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ßk. 8L R8. Iahrg. Dienstag, dev 8. April iviv aveuds «„„»vre«», x mU tllustr. veUaa» vtrrreljSHNt« I SM» F. In Druden miL ^an^ Deutlch- > KÖO ^r>i H<m» N.Ntt >F« «errcl» »««,,»« 0 vteae»ührttq ».88^». In KiÄlen ^und Aan, DeuNAand Ke« -au» s >d aanz » Oeslerretch 8.80 X. «Nniel-Kummer 10 »—»«LL7AÄLN an allen Sächsische UMsmIima Defchäftsftelle nutz Redattbr«« Dresden. A. 1ü, Solbelnftrab- 6» Fernsprecher 21!!66 Püfqcheckrouto Leipzig Nr. I Auoa von Aazrlge«, hm« von ««sldSstrmueigen bis I0WP gamiltenanzeigen bi« 11 Uhr darin. Pret» Ml die Petit-Gpaltzeile »8 z. »m R«Na- metei! 80 «, Familien-Anzeige» SO z llr uirdeittiich geschriebene, sowie durch gem» 'recher ausgeaebene «nzeige» können wir »1« "AtworliichleU sür die RichtigkeU de» »«te« nicht übernehmen. Sprechstunde der Redaktion; 11-1» Uhr dorm. , Einzige katholische Tageszeitung in tzckhfeit. Organ der Zentrumspm»ei Ausgabe ^ mit illustrierter Umerhattuugsbeilage und relig. Wocheubeüage FeieMHeud. Ausgabe b mir «it der WochenbeUage« ^It-rnß ^rolerlierl gegen Sie reisgionrlosr Zchllk! M klier Zelbrlbertimmungrrecht ein! Partei und Zeit. A Die Beschlüsse des Parteitages der Sächsi schen Zentrum spartet, die wir gestern mitteilteii, stellen unsere Parteifreunde in Stadt und Land vor neue und sttstvere Aufgaben. Ihre Durchführung erfordert vor allen«, daß rasche Arbeit geleistet rvird. Es wird wohl leinen Zentrnmsanhänger geben, der an der Notwendig keit dieser Beschlüsse zweifelt. Gewiß dürfen wir uns der Erfolge der letzten Monate freuen. Aber wir dürfen cs da bei unter keinen Umständen bewenden lassen. Es muß rastlos weitergoarbeitet werden, soll nicht ein verhängnis- vrller Stillstand eintreten. Nun kann aber gar kein Zweifel darüber bestehen, daß, «nenn die Beschlüsse des Parteitages praktisch dnrchgeftihrt werden sollen, eine «veit größere finanzielle Unter stützung der Partei eintreten muß. Die letzten Wahlen haben außerordentlich viel Geld gekostet, und es muß alles daran gesetzt werden, die Parteikasse zu stärken. Um eine Erhöhung der Mitglicdsbeiträgc werden «vir nicht herinn- kommen. Der Mitgliedsbeitrag von einer Mark ist bei den heutigen Geldverhältnissen viel zu niedrig. Damit kann heute eige Partei nicht mehr auskommen, soll sie ihre Auf gaben restlos erfüllen. Der Beschluß, ein eigenes P a r t e i s e k r e t a r i -.«t zu gründen, ist außerordentlich zu begrüßen. Zur Errich tung eines solchen festen Mittelpunktes der Partei gehören aber ebenfalls Geldmittel von beträchtlicher Höhe, die unter allen Umständen aufgebracht werden müssen. Es werden dazu außerordentliche Mittel nötig sein. Wir richten daher an alle Parteifreunde, die dazu in der Lage sind die dringende Bitte, auch hier den Zeit- aufgaben gerecht zu werden und je nach Lage ihrer Ver hältnisse durch besondere Beiträge so bald als mög lich zu helfen, daß die Beschlüsse des Parteitages verwirk licht «verden können. Es ist in dieser Hinsicht keine Zeit zu verlieren. Wir glauben nicht zu viel zu sagen, wenn wir behaupten, daß jeder Zeitverlust eine verlorene Schlacht bedeuten würde. Es steht Hohes und Heiliges auf dem Spiele. Es gilt, für die kulturellen Güter einzn- stehen und für die Erhaltung des Christentums, für die Durchdringung des christlichen Gedankens in un serem Volke. Niemand darf dabei zurücksteheir und jeder trage nach seinen Kräften dazu bei. Aus den Beschlüssen des Gesetzgebungsaus. schusses der Sächsischen Volkskammer haben wir ja erneut deutlich genug gesehen, um was es