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Sächsische Volkszeitung : 17.09.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-191109171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19110917
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19110917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-17
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Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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urteilt in kurzen, scharfen Worten das Attentat und betont, daß sie, obwohl sie stets die Politik Stolypins bekämpft habe, immer dafür eingetreten sei, blutige, politische Ver- brect-eu aus deni russischen öffentlichen Leben zu verbannen. Stolypin hat sich durch das Attentat 1906 nicht einschüch- lern lassen. Er fuhr in der Bekämpfung der revolutionären Perbrechen fort, bahnte aber zugleich eine von sehr fortge schrittenem Geiste erfüllte innere Reform an. In dem am 6. September 1906 veröffentlichten NegierungSprogramm kündigte er ein freies Vereins- und Versammlungsrecht, Religionsfreiheit und bürgerliche Gleichheit, Reformen der Selbstverwaltung, Versicherung für die Arbeiter und groß zügige Schulrewrin an, Versprechungen, die er in der Folge Schritt für Schritt cinzulösen suchte und zume-st auch tat sächlich eiulöste. DaS ist nun der Dank der Anarchisten. Politische Rundschau. Dresden, den lü. Sev.ember Ivll. Drutsche Bundesfürsten übrr Marokko. Sämtliche deutschen Fürsten erhielten kürzlich Widmungsexemplare der vom Vorsitzenden des Alldeutschen Verbandes H. Elast u> Mainz verfastten und jetzt schon im 60. Tausend er scheinenden Schrift ,,West-Maroktv deutsch" überreicht. Mit Ausnahme von zweien, an deren Hof grundsätzlich für Widmungseremplare nicht gedankt wird, haben sämtliche Fürsten geantwortet. Von den begeisterten Zuschriften, in der eine königliche Hoheit ihren „herzlichen Dank" aus sprechen lästt für „die so verdienstvolle, treffliche Schrift", von der sie „mit grösttem Interesse" Kenntnis genommen habe, finden sich Zuschriften aller Art bis zum schlichten Dank für die Zusendung. Aus diesen Antworten kann man kein politisches Kapital schlagen; denn wer mit den Ge pflogenheiten der Höfe bekannt ist, weist genau, wie solche Schriftstücke entstehen. — Die wirtschaftliche Kommission der Kolonialver waltung hält am 28. September ihre erste Sitzung ab. Die Tagesordnung betrifft folg-mde Punkte: l. Aufgaben der Kreditorganisatione» in den deutschen Schutzgebieten uiit besonderer Berücksichtigung von Südwestafrika, 2. Mah nahmen gegen unsolide koloniale Gründungen, und bei ausreicl>ender Zeit 3. Förderung der Handelsbeziehungen der deutsche» Schutzgebiete mit dem Muttcrlande. Ein ladungen haben erhalten die Herren: Erster Vizepräsident der Berliner Handelskammer. Generalkonsul Dr. v. Men delssohn-Berlin, Geschäftsinhaber der Diskontogesellschaft Dr. A. Salomonsohn-Berlin, Freiherr S. A. v. Oppen heim-Köln, erster stellvertretender Vorsitzender der Handels kammer, Kommerzienrat E. Seiler-Nürnberg, E. Fabarius- Brcnien. Senator I. Strandes - Hamburg. Fabrikant F. Thorbeckc-Mannheim, Kommerzienrat E. O. Langen-M.- Gladbach. Als Sachverständige für Punkt l der Tagesord nung sind ferner geladen: der Präsident der preustischen Zentralgenossenschaftskasse, Dr. Heiligenstadt, und der Di rektor der Pfälzischen Hypothekenbank Dr. H. Tröltsch, Ludwigshafen. Punkt 2 der Tagesordnung ist besonders interessant, denn dazu schreibt selbst das „Berl. Tagebl." in seinem Börscnteile: „Gerade in de» letzten Jahren hat das koloniale Grün- dungswesen eine» sehr bedenklichen Grad erreicht, und mehr als einmal waren wir genötigt, das deutsche Publi kum vor dem ungesunden Optimismus, der in einigen ..GriindungSprospeklen" zui» Ausdruck kam, zu