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los, aber die wilde Jagd der reichen Kilometerfresser geht weiter. Ist das Gerechtigkeit? Die unvernünftigen Auto mobilisten mögen aus diesen und ähnlichen Auslassungen er sehen, wie ihre Ausschreitunen auch ernste Politische Neben Wirkungen herbeifiihren müssen. — In der württembergischen Ersten Kammer machte am 4. d. M. der Präsident der Zentralstelle für Landwirt schaft von Ow die Regierung darauf aufmerksam, -aß nach seiner Kenntis in Frankreich die Absicht bestehe, massenhaft Wein nach Deutschland zu werfen, um der: notleidenden Winzern zu helfen. Die französischen Weine würden zu 12 Mark pro Hektoliter angeboten. Der Minister Peschek erklärte, die Negierung iverde ein wachsames Auge haben, und besonders darauf achten, ob die französische Regierung versteckte Ausfuhrprämien gewähre. — In der württkmbergischm Zweiten Kammer teilte l>eute der Ministerpräsident von Weizsäcker mit, er habe auf der >ivnferenz in Frankfurt a. M. erklären lassen, für Würt temberg sei die Frage der Betriebsmittelgemeinschaft ent sprechend dem nationalen Gedanken durch den bayrischen Vorschlag einer Witerrvayengemeinschaft nicht erledigt. Selbstverständlich würde sich Württemberg in loyaler Weise an den >weiteren Verhandlungen beteiligen, behalte sich aber für den geeignetm Zeitpunkt Vorschläge vor. — Bei der Neichstagsersatzwahl im Wahlkreise Mittel sranken V-Tinkelsbühl wurde Niederlöhner (kons.) mit 1200 Stimmen Mehrheit gewählt. — Die GrwerbSeinkünfte der deutschen Staaten sind in den letzten 2 Jahren in recht erfteulicher Weise gestiegen. Sie stiegen in Preußen von 1034.8 Millionen im Jahre 1001 auf 2690,2 Millionen im Jahre 1906, in Bayern von 251,9 auf 314.7. in Sachsen von 184,4 auf 237,1. in Württemberg von 101,2 auf 114 3, in Baden von 80,7 auf 97,3, in Hessen von 32.4 auf 55,0, in Mecklenburg. Schwerin von 20,7 auf 23.8, in Braunschweig von 16,4 auf 16,2, in Oldenburg von 12.4 auf 14,6, in Hamburg von 9.6 auf 11,2, in Elsaß-Lothringen von 9.1 auf 9.6, in Bremen von 4.3 auf 7.7, in Sachsen-Meiningen von 3.1 auf 4,8, in Sachsen-Weimar von 3.1 auf 3.7. in Mecklenburg-Strelitz von 2.2 auf 2,6, in Lübeck von 2.4 auf 3,1, in Schwarzburq-Rudolltadt von 1.3 auf 1.5. in Sachsen-Altenburg von 0,2 auf 0.6, in Lippe von 0.2 auf 1,0 Millionen. In Schwarzburg-Sondershausen blieben die Erwerbseinkünfte auf 1.2. in Sachsen-Koburg-Gotha gingen sie von 2.2 auf 1.7. in Anhalt von 7.7 auf 7,0 Millionen zurück. Gleich 0.0 sind Erwerbseinkünfte von Waldeck. Reuß ä. L. und Schaumburg-Lippe. Neuß j. L. aber hatte 1906 0.3 Millionen. Oesterreich-Ungarn. — Im österreichischen Abgeordnetenhaus gab bei der Verhandlung über die Dringlichkeitsanträge betreffend die Vorgänge bei den Wahlen in Galizien der Minister des Innern Freiherr v. Bienirth eine authentische Darstellung der Vorfälle. Aus den Erhebungen gehen hervor, daß die Polizei beziehungsweise Gendarmerie erst nach wiederholten Ermahnungen, sowie zum Schutze ihrer Person nach mehreren Gewaltätigkeiten der Menge angriff und von der Waffe Gebrauch machen mußte. Angesichts der eigentüm lichen Verhältnisse in Galizien könnten die Vorgänge nicht überraschen. Der Minister w'es dann unter lebhaftem Beifall der Polen auf das allerentschiedenste die gegen den Statthalter von Galizien gerichteten Angriffe zurück. Aus den eingeleiteten Erhebungen habe sich ergeben, daß namentlich die gegen die Bezirkshauptleute erhobenen Be schuldigungen unzutreffend seien, keinesfalls aber von einem System der Wahlbeeinflussung die Rede sein könne. Der Minister bat schließlich um Ablehnung der Dringlichkeit. — Im ungarischen Abgeordnetenhause verlaß der Kroate Supilo eine Erklärung, in