Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020823024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902082302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902082302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-08
- Tag 1902-08-23
-
Monat
1902-08
-
Jahr
1902
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
5836 dann zum Großen Generalstab der Armee commandirt. um den Admiralstab der Marine einzurichten. Er Hal sich als Ches des selben ebenfalls unschätzbare Verdienste erworben uud wenn heute eine Schaar jüngerer Ojficiere i» dem Admiralstabe zu tüchtigen Leitern undBerathern unsererWehrkrast aus dem Wasser herangebildet ist, so ist auch dies ihm zu verdanken. Er war am 27.August 1867 Leutnant, am 31. August 1862 Oberleutnant, am 20. Ma, 1873 Eapitänleutnant geworden; am 5. April 1880 avaneirte er zum Eorvettencapitän, am 18. Februar 1886 zum Eapitän zur See und war als Jüngster dieser Charge stellvertretender DireclionSosficier der Marine- atademie und -Schule, nachdem er vorher als Eorvettencapitän die „Stosch" commandirt hatte. Später wurde er Ober- werftdircctor der Werft in Kiel und verwaltete dieses Amt, nachdem er am 20. Januar 1822 Flaqgofficier (Eontre- aditiiral) geworden, auch weiter. Als Oberwersldircctor war er auch Chef der 2. Division deS ManöverqeschlvaderS. Als ältester Contrqchvmiral war er Chef drö Stabes des Ober- commandoS der Marine unter dem Admiral Knorr. Am 23. November 1827 wurde er Viceadmiral und am Geburts tage des Kaisers in diesem (fahre Admiral. Von den zahl reichen Orden, die seine Brust schmücken, ist der vornebmsie der rotbe AdlexmHeu 1. Classe mit Eichenlaub. Sein Nach folger Büchsel^ziyptzt Director des allgemeinen Marine departements des Reichsmarineamts, ist ganz der Mann, die hohen Aufgaben, die ihn als Chef des AdmiralstabeS er warten, zu erfüllen. H: Berlix, 22. August. Aus den amtlichen Reiseberichten der Fischerei-Aussichts- schiffe in der Nordsee geht lzervvr, das; in diesem Frühjahre nicht nur S. M. SS. „Zielen", und „Bremse", sondern mich S. M. Torpedoboot „8 2b" in der Nordsee in Thätigkeit waren. Gerade dem letzteren ist es ge lungen, thatsächliche Beweise dafür zu erbringen, daß englische Fisch dampf er innerhalb der d e n t s ch e n Gr e n z e s i s ch t c n. Sv heißt cs in dem Berichte des Führers deS Torpedobootes vvm 27. Mai: „Bon der Norderney-Heultonne lief ich mit Wcstcurs nach der OstercmSansegelungstonnc. Zwei Seemeilen von der Heultonne entfernt tam dicht unter Juist ein Fischdampfer in Sicht. Ich hielt mit vermehrter Fahrt auf denselben zu. Sobald der Dampfer mein Näher kommen bemerkte, änderte er den CurS und ging nach See zn. Bei ihm tängdscit angekvmmcn, stellte ich fest, daß derselbe das Unterscheidungssignal 6 248, Heimathshasew (Äcimsby trug. Ich feuerte einen Salut schuß und crtheitte dem Dampfer den Befelst, zn stoppen. Zu gleicher Zeit nahm ich Ortsbestimmung und Wasscr- tiese. Auf einen zweiten Zuruf stoppte der Dampfer und nahm auf meinen Befehl seine Netze ein, in welchen, wie ich von Bord aus beobachten konnte, eine große Menge Fische sich befanden. Ich schickte mit dem Dingi zwei Untervfsiciere und einen Mann mit Waffen und Munition an Bord des Dampfers mit der Anweisung, dem Fischer den Befehl zu übermitteln, dem Torpedoboot im Kielwasser zu folgen. Um 1 Uhr 40 Minuten folgte mir der Dampfer mit 8 Seemeilen Fahrt nach Wilhelms haven. Der Dampfer gehört zu der Fischerei-Gesell schaft I. Towcrby Irishdock Grimsby. Der Führer des DanrpfcrS hieß G. Williams. Nach Ankunft in Wilhelms haven wurde der Dampfer der Polizei übergeben. Darauf bezügliche Meldung wurde noch am Abend dem