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WG-"" BierteljahAich tn der Geschäftsstelle ob» von der »oft akgeholt A»«gabe L L OS » ».78 >*. In Dresden «rt »rn, Deutschland frei Hau» «,«,»»» » 4 »8 A»S,ad« « 4.05 — Di« Sächfts<« Lolli««*«>g erscheint an «von Wochentage« nachmittag«. — Sprechstunde d«r Redaktion: 11 bi» 1i» Uhr vormittaD». «»,ri,»«i Annahme von »eschSstSmqoig« bt« 10 Uhr. von FamtNenan,eigen »I» 11 Uhr vorm. — P»«i« für di« Petit-Spaltjeile 80 tm ReNameteil 1 »l. Familien-Anzeigen 40 ^ — Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fern sprecher ausgegebenr «n,eigen kSniwn wir di« Verantwortlichkeit sür die ittichligkeit de« Texte» nicht übemehmen 8ekminl<en, »rDtissterdeckset, kvr 6«8s»sok»Non, rui- llsulpklsgs In vnoi-mor Aus«»KI Climen« k^au l Zc^WA^IOSS, a Bolschewisten im Frack Hi Wir haben am Donnerstag von hervorragender Seite eine Zuschrift veröffentlicht, die auf die Differenzen im rechten Lager hinwies. Um es gleich vorweg zn nehmen: Diese Meinungsverschiedenheiten erstrecken sich nicht c-twa nur ans die ehemals konservativen, die heutigen Deutsch- nationalen. Auch in der Deutschen Volks p a r t e i gehen die Meinung über wichtige Fragen sehr weit aus einander, so weit, das; man kaum an eine dauernde Ueber- brncknng der Gegensähe glauben kann. Die Deutsche Volkspartei ist in diesen Tagen in der Hauptstadt Schle siens, in Breslau, zum ersten Male an die Oeffentlickchei'. getreten. Als Vertreter der Gesamtpartci sprach Professor T a f e l, der über das Verhältnis zu den Deut' ch- nationalen nach der „Schlesischen Zeitung" (Nr. lllst; folgendes ausführte: „Die Dculschnatlonalcn vertreten manches, was auch die Deutsche Volkspartei aus ihre Fahne geschrieben habe. Darum Hallen die beiden Fraktionen in der Nationalversammlung bisher Schüller an Schulter gestanden. Aber cs sei nicht zu bestreiten, das; die Konservativen in der Deutschnationalen Volkspariei, zumindcst in Schlesien, einen grosjen Einfluh hätten. Auhcrdem erklärte der Redner, mit der Stellung der Dentschnationalen zur Monarchie nicht tibcrei »stimm cn zu können. Er hält die Rückkehr der Monarchie für unsere Zeit sür unmöglich, schon wegen unserer Feinde, von deren Wille» wir abhängig geworden seien, aber auch sür schädlich, nicht zum wenigsten im Interesse der Monarchie selbst. Denn auch sie könnte die schweren Folgen des Krieges und des Umstandes, dah wir im entscheidenden Augenblick die Waffen weggeworfen haben, nicht von uns nehmen, und neue Enttäuschungen und darum neues Wühlen gegen die Monarchie, also neue Zerrissenheit und somit neuer Sturz der Throne würden dfie Folge sein. Wir muhten- dic so dringend notwendige Beruhigung unseres Volkes auf dem Wege suchen, ans dem sie mit dem kleinsten Widerstand und mit de» geringsten Erschütterungen möglich sei. Im übrigen sei gegenüber den Fragen von furchtbarer Schwere, die überall unserer Verantwor tung harren, die, ob ein erblicher .Kaiser oder ein gewählter Präsident uns regiere, von untergeordneter Bedeutung." Dos ist bas Urteil eines klar und wirklich politisch denkenden Kopfes, der sich onf den Boden der Verhältnisse stellt und mit anerkennenswerter Offenheit ansspricht, dop, die von den Konservativen betriebenen Bestrebungen in dieser Hinsicht znm Bürgerkriege führen würden. Es er höbt sich nur die Frage, wie stark die Richtung ist, die Pro fessor Tafel auch in seiner eigenen Partei hinter sich Hai. Denn ein anderer Führer der Deutschen Voltspartei, der Abgeordnete St re sein an n, sagte am Mittwoch in der Nationalversammlung so ziemlich das Gegenteil von dem, was kurz zuvor in Breslau als Leitsatz dieser Parte, verkündet wurde. Nach der „Vossischen Zeiinng" (Nr. >stl I) erklärte Stresemann zur Frage der Monarchie: „der Liberalismus habe sein Ideal immer in einer konstitutio nellen Monarchie