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Zweites Blatt Sächsische Bolkszeituntt vom 17. September 1911 Nr. 212 Sozialdemokratischer Parteitag. <»«ch»rua »erbol.n.» 6po. Jena, den lv. September 1911. Die Anziehungskraft des Parteitages begann am Frei- tagfvonuittag trotz des zu erwartenden Referates Bebels abzuflauen. Kein Wunder, denn nach den- einstimmigen Urteil aller Sachkenner ist es noch auf keinem Parteitag so langweilig hergegangen, wie hier in Jena. Das ist die natürliche Folge des Maulkorbsystems, das hier zur An wendung gelangt. Allen Fragen, wegen deren es in irgend einer Weise zu Differenzen konimen könnte, geht man angst» iich aus dem Wege und verhindert jeglick>e Debatte. Das wird natürlich auf die Dauer langweilig, und doch kommt es, daß selbst das Referat Bebels über die Neichstagswahlen nicht eine solche Anziehungskraft auszuüben vermag, wie man es hätte erwarten solleir. Ter Anfang der Rede Bebels war ebenso langweilig, wie der Beginn seines gestrigen Referats über die Marokkofrage. Er ergeht sich in histo rischen Erörterungen über die Hottcntottenwahle», wobei er es an einigen bissigen Bemerkungen über Bernhard den Großen und Bernhard de» Kleinen (Viilow und Dernburg) nicht fehlen läßt. Der Bülowblock gehöre der Vergangen heit an; in der Gegenwart gelte der Kamvf dem schwarz- blauen Block. Bebel beschäftigt sich dann ausführlich mit dem Zen trum, deni er, wenn auch widerwillig, das Zeugnis ans stellen muß, daß ihm nichts anznhabe» sein werde. Dazu sei eS viel zn festgefügt. Aber es müsse versucht werden, ihm möglichst viele Mandate abznknöpsen. Das Zentrum habe überhaupt keine Grnndsäl^?. Die scharfe Frontstellung des Zentrums gegen die Genossen erregt offensichtlich de» höchsten Zorn Bebels. Statt sich sachlich dagegen zn wenden, wirft er mit Beschimpfungen um sich, nennt den Erzbischof Bettinger einen Hetzer und er scheut nicht vor der Gemein heit zurück, zu behaupten, das Zentrnm scheue vor den schofelsten Dingen nicht zurück, der Pfasse absolviere ja von allem in der Beichte. Im übrigen wirst Bebel mit Gemein- jätzcn um sich, deren man sich von ihm nicht hätte versehen sollen.. Er wärmt die uralten, längst als nnwahr wider legten sozialistischen Lügen über die Rei.hssinanzresorm wieder auf in einer Weise, daß er sich ans einer an en Versammlung hätte vor sich selbst schämen mögen. er den ivahren Genossen kann er noch stärkere Siücke bieten. Den Gipfel der Lächerlichkeit ersteigt Betel, als er den Kaiser zum Bundesgenossen gegen das Zentrum ansrnst und meint, es sei geradezu anwidernd, wie das Zentrum die Person des Kaisers umschwärme. Veranlassung zu dieser unverschämten Rüpelei gab dem Abgeordneten Bebel eine Aeußernng des Zentrumsabgeordneten Trimborn in Koblenz, worin Trimborn MMesichts der ernsten politischen Lage den Kaiser der Treue des Zentrums versicherte. Wenn der Abgeordnete Bebel diese Treue zum Vaterlande als Heuchelei bezeichnet, so müssen wir diese Flegelei auf das allerschärfte zurücklveisen. Vesser wäre es gewesen, wenn Bebel das vaterlandsfeindliche Treibe» der Sozialdemo kratie im Parke von Treptow verurteilt hätte. Recht eigen artig mutet es ferner an, wie Bebel, der Ungläubige, sich berufen fühlt, das Zentrnm an seine christlichen Grundsätze zu erinnern. Dazu brauchen wir Bebel wirklich nicht, und wenn er es so hinstellt, als ob das ZenGum nicht nach seinen christlichen Grundsätzen handele, so weisen nur auch daS als eine unverschämte Lüge zurück. Bebel beschäftigt sich dann mit der Teuerung, die natürlich ein willkommenes Hetziniltel bietet und auch in der bekannten Weise