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srigc'n Eindruck. Ta erstand ilnn ein Helfer, non dein er wohl nichts ahnte. Ter Vorsitzende sprang ans den Eichstninps, schwang dreimal die Fackel und sprach dann: „Genossen! Wir sind liier, neliine ich wenigstens an, in öffentlicher Ver sammlung, wenn wir infolge der Verhältnisse auch nicht öffentlich dazu ein- laden tonnten. Ist es so?" , „Fa, ja, — ja — warum? — Was ist?" tönt es von allen Leiten. „In einer öffentlichen Nersainmlnng hat ein jeder, wer er auch sei. daS Recht sich zum Worte zu melden und gehört zu werden. Soll das hier auch so sein?" Ein schwächeres „Fa" antwortete ilnn. „Run wohlan", rief der Vorsitzende, „eS hat sich ein Herr Pfarrer Heber lein zum Worte gemeldet, er sagt, er habe Wichtiges zu eurer Lache zu sagen wollt ihr ihn hören". Wieder ein dumpfes Murmeln, ans dem verschiedene Ja'S und Nein's deutlich heransznbören waren. Ta erhob sich eine Ltimme laut und vernebm lich: Ich bin dagegen — ich Apollonius Hartmann! Wir sind ja nickt in der Messe." „Und ich bin dafür, ich Enkas Lclweiber", ertönte eine andere Ltimme, ebenso deutlich, „wie tonnen wir Freiheit in Wort und Lchrist fordern, wenn wir Renten, die anderer Farbe sind, den Mund verbieten!" Jetzt brach ein donnerartiges Getöse des Für und Wider los, aber das Ja ertönte immer deutlicher, daS Nein immer schwächer. Nachdem sich der Vorsitzende wieder Gehör verschafft batte, forderte er diejenigen, die da gegen seien, ans, sich lintS von der Ncdnerbühne anfznstellen. wo noch ein freier Platz geblieben war. Nach zehn Minuten war das geschehen. Nur wenige Hundert waren dafür, den Pfarrer nicht zu hören, lind so betrat dieser dann endlich den Eichenstnmpf. Lchon »ach den ersten Worten befanden sich alle im Banne deS Redners auch die Widerbarigsten schwiegen - inan bätte eine Ltecknadel fallen hören tönnen ja der verstand's das war ein Redner! — da mutzte man ja hören, wenn man auch nickt mit ihm übereinslimmte! Lchon die Ltimme! Gewaltig, das; auch denen, die am.' weitesten entfernt waren, nicht ein Wort verloren ging! Und doch, wie voll, wie weich, wie wohllautend in ihrer herr lichen Mittellage — na ja, der mutzte es ja auch verstehen, es war ja sein Geschäft! Heberlein erzählte zunächst, wie er bei einem Besuche in einer Berg mannsfamilie die Einladung zu Gefickte betommen habe, und wie er alsbald beschlossen, sich auch einznfinden. Und nun begründete er die Vorschläge des Rechtsanwaltes noch genauer und wies nach, das; sie vortrefflich seien und so maswoll, das; auch die Arbeitgeber nicht zögern würden, sie anznnelmien. Ter Rechtsanwalt, der von dem brennenden Gefühl, eine völlige Niederlage er litten zu haben, noch ganz getnictt war. mutzte nun noch zu seiner unendlichen Beschämung wahrnehmen, das; seine Vorschläge, mit denen er gescheitert war, ans dem Munde seines Gegners beifällig ausgenommen wurden, verschiedene znstiinmende Zurufe unterbrachen die Ausführungen des Pfarrers. Und er selbst schien hingerissen von dem Lchwnng seiner eigenen Worte, im Lcheiue der Fackel sah man sein Auge begeistert leuchten und er sprach gewaltig, schon, Am Abend wurde eS in den Ltratzen des Ltädtcbens elwis belebter als tonst in diewn Tagen, da das Militär eingezogen war. Um halb acht Ubr begannen die Haustüren zu klappen und die klingeln an denselben ent setzlich heiser zu kreischen. Ans jedem Hanse trat ein Bergarbeiter und schleu derte scheinbar ziellos, die Hände in den Hosentaschen, die Titanen entlang aber keine Ansammlung geschah, keine Gruppen bildeten fick, keine! 