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Sonnabend. 29. Dezember 1917 Die 64. Dolkükückx.' ist eine von den 19 SchukdolkSküchen der Stadt. Die Verbindung der Kücl-e mit der Schule legt ,rber d-v Kücke noch eine neue Pflicht aus. Die Schulvoiks- iliche »ms! verbuchen, ivnxsit ihr es möglich ist, erziehlich auf die Kind^-r eiazuwirken. Von di nein Gedanken geleitet, pachtete die hiesige Sckwiiück^ ganz in ihrer Nähe 3000 Oua- dratmeter Gartenland und baut darauf nun .Küchenkräuter, i^würze, Gemüse und Kartoffeln. Bei der Bearbeitung dieses Küchengartens Hellen Knaben und Mädchen der Ober- Hassen unter Leitung eines kundigen Lehrers und lernen da durch rationell den Garten bewirtschaften. lernen Graben und Pflanzen, Säen und Sterten. Jäten und Ernten. Doch auch in der Schul tu cl-e selbst, wo Knaben und Mädchn helfen, da üben sie sich nicht nur iiu Zupuhen und Täubern der Nahrungsmittel, sie leimen ganz besonders, tote man Geld spart durch'Einlauf in giüßern Mengen, sie lernen auch, wie zeitsparend und gewi und nirgend es ist. u>enn die genötigten Zutaten sofort aus dem Vorrat entnommen iver- aen tonnen und nicht er-st dom Kaufmann pfennigweise ge holt u>erden müssen: sie lernen, wieviel billiger man kaust, wenn inan die Nahrungsmittel envirbt, wenn sie in großen Mengen aus den Markt kommen: schlich müssen die Kinder und Angestellte dabei zugleich ausmerken, wie man Bor ate einkelleit, wie inan die unbeachteten Sellerieblätter »ich Abtrocknen Haitbar macht, wie man Knochen auSkocht und Abfälle verwertet. Doch lischt nur für die Angestellten und Kinder ist die chhulvolkskuche eine gute Lehrmeisterin, auch dem Leiter nd GeichistSsührer ist die Küchenbermrtsck-astung zu einer Quelle rrvrtvoller Kenntnisse und Erfahrungen geworden. Es offenbart sich ihm etroas vom Geiste des Kaufmanns- tan des. Geldimrtfchrst, Buck/sührung, Warenkunde, Kran- l nrkassen- urrd Dcusicherungswesen lernt er praktisch kennen und üben. Seine Kenntnis der Menschen erwctterk sich, denn nicht vom Sessel des Amtszimmers, sondern mitten im häm mernden Leben lernt er ihre Gesinnungen, ihre Verhältnisse and Bedürfnisse kennen und verstelwri. Das ist ivertvoll für einen Berns als Lehrer und Leiter, als Vermittler zwischen Elternhaus und Schule. Ganz besonders imwtvoll werden aber die Erfahrungen tun für die Zukunft sein, denn die neue Schule wird nicht mehr vor dem draußen vorüberslutenden Leben ängstlich die Fenster schließen, sie muß sie imüt öffnen, damit Schule und Leben sich innig berühren können. l Million Portionen sind getocht nwrdcn. Das toar mir möglich dadurch, daß der kath. Schulvorstand und der Aus- ehiiß für Volksküchen der Ol. SchulknegSküchc so reiches Bohlwolle» Heini wen staben, das war nur möglich durch die Tückstigkeit und Opst'ttvilligkeit der ehrwürdigen grauen Schwestern und durch die Treue und Unermüdlichkeit der Vertraiiensdamen. der Heiser und der Angestellten. Sie alle werden dnrchhallen, bis die 0i. Volksküche ihre Pforten sthließen kann, wenn der Friede gekommen ist und das Leben wieder wie ehedem pulsiert. Das Ende der Kölner Kaiserglocke Köln, Äl. Dezember. Unter den vielen tausend Kirchenglockcn, die dem Wclt- stieq inzwischen zum Opfer gefallen sind, interessiert vor allem da» Schicksal der Kaiserglocke, die im shönsten aller Dome, dem zu Köln am Rh in hängt. Sie wurde schließlich mit Rücksicht aus ihre historische Bedeutung und den großen Schwierigkeiten bei ihrer Abnahme von der allgemeinen Be'chlagnahne vorläufig ausgenommen. Doch es war nur me Gnadenfrist; denn wie die »Deutsche Journalpost" er- ifrt, wird