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Beilage zu Nr. <44 der „Sächsischen Volkszeitung". Die Wohnnngsfürsorge in Deutschland. Auf Antrag des Zentrmnsabgeordneten Dr. Jäger ist die von uns schon besprochene Denkschrift über die Woh nungsfürsorge erschienen; dieselbe bildet zweifellos eine hervorragende Bereicherung unserer Literatur auf diesen: Gebiete. Private können solche umfassende Werke nicht aus- ! arbeiten und nicht verlegen. Tie Anregung des genannten Zentrmnsabgeordneten ist somit eine höchst verdienstliche ge wesen. Das Studium dieser Denkschrift zeigt, daß es den Baugenossenschaften in: allgemeinen gar nicht schwer fällt, die erste Hypothek auf ihre Häuser zu erhalten; aber die Schwierigkeiten wachsen kolossal, wenn sie eine zweite Hypo thek wünschen. Oftmals erhalten sie diese gar nicht oder nur gegen solche hohe Zinsen, die den Vorteil der Bauge nossenschaft nahezu aufheben. Deshalb ist ein Unternehmen des rheinischen Vereins zur Förderung des Arbeiterwoh- nungswesens lebhaft zu begrüßen. Auf seiner letzten Gene ralversammlung hat derselbe sich für Gründung einer Ak tienbank für zweite Hypotheken ausgesprochen. Landesrat Dr. Brandts, der sich schon viele Verdienste auf dem Gebiete der Wohnungsfürsorge erworben hat, legte die Notwendigkeit eines solchen Institutes dar. Er wies auf den Zweck und die Ziele der neu zu gründenden Bank hin, die einen großen Fortschritt in der Organisation und der Kreditgewährung für das Wohnungswesen bedeu ten würde. Er besprach die in: Statut geinachten Vorschläge, wonach die Beleihung 85 Prozent der nachgewiesenen An- schaffnngskosten betragen solle. Auf den ersten Augenblick erscheine eine solche Beleihung als etwas Unsolides, aber bei richtiger Wertschätzung könne sie zweifelsohne geschehen. Man könnte gegen eine so hohe Beleihung eimvenden, daß diese Erhöhung des Kredits zu unsoliden:, zun: wilden Trauflosbanen Anreiz geben würde, und daß infolgedessen eine Ucberprodnktion eintrete; das sei nicht zu befürchten. Ter Bankentwurf habe alle die Schwierigkeiten beseitigt und zwar dadurch, daß er die gewerbsmäßige Spekulation ansschließt: er wolle nur Neubauten der gemeinnützigen Bauvereine beleihen; die von den Banvereinen erstellten Häuser einschließlich Grund und Boden bildeten in der Regel keine besonders hohen Objekte; ferner bauten die Ver eine nur für die Konsumenten, das heißt nur für die Woh nungsbedürftigen; auch werde sich die Bank ans Werttaren nicht einlasscn. Heute fände auf dem Wege des Schwindels durchweg schon eine höhere Beleihung statt, als sie die Bank auf einer reellen Unterlage anstrebe. Um sich zu sichern, werde die Bank nur Objekte beleihen, welche in wachsenden Orten belegen seien, wo eine gemischte Industrie in Be tracht komme. Sie wird nur hinter ersten Hypotheken öffentlicher Institute, Landesversicherungsanstalt, Sparkasse usw. treten und verlangen, daß ihre Darlehen möglichst stark, zun: mindesten mit 2 Prozent amortisiert werden. Bei Jnnehaltung solcher Beschränkung sei eine Beleihung bis zu 86 Prozent gefahrlos. Das Hauptbeftreben werde zunächst sein, mit der Landesversicherungsanstalt gemein sam zu arbeiten, und zwar derart, daß die Bank die Bürg schaft für die über 50 Prozent des Wertes hinausgehende Beleihung der Landesversicherungsanstalt übernehme. Redner teilte sodann noch mit, daß man sich mit der Frage beschäftigt habe, ob die Bank sich eine Dividendenbe schränkung anferlegen solle. Man wolle vorläufig aber im Interesse der leichten Unterbringung der Aktien die Divi dende nicht beschränken. Als Aktionäre der Bank kämen in Betracht alle Interessenten am Wohnungsbau, die Bau vereine, die 15 000 Genossen und Aktionäre der Banvereine, die Freunde