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denkwürdige Tag des Besuche» unseres geliebten Landes- fürsten aber wird allen eine dauernde Erinnerung bleiben, o. —* Der Kreishauptmann in Bautzen erläßt folgende Bekanntmaclmng: „Se. Majestät der König sind durch den jubelnden und glanzenden Empfang in allen bei der heutigen LandeSreise besuchten Lausitzer und erbländischen Ortschaften des Bautzner Regierungsbezirkes auf das freu digste bewegt. Die in Stadt und Land durch Wort und Tat auf erkennbar ungezwungene Art gelieferten Beweise oufriäTtiger Verehrung und treuester patriotischer Ge sinnung, in denen alle Kreise der trotz unfreundlicher Witte rung in großer Anzahl zusammen geströmten Bevölkerun g mit einander wetteiferten, haben Se. Majestät mit Genug tuung empfinden lassen, wie warm allerwärts innerhalb deS bereisten Landesteiles die Herzen des Volkes für seinen Ki nig und Markgrafen schlagen. Don Sr. Majestät beauf tragt, dies öffentlich zu ganz besonderem Ausdruck zu brin gen, wiederhole auf allerhöchsten Befehl ich hierdurch zu gleich den wärmsten Königlichen Dank für alle die festlichen Veranstaltungen und begeisterten Huldigungen, nicht min der aber auch für die vielen, zum Teil außerordentlich reichen Geldstiftungen, die politische, Kirchen- und Schulge- n rein den, wie Gutsherrschaften, industrielle Etablissements und einzelne Staatsbürger für Zwecke fürsorglicher Näch- stenliebe aus Anlaß der heutigen Königsreise gemacht haben." —* Die Gesamtsumme der aus Anlaß des Königs- besuches in der Oberlausitz gemachten Stiftungen stellt sich auf 150 900 Mark. —* Charakteristisch sür die Lage der Grundstücksver- hältnisse in Dresden ist die Zwangsversteigerung von zwei sehr bekannten Grundstücken: das eine, das Linckesche Bad. kam am letzten DIenStag zur Versteigerung und wurde den Inhabern der zweiten Hypothek (die erste hat die städtische Sparkasse mit 200 000 Mk.), der Reisewitzer und der Ersten Kulmbacher Aktienbrauerei zugeschlagen. An Hypotheken sind 160 000 Mk. ausgefallen! Das zweite Grundstück ist das „Weiße Schloß" in Blasewitz, welches am 27. August zur Zwangsversteigerung kommen soll. DaS auf den Namen Lorenz eingetragene Grundstück wird auf 157 250 Mk. geschätzt und ist zum Betriebe von Hotel und Pensionat eingerichtet. obr. —* Von den beiden Dresdener Seminaristen, die vom Barbarinefelsen in der Sächsischen Schweiz ab stürzten, befindet sich der eine, der schwer verletzt wurde, bereits auf dem Wege der Besserung. Der Leichtverletzte besucht seit heute wieder das Seminar. —* Ein Duell soll nach einem hiesigen Blatte am Montag mittag in der Dresdner Heide zwischen dem Baron v. P., der Reserveleutnant ist, und einem aktiven Offizier der Dresdner Garnison stattgefunden haben. Der Erstge nannte soll durch eine Kugel in den Unterleib schwer ver letzt Nwrden sein und sich in der Diakonissenanstalt befinden. —* Ter internationale Heiratsschwindler, der in Dresden eine Russin um 80 000 Frank und eine Wienerin um 116 000 Kronen betrogen hat, ist in Frank- surt a. M., wo -er ebenfalls eine Dame, mit der er sich ver lobt hatte, um 65 000 Mark erleichterte, vom Landgerichte zil drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Wegen der in Dresden verübten Schwindeleien hat er sich noch zu ver antworten. Lockwitz bei Dresden. In der chemischen Fabrik von Rudolf Weiß zersprang ganz plötzlich die im Betriebe befindliche Zentrifuge. Durch die herumgeschleuderten Eisen- teile wurde der Besitzer Rudolf Weiß schwer verwundet. Der Arbeiter Martin Gretzschel aus Großzschachwitz wurde so furchtbar zugerichtet, daß er bald darauf in seiner Wohnung verstarb. Meißen, 4. Juli. Das