Volltext Seite (XML)
Drittes Blatt Sächsische Volkszeitung vom 3V. April 1911 Nr. 98 lüerke «i»en. Lhle sgnsnck, )ig kühl, srund sei, bsuin, imher aun. sgrund zu Tal md uiplan kann. »iells^ltzi ig bei. IsgSLiel lsschrei n. — eerkkoir- Minute» zu mmerlogi-. Aus der Frauenwelt. k Einen weiblichen Polizeidirektvr und einen weiblichen Bürgermeister hat die amerikanische Stadt Hunnwell in Kansas. Die Ernennung einer Dame zum Polizeidirektor ist die unmittelbare Folge der Wahl eines weiblichen Bür germeisters. Frau Ella Wilson, die Bürgermeisterin, wählte Frau Rose Osborn aus einer ganzen Reihe von Bewerbe rinnen um die Stelle des Polizeidirektors, wobei der Um stand Ausschlag gab, dah die gewählte Dame eine eifrige Vorkämpferin der Mäßigkcitsbewegung ist. so daß sich die Bürgermeisterin verspricht, daß die neue Polizei-„Direk trice" streng gegen Trinker und Spieler Vorgehen werde. k Sie geht auf goldenen Lilien. Der maurische Dichter sagt von seiner Geliebten gern, daß überall dort, wohin ste sich kauere, die Halme neigen, und die Dichtung Europas läßt unter den zarten Frauenfüßen Blumen sprießen. Der Chinese ist beinahe noch poetischer. Heute ist es bekanntlich iür vornehme Frauen in China erforderlich, daß sie ihre Füße verkrüppeln lassen, das heißt durch Bandagierung in einem kleinen Stadium erhalten. Wir staunen über diese Sitte, wir fragen uns, warum die Chinesen einen derartig unhygienischen Gebrauch aufrecht erhalten, der die körper liche Bewegung der Frauen in höchstem Grade hemmt. Eine chinesische Erzählung berichtet: Der letzte Kaiser der Tsai- dynastie, Tung man hau, der 301 nach Christi vom Throne vertrieben wurde, hatte eine Geliebte P'un-fi, deren Schön heit und Grazie weltbekannt war. Besonders bewunderte man ihre kleinen Füßchen. Als nun einmal der Kaiser sich von ihr vortanzen ließ, soll er entzückt ansgernfen haben: „Jeder Tritt läßt eine Lilie aufblühen!" Daher soll das Wort Kam-lin, „goldene Lilie", das später für den künst lichen Krüppelfuß der Chinesin gebraucht wurde, stammen. Die systematische Einführung der Fußverkleinerung soll aber erst, nach den chinesischen Quellen, unter Li ü, dem letz ten Herrscher der südlichen Tongdynastie, aufgekommen sein, der 978 nach Christi des Thrones verlustig ging. Er soll nämlich seiner Nebenfrau Mo neung die Füße so fest haben binden lassen, daß sie „dem Bogen des Neumondes glichen". Andere Quellen verlegen dagegen die Einführung schon in die Regierung des Kaisers Tschen-hou-dschu, also in das sechste nachchristliche Jahrhundert, abgesehen von sagenhaf ten Ueberliefernngen, nach denen sie schon im Jahre 1100 vor unserer Zeitrechnung bestanden hätte. Man sieht, die Chinesen sind sich nicht ganz klar, seit wann ihre Frauen auf goldenen Lilien gehen, vielleicht ein Fingerzeig, daß man das Alter der Sitte künstlich in eine höhere Zeit hin aufgerückt hat. Dies wird um so wahrscheinlicher, wenn man bedenkt, daß Marco Polo, der im 13. Jahrhundert China bereiste und alle auffallenden Dinge aufzeichnete, diese Sitte nicht erwähnt. Heute besteht jedenfalls dieser Gebrauch ebenso zu Recht, wie das Schnüren unserer Damen und deshalb kann die Internationale Hygieneausstellung Dresden 1911 an dieser eigenartigen Sitte nicht vorüber gehen. An verschiedenen Objekten und in allerlei Bildern wird dieser Brauch vorgeführt und auch über den Ursprung und die Gründe wird man sich an Hand des gebotenen Ma teriales eingehender