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Nr. S7 — IO. Jahrgang irskv DienSrag den 14. Februar 1011 ialttä- D- UNI- t eic/r ^ä- . aber imkert c/r/a5- ksei ko// »vi» ch lind uchs der n Geld ie sofort shncn lit dem en, und iarantic Lroaist »»««» lce? ssk4 » 1,«r, r KO 1 >il> u t gster * * läge. » ««»» MWscheKMsmtlllm tirschrtnt ISgltch nachm, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. «-«-abe I mit .Die Zeit in Wort und Bild» viertelstibrltch «,I0 ^ In Dresden durch Boten «,40 In ganz Deutschland frei HauS L.8» in Oesterreich 4,4» L AnSzabr » ohne illustrierte Beilage viertelitidrlich IM> In Dresden durch Boten «,I0 a«. In ganz Deutschland frei HauS «,S« in Oesterreich 4,07 — TinzcI-Nr, 10 Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden die Sgcspattene Petitzeile oder deren Raum mit 18 4, Reklamen mit 80 z die Zeile berechnet, bei Wiederholungen entsprechenden Rabatt Bochdrniferri, Redaktion und Geschäftsstelle- Dresden, Ptllnttzer Strahe 4». — Fernsprecher ISO« AürRüikgabe unverlangt. Schrtststüik« keine iverbtodltchkeit RedaltionS.Sprechstunde: II dtS I« Uhr, 2. Sächsischer Bezirkstag der Vereine kaih. erwerbstätiger Frauen und Mädchen zu Dresden am 5. und 6. Februar 1911. Der 2. Sächsische Bezirkstag, welcher am 5. und 6. Februar im Heim des Dresdner Vereins Antonstraße 7, pt.. slattfand, war von 27 Delegiertinnen aus den verschiedensten Teilen des Königreiches besucht. Zu der größten Freude nahm der hochw. Herr Bischof Dr. Alois Schaefer an den Verhandlungen teil, außerdem der Herr Orts präses Hofkaplan Feßler und die Herren Präsiden aus Bautzen, Chemnitz, Leipzig, Plauen, Seitendorf und Zittau. Vom Verbandsvorstand waren erschienen Herr Verbands präses Pfarrer Beyer und die Verbandsleiterin Fräulein v. Schalscha. Nach der Begrüßung eröffnete Herr Pfa. er Beyer mit Gebet die Tagung, und Herr Hofkaplan Fepier begrüßte alle Erschienenen aufs herzlichste. Ins Bureau wurden gewählt Herr Hofkaplan Feßler als Vorsitzender, Frau Professor Neubner aus Bautzen als Beisitzerin und Fräulein Duncan als Schriftführerin. Daraufhin wurde der Geschäftsbericht von der Bezirkssekretärin ent- gegengenonunen, dein folgendes zu entnehmen ist: Der Bezirk Sachsen des zirka 25,000 Mitglieder zählenden Verbandes umfaßt zurzeit 16 Vereine und 4 Zahlstellen mit insgesamt 1222 Mitgliedern, gegen 0 Vereine und 3 Zahlstellen mit 963 Mitgliedern im Vor jahre. In allen Vereinen ist die Sterbekasse eingeführt, 22 Prozent aller Mitglieder sind in Berufsgruppen organi siert, fast zwei Drittel sind in unserer Krankenkasse. An Krankenunterstützungen wurden in 11 Vereinen 2066 Mark ausgezahlt, Sterbeunterstützung in 2 Fällen 100 Mark, berufliche Unterstützung 204 Mark (im ganzen 2369 Mark). In allen Vereinen wird auf die berufliche und hauswirt schaftliche Weiterbildung großer Wert gelegt. Die religiös sittliche Förderung der Mitglieder wird durch entsprechende Vorträge, auch geistliche Hebungen, erstrebt. Die Pflege edler Erholung wird nicht vernachlässigt. Vom Streik bedroht waren und sind zum Teil noch die Iutearbeiterinnen in Triebes, dis Stiekerciarbeiterinnen i» Planen und die Metallarbeiterinnen des ganzen Be zirkes. In Dresden waren ausgesperrt die Schuharbeite- rinnen einer Fabrik. — Aus Anlaß dieser Streikgefahren haben sich eine Anzahl Mitglieder unserer Berufskasse neu angeschlossen. Dem Anträge des Vorjahres, das Sekretariat von Thüringen nach Sachsen zu verlegen, ist stattgegeben wor den, da sich dasselbe seit Mitte August 1910 in Chemnitz befindet. In diese Zeit fallen die Neugründungen, außer dem Vereinsbesuche aller bestehender Vereine, wobei 24 Vorträge gehalten wurden, im ganzen Vorjahre zu sammen 48 im Bezirk Sachsen. Tie Arbeiten, welche ini Bezirkssekretariat in Chemnitz erledigt wurden, waren sehr vielseitige. Die Anfrage» im Sekretariat betrafen Steuer reklamation, Stellenvermittlung, Uebertretung