StativnScommando cingereicht." Danach fährt der Be richt fort: „Am 22. Mai verließ ich Wilhelmshaven und patronillirtc die Küste von Wangcrovg bis Norderney nnd zurück ab. Auf diesem Wege traf ich wiederum mehrere englische Fischdampser in der Nähe der Drci- meilengrcnzc, welche bei meinem Näherkommcn den CurS nach See zu nahmen. Am Morgen des 30. Mai traf ich auf dem Wege nach Borkum S. M. S. „Zielen", sowie zehn englische Fischdampser, welche jetzt aber weiter von Land ab waren." Es steht zu erwarten, das; bei der schärferen Fischercianssicht, wie sie neuerdings geübt wird, ausländische Fischcrfastrzcnge die deutsche Grenze künftig besser als bisher rcspcctircn werden. — DaS Kais er Pa ar kehrt morgen mit den beiden jüngsten Prinzen nach dem Neuen Palais zurück. Das Kronvrinzenpaar von Griechenland kommt Sonutag nach Berlin, kält sich bier einen Tag auf und reist dann nach Rußland weiter. — Der König von Italien wird am 28. d. M., dem EinzugStage in Berlin, nach dem Frühstück bei dem Bot schafter Grasen Lanza, nickt nur die kiesige italienische Eolonie unter Führung deS Professors Rossi empfangen, sondern auch die italienische Eolonie Kopenhagens, welche zu diesem Zwecke nach Berlin kommt. Das große Galadiner zu Ehren des Königs findet am 28. d. M. Abends in den Prunkräumen des königlichen Schlosses in Berlin statt. — In militärischen Kreisen wird angenommen, daß während der Posener Kaisertage für einzelne posensche Regimenter neue Chefs ernannt werden. Man glaubt, daß der deutsche Kronprinz zum Chef eines Regiments des 5. Corps ernannt wird. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht wiederholt das Verbot der Betheiligung von Unlerofficieren und Mannschaften der Armee an politischen Vereinen und Ver sammlungen und der Betätigung revolutionärer, bezw. social demokratischer Gesinnungen. — Die Mitteilung, daß der Staatssekretär des NeichS- postamtcö auf seinen Dienstreisen den Beamten erklärt habe, daß die Stellen von; Postrath aufwärts in Zukunst nur von Juristen und Ingenieuren besetzt werben sollten, wird nun auch aus dem Reichspostamt selbst für erfunden erklärt. . . . — Allerlei Nachrichten über Personenwechsel in hohen Aemtern gehen wieder durch die Presse, zum Theil in Anknüpfung an den Fall Löhniug. So läßt sich die „KönigSb. Hart. Ztg." melden, daß die Tage deS Ober präsidenten v. Bitter gezählt sind. Sein Nachfolger sollte nicht He;r v. Nheinbaben, auch nicht Graf PosadowSky, sondern der Chef der Reichskanzlei, Geheimrat Conrad, werden. Graf PosadowSky sei im Reichöamt des Innern zur Zeit noch unabkömmlich, zumal da auch sein UnterstaatS- lekrelär Rothe auf seiner Versetzung in den Ruhestand be stehe. Der Gewährsmann deS Königsberger Blattes nennt seine Mittheilung eine „Eombination", die große Wahr scheinlichkeit für sich habe. — Wie mitgetheilt wird, ist hier an zuständiger Stelle nichts davon bekannt, daß der deutsche Gesandte in Peking, Herr v. Mumm, wie der „Ostasiat. Lloyd" behauptet hatte, nicht wieder auf seinen Posten zurückkehren werde. Für den Rücktritt des Herrn v. Mumm liege um so weniger Grund vor, als zwischen ihm und der ihm vorgesetzten Behörde das beste Einvernehmen obwalte. Es sei nicht unmöglich, daß daö Gerücht auf Ouertreibereien vyn Persönlichkeiten zurück- zusühren sei, die ein Interesse daran hätten, die Stellung des Herrn v. Mumm als erschüttert erscheinen zu lassen. — Nach einer Brüsseler Meldung des Londoner „Standard" soll zwischen Deutschland und den Niederlanden noch vor Ablauf deS Jahres eine Post-Union abgeschlossen werden. — Die auf Veranlassung der deutschen Kaiserin vom Central-Eomitö der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz