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Kr. 8S 18. Iahrg. Donnerstag, den 13. Febr. '»»«v abends Sächsische GefchLstSsteLe und Lledattior». Dresden-Vl. 16, Hnldrtnstrnd»' 4L Fernsprecher 21 866 VostscheckLsnLs SeipZig ^tr. 14797 »»»»^«prrtsl «»»»«», X »>I «Iluftr «ktlao? »InteMlIta " " UN« Dresden L°"L Druttch- esterreicb ,»«««> ».«8 4« In l»nt N»I Hau« >.8« X « 4. X. «»«»»«» » dikN-IMrlich ».88 4». In Dr»«»«> und -an, Deulxhlan» s»«t Hau« U.— 4» in O«»»rr»>ch 8.8» X. Nummer Iv » Dt, «NdMch» «olttzetwna ericheini an allen woct>enla«e» »achmtliag«. Ao»«tz«»»»a »eia>»18« atz» de» Ga»I»i««>nj«iz>n >»«.tam>d» lOUHr dt« !I Uhr vor». B»»«« NN »i, »8 I I» «e»». «eteA 8. Im»I0»«>-8»ee>g»« »» z. «sreaedeue IKilleiae« Simen Ulk dt? srätuifte» füe dieNI-tztigr^ d^Lii« jtzitr undmMtetz tzelchrleden». Io»>e durch "rea>»r - - - erauNearsi lldea.ehmen «etzsNindk dar NedaMon: II—I» Uhr dann Einzige katholische Tageszeitung w G»chl«t. Organ der Zenrrumsp»«cr Ausgabe ^ mit illustrierter NmeryaltuugsbeUage »ud reltg Wochenbetlage Feierabend Ausgabe nur mit ber Wochcndetlag^ Lebt un; unmr Sekangenrn lvirilrr! Hirtenschreiben der hochwürdigsten Herren Bischöfe der Fuldaer Konferenz. Geliebte Diözesanenl Dlls die deutschen Bischöfe gleich zu Beginn des Krieges in Paderborn eine Zentralstelle für Gefangenenfürsorge, die sogenannte „Kirchliche Kriegshilse", einrichteten, gesct-ah das aus dem Grunde, allen Gefangenen, zumal auch den Glau bensbrüdern, den christlichen Liebesdienst geistiger und leib licher Unterstützung zuwenden zu können. Eure Mildttäigkeit und Barmherzigkeit kam dem Sehnen unserer Gefangenen und unserer Bitte gern entgegen. Durch eure reichlichen Gaben war es möglich, das Werk der Kirchlichen Kriegshilfe fest zu begründen und immer weiter auszubauen. Gott der Herr hat ihre Arbeit sichtlich gesegnet. Viele Tausende von Familien, die mit quälender Sorge oft schon lange nach ihren Vermißten forschten, haben durch diese kirchliche Ein richtung endlich Nachricht über das Schicksal ihrer Lieben Erhalten. Nach Frankreich und Rußland konnten Geistliche aus neutralen Staaten gesandt werden, die den deutschen Gefangenen die Grüße der Heimat und den Katholiken unter ihnen die Segnungen unseres heiligen Glaubens vermittel ten und überbrachten. Viel« Hunderttausend« von guten Büchern und Schriften wurden unseren Gefangenen geschickt. Nicht nur anregende Unterhaltung wurde ihnen so geboten. Manche haben die einsamen Monate der Gefangenschaft da zu bemitzt, sich in ihren Kenntnissen und ihrem Berufe aus diese Weise weiterzubilden. Und Gott allein ist es bekannt, wieviel Seelentrost und Seelenkraft, wieviel Glaubenstreue und Glaubänswärme ungezählte Gefangene beim Lesen guter Bücher und Zeitschriften fanden, wieviel nagende -oq »SuvöuszuvqsH) ZsirsirmLasa 'oqna; qun pjisalkßusqnvstz, durch verscheucht wurden. Annähernd eine Million Mark konnte durch unser Zentrale für die Unterstützung der Ge- faitgenen durch Geld und Pakete ausgegeben werden. Oft hat unsere Gefangenenhilfe den Heiligen Vater in Rom um sein« Vermittlung und Unterstützung gebeten. Sie hat bei ihm stets liebevolle und tatkräftige Hilfe gefunden. Noch in der letzten Zeit hat der Heilige Stuhl bereitwilligst zugesagt, dafür eintretn zu wollen, daß die deutschen Gefangen:,' baldigst beimbefördert werden. Geliebte DiözesanenI Ter Krieg ist freilich beendet, unsere Fronttruppen haben Heimkehr gehalten. Aber ihr wißt «8 