Schützenfest findet vom Sonn tag bis Mittwoch statt. Leipzig. Der Kaiser hat den Direktor der Allgemeinen Kapitals- und Verstcherungsbank Teutonia in Leipzig Dr. jur. Wischoff zum Mitglied des Verwaltungsbetrats bei dem Kaiserlichen Verstcherungsamt für Prtvatversicherungen ernannt. Leipzig, 4. Juli. Das Reichsgericht hat die Revision des Schuhmachergesellen Naumann, welcher am 25. März die Frau des Markthelfors Poßberg erdrosselt und beraubt hatte, verworfen. Das Schwurgericht Leipzig hatte Nau mann zum Tode verurteilt und schwerlich ist darauf zu rechnen, daß ihm die Gnade des Königs, die Naumann anzurufen gedenkt, zuteil wird. Er dürfte der erste Mörder sein, der im Hofe des neuen Landgerichtsbaues zu Leipzig unter der Guillotine fällt. Chemnitz, 4. Juli. Der zweite Bürgermeister zu Chemnitz, Dr. Sturm, dessen Amtszeit am 13. Januar 1008 zu Ende gegangen wäre, wurde einstimmig wiedergewählt und zwar auf Lebenszeit. Chemnitz, 4. Juli. Gelegentlich der Kündigung eines „Vertrages" zwischen dem Rat und dem Chemnitzer Amts- blatte wurde bekannt, daß dieses Blatt, nämlich das „Chemnitzer Tageblatt", seit 60 Jahren die Bekannt- machungen des Rats unentgeltlich ausgenommen hat. Das Amtsblatt verlangte nun eine Pauschalsumme von jährlich 5000 Mark für die fernere Aufnahme. Der Rechtsausschuß schlug 3000 Mark vor, da die Firma sicher aus der un entgeltlichen Aufnahme der amtlichen Bekanntmachungen Nutzen gezogen hat. Nach längerer Debatte lehnten schließ- lich die Stadtverordneten die Bewilligung einer Pauschal- summe für amtliche Bekanntmachungen ab. DaS Amts- blatt wird also auch in Zukunft wohl oder Übel die unent- gelbliche Aufnahme von amtlichen Inseraten als Ehrensach« auffassen müssen. Zwöuitz. Entleibt hat sich im Abort einer hiesigen Schuhfabrik der 16jährige Albin Feustel im benachbarten Kühnheide. Er hatte bei einem Streit in der Notwehr mit dem Messer gestochen. Johanngeorge«stadt, 3. Juli. Eine Gewerkschaft, bestehend aus dem Grafen Nostitz-Rieneck, Besitzer der Herrschaft Heinrichsgrün und des großen Eisenwerkes Rothau. und der Firma L. T- Petzold L Co. in Neudek. -er die Eisenwerke Neudek und mehrere Eisenwerke in Bayern gehören, hat sich ein große» Gebiet gesichert, auf dem bisher mehr als 16 000000 Tonnen Eisenerze nach gewiesen sind und in deren Nähe mehrere Hochöfen errichtet werden sollen. Der Eisengehalt des Erzes ist sehr hoch. Zur Ausbeutung des Erzlagers ist auch der Bau einer Eisenbahn zwischen Neudeck und Annathal-Rothau an der Linie GraSlitz-Falkenau geplant. Zwickau, 4. Juli. Die Lage im hiesigen Bergrevier verschärft sich immer mehr. Die Revterkommission ist jetzt zum zweiten Male an den hiesigen Verein für berg- bauliche Interessen herangetreten mit dem Ersuchen, mit ihr über die bekannten Forderungen der Arbeiterschaft zu verhandeln.' Der Verein für bergbauliche Inter essen hat das Gesuch zum zweiten Male abgelehnt. Eine allgemeine Deligtertenkonferenz der sächsischen Reviere ist für den 2. August nach Chemnitz einberufen worden. Veretnsnacyrichren. 8 DreSbeu-Löbtau. Katholischer Arbeiterverein. Sonnabend den 6. d. M., abends 9 Uhr, im „Dreikaiserhof" Monatsversammlung. Vortrag von Herrn Dr. Pachel. Außerdem wichtige Vereinsangelegenheiten. Um vollzähliges Erscheinen der Mitglieder wird ersucht. 