veranstaltete Sammlung für die durch die Katastrophe aus Martinique Geschädigten hat einen Betrag von 71340 Francs ergeben, welcher der französischen Regierung über mittelt wurde. — Von verschiedenen commandirenden Generalen ist dieser Tage an die Truppen die Anweisung ergangen, daß wegen der sehr ungünstigen Witterungsverhältnisse dieses Jahres den Gesuchen der Landwirthe nm Gestellung von Soldaten zn Erntezweckcn in weitestem Maße entgegenzukommen sei. So weit cS die dienstlichen Verhältnisse gestatten, sind denn auch zahlreiche Soldaten bereits ausü Land beurlaubt worden. — Von Herrn Löhning hat unter anderen Blättern auch die „Post" eine Zuschrift erhalten, die von dem „Interview" durch einen Vertreter deS „Bert. Lok.-Anz." bandelt. Herr Löhning schreibt, daß er von dem Berichterstatter des betreffenden BlcutcS einfach überfallen worden sei, daß er bei der ganz kurzen Unterredung gar nicht einmal gewußt habe, daß der betreffende Besucher ein Redactcur dieses Blattes war, daß er, als er dies erfahren, ihm gesagt habe, daß er cö ablehnen müsse, überhaupt mit der Presse in Verbindung zu treten und ihn nur auf sein durch Vcrtrauensbruch in die Zeitungen gelangtes Expos« verweisen könnte. Herr Löhning schließt, seine von dem Blatte wiedergegebenen Aeußerungen seien tbeilS erfunden, theilS mißverständlich und irrig er zählt. Diese Darstellung ist allerdings eine vorzügliche Illustration für eine gewisse, im schlechten Sinne amerikanische Art von Preßbetrieb, andererseits aber auch ein Beweis dafür, daß man in Preußen die Spitze einer Provinzial behörde bilden und doch in praktischen Dingen recht uner fahren sein kann. — AuS dem Umstande, daß der preußische Minister für Handel und Gewerbe vor einigen Wochen an die Aussichts behörden der Handwerkskammern einen Erlaß über die Be antwortung des Fragebogens über den Befähigungs nachweis im Baugewerbe gerichtet bat, ist in der Presse die Folgerung gezogen worden, daß neuerdings die Staats regierung ihre Stellung zu dieser Frage geändert habe. Diese Annahme trifft nicht zn; der Erlaß hat vielmehr nur bezweckt, den Handelskammern eine Anweisung für die sach gemäße Ausfüllung des Fragebogens zu ertheilen. — Wie eine Correspondenz mittbeilt, hat der Ober präsident der Provinz Posen schriftlich angeordnet, daß diejenigen Studenten aller Facultäten, die von ibm ein Stipendium beziehen, außer der Verpflichtung, nach dem Studium 5 Jahre in der Provinz Posen zu wirken, noch die Verpflichtung übernehmen müssen, die polnische Sprache zu lernen. — In erfreulicher Entwickelung begriffen ist der Neichs- verband der Vereine der nationalliberalen Jugend. ES zeigt sich mehr und mehr, daß der Gedanke, eifriger als bisher dafür Sorge zu tragen, die Jugend der nationalen und liberalen Idee zu sickern, fruchtbaren Boden gesunden hat. Der erste VerbandStag der Vereine der national liberalen Jugend wird am Sonntag, 14. September 1902, in Düsseldorf abgehalten und zwar im großen Saale der Tonhalle, Vormittags lO'/r Uhr. Der Vorsitzende deS NcichSverbandeS D». Herman» Fischer-Köln wird über Zwecke und Ziele der Jugendbewegung sprechen. Dau» folgt em Vortrag des Neichstagöabgeordneten Pros. I)r. Hie her über die socialpolitischen Aufgaben deS Reiches und die national liberale Partei. Es ist zu wünschen und zu erwarten, daß der VerbandStag eine rege Betheiligung findet. — Ein Verein ehemaliger deutscher Boeren- kämpfer ist am Donnerstag Abend hier gegründet worden. Der Verein bat den Zweck, alle ehemaligen Boerencombat- tanten, die sich hier aufhalten, gesellig zusammenzuschließen und eine gegenseitige Unterstützung zu gewährleisten. Auch soll versucht werden, auf