warnen. Die Enttäuschungen, die deutsche Kapitalisten bei den Gründungen des MersenSkonzerns, der Gesellnl)aft Süd küste. der Baumwoll-Aktiengesellschast, der Toagesellschaft, der Afrika-Marmor-Eo. und dergleichen erlitten haben, be weisen zur Genüge, wohin der GründungssanguinismuS geführt hat Teilweise hatten die Gründer ihre Hoffnun gen zu hoch gespannt, teilweise hatten sie das- zn gründende 'Unternehmen von vornherein nutzlos mir zn hohem Grün dergewinn belastet, so dast die anfangs gemachten Ver sprechungen nicht hatten erfüllt weiden können. Ansterdem waren einige Kolonialnnternehmungen von vornherein in. schwindelhafter Absicht von Leuten mit nicht einwandfreiem Ruf und Eharakter gegründet worden. Wenn nun jetzt die Kolonialverwaltung gegen diese Miststände Front machen will, so ist das sehr zu bcgrüsten. Besteht doch die Gefahr, dast durch die unsoliden Gründungen weite Kreise unseres heimischen Kapitals von de» Kolonien abgeschreckt werde». Dies z» verhindern hat aber das Kolonialamt ein grostes Interesse, und es ist in erster Linie in der Lage, zur Unter drückung der Miststände beizutragen. Erhä't es doch sehr häufig Berichte der Gouvernements, in denen direkt nach- gcwiesen wird, dast die Angaben von einzelnen Kolonial Prospekte,' der Wahrheit nicht entsprechen. Das Kolonial cimt braucht in einen, solchen Falle nur den betreffenden Bericht zu veröffentliche» oder die Presse von den unwahren Angaben zn verständigen. Alsdann wird sich ein grostcr Teil der bisher erlebten Enttäusch,,»gen vermeiden lassen." Sehr lehrreich! I», politischen Teile aber zählt das selbe Blatt stolz, auf. wie viel? Gesellschaften sich unter Dernlmrg gegründet hätte»; vor ihm sei nichts gewesen, nach ihm wieder nichts. Wen trifft also baser begründete. Vorwurf? — Bier sozialdemokratische Interpellationen. Anläst- tich des Jenaer Parteitages hat die sozialdemokratische Reichstagsfraktion dort eine Sitzung abgehalte» und be schlossen. vier Interpellationen sofort im Reichstage einzn- bringe», und zwar über Marokko, über die Lcbensmittcl- teiiernilg, über die Mastregcluiig der Eisenbahner in Elsast- Lothringen »nd über die Handhabung des Vcreinsrechtes. Auch die Zentrumsfraktion wird über Marokko inter pellieren, Nntioimllilirrale RcichstagSkandidatnren. Nach einer Ziisanimeiistelliing in der „Nat.-Lib. Korr." haben die Ncitioiialliberalc» bisher in 142 Wahlkreisen eigene Neiclss- tagskandidaten ausgestellt. Davan entfallen auf Ostprenstcn / 8. Westpreiisten 4, Brandenburg >1, Pommern 6, Schlesien ^ 6, Provinz Sachsen 8, Schleswig Holstein 8, Hannover 16, Westfalen 6, Hessen-Nassau 7, Nheinprovinz 11. Bayern 10, K ö » i g r e i ch S a ch s e n 1 0, Württemberg 4, Baden 10, Hessen 6. die beiden Mecklenburg 2, Sachsen-Weimar 2, Brannschwcig 2, Sachsen-Kolmrg-Gotha 6, Anhalt 2. Austcrde», in Schwarzburg-Sondershansen, Waldeck, Reust j L., Schaumburg-Lippe je 1. in Hamburg 3. Außerdem verheißt die Parteikorrespondenz die Aufstellung noch weiterer Kandidaten, von denen sie 25 nennt, und stellt außer ihnen auch noch sonstige Wahlkreise in der Rhein- Provinz. Württemberg und Bayern in Aussicht. — Das Brrsichrrungsgesktz für Privatbeamte. Die erste Vorlage, die den Reichstag nach seinem Zusammen, tritt am 10. Oktober beschäftigen wird, soll das Versiche- rungsgesetz für Angestellte sein. Es soll auf diese Weise ermöglicht werden, den Entwurf rechtzeitig der Kommission zu überweisen. Nach der früheren Stellung, die der Reichs tag zur Frage der Privatbeamtenversicherung eingenommen hat. nimmt man an. daß die Beratungen im Plenum nur wenig Zeit in Anspruch nehmen werden. In den Kreisen der Privatbeamten besteht die Ueberzeugung, dast die Durch beratung der Vorlage im Reichstage nicht auf Schwierig keiten stoßen wird, da alle Parteien