d» er gegen die Dienstprag- matik und die Festsetzung des Magyarischen als Eisenbahn- dienstsprache protestiert. Durch schärfe Handhabung der Hausordnung an der Obstruktion behindert, wollen die Kroaten an den Beratungen nicht mehr teilnehmen, sondern ein weiteres Vorgehen von der Entschließung des kroatischen Landtages abhängig machen. Sie verließen hierauf den Saal. — Graf Nigra über den Tod des Kronprinzen Rudolf. Der jetzt verstorbene italienische Botschafter Graf Nigra hatte bei Lebzeiten, wie ein Telegramm aus Nom meldet, gelegentlich einer Unterhaltung einem Freunde interessante Einzelheiten zu dem Tode des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich gemacht, die jetzt iin „Corriere della Sera" veröffentlicht werden. Der Gewährsmann machte am Tage nach der Katastrophe Nigra einen Bestich nnd äußerte im Lause des Gespräches seine Verwunderung, daß der Kron prinz Rudolf sich selbst gemordet haben sollte. „Was?" fiel ihm Nigra ins Wort, „man hat ihn getötet!" „Ja wohl, man hat ihn getötet, und zwar in ganz scheußlicher Weise." lind nun erzählte Nigra, wie er an jenem Unglücksmorgen als erster aller Botschafter, ja noch vor dem Kaiser, in Mayerling eintraf. „Der Kron prinz lag auf dem Bett, mit einer breiten weißen Binde um Stirn und Schläfe. Der Kammerdiener Loschek, der mich kommen hörte, führte mich sofort zu dem Toten, und als er meinen fragenden Blick sah, hob er die Binde auf: „Hinter den Schläfen war ein so großes Loch, daß man die Faust hätte hineinlegeu können!" Bei diesen Worten hob Nigra die Faust empor, wie um das Bild anschau licher zu machen. „Die Schädeldecke war wie durch einen Schlag mit einer Flasche oder einem dicken Stock völlig zertrümmert, es war fürchterlich! Haare und Knochen splitter waren mit der Gehirnmasse vermischt. Die Wunde war fast über dem Ohr hinten, so daß der Kronprinz sie sich unmöglich hätte selbst beibringen können. Nochmals, keine Spur von Selbstmord. Es war Mord! Ich kann es Ihnen versichern. Kurz nachher kam der alte Kaiser, der in Tranen ausbrach, während ich ihn mit meinen Armen stützte." Hier bemerkte Nigra plötzlich, daß er zu frei geredet hatte, und er brach das Gespräch ab. indem er lächelnd die Bitte aussprach, ihn nicht bloßzustellen. Italien. — Der 100. Geburtstag Garibaldis, der durch Gesetz zum Nationalfeiertag erklärt wurde, wurde am 4. d. M. im ganzen Lande durch Veranstaltungen in festlicher Weise gefeiert. In Rom waren die Gebäude beflaggt und in den Straßen herrschte ein Huntes, festliches Treiben. Die GeschLftSläden waren gesperrt. Vormittags veranstaltete daS Parlamentarische Komitee eine Gchenkfeier auf dem Kopitol, der der König Viktor Emanuel, die Minister, zahlreiche Senatoren und Deputierte, sowie die Notabili- täten Rom- beiwohnten. Der Gartbaldianer Abba, einer der Teilnehmer an dem Zuge der Tausend, hielt die Ge denkrede, die mit großem Beifall ausgenommen-wurde. — In der Deputierteukammer hielt der Präsident eine Gedächtnisrede für Garibaldi, die von der Versammlung stehend angehört wurde. Die Rede wurde von Beifallsrufen unterbrochen und der Schluß mit Hochrufen auf Garibaldi ausgenommen. Der Ministerpräsident dankte für die glän- zende Ehrung Garibaldis und ersuchte, eine DankbarkeitS- kundgebung für diesen zu veranstalten durch sofortige Ge nehmigung eines Gesetzentwurfes zugunsten der Veteranen der nationalen Kriege. Der Entwurf wurde mit 220 gegen 6 Stimmen angenommen und sodann die Sitzung mit Hurrarufen für Garibaldi aufgehoben Niederlande. — Zur Haager Konferenz. In der zweiten Unterkom- mission der ersten Konrinission der Friedenskonferenz, deren Vorsitz Leon Bourgeois führt, gelangten die deutschen und englischen Anträge betreffend