alle, in vielen, vielen Familien brennt noch die lxiße Sehnsucht: unsere Gefangenen sind noch nicht-zurück- gekehrt. Mit jedem Tage wird das Sehnen stärker und die Sorge schmerzlicher und die Frage lauter: Wann kommen unsere Gefangenen wieder? So rufen Tausende von Frauen, die lange Zeit schwer getragen haben unter der Trennung von ihrem Ehemann und unter der drückenden Einsamkeit in der Arbeit um das tägliche Vrot. Die Kinderhände strecken sich aus nach dem heimkehrendrn Vater. Die hochbetagten Eltern jammern nach dem Sohn, der ihnen Stütze im Alter sein soll. Die Geschwister erlvarte» in Not und Bekümmernis den Bruder und Ernährer. Wir alle, Geistliche und Laien, wir bitten und beschwören die Machthaber lremder Staaten, in denen noch deutsche Kriegs- gefangene weilen: Um der Liebe Cb r i sti willen: höret a » s unsere St i m me. die w i r i m N a :n e n der Menschlichkeit und der Nächstenliebe laut und feierlich erheben: Gebt »ns unsere Gefangenen wieder! Liebe Diözesanen! Wir aber wollen nicht anshörcn in unserer Liebe und Sorge für die Gefangenen, bis ihnen die ersehnte Stunde der Heimkehr schlägt. Sic sollen es wissen, daß wir alle, ihr mit uns, gerade jetzt, in dieser für nnS schwersten Zeit, zu ihren Gunsten und für die Besserung ihrer Lage eintretcn mit all^r straft. Dem Heiligen Vater ist durch uns die Bitte vorgctragen worden, er »volle sich bei den fremden Negierungen verwenden, damit deutsche Seelsorger ans der Heimat Zutritt zu den Gx- fangenen erhalten. Betet mit uns, daß die Bitte Erfolg haben möge. Auch die kirchliche Kricgslüise wird fort fahren in ihrer Fürsorge für unsere Lieben draußen in fernen Landen. Freilich bedarf sic da euerer Beihilfe, Wir sind überzeugt, daß wir euch nicht vergebens bitten, indem wir ans nächsten Sonntag den 23. Februar eine allgemeine Kirchensammlung für unsere Gefangenen hierdurch anordnen. Wir empfehlen dieie Sammlung anss wärmste. Mögen alle, besonders auch die wohlhabenden Kreise, nach besten Kräften dazu beisteuern. Ihr helfet dadurch das harte LoS unserer Gefangenen z» lindern. Es ist ein ergreifendes und trostreiches Wort, das uns das Evangelium über das letzte Gericht ansbewahrt bat. (Mat. 25. 3Isf.) ES hebt unser Auge hinweg über die Not und Sorge dieser Zeit lichkeit, es führt uns an die Pforte der Ewigkeit und läßt uns einen Blick tun in himmlische, ewige Freude. Ta beißt es: „Kommet, ihr Gesegneten meines VaterS, nehmet in Be sitz das Reich, das euch bereitet ist seit Erschaffung der Welt! Tenn ich war hungrig, und ihr habt mich gespeist: ich war durstig, und ihr gabt mir zu trinken: ... ich war nackt, und ihr habt mich bekleidet: ich war krank, lind ihr habt mich besucht: ich war im Gefängnis, und ibr seid zu mir gekommen." Gegeben im Februar 1919. Felix Kardinal von Hartman»,, Erzbischof von Köln. i"s Thomas, Erzbischof von Freibnrg. -sh E d in und, Erzbischof von Gnesen und Posen. -s Adolf, Fürstbischof von Breslau. f M. Felix. Bischof von Trier. ß Paul Wilhelm. Bischof von Rottenbnrg. 's Angnstinns, Bischof von Cnlm. ß Georg Heinrich, Bischof von Mainz. -s Joseph Damian, Bischof von Fulda. 's Augustinus. Bischof von Erniland. ß Karl Joseph. Bischof von Paderborn. 's Johannes, Bischof von Münster, ß Augustinus, Bischof von Limburg. -s Wilhelm. Bischof von Osnabrück. -s Franziskus, Titnlarbischof von Priäne, Aposto lischer Vikar in Sachsen. -s Joseph, Bilchof von Hildesheim. 