sich die Katserglocke am bevorstehenden Syloester- v>,nd nunmehr selbst ihr letztes Atündlein einläuten, da sie n den ersten Januartagen schon w e die meisten Kirchen- i ocken Kölns, nunmehr auch auf dem Altar de» Vaterlandes , opfert werden soll. Damit verschwindet nach der welibc- i.ihmtc'u großen Glocke am Wiener Stefan» Turm nunmehr mch die berühmteste deutsche Kirchenglocke. Die Kaiserglocke Kölner Doms hak ein Gemicht von nicht weniger denn 02 Doppelzentnern. Sie wurde au» einer großen Zahl im D euisch Französischen Kriege >87«>/7l erbeuteten französischen Geld, sowie seine Familienpapiere und barg sie in einer Stahlkassette, die er in einen Leberkoffer steckte. Rasch leerte . . ein Glas Tokayer und klingelte seinem Diener. „Lege mir den Neiseanzug zurecht", befahl er, „ich will mich umkleiden." Während er damit bescliästigt war, schlucl-zte der alte Diener, so daß der Graf ihn auslachte. „Na, Alterchen", rottete er, „haben wir wieder einmal das grosze Heimweh? Sei nur ruhig, du treuer liberl, wir sehe» uns im .Herbste wieder, bei den großen Jagden. Bis dahin mußt du schon ebne mich auSkommen. Na, heul nur nicht, bist doch nicht meine Aimne." Ladislaus schüttelte den weißen Kopf. „Darum ist's -echt", sagte er, „sondern Polens wegen. Ich habe immer glaubt, ich werde es noch erleben, daß der weiße Adler oder fliegt. Dann würde ich inein weißes Haupt gerne nf den Schmgen legen. Polen noch einmal groß und stolz n sehen — und dann sterben: ach, das >väre schön: Aber da "str Polen verlaßt, wird sich dieser Traum wohl niemals er- Ullen.. O Herr, Herr", schluchzte er auf, „lvarum lut Ihr ns? Warum verlaßt Ihr Polen?" Diese Liebe und Traue des alten Dieners rührten den Oasen, und mit mehr Güte und Herablassung, als er es .ulst gewohnt >var, sagte er: „Das veifteW du nicht, mein iter Alter. In Petersburg kann ich Polen mehr nützen als hier. Man heißt das — Diplomatie." Ladislaus icknittelte den Kops. „Das geht über meinen Erstand", sagte er. Ich weiß nur eins: tvenn Ihr nicht .Ist, so ist Polen verloren! Ach Herr, ich habe geglaubt. ' br liebtet Polen I . . . Habe ich Euch nicht in der Wiege - isre Lieder gesungen — vom Vaterland, von Kosziusko, ' -m den Helden unseres Volkes, vom weißen Adler und von ' r zerbrochenen Krone? Habe ich nicht unter Anrufung der heiligen Jungfrau die Liebe zum Vaterland in Euer si-rz gepflanzt? Ist eS möglich, daß diese Liebe erloschen ist? O Herr, Herr, bei dem Andenken Eures edlen, seligen — Svchsifche Bottszeitu«« — Geschützen gegossen und in dem südlichen Turm de» Kölner Doms aufgehängt. der in der wechselnden Geschichte des Kölner Dombaus im Jahre 14»7 endlich so hoch aufgeführt war, daß man ihm den Glockenstuhl für da» gewaltige Ge bäude aufsetzen konnte. Die größte der damaligen Kötner Dom Glocken wurde mit ihren 112 Doppelzentner schon als eine Sehenswürdigkeit angestaunt. Bekanntlich verfiel dann der Dombau mehr und mehr und tm Jahre 1796 wurde er von d,n Franzosen, die sich jetzt nicht genug in Klagen über angebliche Kirchenschändungen und -Zerstörungen ergehen können, zu einem Frucht- uud Fouragemagazin erniedrigt. Diese Herabwürdigung des einst so großartig geplanten, aber erst 600 Jahre später zu dem großartigsten Wunder werk gotischer Baukunst ausgestalteten Domes, gab wohl in erster Linie mit den Anstoß zu der Beteiligung des ganzen Deutschen Volkes an der Durchführung der ursprünglichen Pläne für den Bau, an dessen Zustandekommen sich der da malige deutsche Kronprinz und stiälere KasterWilhelm 1. be sonders interessierte. In seiner Gegenwart fand dann auch am l5. Oktober