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-tr. L44 — L«. Jahrgang DtenSrag den S7. Juni IVI» § Erscheint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. «uSgabe 4 mit .Die Zeit in Wort und Pild- vierteljährlich 8.10 4c. In Dresden durch Bolen 8.40 4c. In ganz Deutschland frei Haus 8 53 4k: in Oesterreich 4,4» L. MuSgabr v ohne illustrierte Beilage vierteljährlich 1,80 4k. In Dresden durch Bote» 8,10 4c. In ganz Deutschland frei HauS 8,88 4c: in Oesterreich 4,07 L — Ein einzel-Br. IO Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden die «gespaltene Petit,eile oder der"» Rann »nt 45 Reklame» mit 50 4 die Zeile berechne!, bei Wiederholungen entsprechenden Rabatt Bnchdrnikeret. Redaktion n»d Gcschäst-ftclle. Dresden, Pilluitzer Ltratze 4!t. — Fernsprecher lltOB JürRSikgabe nnderlang«. echriftstilchekrineVerbindltiiikei, Rsdaktions Sprechslundc: 11 biS 18 Ube. ^rtrisckencl unä labenä! Vredo-Lis-Vi'ops k»tunä 15 Pf. kerliiix ic kockstrok, vresäea. dlieösrlagen in allen Stadtteilen. Fiir das 4 Qt»artcil tUII abom.iert man auf die „Sächsische Volks zeitung" mit der täglich., Roiiiamn-ilage sowie der wöchentlich e> scheinenden Beit me „Feierabend" zum Prest: von I.8N Mk. sotsne Bestellqeio), durch den Bolen tnS Haas Ä.1V Mk. Der Bezug: p> eis auf die Ausgabe F. mit der illustrierten Untei- haltungsbeilage „Die Zeit in Wo>t und Bild" erhöht sich monatlich um 10 Pfennig. Der Apostat Leute und seine „Berichtigung". In einer Zeit, wo nach der Riesenblamage des Aposta ten Verdesi selbst liberale Blätter zur Vorsicht malmen gegenüber sensationslüsternen Expriestern (vergl. „Mün chener Neueste Nachr." Nr. 267 vom 7. Juni), stehen für Apostaten, die ihren Abfall durch Entstellung katholischer Lehren und Einrichtungen geschäftlich verwerten wollen, die Aktien schlecht. Wir verstehen es daher vollständig, das; der Apostat Leute recht unangenehm berührt wurde, als wir seine „Schriftstellerei" charakterisierten als das, was sie ist, als eine armselige Scheren- und st leisterarbeit, bar alles wissenschaftlichen Charakters. Darob war der Herr sehr böse und in seinem Grimme setzte er sich hin und versandte eine Berichtigung gegen den Artikel „Kultur und Kirche — Zeitschrift des Apostaten Leute", den wir in Nummer 122 gebracht hatten. Weil die „Berichtigung" in keiner Weise den Anforderungen des Gesetzes entspricht, nehmen wir sie nicht auf, aber sie gibt uns Anlas;, uns noch einmal mit dem Herrn Leute und seiner „Berichtigung" zu befassen, so ungern wir das tun — ans Neinlichkeitsgründen! Um gleich eins zu sagen: So wenig die „Berichtigung" des Herrn den Anforderungen des Gesetzes entspricht, so wenig den — Tatsachen. Eines sei gleich herausgegriffen. Herr Leute entrüstet sich, daß wir gesagt, er schreibe im Solde des Evangelisckien Bundes und die von ihm heransgegebene Zeitschrift stehe in dessen Diensten. Wir haben die Frage nach diesem Zu sammenhänge an den Evangelischen Bund gerichtet nnd nicht an Herrn Leute. Wir nehmen von seiner Angabe Notiz, erlauben uns aber die Frage: Empfindet es Herr Leute als tadelnswert, im Dienste des Evangelischen Bun des zu stehen, daß er sogar erklärt, gar nicht Mitglied des selben zu sein? Er, der sich doch so ganz mit demselben be gegnet in der konfessionellen Hetze, er, der sogar seine Zeit schrift in der Reklame als „mustergültig" für konfessionelle Hetze anpreiscn läßt? Ferner wehrt sich Leute dagegen, daß er der Zeitschrift einen andere» Namen gegeben habe, „um Katholiken auf den Leim zu locken". Indem Herr Leute dagegen pro testiert, gibt er zu, daß das eine unfaire Kainpfeswcise wäre Damit hat der Herr seiner ganzen bisherigen Praxis das Urteil gesprochen, denn bisher war es sein Bestreben, seine Machwerke i» katholische Kreise hiiieinziibringen, was ihm sogar einmal den Vorwurf des „Schwindels" einge