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Eigenbrödler und Kurpfuscher hat die Vorsehung in unserer Zeit keinen Raum. Nehmen wir die Autorität des Pcrpstes nicht zu leicht. Wo er nicht unmittelbar zu uns spricht, wird er durch den Mund unserer Biscl)öfe zu uns sprechen. An dere Wege pflegt er nicht cinzuschlagen, insbesondere ist er nicht Redakteur italienischer Zeitung«?», und wir müssen uns gegen jeden Versuch verwahren, uns durch pseudopäpst liche Aeusterungen zu täuschen, namentlich, wenn diese Aeusternngen grundfalsch sind. Wir Katholiken Deutsch lands sind entschlossen, den Weg voranzugchen und keiner will fehlen, ob arm oder reich, ob Mann oder Frau und die kleinen Erstkoinmnnikanten sind unsere Herolde. Stiirmisck>er, immer sich wiederholender Beifall be gleitete die begeisternde Rede. Vizepräsident R u m p f: Lassen Sie mich an die Worte des Herrn Redners noch einige Worte hinzufugen. Wir deutschen Katholiken freuen uns aus ganzem Herzen, daß im fürstlichen Hanse Löwenstein die Mitwirkung an unse ren Geiieralvei'saiiiniluiigcn so eifrig und wirkungsvoll fest- gehalten wird. So lenken wir in diesem Augenblicke unsere Gedanken auf einen anderen Fürsteil Löwenstein hin, unse ren unvergeßlichen langjährigen Konmiissarius der Gene- ralversamiiilimgen, der jetzt in stiller Klosterzelle sein from mes Leben beschließen will. Ich weist, bah ich aus Ihrer aller Herzen spreche, wenn ich sage: Wir senden in alter Treue unserem unvergestlichen Pater Nahmundus einen warmen HerzenSgrust. (Lebhafter Beifall.) Präsident («traf Galen: Zunächst, bevor ich mit meinem Schlußworte beginne, must ich einen Zusatz machen zu unserer Eröffnungsrede. Gestern ist mir ei» Schreiben zngegangen vom Landratsamte des Uiiterlahnlreiscs an den katholischen .c.ilcheiivorstaiid in Ems, in dem es heisst: „Die zuständigen Fachminister haben sich nicht davon überzeuge» können, dast eine Niederlassung der Barmherzige» Brüder vom Orden des heilige» Johannes dort notwendig se i." (Große Bewegung und Pfuirufe.) Meine Herren, in Ems ist kein Bedürfnis für die Niederlassung eines k r a n k e u p f l e g e n d e n Ordens! Ich habe dem nichts hiiiznziisügen. (Stürmischer Beifall und Zustimmung.) Zu Beginn unserer Tagung bezeichnete ich es als Aufgabe derselben, eine orientierende Rück und Vorschau zu halten. Mit Freude und Genng- tniing können wir zurückblicken ans die (ist Jahre, seitdem zum erste» Male die deutschen Katholiken in Mainz znsaiu- niengetrcte» sind. Die Katholiken haben sich seitdem orga nisiert. die katholische Presse hat sich eine Weltinachtstellung seitdem geschaffen, und wir haben eine Phalanr im Parla mente uns geschaffen, die treu steht ziii» Valerlande, zu Thron und Altar. (Lebhafter, langanhalteiider Beifall.) Und wenn der katholische P lksteil bis heute noch eine» festen Tamm bildet gegen die rote Flut, so verdanken wir das der treuen Fürsorge und Führung unserer Bischöfe und der nicht minder aufopferungsvolle» Tätigkeit unseres Klerus (Beifall), dann aber anch der soziale» Arbeit von Vereinen, Laien und Priestern ans sozialem Gebiete. (Bei fall.) Sollen wir deshalb stolz herabblicken auf die Länder, wo jetzt die heilige Kirche von ihren Kindern verlasse» wird? Nein, nichts wäre gefährlicher, als das: Hochmut kommt vor dem Falle! Noch gestern haben wir ans Schweizer Munde Worte des Lobes gehört, die uns nur ansporner können ans dein betretenen Wege weiterzngehen. Niemand weist besser, als wir selbst, daß wir inmier »och besseres er streben sollen.. Aber ein schwarzes Bild zu malen, hat kei ne» Zweck, lind dast es anch in Zukunft nicht zur Wahrheit werden wird, dafür bürgen unsere alten Führer, auf die nur uns keine Angriffe gefallen lassen werden. (Beifall.) Dafür bürgt auch der