l888 die Einweihung de» herrlichen Gottes hauses statt, und am 30. Juni 1889 schloß sich daran die kirchliche Weihe der großen Kirchenglocke, die seitdem dem „hilligen Köln" zu Freud und Leid geläutet hat. Ihren sonoren Klang vernahm man Stunden weit tm Umkreise, wenn sie an hohen Feiertagen die Bürger der rheinischen Metropole zum Kirchgang rief. Nun soll man die Glocke die ohne Klöppel 54tt Zentner wiegt mittels des autogenen Schneiveoerfahrens zerlegen und so die einzelnen Stücke aus oem Glockensinhl herausholeu. Am Sylveslerabend wird znm letzten Mal ihr dumpfer Klang erschallen. Mit dem Zer legen soll schon in den ersten Januarlagen begonnen werden. Die Arbeiten dürften längere Zell in Anspruch nehmen. Kunst, Wissenschaft und Borträge Dresden, 29. Dez. DasGa st spiel der Kaiser lich Ott omanischen Palastkapelle am 8. und 10. Januar im Dresdner Konzerlhause gibt Veranlassung, sich mit der türkisä>en Musik zu befassen. Von allen Künsten ist die Musik im Osmanenreici-e am spätesten zu einer wirk- lickten Bedeutung gekommen. Tie Poesie reifte viel früher zur Blüte und gestaltete sich bald zu einer nationalen Schöpfung. Die blumenreiche Sprack>e der Osmanen begünstigte die Ent wicklung ungemein. Im 8. Jahrhundert finden wir nur Schlacht- und Blutgesänge, und erst unter dem Einfluß der Kalifen verfeinerte sich auch die Musik der Osmanen. Tann waren es voizugsiveise Tänze, Lauten- und Flötenmusik, die große Verbreitung fanden. Die Osmanen entnahmen aller- dings ihre Musik rwrzugslveise der der Araber und bauten aus Griund dieser Entlehnung Saiteninstrumente zum Streick-eu und Anschlägen mit den Fingern, Blasinstrumente, die Sackpfeife, eine Art Orgel, Sall- und Schlaginstrumente, unter denen Trommel, Tamburin, Eenelle, Kastagnetten zu meist genannt werden. Musik wie in unserm Sinne haben die Osmanen früher nie getrieben. Die Militärmusikbanden ivaren am verbreitetsten; neben den stark sck>allenden Hör nern und Trompeten waren verschiedenartige Trommeln im Gebrauch, oboe- und pfeifenartige Instrumente reihten sich ein. Diese Orchestermusik bildete sich zur sogenannten Janit- schareniirusik aus, von der aber nach Berictsten aus dem 17. Jahrhundert die Europäer nie recht erbaut waren. Sie ivar ihnen zu lärmend. Dabei ist das obmanische Volk sehr ge- sangsluskig, es singt auf der Straße und bei der Arbeit. Die Geschichte der türkischen Musik nennt verschiedene tüchtige Musiker in Konstantinopel und rühmt auch, daß die türkischen Frauen sich viel mit Musik besck-äftigen. Ihren Gesang be gleiten sie auf dem Santur oder Tambur, ein auf den Schoß zu leitender länglicher Resonanzkasten mit vier Saiten. Diese mehr volkstümliche Musik nahm erst durch europäischen Ein fluß einen Aufschwung, und im Laufe -er letzten Jahrhun derte gestaltete sich das Musikwesen mehr und mehr nach ivesteuropäischen Vorbildern. Namentlich erreicksten die kailerlickzen Palastkapellen eine künstlerische Reife, die über raschen muß, findet man doch heute in ihren Programmen die ersten Tonkünstler Deutschlands, ja selbst Beethovens Symphonien werden dem Sultan vorgespielt. Vaters beschwöre ich Euch: verlaßt Polen nicht I Sprecht ein Wort — und Polen erhebt sichl Stellt Euch an die Spitze, gebt Euren Namen als Losungswort — und Tausende er- lwben sich und jubeln Euch zu. Was sind die Namen des Komitees zu Warschru? — Sck-all und Rauch! — Wer kennt sie? — Niemandl — Darum zaudern und zögern Adel und Bürger, Bauern und Handwerker. — Euer Name aber, Herr, glänzt wie ein Heller Stern durchs ganze Land. Erich kennt jeder — der Graf in seinem Sctstosse tv-ie