8 Hirschfelde. (Katholischer Lehrerverband im König reiche Sachsen.) Die Freie Vereinigung katholischer Lehrer in der südlichen Oberlausitz hielt ihre dritte diesjährige Wanderversammlung am vergangenen Mittwoch auf dem herlich gelegenen und eine prächtige Aussicht bietenden „Weinberg" bei Hirschfelde ab. Die Versammlung war von 15 Mitgliedern besucht und bot als Hauptpunkt der Ver handlungen einen Vortrag des Kollegen Wischek (Zittau) über das Thema: „Zum Aufsatzunterricht." Derselbe wurde mit lebhaftem Beifall ausgenommen und gipfelte in folgen den Leitsätzen: 1. Das Ziel des Aufsatzunterrichtes besteht darin, daß dem Schüler die Fähigkeit beigebracht werde, die schriftliche Gedankenmilteilung als Ersatz für die mündliche zu gebrauchen, oder kurz gesagt, einen ordentlichen Brief zu schreiben oder eine sachgemäße Beschreibung zu liefern. 2. Die Aufsatzthemen müssen solchen Gedankengebieten ent nommen werden, über welche sich auszusprechen las Kind Fähigkeit und Bedürfnis hat. 3. Der mündliche Gedanken- ausdruck, der die naturgemäße und sicherste Grundlage bil- det für den schriftlichen, ist sorgfältig zu pflogen. 4. Die Hänge der Aufsätze soll in der Regel vier bis fünf Seiten nicht überschreiten. 6. Das eigentliche Aufsatzschreiben sollte erst im fünften Schuljahre beginnen. Im dritten und vierten Schuljahre sollen zwecknrätzige Stilübungen vp ran gehen, durch ivelche dem Schüler zunächst die schrift liche Darstellungsform geläufig gemacht wird. Den natur gemäßen Ausgangs- und Mittelpunkt dieser Stilübungen bildet das Lesebuch. Die Stilübungen sind an der Hand von Mustcrstücken vorzunehmen. 6. Das methodische Ver- fahren dabei ist der Weg der Anschauung, der mit dem sinnlichen Erfassen beginnt, zur denkenden Verarbeitung fortschreitet und sein Ziel in der selbständigen Anwendung erreicht. Diese Leitsätze wurden von der Versammlung nach längerer anregender Debatte on dloe angenommen. Nach Bekanntgabe verschiedener Eingänge folgte eine Besprechung des in Aussicht genommenen Ferienausfluges in das Jser- gebirge. Derselbe findet statt am 29. und 30. Juli, Aus gangspunkt ist Friedland, von da führt die Reise über Neu stadt, auf die Tafelfichte, Herrfuder, Wittighaus, obere Stolpichstraße nach Haindorf, woselbst Nachtquartier go- nomrnen wird. Der zweite Tag führt die Wanderer dann durch Ferdinandstal und den Stolpichgrund nach dem Tau benhaus, Christianstal, Königshöhe, Johannesberg, Gab lonz und Neichenberg, wo die Reise endet. Günstiges Wetter vorausgesetzt, diirfte die Wanderung zahlreiche Beteiligung finden. — Zum Schluß referierte noch der Herr Vorsitzend: über die bevorstehendeil Fortbildungskurse und fordert zu reger Beteiligung auf, ivährend Herr Kantor Bernet über den Stand der Kirchschullehrerangelegenheit Bericht er stattet. Die nächste Versammlung wird am 111. September in Zittau angehalten iverden. Kollege Bergmann erbietet sich, eine Lektion zu halten. >P. Reime, Schriftf. OerichtSsaal. zv. Schwurgericht Dresden. Der wegen versuchten Mordes angeklagte Schlossergebilfe Frjanz Proksch wurde nur dei gefährlichen Körperverletzung für schuldig befunden und ui 6 Monaten Gefängnis verurteilt. — In geheimer Sitzung wurde gegen den 1886 in Dresden geborenen Reisenden Alexander Herbert Müller und die 1888 in Gottleuba geborene Anna Helene Sichler wegen MünzverbrechenS verhandelt. Die Angeklagten werden beschuldigt, im Januar und Februar 1007 in Rixdorf und Dresden Zwei- und Fünfmarkstücke be>-gestellt und in Verkehr ge bracht zu haben. Müller wurde zu 2 Jahren 9 Monaten, die Mit angeklagte Eichler zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Vermischte-. V Brechruhr. Es vergeht fast kein Sommer, wo nicht die Brechruhr ihr Wesen treibt. Diese unangenehme Krankheit nennt man bei Kindern den „Brechdurchfall" und sie fordert nur allzu oft eine solche Menge unserer Kleinen, daß wir sie leider einen Würgeengel unserer Kinder nennen können. Man nehme daher im Sommer das Erbrechen und den Durchfall der Kleinen nie zu leicht. Leiden kleine Kinder