gesetzlichem Wege günstige Be dingungen für die Wiederübersiedelung solcher Personen nach Südafrika zu ermöglichen, die dort schon ansässig gewesen sind und von dort durch die Engländer »ls lästige Ausländer auSgewiesen wurden oder denen die Rückkehr aus der Ge fangenschaft nach der neuesten britischen Eolonie bisher nicht gestattet worden ist. Es wurde eine Commission als provi sorischer Vorstand gewählt, der auch darüber beratben soll, in welcher Weise die Generale Botha, De Wet und Delarey bei ihrer Ankunft in Berlin zu empfangen seien. — Der „Pharm. Ztg." zufolge ist den Fabrikanten aller auf die sog. ProskriptionSliste gesetzten „Geheimmittel" folgendes Schreiben zugegangen: Ter Reichskanzler Berlin, 6. August 1902. Reichsaint des Innern. Es wird beabsichtigt, in Len einzelnen Bundesstaaten gleich lautende Verordnungen über den Verkehr mit Geheimmitteln zu erlassen, wonach die öffentliche Ankündigung gewisser Mittel ver boten ist und die Gestaltung der Gesäße und äußeren Umhüllungen, in denen sie abgegeben werden, gewissen beschränkenden Bestimmungen unterliegt. In dem Entwurf der im Bundesrath für sämmtliche Bundesstaaten einheitlich auszustellenden Liste dieser Mittel ist u. a. das nachstehend bezeichnete Mittel ausgenommen worden. (Folgt der Name des Mittels.) Sollten Eie hiergegen Einwendungen geltend zu machen haben, so wollen Sie Ihre Erklärungen, und zwar, wenn Sie auf deren Vertheilung an die Bundesrathsbevoll- müchtigten Werth legen, in 60 Exemplaren thunlichst bald beim Neichsamt des Innern einreichen. — Ahlwardt wird dem Reichstage erhalten bleiben. Ter Rector aller Deutschen hat sich bereits in Neustettin seinen künftigen Wählern vorgestellt, denen er nicht mehr unbekannt ist, da sie ihn bereits 1893 auf den Schild erhoben haben, und nur der Umstand, daß er zweimal gewählt war, nnd sich für Friedeberg - Arnswalde entschied, während er das zweite Mandat dem Professor Förster überließ, nahm ihnen den Vorzug, den Helden der Judcnflinten in den Reichstag zu entsenden. Ahlwardt hat sich wieder, wie der hiesige antisemitische „Mo niteur" berichtet, im Fluge die Herzen seiner alten Freunde gewonnen, die es ikm bisher noch nicht ganz ver gessen batten, daß er 1893 daS Neustettiner Mandat nicht angenommen hatte, und er fesselte dem Berichte zufolge die außerordentlich zahlreich besuchte Versammlung dermaßen, daß nack Beendigung seiner Ausführungen ein lang an haltender Beifallssturm den geräumigen Saal durchbrauste. Herr Bruhn vergalt dann Ahlwardt die Liebenswürdigkeit, daß dieser ihm den Platz in Friedeberg-Arnswalde eingeräumt hatte, indem er Lessen Verdienste um die antisemitische Sache gebührend feierte. — Der hiesige italienische Botschafter, Generalleutnant Graf Lanza, ist vom Urlaub nach Berlin zurnckgekehrt und bat die Geschäfte Ler Botschaft wieder übernommen. — Abgereist ist der Unter-Staatssekretär im Ministerium Ler öffentlichen Arbeiten, Wirkliche Geheime Rath Fleck in dienstlichen Angelegenheiten. Justiyninister Sckönstedt ist in Baden-Baden eingetroffen. — Ter Staatssekretär im Neichsamt Les Innern Graf PosadowSky ist zu längerem Curgebrauche in Bad Elster eingetrosfen. — Der Militäraltachü der hiesigen türkischen Botschaft, Oberst Hamdy Bey, ist von einem tragischen Geschick ereilt worden. Sckon seit einiger Zeit an einer schweren Nervendeprefsion leidend, verfiel er vor einigen Tagen plötzlich in Wahnsinn, so daß sich seine Ueberführung nach einer Anstalt in Schöneberg nothwendig machte. Von hier wurde er gestern nach Konstantinopel gebracht. — Chefredacteur der „Nordd. Alkg. Ztg." soll an Stelle des Geh. Hofrathes Lauser laut „Verl. Ztg." Hugo Jacobi, früher bei den „Verl. N. N.", „Allgem. Ztg." rc., werden. Die „Nordd. Allg. Ztg." soll künftighin nicht blos in nachrichtlichen Notizen, sondern auch in vertheidigenden, ausklären- Len rc. Darlegungen wirken. Für neu zu bringende Opser ver lange v. Ohlendorfs Schadloshaltung. * HaderSlebcn, 22. August. Bei dem Mühlenbesitzer Jakobsen in Broens wurden gestern vier Dienstknechte aus gewiesen. (Hamb. Nachr.) F. Aus Posen, 22. August, wird uns geschrieben, die Nackricht, Erzbischof Vr. v. Stablewski werde an den Empfangsfeierlichkeiten während der Kaisertage theil- nehmen, sei unrichtig. Wie eö heißt, gestatte der Gesund heitszustand des Kirchenfürsten ihm keinerlei Repräsentations pflichten wegen der damit verbundenen Aufregungen. Erz bischof vr. v. Stablewski sei zwar sichtlich gekräftigt und erfrischt aus seiner Eommerresidenz Kröben zurückgekehrt, dock wünschten seine Aerzte, daß er in Zurückgezogenheit lebe. — Nun, dann wird sich vielleicht eine für beide Theile peinliche Begegnung vermeiden lassen. * AuS Kouit; wird gemeldet, die Ansiedelungö- commission habe daS Rittergut Zwangsbruch, bisher einem Herrn Holz gehörig, für 740 000 angekauft. * Aus Glogau wird berichtet: In Sachen wider Graf Pückler uud de» WirthschastSinspector Kirchner, Beide zu Klein- Tschirne, wegen Herausforderung zum Zweikampf resp. Eartell- tragens, sieht am 28. August Termin vor der Strafkammer Les königlichen Landgerichts Glogan an. Pückler hatte bekanntlich den 70jährigen Sanitütsrath Vr. Neumann, der rin gerichtliches Gut- achten in seiner Feldbahnzerstörungsangelegenheit abgegeben hat, auf Pistolen zu fordern versucht; sein Jnspector Kirchner hatte Len Eartelltrüger gemacht. (D Homburg v. b. H, 22. August. Der Kaiser besuchte heute Vormittag das Atelier des Bildhauers Fritz Gertl, und sprach sich anerkennend über einen Entwurf zu einer Denkmalsbüste Kaiser Wilhelm's I. für Homburg aus. Gleich zeitig befahl der Kaiser die Ausführung eines Denkmals zur Erinnerung an das 1866 erloschene Landgrafen haus, welches die städtischen Körperschaften seinerzeit wegen der Größe abgelehnt hatten, auf seine eigenen Kosten und theilte dies dem Oberbürgermeister und dem Landratb per sönlich mit. Ueber den Platz wird heute die Entscheidung getroffen werden. (-) Forchheim, 22. August, Abends IO'/» Uhr. Reichs tagsstichwahl. Nunmehr liegt daö Ergebniß aus 44 von 185 Bezirken vor. Es wurden gezählt sür Faber (nat.-lib.) 4472 und für Zöllner (Eentr.) 2694 Stimmen. >V. Stuttgart, 22. August. Die Kunde von der schweren Erkrankung der Herzogin Albrecht von Württemberg (Erzherzogin Margarete Sophie von Oesterreicks hat hier allgemein überrascht und in allen Kreisen der Bc völkerung aufrichtiges Bedauern und herzliche Theilnahme erweckt. Als sie im Juli mit ihren Kindern zum Somme,- aufentbalt nach Gmunden abreiste, schien sie sich bester Ge sundheit zu erfreuen. Die Herzogin steht jetzt im 32. Lebens jahre. Sie ist am 13. Mai 1870 geboren als einzige Tochter des Erzherzogs Karl Ludwig von Oesterreich aus dessen zweiter Ehe mit der Prinzessin Maria Annunziata von Sicilien. Als sie noch kaum ein Jahr alt war, verlor sie ihre Mutter (am 4. Mai 1871). Eine liebevolle zweite Mutter ist ibr dann die jetzige Gemahlin des Erzherzogs Karl Ludwig, Infantin Maria Theresia von Portugal, geworden. Ihre Vornamen trägt sie zum Gedächtniß an ihres Vaters erste Gemahlin, die nach nur zweijähriger Ehe verstorbene Prinzessin Mar garete von Sachsen, und an ihre Großmutter, die Erzherzogin Sophie von Oesterreich. Dem Herzog Albrecht von Württem berg, ihrem Gemahl, stand die Erzherzogin von Kindheit an durch verwandtsckaftliche Bande nabe; die große Kaiserin Maria Theresia