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Donnerstag de« 1t. Mn 192L Karolas Leid und Liebe Roman von E. Grabowski (Fortsetzung folgt.) (20. Fortsetzung.) So kam der Tug heran, der wochenlang alle Gemüter und »tele Häirde in Aufregung oersetzt hatte. ES »var noch früh am Morgen, kurz nach drei, als ei» Weckruf durchs Schlag hallte, die geladene» Gäste aufzumuntern. Karola war von selbst er- wackl. und mit Hilfe der RuSla, der kleinen simvakischen Hirtin, kleidc'.c sie sich an. ES war nicht ganz einfach, sollte die Kostü» mieruig echt auSfalle». Da mutzte der Unterrock fingerbreit unter de:» Oberrvck vorkoinmen. die Kleider nur bis über di« Knie reiche», das Miederleibchen mit flatternden Bändern, mit Nvrtcnstränßchen und einem Marienbildchen geschmückt werden; den Hals zierten viclreihige Perlen und eine breite, echte Spitzenkrause; Schürze und Hemd waren reich und bunt gestickt; das fleischfarbene Knopfloch mutzte besonders sorgfältig geknüpft werden, die Stellung der Tnchzipfel ini Nacken verriet die Orts» Zugehörigkeit. Viele flatternde Bänder fielen über den Rücken, ein grotzcs Spitzentaschentuch vervollständigte den Anzug, blanke Stiefel reichten bis zum Knie. Die kleine RuSla geriet in Entzücken, als Karat« fertig gekleidet vor ihr staird. Einmal über das andere rief sie ihr zu: ..Schön, sehr schön!" Sie half noch die letzten widerspenstigen Löckchen unter das Tuch streichen. cS durfte sich kein Härchen hervorwagen, dann kam sie mit dem roten Saft der Rübe: ..Ein bitzcken nur. gnädiges Fräulein . . Sie versuchte es, die gelbliche» Wangen Karolas zu schmin» ken, aber die wehrte lachend ab. gab ihr ein reichliches Trinkgeld, nahm ihr Täschchen, ihr Svitzentuch und ging in die Gartenhalle, den allaemcinen Versammlungsort. NlS sic eintrat, ging ein Verstummen durch die bereits Ver sammelten; Bewunderung, Neid, Neberraschung schloß allen den Mund, bis Oberstleutnant von Starrenberg, der sich zuerst von seinem Staunen erholte, sein Einglas einklemmte und, allen verständlich, rief: ..Donner noch mal, das laß ich mir gefallen . . . hätte nicht gedacht, das wir so schöne Trachten, und Preußen so schöne Frauen hat!" Damit »var der Bann gebrochen, auch die Frauen machten gute Mene, und mit sützsaurem Lächeln musterten sie Karola, die sich wie eine Puppe um und um drehen mutzte, lobte» und tadelten, je nach Wohlwollen und Geschmack. Der Diener brachte den Kaffee und Karola konnte wieder frei atmen. Sie warf einen verstohlen«» Blick in den Spiegel und mutzte «S sich selbst gestehen: «n seltsame» Geschöpf sah ans dem Rahmen des fleischfarbenen Tuches ihr entgegen. „Frailn Lola sind zu scheen heile," flüsterte ihr der alte Forstmeister zu. der nnt dem guten Deutsch auf schlechtem Fuße stand. Inzwischen sammelten sich vor dem Schlosse die letzten Gäste, ei»e Wagenreihe stand unter den herbstlichen Kastanien, die mit ihre» mächtigen Kronen einen »veiten Platz vor dem Schlosse beschütteten. ES >oar noch dunkel, nur Sternenflimmer am bläulichen Morgenhimmel. und im Westen die schmale glän- zende Mondsichel. Diener uird Kutscher leuchteten mit Windlichtern, Geza von Török ging von Wagen zu Wagen, sah überall selbst nach dein Rechten, gab den Zigeunern Befehle, musterte den Bagagcwagen, und dann schrillte das Zeichen in den beginnenden M rgen hin- ein. das zur Abfahrt rief. Allgemeine Bewegung in dem weiten Gartcnsaale. Tücher. Mäntel wurden »mgehangen, Packwerk