die Errichtung eines inter nationalen Prisennppellationsgerichtshofs zur Beratung. Der deutsche Delegierte Freiherr Marschall von Bieberstein hielt eine Rede, in der er darauf hinwies, daß gegenwärtig das Gericht eines jeden kriegführenden Landes, das die Prise gemacht hat, über die Gültigkeit der selben abzlmrteilen hat. Man könne von einein solchen Gericht immer annehmen, daß es keine genügende Gewähr für die Unparteilichkeit biete, weil dve Prisen im allgemei nen für Rechnung der Staaten gemacht würden. Der Staat sei denniach Richter in eigener Sache. Mail wende ein, daß inan erst der Abfassung einer Gesetzessammlung bedürfe, bevor man einen Gerichtshof errichtet, der das Gesetz anzu- tvenden habe. Die Herstellung einer Gesetzessammlung bilde aber einen Teil des Programms der Konferenz. Red ner fuhr dann fort: „Ter deutsche Vorschlag wolle, daß die Berufung der Beteiligten selbst gestattet sein soll. Er ge steht den Untertanen der Kriegführenden und der Neutralen dasselbe Bernfungsrecht zu, was den modernen Grundsätzen gemäß erscheine, nach denen ein Krieg nicht gegen Unter tanen, sondern gegen Staaten geführt werde. Der deutsche Vorschlag setzt die Berufung nach dein ersten Urteil fest, was das Verfahren vereinfachen und abkürzen und zugleich Empfindlichkeiten fernhalten würde, die eine Kritik der Ur teile eines hohen nationalen Gerichtshofes wachrufen könn ten, besonders wenn diese Urteile aufgehoben würden. Der Vorschlag wählt Haag als Sitz des internationalen Prisen gerichtshofes und gibt dem Bureau des schon bestehenden permanenten Gerichtshofes die Funktionen einer Kanzlei, einer neuen Einrichtung, der so durch die Autorität des ständigen Gerichtshofes ein höheres Ansehen verliehen wird. Der deutsche Vorschlag möchte, daß dem internationalen Prisengerichtshofe zwei von den Kriegführenden zu er nennende Admirale beigeordnet wurden. Ter deutsche Vor schlag, daß dein internationalen Prisengerichtshofe zwei Admirale beigeordnet würden, bezwecke,, in den Gerichtshof durchaus fachmännische Elemente einzusühren. Die Zu ziehung von zwei Admiralen würde keinen überwiegenden Einfluß ans üben. Tie Idee der Einrichtung eines Prisen gerichtshofes habe schon 30 Jahre lang das Institut für internationales Recht beschäftigt, dessen Arbeiten den deut schen Antrag beeinflußt hätten. Darauf begann die Dis kussion über den Fragebogen, der von Fry, Kriege und Re nault ausgestellt ist. Fry-England ist einverstanden, beson ders mit den: ersten Punkte: Ist es nötig, einen internatio nalen ApPellgerichtShof für Prisen zu errichten? Bourgeois gibt dann ein Resümee der Lage und schlägt als Präsident vor, die Frage zuerst im allgemeinen und dann im besonde ren zu erörtern. Hieran Moß sich ein Meinungsaustausch. Man ging sodann zu Artikel 4 des Fragebogens über, der die Frage behandelt, ivann der internationale Gerichtshof in Funktion treten soll. Auch in dieser Beziehung tauschten Fry und Kriege ihre Ansichten aus. Porter-Amerika und .Hagernp-Norivegen behielten sich das Recht vor, nochmals ans gewisse Fragen zurückzilkonimen, die bereits in den De batten erörtert wurden. Hierauf wurde die Sitzung ge schlossen. — Am Mittwoch traf im .Haag das erste Sub- komitee der ztveiten Kommission der Friedenskonferenz zu sammen, mir über die Verbesserungen der Bestimmungen betreffend die für den Landkrieg geltenden Gesetze und Ge bräuche zu beraten. Hierzu liegen zahlreiche Anträge vor: Der erste Delegierte für Kuba, Professor de Bnstamante stellte einen Antrag betreffend die Internierung und die Auskirnftsbnreans, der bezweckt, daß die Listen, welche über die einzelnen Gefangenen Auskunft geben, möglichst voll-, ständig sein sollen. General den Beer Poortugael (Nieder- lande) beantragt, es soll untersagt sein, die Bevölkerung eines okkupierten Gebietes zur Auskunftserteilung gegen die eigene Armee oder das eigene Land zu zwingen. — Weiter verlangt er, daß Todesstrafen nur auf grund eines vom Höchstkommandierenden bestätigten' Urteils eines .Kriegsgerichts vollzogen werden dürfen. Der deutsche mili tärische Delegierte General von Gündell beantragt, daß die aus Freiwilligen gebildeten Miliztruppen mit einem von weitem sichtbaren Abzeichen versehen seien, ferner, daß die Bevölkerung, die sich im Augenblicke eines feindlichen Ein falles erhebt und nicht die Zeit hat, sich den strikten Regeln und Gepflogenheiten des Krieges anzupassen, nichtsdesto weniger die Waffen offeir tragen müsse, weiter, daß nicht nur die Bevölkerung eines okkupierten Gebietes, sondern auch alle Bürger eines Landes nicht gezwungen werden können, gegen ihr eigenes Land zu kämpfen, und schließlich, daß die Unverletzlichkeit des Eigentums des Feindes auch auf vertragsmäßige Rechte ausgedehnt werden solle. Zwei Anträge des militärischen Delegierten Oesterreich-Ungarns, Generalmajors Frech rrn Giesl von Gieslingen, bezwecken, daß in einem okkupierten Gebiete außer der Ehre und dem Rechte der Familie auch die Grundsätze der Unverletzlichkeit des Privateigentums respektiert werden und ferner, daß in die Aufstellung der verschiedenen Transportmittel, welche zurückgegeben werden können oder für die eine Entschädi gung zu leisten'ist, auch die neuen technischen Erfindungen, wie Automobile und dergleichen, nrit einbegriffen werden Endlich liegt ein Antrag des ersten spanischen Delegierten Billa de Urratia vor, wonach kriegsgefangene Offiziere nicht als Arbeiter verwendet werden dürfen. — Zur Friedenskonferenz. Der römische Bericht- erstatt» des „Figaro" meldet. Präsident Roosevelt habe vermittelst de- Erzbischofs von New-Dark dem Papst feine Vermittlung angeboten, damit auch der Vatikan einen Der- treler auf der Haager Konferenz habe. Der Zar sei diesem Gedanken günstig gewesen. Der Papst habe aber dankend abgelehnt, weil er sich für Politik nicht interessiere. — Wie der ZentralauSkunstSstelle der kathol. Presse mit- geteilt wird, ist an der ganzen Sache nicht ein Körnchen Wahrheit. Frankreich. — Die Bürgermeister aus der Umgegend von Mont pellier haben für den kommenden Sonntag eiwe große Versammlung der Bürgermeister und Gemetnderäte einbe- rufen mit dem Programm: Welche Maßnahmen sind not- wendig, um den Frieden im Süden Frankreichs wieder herzustellen. Nr» Klan». — Der Nowoje Wremja wird aus London gemeldet, daß die englische Regteruug 90 000 Gewehre nebst Patronen, die auf dem Seewege nach Rußland exportiert werden sollten und einen Wert von 4 Millionen Rubel haben, konfisziert hat. Die Nowoje Wremja bemerkt dazu, durch eine Einfuhr in diesem Umfange könne eine ganze Armee bewaffnet werden. ES sei daher kaum denkbar, daß dieser Waffentransport für den finnländlischen Verband bestimmt gewesen wäre. Balkan. — ES verlautet, daß der serbische Konsul in ile-küb und der bulgarische Handelsagent, solche alle serbischen Konsuln und bulgarischen Handelsagenten in Mazedonien Befehl erhalten haben, darauf hinzuwirken, daß die gegen- festigen Bandenkämpfe, überhaupt die Kämpfe zwischen beiden Nationen aushören. l Marokk». — Äaid Maclcans Gefangennahme durch Raisulr findet wenig Beachtung in der englischen Presse, die keinen Grund zu einer englischen Einmischung sieht. „Tribuna" sagt: Wenn ein maurischer Beamter den Kopf in eine Fuchshöhle steckt/ muß er auf einen Biß gefaßt sein. „Daily Graphic" vergleicht die Geschichte der Gefangennahme mit einer Szene aus der komischen Oper, während „Daily Expreß" an den Hauptmann von Köpenik