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Beilage zur Sächsischen Volkszeitung Nr LVI' ^ Sonnabend den 29. Dezember 1917 1 AO. Jahrg. Die 64. Volksküche zu Dresden (Leisuiger Straße 47) Bon R- Witrig. Als in den unvergeßlichen Augusttagen 1914 die deut schen Männer in den Kainpf zogen, da übernahmen unsre Frauen die Sorge für Haus und Herd. Für manche Schul tern tvar Las recht schwer. Deshalb regten sich in der Hei mat gar viele Herzen und Hände, um den Kriegerfrauen zu helfen. In unsrer Stadt Dresden bildete sich untpr Füh- rung Ihrer Kgl. Hoheit der Frau Prinzessin Johann Georg und des Herrn Stadtrats Dr. Mattl>es ein Ausschuß für Volksküchen, der in allen Tellen der Stadt Küchen errichtete, um die Familien der Kripger mit warmem Mittagessen zu versorgen. Der katholische Schulvorstand bot sofort die in der 6. kath. Bezirksschule belesenen Räume, die sich für eine Krie- gerfrauen-Küche eigneten, dem Ausschuß an. Im September 1914 wurde die 47. Volksküche eröffnet und die erste Mahl zeit, Reis mit Rindfleisch, ausgegeben. Ltüchenleiter, Koch- schwestern und Vertrauensdamen erwarteten die Gäste. 2 Frauen kamen, sie holten 5 Portionen ab. Bald stieg die Zahl auf 15, 40, 100. Dann bewegte sie sich bis April 1910 beständig zwischen 100 und 150 Mahlzeiten am Tage. Da mals war das Kochen leicht, denn die Marken waren noch nicht erfunden, und die Preise für Gemüse und Fleisch waren noch rocht niedrig; Bruchreis kostete der Zentner 18 Mark, bester indischer Reis 32 Mark. Der Speisezettel war noch reichhaltig, denn aus meinen Auszeichnungen ersehe ich, daß cs in unsrer Volksküche Bcafsteak init Kartoffelmus, Königs berger Fleischklößc mit Kartoffeln, Karpfen mit polnisck-er Tunke gab! Könnten wir das heute reichen? Zufrieden mit dein Küchenzettel waren doch trotzdem nicht allel Und di« Vcrtrauensüamen mußten sich manche Ausstellung anhören; denn gab es einmal Graupen, da klagte die Mutter: „Grau pen essen meine Kinder nicht", und gab es Nudeln, dann tönte es: „Ach, das sind ja Fabriknudeln, die bin ich gar nicht gewöhnt!" Heute werden diese (Berichte besonders begehr! und erzeugen strahlende Gesichter. Ein glücklicher Gedanke des Dolksküchen-Ausschusses war es, die Arten der Volks küchen zu vermehren durch die Gründung von Küchen für jedermann: denn je mehr mit dem wachsenden Kriegsbedarf die Frauen durch Einstellung in Industrie, Verkehr und Büro dem Hause entzogen wurden, umso mehr mußte die Sorge um das Mittagessen auf andre Schultern übernommen wer den. Das sollte geschehen durch die dritte Art Küchen, die Küchen für jedermann. Als nun Herr Stadtrat Dr. Matthes die Eigentümer zur Einrichtung solcher Küchen ries, da er klärte sich auch der Vorsitzende von: kath. Schulvorstand be reit, in der 5. kath. Bezirkssckxule ein« Küche für jedermann zu eröffnen. 500 Portionen, 1000 Portionen für den Tag sagten wir zu. Die Zusage war gegeben, nun galt es, die Einrichtung für den zehnfach vergrößerten Betrieb zu be schaffen. Da seufzten wir beklommen, woher die Mitte! nehmen! Doch rasch wurde uns Hilfe. Der Volksküchen- Ausschuß stellte bereitwillig die benötigten Kessel leihweise zur Verfügung und Herr Justizrat Dr. Eibes übernahm per sönlich die Finanzierung und das Risiko der Küche. Air 26. April 1916 gab die 47., die nunmehr 61. Volkskück>e hieß, die ersten 5 Mahlzeiten