rasch verpackt und in die Ledertasche geschoben, noch eine Ziga rette. eine Virginia angesteckt, ein Wachholder dem „kodderigen" Magen zugeführt, die winselnden Hunde beruhigt und lachend und plaudernd die Wagen bestiegen. Der Inspektor vom Meier hofe hatte die Pferde doch hcrgeben müssen, so sehr dies seinem wirtschaftlichen Herzen auch widerstrebte, und trotz der mächtigen Abwehr Herr von Kipingens. Stimmenmehrheit siegte und woll ten die Herren Ehemänner nicht wochenlang „damische Gesichter" sehen, so mutzten fie nachgeben; und sie taten es mit dem Tröste, die Klügeren zu sein. Endlich war unter Geschrei, unter Hallo und maiicheii heim lichen Verwünschungen die Ordnung hergestellt. Voran der Wagen mit den Zigeunern, dann die stattliche Wagenreihe und zuletzt der „Flitterwagen". Knechte und Dienerinnen waren hier und ta auf Rücksitzen oder auf dem Bock neben dem Kutscher untevgebracht worden. Noch wallte Nebel über das herbstliche Land und wehrten jede Aussicht. Träge flatterten Fasanen, zogen Rehe zur Aesun«. Von den umliegenden Dörfern sah man nichts, sie waren im Nebel vergraben. Langsam ging die Fahrt arrf dem sandigen, unebenen, ungepflegten Wege den Bergen zu, die wie eine finstere Mauer ans dem Nebel tauchten. Ueber allem der Sternenhimmel mit seinen ungelösten Rätseln. Stern schnuppen zogen ihre Bahn, weitze Leuchtkugeln durchflogen da» All und vertieften da» feierlich« Schn»eige» de» Septem- bermorgens. Die erst sehr lek-hafte UnterhaltuiH in den Wagen der« stummte, hier und da drückte der Sandmann die so frühe,; Wachen» migewohnten Augen zu. Der Duft von Rauchwöik. chen stieg in die reine Luft, das Rollen der Räder, da» Stampfen der Pferdehufe, ein Ruf der Kutscher, ein Schnalze» mit oer Peitsche unterbrach da» tiefe Schweigen. Karola hatte sich in die Wagenpolster zurückgelehnt, in ihren Staubmantel gehüllt und die Decke leicht über die Knie gelegt. Aus ihren eigenen Wunsch, gegen die Festordnung, fuhr sie mit dem alten Forstmeister, der sie väterlich in sein Herz geschlossen hatte. Sie war so in geschickter Weise dem Oberstleutnant auS- gewichen, der ihr eifrig den Hof machte. Der Forstmeister hatte sich das Käppchen in die Stirn ge drückt und mit einem „Du gestattest doch" (in jener Gesellschaft war unter Bekannten das traute „Du" allgemein üblich) lehnte er sich zurück und schloß die Augen. Nun »var Karola allein. Sie erlebte eine jener Stunden, die ihr die Kinderzeit vergoldet hatten. Allein in der Unermetzlichkeit des Alls, aus dem der Odem Gottes sich feierlich auf sie herabsenkte. Mit geschlossenen Ai^en erwartete sie den Morgen. ES wnrde Heller. Deutlicher traten die kleinen Slowaken dörfer aus dem Nebek. Am Ziehbrunnen war schon Leben, die Morgenwäsche begann; halb angekleidete Frauen sahen über rascht der Wagcnreihe nach, die so wohlgeordnet gegen die Berge zog. Hier und da leuchtete auch schon deutlich die bunte Haus malerei in den erwachenden Morgen, eS den freienden Burschen kündend: .Hier darfst du ankloplen, ein Wirt für die Tochter wird gesucht! Kukuruzkränze hingen von den Gtalerien der grö ßeren Häuser hernieder. Gänse liefen ohne Hirtin auf die Weid«, dann kam wieder das kable, bräunliche .Herbstland, mit kleinen Höhen — Weinland! Schwer hingen die gesegneten Stöcke der Ernte entgegen. Und dann — Karola erbebte: Nosenglut stieg vom Himmel nieder und küßte die erwachende Erde. Stumm sah Karola dieses noch nie erlebte Sckvnrspiel, sah Himmel und Erde ineinanderfließen in rosenroter Glut. (Fortsetzung folgt.) 