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Dummer 76 — 23. Jahrgang «mol wöchrutl. verugrprrlrr für MärzSLK Rnst-Mark UnreistkN r Berechnung der Anzeigen nach Rrnt.-Mark Kreise: Dir eingespaltenr Prtitzeile 2«<). f. Familien- u. BereinSanzeiaen, Gesuche 1k ^. Die Petit. Reftamezeil» kümm breit,! Offertengrbühr sür Selbstabholer 15<;. bei Ilrbellendruig dmck die Post außerdem Portozuschlag, kreir für Me Mnrelnummer »o »enten«rkennig. veschästlicher Teil: Jose» Kohmann. Dresden SMlMe Sonnabend, 29. März 1924/ Im Falle höherer Gewalt erlischt jede «erpflichtmig au Lieferung sowie Erfüllung von Anzeigen-Aufträgen un> Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich und durchFern sprecher übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandte und mit Rllckvorti nicht versehene Manuskipte werden nicht ausbeivahrt Sprechstunde der Redaktion ü bis 0 Uhr nachmittag« Hauptschrstüeiier: Dr. Josef Albert» DreSdei Tageszeitung für christliche Politik und Kultur «rsiväftSftell« der «iichftsch»» und Druck «md Verlag > Saro»ia-Bu»dnilkeret NinbH., ^ Dresden-«. IS, Solbelnstrabe SS, Frrimg sr?A, Post. scheMont- Dresden »<1M Mil KW ' Ae Kklt Her M ' M me Mn Redaktion der Sächsischen »volkSzettuua « Dresden-A. IS, Holbelnstrahe SS. gernrnl W7A ^--e und WKW Die fertigen Sachverftändigenberichte Die Wiederkunft Poincarö» — Die neue Kabinettsbildung — Ausscheidung der Mehrzahl der alten Mitarbeiter — Lloyd George« Kampf gegen die aub««potttifche Haltung der englische« Negierung Mitlmlh »der D«««n»t«g , Paris, 28. Mürz. (Trahtbericht.) Es wird «cineldct. daß dl« btioen Sachverständigenbrr chtr entweder am Mittwoch oder am Donnerstag kommender Woche der ReparationskonS Mission überreicht werden. D«e Mitglieder der Rrparatlons- kommission werden unter dem Vorsitz Barthous die Sachverstitn- digrn und Präsidenten der beiden Komitees in feierlicher Sitzung empfangen. T» beiden Berichte werden unverzüglich der Presse «utgetellt werden. Die Neubildung des stmSsW« Ksbiuktts PariS, 28. März. Gestern abend begab sich Poincare nach dem Elysee nm de,n Präsidenten der Republik Kenntnis zu geSdn von den am Nachmittag geführte» Verhandlungen. Poinrare er- klärte, daß er die Bildung deS Kabinetts übernehmen würbe. Paris, 28. März. Wie HavaS erfährt, hat Poincare gestern abend Millerand di- leitenden Gedanken vorgetragen, die er bei -er Kabinettsbildung zur Geltung zu bringen gedenke. Sie be ziehen sich auf eine weitgehende Umgestaltung des ehemaligen Ministeriums, ferner auf die aus Sparsamkeitsrücksichten not- wendig gewordene Herabsetzung der Zahl der Ministerien und Un- terstäatssekretariate. Es kann als wahrscheinlich gelten, daß folgende Minister und Unterstaatssekretäre des früheren Ministe riums Poincare in das neue übertreten werden: Maginot, Le Troguer, Colat, Reibel »md Cheron. DaS Hygleneministerium soll an das ArbeitSmintsterium angegliedert und das Ministerium der besetzten Gebiete in ein Unterstaats» sekretariat beim Finanzministerium umgewandelt werden. Die endgültige Verteilung der Portefeuilles wird erst heute beginnen. Poincare bleibt Minister des Aeußeren. Sehr wahrscheinlich behält Maginot das Kriegsministerium und Le Troguer das Ministerium für öffentliche Arbeiten. Von neuen Ministern werden genannt Francois Marsal für die Finanzen u. Bokanowzkt für Handel und Kolonien. DaS neue Kabinett wird Voraussicht- sich morgen noch nicht gebildet werden. Ei« DMH Asquiths im U«tnh««se London» 28. März. Im Unterhaus« stellte gestern ASquith die Anfrage an die Regierung, wann sie dem französischen Gelb» buch entsprechende Aeusierungen der Regierung veröffentlichen würde und welchen Stand gegenwärtig die Frage der Sachverstän digenberichte über die deutsche Leistungsfähigkeit einnehme. Er fragte weiter, welche