der Ge werbeordnung, Heilverfahren ans Kosten der Invaliden versicherung, Vereins- und Derbandsangelegenheiten, Lohn- Vertrag usw. Ueberschaut man die im Berichtsjahr im Bezirk Sachsen geleistete Arbeit, so wird man sagen können, daß reiche Er folge erzielt sind. Für die nächste Zeit sind weitere Neu gründungen geplant. Innerhalb der bestehenden Vereine wird der Ausbau der beruflichen Förderung vor allem ins Auge zu fassen sein. Auch die systematische Beteiligung an den Krankenkassenwahlen usw. wird erstrebt werden müssen. Im Anschlüsse an die sehr anregende Diskussion über den erstatteten Geschäftsbericht berührte der DerbandS- präses auch die Stellung des Verbandes zu den Jungfrauen vereinen. Derselbe führte aus, daß die lediglich religiösen und geselligen Vereine eine Wahrung der so wichtigen Be rufsinteresscn nicht bieten könnten. Es sei darum ein An schluß dieser Vereine an die Verbandsvereine geboten, da mit die Mitglieder der Inngsrauenvereine in ihren Be rufen als Hausangestellte, Fabrik- und Heimarbeiterinnen usw. durch die berufliche Organisation der Verbandsvereine gefördert würden. Im weiteren Verlaufe der Besprechungen, welche übrigens eine volle Einstimmigkeit mit den Aus führungen des Referenten ergaben, wies auch Herr Pfarrer Zentner-Zittau auf die vielfach »och bestehende Schwierig keit des Zusammenarbeitens beiher Vereinsamen hin und gab der Ueberzeugunq Ausdruck, daß der Bezirkstag den Anstoß gebe, allseits ein friedliches Zusammenwirken in die Wege zu leiten. Als zweiter Punkt kam das Referat betr. der Jugendfürsorge durch die Verbandsleiterin zum Vortrag. Die sehr lebhafte Diskussion ergänzte die von Herzen kommenden Worte der Referentin, welche die hundertfältigen Gefahren, die der erwerbstätigen weib lichen Jugend drohen, schilderte und Winke zum Zusammen schluß in treffender Weise gab. Einstimmig wurde regster Eifer zur Gewinnung der Jugend als notwendig hinge- stellt. Die Darbietung passender Sonntagsveranstaltung unter der Leitung von Schntzdamen aus den Kreisen der Lehrerinnen usw., die Weiterbildung in Kursen, die Pflege des religiösen Lebens wurden als Mitte! und Zweck der Jugendorganisation des näheren erörtert Insbesondere wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, durch Eltern abende und ähnliche Veranstaltungen Eltern und Kinder auf die Fragen der Berufswahl, Vertretung der wirtschaft lichen Interessen der weiblichen schulentlassenen Jugend und ähnliche Fragen hingewiesen. Auch auf die Arbeit an der von auswärts zuziehenden Jugend sei großer Wert zu legen. Eine gute Organisation des Anfsuchens der von Ferne kommenden sei eine dringende Pflicht. Bevor die Resolution zur Abstimmung gelangte, nahm der hochw. Herr Bischof das Wort und verbreitete sich, an knüpfend an das Referat und die Diskussion, über die Tätigkeit der sozialen Vereine auf religiös-sittlichem Gebiete und die diese unterstützende Wirksamkeit in der Förderung der wirtschaftlichen Interessen. Insbesondere angesichts der seitens der Sozialdemokratie verfolgten Ziele und dabei angewandten Mittel sei die Tätigkeit der „erwerbstätigen" Vereine eine sehr wertvolle Unterstützung der Seelsorge und diene darum in ihrer Weise den höchsten und letzten Idealen, weshalb er auch der heutigen Versammlung ein besonderes Interesse entgegenbringe. Der letzte und idealste Zweck aber vereinige auch den Verein der „Erwerbstätigen" mit den anderen katholischen Vereinen, besonders jenen, die sich die gleichen Ziele für andere Kreise und in anderer Weise gesetzt haben. Nicht Konkurrenz, sondern har monisches Zusammenarbeiten gelte als Losung gemäß einer Weisung des Herrn einer Eifersüchtelei gegenüber: „Wehre! es nicht, denn wer nicht wider euch ist, der ist für euch." <Luc. 9, 60.) Das gelte insbesondere auch in der speziellen Aufgabe der Fürsorge für die der Schule entlassene Jugend, die da helfend eingreifen will, wo