'prich ein Wort und wenn mehrere Tntzend zu gleicher Zeit eine Llras;e pa.'ner tc» jeder ging für sich seines Weges, als habe er den anderen nie gewh.'ii. Dadurch fand die bewaffnete Macht keinerlei Anlas; znm Eintchi eiten. Und ans allen Ltratzcn wälzte sich das Volk den Ansgängen ans dein Llodtcben. zu bis um halb nenn Ubr dann hörte es ans, dann war alles nn. Ans wohlbekannten Wegen ging es nun hinein in die Berge: wo eine >!eennuig des Weges sich befand, da mündeten zwei Ltröme in einander und- wälzten fick vereint dem Ziele zu, zwischen der .Narlsburg und dem Tachsberg. Eine nalbe Llnnde ans'.erhaib der Ltadt lies; man die Vorsicht fallen, sich nur ini Flüstertöne zu unterhalten, und von den verschiedenen Wegen, nn denen sich Menschennröme wälzten wie ungeheure Lchiangen, tönte das Lr mu.emwwirr wie das Brausen eines fernen Lturiues. Trei .Eilomeier lang hatten olle, a»s welchem Wege sie auch gekommen sein mochten. Wald zu paniere» und wo sich dieser öffnete, da lag das „Rüdli" dieser ..Eidgenonew. Im lullen MondichZn breitete sie sich ans, die gewaltige Fläche überall ans dein um gebenden Walde traten Gestalten, dunkle Wogen, sich über die im Mcmde mattsilbern leuchtende Fläche schwärzlich ergietzend und am ne mit dem Lchlage zebn nun alle, alle da waren, wob! an die zehntawei.d, als ne sich lagerten oder in Gruppen standen oder, sich beredend, ain und niederwindcl ten, da konnte inan wohl meinen, man habe ein „Maiwld" unserer Alt vnrdern vor sich und die Beratungen hätten sich bis in die belle Mondnacht hnieingezogen. Ui. An der nördlichen, bölier gelegenen Leite dieser Waldwiese befand sich, dicht am Rande de-- Waldes, der mächtige Llnmpf einer tausendjährigen Eiche, die vor einigen Dezennien begann«.» halte abzunerben und deshalb vor etwa sechs Jahren gefällt worden war. Timer Ltuinps diente als Rednerbülme und wurde gleich anch als solche betrachtet: denn die einzelnen Gruppen der Eie genden, Litzenden oder Liebenden bildeten sich in der Weile, das; sie mit dem Gesicht nach dem Eichstnmpfe gewandt waren. In der Tat batte dieser Platz bereits einmal zu einer Versammlung gedient, vor vier Jabren: bei dein letzten Ansslande waren von dieser improvisierten Tribüne wildm anfri'ihreriiche Worte gefallen. Damals aber nicht weil man sich nicht anderswo hätte versammeln dürfen nein, eS hatte sich nirgends ein Raum gesunden, der diese Tauiende gesatzt hätte. Damals war die belle Nachmit tagssonue ans die Versammlung herabgelenchtet. während sie jetzt nur vom Monde beschienen wurde. Neben dein Eichstumpf war ein Pfahl eiugeraunnt und an diesen eine Pechsackel befestigt. Tort hatte sich der VerbaudSvorntzende, der Parteisekretär, der Ortsgruppenvorstand, die Vertrauensmänner und die „Lezessiou der Zebu" znsamniengefuuden. Es wurde die Rednerliste ausge stellt und noch einiges zur Geschäftsordnung beraten und dann die Fackel vom Pfab!e genommen und mehrere Male im .Ereise geschwenkt. „Rübe", ries der VerbaudSvorntzende, indem er aus den Ltumpf sprang, Roinenh.'üage zur „Lächs. VollSzeitnng".