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Tonurag den >7. September LVIL -tr. — RO. Jahrgang Gelchelerl «Agliist us^m. mU Ausnahme der Horm- und Fcstlag«. »>»««»« ^ mtt .Die »eil in «or, und «>,d- di-n1e,,LhrIt» »,1V ^ In Dresden dur« Boten ».4« ^ 5,,, „aiu Deutschland stet Hau» »6» 4k: in Oesterreich 4,4S L «i»H>ab« » ahne illustrierte «eilnqe »ierteljSbrlich I.iiv 4». ?« Dresden durch «o,e„ »,Itt ^ I„ ganz Deutschland frei Hau» ».»» in Oesterreich 4,07 L - Linzel-Nr. I« 4, Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Anserat« werden die Ngeldallene P,-titzeile o»er deren Raum mi» IS s>, Retlamen mit I»v z die Zeile berechuel, bei Wiedcrtwlui'.z^, entsprechenden Rabatt- vuchdenckeret, Redaktion uud MeschllstSftelle: Dresden, Pilluttzer Straße SS. — Zernsprecher I»«»«» ssiir Siüitgabe unverlangt. Schriftstücke leine Verbindlich»««« Redaktion» Sprechstunoe: II big ItS Uhr. pauk ttein^e 8per!al-kelrivaren- vml Wtr6«-üe8cIiLft vresilen-^. unweit 6clc« Viktorisstrsüe. kop»e«tuenn. k^erllsprecber5979. kinxstr. 26 xezenüber ck. t.snck- stLnckiscken ksnlc. ttausnksrllgungsn. bornsprecker 5979. Usntl» tisnuj-sgusllsl ,7, Varrützlled« oaiiv u»6 ^t-dr-ttUl-lito, »Us Uold- 8U1t»rtSQ oaet, n ä 11^ DI ^ von V0 LN lUnrntz«) ^uri>vLt,l, Laklvvise, kok». Kttl«>jvor:»kt»U! IIlvt-k1»ov» k ^«bituo-kvorgall-XUdv >8 ^Neine I Lekt nickt rnekkl » » » » » ^IIII >v» soll icli sie klnsclisllen? r„ H. I^orenr Vr68l!6ii, jetrt krallen8tr. 1 ) Lclce SckdsscrLssse wo MSN slle Ulireii Aut uncl billig repariert prelssnxsde sofort. Asus llkre» billix8t. Iraurinxe in xr. ^U8V3lil Einlli-Iiiig W16. Carikstxg in Dresden vom 25. bi» 28. September 1811. Elbflorenz, die herrliche Residenz der Könige aus dem hehren Hause Wettin, ist in diesem Jahre der Zielpunkt un gezählter Tausender von Pilgern, die in der hier tagenden Weltausstellung für Gesundheitspflege einen reichen Wissensborn finden. Ein würdiger Sitz für solch eine völker umfassende Veranstaltung ist Dresden durch seine prächtige Lage voller Naturschönheiten, seine hervorragenden Samm lungen, aber noch weit mehr durch seine großartigen An stalten und Institute auf dem Gebiete der Gesundheits pflege und der christlichen Caritas. Ist nicht deshalb gerade diese Stadt, in der auch das praktische katholische Leben durch Wohltätigkeitsorr, :ii- sationen schöne Fortschritte macht, so recht geeignet, in diesem segensreichen Ausstellungsjahre den 16. katho lischen Caritastag Deutschlands in seinen gastlichen Mauern zu beherbergen? Es wird daher der Einladung des Herrn Oberbürgermeisters Geh. Rat Dr. Beutler und des Präsidenten der Internationalen Hygiene-Ausstellung Geh. Rat Lingner, den Tag in Dresden abzuhalten, mit be sonderer Freude Folge geleistet werden. Was die hervor ragenden Redner dieser wichtigen Tagung in begeisterten Worten vor unsere Seele führen, was die verschiedenen be- ratenden Versammlungen auf allen Zweigeil der Caritas zeitigen werden, all das Gute und Schöne können die Be sucher zugleich praktisch und in lebendiger Form auf der Internationalen Hygiene-Ausstellung betrachten, so daß hier wirklich die Theorie in das Sll-auen übergehen wird. Worte lehren, Beispiele ziehen! Eine solche Gelegenheit'für die Tagung des Caritasverbandes wird sich sobald nicht wieder zeigen. Unsere frohe Hoffnung, daß der l6. Caritastag sich zu einer imposanten Heerschau der Caritasjünger gestalten wird, scheint nach den bisherigen Anmeldungen aus allen Gauen Deutschlands und vielen -Orten Oesterreichs nicht un berechtigt zu sein. Dazu kommt noch, daß die Tagung sich des besonderen Schutzes und der regen Teilnahme des Diö- zesanoberhirten, des hochwürdigsten Apostolischen Vikars Bischofs Dr. Aloys Schaefer, des Wohlwollens der städtischen Behörden und des Präsidiums der Internationalen Hygiene- Ausstellung erfreuen darf. Wir richten