aus. Am nächsten Tage waren es schon 17, nach 8 Tagen 174, nach 4 Wochen 731, nach 1 Jahr 4269 täglich. Die Benutzung der Kück-e ist nicht eine gleich mäßige geblieben, jedesmal im Herbste, wenn die neuen Kar toffeln kamen, die Leute in ihren Schrebergärten ernteten und das Gemüse wieder auf dein Markte erschien, trat ein merklicher Rückgang ein, der nach Weihnachten einein er> nenten Steigen losch. Heute wird die millionste Mahlzeit ausgegeben, das bedeutet: eine Stadt wie Nossen oder Puls nitz oder Lommatzsch ein ganzes Jahr lang mit Essen versorgt zu haben, das bedeutet: für 3 friodensstarke Regimenter ein Jahr lang gekoclsi zn haben. Zur Beivältigung des Betriebes sin- eine kleine kleine Kiicl-e im steller und eine große Kück-e im Kellergeschoß vor handen. Freilich geht diesen Räumen als Schmuckhafte, Säörie, Gefällige ab. Sie tragen deutlich den Stempel des nur für kurze Zeit Eingerichteten. Vorhandenes mußte eben auogenützt, Notivendiges niit geringen Mitteln beschafft wer den. Die war Lehrmoisterin. Mit einem kleinen Herde und 2 Töpfen begann das Kochen. Bald mußte ein Kessel gesetzt werden, der 75 Liter fassen konnte. Staunend betrachteten wir das Ungetüm. Heuteftcl-en 12 Kessel mit einem Gesamt- inhalt von 4000 Litern. 5 dieser Kessel fassen je 550 Liter. Auf einer Volksküchentagung in Dresden wurde zwar er klärt. Kessel über 300 Liter eigneten sich nicht für Volksküchen und für Einzelfeuerung, Wir haben mit unfern Riesen kesseln gute Erfahrungen gemacht. Wohl müssen die Speisen länger und tüchtig toä-en; das ist aber gerade ein großer Vorteil, denn dadurch werden die Nahrungskörperchen gut ausgeschlossen. Durch das ununterbroäxme Rühren der Spei sen werden sich ergänzeirde Speiseteilchen leicht miteinander verbunden. Sehr bald stellte sich das Bedürfnis heraus, nicht nur Speisen in der Küche auszngeben, sondern den Arbeitern und Arbeiterinnen Gelegenheit zu versck-affen, die Speisen an Ort und Stelle verzehren zu können. Ter lange geheizte Kellergang eignete sich dazu. Er wurde mit einfachen Tiichen und Bänken versehen, und schon nach wenigen Tagen benütz ten 600—700 Arbeiter den neuen Eßraum. Die Doppelbedeutung der Küche als Kochküche für Ab holer und als Küche für Mittagsgäste brachte bald einen so großen Andrang in den beschränkten Räumen, daß ein An bau geschehen mußte. Seine Fertigstellung schaffte sofort Abhilfe. Nunmehr wurde die alte Küche nur für Mittags- gäbe eingericksiet und der Anbau kochte nur für die Abholer. Durch die Kesselanordnung ist es möglich, an 6 Kesseln zu gleicher Zeit auszuteilen und dadurch großen Andrang raich erledigen zu können. Die Neueinrichtung sollte sich bald be währen. In den bitterkalten Wintertagen standen die Ab holer schon von 8 Uhr morgens an bei 25 Grad Kälte vor der Küä>e und fi-oren, nur um sicher zu sein, daß, wenn um >412 Uhr die Pforten sich öffneten, sie auch Essen bekamen. Eine unnötige Sorge, denn keiner der Gäste ist ohne ge- sullteü Topf nach Hause gegangen. Um den Andrang weiter zu beschränken, wird das Essen bereits von 10 Uhr ab ausgegeben. Arbeiter, die an einer großen Arbeitsstelle arbeiten, haben sich zusammengetan und holen das Essen in großen Wärmehaliern in Grübeln nach der Arbeitsstelle. Dadurch ist eine weitere Entlastung der Küche eingetretem Wer leistet nun die Arbeit? Ein einziges Mittagessen, Kartoffeln und Zwiebeltunle erforderte: 45 Zentner Kartoffeln. 