's Heinrich, Titnlarbischof von CisamnS, Feldpropst der preußischen Armee. Die katholische Kirche und die Zwickauer Thesen. Von Pfarrer Grohmann in Seitendorf. Bisher betrachteten wir Katholiken die Zwickauer These« und den Streit um sie als eine häusliche Angelegen heit der evangelisch-lutherischen Konfession und hielten es für unnötig, dazu Stellung zu nehmet'. Weil man sich aber in neuester Zeit, besonders in Seitendorf, sehr eifrig be müht, uns Katholiken einen dogmenlosen Religionsunter, richt auf Grund der Zwickauer Thesen anzupreisen, der für katholische, evangelische und jüdische Kinder (ob auch für Dissidentenkinder?) gemeinsam gehalten werden soll, so sind wir genötigt, di« Stellung der katholischen Kirche! zu den Zwickauer Thesen klarzulegen. Dk6 Awickcmer Thesen sind geboren aus dem Geiste der Leugnung der Gottheit unseres Herrn und Heilandes Jesu ChrW. Darum muß die katholische Kirche diese Thesen mit aller Entschiedenheit abiveisen. Unüberbrückbar ist die Kluft, di« den'Liberalismus der Zwickauer Thesen von der katho lischen Kirche trennt. Nie gibt die katholische Kirche ein: Leugnung der Lehre von der Gottheit Christi z», nie wollen Wir Katholiken irgendwelche religiöse Gemeinschaft mit 4--» !n solchen Leuten, die den zweiten Glaubensartikel und damit auch den dritten, den vierten, den fünfte", den sechsten und den siebenten zum alten Eisen geworfen haben. Wenn der Berliner Hosprediger Stöcker schon vor Jahrzehnten das Verhältnis dieses religiöse» Liberalismus zum gläubigen Protestantismus in die Worte faßte: „Hier sind zwai Reli gionen vorhanden, die sich nicht mehr verstehen können," w wird man uns Katholiken es doch nicht verübeln können, wenn wir diesen Liberalismus, als unvereinbar mit "iisercc Glaiibensüberzengnng, ablehne». Ueberdies ist es ganz zwecklos, mit uiis über dogmen- losen Religionsunterricht z» verhandeln. Uns Katholiken ist Religion unser Verhältnis zu dem persönlichen Gott ans Grund der görtlickx'" Offenbarung, die wir als ewig göttliche, unveränderliche Wahrheit gläubig hinnebnien: deren Gebote wir, als vom allmächtige" Gott gegeben, als allgemein verpflichtend annehmen, ohne uns je zu erkühnen, sie nach dem sittlichen Empfinden unserer Zeit z» ändern im Gegenteil fühlen wir die Pflicht, unser sittliches Emp finden stets mit den Geboten Gottes i„ Einklang zu bringen. Wer Religion sagt, spricht ein Dogma, eine Glanbelisleh,.- aus, die nämlich, daß er an einen persönlickien Gott glaubt: und wer dem sechsjährige» Kinde Religionsunterricht erteilt und ihm vom lieben Gott erzäich l, lprich! e. n Dogma ans, die Lehre nämlich, des) ei eine. > Galt gib t. -- Aljo i>: dogmenloser ReligionsniUer, icht ein nn eine <'an- <rn>!» lio in ncljcml», ain Messe, ebne.aling e, dem auch kein Grifs ist. — Wem nestna : Ae! chwn „n n Geiühl und Stimmung, fromme Empfindung und E.'ch b 'sc.'.beit der bat ganz andere Griliidbegrisje a ch . >: :md wiltc uns i.as Toleranz nicht seine „Religion" a UsUl.'