an leichtem Magenkatarrh, der sich durch Erbrechen von unverdauter Milch und sauer riechen der Flüssigkeit kennzeichnet, so gebe man dem Kinde nur wenig Nahrung and lasse eS das bekannte Kinderpnlver einnehmen. Dieses Kinderpulver besteht aus einer Mischung von Rhabarber- und Magnesiapulver und ist von ausge- zeichneter Wirkung. Rhabarber wirkt nämlich in kleinen Mengen stärkend auf den Magen und zusammenziehend, erst in großen Mengen kommt seine gelinde abführende Wirkung zur Geltung. Hilft Hei dem Brechdurchfall der Kinder das genannte „Kinderpulver" nicht, so wende man die „wässerige oder weinige Rhabarbertinktur" an. Am besten gießt man 10 bis 15 Tropfen in ein schleimiges Getränk. Tritt auch nach diesem Mittel keine Besserung ein, so hole man sofort den Arzt. Neues vom Tage. Breslau, 4. Juli. In der vergangen Nacht ist aus der Strafanstalt Strtegau der zu 8 Jahren Zuchthaus'ver- urteilte Schlosser Bareck entsprungen. Bisher fehlt jede Spur von dem entflohenen Bareck, der noch 6 Jahre zu verbüßen hatte. Einbeck, 4. Juli. Durch Großfeuer wurde heute morgen gegen 6 Uhr die große Hollenstedter Getreidemühle eingeäschert. Etwa 2500 Sack Mehl nebst Getreidevor räten sind verbrannt. Sämtliche Maschinenanlagen sind zerstört. Hamburg. 4. Juli. Die Apparate der Hauptstation sür Erdbebenforschung registrierten in den letzten Tagen wiederum mehrere Erdbeben. München. 4. Juli. Bei der Generalversammlung der Krankenkasse der selbständigen Händler und Gewerbe treibenden Deutschlands in Rttinchen, in -er die Legalisation beantragt werden sollte, kam es zu tunrultuarischen Szenen. Es wurde die Absetzung des Vorstandes wegen Unredlichkeit beantragt, nachdem aus der Mitte der Versammlung heraus unter stürmischem Beifall die Frage gestellt war, wer von den Vorständen der größte Lump sei. In den: darauf fol genden Tumult wurde die Vorstandschast mit Ausrufen wie: Schwindler, Lumpen und Gauner überschüttet. Der Vorsitzende, der die Zwischenrufer ausschließen wollte, wurde mnringt, durchgeprügelt und mit Fußtritten und Schlägen traktiert, am Boden durch den Saal gestoßen und schließlich zur Tür hinausgeworsen. Hierauf wurde eine Vertretungs kommission gewählt und bei der Polizei die sofortige Sper rung der Kasse beantragt. Schwerin, 4. Juli. In den: Prozesse wogen Durch stechereien in der Irrenanstalt Sachsenberg wurde heute abend das Urteil gefällt. Es lautet gegen den Angeklagten Schulz auf vier Jahre Zuchthaus, 3000 Mark Geldstrafe und fünf Jahre Ehrverlust. Die Bestechnngsgelder fallen an die Staatskasse. Ein Jahr soll als durch die Unter suchungshaft verbüßt angerechnet werden. Gegen Will wurde auf 1 Jahr 6 Monate Gefängnis, 3000 Mark Geld- strafe erkannt. Sechs Monate werden als durch die Unter suchungshaft verbüßt angerechnet. Gegen Berwald lautet das Urteil auf 500 Mark Geldstrafe, gegen Wilck auf 2 Jahre 6 Monate Gefängnis, 2000 Mark Geldstrafe. Die Angeklagten Müller, Nndigam und Hintzpeter wurden zu je 6 Monaten Gefängnis verurteilt, die als durch die Unter suchungshaft verbüßt angerechnet werden. Die Angeklagte Scharfenberg wurde zu 8 Monaten Gefängnis und 300 Mk. Geldstrafe verurteilt, der Angeklagte Bvack zu 1700 Mark Geldstrafe, wovon 1200 Mark bezw. 120 Tage auf di» Untersuchungshaft angerechnet werden. Tie Kvsten fallen sämtlichen Angeklagten zur Last. Weimar, 5. Juli. Der Rittergutsbesitzer Brauns in Holzdorf wurde von der Strafkammer des hiesigen Landgerichtes nach zweitägiger Verhandlung wegen des be kannten Antomobilunglückes am 15. April, bei dom der hiesige Kunstmaler Schnitze überfahren und sofort getötet wurde, zu drei Monaten Gefängnis und Tragung sämt licher Kosten verurteilt. London, 