mit parlamentarischer Negierung gesehen, wie in England. Bei de» Oifizieren soll man Verständnis dafür haben, das; sie, dir in monarchistischem Sinne erzöge» sind, jetzt keine begeisterten Republikaner sein könne». (Sehr richtig h Meine Freunde lehnen jeden monarchistischen Putsch ganz entschieden ab. Eine Wiederholung der Budapester Vorgänge wünschen wir nicht, das wäre das Ende des monarchischen Gedankens in Deutschland. Wohl aber werden wir innerhalb der Verfassung siir den monarchischen Gedanken in Deutsch land werben, weil wir aus Vernunligriindeu Monarchisten sind. (Beifall rechts.) Das ist unser gutes Recht, das wir uns nicht streitig machen lasse». Lcheidemann hat gestern gesagt, wir sollen Vcrnun>Is- republiknncr sein, weil die D »ge doch nicht zn ändern seien. Ich glaube nicht, datz die neue Staatsforin seit dem November moralische Eroberungen in Deutschland gemacht hat (Sehr richtig! rechts.) Viele Leute, die sich zunächst mit der Republik abgesunden hatten sind längst wieder Vernunstsmouarchislen geworden. (Sehr' richtig! rechts.)" Wir können den Optimismus des Herrn Stresemonn nickt teilen. Si'ne Reden während »es Krieges ce.h tigen auch nicht dos Vertrauen auf den Optimismus die cs Politikers vom reinsten nciicln 'lil'eic len Wasser. O>- Recht für den monarchischen Gedanken i n n e r h a I l> de; Verfassung zn werben, kann und soll den Herrschaften ganz gewiß nicht bestritten werden. Ob es ckber klug und vor altem im Interesse der so dringend notwendigen Er haltung der Ruhe und Ordnung im Vater lande ist, steht auf einem anderen Blatte. Der andere Führer der Deutschen Volkspartei, Professor Tafel, ist, wie wir oben gesehen haben darüber ganz anderer Meinung wie sein Parteifreund Stresemann. Solange sich aber die Bestrebungen, wie Herr Strese mann aiissiihrte, innerhalb der Verfassung halten, wird man auch nicht annehmen brauchen, daß sie den gegenwär tigen Bestand des Reiches ernstlich bedrohen werden. Tenn -- viele werden das bedauern, aber es ist nun einmal Tat- sache — allzu viel Rückhalt im Volke werden diese Bestrebungen auch heute noch nicht finden und das bezieht sich nicht etwa nur ans die sozialistische Arbeiter schaft, sondern auch auf die weiteste» Kreise des ganzen deutschen Volkes. Und gerade desliaib muß gesagt werden, ?wß sich innerhalb der konservativen Kreise Tinge abspielen, gegen die am das entschiedenste Front gemacht werden muß. Wir baben gehört, daß Herr Hergt, der Vorsitzende der Tentschnationalen Partei, so eine Art Ord- nnngsproaramm entworfen hat, das wir von vornherein mit großer Reserve ausgenommen, das aber andere als ein Zeichen von Selbstbesinnung auch konservativer Kreise be trachtet haben. Zweifellos bestecht eine Richtung dieser Arr innerhalb der Tentschnationalen Partei. Es ist aber schon neulich darauf hingewieien worden, daß die Kräfte der hin ter der in wüstester Hetze machenden alldeutschen „Deut schen Zeitung" nicht nnlerschätzt werden dürfen. Tie Reden nun, die ans dem Parteilag des Dentschnationalen Landesverbandes Berlin gehalten worden sind und über die in der Tonnerstagsnnmmer berichtet wurde, beweisen zur Genüge, daß die radikalen Elemente die Ober hand haben. Sie haben die Durchführung des Hergt- 'cheil Ordniingsprogrammes schon im Keime erstickt. Am vedanerlichsten ist daß auch die „ K r e uzzeit » n g " diesen; Geiste innerhalb der Konservativen außerordentlich bedenkliche Konzessionen macht. In Nr. -Mi veröffentlicht das Blatt einen Artikel ans Bagern, der an die niedrigsten ^ Instinkte appelliert. So wird dort ». a. folgendes ans- geführt: ' s „Innerhalb des katholische» Klerus in Bayern, insbesondere da, wo der ständig wachsende Einstich der Jesuiten sich geltend macht, wird jetzt der Gedanke verbreitet, an dem Zusammenbruch des baye rischen Staatswesens sei in e her