sich ans den Stand punkt der zweiten Denkschrift über die Privatbeamtenver- sicl-erung gestellt und ihren endgültigen Beschluß, die Vor lage noch in der gegenwärtigen Legislaturperiode zu ver abschieden, bekundet haben. Die überwiegende Mehrheit der Privatangestellten, die durch den Siebener-Ausschuß vertreten wird, hat wiederholt erklärt, daß sie die Vorlage der Reichsregierung als eine brauchbare Unterlage zur Durchführung der Privatbeamtenversicherung ansieht. Im einzelnen bestehen auch dort Wünsche ans Abänderung der Vorlage. Man ist jedoch zu der Ueberzeugung gekommen, daß eine Beschränkung auf Abänderungsvorschläge ange bracht ist. um die Verabschiedung des Gesetzes in dieser Herbsttagung nicht zu gefährden. Wenn noch immer Be strebungen im Gange sind, die Versicherung der Angestellten herbeiznführen, so dürften diese Bestrebungen im Reichs tage keine Aussicht auf Erfolg haben. Denn bei der Be ratung der Reichsversicherungsordnung hat die über wiegende Mehrheit des Reichstages ihre Ansicht dahin aus gesprochen dast eine Erweiterung der Invalidenversicherung durch Aufsehen neuer Lohnklassen undurchführbar ist. Warum wir ein Stück Marokko brauchen, sagt der Münchener alldeutsche Privatdozent Wirth in folgenden Sätzen: „Wohl aber liegt an einer Weltstraste Agadir, näm lich an der Linie Wladiwostock—Berlin—Gibraltar—Dak- kar—Pernambuco—Peru, und an dieser Transkontinental- Ozeanstraße sollten wir uns festlegen. Das wäre eine Taube in der Hand gegen Spatzen auf dem Dache." — Wer lacht da? Wenn solche Phantasten die Politik zu maclzen hätte», würde das deutsche Volk weder Tauben noch Spatzen bekommen, sondern nur Hiebe von allen Seiten. Solche Politiker kann man nicht ernst nehmen. — Das sozialdemokratische Parteiprogramm ist eine alte baufällige Hütte, die kein Dach mehr hat und keine Türen und eingeworfene Fenster, das bestätigt den Ge nossen nunmehr ihr nächster Nachbar, der fortschrittliche Abgeordnete Dr. Pach nicke, der sich dahin per- nehmen lästt: „In keiner Partei findet das eigene Programm so viel Kritik, wie in der Sozialdemokratie. Nicht einen Stein von den in Gotha und Erfurt errichteten Bau lassen die geschäftigen Hände der Revisionisten auf dem anderen. Zuerst fiel das eherne Lohngcsetz, an dessen Begründung Lassalle alle Kunst der Dialektik, allen Glanz der Sprache verschwendet hatte, und mit dem Lohngesetz entfernte man die Prodnktivgenossenschaft, aber auch die Bewegungsgesetze d >r geltenden Wirtschaftsordnung, wie Marx sie ausgestellt hat und seine kommunistischen Endziele finden immer we niger Glauben. Am liebsten schwiegen die sozialdemokra tischen Wahlkandidaten von der Umwandlung aller Pro duktionsmittel in gesellschaftliches Eigentum, denn von ihr reden ist Verlegenheit. Nicht »nr der .Landmann, sondern auch der Städter lehnt es ab, die Gegenstände, mittelst deren er wirtschaftliche Werte schasst, der Allgemeinheit zn opfern. Keiner, der den.Menschen kennt, vermag zu glauben, dast sie auch dann ihr Höchstes leisten würden, wenn ihnen die Früchte ihres Fleißes nicht unmittelbar zu gute kämen. So sind die Grundlagen des Programms längst untergraben." Das stimmt genau und darum wagt die Sozialdemo kratie sich auch nicht mehr an die längst notwendig gewor dene Reform ihres Programms heran. — Von der sozialdemokratischen Geschwollenheit sprach der Abgeordnete Fischer auf dem Jenaer Parteitage und er must es wissen. Ein neuer Beweis für diese Groß sprecherei wird soeben geleistet. In der sozialdemokratischen Presse sollen schon gegenwärtig Triumphartikel vorbereitet sei» für den Fall, dast der Frieden erhalten bleibt. So schreibt ein gelegentlicher Mitarbeiter der „Rhein.