sich han delt. Der bekannte Freigeist Gustav Whneken hat am 16. November 1918 in einem Vortrage in München erklärt, es „müßte der junge Mensch in dein Alter, wo die eigeistliche Erziehung beginnet, an die Gesellschaft abgeliefert, konfisziert und damit von der Familie isoliert werde n". Und der Sozial- dcmo-krat Dr. Max Hirsch schrieb im. „Dorpärts" lNr. 366, Beilage, 1918): „Der soziale Staat wird bereit sein müssen, die Aussicht selbst zu übernehmen. Nicht nur das keimende Leben, sondern anch die werdende Mutter muß in den sittliche««, rechtlichen und wirtschaftlichen Schub des Staates treten . . . Die kommenden Generationen dürfen nicht mehr nur Kinder ihrer Eltern, sondern auch Volkskinder, Staatskinder sein." Mit Recht bemerkt dazu Jesuitenpatcr Viktor Cathre in in seiner lesenswerten Broschüre „Sozialdemokratie und Christentum" (6. bis 10. Tausend, bei Herder, Freiburg im Breisgau, Preis 90 Pf.): „Es ist eine schwere Rechtsver letzung, daß man die Kinder ihren Eltern nehmen will, um sie in öffentlichen Erziehungsanstalten unterzubringcn, auf die sie seine bestimmenden Einfluß haben, und die wie alle öffentlichen Anstalten des sozialistischen Staates religions los find." Was «vir vom sozialistischen Staat zu crivarten haben, davon gebe» also die Vorgänge im Gesetzgebungsausschuß Zeugnis. In diesem Zusainmenlwnge sei darauf hinge- wiesen, daß jetzt voi« sozialistischer Seite ein Pamphlet a u die Lehrerschaft versandt wird, das auch in bezug auf di« Zentrumspartei mit unerhörten Verdächtigungen ar beitet. Abgesehen davon, «verden dort Behauptungen auf gestellt, die sehr kühn sind. Wenn zum Beispiel gesagt wird: ,,Wer jenseits der sozialistischest Front steht, gehört zur KsereSgruppe „Kapitalismus")", so muß man sich über den Mut Wundern, den sder Verfasser dieser Schrift besitzt. Denn es ist doch eigentlich etwas gewagt, solchen Unsinn gebildeten Leute«« vorzusetzen. Da die Schrift aber be zeichnenderweise anonym ist, so braucht der Verfasser aller dings nicht zu befürchten, daß er die gebührende Antmoct direkt erhält. Nicht anonmn aber ist die Absendestelle, niiin- üch der „ W e r b e d i e n st der den t s ch e n «st e p n b l i k. Berlin 8, Jägerstraße 11". Und nun kommt das Un glaubliche: Diele Schriften werden ast Re ich? dien n- sache ohne Porto versandt. Wahrhaftig, wir baden es herrlich weit gebracht und es wird über dieses .Uavite! wobl ein anderes Mal noch manches zu sagen sein. Als „Reichs dienstsache" bekommt man. um nur noch einen Puntt ainn- sühren, in dieser Broschüre, die vermutlich wohl auch aus Neichskosten, also mit dem Gelde der gesamte,« Steuer-- zahler, gedruckt sein wird, u. a. zu hören, daß erst „der So zialismus die Voraussetzung aller Jugeudknltur, ohne welche die genialsten Schnlprogramme, die tüchtigsten Leh rer zu Domestikenarheit verdammt" seien, sthasse. Dem gegenüber müssen «vir doppelt und dreifach ge rüstet sein, müssen der Drganisation die D r - ganisation g e g e n ü b e r st e l l e n. Partei und Zeit «nüssen in Einklang gebracht werden, anch bei «ins in Sach sen. Das «volle«« die Beschlüsse des sächsischen Parteitages vom 6. April. Werden sich alle unsere Anhänger dieser Aufgaben bewußt sein und jeder zu seinem Teile und nach seinen Kräften mitwirt'en, sic in die Tat «imzusetzen, daun wird der 6. April 1919 ein Markstein in der Geschichte der Zentrumspartei nicht nur Sachsens, sondern des gan zen Reiches sein. Tarn«««: A uf zur Tat! tml. Der Weg «ach dem Osten. (Von unserem Berliner Vertreter.) Nur ganz langsam finden «vir