ansgenutzt wird. Bebel sieht schon die Tag« herankommen, „wo die Lebensmittelpreisfrage zur Haupt- und .Kardinalsrage wird und die Lebensnuttelzölle zerfliegen werden vor dem Sturme der Massen", lind nun beschwört Bebel die Gespenster des ZnchthansgejetzeS herauf. Die neue Strafprozeßnovelle solle nach den Be hauptungen Bebels jenes Gesetz »och weiter hinter sich zu rücklassen. Und da er einmal am prophezeien ist. so kommt es ihm auf eine Prophezeiung mehr oder weniger nicht an: er prophezeit einen Ovanibokrieg, der noch viel schlimmer sein wird, als der Hererokrieg. Schließlich bringt er auch noch die preußische WablrechtSsrage aiiss Tapet und ope riert hier wieder mit einem Schwall von verlogene» Be hauptungen gegen das Zentrum. Tann warnt Bebel vor einem übertriebenen Optimismus der Sozialdemokratie. Die Genossen müßten „Haar und Zahn" daran setzen, um möglichst viel bei den Wahlen herauszuschlagen. Die Sozial demokraten müssen kämpfen, als ob sie die Unterlegenen seien. Endlich kommt die Wahltaktik an die Reihe. Bebel geht aber sehr eilig darüber hinweg — von den Liberalen hat er während seiner ganzen anderthalbstündigen Rede überhaupt nicht gesprocl>en. Er beschränkt sich darauf, die Parteivorstandsresolution wiederzugeben, wonach die Sozialdemokratie in der Stichwahl nur den Kandidaten unterstützen soll, der sich auf eine Reihe ziemlich gemäßigter Bedingungen verpflichtet. Sind nber beide ßbandidaten be reit, diese Bedingungen zu erfüllen, dann erhält der libe rale Kandidat de» Vorzug. Mehr als jene Bedingungen verlangen, meint Bebel, sei nicht zu erreichen. Man dürfe den Bogen nicht überspannen. Die Wahlen, schließt Bebel, werden sehr schwer für uns sein. Wir müssen alles daran sehen, um zu siegen. „Auf zum Kampf, vorwärts, durch!" In demselben Augenblicke, wo Bebel sein Referat schließt, ist auch das Interesse, das ohnehin nicht groß war, erschöpft und unter allgemeiner Unaufmerksamkeit be gründet Bernstein einen Antrag, noch vor den Neichstags wahlen eine Broschüre heranszngebe», in der gegen die „Bestrebungen, England, Deutschland und Frankreich zu verhetzen", Front gemacht werden soll. I» der Diskussion beschäftigen sich die einzelnen Redner fast ausschließlich mit dem Zentrum und dem gegen dieses anznwendende Ver fahren bei den Wahle». Bemerkenswert ist, daß ein Genosse darauf hinwies, sich von sozialdemokratischer Seite ganz be sonders vor Verletzungen der religiösen Empsindnngen der Zentrnmswähler zn hüte». Man müsse vor allen Dingen versuchen, den ivahren Eharaktcr des Zentrums, der reaktionär im schlimmsten Sin»' des Wortes sei, darzu legen. Am Nachmittag wollen sich die Genossen nach Stn- ' dentenart mit einein Marktseste vergnüge». Wie es heißt, solle» studentische Kreise eine Gegendemonstration beab sichtigen. Bebel kam daraus zn sprechen, meinte aber, daß die Herren, die doch ans Bildung Anspruch erheben, dies wahrscheinlich noch tun werden. Sollten sie sich aber trotzdem ernstlich mit der Absicht tragen, die Sozialdemokraten anzw rempeln, dann mögen sie sich vor ihrem Beginnen den Kittel ordentlich answattiere». Nach diesen Ausführungen kann man ans das, was heute nachmittag eventuell noch bevor steht, gespannt sein. Fn einem Stndentennlk, der überall, wo man für Witz und Humor Sinn hat. weidlich belacht werden wird, haben die düstere» Prophezeiungen Bebels nnd LeberS in der heutigen Vormittagssitznng des Parteitages ihren Ans gang gesunde». Tie Jenaer Studenten haben sich zwar ans eine Rauferei mit den Genossen, wobei sie sehr wahrscheinlich den Kürzeren gezogen haben würden, nicht eingelassen; statt dessen