Schritte die englische Regierung gegen die französische Wirtschaftspolitik im Nuhrgebiet zu unternehmen ge. denke, um die englischen Interessen zu wahren. Ferner wünsche «r zu wissen, was von seiten des englischen Delegierten Lord Farm vor in der letzten Sitzung deS Völkerbundsrates in der Frage der Saarverwaltung geschehen sei. Ministerpräsident Macdonald erwiderte: Die dem fran zösischen Gelbbuch entsprechenden englischen Dokumente seien so weit fertiggestellt, daß sie nach wenigen Ueberprüfungen in die Hände der Parlamentsmitglieder gelangen könnten. Wann die Sachverständigenausschüsse der RcParationSkommission ihre Be rschte herausgeben werden, wisse er nicht. Die Sachverständigen seien nicht Vertreter der englischen Regierung, sondern Beaus- fragte der RevarationSkommiffion. Die englische Regierung habe sich deshalb auch niemals in die Arbeiten der Sachverständiqen eingemischt. Die Sachverständigen hätten der RcparationSkom- Mission Bericht zu erstatten und diese werde dann alle beteiligten Regierungen informieren. Die englische Regierung werde diesen Bericht eingehend nach seiner finanziellen und politischen Seite prüfen und werde erst dann in der Lage sein, sich mit den anderen beteiligten Regierungen über eine gemeinsame Politik auSein- änderzusetzen. Mit Bezug auf die zwischen den französischen Behörden und den deutschen Jndustriegesellschaften getroffenen Abkommen er klärte der Premier: Bis jetzt sei die Regierung noch nicht zu der Auffassung gekommen, daß diese Abkommen ihrem Inhalte wie iluer Wirkung nach dem FriebenSvertrag von Versailles und den verschiedenen NeparationSverträgen widersprechen. In bezug auf eine Behauptung ASguithS, die im Friedens- Vertrag vorgesehnen Koinmissionen und Komitees besäßen vorwie gend militärischen Charakter, antwortete Macdonald, cS seien von diesen Kommissionen Versuche unternommen worden, sich Rechte und Kompetenzen anzumaßen, die ihnen nicht zustehe«. Die englische Negierung strebe danach, baß im Interesse einer baldigen endgültigen Befriedigung diese Kommissionen gezwungen werden müssen, sich streng an die ihnen zugewiesenen Aufgaben zu halten. Der Ministerpräsident wandte sich dann der Sicherheits frage zu und erklärte, eS habe keinen Sinn, wenn jetzt Frank reich und England die Frage der Sicherheiten diskutieren, bevor Nicht die beute auf Europa lastenden Riesenprobleme gelöst seien, deren Ungelöstheit doch die Sicherungen am meisten gefährde. Erst wenn alle diese Schwieriakeiten beseitigt wären, sei die Zeit ge kommen, das ganze politische Gewicht deS Staates darauf einzu stellen. Er sei daher überzeugt, daß Frankreich niemal» volle Sicherheit erlangen werde, wenn e» sich auf «tue Reihe von Ton. dcrverträge» zu stützen gedenke. Deutschland müsse früher oder später in die Reihe der Staaten wieder einrücken, die man die ver- handlnugsfähigen Staaten Europas nennen könne. Zum Schluffe ging Macdonald auf die Saarfrage ein, insbesondere auf die Frage, warum daS französische Militär noch nicht aus dem SaargcbießGurückgezogen worden sei. Er stelle fest, 'fS sei auf Grund der gegenwärtigen Finanzlage des Saargebietes Nnmöglich gewesen, mehr als 200 Geirdarmen in das Gebiet zu Mingen, Die letzte« Vertki-izunllrredk« im IkiDkrvroskß Ter Oberstaatsanwalt beharrt a»f se.nem Standpunkt. L« pzig. 28. März. Ter Zetgnerprozeß begann am Don nerstag früh mit dem Plädoyer des zweiten Verteidigers Dr. Zeigners, Rechtsanwalt Marschncr, der u. a. ausführte, er appelliere nicht an das Gefühl der Richter, sondern an den juristischen Verstand. Eine Begünstigung des MöbiuS durch Dr. Zeigner liege sicher nicht vor. Seit oer Ent scheidung des Reichsgerichts, auf die sich der Standpunkt der Anklage bezüglich der Verjährung stützt, haben sich die Dinge gewandelt, nicht nur iin