ist ihre gemeinsame Ahnfrau, von der beide in gleichen Graden abstammen. Die Vermählung erfolgte am 24. Januar 1893 in Wien. Am 6. Februar kielten tie Neuvermählten ihren Einzug in Stuttgart, wo sie feierlich und herzlich empfangen wurden. Der glücklichen Ehe ent sprossen acht Kinder, von denen sich sechs (drei Prinzen und drei Prinzessinnen) am Leben befinden. Das älteste, Philipp Albrecht, ist geboren am 14. November 1893, das jüngste, eine Prinzessin, am 5. Januar 1902. Oesterreich - Ungarn. Ter deutsche Kronprinz; Zolltarif. * Wien, 22. August. Wie das „Wiener K. K. Telegr.« Corr.-Bureau" meldet, wird, auf Einladung des Kaisers Franz Josef, der deutsche Kronprinz den großen Manöver» in Westungarn beiwohnen. Der Kronprinz wird am 10. September Vormittags von Berlin aus die Reise nack Ungarn antreten und in Schoßberg Nachmittags 4 Ukr eintreffen. ZS Kaiser Franz Josef, welcher eine halbe Stunde früher aus Wien ankommen wird, wird den Kronprinzen auf dem Bahnhof begrüßen und ihn in sein Absteige quartier in Schloß Sassin geleiten. Am 16. September Mittags, nach Beendigung der Manöver, erfolgt die Rückreise des Kronprinzen nach Berlin. * Wien, 22. August. Die gemeinsame Ministerconferenz, die den Zolltarif betraf, dauerte von 9 bis 1 und 3 bis 7 Uhr Abends. Die Verhandlungen werden morgen Vormittag 9 Uhr fortgesetzt. Die beiderseitigen Finanzminister treten morgen um »/rIO Uhr Vormittags zur Besprechung über schwebende Steuerfragen zusammen. Frankreich. Streit mit Siam; Temissio». * Paris, 22. August. Die Verhandlungen über die Regelung des französisch-siamesischen Streites werden, wie die Blätter melden, in der nächsten Woche beginnen. Dem Ver nehmen nach hatte der Minister des Aeußern, Delcassö, heute eine Besprechung mit dem siamesischen Gesandten, um Person einen Backenstreich zu versehen; doch beschränkte er sich auf das Begreifen. „Trösten Sie sich, wertste Frau", erwiderte er mit ans- gesnchter Höflichkeit. „Ihre Mietsterin, wie Sie sich so liebenswürdig anszndrucken beliebet, ist sestr wohl im Stande, Sie zu bezahlen, und sic wird Ihnen auch Alles zahlen, was sie zu zahlen verpflichtet ist." Die Wange»» Cölestiuen's wurden kirschrotst vor Zorn. „Seien Sie nur unverschämt!" sprach sie und lies; un vorsichtigerweise ihre Zähne sehen, obschon sie klüger ge- lstan hätte, dieselben versteckt zu halten. „Weil der Mann dieser Fran blöde, einfältige Bücker geschrieben hat, die lein Mensch versteht, glauben Sie vielleicht, daß sie mehr ist, als . . . ." „Könnet» Sie lesen, wertste Frau?" fiel Landry der Sprecherin ins Wort und ließ eine dünne Gerte, die er in der Hand hielt, pfeifend durch die Luft sausen. „Nein. Ich dachte cs mir gleich. Denn wenn Sie das Straf gesetzbuch gelesen hätten, so wüßten Sie, das; ich in diesem Augenblicke eigentlich Ihren Herrn Gemahl bei den Ohren nehmen müßte, und daß Ihre Anwesenheit hier sehr über- slüssig ist!" „Herr!" zischte Cölestine und richtete sich empor ivic eine Schlange, der man auf den Schwanz getreten ist. „Dickes Haus gehört mir!" „Ich kann cs nicht genug bedauern!" erwiderte Landry höflich. „Sic können gehen, Matthäus. Bitte, wertste Frau, entfernen Sie sich, damit ich das Gitterthor schließen kann." „Ich befinde mich stier auf eigenem Grnnd und Boden!" heulte Cölestine mit solcher Wuth, daß ihr der schöne Hut von» Kopfe fiel. „Sie irren, wertste Fran. So lange man Ihnen Mictstc bezahlt, hat Ihr Miether hier zu schalten und zn walten; die laufende Micthc befindet sich seit gestern in den Händen Ihres Notars. Bitte, entfernen Sic sich, sonst werde ick genüthigt sein, Ihren Gatten zu rufen . . . Die Frau ist dem Manne Gehorsam schuldig ... und