die Familie versagt, sei cs gezwungen durch die Verhältnisse ohne Schuld, sei es durch Schuld, indem sie sich selbst auflöst und ihr,' kaum dem Kindesalter entwachsene Jugend sich selbst überläßt. Hier ist die enge Fühlung mit den Seelsorgspriestern, speziell den Pfarrern, und der Schule nicht zu entbehren. Doch die entgegenstehenden, in der Diskussion schon mehrfach und treffend gezeichneten Schn rigkeiten sind mannigfach und groß, besonders in der Diaspora. Doch das dürfe, auch wenn die Erfolge nur besch iden sind, nicht entmutigen: ans die Tauer werden die Früchte doch immer reichere werden. In der vollen Würdigung dieser einem so idealen Ziele ge widmeten Tätigkeit erteil« er der an ihn gerichteten Bitte gerne entsprechend, den oberhirtlichen Segen. Im zweiten Referate behandelte die Bezirkssekretäriu die Hand w e r k e r i n n e u f r a g e , die für Sachsen noch eingehender Arbeit harre. Leider gestattet es der Raum nicht, auf die Ausführungen, welche von größter Wichtig keit für die Schneiderinnen. Putzmacherinnen usw. sind, des näheren einzugehen. Wie wir hören, beabsichtigt der Ver band, anfklärende Vorträge demnächst zu veranstalten, um auf die Ausnutzung der Uebergangsbestimmungen der ge setzlichen Anordnungen allseits aufmerksam zu machen und hierdurch manche Handwerkerin vor großem Schaden zu be wahren. — Nach der gleichfalls regen Diskussion kam die untenstehend'.' Resolution zur Annahme. Das letzte Referat hatte der Herr Verbandspräses über: Die Organisation der Dienstmädchen. Er betonte u. a., daß wir, so viel an uns liegt, beitragen möchten, daß die Dienstmädchen als auch zur Familie ge hörig betrachtet würden. Ferner betonte der Herr Redner, baß nicht ei» eigener Dienstbotenverband hier in Betracht komme, wohl aber sollten die Dienstboten in besonderen Vereine» oder Gruppen innerhalb des Verbandes zu- sammengeschlossen sein, und diese einen integrierenden Be standteil des Gesamtverbandcs bilden. Die Diskussion förderte noch manches Interessante zutage: in der nach' folgenden Resolution kam die Zustimmung der Delegierten- verfammlung zum Ausdruck. In die Diskussion über die Dienstbotenfrage griff auch der hochw. Herr Bischof wieder ein, indem derselbe unter voller Zustimmung zu den Ausführungen der Referenten betonte, daß die dem Berufe entsprechende Scheidung zwischen Fabrikarbeiterinnen und Dienstboten die Freunde der erlverbstätigen Vereine mehren und w das segensreiche Wirken wesentlich fördern werde. Eine solche Scheidung in Gruppen müsse auch in Dresden weiter dnrchgeführt wer den, da ja ein Hauptteil der Mitglieder Hausangestellte sind. Dadurch werde auch die berufliche Fortbildung er leichtert und gefördert werden. Reiche Anregungen sind von dieser Tagung ausge gangen. Herzlich waren auch die Worte des Dankes zum Schluß der Tagung für alle Beteiligte». Den schönen Abschluß des außerordentlich harmonisch verlaufenen Bezirkstages bildete der unterhaltende Abend im Gesellen- Hause, der unter riesigem Andrange stattfand. Die Dar bietungen waren aber auch Glanzpunkte, sowohl die herr lichen Lichtbilder von der Orientreise mit den begleitenden Worten seitens des Herrn Hofkaplan Feßler, als auch die Festrede der Verbandsleiterin, in welcher sie vorzüglich das Gemeinsame der Bestrebungen des katholischen Frauen bundes, welcher auch in dankenswerter Weise durch Mit glieder des Vorstandes vertreten war, und unseres Ver bandes hervorhob. Die herzliche Begrüßung des Herrn Ortspräses, der sinnige Prolog, der heitere theatralische Scherz, kurz, alles verschmolz sich zu großartiger Wirkung, deren Erinnerung allen unvergeßlich bleiben wird. Am anderen Tage fand, wie dies im Anschluß an die Bezirks tage üblich ist, unter großer Beteiligung ein sozialer Kursus statt. Gleich ini Beginn desselben überbrachte der Ortspräses den wärmsten Dank Ihrer König!. Hoheit der Frau Prinzessin Johann Georg auf daS am