2 Zentner Zwiebeln. I Zentner Mehl, 30 Pfund Margarine, fast 1 Zentner Salz, je 2 Zentner Fleisch und Knochen und >/-> Pfund Pfeffer. Ein anderes Mittagessen erfordert 26 Zentner Spinat und 25 Zentner Kartoffeln. An Kohlrüben brauchten wir für 1 Mahlzeit 48 Zentner, dazu 30 Zentner Kartoffeln, 2 Zent ner Fleisch und Knockzen, 20 Pfund Fleischertrakt. 4 Zentum Kartoffelmehl, 20 Pfund Margarine, 1 Zentner Salz und ' ^ Pfund Pfeffer. Wer soll all die Kartoffeln schälen, die Möhren schnei den, das Kraut hobeln? Menschenhände reichen da nicht aus, da muffen Ma schinen helfen. Unsre Kartoffelschälmaschine befreit in einer Stunde 8 Zentner Kartoffeln von ihren Schalen und die Ge müseschneidemaschine hobelt stündlich 20 Zentner Kraut oder sckmeidet 20 Zentner Möhren und Rüben Im Anfänge fr«, lich, als die Kück>e noch klein war und täglich mir 100 bis 156 Mahlzeiten fertigstellte, da haben Schulkinder, Mädchen und Knaben, eifrig geschält, geschnitten und zugeputzt. Heute sind nur noch Knaben beschäftigt, die unter Aufsicht dev Schulhausmannes die Waren herbeifchaffen helfen. Viele Hundert von Zentnern haLen die Jungen herangeholt. Alk im Winter der Schnee so hoch lag, daß kein Fuhrwerk zu er langen lvar, da rückten 42 Knaben init ihren Handschlitten aus, jeder lud einen Zentner Kartoffeln und nun gings im geschlossenen Zuge mitten durch die Stadt und glücklich kam die kostbare Last hierher zur Küche. Die am nächsten Tag« harrenden Menschen ahnten nicht, daß sie ohne die kleinen Helfer heute mit leeren Händen hätten nach Hause gehen müssen. Werden im .Herbste Möhren und Rüben eingemietet oder die Kartoffeln ins Winterlager gebracht, werden mit den Kück-enabsällen unsre 5 Schweinchen gefüttert oder die wackelnden Enten ins Wasser getrieben: unsre Kinder sind -rbei, helfen und lernen. Außer den kleinen Helfern sind in der Küche tätig: 2 ehrwürdige graue Schwestern (die guten Geister des Betriebes), 2 Verttauensdamen, 5 freiwillige Helfer und Helferinnen, 3 Ordner, 10 festangestellte Frauen und Mädchen und 5 bis 20 Arbertsfrauen und 1 Leiter un» Geschäftsführer. Mit großer Freude darf ich sagen, daß dank deS schivester- lichen Einflusses ein prächtiger Geist unter allen Beteiligten in der Kück-e herrscht. Mit größtem Fleiße und großer Auf opferung wird gearbeitet. Wecksiel im Personal kennen wir nickst, trotzdem die Arbeit recht schwer ist. Von morgens 5 Uhr bis abends 8 Uhr, ja sehr oft auch bis Mitternacht ist zu tun. Ohne Murren wird die Arbeit im Dieste der Näcksttenliebe ausgenommen und zu Ende geführt. Ein sckzönes Beispiel christlichen Geistes! Als im Früh jahr die Koblennot hereinbrach und trotz aller Versprechun gen und Beteuerungen der Kohlenhändler es nicht möglich war. Kohlen zu bekommen, da standen wir alle am Abend be näht vor den kalten Kesseln. Was. wird werden, wenn nror- gen die Hungrigen kommen und wir ihnen nichts geben kön nen! Da holten unsre Helfer aus ihren Kellern Kohlen, die ne selber gar notlvendig brauchten, herbei, und bald flackert« unter den Kesseln das Feuer. Die Küche und die Hungrigen waren gerettet. Das ist der Geist, der in unsrer Küche weht. Wohl haben alle Hände in der Küche reichlich zu tun. trotzdem wird der Armen und Aermsten nicht vergessen. Wert über 50 000 Porttonen