tragen hat. In ihrer Nr. 27 (1008) brachte die „Allgeni. Rundschau" folgende Warnung vor einem Schwindel manöver: „Wie mir in letzter Zeit von den verschiedensten Seiten mitgeteilt wird, versendet ein Apostat (Leute) an Redaktio nen und an Geistliche einen Reklameprospekt, dem ein hekto- graphierter Zettel folgenden (auch ähnlichen) Inhaltes aufgeklebt ist: „Dank der Munifizenz des Herausgebers der „Allgem. Rundschau", Herrn Dr. A. Kausen in Mün chen, konnte das Buch „Das Serualproblem und die katho lische Kirche" einer Anzahl von katholischen Volksbibliothe ken überwiesen werden. Das Beispiel dieses hochherzigen Stifters verdient rege Nachahmung." Daß hier ein hand greiflicher Schwindel, ein unerhörter Mißbrauch meines Namens vorliegt, brauche ich nicht zu versichern. Um zu verhüten, daß auch fernerhin durch diese falsche Vorspiege lung Käufer des Buches angelockt werden, ist die Ange legenheit der Staatsanwaltschaft übergeben. Bei diesem Anlasse sei festgestellt, daß die Geschäftsstelle der „Allgem. Rundschau" auf meine Anordnung dem „Freien Wort" in Frankfurt, in dessen Verlage auch das „Sexualproblein" erscheint, den Betrag für zwei Jnseratenanküiidigungen des „Freien Wortes", dessen Charakter uns vordem nicht hin reichend bekannt gewesen war, auf Heller und Pfennig zu rückzahlte. An diesen Vorgang scheint jene schwindelhafte Behauptung des in Frage stehenden Apostaten auzuknüpfen, zu dessen Kennzeichnung ich folgendes an mich gerichtete Schreiben vom 3. März 1008 hiermit niedriger hänge: „Sie haben mich im März 1004 in ostentativer Weise aus der Liste der Mitarbeiter der „Allgem. Rnndscliau" gestrichen. Anbei meine Revanche! Tie Rezension meines Ehebuches war sogar für den Kurier ein Leim, auf den er hereinfiel. Ein göttlicher Skandal! Mir eine wertvolle Reklame, da das Buch in jedes katholijche Haus kommen muß." Die . Revanche" nnd der „Leim" bestanden darin, daß eine aus der Feder Dr. Gasscrts in Freibnrg stammende Rezension des ans katholischem Standpunkte stehenden früheren Ehe buches zur Reklame für das ganz und gar antikatholische „Sexualproblem" des Renegaten in öffentlichen Ankündi gungen mißbraucht wurde." Herr Leute nnd sein Streben, Katboliken ans den Leim zu locken, ist damit hinreichend beleuchtet. Wenden wir uns nun zu der Lebensführung des Herrn. Leute möchte sich als GeisteSheros anfjpielen, ganz ü Irr Verdesi, der ans weiß Gott für idealen Motiven abgefallen ist, und da kommt es ihm arg in die Quere, das; wir als Ursache seines Abfalles das sechste Gebot bczw. die Kolli sionen des Herr» Leute mit demselben sestnageln. Er be hauptet jetzt, der Grund seiiies Abfalles sei gewesen „die Ueberzengniig, das; der römische Klerus mit seiner ultra- montanen Herrschsucht »ninöglich ein von Christus gestif tetes Priestertum sein könne". Bums! So der Leute von heute. Ter Leute vom Jahre 1008 dagegen erklärt als Grund seines Abfalles, das; ihm von seinen kirchlichen Oberen seine Rechte ans sein Ehebnch abgenommen worden seien Wer hat jetzt recht? Weiter schreibt der Leute von heute, daß der verstorbene Bischof von Leonrod „in ge winnender Weise" ihn habe zum Bleiben bewegen wollen und er dein alten Herren zuliebe seinen Abfall bis zu dessen Tode verschoben habe. Wir wollen von der damit einge standenen jahrelangen Heuchelei weiter keine Notiz nehmen, stellen nur fest, daß also desselben Leute Angaben über das Vorgehen desselben Bischofs, wo er von diesem das gerade Gegenteil einer „gewinnenden Weise" erzählt, den Tat sachen nicht entsprechen. Wir sagen zudem dem Herrn Leute auf den Kopf, keine seiner Angaben entspricht den Tat sachen. Denn erstens ist es Tatsache, daß sich das Ordinariat Eichstätt niemals mit seine.:: Ehebuche befaßt hat, nnd zwei tens. das; deshalb ihm kein Haar gekrümmt wurde. End lich drittens: lieber Herri sucht des