ehrliche Wille von »ns Jüngeren, dafür bürgt auch unser gutes katholisches Volk, das »ns nicht folge» würde, wollte» wir es auf einen falschen Weg führen. (Bei fall.) Aii erst'r Stelle bürgen uns dafür unser Klerus, un sere Bischöfe und unser Heiliger Vater, der uns längst zn- rückgernfen hätte, wenn wir irre gegangen wären. (Stiir- nischer Beifall.) Ich bi» des Beifalles des ganzen katholi schen Deutschlands gewiß,, wen» ich heute hinüber rufe nach Rom: „Heiliger Vater, wenn d» siehst, das; '.vir in die Irre gehen, dann rufe uns zurück, denn wir sind treue Katho liken und b li b e n es!" (Stürmischer, langanhaltender Beifall.) Redner wirft nun auf die einzelne» Rede», die auf der Versammlung gehalten worden sind, Rückblicke und gibt so ei» prächtiges Bild der Tagung. Die konfessionelle Schule hob er besonders noch hervor, indem er aussührl: Man hat einmal die Generalversnmnillmg der Katholiken eine Gewissensersorschung aller deutschen Katholiken ge nannt. Lberlandesgernhtsrat Marr hat e'-ne gründliche Gew'ssenserforschnng mit unS vorgenommen. Es war nicht alles erfreulich, was er dabei festgestellt hat. Er hat fest- gestellt, dast in der Schnlfrage noch nicht überall das nötige Verständnis und das erforderliche Interesse besteht. Aber das soll anders werden. Tie neugegründete Organisation wird dafür sorgen. Besonders hat »ns gefreut, dast er seine schönen Worte svrechen konnte vor so vielen Frauen. Die Frauen müssen mobil gemacht werden im Kampfe für die Erhaltung der christlichen Schule. Ihr Frauen habt ein Recht, zu verlangen, daß die Schule christlich s e i und bleibe, und wenn eure Männer und Brüder schla fen, so laßt sie nicht in Ruhe, sondern rüttelt und ermuntert sie in dem Kampfe, damit sie ihren Mann stehe». Ihr Frauen, auf dem Gebiete der Schule seid ihr gleichberechtigt! Gebt voran! Wir Männer werden »ns nicht beschämen lassen. Wenn ihr voranschr.wtet, so werden wir folgen. Darum nochmals: Voran, ihr deutschen Fronen! (Stürmi scher Beifall.) Keine Versammlung des Volksvereins mehr, in der nicht in irgend einer Form der Schnlfrage gedacht wird. So arbeiten wir für unser katholisches Volk, für unsere heilige Kirche, für unser Vaterland, denn das steht fest: verloren ist Deutschland, wenn die konfessionelle Schule verloren gehen sollte. (Stürmischer Beifall ». Zustimmung.) Endlich richtete der Präsident warme Worte des Tankes an die Herren des Lokalkoni'tees, die Mainzer Bevölkerung und ihren Oberbürgermeister, die hohe Geistliclkeit und besonders die Herren Bischöfe. Zehn Bischöfe nnd zwei Aebte haben dem Katholikentage beigewohnt. Zum Schlüsse sagte Redner: „Es mag manchmal in schwerer Zeit scheinen, als hätten wir Streit untereinander, und dann freuen sich unsere Gegner, aber sie freuen sich zu früh, denn wenn der Sturm kommt, dann sind wir einig (Erneuter minuten langer Beifall), dann marschieren wir geschlossen, wie eine Masse. Und wenn der hochiv. Herr Bischof uns zur Einig keit gemahnt hat, so sage ich, wir sind einig. Wir wollen jetzt Abschied nehmen vom Grabe des großen Bischofs Kette- ler. Ter hochv. Herr Bischof hat gesagt, Ketteler sei nicht tot. er lebt fort in den Herzen der deutschen Katholiken. (Lebhafter Beifall). Dafür hat Zeugnis abgelegt der groß artige Arbeiterfestzug. (Beifall.) Die Männer haben harte Opfer gebracht, weil sie gehen wollten zum Grabe des gro- ßen Bischofs, Helle Freude im Herzen und im Blicke. Ich weist, ich spreche im Namen aller, die diesen herrlichen Jest- zug gesehen haben, wenn ich sage, dast er der schönste und erhabenste Augenblick aller stattgehabten Veranstaltungen gewesen ist. (Lebhafter Beifall.) Weit über 5(1000 Män ner bekannten durch die Teilnahme am Festzuge: Wir sind katholische Männer und wir wollen es bleiben! (Stür