unterrichten können. tr. Vermischtes. V Die Zahl der Parlamentsmitglieder in den verschiedenen Ländern wird in einer französischen Statistik zusanimengestellt. Von den großen Parlamenten hat die geringste Zahl von Abgeordneten die Kammer in Kanada, nämlich nur 214. In den meisten Ländern hält sich die Zahl der Parlamentarier in der Nähe von 400. r^5o haben Japan 369 Abgeordnete, die Vereinigten Staaten 391, der deutsche Reichstag 397, die spanischen Cortes 406 und die russische Duma 442. Uebdr 800 Parlamentsmitglieder habe» Italien mit 808, Oesterreich mit 316, Frankreich mit 394 und England, dessen Unterhaus mit 670 Mitgliedern die Höchstzahl erreicht. v Edison will 160 Jahre alt werden, so erzählte er unlängst einem Besucher. Die Aeußerung Edi- sons ist die Antwort auf die Erklärung des bekannten Mil lionärs Stnbbs ans Chicago, der sich als 66jähriger von den Geschäften zurückzieht, „um nun zu leben". Dieser meint, der Eisenbahnkönig Harriman sei nur darum ver hältnismäßig jung gestorben, weil er den ganzen Tag und die ganze Nacht über immer neue große Pläne ausarbeitete« Edison sagte zu seinem Besucher lächelnd: „Ich kann doppelt so viel denken und doppelt so lange arbeiten als Harriman oder Stnbbs, und das mir darum, weil mein Lebenssystem vernünftig geregelt ist." Er sagte, man soll vernünftig essen, vernünftig schlafen, und man soll sich vernünftig klei den. Alle unsere großen Geschäftsleute essen zu viel und dabei nicht so rationell wie ein Lastträger, der körperliche Anstrengungen überwindet. Man überhäuft die mensch liche Maschine mit zu viel Kohle. Ich esse nur so viel, als ich zur Ernährung gebrauche, und das ist sehr wenig: bei jeder Mahlzeit kaum eine Handvoll fester Speisen. Aber das Ergebnis ist auch, daß ich 20 Sekunden, nachdem mein Kopf das Kissen berührt hat, fest schlafe. Harriman ver brachte von acht Stunden, die er im Bette lag, vier mit Nachdenken. Ich liege sechs Stunden im Bette und schlafe diese Zeit durch, einen gesunden, tiefen Schlaf. Heute bin ich 64 und kann besser als je arbeiten und denken. Dieses Gerede von der Notwendigkeit, in einem gewissen Alter der Arbeit zu entsagen, ist Unsinn. Ich begann zu arbeiten, als ich 12 Jahre zählte, und ich hoffe weiter zu arbeiten, bis ich 130 Jahre alt bin." Ein echt amerikanischer Witz, mit deni man die Person des so verehrten Edison umgibt. II. swert. 3. II»8 Ivkoill 7 Wlnxob' idenzimiM eisen. «Miner !N88 lll 8 Inen ^ 118S N 8 8 >,»- 8 Schramm § kekkermever, Dresden !-LiMLU88lp. 27 86681p. 18 sMKtSlllOtbl) cs.600 Lorlen Ligsrpen s>ii-nsi8vk6 81p. 2 W 4 Mg. SN. 212 ZOO Lorten ÄAaretten. M kaucktabake Rvck!eiiimzx lbillizx.lvi» kr«».«». 8okskp L 8eks!fpsnkl( ^ fspn8ppsvkvp 4674 0rk8l!sn-^. fpsibspgvp 8tpstvs 28 liefern «»sggon«»el!»e zu Vnigissl-Nkei-Irpneisei», vvkini.oli« vnsun-, «äLsische und Oberschlesische SeeinstskI«», Kn«ki-s»i«, Sächsische und Senftenberger vi-ist««», «aeisnlkoll» vorzüglichster Qualität, und Material für L.nlnalk.imng.s von Svkui.n, Lse-ln.i-.i.n rc. »es« ompsiosilt sicsi ckon <;oolu'ton Ilorrsosin-kton in nvinoi vvrLÜxllvIieu vkeinlnelisn krlnixaiix unck Häi-berel sümtlioüor unck KIsrrvii-<»t»rcksr«kvii, 3orvis Innvncksltoratlonv» im ^ von ^»rckinsn, Vitrnxvn, I«vN»- unck Hueliviisol»«, 8pv/inlitüt Uvi-rvoplütt^üseliv im kvlnlxen von Vvpplol»«» un i ^«lutvrnrübelii, mittsl« unck vlisinlsvl», vollstüncklx lioolLarrvnrlou. Urinxip AekiivII unck reunder. , Rester u. zurückgesetzte Coupons von Herren- u. Knaben-Anzugsstoffrn in allen Längen enerm billig! Verlangen Sie durch Postkarte sofort Restcrmuster! Tuchfabr iSprsurdvi-ir, Postfach 1. Zul. frekiWa Ksestj. Irsnr Mell für normale ortkopLöliselio k'irLbokIoiäuiix Dresden-A-, Portikusstraße 11 (Albert - Apotheke) Eingang WalpurgiSstratze. — Fernsprecher 4981. ileuck-redr- mäv.