römische» Klerus be gann Herr Leute erst zu t! gen, als seine kirchlichen Oberen gegen ihn einschreite» mW len, weil er wegen seiner Ton- Jiian-Anfführnng ans den verschiedenen Stellen, Ivo er war, fortgesetzt schweres Aergernis gab. Das war sowohl in der Pfarrei Gnndelsheim der. Fall, wo Leute in den Jahren 1000 bis 1003 sich befand, wie in Velbnrg, wo er ein Ewe- ritenbenefizin», erhalte:, Witte. Tort hat er dann 1006 seinen Abfall erklärt und leine Haushälterin, von der er schon vor der Zeit ei» Kind hatte, alsbald zivilster geheira tet. Das bestätigt alles Herr Leute selbst, der in seinem „Sexualproblem" mit häßlichem Zynisinns sich seiner „anti- zölibatärcn Entgleisungen" rühmt. Unsere Behauptung. Ursache des Abfalles des Herrn Leute von der katholischen Kirche sei das sechste Gebot bezw, die Kollisionen des Herrn mit demselben, halten wir daher angesichts der Tatsachen ansrecht. Nach seinem Abfalle sprang Leute bei den Freidenkern ein. In einer Zuschrift an die „Pfälzer Zeitg." (Nr. 160 vom 13, Juni) „berichtigt" Leute: „Es ist unwahr, das; ich in Freidenkerversamnilniigen als Zotenreißer anstrat." Nun, dann fehlt eben Herrn Leute das Verständnis dafür, wo der Anstand ein Ende hat nnd die Zote beginnt, lieber eine seiner Reden in Düsseldorf berichtet die „Köln. Zeitg." lNr. 862 vom I I. August 1008): „Gestern abend mar in Leutes Vortrag nichts weniger als Wissen'chasi enthalten - das häßlich Sexuelle nahm eine» überaus breiten Raum i» dem dreistündigen Vortrage e:n." Her-: Leute schreibt jetzt mit eiserner Stirn: „Ter in die „Köln, Zeitg." lancierte abfällige Bericht war nicht von einem objektiven Berichterstatter verfaßt worden, wird dagegen von M.- Gladbach aus alle Augenblicke verwendet, sogar zu anony men Denunziationen bei der Staatsanwaltschaft." Wir müssen es der „Köln. Zeitg." überlassen, ob sie sich Berichte in ihre Spalten lancieren läßt. Die Lcutesche Behauptung über „M.-Gladbach" ist nach jeder Richtung von dem edlen Herren Leute frei erfunden!! Wenn man von M.-Gladbach aus den Staatsanwalt gegen Leute mobil machen wollte, würde man schon andere Dinge nehmen als Zotenreißerei, durch die Herr Leute das Werk der Zerstörung der eigenen Reputation in den Augen jedes anständigen Menschen selbst am besten besorgt. Keiner hat übrigens eine so vernichtende Kritik über seine Vorträge geschrieben, als der Herr Leute selbst. Nach dem er jene Vortragstour durch Rheinland als Agitator des Freidenkerbundes beendet hatte, berichtet er darüber im „Freidenker": „Wir hatten gerade die katholischen Orte für die Gegen propaganda herausgesucht, Köln, Aachen, Düsseldorf, M.- Gladbach usw. Ich halte es für gut und habe die Praxis, zwei Wochen vor meinem Auftreten die gesiniumgsver- wandte Presse des Ortes mit einer Anzahl zugkräftiger Ar tikel zu bedenken. Natürlich lauter scljarfe Kost . . . Das sind zum Beispiel Artikel mit der Ueberschrift: Der Nunzius ans dem Hofball, Wenn Priester sündigen, Römisch-katho lische Priesterehen und dergleichen . . . Tie Themata, die besondere Zugkraft ausübten, waren: Der römische Priestec und die deutsche Frau . . . Das Sexualproblem und die katholische Kirche . . . Mein neuestes Thema Nacktkultur nnd katholische Moral wird wohl der Polizeizensnr ver fallen . . ." Das mag genügen als Unterlage für unsere Charakte ristik der Zotenreißerei. Herr Leute zwxir beruft sich auf sein Buch, in dem diese Vorträge enthalten seien und das von „wissenschaftlicher nnd gelehrter Seite größte Aner kennung gefunden" habe; aber er unterläßt es in unbegreif licher Bescheidenheit, diese „wissenschaftliche und gelehrte Seite" zu nennen! wir stellen daher fest, daß kein einziges wissenschaftliches kritisches Organ das Leutesche Sudelwerk auch nur einer Erwähnung wert erachtet hat. Lerr Leute „berichtigt" dann weiter: „Mit dem Frei- denkertnm