erinnert. Jeden falls wird England es dem Sultan von Marokko, dessen Beamter Maclean ist, überlassen, das Lösegeld von 100 000 Duros zn zahlen, das von dem Oberbefehlshaber über die internationale Polizei und der Paschastelle in Tanger von Raistrli als Bedingung für die Freilassung Macloans ge fordert wird. Aus Stadt und Land. kMittetlunaen aus unserem Leserkreise mit NamenSfertiguna für diese Ruvrik find der Redaktion allezeit willkommen. Der Name des ikinsenserS bleibt Geheimnis der Redaktion, ilnonyme Zuschriften müssen unberücksichtigt bleiben.) Dresden, den k. Juli 4907. Tageskalender für den 6. Juli. 1901. -s Kürst Chlodwig zu Hohenlohe, ehemalig» Reichskanzler. — 1842. * Maximilian, Kaiser von Mexiko. — 1648. * Phi osoph Gottfried Wilhelm Leibnitz zu Leipzig. —* Wetterprognose veS König l. Gächs. meteoro logischen Instituts zu Dresden für den 6. Juli: Trocken und ziemlich heiter, schw che Luftbewegung, warm. —* Die Königsreise in der Lausitz. Ueber den Empfang und Aufenthalt Sr. Majestät des Königs in Schirgiswalde wird uns noch geschrieben: Voll freudiger Erregung waren am Vorabend des Empfanges Sr. Majestät des Königs alle Hände tätig, unser idyllisch gelegenes Städtchen würdig zu schmücken für den Besuch unseres Landesherrn. Trotz des gewitlerähnlichen Regens, welcher gegen Abend einsetzte, wurden die Dekorationen mit Aus dauer und Freudigkeit zur Vollendung gebracht. Früh, als der geradezu fürchterliche Regen nachgelassen hatte, prangte unsere Stadt im vollen Festschmuck. Die hin und wieder fallenden Tropfen waren nicht imstande, der begeistert harrenden Bevölkerung die Stimmung zu verderben. Se. Majestät traf mit kleinem Gefolge früh 9 Uhr mittelst Hofzuzes hier ein. empfangen von den Herren Kreis- und Amtshauptmann. Herr Bürgermeister Vogt übernahm hierauf die Führung durch die Stadt. Am Bahnhof wurde Se Maj. zunächst durch eine Schülerin der kath. Volksschule begrüßt und dann nach der kath. Kirche geleitet. Hier empfing der hochwürdigste Bischof Herr Dr. Schaefer mit Gefolge mehrerer geistlicher Herren den Landesfürsten. Nach kurzem Besuch unseres herrlich gelegenen Gotteshauses wurde der Rundgang nach dem Marktplatz fortgesetzt. Sämtliche Vereine von Schirgiswalde. die königl. Behörden, die Gemeindevertretungen von Kirschau, Crostau und Callenberg usw. sowie die Stadtvertretung hasten hier Aufstellung genommen. Nach einer kurzen, aber inhalt reichen Ansprache des Herrn Bürgermeisters erfolgte die Vorstellung der Erschienenen, worauf Seine Majestät auf seinem Rungang zahlreiche Personen durch Ansprachen aus- zeichnete. Alsdann begab sich der hohe Besuch nach der evangelischen Kirche, woselbst wieder Empfang durch den evangel. Kirchen- und Schulvorstand stattsand. Nach kurzem Verweilen in der Kirche, fuhr Se. Majestät alsdann mit Gefolge nach dem hiesigen Domstistlichen Rittergut, um als Gast des hochw. Herrn Bischofs das Frühstück einzu nehmen. Während desselben trug der Männergesangverein einige Lieder vor. Wie im Fluge war die Zeit vergangen und gegen ^ 11U hr vorm, verließ der hoheGast dieStadt mittelst Automobil, begleitet von den Hochrufen der zahlreich herzu- geströmten Bevölkerung. Die Stadtvertretung hat aus Anlaß der Anwesenheit S. Maj. eine Stiftung von 3000 Mk. errichtet, deren Zinsen zum Zwecke der Unterstützung armer und bedürftiger Kranker verwendet werden. Aus gleichem Anlaß' spendete die Gutsherrschaft de» hochw. DomstiftS St. Petri in Bautzen 3000 Mk. für da» hier zu errichtende König - Albert - Stift. Wiewohl der Sonnenschein fehlte, um da» landschaftlich schöne Bild, da» unsere Heimat bietet, ins rechte Licht zu rücken, so lag doch ein echter Freudenschein auf den Gesichtern aller Anwesenden. Der