Linie die Felonie des Hauses Wittelsbach gegenüber der Kirche schuld, denn hätte das Hans Wittels bach vor hundert Jahren nicht unter der Führung des Ministers Monchelat die Säkularisierung der Ktrchengütcr durchgeführt, dann würde das alles, «as heute an Drangsal über das bayerische Volk herein bricht, nicht gekommen sein. Auch sonst versuche» die Jesuiten mit der Belebung des Pfründeninteresses tin katholischen Klerus diesen sich dienstbar zu machen, und so haben sic erreicht, dah die Sorge um die „lote Hand" die Bayerische Volkspartei im letzten Jahre unfähig machte, dem bolschewistischen Zersehungsprozeh so nachhaltig entgcgcnzutretcn, wie es an und für sich diesen Nolkskreisen möglich wäre. In konsequenter Verfolgung ihres eigentlichen Zieles, nämlich der Errichtung eines künstlichen, internationalen klerikalen Staats gebildes, tragen sie auch ihr Jntriguenspiel in das bayerische Königs haus hinein. Es wäre ihnen unbequem, wenn die zukünftige Staats- ordnung in Bayer» in einem bodenständigen Loikskönigslnm seine Verwirklichung fände." Diesen durch nichts, ober auch durch gar nichts be wiesenen Darlegungen ist, siir jeden, der sich auch in dielen Zeiten nur noch einigermaßen einen klaren Kopf bewahre hat, schon vorigerem der Stempel des Märchen haften an die Stirn gedrückt. Und wer nur etwas Ein blick in die bayrischen Verhältnisse hat, weiß, daß wir es hier mit einein anfgelegtcn Schwindel zn tun haben. Der „Krenzzeitnng" scheint aber angesichts mancher Vorgänge in den ihr nahestehenden Kreisen etwas der Atem ans gehen zn wollen. Deshalb greift man nach dem für manche Leute in ihrer Not immer begneinsten Mittel: Man mall die „Jesnitengefahr" an die Wand. Im übrigen ist diese Probe eine hübsche Illustration zn der Forderung der Berliner Konservativen, „eine besondere katholische Gruppe innerhalb der Dentschnationalen Volkspartei" zn gründen. Angesichts solcher Angriffe wird wohl auch noch dem letzten Katholiken, der etwa versucht war, ans diesen Leim zn krie chen die Lust dazu vergehen. Ter Abgeordnete Tra n b, der sich gestern in Dresden dem dentschnationalen Publikum vorgestellt hat (siehe Be richt darüber an anderer Stelle dieser Nummer), versuchte in der Nationalversammlung verschiedene in der „Teilt- scheu Tageszeitung" gedruckte Pamphlete Vör den Rockschößen seiner Partei abzuschütteln. Alis dem »'ei teren Verlaufe der Verhandlungen ging hervor, daß Dentschnationale mit dein Reichswehrminifter Noske eine Anssprache gehabt haben. Wie uns ans Berlin berichtet wird, handelt es sich dabei um Anhänger des sogenannten Hergtschen Ordnnngsprogramms. Ob bei diesen Verband- liingen etwas beransgekommen ist; wissen wir nicht. Wir würden es ckber begrüßen, wenn hier eine Verständigung erzielt werden könnte. Wie schon angedentet, hegen nir jedoch für ein prakti'ches Resultat nicht allzu viel Hoffnun gen, nachdem diese Richtung im eigenen Lager ans 'o viel Widersprüche gestoßen ist. Es muß ans alle Fälle mit nicht mißznverstehendoe Deutlichkeit sowohl von der Regierung als auch von de > auf dem Boden der Verfassung stehenden lind sich stellenden Parteien gegen die Radikalinskis auf der Rechte» ebenso Stellung genommen werden wie gegen die auf der «>»»»,.»»»«. . ,>>>.»»—'»""S äußersten Linken. Was die „Deutüde Zeitung" propagiert und was die Kreist' wollen, die die in der „Deutschen Tages zeitung" gedruckten Flngbläiter vertreten, ist nichts anderes als Bolschewismus von rechts. Diese Leute wollen die aus dem Etzaos mit soviel Müde entstandene Grundlage des Reichetz, die Verfassung, gewaltsam nnterwühlen. Sie treffen sich also, wenn auch ans anderen Motiven, mit den, Bolschewisten von links ans derselben Linie. Diese Bol schewisten i ni Frack sielten daher eine ebenso große Gefahr dar, wie diejenige», die den Bolschewismus nach russischem Muster