der Sache, die Gemeinden und Kreise. Auf jede Aktie sei vorläufig nur l Viertel anznzahlen. Wenn jeder der Anwesenden in seinem Freundeskreise nur 5 bis (i Aktien nntcrbringe, so sei die Bank gesichert. Wir halten die Schaffung einer solchen Bank geradezu für eine Großtat, die in erster Linie geeignet ist, der Woh- nungskalamität entschieden gegenüberzntreten. Wenn die Baugenossenschaften das nötige Geld besitzen, ist es ihnen eine Leichtigkeit, den: Bedürfnis ihrer Mitglieder zu ent sprechen. Alle schönen Resolutionen nützen auf diesem Ge biete sehr wenig; praktisch muß man eingreifen und das 'ih'l der genannte Verein, der in dieser Frage überhaupt c :e führende Stellung einnimmt, jetzt wieder tun. Man ^./nn ihm hierzu nur Glück wünschen und die Hoffnung aussprechcn, daß diese neue Aktienbank tunlichst bald ins Leben treten kann. Wir wissen wohl, daß solche Maßnahinen nicht überall Beifall Hervorrufen; die städtischen Hausbesitzer sind Geg ner derselben. Es ist nicht immer nur der nackte Egois mus, der solche Gegner schafft. Es gibt auch für manche Hausbesitzer eine Entschuldigung, die aber nur in dem ganzen System liegt, das auf den: Gebiet der Wohnungs frage herrscht. Kommt ein neues Hans auf 100 000 Mt. zu stehen und cs rentiert sich zu 4,5 Prozent, so ist der Hauptspeknlant sofort geneigt, dieses zu verkaufen; bevor er dies aber tut, nimmt er eine Steigerung der Mietspreise vor, so daß sein Anwesen um 150—140 000 Mark losbringt. Der künftige erhöhte Wert durch Hebung des Verkehrs in der Gegend usw. muß vom neuen Hausbesitzer schon mit gezahlt werden. Aber dieser wünscht auch wieder eine Ver zinsung von mindestens 4,5 Prozent und so greift er eben wieder zu den: Mittel der Mietssteigernng, und so geht der Reigen in dem ganzen Stadtteil fort. Das Unsolide und Ungesunde unserer städtischen Baupolitik liegt in dem steten Wechsel der Besitzer, von denen jeder beim Verkauf gewin nen will, was natürlich immer höhere Mietpreise im Ge folge hat. Aber dieser Umstand rechtfertigt nicht das Vorgehen der Hausbesitzcrvereine gegen die Baugenossenschaften, wie cs jüngst wieder auf dem Verbandstag des Brandenburgischen Verbandes Haus- und Grundbesitzervcreine geschehen ist. Hier würde wieder die staatliche Unterstützung der Bauge nossenschaften und Beamtcnwohnllngsvercine heftig be kämpft, ganz mit denselben Argumenten, die auch in be- kannten Petitionen an den Reichstag zum Ausdruck kom men. Es heißt hier: der Staat darf doch nicht das Geld, das aus den allgemeinen Steuermitteln ausgebracht worden ist, zu den: auch die Hausbesitzer beigetragen haben, dazu verwenden, um einen Teil der Steuerzahler, den Hausbe sitzern. Konkurrenz zu machen. Ein solcher Standpunkt wäre unrichtig. Der Staat macht den Hausbesitzern durch Unterstützung der Baugenossenschaften keine Konkurrenz, sondern er unterstützt nur gemeinnützige Bestrebungen, die einen: allgemeinen Uebel entgegenwirken. Das Interesse der Allgemeinheit siebt höher als das Sonderinteresse ein zelner Bürger. Mit demselben Einwande könnten auch die Droschkenkutscher kommen und sagen, der Staat darf keine : Vorortbahnen ans allgemeinen Mitteln erstellen, diese ^ machen uns Konkurrenz und wir müssen doch auch an den i Stenern mittragen, lieber einen solchen Einwand würden ! selbst die Hausbesitzer lachen; der ihrige steht aber nicht auf besseren Füßen. Weiter ist aber zu bedenken, daß das Reich und der Staat seither fast nur solche Baugenossenschaften unterstützt haben, die ans Beamten und Arbeitern des Reichs und des Staates bestehen; der Staat ist für diese also Arbeitgeber j und hat die Pflichten eines solchen. Der Staat soll sogar ein Musterarbeitgeber sein. Wer inacht aber den Firmen einen Vorwurf