5. Juli. „Telegraph" und „Chronicle" meldet, daß Schießversuche mit Armeegewchren vorge nommen würden unter Verwendung neuer Gewehrkugeln, die sich von der bisherigen Kugel nur dadurch unterscheiden, daß die Mündung zu einer längeren Spitze ausläuft. Die Schnelligkeit der Kugel beträgt 400 Fuß in der Sekunde. Die Flugbahn ist um 1000 ?)ards gesenkt bei einem Winkel von 20 Grad. <2 Telegramme. Kopenhagen, 4. Juli. Die Jacht der Kaiserin „Iduna" ist heute abend, begleitet von einem Torpedoboot, hier eingetroffeu. Fredensborg, 4. Juli. Nach der Rückkehr aus Frederiksborg unternahm der Kaiser eineil Spaziergang im Schloßpark. Um 6 Uhr fand Tee und um 6 Uhr Familien tafel zu 60 Gedecken statt. Um 9(/> Uhr war Souper. Nach dem Souper hielten die Herrschaften Cercle ab und dann fand im Gartensaale musikalische Soiree statt. ^ Paris, 5. Juli. Der konservative Deputierte Jules de la Nocho verständigte den Minister des Aeußcren, Pichon. das; er in der heutigen Kaminersitzimg eine Anfrage über die Reise Etiennes nach Deutschland an ihn richten werde. Der Minister erklärte sich bereit, diese Frage zu beant worten. London, 4. Juli. Im Oberhause schilderte der erste Lord der Admiralität die Stärke der englischen und der ausländischen Flotten und kommt zu dem Resultat, daß mit dem aus Schlachtschiffen bestehenden Teile der Kanal slotte keine andere Flotte der Welt einen Vergleich aus- halten könne. Hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der Heimatflotte hätten die Versuche inbezug auf Schnelligkeit und Treffsicherheit ergeben, das; dicselbe eine furchtbare Waffe sei. Oaklan-d (Kalifornien), 4. Juli. (Auf deutsch- atlantischem Kabel.) Der Staatssekretär der Marine, Metealf, bestätigt die Meldung, das; 16 Schlachtschiffe der Vereinigten Staaten inr nächsten Winter nach dem Stillen Ozean abgehen Werden und erklärte, das; diese Flotten- bewegling vom militärischen Standpunkte aus keine Be deutung habe. Er tritt im Hinblick auf die schwebenden Gerüchte der Auffassung entgegen, das; die Flotte wegen der möglicherweise eintretenden Verwickelungen mit Japan in den Stillen Ozean gehe. Theater und Muftt I Residenztheater. Die Aufführung von Halbes Drama „Jugend", die am Mittwoch von der Direktion Linsemann zum ersten Male gegeben wurde, war in jeder Beziehung eine lobenswerte Darstellung. ES sind eine Reihe von Jahren dahin gerollt, als wir das Stück zum ersten Male saben. Wie damals, so hat es auch jetzt wieder auf unser Gemüt seine tiefe Wirkung nicht verfehlt. In dem Stücke ist alles ungekünstelte Natur bis auf den polnischen Kaplan, der in seinem undenkbaren Fanatismus uns anwidert wie eine Gestalt aus einem Tendenzroman. Solche Geistlichen, die ihr Beichtkind also kür die Sünden der Mutter peinigen und quälen und ihm jede Fröhlichkeit damit vergällen wollen, existieren Gott sei Dank nicht. Ja, die Seelenangst, die er dem armen Kinde einjagt. ist ein dramatisches Moment in der Dichtung, aber die „Dresdner Zeitung" versteht zwischen Dichtung und Wahrheit nicht zu unterscheiden. wenn sie bissig schreibt: „ES lag Größe und Tragik in diesem Fanatiker, der von jener Art ist. aus der die Ketzerrichter der alleinseligmachenden Kirche bervor- ginaen." — Ketzerrichter gab es doch auch im Protestantismus, vielleicht mehr als im Katholizismus. Aber der Kaplan gehört der Gegenwart an, und da sind wir glücklich über die Zustände des 1«. und 17. Jahrhunderts bereit« hinaus. Der Pfarrer Hoppe, den Herr Kahle ohne Uebertretbung und salbadernden Tönen sehr gut gab. ist das Bild eines katholischen Seelsorgers, wie sie in Wahrheit existieren. Wir müssen dem Dichter dankbar sein, daß er der Versuchung