daher unsere herzliche Bitte und Einladung an alle lieben Freunde und Gönner von nah und fern, an alle aktiven und passiven Mitglieder der Vereine und Ver anstaltungen auf dem Gebiete der christlichen Nächstenliebe und Wohltätigkeit, daß sie herbcieilen und die Versamm lung mit Rat und Tat unterstützen mögen aus dem Schatze ihrer Lebenserfahrungen. Nur so kann das Gebot der Nächstenliebe, das höchste Gebot des Christentums, gefördert und in die Tat umgesetzt werden. Aber ganz besonders müssen die Katholiken Dresdens alles aufbieten, um sich durch die regste Beteiligung. der Ehre würdig zu zeigen, daß die .Haupt- und Residenzstadt Sachsens zum Orte dieses Kongresses gewählt worden ist. Es wird sich kaum mehr eine so günstige Gelegenheit bieten, hier selbst diese so hochwichtige Tagung mitmachen zu kön- neu, ahne eine weite Reise-unternehmen zu müssen. Hier können wir unser Herz erwärmen und begeistern für die Caritas, wenn wir Tausende an diesem schönen Ziele arbei ten sehen und uns über den Stand der mannigfaltigen Be strebungen und Erfolge der Nächstenliebe unterrichten. Die Beispiele hervorragender Jünger und Jüngerinnen der Caritas werden uns ermutigen zu neuer zielbewusster Ar beit, zum Besten unseres Gemeindelebens. Wer bei Tage wegen seines Berufes an den Verhand lungen nicht teilnehmen kann, der versäume eS nicht, der Begrüßungsfeier am Montag, den 26. September, und be sonders der öffentlichen Männerversammlung am Diens tag. den 26. September, und der öffentlichen Frauenver sammlung am Mittwoch, den 27. September, beizuwohnen. Hoch und niedrig, arm und reich, Mitglieder aller Be rufsklassen sind dringend zu dem Besuche eingcladen! «Programm siehe drittes Blatk.) Hetzereien der Hochfinanz. <Znm F,p, Clirtwrighk.) Wt«n, den >8. Tevtrmb-r 1VII. In die weltumspannenden, völkerumklammernde» Machenschaften der in ihrer grenzenlosen Profitwut skrupel losen internationalen Hochfinanz ist in diesen Tagen mit einem Scheinwerfer hineingeleuchtet worden. Wir durften einen Blick in das gewissenlose Treiben der Finanzleute tun. der uns von der Gemeingefährlichkcit dieser Kreise, deren unersättlicl>er Geldhunger unbedenklich über Berge von Leichen schreitet, wieder einmal überzeugen mussten. Als in der Marokkosrage die Tinge auf des Schwertes Schneide lagen und man auf gefährliche Verwicklungen zwischen Deutschland und Frankreick)—England gefaßt sein mußte, verblüffte plötzlich die „Neue Freie Presse", das Organ des österreichischen Finanzfreisinns und der Hoch finanz, das oft von den maßgebendsten Faktoren zu offi ziösen Offenbarungen benützt wird, die Welt mit einem Brandartikel gegen Deutschland und den deutschen Kaiser. Das Blatt bezeichnet? als Urheber des Artikels einen eng lischen „Diplomaten in wichtiger Stellung". In Deutsch- land war mau empört darüber, daß ein solcher Artikel in Oesterreich Aufnahme finden konnte, riet aus den englischen Botschafter in Wie» als den Verfasser desselben und ver langte dessen Abberufung. Da erklärte Cartwright in der „Gesellschaftlichen Korrespondenz" diejenigen, die ihm den Artikel zuschrieben, für „ununterrichtete" Leute und lehnte die Verantwortung für den Artikel ab. Aehnliche Dementis wurden von London aus in die Welt geschickt. Nun erschien im Wiener „Vaterland" die sensationelle Mitteilung ans der Umgebung des englischen Botschafters, daß dieser erkläre, der betreffende Artikel der „Neuen Fr. Presse" sei von einem Ausfrager, der ihm auf der Straße nachgelauefn sei, aus seinen wenigen Worten zusammen- gestoppclt worden und gerade die Deutschland feindlichen Stellen wären Eigenbau der „Neuen Freien Presse". Eine Berichtigung des Ansfragers habe die „Neue Freie Presse' unterschlagen. Diese schien nun furchtbar bloßgestellt: so wohl als Fälscherin von Aeußerungen und Unlerschlagerin der bewußte» Wahrheit als aiich als