der Bettler tn seiner Hütte. Wenn Ihr die Fahne erhebt, so scharen sich Millionen um Euch. Denn Ihr seid der ersehnte Netter Polens, Ihr sind der berufene Herli'ckxn und Führer unsres Volkes. Wenn ihr vorangeht, so steigt der tvciße Adler — tvenn Ihr zögen oder uns verlaßt, so stirbt er im Staube. Jetzt ist die große Stunde gekommen, jetzt winkt dem Polenvolke Sieg — oder Untergang!" Der cckte Mann warf sich in glühender Vaterlandsliebe aus die Knie und streckte siebend die zitternden Arme zu sei nem .Herrn enstwr. „.Herr, o -Herr", ries er, „i>ört aus mich, ich meine es treu und ehrlich! Zertretet mit meinetwegen, aber hört auf meine Bitte: Rettet Polen! Erhebt die Fahne! Laßt den weihen Adler steigen! Ihr seid der Berufene und Ansenvähltel In Euren Adern rollt das Blut unsrer Könige. Folgt der Stimme des Blutes, macht Polen frei und rickstet seinen Thron wieder ans. dann winkt Euch eine strahlende Krone — dann seid Ihr der König von Polen!" Seine Augen glänzten von Begeisterung: wie zu seinein Heiland blickte er zu seinem Herrn empor. Ter Graf klopfte ihm gütig auf den silberweißen Schei tel. „Ach, Alterchen", sagte er leise, «das alles sind wohl i'ckvne Träume; aber sie werden nie Wirklichkeit wenden. Nach dem, was heute geschehen ist, schon gar nicht. Auch ich batte bis vor kurzem solche Königsträume; nun aber ist alles vorbei, denn die grausame Wirklichkett zertrümmerte sie. Darüber müssen wir hinwogkommen, mein guter Alter. Unb nun geh an die ArbeitI Nicht träumen-, daS Leben ruftl" ' Nr 897. Lette 8 Vermischtes DaS Glas Wasser. Ein bekannter Pianist gibt dieser Tage in Berlin einen Konzertabend. Vor sich auf dem Flügel hat er ein Glas Wasser stehen. Während seines Sin kens beobachtet ihn eine junge Dame mit gespanntester Auf merksamkeit durch ihr Glas. Das erste Stück ist zu Ende. Rasender Beifall. Nur die junge Dame beteiligt sich nicht daran. Der Künstler beginnt von neuem. Das Fräulein äugt, ohne ihr Glas abzusetzen, während des ganzen Spiels nach dem Podium. Schluß des zweiten Stückes. Knatternde Beifallssalven. Das ganze Haus rast. Die junge Dame bleibt füll. Kopfschüttelnd senkt sie das Opernglas. Drittes Stück. Der Künstler spielt mit wahrhafter Virtuosität. Die Dame macht dasselbe Manöver wie vorher, Ihr Hals wird immer länger. Ihr Kops geht hin und her. Eine nervöse Unruhe durchzittert ihren Körper. Der Virtuose säuselt ge- rade sein lieblichstes Pianissimo herunter, als mitten hinein in die Stille das Glas Wasser vom Flügel kippt und mit lau tem Geräusch auf die Erde klatscht. Da läßt die junge Dame das Glas sinken, seufzt erleichtert auf und meint: „Na endlich!" Gemeinde- und Vereinsnachrichten H?/ Crimmitschau. Eine Gemeindefeter „zum Durch- üalten auf dem Kriegs- und Kreuzespfad" hat Herr Pfarrer Kirschenbauer uns am 2. Weihnachtstage im großen. Hellen, warmen Festsaal de« BereinShofeS »eran- stattet. In seiner Begrüßung wies der hochw. Herr darauf hin. daß uns Weihnachten 1917 viele Aeußerlichkeiten. Nebensachen, Zuckersachen, Putzsachen genommen, die Haupt- suche aber geblieben ist: Der Weihnachtsglaube. Cäcilia- Crimmttschau bot fleißig geübte Lieber und Deklnma- lionen, Cäctlta-Werdau das seldstoerfaßte Schauspiel: „Die Glückssucher", ein vierakiigeS, gedankenreiches Weihnachisstück tm kurz gerafften modernen Stil, »oll Aealistik, Romantik und Mystik. Dieser sucht sein Glück « n^ Reichtum, jener in sozialistischen ZukuuftShoffnungen, ein^dritter da, wo eS allem zu finden: ,n Bethlehem. Aus oer Zelt, für die Zeit, ja. der Zeit voraus geschrieben, leuchten irdische und ewige Lichter darin, klingen neue und alle Mären. Stimmen hören wir „vom Himmel hoch" und aus der Wett tief, Weinen und Lachen, wie uns die cklten und die von der Gegenwart sungen. Wir vernehmen in der Ferne den Schritt anrückender Arbettervataillone uud den Flügelschlag der Engel, Slnrm- und Kirchengiocken, stevolutton und Evolution. Die Spieler erledigen sich — aulerslittzt von katholischen Soldaten der Werdauer Gar nison — ihrer schweren Aufgabe mit bekannter Meisterschaft. § Leipzig. Am 26. 