! U't'l'., ^ nir merden ,bn mit der unseren auch nicht behelligen. Wenn . er will, dann ist es unser Recht, ihn zu fragen: .. Wie siebt D ein Gott ans t" und wenn er sich Ehrist nennt, dann habe:, wic das Rttm, an ilm die Frage nach der Grundlage alles E>" istc.ttnms zu richten: „WaS dünlet dir von Ebrisui:-? Wessen Selm ist er?" — Wer dann die Antwort aus die Fragen mit Worten wic „Spitzfindigkeiten", Verbalismus" nag .S>» haben kein Recht, danach zn fragen", ableimt, dem fehlt ent- weder die Klarheit oder die — Wahrheit! Klarheit der Begriffe gilt ja sonst immer als das erste Erfordernis jeder Belehrung und jeder ehrliclien Verständigung! lieber die in den Zwickauer Thesen enthaltene" wider christlichen Anschauungen ist schon genug geschrieben 'norden. Nur das eine möchte ich zum Schluß bemerken: Wir Katho. liken empfangen die religiöse Belehrung ans dem Munde der katholischen Kirche und jede religiöse Unterweisung steht unter ihrer Aufsicht. Der liberalen Lehrerschaft, die den zweiten Glaubensartikel über Bord geworfen hat »ns unserem Herrn und Heiland Jesus Ehristns das hell strahlende Diadem der Gottheit von seiner Stirn herab- reißen will, könne" wir keinen Lehrauftrag zum Religions unterrichte für katholische Kinder zuerkenne". Worte aber, wic dogmatischer Wust, dogmatischer Schimmel und ähnliche, sind eine schwere Beleidigung unseres religiösen Enipfindsns und zeigen uns klar und deutlich, daß wir Männer", di« mit solcher Verachtung von cl,ristlicl)eii Glanbenslehien sprechen, doch nicht katholische Kinder zum Religionsunter richte anvertralien können. Eine Versammlung, zu der man in ui'serem überwiegend katholischen Orte die Allgemein heit äinladct. um sie über Zwickauer Thesen und dogmen losen Religionsunterricht zu „belehren", über Diitzw, von denen die katholische Pfarrgemeinde durch den Mund ihrec berufene" Vertreter scipn wiederholt erklärt hatte, daß sie sie nicht wolle und gar nicht annehmen könne, eine solch« Versammlung empfinden wir als Herausforderung. Will man wirklich tolerant und liberal sein, so bleibe man uns mit den Zwickauer Thesen und dem dogipenlosen Religion», »"terriclste fern. Man befreit die Dissidentenkindcr auS Toleranz vom Religionsunterrichte und null zur selben Zeit die katholischen Kinder in einen Religionsunterricht hinein zwingen, der ihrem Glauben widerspricht, den ihre Eltern nun und nimmer wünschen und den die ganze katholisch« Kirche entschieden verurteilt und ablchnt. Ist das liberal? Ist das tolerant? Ist das die vielgerühmte Freiheit? — Nein, das ist die Wimmste Gewissensknechtung, die ärgste Gewisscnstyiannei, die größte Intoleranz! Deutscher Reich Das neue Kabinett. Ministerpräsidium: Scheide mann (Soz.), RcichsverteidignngSamt: Noüke (Soz.), Rcichsjnstizamt: Lnndsberg (Soz.), Reichswirtschastönmt Wissel (Soz.), Neichsarbcitsamt: Bauer (Soz.), Reichsamt des Innern: Dr. Pr ruß (Demokrat), Rcichoamt dcö Arußcrn: v. Brockdorff-Ranva» (wird den Demokraten zugezählt), Reichsschatzamt: Gothein (Demokrat), Reichssinnnzamt: Schisser (Demokrat), Rcichspostamt: Strgrrwnld (Zentrum), Reichscrnährungsamt: Herold (Zentrum). Ein besonderes Vizepräsidinm wird nicht eingrriitstck. Staatssekretär Schiffer erhält die Stellvertretung für den Ministerpräsidenten. Als Staatssekretäre ohne Portefeuille werden Dr. Da vid, August Müller und Erzberger genannt. Koir den Unterstaatskseretären wrid genannt v. R i ch t h o s« n al» Unterstaatssekretär für die Kolonien im Auswärtigen Amt. Es heißt, daß dieses Untrrstaatssrkretariat später in eti» selbständiges Stantssekretnrint »nigkivandelt werden s,8. Das Arbeitsprogrnmm des neuen Kabinetts. I. I n n e n - P o l i t i k. 1. Die verfassunggebende deutsche N a t i o n a l v e > « s a m nilun g ist der alleinige Träger der Neichsgewalt. 2. Festigung der Einheit des Reiches durch eine starke Zentralgewalt. Einheitliche Führung der Außenpolitik einschließlich der auswärtigen Wirtschaftspolitik.