daraus, wenn sie Arbeiterkolonien herstellt. Wir meinen aber, daß der Staat sich in der Fürsorge für seine Beamten und Arbeiter nicht von Privaten übertresfen lassen solle. Es liegt in: Interesse der Staatsbetriebe, daß ! seine Angestellte» gut und billig wohnen; ja der Staat muß j sogar darauf sehen, daß sie in soliden Häusern sich ein mieten, auch nicht zu entfernt, von dem Bureau und der ! Arbeitsstätte. Wenn aber die Beamten und Arbeiter recht ^ hohe Mietsprcise zu zahlen haben, so muß der Staat den ! Wohnungsgeldzuschuß und die Löhne erhöhen. Die Unter- > stützung der Baugenossenschaften, wie sie bisher gegeben ! wurde, liegt sonnt auch im finanziellen Interesse des ! Staates. Aus Stadt und Land. —* Das P h a u t a s i e st ü ck der „Deutschen ! Wacht" über die Unterredung zwischen „Kaiser und Bi- i schos" spielt noch immer eine zweideutige Nolle in der anti- katholischen Presse. Die „Köln. Volksztg." nennt cs mit ! Recht einen „höheren Blödsinn" und sagt: „Wir haben das ^ freche Geschreibsel zuerst in de» Papiertorb geworfen. Jetzt ' wird uns mitgeteilt, es sei im jungliberalen Verein eines rheinischen Jndustrieortes Gegenstand der Diskussion ge- , worden und bilde auch in Fabriken dasTagesgesprärh". Ge- ! nau so ging es in Dresden. Auch wir behandelten den Ar tikel als nichtssagende Kombination, daher keiner Ant- > wort wert. Um so mehr überraschte es uns, daß Herr Pfarrer B l a n ck m c i st e r am 51. Mai in einer Ver sammlung des Evangelischen Bundes die ganze erfundene Geschichte als Tatsache hinzustelleu die Stirn hatte. Nun konnten wir denn doch nicht schweigen, und gaben an: 2. Juni in Nr. 124 die richtige Antwort darauf, indem wir den „höheren Blödsinn" gebührend mit Spott geißel ten. Trotzdem schien cS dem Artikel, wie der Lernäischen ^ Schlange zu gehen. Schlug man ihr einen Kopf ab, so I wuchsen ihr zwei neue nach. Tie Fabel wurde dank der ^ Urteilslosigkeit der Leser als Tatsache hingcnommcn. Tie ' Zeitungen halfen redlich, daß der „höhere Blödsinn" ge- ! glaubt wurde. Nun treten sogar die „Tresdn. Nachr." da für ein. In der gestrigen Nummer sprechen sie von einer „Nachricht" der „Dtsch. Wacht", wonach der Kaiser den Bischof mit den Worten dieses Blattes ange'prockien haben soll. Diese Redewendung dient dazu, in oen Augen der ! Leser die Meinung zu befestigen, daß die „Nachricht" der ^ „D. W." ans Tatsachen beruhe. Dieser Eindruck einer nb- ! sichtlichen oder unabsichtlichen Irreführung wird dadurch : noch erhöht, daß die „Dresdn. Nachr." den Ausspruch der „Köln. Volksztg." vom „höheren Blödsinn" anführen, weil i sie gleich darauf die infamsten Stellen ans dein angeblichen Gespräch des Kaisers wörtlich zitieren und anschließend daran sagen: „Dagegen meint die „Tägl. Rundschau": „Wir nehmen ja auch an, daß dein Koner leer Wonc in den ! Mund gelegt sind, die er nietu gesprochen bc». Ader storn: und i Inhalt der hier iiutgcteilten Ansprache entsprechen den Erfühle!', »ich: mir der evangelischen Bevölkerung, sondern nöerhcinpl de» Gefühlen unbefangener Meiischlichkeit. und nur habe» lange leinen solchen Selbstverrak »ltrainontaner Anniannng ivnhrgenonnneo, wie hier, wo eine solche Ansprache als höherer Blödsinn öegsicönel wird, während sie christliche Liebe, Vermin» und Menschlichkeit in sich schlichen und einem deutschen Kaiser durchaus nicht übe! au stehen würde. Zufällig an demselben Tage, an dem tue „Köln. Volksztg." über den höheren Blödsinn einer solchen Enn.chnnng lächelt, meldet der „Vorwärts" von einer neue» Undnldm,niest. In dem lothringischen Bergmannsdorse Svütel wurde ei» per nnglückter Bergmann, Anton Weiland, der katholisch, aber in der Kirche seiner evangelischen Fra» getraut war. trotzdem er durch den ^ katholische» Pfarrer das Satiamenl der letzte» Helling empfange» hatte, nicht »nr ohne kirchliche Zeremonie» beerdigt, senden: man j begrub ihn „an der Hecke". Tie Mnwr war vergeblich zu dem ! Bischof Bcnzlcr. dem nämlichen, der in der berüchtigten Famecker ! Friedhofs Atsäre dieselbe Haltung eingenommen har, nach Metz gefahren; sie wurde mit ihren Bitten abgewiesen. Ern nach langen ; Reklamationen wurde durch Verfügung der Zivilbehörde, gegen den Protest des Geistlichen, W. vier Monate nach seiner 'Beerdigung, an: I. Juni, wieder ansgegraben und an einen: einwandfreien ^ Platze bestattet." Wir sind vorderhand nicht in der Lage, diesen Fall „neuer Unduldsamkeit" zu beurteilen, weil wir nicht wissen, ^ ob er wahr ist. Das tut aber gegenwärtig nichts zur Sache, es handelt sich um den Artikel der „D. W." und den Ver such, diesen Artikel vor der Ocffentlichkeit als aus Tatsachen beruhigend erscheinen zu lassen. Wenn von der „Tägl. R." der Inhalt der mitgeteilten Ansprachen als den „Gefühlen unbefangener Menschlichkeit" entsprechend hingeslellt wird, j weil sic „christliche Liebe, Vernunft und Menschlichkeit' in sich schließt, so fragen wir das Blatt: Seit wann man aus gesetzlich gewährleistete Rechte, die einem mit Absicht ge nonimen werden sollen, im Namen der „Vernunft" oder gar der „Menschlichkeit" verzichten soll? Im Gegenteil, die Vernunft verlangt die Verteidigung des einem zustehen- dcn Rechtes. Wer das Recht mit Polizeigewalt nehmen will, versündigt sich gegen die „Menschlichkeit" und gegen die „christliche Liebe". War»:» wird in Elsaß Lothringen das Friedhofsgesetz nicht in den einzelnen Gemeinden durch geführt? Warum wird nicht auf den den Katholiken ge hörigen Friedhöfen der gesetzlichen Bestimmung entsprochen, daß ein Teil derselben für die Andersgläubigen bestimmt werde? Warum witt man es mit Polizeigewalt erzwingen, daß gegen den Wortlaut des Gesetzes Andersgläubige in der gewöhnlichen Reihenfolge beerdigt werden? Ist das etwa „christliche Liebe" und ,.Menschlichkeit", wenn man konfessionelle Gebräuche und Anschauungen mit Gewalt brechen will? Und die Einrichtung der katholischen Kirche ist nun einmal, daß in der von ihr geweihten Erde der katholischen Friedhöfe nur Katholiken beerdigt werden dür fen, wie ja die Juden gleiche Anschauungen haben. Und diese Einrichtung :sl gesetzlich geschützt! Hätte da der deutsche Kaiser eine solche Sprache führen dürfe», »sie sie ihm die „T. W." in den Mund legt? Nein, denn er hätte sich mit dem Gesetze und der Gerechtigkeit i» Widerspruch gesetzt. Und da läßt das Blatt den Kaiser zum Bischof noch sagen: „Bemühen Sie sich nicht um eine Rechtfertigung, es gibt keine Entschuldigung für Ihr Vorgehen!" Der Bischof brauchte keine Entschuldigung. Auf seiner Seite siebt das Gesetz des Staates und das Oiesetz seiner Kirche. Wer sein Recht vertritt, entschuldigt sich nicht. R e ch t und G e s e tz in u ß a u ch d e r K aise r a ch ten , de n n beide st e h e n ü ber i h m! Bühlau. Am Donnerstag gegen Mittag brach im Hause des Totenbettmeisterü Hendel Feuer aus. In kurzer Zeit stand das ganze Gebäude in Flammen. Eine zufällig von der Feldübung zurückkehrende Kompagnie des Infan terieregiments Nr. 177 griff hilfreich ein und rettete eine in der ersten Etage wohnende ältere Frau vor dem Er stickungstod:'. Lvckiuib. Ein hier beim Bahnbau beschäftigter Ar beiter wurde von einer »mstürzenden Erdwand derartig an einen Waggon gedrückt, daß er in kurzer Zeit sein Le ben endete. Meißen. Für die mit eigener Lebensgefahr bewirkte Rettung eines siebenjährigen Knaben vom Ertrinkungstode wurde dem Bantlehrling Franz Georg Born die silberne Lebensrettungsmedaille verliehen. Hcidcnnn. Die seit einigen Tagen in