haben sie eine Denionstratio» veranstaltet, die init ihrem Witz nnd mit ihrer beißenden Satire die Genossen mehr schmerze» wird, als es auch die allerkräftigsten Hiebe auf die mehr oder weniger answattierten Buckel um mit Bebel zn sprechen — getan haben würden. Genau nin die Mittagsstunde, als die Jenaer Genossen von ihren Arbeits stätten nach Hause strömten, setzte sich dieser Festzng der Jenaer Studenten, durch ein Plakat als „Morokko-Eptra- zng" gekennzeichnet, in Bewegung. Leider können wir die Schilderung wegen Raiiinangels nicht »ieh>- bringe», Die Rührenden Genossen waren in Person dargestellt; selbst Bebel nicht geschont. Es ist der Höhepunkt des ZngeS: Aus iinem erhöhten Stuhl, ab mit ängstlich verzerrter Miene, sieht man Bebel sitzen, da h ein Plakat als „Parteipapst" gekennzeichnet, Allerlei Medizinmänner, einer mit einer großen Klhstierjpritze be assnet, ein anderer ein Gefäß ichwingend, das man »ich zur Aufbewahrung von Rosenöl „n benutzen Pflegt, machen sich um ihn zu schaffen. Ein Plakat mit der Jnschrist: Hier sitz ich auf dem Stuhl, ich kann aber nichts macken!" kündet die Not des armen Parteiführers an. Den Tcöluß des Zuges bildet ein kleiner Handwagen, von zw« i oletnriern gezogen und gekenn zeichnet durch ein Pla! t: llesnltat." Und was enthält der Wagen? Er enthält echten, veritable», wie man in Berlin zu sagen pflegt, richtiggehenden Mist, So bewegt sich der Rundzng durch die Straße» der Stadt, von einer großen Menschenmenge begleitet und überall Heiterkeit auslösend. Auch die Genossen mache» das beste, was sie Inn könne» -- gute Miene zum bösen Spiel. Am Fürstenhof. wo de« Generalstab des Parteitages Ouartier genommen hat, be obachten die Obergenossen nnsct-einend mit großem Interesse den Zug. Liebknecht freilich schlägt, als er sich naturgetreu abkonterfeit sieht, entsetzt die Hände über dem Kopfe zu sammen. In der Nähe des Marktes wäre es beinahe zn einem Zusammenstoß gekommen. Unter den zahlreichen. u>u< die Mittagsstunde heimkehrenden Arbeitern erregte der Zug großes Aufsehen. Ein besonders rabiater Genosse nimmt speziell an dem „Resultat" Anstoß. Er stürzt sich auf den! Mistwagen und sucht ihn über den Haufen zn nx rfen. Nus der Besonnenheit der Begleitmannschaften ist es zu danken, daß es nicht zu einer Keilerei kommt. Aber ein Teil deS .Resultats" ist liege» geblieben; mögen die Spatzen und die städtisct>en Reinigungsmänner für seine „Zerstreuung^ sorgen. Die Jubelfeier des katholischen Kasinos in Zittau. Ter Bericht, den die „Sächs. Volksztg." am 10. Sepr, vo.» der am letzten Sonntag stattgesnndenen Feier des 25. Sti>- tungsfestes nnd der damit verbundene» Weihe der'neuen von den Osiandersche» Kunststickereien in Ravensburg an- gesertigten schönen Fahne brachte, findet in einer Zuschrift >cS Festvereins verschiedene Ergänzungen. Nach dem Vor mittagsgottesdienste fanden im Hotel Weintraube (Fest kanzlei) und Hotel Sonne (Festlokal) Früschoppenkonzert« statt. Ilm 0 Uhr nachmittags fand die Fahnenweihe in dev Marienkirche statt. Nach einem Präludium, gespielt von der hiesigen Stadtkapelle, sang der Pfarrcäciliengcsangver- cin unter Leitung des Herrn Ehorrektor Berger den ge mischte» Ehor „Vnni ,-rnntor K>>iri1>ia", dem die Festpre digt folgte. In dieser führte in trefflichen Worten Herv Pfarrer K retschmer ans SchirgiSwalde (früher Kaplan hier) aus, daß die neue Fahne ein Kampfes- und Sieges zeichen sei nnd ihre Bedeutung im Fahnenspruckie trefflich kundgebe. „Im Kreuz ist Heil." Das Kreuz ist ein star kes Gbmbeiiszei«k>e» im Kampfe gegen allen Unglauben, wie im Siege für iinsere Sache. Im Anschlüsse