- aaä >a, Iliisikii' r. Lpperstt vlunä. Le t von M M ^ momalick > ketuiLä« »Srndeüöre »gkoiteelo» »»»ileickitl tbälisr. dLcisr, „„ s»<l )peuh«l>«> htuiy We> MH «il-u blondhaariger Mann biegt, dessen Angen fröhlich dreinschauen: frisclw Jugend weht aus der hochgewachsenen Gestalt. „Dag Janohme!" „Dag Franz!" Die weiße, wohlgepflegte Hand eines 20jührigen legt sich in die schwie lige Faust des 30jährigen, unter deren Truck sie noch weißer wird. „Janohme, alles beim Alten?" fragt der Ankömmling. „Best, best!" lautet die Antwort, und der Ton bekundet die Freude über den Besuch. „Sie lassen sich auf der Birnbaumbank nieder. Janohme zieht die irdene Pfeife hervor, setzt sie in Brand und schlägt behaglich die Beine übereinander; m seinen Mienen liegt: Nun kannst du loslegen, ich hör schon! Bereits öffnet Franz den Mund — da beginnt im Birnbaum zu seinen Häupten ein Knattern und Krachen, Zweige und Blätter fallen, und plötzlich saust ein menschliches Wesen hart vor ihm nieder, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Erschrocken springt er auf. als ein lustiges Lachen ertönt: zwel schwarze Augen blitzen ihn übermütig an und ein Patschhändchen streckt sich chm entgegen. „Mitz (Maria), du? Seit wann hausest du wie eine Kotze in den Bäumen?" lacht er. „Da ich dich sah. fiel ich aus allen Himmeln!" neckt die Dirn zurück und streicht sich die wilden braunen Locken aus der Stirn. Ein kratzbürstiges Sprühteufelchen steht kampfbereit vor ihm; aber er streckt ohne weiteres die Waffen. Hui, ist sie auch schon ins Haus hinein; und im Nu erscheint sie wieder, einen Krug mit Bier in der Hand. Wie sie niedlich den Trunk kredenzt, schmunzelt Janohme; seines Bruders Kind ist eine „moje Dcern'. Seit die Waise bei ihm ist — zwei Jahre ist's her — ist ein ganz ander Leben. Etwas wild und lebenslustig ist sie. Aber Jan sagt sich: Junge Pferde darf man nicht in die Karre spannen. Es wird sich schon legen . . . Ein Bild des Friedens, sitzen die drei, das gereifte Alter und die frisch- blühende Jugend, schweigend da und spinnen ihre Gedanken. — Wer den Niederrhein kennt, bat in seinen Dörfern und Kleinstädten diese Abendfeier stunde beobachten können: Vater, Mutter und Nachbarn sitzen nach der Tages- arbeit auf Bänken oder Stühlen vor dem Hause, plaudern miteinander, und schweigen nSch mehr. Denn die vom Niederrhein sind keine großen Wort führer; sie sind einsilbig und eher verschlossen, mehrere der bekannten Scheffel Salz müssen sie mit einem essen, bis sie ihn Freund nennen. Wenn dann der Engel des Herrn geläutet wird, betet jeder seine drei Ave und geht ins HauS, um sein Abendbrot zu nehmen und zur Ruhe zu gehen ... Die Glocken vom Dorfe senden eben den Abendgruß herüber und Jan greift zur Kappe. Da fällt ein Schutz fern in der Heide. Jan tritt etwas vor und späht in die Weite. „KommihI" (Grenzbeamte) murmelt er, und eine Falte gräbt sich in ferne Stirne. Nochmals sucht sein Auge am dämmernden Horizont; bann bindet er den Kund loS. ^ lieber Wasser. Roman von Ingendaay. Ns«a«,veUaA4 z«r SLchfischen volk»z«it«»jz.