsslvck z w e i N a i f a u s b r ü ch e bei St. Valentin, deren zweiter verhängnißvvll wurde und Men schenleben forderte. Tic Naif, von den Porphyrwänden des Iffinger kommend und eine halbe Stunde nordöstlich vvn Meran am Fuße des Haflinger Berges zur Etsch ab fließend, in die sie oberhalb Burgstall mündet, ist vor mehreren Jahren, ans Initiative des Kaisers, im Naifthale verbaut und von St. Valentin abwärts auf Kosten des Staates, des Landes und der Interessenten regulirt worden. Plan glaubte sich gegen die gefürchteten Sius- brüche dieses Wildbachcs nunmehr gefeit. Jahre hindurch war die Naif wohl ein- oder das andere Mal herabge- kommen, ohne jedoch beträchtlichen Schaden anzurichten. Nnr die Ausräumung des Bachbettes verursachte große Kosten. Seit Menschengcdenken hat kein so heftiger Ausbruch des Naifbackes stattgefunden, wie gestern. An sich hat die Naif sehr wenig Wasser und zeigt sich, außer bei Regen güssen, als ein selbst von Kindern leicht zn durchwatendes Büchlein. Oiegen ^2 Uhr Nachmittags war die Naif das erste Mal mit Schutt nnd Steinen schadenlos herabgesaust, nnd Niemand erinnert sich, daß je ein zweiter Ausbruch folgte. Da wälzte sich Wasser und Schlamm, plötzlich haus hoch daherkommend, alles Brückenmaterial des Naifthalcs mit sich bringend und etwa 30 Cnbikmetcr große Steine wie Ballen werfend, thalab, riß die Nametzbrücke mit, warf die St. Valentin-Brücke haushoch empor und stürzte über die 6 Meter hohe Schutzmaucr links gegen St. Valentin ab. Die wenige Meter vom User entfernt stehende Pension „N aifm ü h l e", ein zweistöckiges Haus im Sckweizerstil, Herrn v. Deuster, dem Besitzer von Trantmannsdorf ge hörig, stürzte beim Anprall der Wasser massen wie ein Kartenhaus zusammen. Der Arzt Ur. Jnnerhvfer hatte in dieser Pension eben nvch einen Patienten, Or. Schoen aus Leipzig, den Sohn des Leipziger Universitäts-Professors und be- rühmten Augenarztes, besucht. Dann hatte er, am Ufer stehend, die Wogen besehen, als plötzlich das Unglück hereinbrach. Or. Schoen und seine Mutter, die aus wenige Tage bei ihm zu Besuch weilte, sowie die Dienerin hatten den zweiten Stock bewohnt, vr. Jnnerhvfer konnte sich nvch schleunigst retten, während eine Gärtnerin, die auf einen Baum gestiegen war und mit diesem von den Fluthen fortgerissen wurde, und eine Wittwe Vehlendorf in den Wellen den Tod fanden. Da sah I>r. Inner- Hofer aus den obersten Trümmern vr. Schoen sich lleraiisarbeiten. Schlammwcllen schlugen hin und wieder über ihn. Nach ungefähr 20 Minuten waren die Fluthen abgelaufen, und durch den meterhohen Morast eilten einige Menschen aus St. Valentin zu den Trümmern des Sauies. In der Nähe des vr. Schoen, der mit leichteren Wunden geborgen wurde, war die Dienerin in die Trümmer cin- gezwängt nnd ü i c l t aus dem Lchovße die Le icke 0 e r F ran L ch v e 11. Dieser war der Kopf zergnetscht und die Brust anfgerissen worden. Der Dienerin war nichts geschehen. Drei Touristen sotten von St. Valentin nach Nametz ge gangen sein, um das Toben der Elemente zn beobachten. Falls sic sich auf diesem Wege befanden, sind sic verloren. Wäre die Naismühlc nicht gewesen, die das Opfer des An pralles der Wassermassen wurde, die Trautmannsdvrfer Niederung wäre heute meterhoch mit Steinen und Schlamm bedeckt. Sv blieben die großen Steine nuf der Unglücks statte liegen; der Schlamm wälzte sich über den (Karten der St. Valentiner Restauration bis zum Kirchlein hinab, Obst bäume mit sich reißend und Alles etwa einen Nieter hoch zndeckend. Alle, welche St. Valentin besucht haben und kennen, werden mit Bedauern die Verwüstung des gerne besuchten Neslaurativns-Gartens vernehmen. Die Sturmglocken hatten ringsum geläutet, die Meraner Feuerwehr rückte aus, und nach mehrstündiger Arbeit gelang es, zn den Valentinern eine Nvthbrücke zn schlagen. Die Naif war rasch wieder gesunken, führte aber noch immer Steine, die einen furchtbaren Lärm vernr- fachten, mit sich. Eine große Menschenmenge hatte sich an gesammelt. Die Schotterfabrik in Trautmannsdorf ist ein- gemuhrt. Die Fractivn Hagen wurde arg mitgenommen. In Sinich, drei Viertelstunden unterhalb des Curvrtes bei den Steinbrüchen, und bei Burgstall trat die Naif in weiten Flüchen aus. Der