mischer Beifall.). Wir gehen alle »ach Hause, jeder auf seinen Posten, mit dem Gelöbnisse der Einigkeit und der Begeisterung für unsere heilige katholische Kirche. So lassen Sic uns weiter kämpfe» nnd siegen: nnd mögen dann gute Tage kommen oder böse: mit Mut voran unter dem Zeichen des Kreuzes! (Stürmischer langanhaltender Bei fall.) Und nun bitte ich den hochwürdigsten Herrn Bischof, uns den bischöflichen Segen zu erteilen." Bischof Dr. Kirstein richtet nun einige Abschieds worte an die Versammlung. Zunächst dankt er den drei Herren vom Präsidium. „Warum," fährt er fort, „hat der Herr Präsident mich gebeten, Sie zu segnen? Weil wir alle wissen, daß an Gottes Segen alles gelegen ist, nnd dast der liebe Gott seinen Segen uns verleiht durch die menschlichen Organe. Es ist der Segen Gottes, den wir spenden, und inen soll ich segnen? Vor allein Sie, meine lieben Mit- ( rüder im Weinberge des Herrn. O, es ist eine Zierde der Katholikentage, das; immer eine so große Zahl von Prie stern sich bei ihnen einfindet. Empfangen Sie, meine lie be» weltlichen nnd OrdenSgerstlichen, innigsten Dank für Ihr Erscheine». Sie sind die Offiziere für das gläubige Volk. Seien Sie tapfere und tadellose Offiziere, und das katholische Volk wird uneingeschränkt Vertrauen zu Ihnen habeii. Eine Bitte möchte ich nach an Sie richten. Arbeiten Sie. wen» Sie wieder in Ihre Heimat znrnckgekehrt sind, anch in der Vereinstätigfeit als Priester nnd als Verkünder des Wortes GotteS. Vergesse» Sie leinen Augenblick, daß anch Ihre V'reinstätigkeit von GotteS Segen nur so lange begleitet sein wird, als der Priester in jedem Zoll seines Wesens nnd in jedem Stadium seiner Tätigkeit ei» Priester (leibt. Znm zweiten segne ich die lieben Männer, die hier her geeilt sind und in großer Geduld bei dieser Hitze a»3- gehalten haben. Für »ns Bischöfe, die wir das Glück hatten, kier in der vordersten Reihe zn sitzen, war cs ein Hochgenuß, in diese leuchtenden katholischen Männerangen zu blickeil (Beifall), eS war ein Hochgenuß, mit weicher Begeisterung Sie de» Veranstaltniigen beigewohnt haben. Möge das heilige Feuer, das in Ihrer aller Herzen glühte, immerdar wachgehalte» werden und mögen Sie i» die Heimat znrück- kehre» mit dem stolzen Bewußtsein: Ich bin ein Katholik, ein Kind der vielgeliebten katholischen Kirche. (Beifall.) Nnd wenn ich Sie segne, junge Männer, nnd ganz beson ders euch, liebe Studenten, so weist ich, Sie sind die Hoff nung unserer Zukunft, ans Ihrer Mitte werden die Männer bervorgehen, die unser Volk führen und regieren sollen. Vielleicht wird aus Ihnen hervorgehen anch ein künftiger Präsident einer Katholikenversammlung. (Stürmischer Bei fall.) Bewahren Sie Ihren heiligen Glauben und Ihre Freundschaft anch denen, die nicht zu Ihnen gehören, die aber im Glauben mit Ihnen verbunden sind. Und auch euch, meine lieben Frauen, die ich in großer Zahl vor mir sehe, ein freundliches Wort. Kein größeres Lob kann ich mir denken, als das schöne Wort Salomonis: „Eure Söhne preisen Euch glücklich nnd ihre Männer preisen sie!" Herr lich, nichts Schöneres, als wenn jemand stolz ist auf seine Mutier. Nehmt den Vorsatz mit nach Hause: alles zu tun, in» in dieser Zeit des Nenheidentums euch und euren Kin dern den katholischen Glauben nnd echte reine katholische Sitte zu erhalten." Die Versammlung empfängt knieend den bischöflichen Segen nnd bricht dann in stürmische, langanhaltende Vei- fnllsrnse ans. Präsident Graf («ja len: Hochwürdigster Herr Bischof! Wir danke» Ihnen von ganzem Herzen nnd rufen: Der hochwürdigste Herr Bischof von Mainz und die anderen hochwürdigsten Herren Bischöfe, sie leben hoch! Tie Versammlung stimmt dreimal begeistert in den Hochruf ein nnd singt dann den Ambrosianischen Lobgesang. Mit dem katholischen («fruste schließt Präsident («traf Galen die Versammlung. Der Katholikentag fand seinen offiziellen Abschluß durch ein Festmahl am Tonncrstagnachmittag, an dem sämtlick)e anwesenden Bischöfe, Vertreter des Adels nnd Parlamentarier, insge samt 200 Personen teilnahmen. ES wird ein Telegramm ans Nom verlesen, i» dem über den Gesundheitszustand des Heiligen Paters günstige Mitteilungen gemacht und die un günstigen Nachrichten als übertrieben bezeichnet werden. Präsident («traf G a l e n brachte den ersten Trintspruch auf den Papst, Kaiser und Großhcrzog aus. Sodann tonstierte der erste Vizepräsident R u m p s ans den deutschen Episko pat, der zweite Vizepräsident v. Brentano auf das Zen tralkomitee nnd dessen Vorsitzenden Grasen Troste-Visck^- ring, nnd Bischof Tr. Faulhaber auf die Stadt Mainz. Der Städtische Beigeordnete Kommerzienrat Haffner erhebt sein Glas auf die Rednerkommission und die Redner des Katholikentages. Graf Troste-Vifchering Erbdroste Gastiert auf das Lokalkomitce und seinen Präsidenten Justizrat schmitt, während dieser sein Hoch auf die katholilche Presse, ausbringt. — Damit hat das Festmahl und zugleich die 58. Katholikenversammlung ihr Ende erreicht. VokWHe AimdrHau. Dreedeo. den It. BusVtt 19>I. — Der Loislheidr der RrichSpartci Fürst V Hahfelbt, Herz»! r* Tracheuberß, richtete an den Schriftführer der Reichspartei. Reichstagsabgeordneten Amt-gericht-rat Dr. Brunsteimann zu Stadthagen (Lchaumburg-Ltppe). ein Schreiben, in welchem der Artikel der „Post" scharf per- urteilt wird. Die .Post" hatte die Marokkoverhaudlungen eine .nationale Schmach" viel schlimmer als die von Olmütz genannt. In dem Briefe heißt e» hierzu: .Empörend ist die Leichifertigkeit. mit der über Dinge abgemtetlt wird, die der .Post" nicht bekannt sind. Sie wird selbst nicht behaupten können, daß ihr die Detail- der Besprechungen zwischen dem Staat-sekretör des Auswärtigen Amt- und dem fcan-ösischen Botschafter bekannt wären. Noch schlimmer ist eS, daß die «Person de- Kaiser- hierbei in einen Krekten Gegensatz zum Reichskanzler und dem Staatssekretär im Auswärtigen Amt gebracht wird, ein Umstand, den da» Ausland auSbeuten wird und der unserem Auswärtigen Amte die Führung der Geschäfte erschweren muß. Für da» monarchische Gefühl tief verletzend ist die Art und Weise, mit der in der Form rhetorischer Fragen über den Kaiser zu Gericht gesessen wird. Wie Ihnen bekannt ist, Hobe ich im Mat d. I. Anlaß genommen, da- Verhalten der „Post" tn unserer Fraktion zur Sprache zu biingen. Mit feinem Artikel vom 4. August hat dieses Blatt alle Beziehungen zur RetchSpartet unmöglich gemacht, und eS wird nötig sein, nach Wiederzusammentrttt des Reichstags hierüber einen B.schlutz der Fraktion zu soffen und zu öffentlicher Kenntnis zu bringen Ich erwarte bestimmt, daß die Partei mir hierbei zusttmmen wird." Fürst Hatzfeldt mußte so schreiben und die „Post" öffentlich als Parteiorgan ab- schtttteln; er konnte die unqualtftztertrn Entgleisungen nicht auf sich sitzen lassen. — Etwa» zum «Protestieren für dir sozialdemokratische» Feinschmetker. Die Champtgnonzüchter Deutschlands habe,, sich mit der Bitte um einen erhöhten Schutzzoll an den Reichstag gewandt. Die Petenten führen aus, daß ein solcher Zoll nur Frank, eich treffen würde, da nur von diesem Champignons eingeführt würden. Der jetzige Zoll beträgt auf Champignons in Dosen 00 Pfennige für die Kilodose, dagegen auf in Frankreich gekochte und in Fässern mit Salzlake eingcführte Ware nur 10 Mark für 100 Kilo gramm. sodoß der Zoll nur 4'/^ Pfennige für die Ktlodofe beträgt. Die deutschen Konservenfabriken verwenden nach Angabe der «Petenten fast ausschließlich die so herg-stellte Ware, also mit Schwefelsalzen gebleichte, darum minder wertige Pilze. Au« diesem