Pirna vermißte Schneiderseliesrau I. ist hier als Leiche angeschwommci: und behördlich ausgeboben worden. Riesa. Die 21 jährige Tochter des hiesigen Privatus B. erschoß sich am Mittwoch abend an der Kaserne des 25. Artillerieregiments. Königsbrück. Am Dienstag hat sich hier der Töpfer Karl Bernhardt erhängt. Er war Vater von vier unerzoge nen Kindern und war in letzter Zeit dem Trünke ergeben. Glauchau. Aus dem Schützenplatze erstach sich am Mitt woch der Arbeiter Klein mit einem erst kurz vorher in einer Würfel bilde gewonnenen Taschenmesser. Eriminitschau. An: Mittwoch ging über unserer Ge gend ein schweres Gewitter mit Hagelschlag nieder. Hohustein. Am Dienstag wurde der Leichnam des Kaufmanns Natlmsius aus Leipzig von einer Beeren- pslückerin aufgefunden. Die Untersuchung wird wohl über die Todesursache Licht bringe». Roßivcin. Am Dienstag entlud sich über hiesiger Gegend ein heftiges Gewitter, begleitet von strömenden: Regen und Hagelschlag, welcher hauptsächlich den Fcldfrüch- ten Schaden zngefügt hat. Ein Blitzstrahl traf ein Bauerngut in Schlegel und äscherte es vollständig ein. Bad Elster. Eine hiesige Villenbesitzerin, deren Namen nicht genannt werden soll, hat unserer Gemeinde 8000 Mk. zur Verschönerung des Kurortes gestiftet. Reichenau. Dieser Tage wurde der lsteiige Foisiaus- seher Herr August B. Rücker von der Königlichen Amts- haiiptmannschaft Zittau als Gutsvorst, für den hierortigen, dem Kloster Marientbal gehörigen Gntsbezirl ve'pflichtet. Sein Vorgänger war der jüngst verstorbene Gntspochier und über drei Jahrzehnte amlierende Küster Herr Kirch- v.ckcr Paul Kaminler. Sritcndvrs. Der 50 Jabre alte, an der lüesigen evan gelischen Volksschule amtierende verheiratete Lehrer E. hatte sich am Dienstag vor dem Königlichen Landgericht in Bautzen wegen Verbrechen gegen die Sittlichkeit an einem Schulmädchen zu verantworten. Der Gerichtshof verur teilte ib» unter Zubilligung mildernder Umstande zu zehn Monaten Gefängnis und drei Jahren Ewverlus:. Die Veibaudlung fand unter Ausschluß der Desfentiichleil statt. Vermischtes. V Tas R e ch t a II f d e n f reiwilIi g c II T o d. Ein Dr. nied. E. Röder ans Darmsladt unterbreitet in der „Münchener Allgemeinen Zeitung" der ganzen gebildeten Welt zur sorgsamen, „pornrteilslosen" Erwägung den Vorschlag, gesetzliche Bestimmungen einznsühren, wonach es gestattet sein soll, unheilbar kranke Menschen, die in gual- vollen Schmerzen dahinsieche», und selbst eine Erlösung von der schweren Pein wünschen, zu töte», insbesondere dann, wenn die Krankheit eine große Gefahr für die mit der Pflege betrauten Gesunden in fick: schließt. Er will dieses Gesetz als Forderung der Menschlichkeit hinstelleu. Toklor Röder will dies freilich nur dann eintreten lassen, wenn der Kranke selbst 'eine Zustimmung gibt, so daß er nicht gleich einem wutkranken Tiere aus dem Wege ge räumt wird. Nun fragt es sich aber, ob der Kranke selbst das Recht bat. sich daS Leben zu nehmen oder nehmen zu lassen? Was einer sich nicht gegeben oder erworben, dar über kann er doch nicht nach Belieben verfügen, oder kann ihm ein staatliches Gesetz das Recht verleihen? Hat die menschliche Gesellschaft das Recht, einem, der gegen sich nichts verbrochen, das Leben zu nehmen? Der Ehrist kann diesem Vorschläge aus keine» Fall zustininien, denn nach seinem Glaube» bat der Mensch sein Leben und auch sein .Kreuz so lange zu tragen, bis es ihm Gott selbst abnimmt, sollte er auch seiner Umgebung zur Onal und Gefahr wer den. Nach der modernen Ethik der „vorurteilslosen" Wissenschaft freilich mag das nickst nur erlaubt, sondern ge radezu geboten sein, darum will Doktor Röder „vorurteils lose" Erwägung. Tahin kommt man aber mit der Gchtes- Icugiiung.