Cnrort Meran wurde durch den Naifausbruch nicht berührt, nnd dürfte das rechte Ufer des Naifbaches über haupt gegen jede Uebcrschwemmung gefeit sein. Auch die Negenflnthen richteten, bis auf die Ueberschwemmung einiger Keller und tiesgelegener Räume, keinen Schaden an. (N. Fr. Pr.) Sport. s. Für das Große Leipziger Jagd-Nennen, das mit 6000 dotirt ist und am 28. September gelaufen wird, sind fol gende Unterschriften abgegeben worden: Hrn. H. Andersen'» „Golden DayS II", a., Lt. v. Arnim's (18. Ul.) „Ornement", 5j , Hrn. Balduin's „Pandur", 4j., Hrn. Th. Brenning's „Affe", 5j., Hrn. v. Dyhcrrn's „Aqua Rosa", 6j., Major v. Fuchs-Nordhoss's „Raba. gas", a., Hrn. v. Grundherr's „Spado", a., Hrn. G. A. Haase's „Sangrado", a„ Oberst v. Heyden-Linden's „Eiger", a., Hrn. A. Höpher'S „Pascha", 5j., Capt. Hope's „Raise", 5j., Capt. Joö's „Uap", 4j., Desjelb. „Alan", 4j., Hrn. G. Krieg's „Simbach", 6j., Tesselb. „Betty Badge", 4j., Hrn. F. Lampe's „Einheit", 6j., Lt. v. Löbbecke's „Roll", a., Hrn. H. Lücke's „Narciß", 6j„ Desselb. „Pilger", 5j., Hrn. R. Lücke's „Bernstein", 5j„ Lt. Frhrn. v. Nei- mann's „Crabe", a„ Tesselb. „Mein Junge", a.. Tesselb. „Hor tensia Bleu", 6j., Desselb. „Carlito", 5j., Hrn. C. Peter's „High- lander III", 6j., Mr. H. M. Ripley's „Marceline", 6j., Hrn. H. Strube's „Fragile", 5j., Hrn. Otto Snermondt's „Rautendelein", 6j., Desselb. „Barsleur", 5j., Lt. Suffert's „Arkwright", 0. Morgen beginnt daS große internationale Meeting zu Baden-Baden, das mit seinen sportlichen und gesellschaftlichen Ereignissen die ganze nächste Woche aussüllen wird. Jeder Tag bringt cin großes Evenement, um das sich die kleineren Ent scheidungen gruppiren; so steht morgen als solches das Fürsten bergmemorial aus dem Programm, das mit einem Ehren preis und 58000 dotirt ist und über die Distanz von 2400 m führt. Das Rennen, welches nur den Vertretern des Derbyjahr ganges offen ist, wird wohl quantitativ, kaum aber qualitativ der Dotation entsprechend bestritten werden. Von der ersten Elasse, wie „Hamilkar", „Saperloler", „Goldoni" und „Eccola" wird sich kein Landidat im Rennen befinden, dagegen reprüsentirea „Letzter Mohikaner", „Man hattan", „CdrysopraS", „Heliodor", „Nordlaudfahrer" und vielleicht auch „Irmin" die gute zweite Elasse des in diesem Jahr als mäßig zu bezeichnenden DerbyjahrgangS. Die Jnternatioaatität im Rennen vertritt „Macdonald", ein Stallyenoffe „La Camargos", der aller- dings in seinem Heimathlande keine Großthaten vollbracht hat, jedoch in Berücksichtigung des GüteunterschirdeS zwischen deutschen und französischen Pferden nicht ganz außer Acht zu lasten ist, „Nordland- sahrer", dem als notorischen Nichtsteher die leichte Frankfurter Balm gut zusagte, wird hier wohl die Distanz von 2400 m zn lang finden, dagegen werden „Letzter Mohikaner", „Manhattan" und „Irmin" gut abschneiden, und ist besonders der Graditzer, tm Falle, daß er von seinem letzten Accident vollständig wiederbergestellt ist, und „Irmin" tn Anbetracht seines guten Abichneidens im Großen Preis von Berlin in Front des Rennens zn erwarten. In „Chrysopras" aber steckt auch noch ein Candidat, über den man wenig klar sieht. Nach secner brillanten Frühjahrssorm glaubte man ihn mit großer Berechtigung im „Großen Preis von Hamburg" „Hutschachtel" gegen über stellen zu können; er bereitete aber in diesem wie in den folgen den Rennen seinen Anhängern eine Ueberraschung nach der anderen. Ist der Manscke'sche Realistjohn aber wieder auf der Höhe, jo sollte er im Stande sein, den Erfolg „Slanderers" im vorigen Jahre sür seinen Stall zu wiederholen. DaS Feld vervollständigen noch der fast gänzlich dunkle „Avellano" und „Sanct Goar", de» Manche sür ein bedeutenv verbessertes Pferd halten, nachdem er tn Frank furt „AutoS" im kürzesten Handgalopp geschlagen hat. Nach dec Gejammtform der Bewerber muß man jedoch in „Irmin" und „Letzter Mohikaner" die ersten Anwärter aus den Steg und nach ihnen in „Manhattan" und „Chrysopras" die chancenreichsteu Candi- daien erblicken. —X. Geltestes Tnrr-Oowwisslons-Oeselillkt ls6ip2i§6i' 8port-Uau8, Markt 6, Übernimmt ÜVettrermlttlllugen kllr In- unck zn vollen OSÜ8. rvlepkon 47LS. 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