so weiter." Cölestine rührte sich nicht; Landry schloß erst einen Flügel des Gitterthores, sodann den zweiten, nnd schließ lich drehte er den Schlüssel im Schlosse um, indem er sagte: „Sie kennen den Weg, wertste Frau, der durch die ein- geftitrzte Mauer führt. Ich glaube, daß derselbe der kürzere ist." Damit entiernte er sich zu Fuße, dem Wage« folgerid, «rf dem sich di, Palmen wiegten und amnuthig neigten, als hätten sic sich in einem großen Korbe befunden. Hinte» dem Gitterthor des verlassenen Hanfes stehend, sandte ihn» Fran Estanteflenr eine endlose Kette der auserlesensten Verwünschungen nach, die ihm und seiner Pathin gleicher weise galten. „Zische nur, Du Schlange!" sagte Matthäus, noch einen letzten Blick ans das Hans »versend, bevor er es aus der» Augen verlor. „Wie traurig cs doch ist!" sagte sich Landry angcwidert. Noch bevor der Abend anbrach, hatte eine zweite Schaar von Arbeiter»; unter der Leitung des verständiger» Matthäus eine »nächtige Scheidewand aus dichtem Stachel zaun zwischen den» Hause und den» „Schlosse" errichtet. Hütte, sich Cölestine in dem gelobten Lande ihrer Träume verirrt, so hätte sie es nicht mehr verlassen können; denn selbst ihre Hunde stutzten vor dein stachel besetzten Drahtzaun, an den» sie sich die Schnauzen blutig stießen. Vergebens suchten Chanteflcur und seine würdige Ehe hälfte sämmtliche Gerichtsvollzieher der Stadt auf, um eine Beschlagnahme zu erwirken nnd Fran Rögnier zu zwingen, mit ihren sämmtliche» Möbeln in das verlassene Haus znrückzukehren. Kein einziger Gerichtsbeamter wollte sich zu diesem schmählichen Schritte verstehen, kein Richter »vollte seine»» Namen unter ein derartiges Dvcu- ment setzen. Das Haus blieb leer und so gut »vie ohne Möbel, während Diejenige, die es sozusagen gcichafscu hatte, inmitten einer Atmosphäre von Frieden und Zärt lichkeit allmählich dem Leben wiedergegeben wuroe. In einen; kurzen Schreibe»; setzte Landry seine An gehörige»; daheim von diesem erfreuliche»; Umschwünge in Kenntnis;. „Meine Pathin", so schrieb er am Schlüsse des Brieses, „ist überaus entkräftet, so daß ihr Leben nur an einem Fade»; hängt. Gelingt cs uns, diese»; Faden zu kräftigen, so bringe ick sic in vierzehn Tagen zu Euch, damit Eure Liebe und Fürsorge das begonnene Werk svrtsetzen. In diesem Winter dürfen wir sie nicht sich selbst überlassen. Noch niemals war ein menschliches Wesen so sehr aus den Beistand seiner Nächsten angewiesen, »vie meine Pathin." „Das wird unsere Pläne ändern, Antoinette", sagte der Marguis, den offenen Bnes seiner Tochter reichend. „Was sagst Du dazu?" Die Stirne des jungen Mädchens statte sich verdüstert, die kleine, senkrechte Falte, die der Marquis sehr genau kannte, war wieder einmal zwischen den Braue»; er schienen. Landry verfügte wahrhaftig sehr willkürlich über sie Alle! Sollte sie allerlei peinliche Erinnerungen und demüthigende Gedankenverbindungen ertragen, sich viel leicht sogar unangenehmen Begegnungen aussctzen, weil es sich Frau Rcgnier aller gesunden Vernunft zuwider in den Kopf gesetzt hatte, in einem Hause zu bleiben, das sie schon längst Hütte verlassen sollen? „Arme Frau!" fuhr Herr von Saint-Sauveür zu spreche»; fort. „Weich' ein Schmerz mutz es für sie gewesen sein, dieses Haus zu verlassen, an den» sie mit jeder Fiber ihres Wesens hing!. . . Die jungen Leute können sich frei lich nicht vvrstellen, welch' einen Werth und Bedeutung solch' eine alte Mauer in unseren Augen haben kann! Ich weiß, daß, wenn ich genöthigt rvüre, nicht Saint-Sauveur, sondern nur das Zimmer für immer zu verlassen, in welchem Deine Mutter gestorben ist. . ." Er schwieg und schritt auf das Fenster zu; auf dessen