Essen wurden an arme Kinder des Stadtteils verschenkt. Täglich kommen die Besucher der im Schulhause untergebrachten paritätischen Kleinkinder- derrahr-Anstalt, sie haben wohl viel Hunger aber wenig Geld; iw Winter stellen sich die Kinder der benachbarten Häuser und Stmßen ein, sie haben ihren Löffel in -er Hand und nxnsten in langer Reihe, um die Kessel auzukratzen — ihnen allen wird geholfen. Eine ganz besonders segensreiche Einrichtung bat der Rat der Stadt Dresden der Küche gewährt, die Küche darf 10 Prozent ihrer Ausgabeziffer als Freiporttonen an Arm« oder an kinderreiche Familien abgcben, die die Kasse der Stadt bezahlt. Bei einer täglichen Ausgabe von 4000 Mahl- zoiten dürfen demnach von uns 400 täglich den Bedürftigen auf Stadtkosten überwiesen werden. Sie stellen sich pünktlich ein, die Familien mit 8, 10 und 11 Kindern, die alten Män ner, für die niemand forgt, die Mütterchen, die nichts mehr Iwrbeffchaffen können! Wieviel Not ist durch diese Hilfe unsres Stadtrates gelindert worden! Der Kampf um die Heimat KrlegSrsman »on Felix Nabor. (12 Fortsetzung.) „Nun sind nur wieder allein," sagte der Kürassierleut nant. „und mir ist's so lieber, als wenn ich stundenlang mit dem unausstehlichen Rackowski zusammen sein müßte. Noch ein Glas, und dann ade, lieb Heimatlandl" „Willst du nicht den Nachtzug um elf Uhr von Wreschen benutzen?" fragte seine Schwester. „Du könntest dann noch ein paar Stunden mit uns und mit meinem Bräutigam bei sammen sein." „Das wäre famos, Schwesterchen," rief Karl v. Dolscha. „Wenn aber nun Herbert nicht zur Zeit cintrifft?" „Dann hast du immer noch den Vorzug, unsre Gesellschaft zwei Stunden länger genossen zu haben," lächelte Jrnia. Uebrigens darfst du dich darauf verlassen, daß Herbert von Halwitz präzis eintrifft. Auf ihn und sein Wort ist Verlaß." „Nun, daraufhin will ich's wagen," lachte Kart v. Dolscha. „Ich bleibe bis zehn Uhr, aber auch keine Minute länger. Na. was ist denn los, Schwester, »varum läufst Lu davon?" Graf Dolscha lachte. „Ja, sieh, die Liebe hat Flügel," sagte er. „Irma bat wohl durchs Fenster gespäht und den Korbwagen onsahren sehen, der ihren Verlobten bringt." „Ach so! Uebrigens, Papa, ein famoser Mann, dieser .Halwitz. Ich Hab' so 'n bißchen unter den Kameraden herum gehorcht — man hört nur Gutes von ihm. Kriegsakademie bat er auch hinter sich: das gibt eine glänzende Karriere." „Mir ist's in der Hauptsache um seinen Charakter zu tun, Karl." sagte der Graf. „Und der ist fest wie Eisen und lauter wie Gold. Ueberdies — die beiden lieben sich und passen zu sammen, als hätte der liebe Gott sie eigens füreinander ge schaffen. Ach. da sin- sie ja!" Irma trat am Arme eines schönen stattlichen Garde offiziers in den Saal. AuS ihren Augen leuchtete das Glück, und ihr Gesicht strahlte vor Freude. Aus ihren Wangen grübchen lachte der Schalk, als sie, sich mit Anmut vernei gend. sagte: „Die Herrschaften gestatten, daß ich ihnen einen lieben Gast vorstclle: Herbert Baron von Halwitz, Oberleut nant im Grenadierregiment S. M. zu Posen — mein Bräutigam." „Hurra! Hoch das Brautpaar", rief der junge Graf Dolscha und schüttelte beiden die Hände. „Alles Glück der Erde euch und eurem Bunde! Ich bedaure nur, -aß ich nicht mit Kanonen schießen kann." „Sektpfropfen ttin's auch," lachte -Halwitz. „Die Kano nen sparen wir uns für später auf: wir locrden sie nötig brauchen." „Kinder", sagte Graf Dolscha, nachdem er seinen Schwie gersohn herzlich begrüßt und das Brautpaar in die Anne geschlossen hatte, „wir stehen an der Schwelle einer großen Zeit, und ich wünsck)e von Heiden, daß sich eure Liebe und Treue wie im Frieden, so auch im Kriege, in Not und Gefahr bewähren möge. Gottes Segen sei mit euch! — Und nun kommt zum Verlobungsmahle." — Sie folgten ihm erst und tief ergriffen, und es wurde ein schöner, trauter, friedvoller und gesegneter Abend: denn das Glück saß in voller Jugend anmut mit zu Tische! 4. K ö n i g S t r ä u m e. lieber dem alten Königsschlosse der Rackowski stand das Abendrot wie eine rotglühende, goldschimmerndc .Krone. Graf Alexander sah es, als er, von Borczinnow kom mend, an -er Freitreppe vorfuhr und aus dem Kraftwagen stieg. Wie gebannt blieb er stehen und vergaß sogar, dem Fahrer seine Befehle zu geben. Der alte, weißhaarige Die ner Ladislaus, der in schwarzseidenen Kniehosen und rotem, goldbordiertem Frack neben dem Merccdeswagen stand rin den Schlag geöffnet hatte, sagte, znm Himmel deutend: „Euer Gnaden, es geschehen Zeichen und Wunder. Das ist die Königskrone, die Euch der Himmel verheißt. Sie schwebt über Eurem .Haupte und Ihr braucht nur danach zn greifeen. so gehört sie Euch. Herr, o .Herr — stoßt dieses Zcickzen nicht von Euch, das Euch der Himmel sendet." Graf Rackowski lachte hart und kalt. „Alter Schwätzer", sagte er, „laß dein Gefasel. Heutzutage gibt es keine Wun der un- Zeichen mehr. Was da am Himmel steht, das ist das Abendrot, weiter nichts. Das kannst du jeden Tag s« sehen." „Nein, o nein, Herr, so nicht! Entweder bedeutet eS die Krone — oder Blut, viel Blut." Ohne sich um den Alten zu kümmern, wandte sich der Ein:! ßstrcm Fahrer zu und befahl ihm: „Das Auto ist so- sor! für dic Fahrt nach Petersburg instand zu setzen. Mit Einbruch der Dunkelheit erwartest du mich an -er Rückseite t's Palastes, bei der kleinen Pforte. Verstanden?" Der Fahccr bciahte, und Rackowski stieg, von seinem Ticucr gesolpi die Stufen der Freitreppe empor. Schwer atmend trat Ladislaus vor seinen .Herrn hin. Er hatte Trä nen in den Augen, als er, ins weite Land hinausdeutend, sagte: „Herr, da liegt Polen, die Heimat . .. und Ihr wollt uns verlassen? O, tut das nicht, -Herr! Erbarmt Euch des armen Volkes. Bleibt bei ihm in seiner Not!" „Schweig," unterbrach ihn der Graf. „Packe sofort inein« Koster und laß sie ins Auto schaffen. In zwei Stunden fahre ich ab. Du wirst in meiner Abwesenlxnt die Aufsicht über mein Schloß führen. Alle wertvollen Gegenstände, vor allem die Ahnenbilder urrd das Silberzeug, kommen in di« Eisenkammer, im übrigen bleibt alles, wie es ist. Und nun tummle dich, Alter!" „Und wenn die Russen kommen, Herr?" „Alter Narr, wer sagt denn, daß sie kommen?" „Sie werden kommen und Las ganze Schloß nuSplün- dern", bebarrte der Alte. „Ich kenne doch die Russen: si« stehlen wie die Dohlen." Der Gras lachte. „Laß sie immerhin stehlen. Ladislaus, Väterchen Zar muß mir alles doppelt ersetzen, nxis mir ge nommen wird. Lege alio ein Verzeichnis an. das erleichtert später die Abrechnung. Auch setzest du den Russen den schlech testen Wein und den stärksten Wutki vor — und nun voran!" Der Alte ging bekümmert und Graf Alexander begab sich in fein Arbeitszimmer, entnahm dem Kassenschrank alles