bürgerlichen Recht. Sinn und Zweck deS Gesetzes svrechen dagegen, daß ein Abgeordneter schlechter dastehen solle als ein anverer. Ter Sinn der Verjährung ist der, daß nach einer gewissen Zeit auch über strafbare Handlungen Gras wachse»» soll. Ich bitte iin Falle der Aktenvernichtiing um Freisprechung oder besser um Einstellung des Verfahrens. Iin Fall Trommer kann vo» einer Erpressung nicht die Rede sein. Wenn überhaupt eine Drohung vorliegt, so ist diese nur aus Aerger erfolgt. Tie ganze Angelegenheit war nichts als eine unverschämte Bettelei des Möbius. MöbiuS wollte sich durch den Spitzbart unkenntlich machen, weil er bemerkt hatte, daß Trommer nach der Polizei telephonierte. In den Fällen Brandt und Friedrichsen wirft oie Anklage Tr. Zeigner schwere Amtsbestechnng aus dem 8 832 vor, »veil er für eine pflichtwidrige Handlung Geschenke angenommen habe. Nack» oer Judikatur des Reichsgerichts »naß WillenSeinignng des Bestechen den und des zu Bestechende-, vorüber vorhanden sein, daß ei» Geschenk gegeben und genominen werden soll. In dem Falle oer Entgegennahme der GanS liegt eine Willenseiiiignng nicht vor, denn Dr. Zeigner war innerlich nicht entschlosi'en, die Gabe anzunehmen. Wo ist der Beweis, daß diese Geschenke kür die Enschließungen Dr. ZeignerS auch nur mitbestimmenb wäre»? Im Falle Friedrichsen waren zwar die Schmnckstückc, die ihn» ohne sein Wissen in sein Zimmer gebracht worden waren, in sc'ner Verfügungsgewalt. Er hat aber niemals die Absicht gehabt, sie als kein Eigentum anzusehen, ferner ist nicht erwiese», daß das Geschenk die Gnadcnentschließung be einflußt hat. Im Fall Schmerler ist nicht widerlegt, daß daS Pelzfutter bezahlt ist. Wenn ein Ministerpräsident als Privat mann ein Gesuch eines Bekannten fl> befürwortet, so liegt nichts Strafbares vor. WaS den Dainenpelz betrifft, so hat Dr. Zeigner ihn sofort zurückgegeben. Wenn die Anssage der Frau Dr. Zeigner vor dein Untersuchungsrichter, sie habe sich de» Pelz von Schmerler ohne Wissen ihres Mannes wiederge holt, richtig ist. so steht fest, daß Tr. Zeigner selbst den Pelz zurückgeschickt hatte. Im übrigen ist der Pelz nicht ihm, son dern seiner Frau, während ec in Dresden war, als Geschenk gegeben worden. Er selbst hat nichts davon gewußt. Zum Schluß bittet der Verteioiger, Dr. Zeigner fre'znsprechen. Nach der Mittagspause erteilte oer Vorsitzende dem Ver teidiger des MöbiuS, Rechtsanwalt Tschopik, das Wort. Möbius ist nichts anderes, als ein Produkt ver letzten trostlosen Schieber- und InslationSzeit, ein Schieber kleinen und kleinsten Formats, der mit Beziehungen geschoben habe.'" Wer ist überhaupt Möbius? Seine Vorstrafe, eine Gefängnisstrafe von vier Woche», die er wegen eines ein fachen Diebstahles in Apolda auf ver Walze erhalten hat, liege über 25 Jahre zurück, seitdem habe er nichts wieder mit den Gerichten zu tun gehabt. Tie Inflationszeit brachte ihm die Arbeitslosigkeit, und er machte in oer Folge GekegenheitSgeschäite. AuS der Mchlschiebung beim Militär oürfe t„ Berücksichtigung der damaligen Zeit nicht ans eine von Gruno ans verbrecherische Neigung deS Möbius geschlossen weroen. Heute stehe er vor dem Gericht tatsächlich als ein Kronzeuge bejonoerer Art in den» weit größeren Verfahren gegen Dr. Zeigner. MöbiuS habe das mit feinen» Instinkt heransgesühlt, und darin liege auch ver Grund für die Widersprüche in seinen Aussagen. Von einer An- stiftnngstätigkeit de« Möbius könne in keinem Falle die »Rede sein Eher könne man eine fortgesetzte betrügerische Handlungs weise annehmen. Zum Schluß stellt der Verteioiger die Frage, ob das Ge richt fähig sei, gegen einen unbescholtenen Mann, dec sich seit 25 Jahren nichts habe zuschulden kommen lassen, ans Zuchthaus zu plädieren. Wohl glaubte sich Dr. Zeigner von ihm bedroht, aber ver Beweis