stand ich niemals in organisatorischem (!?) Zu sammenhänge, konnte also auch nicht aus irgend einer Stel lung hcransgeworfcnswcrden." Was Leute damit berichti- aen null, ist nicht recht ersichtlich. In einem der Artikel hatte es geheißen, daß die Freidenker, die doch stmst starken Tabak gewöhnt, sich des Herrn entledigt hätten. Zur Beleuchtung dieser Berichtigung mag folgendes dienen: Herr Leute hielt seine famosen Freideakervorträgs für den „Deutschen Freidenkerbnnd", der in den Flug blättern Unterzeichnete. Er war also doch wohl Mitglied, schreibt er ja selbst, bei seinem Uebertritte zur evangelischen Kirche sei er ansgetreten! Weiter: Herr Leute nahm auch Teil an einem Kongresse der Freidenker in Frankfurt und hat auch dort einige Töne geredet, er muß also doch „in organisatorischem Zusammenhänge" — falls das Wort einen Sinn hat — gestanden haben! Als er dann Kritik übte am Freidciikerbunde, klopfte ihm der Bnndesvorsitzende Tschirn ans die Finger, und sein Kollege Vogtherr erklärte Leute als unsicheren Kantonisten, der unter Umständen sogar „zur Alleinseligmachenden" znrückkehre, worauf'Leute antwor tete. einen solchen Schritt werde er tun — um Brot zu be kommen! »'örtlich sagt er über diesen Schritt: „Nur das Hungcrmotiv könnte ihn rechtfertigen." („Freidenker" Nr. 17 vom l. September 1009.) Ob das iinn ein Wink sein sollte an die Freidenker, sich eine solche „Kraft" wie Leute bei guter Laune zu erhalten, sei dahingestellt! jedenfalls war mit dein Bekanntwerden des Lebenslaufes des Herrn Leute seine Agitation für die Freidenkerei znsaiiimengebro- chen. Tie Herrschaften konnten keine» Staat mehr mit ihm machen. Leute trat dann zum Protestantismus über nnd läßt sich dort als „neuen Luther" feiern nnd betreibt nunmehr die konfessionelle Hetze. Noch ein Wort über Leutes „Schriftstellerei". Er be richtigt nämlich: „ES ist unwahr, daß ich mit Scliere und Kleistertopf meine Bücher fabriziere." Nun. wer sich die Mühe nimmt, bei der Leuteschen „Schriststellerei" die seitenlangen Zitate nnd Zeitungs ausschnitte, die darin znsammengeflickt sind, mit den eigenen Zutaten des Herrn Leute zu vergleichen, wird finden, daß von letzterem herzlich wenig stammt, dessen Weisheit ledig lich ein dünner Zwirnsfaden ist, der mühsam von Zitat zu Zitat gezogen ist und ei» buntes Allerlei zniammenhält. Wir hatten aefagt, so wie Leute Bücher macht, machte mau bisher — Würste, und wir haben an diesem Urteile nichts zu ändern. Endlich noch der von »ns zitierte Satz aus Leutes Zeit schrift. Ans dieser hatten wir zitiert ans einem „Stnden- tcneben" überschriebenen Artikel' „Das Eine getraue» wir uns doch zu sagen, es dürfen auch für den Studenten hin sichtlich seines sexuellen Lebens keine allgemein verpflichten den Gesetze statuiert werden." Und diesen Satz hatten wir als besonders charakteristisch für die Zeitschrift und ihren Herausgeber, der diesen Satz ohne Bemerkung hatte passie ren lassen, bezeichnet. Jetzt kommt Herr Leute nnd „bs, richtigt", dieser Satz bedeute, daß die Studentenkorporcitio- neu keinen „Kenschhcitsparagraphen" als Grundsatz aufstel- len dürsten, weil die gewöhnlichen Moralgrniidsätze genüg ten."!!!!! Herr Leute mag sich nnslachen lassen mit seiner Ausflucht und zuerst lesen lernen!! Mag er sich gesagt sein lassen, über den Sinn eines Satzes cntschcibet nicht seine Berichtigung, sondern der Satz selbst und sein Zu sammenhang. Wenn Herr Leute wieder einmal berichtigen will, mag er sich vorher darüber Rechenschaft geben, ob seine Berichti gungen auch den Tatsachen entsprechen. Wenn er es aber auf Sensation abgesehen hatte, dann hat er sich damit in die Nesseln gesetzt. Von dem Geistesheros, als den Lento sich der Welt vorstellen möchte, ist nichts übrig geblieben als ein zölibatsmüdcr Mann, der, weil er unhaltbar ge worden, das Priesterkleid abwarf!