ersten Tage unter großem Beifall abgesandte Huldigungstelegramm. Wir schließen den Bericht mit dem Wunsche, der so segensreich wirkende Verband möge überall größte Förde- Hing seiner Bestrebungen finden zum besten unserer katho lischen weiblichen Erwerbstätigen. Resolution zur Jugendfürsorge. „Der 2. Sächsische Bezirkstag ersucht in Ansehung der vielfachen Gefahren, denen besonders die erwerbstätige weibliche Jugend ausgesetzt ist, die bestehenden Vereine, im vermehrten Maße ihre Werbearbeit auf die jugendlichen Erwerbstätigen auszudehnen. Ganz besonders werden die Herren Präsides gebeten, als die berufensten Führer der Jugend, dieselbe bald nach der Schulentlassung den Verbandsvereinen zuzuführen, event. eigene Jugend abteilungen zu gründen und ihnen besonders die beruf liche Förderung durch Anschluß an die Berufsorganisation zu ermöglichen." Resolution zur Dienstbotenfrage. „Der 2. Sächsische Bezirkstag erachtet es als eine wich tige Aufgabe der Verbandsvereine, die Hausangestellten beruflich zusammenzuschließen, sei es in eigenen Berufs vereinen, sei es in besonderen Berufsgruppen innerhalb des Vereins. Das häusliche Arbeitsverhältnis im Gegen satz zu dem Verhältnis der sonstigen erwerbstätigen Frauen welt beruht auf dem patriarchalischen Verhältnis, wie es in der Familie zum Ausdruck kommt. Dieses patriarchalische Verhältnis muß gewahrt werden, und es müssen die Pflich ten und Rechte der Dienstmädchen und Herrschaften durch erziehliche Beeinflussungen in besonderen Berufsgruppen oder auch in selbständigen Vcrbandsvereinen klargestellt und gesichert werden. Daher ist jede gewerkschaftliche Organisierung für den Dienstbotenstand abzulehnen." Resolution zur Handwerkcrinnensragr. Der 2. Sächsische Bezirkstag beschließt in Erwägung der tief einschneidenden gesetzlichen Neuerungen über dett kleinen Befähigungsnachweis für das weibliche Handwerk in eine eifrige Agitation zur Gründung von Handwerke rinnengruppen einzutreten. Der Bezirkstag empfiehlt be sonders die Veranstaltung von öffentlichen Versammlungen, um die selbständigen Schneiderinnen aufzuklären und sie zur Ausnützung der Uebergangsbestimmungen zu veran lassen. er empfiehlt ferner die Veranstaltung von Eltern abenden. um Eltern wie Jugendliche zu dem vom Gesetz geber beabsichtigten gründlichen Bildungsgänge der jugend lichen Handwerkerinncn zu veranlassen und so ihre Existenz zu sichern und den Handwerkerinnenstand zu heben." Politische Rundschau. Dresden, den 13. Februar 1dl I. — Drr Kaiser hat eine dreitägige fieberhafte Grippe Überstunden. Die Temperatur war in der Nacht zum Sonnabend nickt mehr gesteigert. Die Beseitigung der katarrhalischen Erscheinungen wird noch eine Reihe von Tagen erfordern. — Im Reichstage wurde am Sonnabend die konser vative Interpellation betr. Uebeiflutung mit fremden Papieren beraten. Abg. Graf Kawtz begründete die An frage. Aus der Antwort des Ministers Delbrück geht her vor. daß alles beim alten bleiben wird Abg. Speck (Ztr.) krit'sicrle scharf die heutigen Verhältnisse und hofft, daß die heutige Debatte zur Besserung beitragen werde. — Im preußische» Abgeorduetenhause wurden am Sonnabend kleine Vorlagen erledigt. — Eine Rede de« Herzog« Johann Albrecht zn Mecklen burg, bei der sogen. Schafsirmahlzeit in Bremen hat in der Presse großes Befremden hervorgerufen. Die frei- konservativ« „Post" ist einigermaßen verwundert und meint schließlich, der Appell de« Herzogs sei an die falsche Adresse gerichtet. Bon einem Zurückweichen der deutschen Schiff fahrt sei nicht dar» geringste zu merken. Der Herzog hätte sich mit seiner Mahnung vielmehr an die deutsche Regierung wenden müssen. Die „D. TageSztg." schreibt: „Herzog Johann Albrecht wird wohl nicht die inneren deutschen Verhältnisse im Auge gehabt haben, al« er von dem wilden Konkurrenzkämpfe, dem AuSeinandergeheu der deutschen Interessen und dem Kampfe aller gegen alle sprach. Ltt«