5taN satten I Prokurist Sans Ismmrr klirsbetk Ismmer Z->> Vei-mäi-M starlrrufie, LaciistralZe 33, cken 10. /klsl 1922 8 o k > > s«sss I e Freitag den 12. Mai 1V22 gelangen von vormittag» 8 Uhr ab iin Hofe de» Bürgermeister amtes ein größerer Posten gebrauchte MMtärschnürschuhe zum Preise von 12V Mark da» Paar zum Verkauf. Die Schuhe werden an jedermann abgegeben. Der Schuttabladeplatz bei den Siedlungshäusern an der Sohlander Straße wird hiermit gesperrt. Zuwiderhandlungen werden streng bestraft. Schutt und Asche kann weiterhin in den Krahlschen Stein, druck, an der WehrSdorfer Straße oder den Steinbruch auf dem Lcrchenberge abgeladen werden. SchirgiSwald «, den 0. Mai 1S22. 1662 Der Bürgermeister. v. « 7 0 Deutsch« Ncbnungs-Iavsck-Lencssansckatt m. d. ti. 8Ilr i-slprlg vermittelt Ncliinmgstaiisch von unck nsok allen Rioktunßsn. Vertreter in vrsscken: I'irwa: 6<Iusr6 Oeucke L La-, 6. m b. n. In- u. ^uslaocks-llmaüko — Tikrasrcmfi; — Zpeckiticm Annsbmsliontor«: fraldargar 8tr. 89, 8entrete. S. h'srnspr. 20056. WiMUllm vatrsr KSIsiei» UM. Vreetlen-Meualnil», 4>»ui>«Ien>« 14, Ulb» 4Ib«rtxI»ta. VorteiUurkte Lerugeguell« in IHKokgsn, 81i-'t1mpfvn, 81»'i'v!cgai'nvn Ligvnv 81i'umpim»'koi'vi UNÜ knsll'ivkvl'si igti Wer würde kinderlosem Ehe paar 1 oder 2 leer« /immer in Dresden oder Vororten ab treten? Werte Offerten erbeten an Bolkmann, Dresden, Rosen- straße 87, II. 1SS1 lcsult jeclen Posten Verirekrsanetalt Kurier vre»cken-a., IloldelnstraÜe 78 pernruk dlr. 31713 vnaungvBvkiipi» StvUngul ponLvU»» 6l»»u»»nvn UolLNksnan IM Stakl«»a>'vn 1478 kil MMMü WH ii ZcliulMai'en öle vir, r. 1. »Is Restposten, sehr billiz ervorben unck entspreckenck billig rum Verkauf bringen SpanAensckuko 1 astov sekr elegant paar» evV tterren-81raken8lieie1 braun u. sckvarr, m. ocler ohne Tacklrapp« ^ v/ öraune Kinäleäersanäalen Or. 23—24 25-26 27—30 31—35 ?aar SS.— 108 — 118.- 128. Dam.-ZpanA-Zckuks braun Lbevreau, paar 2SV.—, sckvarr V ^umsckuke 2. Leknüren ok"m,-»-r Or. 27—30 31-35 36-40 4l—42 ?aar 62.— 68.- 72. 78. 213 ^lllllll IliHIk 1^2 kV ^k! Ulsrlit- MII'M MX. l!l lllll str. SK W Marien-Verein Erfurt. Jeden 1. Sonntag Im Monat nachm. 8 Ubr Versammlung bei den FranzlSkanerlnnen. Jeden Sonntag gesellige» Beisammen sein daselbst. 218 Ehemalrae Schüler der kath. Dorbereitung»schule Sonnabend de« 13. Mai abend» 8 Uhr in Rohr« Theatergarten Lursmmenikunst. am 7. Mat tm Kaisersaal ver. loren. Abzugeben gegen Belob- nung in erkürt, Kegierlinga- »IraSe 2. 214 Oobsrasußion Sie sieb selbst äurok einen Vvrsuok von clor iisnoi'i'sgsmloll llnsMSI unserer preis verton vligannsn Vabslrv ttauann» kllsusv kriurl, Scklösserstr. 33/34. is» k68lSU>-3Nt!Vl6klK08S u. Mni'k8taui'an1 klläesksimöi' — VSgiied Konrerk — Lrkurt, LuiLKvdrÜViLv 6L Llsiövrsdotk«, I-smso- unä Laumvollvarvo LtrlvIlAkroa Oaräioso — Lattkvävro u Z- 8ä. fneäriell jr. X M-Wm-Hiik-Srikett -- Meltrsuport - MrgueW ImlNls rrs krsuri »orkrlrs-rr UkBvn, I>n6 Sild»n«,a>»»n v. L« 141 Udrmaeiier KrSmerdellek« S 6i»1urt KrSmerbrüeke S i?» TSgliek abencl» 8 Ukr QotrZnIce, 81er, Tee, Sekokolacle urv. Sonntags VVeinrvang Lciireidmsreliiiiei! AlkkSl! SAmmIvk ki'fml.ilM/k.I. fWnilttü 66 UM WM U MM IHM vtlMei rum h'üllsn von Ostsrtütea ü. ^Vitzävrkolä erkuril, Liinei-g»«»« IV kilurl. OescküstssteUe: IK«ster»tr»S« 8, >. 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