uns in dem politischen Labyrinth, in welches uns die Revolution geschleudert hat, zurecht. Das Dunkel beginnt sich zu lichten, der Blick wird freier und niibefangener und die Pfade unserer politischen Notwendigkeiten beginnen unseren Augen offenbar zu «verden. Jene verzweifelte Stimmung, die da sagt, es ist doch alltzs verloren, darum ist auch alles gleichgültig, diese Stim mung der Stumpfheit und Abgestumpftheit, hat die En tente auf dein Gewissen. Aber noch viel schwerer fällt auf ihr Schuldtonto: Die Blicke des Volkes, die lange Zeit nach dem Westei« gerichtet waren, haben sich unter dem Eindruck des Fiaskos Wilsonscher Völkcrbnndspolitik völlig dort ab- gewandt. Unser Volk tastet sich in dem Dunkel, in dem es sich noch befindet, zurecht, es hat aber bereits eine leitende Spur, und diese führt nach dein Osten! Wir mögen unser politisches und wirtschgftlichzes Ziel formen wie immer «vir «vollen: «vir «verden an der Er kenntnis nicht vorbeikvnimen, daß der Weg nach dein Osten beschrittcn werden muß. Unsere westlichen Gegner drängen «ins ja förmlich dorthin. Schon haben unsere ehemaligen niigarischen Verbündeten scharfe Frontstellung gegen Westen gencininen. Diese Entwicklung kann nnmöglich ohne tief greifende Rückwirkungen ans die gesamtpolitischen Verhält nisse der Balkanländer bleiben Dort bildet sich gerade unter dem Druck der französischen Politik eine offene Kampf stellung gegen Frankreich heraus. Dieser Gedanke hat auch unter dein Einflnß des französischen Verhaltens bei der Ausführung der Wafsenstillstandsbedingungen sehr breite Kreise des deutschen Volkes erfaßt. Immer mehr kristalli siert sich die politische Entwicklung ans dem Gedanken: Ge meinsame Front der unterdrückten Völker des Ostens gegen die herrischen und ausbenternchen Unterdrücker des Westens! Es ist nicht nur Chronistenpflicht, diese Entwicklling fest- znstcllen, es ist vielmehr unser aller politische Pflicht, die Entwicklnng nach dieser Richtung hin schärsstens in« Auge zu behalten und die von uns einzig zweckmäßigen Konse quenzen zu ziehen. Diele gingen dahin: Mit den Völkern deS Westens ist eine friedliche, verföhnende Auseinander setzung, wie wir sie aufrichtig wünschen, nicht möglich. War gestehen offen, daß «vir diese Tatsache auf das lebhafteste W-- dauern. Der Zusammenschluß der festländischen Völler würde die Ruhe und Ordnung und Sicherheit Europas vor weltherrischen Gelüsten an« besten ge«vährleisten. Diesen Ge danken müssen «vir für Jahrzehnte, vielleiäst für Jahrhun derte als begraben betrachten. Die Politik Frank reicht- i st >« ichts anderes als ei «r e D e sp-e r ad o Politik schlimmsten Charakters. Sie wird fick an Frankreich selbst am schlimmsten rächen. Für. die nächste Zukunft ha« sie den „Erfolg", daß sie das Festland ze« ftiiltert hat. nickt zwar Frankreich zunutze««, sondern rinBL und allein zur Befriedignung französischer Re«-rache und Rachegelüste. Eine solche Stiinmungspolitik «« ad fich. an dem Land und Volk, Las sie treibt und billigt, am härtesten rächen, doch soll das unsere Sorge nickt sein. Wir um,'sei« entschlossen mit den gegebenen Tatsachen rechne«!. Es war nicht die schlechteste Polin', dir Bstm.u.: mit einen« engen Zusammenschluß Deutschlands inia mau-nnd Verkclgte. Freilich leiteten ihn bci «einer Zorge rar k mu'- reich andere Gesüistspnnkle, als ge beute nach einem ver lorenen Kriege für uns maßgebend sein müssen. Die Ge schichtsschreibung wird erst einmal sestzügelten babi'!