hieran »ahm Herr Pfarrer Zentneq (Ehrenvorsitzender des Vereins) unter Assistenz die Weihet der neue» Fahne vor, welcher das Tedenm folgte, worau(s die Fahnenpntinnen Frau Baronin Lehrer von Lehrstätt, Fra» Direktor Nengelxiiier und Frau Obersekretär Possellj die Fahne mit prächtigen Bändern schmückten. Mit! „'I'nntiim und dem sakramentalen Segen schloß dis kirchliche Feier. Unmittelbar daraus entwickelte sich der Festzng, dev sich unter Teilnahme von zwei Musikkapellen, den Ehren gästen. den Fahncnpatinne», Ost Festjungsranen nnd denk katholischen Männervereinen ans Bautzen (Männer- und! Gesellenvereiii), Großschönau, Friedland, Dittersbach. Grottan, KönigShai», Löbaü, Neuleutersdvrf, Olbersdorf, Ostritz. Panschwitz, SchirgiSwalde (Männer und Gesellen- verein), Reichenberg, Alt- nnd Nieder-Ehrenberg, Filipps« dors Deutsch-Gabel, GeorgSwalde, Haida, Mildenau, Neu stadt n. T.. Riimbnrg, Schönborn. Warnsdorf. Rumbur-Z (Turnverein „Anstria") durch die Lessingstraße, Angustus- allee, Franenstraße, Markt zum Festlokale Sonnensäle. Gegen 5 Uhr nahm die Festfeier in den dicht besetzte» Sälen ihren Anfang. Nach Mnsikvorträgen der Stadt- kapelle begrüßte Herr Vorsitzender Prokurist Weidner dis Erschienenen ans das herzlichste nnd brachte ei» begeistert ansgenommenes Hoch auf Kaiser und König aus, worauf, die Nationalhymnen stehend gesungen wurden. Anschlie ßend gedachte Herr Weidner der 20 gegenwärtig dem Ver eine noch angehörenden Mitgründer des Kasinos nnd zlvac der Herren Benjamin Angermann, Ernst Berger, Johann Böhmer, Joseph Eger, Wilhelm Hub, Wenzel Kaineuik. Jos. Kurze, Karl Kntil, Anton Laukisch, Franz Lorenz, Theodor Melzner, Valentin Patzelt, Ludwig Plvß, Joseph Posselt, August Rücker, Johann Schnitzel. August Schön, Adolf Spetlnk. Isidor Tschöpe, Karl Wirtig, Stephan Ulbrich, Friedrich Ulbricht, Joseph Weider und ersuchte Herrn Ehorrektor Berger wegen seiner Verdienste als 25- jähriges Vorstandsmitglied nnd Dirigent der Cäcilia diu Ehrenmilgliedschast anznnehmen, was Herr Berger unter .Die Pfaffenliochzeit zu Görlitz." Von Kndo. Le pz!g. Als die Stürme der Revolution durch Deutschlands Gau« brausten, stand die schöne nnd reiche Stadt Görlitz unter des trefflichen Bürgermeisters Hasse strenger Herr schaft, der der Reformation den Eingang in Görlitz ver- »»ehren wollte. Vegeblich allerdings-, denn des Wittem bcrger Mönches Lehre fand auch in dieser Stadt viele Freunde und Bekenner, vornehmlich durch des Stadtpsar rer- Friedrich Rotbart Schuld, der sich selber öffentlich zn ihr bekannte und in der Nikolaikirche „gar gewaltig gegen den Papst, die Geistlichkeit und die -Heiligenverehrnng prc digt«". Deshalb wurde Rotbart vom Bürgermeister hart bekämpft und schließlich sogar über die Grenze gebracht, heimlich allerdings, um nicht den Zorn des für ihn einge nommenen Volkes zu erregen. An Stelle des Pfarrers Rotbart aber verschrieb sich der Rat den jungen Priester Nikolaus Zeidler, „der sich i» Bresla» n»egen seines leidenschaftlichen EiscrnS für das Papsttum gründlich verhaßt gemacht hatte", Aber der Rat sollte damit kein Glück habe». Eines protestantischen Jüngferleins süße Stimme und ihrer Augen Glanz und Pracht übten einen solck>en Einfluß auf den jungen Priester Zeidler aus, daß er vergaß, berufe» zu sein, die Görlitzer dem alten Glauben zu erhalten. Nnd statt wider die Re- fornration zu wettern, klangen seine Predigten trotz des Bürgermeisters Protest aus in ein Loblied auf Dr. Marti- nur Luther nnd seine Lehre. Und so sehr hatte daS ehr same Jiingferlein den Priester Zeidler an sich gebannt, daß im Augenblicke auS einem Saulus ein