-Wests. Zeitg.", den sein Beruf mit sozialdemokratischen Zeitungen des Westens in Berührung bringt. Es heißt in der Zu schrift: „In diesen Artikeln — ich habe einen ganz gelesen — wird zunächst der alte Brei wieder anfgewärmt, dast die Sozialdemokratie infolge ihrer idealen und philantropischen Bestrebungen und Ziele den Krieg als „Massenvölkermord" verabscheut und ihn deshalb auch mit allen Mitteln zu Hintertreiben suche. Des weiteren wird die sozialdemo kratische Presse dem deutschen Volke klar zu machen suchen, dast es allein der Sozialdemokratie zu verdanken hat, wenn das Vaterland diesmal vor den Schrecknissen eines Krieges bewahrt worden ist. Trotz Junkern, Kanonenkönigen, Panzerplattenfabrikanten und Schlotbaronen und anderen mächtigen Kreisen, die, um Millionen zu verdienen, die Ne gierung zum Kriege gehetzt hatte», sei durch die Sozial demokraten der Frieden erhalten worden. Warum? — Weil die Negierung ihre Macht fürchte, und sich deshalb wohl hüte, ohne ihr Einverständnis einen Krieg gegen das Ausland zn führen. Ein Hinweis ans die angeblich so imposante sozialdemokratische Massensriedensknndgcbung in Berlin, die kürzlich stattgefnnden hat, bleibt selbstver ständlich nicht aus. Schließlich steigert sich der trium phierende Ton in den Artikeln zu der Behauptung, dast die Entscheidung den Krieg oder Frieden in Wirklichkeit in Händen der Sozialdemokratie liege." In Wahrheit konnte das vatcrlandsfcindlichc Gebaren der Sozialdemokratie nur die Lust der Gegner, über Deutschland herzufalle», verstärken. Lediglich die Furcht vor der deutschen Stärke und der Entfesselung deS kuror Dvutooieu8 kann die Dentschfeinde des Auslandes vor dem Wagnis des Friedensbruches zurückscheuen lassen unk hat auch ihre sozialdemokratisckien Anwälte in Deutschland der- anlaßt, sich nnt einer Kundgebung, die weiter keinen Wert hatte, als nur den äußeren Sck)ein zu wahren, zu begnügen. In Wahrheit ist der Frieden gesichert worden durch unser Heer, unsere Flotte und unsere guten Finanzen, und an alle dem haben die Sozialdemokraten kein Verdienst. — Brüderlichkeiten in Jena müssen auch an dieser Stelle unterstrichen werden. Diesmal waren es Bebel und Ledebour. die sich rauften, also zwei Radikale. Die alte Erscheinung: jeder Radikale findet einen Ueberradi- kalen Bebel meinte gegen Ledebour: „Ledebour hat gesagt, man hat mich vorgeschoben, um dem Parteivorstande aus der Patsche zu helfen. Ich habe diesen Ausspruch bereits durch einen Zuruf charakterisiert als eine „Unverschämtheit" und ich nehme nichts zurück. Es ist ein starkes Stück, einen Mann, der fünfzig Jahre in der Bewegung steht und 47 Jahre an der Spitze des Partei vorstandes. zn sagen, er lasse sich schieben. Ich hoffe, dast Ledebour es niemals im Leben passieren wird, daß ihn ein anderer dieses Kompliment macht. Es ist aber ja Mode ge worden, von den Alten so zu sprechen, als ob sie nicht mehr dazu gehören. Bringt doch einmal einen Gesetzentwurf ein, wonach künftig Personen über 50 Jahre keine Stellung mehr in der Partei einnehmcn dürfen. Man hat Kautsky schon mit 57 Jahren beiseite geworfen, und man hat auch bei Mehring mit seinen 60 Jahren von Senilität ge sprochen. Ich wäre für die Gründung eines Invaliden- fonds, aber es müßten aus ihm auch diejenigen dann unter stützt werden, die an Jahren zwar noch jünger sind, aber doch schon einen sehr senilen Eindruck machen." Ledebour entgsgnete: „Wenn ich sagte, Bebel sei vorgeschoben, so sollte das kein Tadel für Bebel sein, sondern für die, die ihn vorge schoben haben. Es heißt ja oft: Du glaubst zu schieben und du wirst geschoben. Es kommt nur auf die Geschicklichkeit der Schieber an. (Heiterkeit.) — Bebel: Ledebour hat sein« erste Behauptung, ich sei vorgeschoben, ansrecht erhalten. Er hat mich als Menschen hingestellt, der unfähig sei, zu beurteilen, aus welchen Motiven heraus er aufgetreten ist. Es scheint mir, daß Ledebour gar nicht mehr den Sinn seiner Worte begreift. Ich kann nur sagen, an Taktlosig keit übertrifft er alle Parteigenossen." Das must man sich merken für beide Teile. Solcl-e Zwischenakte lassen erkennen, dast die Gegensätze unter den Persönlichkeiten sehr groß sind, daß aber diese Gegen- sätze auch auf einem wesentlichen Unterschied der Meinungen beruhen, ist ganz selbstverständlich. Belgien. — Die Rüstungen in Belgien werden fortgesetzt. Es werden nicht nur die Reservisten der Genietruppen nicht entlassen, sondern auch die Jahrgänge 1906. 