«, ob das Urteil berechtigt ist, daß die Kündigung des Rückver- lichcrnngSve« träges mit Rußland durch Caprivi der iagenl- Uche AnSgangSpnntt dieses Weltkrieges und unserer heu tigen Lage geworden ist. Rußland hat inzwischen ein ganz anderes Gesicht bekommen. Zwar steht es auch benre unter Zarentyrannei, die schlimmer, «veil desorganisierter «st als je ein Zarcnregiment vorher. Aber das Entscheid^«!?«- liegt doch in der grimdstürzenden Wandlung- des sozial-«! Cha rakters Rußlands und «'einer heutigen politisch«?!« Stellung. In Verbindung mit den - - durch den Ausgang des Krieges und die Revolution ebenfalls völlig sozial gewandelten mit teleuropäischen Völkern würde ein solcher russischer mittel- europäischer Block einen schier nniiberwindlichen Damin. -regen den Westen darstellen. Voransse tz n ng daf ü r ist, daß das heutige Rußland von d e r D i!' t a - t««r des Proletariats in einen, alle natio nal s ch a s s e n d e n Kräfte erfassen d e n P olks - staat sich wandelt. Mit dem bolschM'istisclvn Wahn sinn kann sich ein industriell und kulturell io höchste!---«'det« Volk wie das deutsche n n m ögli ch verbinden, lind doch«, würde das politische, wirtschaftliche, soziale und geistiae Zu sammenarbeiten zw'nchen Rußland und Tentschland nicht nur beiden Völkern ein reiches und beiderseits ersvneß!ul«etz Schaffen ermöglichen, es würde auch zu einer Befriedigung ganz Europas außerordentlich beizntragen imstande sein. Wir alle kennen den starken Einfluß des beiderseitigen Handelsverkehrs vor dem Kriege. Wir wissen, daß der Handel mit Rußland von nn'ercn Kansleuten immer mit der begehrlichste war. Kann« ein anderer Anßenverkebr war ans wlch solide Grundlagen aufgebant, wie der, deutsch-- russische. Bei einer Gemeinschaftsarbeit würde sich für die Zukunft, besonders unter Berücksichtigung der Notwendig keiten nn'eres Lehensmittelbedarfes, unserer Lebensnnter- Haltung und der Bedürfnisse des russischen Volkes wertvolle Ausblicke eröffnen. Die Stärkung unserer Produktion istz auf die Tauer nur dnrch'znhalten bei einer Stärknna und Erhaltung nnserer inneren Kolonisation. Für sie brauchen «vir aber einen weiteren Rahmen als der, welcher uns aegen- wärtig zur Verfügung steht. Gerade aber die riissischie Volks >rirtscl«aft bat ein außerordentliches Interesse an der Stär kung deutscher Prodnktionskraft. Die Russen brauchen nicht nur in Landwirtschast nnd Industrie deutsche Techniker «inst deutsche Lehrmeister, sondern sie brauchen vor allen« auch deutsche Waren, deutsche Maschinen und deutsch? Fertig fabrikate vielfältigster Art. Lebensmittel und Rohstofsc- kann nnS Rußland in reichlicher Fülle liefern, besonders danm «renn die Förderung mit deutschen Maschinen, deut schen Werkzeugen und deutschen geistigen Kräften organisch und 'ystematisch betrieben wird. Viele Rohprodukte, aui welche «vir bei den« gegenwärtige» Stand der Dinge von kleberste ber angewiesen sind, würde nnS Rußland zu bieten in der Lage sein. Eine intensive landwirtschaftlichx Pro duktion in Rußland nach den bewährlcn Grundsätzen setz deutschen Agrarwesens würde uns der Sorge vor einer, neuen Nnsbungernng mißgünstiger Völker entheben. Diese materiellen Vorteile würden eine breite und feste Basis für die politische Nutzbarmachung der gegenseitigen Beziehungen abgcben. Von welcher weittragenden Bedeutung diese sein können, muß allein schon daraus zu ersehen sein, daß sie Do« bind« ng mit Rußland und den Weg nach den« fermen Osten, nach den reichen und ungemein rilitzungsfähigen asiatischen Gefilden eröffnen. Und hier wird Japan im Rahmen unserer künftigen Weltpolitik nn-d WeltwirtschHt