12. 17 veranstaltete die 4. kath. Bürgerschule zu Leipzig-Gohlis eine Weihnachtsfeier. Wie jedes Jahr, so erfreute sich auch diese Aufführung großer Beliebtheit, wovon der zahlreiche Besuch Zeugnis gab. Die Feier wurde cingeleitet durch einen allgemeinen Gesang, worauf eine Deklamation von Frl. Hampel folgte. In einer Ansprache dankte dann Herr Direktor Psalz für das wl,lreiche Erscheinen und gab der Hoffnung Ausdruck, das letzte Kriegsweihnacksten zu feiern. Auch wies er aus den Fortschritt der Sammlung für den Kirchenonbau zu L.-Goh lis hin und sprach von einer allgemeinen Versammlung der Gemeinde im Januar. Darauf folgten Gesangsvortuägc von Frl. Rauer (am Klavier Se. Hochw. Militärpsarrer Rauer). Es gelangte dann ein Festspiel „Weihnachten in der Waldklause" zur Aufführung, was von der Schuljugend ganz reizend vorgetragen wurde. Es kamen ferner noch ein gemischtes Quartett unter Leitung des Herrn Lehrers I ü - nemann, und Klavierstücke, die auf einem selbstgeferttgten geigenähnlichen Instrument begleitet wurden, zum Vortrag. Beendet wurde die schöne Feier durch einen zeitgemäßen Schwank „Bei Hamsters zu Tisch", der allseitig Lachen und Humor auslöste. Ter Reinettrag dieses Abends floß in die <>wsse des Vincentiusvereins zu L.-Gohlis zur Linderung der Kriegsnot. Da erhob sich Ladislaus und ging bekümmert davon. Ter Graf aber ging ruhelos durch die Gemächer seines Schlosses, immer verfolgt von den großen Worten seines treuen Dieners: „König von PolenI" War das nicht ein tausendfacher Notschrei, war es nicht sie vox populi, die Stimme des Volkes, die ihn auf seinen Fasten rief und an seine Pflicht gemahntes Durfte er sich ieiem Hilferuf entziehen? War es nicht Verrat, wenn er .-sind und Volk treulos verließ? Man bot ihm eine Krone n; er aber wies sie zurückl Und doch hatte er stets von dieser rone geträumt, und von jeher war es sein höchster Ehrgeiz 'wesen, zu herrschen — als mächtiger, unabhängiger Fürst in Volk zu regieren. Warum war es mit einem Make anders? — Weil ein oter Mädchenmund ein „Neinl" gesprochen hatte? Er trat ans Fenster und blickte hinaus in den sinkenden ' bcnd. Im Westen sank die Sonne in feuriger Pracht, in dernder Glut, daß die Welt mit Feuer und Blut erfüllt zu ein schien. Dort — im Westen — blühte die weiße Rose, die v nicht an seine Brust heften durfte. Ja, wenn dieses blonde > titsche Mädchen seine Königin hätte sein ivollen, dann hätte ?r bis zum letzten Atemzuge um die Krone gekämpft. So wer — neinl Ter Traum war zu Ende, die weiße Rose ge hörte einem andern, war für ihn ebenso verloren wie die -iönigskrone von Palen. Mochte sie ein andrer erkämpfenI Ten Deutschen aber, der ihm die Rose weggenommen hatte, l, ßte er und gönnte es ihm, wenn der Krieg mit Feuer und Sckmvrt über ihn kam. Vielleicht raffte ihn gar der Krieg hinweg. Dann — dann — ja dann winkte ihm wieder der ko übende Rc,c.ngattenl Er er' yrak vor diesem abscheulichen Gedanken, trat von dem Fenster zurück und ließ sich das Wendmahl auftragen. Wer eS mundete ihm nicht; nur dem Wein sprach er zu. um seine düsteren Gedanken zu verscheuchen. (Fortsetzung folgt.)