1907 und 1908 einberufen. Wegen dieser Entschließung der Regierung kam es in der Jnfantertekaserne zu Gent zur Meuterei von Reservisten. Hundert Infanteristen hielten in einem sozialdemokratischen Lokale eine Prolestversammlung ab. Die Vorgesetzten wurden auSg-pftffen. Stußlaud. — lieber da» Befinden de» »erumudeteu Minister- Präsidenten Stolypin werden gut lautende Berichte -uS- gegeben. Die Aerzte stellten eine Besserung fest und hoffen auf einen glückcichen ÄuSgang. Nachts ist keinerlei Ver schlimmerung eingetreten. Trotzdem weist man noch nicht mit Sicherheit, welcher Art die Verletzungen sind. Es ist augenscheinlich die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dast die Kugel längs der Rippen gleitend in den Rückenmuskeln stecken geblieben ist. ohne die inneren Organe ernstlich zu beschädigen. Der Attentäter Bagrow ist der Sohn eine« angesehenen Bürgers in Kiew Er ist etwa 28 Jahre alt und hat unlängst seine UniversttätSstudten beendet. ES war daher für ihn möglich, trotz polizeilicher Kontrolle, eine Karte sür die Vorstellung zu erlangen. Den Anichlag hat er vermutlich im Aufträge der revolutionären Orga- nisation auSgeführt. Der Kaiser stattete F eitag früh Stolypin einen Besuch ab und hat für die Dauer der Krankheit deS Ministerpräsidenten die Geschäftsführung dem Finanzminister Kokowzow übertragen. In allen Teilen des Landes werden in den Kirchen Bittgebete für die baldige Genest,ng StolypinS abgehalten. In der RetchSduma wurden ebenfalls Gebete abgehalten. Der Präsident Gutlchkow sandte an Stolypin im Namen deS Oktobristen- verbande» ein Beileidstelegramm. Mar»kko. — Zur Loge. Aus Tanger wird gemeldet: Dle Alt Jussi griffen trotz ihrer Niederlage vom 9. September die Mahalla BrämondS neu-rdtngS am 15. September an, erlitten aber auch diesmal starke Verluste und wu den zurückgeschlagen. — Wie au« der Gegend von Meltva in Udschda etngetroffene Marokkaner berichten, herrscht unter den Riffleuten, die tu den letzten Kämpfen am Kettfluffe mehrere Kanonen und viele Gewehre erbeutet hatten, groh Zuversicht. Mehrere Bergstämme, unter denen der heilig* Krieg gepredigt wird, beabsichtigen sich ihnen anzulchlietzen" Die Hygiene-Ausstellung. Im französischen Pavillon fand eine Pasteur-Konferen- statt, zu der der französische Negierungskommissar Professor Edouard Frisier eine Reihe von Gästen geladen hatte. Man sah unter anderen den sächsisclM Staatsminister Graf Vitz thum von Eckstädt und andere maßgebende Persönlichkeiten. Nach einer kurzen Begrüßungsrede des Professors Fuster hielt Professor Calmette, der Direktor des Pasteurschen Institutes in Lille, einen ebenso interessanten wie instrukti ven Vortrag über die Entwickelung der hygienischen Wissen schaft unter dem Einfluß von Pasteur und Robert Koch. Herr Gcheimrat Lingner, der Präsident der Ausstellung, dankte in liebenswürdigen Worten dem Redner. Er hob be sonders l-ervor, daß man zum großen Teil den Bemühungen von Professor Ealmette es zu verdanken habe, dost Frankreich sich an der Internationalen Hygiene-Ausstellung beteiligte. Die Hallen werden mit Rücksicht auf die jetzt früher ein tretende Dunkelheit von heute ab nur noch bis 6 Uh« offen gehalten.
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