intrigante Hetzerin gegen Deutschland und Oesterreichs Bündnispolitik. Offen bar hat nun der Herausgeber der „Neuen Freien Presse", Benedikt, einen verznn'ifelten Schritt getan, denn es er- -chien in der „Neuen Freien Presse" nicht nur eine Er klärung des im Solde Benedikts stehenden Ausfragers, welche die vernichtenden M steilungcn des „Vaterlands" ab zuschwächen hatte, sonder > auch ein Brief des engtischen Botsckmftssekretärs L. Buck' nanu, worin dieser erklärte, daß Sir Cartwright für da was im „Vaterland" gestanden habe, „nicht verantwortln gemacht werden könne". Man fühlte aber aus dieser Erklärung sofort heraus, der eng lische Botsck-after habe nur der mittompronnttierten „Neuen Freien Presse" eine Handhabe bieten »vollen, um sich aus der Tinte zu ziehen. Die „Neue Freie Presse" nützte die Gelegenheit auch gehö.ig us und stellte sich, als wäre sie nun wieder rein gewagt,ei . Aber das Verhängnis nahte oereits. Das „Vaterland" »rar in der Lage nachzuweise», das; seine Mitteilungen über Wunsch Sir Cartwrights erfolgt waren, und die englische Regierung ließ zugleich i» Berlin erklären, daß der eng- lisck)c Botschafter init dem Artikel der „Neuen Freien Presse" nichts zu tun habe, das heißt, daß das Londoner Auswärtige Amt mit dem dummen Streiche Sir Cartwrights nichts zu tun haben »volle. Der englische Botschafter in Wien ist da mit von seiner eigenen Regierung preisgegeben worden. Er i mag nun sein Geschäft mit der „Fichtengasse" austragen, »vre ' er will, für die europäisch Politik ist doch der Fall erledigt, soweit Cartwright dabei in Frage kommt. Aber die Affäre der „Neuen Freien Presse", des Hauptorgans der öfter reichischen Freisinnigen, fängt erst recht an. Es kan» nach all den Veröffentlichungen wohl keinem Zweifel ilnterliegen, daß die „Neue Freie Presse", der es schon als Hochverrat am Deutschtum und an der öfter »cichischcn Politik angekreidet werden müsste, auch wenn sie bloß ihre Spalten den Bosheiten eines englischen Diplo maten geöffnet hätte, daß sie dem englischen Botschafter in Wien einen Aussrager nachgesandt hat, um ihm Acuße- Hingen über Deutschland zu entlocken; es ist ferner festge- stellt, daß di? Wiedergabe dieser entlockten Aeußerungen in der „Neuen Freien Presse" eine derartige »vor, daß der eng lische Botsck-aftcr nicht nur die Alltorschaft abzulehnen ge neigt war. sondern auch im „Vaterland" versicherte, daß die > „Neue Freie Presse" seine Aeußerungen gefälscht und in wesentlichen Dingen verschärft habe. Und nun kommt die Hauptfrage. Aus »velchen Grün den und welchen Absichten hat die „Neue Freie Presse" nach einem Hetzartikcl so gefahndet? Warum suchte sie den Kon flikt zwischen London und Berlin so zu verscklärfen, warum setzte sie ihr ganzes Prestige als deutsches und österreichisches Blatt aufs Spiel, und warum verschärfte sie noch aus eigenem die auf der Straße erhaschten Aeußerungen Sir Cartwrights über Deutschland und seinen Kaiser? Es gibt keine andere Erklärung dafür, als die. daß die . Neue Freie Presse" im Aufträge der internationalen Hoch finanz gehandelt hat, für die eine kriegerische Verwicke lung ungeheuere Bereicherungs-Möglichkeiten böte. Sowohl! die reichsdeutsche Millionendynastie, Mannesman»« und I hyßen, Krupp und wie sie alle heißen, als auch die fran zösischen und englischen Großunternehmer und Kriegs» materialunternehmer. die alle das lebhafteste Interesse c», einem Kriege hätten, unterhalten rege und sehr reichliche „Beziehungen" zur Fichtegasse. Ju ihrem Interesse arbeiten! die Scharfmacher und Kriegshetzer im Reiche, die Chauvi nisten und Revanchepolitiker in Frankreich und die Jingos in England. I» ihrem Interesse hat auch die „Neue Freis Presse" den Brandartlkel gegen Deutschland losgelassen, um England und Deutschland in einen Krieg zu Hetzen, in den auch dann Oesterreich initverwickelt worden »väre, was sie natürlich »nieder den österreichischen Freunden dev Fichtegasse, den Witggensteiu und Kestranck, reichen Gewinn! gebracht hätte. Bedarf die Sache noch eines weiteren Kom mentars? Die bloße Anführung der nackte» Tatsachen läßH besser, als es Worte vermöchten, die furchtbare Gefahr er kennen. in der Europa und seine Völker schweben, solange? sie die Despotie und Machenschaften der internationales Hochfinanz und seiner Presse dulden. Ein Attentat gegen Stolypin. Im Jahre lW6 platzte in dem Landhause, das Stolypiri auf einer Insel der Neun bewohnt, eine Bombe. Es fiele»! ihr eine Anzahl Diener zum Opfer; Stolypins Sohn wurde verwundet und seine Tochter zum Krüppel gemacht. Elf Persollen, darunter ein General, wurden getötet, auch drei. Attentäter. Verwundet wurde noch eine Reihe von Gästen! — nur Stolypin selbst blieb unverletzt. Jetzt hat die Kugel eines Terroristen ihr Ziel erreicht, wie »vir gestern gemeldet! habe». TaS Attentat wurde ansgeführt während einer Fest* Vorstellung, die zu Ehren der Enthüllung des Denkmals Aleranders II. im Kicwer Theater stattfand uud der auch der Zar mit seinen Töchtern beiwohnte. Während Stoly- pi» im zweiten Zwischenakte an die Rampe gelehnt und daS Gesicht dem Publikum zukehreud, mit den ihn »mstehendeii Personen sprach, näherte sich ihm ein junger mit Frack be kleideter Mann, der aus einer Entfernung von ztvci Schrit ten zwei Schüsse aus einer Browning gegen ihn nbgab. Sto lypin fuhr mit der Hand gegen dis Brust und fiel in seinen Sessel zurück. Die Umstehende» trugen den verwundeten Ministerpräsidenten znm Ausgang, während das Publikum! in Entrüstnngsrufe ausbrach. Das Stadttheater »var über füllt mit geladenem Publikum und hohen Persönlichkeiten; alle Behörden waren vertreten. Stürmisch wurde die Na tionalhymne verlangt. Der Attentäter hieß Bagrow und besaß ein aus seinen Namen lautendes Billett zur Galavorstellung für die vierte Parkettreihe. Die Nächststehenden ergriffen den Verbreck»er, der durch einen Seltenausgang zu fliehen suchte, aber dann keine» Widerstand leistete und seinen Namen nannte. Nur mit Mühe konnte man ihn davor schützen, daß er auf der Stelle gelyncht wurde. Stolypin wurde bei vollem Bewusstsein in die Privat» Heilanstalt des Dr. Makowski gebracht. Die Kugel hatte »hn in die Brust getroffen. Nachdem Stolypin in das Kran kenhaus gebracht worden »var, bat er. dem Kaiser zu unter breiten. daß er gern bereit sei, für ihn zu sterben. Dann ersuchte er, seine Gemahlin zu beruhigen und ihm eine»» Priester zu schicken. Eine an die nächsten Angehörige» des Ministerpräsidenten in Petersburg gerichtete Depesck)e gibt der Hoffnung Ausdruck, daß es trotz der schweren Verwun dung gelingen werde, Stolypin am Leben zu erl-alten. Deo in Petersburg lebende Bruder Stolypins hat niitgcteilt, das; nack> dem letzten Telegramm ans Kiew der Zustand deH Premierministers durchaus befriedigend sei Eine Opera tion werde vielleicht gar nicht notwendig sein. Die zweite Kugel, die den Ministerpräsidenten an dev Hand streifte, verwundete den im Orchester befindlickMn Konzertmeister Bergler am Fuße. Die „Lcipz. Volkszeitg." leistet sich zu dem Attentat folgende Roheit, für die einem der Ausdruck fehlt: „Die Gewaltpolitik der russisckieii Gegenrevolution, die Politik der Greuel und Verbrechen I>at die Antwort ge funden, die sie provoziert hat. Ihr Hanpt, ihr blutbefleck ter Vertreter, ist durch die Kugel eines Revolutionärs zu Boden gestreck! Der Täter hat Vergeltung geübt, er hat Rache genommen für entsetzliche Sstieußlichkeiten, die unter dem Regime Stolypins am riifsischen Volke verübt wor den sind." ES ist nicht uninteressant, aber auch beschämend, zu» lesen, was dagegen ein radikales russisches Blatt schreibt; Zu dem Attentat äußert sich die linksliberale „Retsch", di« stets eine erbitterte Feindin Stolypins war. Sie ver-