hierfür sei nicht erbracht worden. Ter Verteidiger bittet das Gericht, den Angeklagten bald wieder seiner Familie zurückzugeben. In seiner Replik stellt Oberstaatsanwalt Schle gel einige Mißverständnisse richtig uno hält im übrigen seinen Standvnnkt im Falle Möbius aufrecht. Er beschäftigt sich mit dem Bestrebe»», oie Glaubwüroigkeit des Zeugen Meiner anzn- zweifeln und weist diesen Versuch zurück. Zu allen anderen Punkten der Anklage erklärt der Oberstaatsanwalt, daß die vorgebrachten Argumente der Verteidigung nicht beweis kräftig genug seien, um ihn zu einer Aenderung seines Standpunktes zu bewegen. Staatsanwalt Haugk erklärt znm Fall Schmerler, «S se. von ausschlaggebcudcr Bedeutung, vast sich der Damen- pekz «och heute m Besitz der Frau Dr. Zeigner befände. Er» hält de Annahme des Pelzes ourch Dr. ^eigner somit für er- w.esen. Weiter sei erwiesen, daß das Geschenk Dr. Zelgner Io e uer bestimmten Richtung beeinflussen sollte. Dr. Zeigner Hab« de bei der Hingabe des Pelzes erwartete psllchtwldrlge Hand- lung getan, «vom t der Tatbestand des 8 M gegeben sei. 8 Die Verhandlung wird hierauf auf Freitag vormittag vertagt. Dr. Zeigner wirb in der morgigen .Sitzung vg» ^Schlußwort erkalten.. Die ZkitlllimMtei nnii der I««zde«We Orde« Aus Abgcordnetenkreisen wird der „Köln. Volksztg." ge. schrieben: „Der Jnngdeutsche Orden entfaltet gegenwärtig wieder eine lebhafte Propagandatätigkeit. Er entfaltet sie über ganz Deutschland auch in solchen Gegenden, in denen daS Zentrum, parteipolitisch gesehen, eine starke Anhängerschaft besitzt. Die Zeit- Verhältnisse und eine nicht ungeschickte Führung kommen ihm dabei zu Hilfe. Der Zusammenbruch der sogenannten vaterländischen Bewegungen, die noch vor wenigen Monaten ganz Deutschland von München her ans den Angeln heben wollten, hat ihm die Bahn frei gemacht. Obwohl er mit den derzeitigen Münchener Ereig nissen im November nachgewiesenermaßen nicht nur ideenpolitisch, sonder» weit aktiver verflochten war, als gemeinhin bekannt — haben doch Mitglieder des Jungdeutschen Ordens Schulter an Schulter mit den anderen „Kampfverbänden" an der thüringischen „Grenze" gestanden, um gegen das verhaßte Berlin zu marschieren —, so verstand es doch die Leitung, geschickt den Verband »m Hin. tergrunde zu Hallen. Zusammenfassend kann man sagen, daß de« Jungdo von all den sogenannten vaterländischen Verbänden weit aus am klügsten eingestellt ist. Es war u. a. für diese Bewegung ein Triumph, wenn vor wenigen Tagen der Hochmeister, Herr Mahrgun, in München in einer großen Kundgebung des Jungdo sprechen konnte, in demselben München auf dessen blutgetränktem Boden so viele Hoffnungen mancher Fanatiker und Idealisten zu nichte geworden sind. Es ist auch nicht von ungefähr, daß der Jungdsutschs Orden jetzt gerade München als Betätigungsfeld sich auserwählt; er erntet die Früchte einer diplomatischen Zurückhal tung. nachdem andere allzu heftig vorprellende Verbände mehr oder minder enttäuscht und ausgespielt haben. ES mag nicht un interessant fein, hier festzustellen, daß insbesondere Ludendorff den Orden als einen der „besten" und „schlagkräftigsten" Verbände gekennzeichnet hat. Hinzu kommt, daß die Leitung sich in nicht ungeschickter Weise der Nöte der Zeit annimmt. Man erricknet überall sogenannte Geusenküchen, in denen Hungernde und Arms unentgeltlich verpflegt werden. Für den historisch Gebildete» muß auch der Nr me „Geuse" nebenbei programmatisch wirken. Geu sen nannten sicb die Niederländer in ihrem Kampfe gegen Spa- nien; die cr »vor im wesentlichen ein Kainpf für die politisch; Freiheit und gegen den Katholizismus! Schon aus diesen w :>» .,eu Proben erkennt inan, daß es sich um eine »msasftnde Organisatma handelt, die sich rühm», über Hunderttausende "on Mitgliedern zu vereine'.' Mcn