Scheiber; er zu trommeln begann, wie um die sich seiner bcmüchtigendc Rührung zu bekämpfen. Antoinette war ganz verwirrt geworden. Ihr Vater statte während ihres ganzen Lebens vielleicht nur sechs Mal von der heißgeliebten Frau gesprochen, die ihm durch de»; Tod entrisse»; worden war, und »venu die mit einer unvergleichlichen Pietät hochgehaltene Erinnerung an die selbe sich in Worte kleidete, so »nutzte er sich in einer hoch gradigen Erregung befinden. Jeder selbstsüchtige oder kleinliche Gedanke wich von de»; jungen Mädchen. Es näherte sich dem Vgter und schob den Arn; unter den seinigen; so blickte»; Beide eine Weile schweigend in die herbstliche Landschaft hinaus. „Mama hat Fran Rcgnier sehr geliebt, nicht wahr, Papa", fragte Antoinette sanften, ernsten Tones. „Sie hing »nit unendlicher Liebe an ihr", erwiderte der Marquis, der noch immer hinausblickte. „Wen»; dem so ist, Papa, so müssen wir sie in ihrer traurigen Lage bei uns ausnehmen, wie eö Mama gethan hätte . . . Schweigend drückte der Marquis den Arm seiner Tochter unter dein seinigen. „Und wie ist'o mit unserer Reise?" fragte er nach einer Weile. „Die werden wir später . . . gemeinschaftlich machen. In wenige»; Wochen wird Frau Regnier wohl auch erfreut sein, wenn sie am Meeresstrande Luft und Sonne wird genieße»; können." „Aber wie steht cs denn mit Dir, die Du so erschöpft bist und auf der Stelle abreisen wolltest?" fuhr der Barer mit einem fragende»; Blick auf das schöne, bleiche Gesicht seines einzigen Kindes fort. „Mar; soll nicht selbstsüchtig sein", erwiderte sie mlt einen» leiser; Lächeln. „Lassen wir Anderen angedeihen, was wir selbst gern genießen möchten . . ." Ein Schluchzen wollte sich über ihre Lippen drängen; allein sie wußte es znrtickzuzrvingen, doch mutzte sie sich nm- wenden, nm ihre Anstrengung zu verbergen. Ei»; wenig beunruhigt blickte ihr Vater sie an. „Du wirst sehen, Papa, daß sich Alles ganz schön ge stalten wird; und gar so lange wird ja die Sacke auck nicht währen, denke ich." Niemand wußte, wie schwer ihr das Opfer gefallen war, das sie da still in aller Bescheidenheit gebracht hatte. Siebzehntes Capitel. Der Doctor hatte verordnet, daß Frau Rognier fünf Tage im Bette verbringen sollte, bevor sie sich wieder auf ihre Chaiselongue wage»; dürfte. Diese fünf Tage ver wendete Landry zur Ausführung eines Planes, den er entworfen hatte. Während des ganzen' Tages fuhren Karren mit den verschiedensten Pflanzen, ausgestobciren Bäumen, Ge büsche»; sa;nmt Wurzel;; und tropische»; Gewächse»; zwischen dem alten und dein neuen Heim hi»; und her; ganze Scüaaren von Arbeiter»; wäre»; ununtcrbrochen im Garten des neu bezogenen Hauses thätig, um Kieswege anzulegen und neue Alleen und Gänge abzustecken. Mit zornerfülltem Herzen sah Cölestine Cstanteflenr nach und nach Alles verschwinden, was die Freude und der Stolz ihres Miethhauses gewesen war; die schattigen Laubgänge wurden fortgeschafst, bas dichte Buschwerk nahm seinen Weg nach dem neuen Heim, und allmästlick wurde der Garten das, was er gewesen »var: ein Rüben acker ohne Rüben, der des neuen Samens l-arrte, der ihn befruchten sollte. Und Cölestine konnte nichts dagegen thun. Sie war davon in Kenntnis; gesetzt worden, daß -le Rechnungen über alle diese Zierpflanzen, Bäume, Rosenstvcke und Palmenstämme nicht nur in dem Schreibtische der Fran Rt-guicr, sondern in einem zweiten Exemplar in de»; Re gister»; der berühmteste»; Samenhandlung der Provinz verwahrt seien. Sie hatte demnach nichts zu beanspruchen, nichts zu fordern, und wie Matthäus behauptete, ließ man noch immer mehr zurück, als inan angetrosfen hatte. (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)