Paulus ward, der „gewaltig predigte gegen den Papst nnd die römische Ge fangenschaft der christlichen Kirche" nnd schließlich dem Rate aus seinen Vorhalt bekennt, durch das Leid einer Gör litzer Jungfrau „zum ivahren Glaube» bekehrt und ein wahrer Ehrist geworden zu sein". Und >ch halte dafür, öaß ich ein rechter Christ geworden sei nnd ich kan» jetzt niemand mehr zn Sankt Nikolaus oder Zankla Katharina, sondern allein zu Jesu Christo weisen," schließt er mutig sein Bekenntnis Ja, er tut noch mehr: Er ging hi» und freite die edle Maid, »m hier in Görlitz dem ivahren Glau ben zum Siege zu verhelfen. Das aber ward dem Rate z» viel, und als eben die Hochzeitsfeier zu Ende war, „drangen Abgesandte des Rates und eine Schar bewaffneter Knechte mit aller Macht in den Pfarrhvß trieben die Gesellschaft auseinander und brachten die bereits vermählte Braut in das Hans ihres Vaters zurück". Aber vergebens war anw diese schändliche Tat und nach kurzem fand die Brau! wie der in den Pfarrhof zurück und damit wuchs dem Pfarrer Zeidler gewaltiglich der Mut. „Er schaffte die Beichte und die lateinische Messe ab, eiferte gegen die verwirrenden Ze remonien. schalt kräftig aus die verderbte Priesterschaft und die faulen Mönche, auf Winkelmessen, Weihwasser und lläncherwerk und kämpfte gegen alle Satznngcn der römi ichen Kirche, die der heiligen Schrift znwiderliefen." So ^md denn auch in Görlitz ininier mehr der Protestantismus Eingang, der alte Pfarrer Rotbart kehrte wieder nnd allen! halben herrschte eitel Freude nnd Lust. . . ." So ist zu lesen in Heft 50 des „Daheim" vom 0. Sep tember 1011 auf den Seiten 17 bis 10 in einer Erzählung von Ewald Gerhard Seeliger, die betitelt ist: „Die Pfaffen hochzeit zu Görlitz." DaS Daheim aber ist bekanntlich eine moderne illustrierte Familienzcitschrift, die von Tausenden gelesen wird, von Protestanten. Juden und Katholiken. Christen nnd Nichtchriste», jung und alt. Wenn aber auch männiglich bekannt ist, daß in erster Linie die protestanti schen Pastoren und ihre Familien das „Daheim" lesen, iot darf man doch wohl der Ansicht Ausdruck gebe», daß eins solche Erzählung mit ihren Schimpfereien anr die katho lische Kirche nicht in ein Familienblatt gehört. Wohin solle» wir den» noch kommen, wenn nun auch noch solche! Zeitschriften konfessionelle Verhetzung treiben und ihre Spalten den Leute» öffnen, die ihrem blindwütigen Haß gegen Rom Ausdruck gebe» zu müssen glaube»? Besorgen denn nicht schon zahlreiche führende" Tagesblätter »sw. das zur Genüge? Ist es der Redaktion des „Daheim"' wirklich nicht in den Sin» gekommen, das: der ganze Ar tikel, zumindest nber die von mir wörtlich zitierten Stellen vom ivahren Glauben, non verwirrenden Zeremo.iien, ver derbter Priesiei schaft nnd faulen Mönchen, Winkelniessen, Weihwasser und Räncherwerk eine grobe llngehörigkeit nnu eine Beleidigung der Katholiken sind? Wir wolle» hoffen daß es sich nur um eine» einmaligen Mißgriff handelt nnd daß nicht etwa das „Daheim" auf der hier eingeschla- neuen abschüssigen Bahn weiterschreiten wird. Sollte aber wirklich die Redaktion die Zeitschrift in das Fahr- wasi'er der Hetze gegen de» Katholizismus steuern wollen, so wird doch hoffentlich der Verlag Velhagen u. Klasing, der schon so manche rühmenswerte Tat vollbracht bat. ener gisch dagegen protestieren und seinen Redakteuren zu ver stehen geben, daß seine Zeitschrift für solckre Dinge nicht dal ist. sondern auch für die Zukunft in vornehmer Weise der Unterhaltung und Belehrung für alle Kreise, -auch für die Katholiken, dienen soll. Wir Katholiken bitten ihn darum 1 - ' l 1 ^ . ... . . ^