wird eine Organisation zu-rst nach ihrem Pro gramm fragen. DaS Programin des Jungdo enthält zweifellos viel Verstiegenes und Unmögliches, aber unverkennbar ist ei» starker idealer Zug. der es durchzieht und der gerade der Zcn- trumspartei sympathisch sein muß. Die Idee der Volksgemein schaft wird auch von ihm gepflegt, die Uebcrbrücknng der sozialen Gegensätze, wobei dann aber der Kampf gegen die Sozialdemo kratie auf das schärfste gepredigt wird. Parteipolitisch erklärt er sich für neutral. Staatspolitisch bringt er der Republik nicht die miniwste Siimpatbie entgegen, aber er ist klug aenng. diese Frage gegenwärtig nicht auSzutragen. Da? Kernstück seines Programms ist die starke deutsche und nationale Note, die all"? dnrchdringt. die sein Lebeiisodem und sein Herzstück ist. Er will, nm eS kurz zu sagen, für ein neues großes und starkes Deutschland der Zu kunft arbeiten. Man wird nicht umhin können, diese programmatischen Sätze im ganzen zu unterschreiben. In vielen kann man sagen: war nn wollt ikr diese Pläne nicht im Zentrum verwirklichen, da? kür alle diese Ideale ebcnfallS eilstritt und den Vorzug hat. eine alte Partei zu sei» mit den besten Ueberliefcrungen? Und wo? die Sozialdemokratie angebt. so scheiden auch das Zentrum vo» d!?ssr mcirristischen Partei Abgründe, die niemals an? grundsätzlich?», sondern lediglich ans taktischen Erwägungen heraus im Interesse der von Jungdo so feierlich verkündeten Volksgemeinschaft g-le, geistlich überbrnckt werden mußte». Aber es muß auch scstgestellt werden, daß anerkanntermaßen das Prograinm "S bei einer Orgi- nisation allein nickst tut. sondern viel wesentlicher ist, wie e? ae- handhabt wird. Und hier fangen unsere Bedenken und Zweifel an. Der Jungdo stieß mit dem Zentrum znm ersten Male zu- saminen. anläßlich seines Verbote? wegen des R ath e r» c>» m o r - des. Damals crzwann er in, engsten Bunde mit den Deutsch- nationalen im Preußischen Landtag die Verhandlung üb"r Auf hebung des Verbotes, obwohl das Zentrum versuchte, diese Ver handlung deshalb zu Verbindern, weil deS Innado eigener Aistrag auf Aufhebung deS Verbots dem StaatSaerichishof znm Schutze der Republik Vorlag: die Fraktion wollte nicht in ei» schweb-ndeS Verfahren cingrcifen, zudem war auch der Landtag gar nicht zu ständig. Erst als die AuSsvrack>e nicht mehr zu vermeiden war, konnte sich onch do.S Zentrum ihr nicht mehr entziehen. Da? Agi- tatioiiskedürsnis des Iiinodo in, Verein mit den beiden Rechts» .r- teien hatte gesiegt. Bei dieser Gelegenheit erftihr man znm ersten Male, daß der Orden insbesondere in dem katholischen Sauerland Fuß gefaßt habe. Die Fraktion bat damalz d-n Innado im wesent lichen abgelehrst. und zwar einstimmig. Sprecher der Fraktion war der Abc». Dr. Schwerin». Nicht wenig trug zu dieser Ab lehnung da? geradezu unerhörte Verhalten d-r Abordnung deS Ordens bei. die versuchte, eine» Druck auf die Fraktion anszuüben und den Abg. Dr. Schwerin» wegen seiner Stellungnahme zur Rede zu stelle»! Die Ablehnung der Fraktion geschah ans rein sachlichen Erwägungen. Bedenken erreaie die enge Verfilzung der Jungdo mit einer ganzen Reihe von Verbänden, deren nnselige Rolle in den Münchener Ereignissen klar in die Erscheinung aetreten ist. Bedenken eiwegte die Einstellung z» religiösen Fragen, die stark an das völkische Programm erinnert, dessen Ziel de« „deutsche" Gott und die germanische Reliaion ist. Siehe darüber das Buch von Dr. Steiger. Bcdenkcn erregte die damals beson, derS stark betonte antisemitische Haltung. Bedenken erregte endz sich der innere Aufbau, der sehr stark an fteimauerische Formest erinnert, und ein blindes Gehorsamsprinzip gegenüber Führern und Grundsätzen, denen gegenüber eine starke Zurückhaltung zuist Mindesten» selbstverständlich war. Die weitere Entwicklung Kat.