Grunde können die deutschen Züchter sich im Wettbewerbe nicht behaupten. Die tn den. letzten Jahren entstandenen Züchtereien müssen um einen genügend hohen Z ll bitten. Deshalb sollen die Champignons in Salzlake so hoch bemessen sein, daß nur noch solche in Dosen etngesührt werden, wodurch den Konsumenten ein Dienst und den Züchtern ein Schutz gewährt werden soll. Die Sozialdemokraten haben schon 1902 g-gen den 60» Pfennig Zoll gestimmt und sie werden jetzt noch mehr die „Interessen der Arbeiter" warnehmen. — Harnack hat auf den offenen Brief JathoS eine Antwort gegeben, die mit aller Entschiedenheit die Anwürfe zurückweist und die Berurtetlung JathoS für recht erklärt. Nunmehr veröffentlicht „Pfarrer" Jatho einen weiteren Artikel als Antwort auf HarnackS offenen Brief. — Einen Berwet« für Pfarrer Kraatz hat da« Berliner Konsistorium erteilt. Hauptsächlich wird der Borwurf er hoben, daß Pastor Kraatz an jenem Sonntage „keine wlikllche Predigt", sondern einen „ktrchenpolitischen Vortrag" gehalten und dadurch die Kanzel mißbraucht habe. Ver schärfend fei. wird weiter betont, daß Pfarrer Kraatz feinen i» der Kirche vertretenen Standpunkt auch jetzt noch für richtig halte. Elne Andeutung des Bedauerns über die militärische Ruhestörung fehlt in dem Verweis des Ko sistoriurns. — Der christliche Metallarbeiterverband Deutschland hat irn zweiten Quartale diese« Jahres zum ersten Male die Mitgltederzahl von 40 000 überschritten. Er zählte laut Nachweis in der ArbeitSlvsenstatistik dcS RclchSarbeltS- blatteS Ende Juni 41 237 (darunter 804 weibliche) Mit glieder. Ende März waren es 88 036 und Ende des letzten JahreS 33 963 Mitglieder. Der Verband hat somit im ecsten Halbjahre l9l1 eine Milgltcderzunahme von 7274: gehabt. Hunderttausend« von Metallarbeitern stehen den christlichen Berufsorganisationen leider zögernd und gleich gültig gegenüber. Diele zur Erkenntnis ihrer Pflicht zu erziehen und der christlichen Arbeiterarmee zuzusühren, muß als dringende Aufgabe der Zukunft bezeichnet werden. Rom. — Da» Befinden des «Papste-. „Osservatore Romano"' veröffentlicht gestern folgende Note: Zm Gegensatz zu den übertriebenen oder phantastischen Nachrichten, die von italie nischen und fremden Blättern verbreitet werden, können wir versichern, daß sich der Gesundheitszustand des Papste-- gebessert Hai. Der Gichtanfall im rechten Knie ist in voll- ständiger Zerteilung begriffen; indessen bedarf der «Papst insbesondere wegen der außerordentlichen Hitze noch mehrere Tage der Ruhe und Pflege. — Eine andere Meldung dementiert, daß der Papst von Bronchitis befallen sei. Das geht auch aus Mitteilungen hervor, die der Staatssekretär Meriy de! «Val dem diplomatischen Korps gemacht hat. al- di'seS sich nach den gestrigen Feierlichkeiten nach dem Be finden des Papstes erkundigte und die Glückwünsche zur Genesung darbrachte. Ttcklie«. — Der Fall Berdesi Var der Vernfsiustanz. Bar dem AppellatlonSgertchtShof in Rom begann gestern die Be- rusungrverhcuidlung deS Apostaten Verdest. Die Verteidi gung legte ein ärztliches Gutachten vor. wonach Berdesi sich in Lougtnt im dortigen Methodistenhctm befindet. Cr wollte die Verhandlung vertagt haben. Der Gerichtshof lehnte die« aber ab und trat in die Beratung der Au- gelegenheit ein. ES sind nur »och zwei Verteidiger Var- haudeu. Die Deputierten Bazilat und Callaudtnt sind zurückgetreten. Dieser Rücktritt wird in der Prrsss viel bemerit. Die Verteidiger und Vertreter de« Pater Viicarellt haben ein« drelfache Denkschrift vorgelegt, um die Ver handlung zu vereinfachen. In dieser Denkschrift verfechten st« besonders dt« von Verdsfi beanstandeten Punkte der Befreiung der Geistlichen von der Aussage vor Gericht, auch wenn da- Beichtkind selbst st» zu der «u-sage er-