bei uns einsiiluen wollen. Jetzt, wo das politische und wirtschaftliche Leben eben ansängt, sick etwas zn konsolidieren, wo es gilt, die Gefahren des Winters wenigstens, so gut es geht, »och ans ein Mindestmaß zn beschränken, wollen auch diese Kreise uns nn- ciw.'iu Bür gerkrieg „beglücken", ('staubt im Ernste ein vernünftiger- daß es wirtlich diesen Bolschewisten im Fracke gelingen würde, ibre Absichten zn erreichen: nämlich ans den Trüm mern eines solchen furchtbaren Kainpfes die von innen an- gestrebte Herrschaft zn begründen. Niemals! Der Pro fessor Tafel hat ganz recht: Nene Zerrissenheit und soin:i neuer Sturz würden die Folgen sein. Daher »ins; i : gleichen Maße gegen die Bolschewisten- von links mb von ieclts Stellung geiwinnie» werden. Die nächsten Reichs tags-Wahlen sind dann das versa s s u n g s m ä ß i g e Mittel, mit dem jeder dncch die Abaa-re des Stimmzettei-.- anf o r d n n n g sui ä ß i a e in Wege seiner Meinung .Aus- d-rnck geben tann. !>B. Ein Tay der Zchande Stimmungsbild ans der Naticm-Kversanimliiiig .an unserem parlamentarischen Vertreter Zn einem Tag der Schande und der Schmach wurde die Sitzung der Nationalversammlung vom Freilag. Nach dem in einer vom Hans.- mit großem Interesse ausgcnow- wenen Rede der Aba. Bolz die gegenwärtige Leg- ein gellend be'prorbeii und mr Sübsibeän.inilg, Selbi!W'stbrön tnng und Mitarbeit ans-aennen batte, kam niede: ein Sprecher der Unabhängigen, und zwar der Ble uer iedak- lenr Henke, an das Rednerpnls. Anfangs wachste er sich. Dein erstes Ti'oit galt Noske, den er sich besonders miss Korn genommen balle. Nosle bat die Bersti e. .Frei beit" wegen ansreip-nder Auslassungen gelogen'.!».'- der Besprechungen des Arte»!als ans Baase verholen. Da gegen wendet sich Heule mit aller Schäme. Die .Freiheit" sprach davon, daß in Deutschland „Mörderzemraleu be stellen, Mid sie suchte auch eine Verbindung zivil eben solchen Mörderzentralen und ,.bezahlten Mordbuben" berzusiellen. Henke sprach uiiwwhohlen veu militärischen Schamlosig keiten und dergleichen mit deutlichem Bezug ans Noske, w daß sich der »lelirlieüssozialistisehe Pr.i'idew. Lobe ver anlaßt sah, ilm an die Ordnung des HanseS zn erinnern. Henkst wird nun immer rasender. Die Tötung Lieb knechts und Rosa L n r e m b n r g S bringt er eben falls in Beziehung zu dem Revolverschuß aus Haast. Man merkt ihm das Behagen an, daß er wieder einmal eine Ge legenheit bat, diese alte» Dinge zum Nutzen der nnab- t bängigeii hetzerischen Agitation wieder auszurübren. Er l holt sieh dabei einen erneuten Ordiinngsriis. Die Einigung mit den Mehrheitssozialisten läßt allerdings auch er nicht ganz anßer aller Möglichkeit erscheinen. Man siebt, wie sieh die Fäden spinnen. Ader mit Entrüstung ruft er, daß „eine Einigung mit N o s k e und seinesgleichen, Psnr Teufel!" Es ist auch bald an den anderen Parteien, „Psni Teu fel" zn rufen, n»d das geschieht mit einer Gewalt, wie noch selten in diesem Saal. Henke bringt Dinge vor, dle er selbst als Dennnziationen des deutseben Volkes nad der deutschen Regierung an die Entente bezeichnet. Aufreizende Zurufe ans der Lintstn putschen die Stimmung der übrige» Zu hörer, die sieb bis dabin um Heule kann, gMmniert batten, auf. Als Beutst ansri'ft, daß er mit voller Absicht denun ziere, schvllt ihm ein wütendes „Pini" entgegen. Henke schreit unter Fanstschlägen ans d-s Pult, daß er das alles gerade deshalb sage, dami! es die Entente erfahre. Und nun wird Henke mit „Psniruien" »nr io überschüttet. Ein nngehenrer Tumult bricht los. Die von den übelberüch- tuchen Rätekongressen bekannten unabhängigen Schreier Braß und Geyer tun sich in besonderen Herausforde rungen gegenüber den Necbtssozialisten hervor, die sich teil weise nicht wehr lassen können. Rechts und in der Mitte tobt ein Sturm. Höhnisch fordern die Unabhängigen und