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Nr. 14» Montag den 25. Juni 1917 Ueiugtpret-, L»»«ab« X mit illiistr. Beilage diertryShrNch S.4V In Dresden und gnni Deutsch. ><md frei Haus L.8P in Oesterreich AnSgabe S vierteljShriich S. I» In Dresden und ganz Deutschland frei Hau» 8.ÜS ^ in Oesterreich 4.V« X. Liiizel-Niimmer IS 4. Die Ttchfische BoltSzeitung erscheint an all«» Wocheiilngen nachmiUagS. Sächsische Uolksieitung »«schSstSftelle klt.k Redaktta«, LrrSde»»A. 16, Holtzelnslratze 4T Fernsprecher 21306 PsstscheiUonto Leipzig Nr. 147S7 Anzeigen, Annahme von GeschltftSa,«zeigen dl» 1t»N-r, dan Fainilienanzeigen bis 11 Uhr von». Preis^ii^tncPclil-Lpallzcil« im SieNa- FSr undeutlich geschrledeuc, sowie durch Yern- Mrecher auigegebcue «nzeigeu tünneii wir hie «erautwortllchlcit für die Nichtigkeit de» Lepel nicht übernehme«!. Sprechstitiide der Nedaktion: 11—12 Uhr vorm.. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Feindliche Sabotage in Deutschland In Ergänzung der früheren Mitteilungen über die I planmäßige Bearbeitung der f r a u zösi s'ch e n K r t e g > - Igesangenen Non Fr-mkreick ans mit Aufträgen zur einicht n n g d e n t s ch e r I n d n st r i e a n t a g e n , I« a n d >v i r t s ch a f t I i ch e r Vorräte, der Ernte Ii:sw. ivii'd beute von zustäudiger Stelle mitgetcilt: Sehr Istark verbreitet sind die Fälle, in denen Kriegsgefangene Idnrcb B rand st tftnng Schaden angerichtet haben. In Ir er Umgegend von Stettin ist ein russischer Kriegsgesange- Iner rernonnnen worden, der eine Scheune angezündet Itzatte. Sie enthielt über 800 Zentner Stroh und über 70 iZenrner Kartoffeln. Er hatte den Brand vorsätzlich ange llegt. Anfangs Mai ist ini Großherzogtum Baden eine iScbeune nicdergebrannt. Tie Untersuchung ergab den dringenden Verdacht, das; ein Kriegsgefangener den Brand gelegt habe. Auch in Qberbayc r n ist Anfang Mai eine Sä eune durch Feuer vernichtet worden. Auch hier richtete sich der Verdacht gegen einen Kriegsgefangenen, einen Franzosen. Im Stettiner Bezirk wurde ein Waldbrand von !eie> russischen Gefangenen gelegt. Ganz ungewöhnlich grofze Mengen von Z ünd- sfcbn ü re n und Heizkörpern, die eine Zeitmaschine «entbalten, gingen seinerzeit in den Kriegsgefangenenlagern »in. Auch sind viele Ereinplare von Maschinellen entdeckt ! worden, mit denen die Gefangenen die Augen der Saat- farrofwln entfernen sollen. Landwirtschaftliche Schriftchen sind ans Frankreich herüber geschickt worden, die aber in Wirklichkeit nichts anderes enthalten, als Belehrungen über aie Saatenzerstörnng. In Marmelaoentüh.'ln mit ein- ! laäien und doppelten Böden finden sich recht häufig dien' Gegenstände verborgen. Vielfach machten Gefangene bei der 'c.irtosfellaat es so, das; sie in eine Reihe von Löchern keine Kartoffeln legten, in ein Loch aber alle auf einmal. War nicht ständige Bewachung bei der Arbeit zugegen, so ge lang dieses niederträchtige Beginnen ihnen recht leicht. Französische (befangene, die nach der Schweiz entlassen wor den stad, haben sich gerühmt, das; sie vor der Organisation dieses Sabotagedienstcs ans eigene Veranlassung Kartoffeln intteimt hätten. Massenhaft liegen Beispiele vor, in denen Kriegs gesa-aene die landwirtschaftlichen Maschinen ü! ,« n b r a n chbar machten durch Eisenstücke, die sie in die H Triebwerke hineinwarfen. Nägel wurden ins Viebfntter eworsen, um das Vieh zu verderben. In einer ans Frank- 'reich tonnnendcn Sendung an einen Kriegsgefangenen fand man die bekannten Werkzeuge zur Kciinentfernung bei den Kartoffeln, dann 21 Zigaretten, in denen Glasröhrchen ver borgen waren. In diesen Röhrchen waren mikroskopische .Kulturen zur Verseuchung des deutschen Viehes enthalten. Nach einer Untersuchung handelt eS sich in» eine Seuche, die sich nur langsam verbreitet, es also schwer wacht, den Täter -k ermitteln. Sebr erheblich sind auch die Beschädigungen in I n - d u st r i e w e r k c n. Jin Bezirk Kasel sind an einem Nach mittag vier Anschläge auf drei Maschinen eines Betriebes diirchgesührt worden. In einer sächsisclflm Fabrik hat ein französischer Kriegsgefangener mit einem harten Gegen stand einen Elektromotor unbrauchbar gemacht. Tas Zer- 'chneweik von Treibriemen ist an der Tagesordnung. Häu-ig findet inan, da» das Ocl ans den Oeldosen entfernt wird. Als Ersatz verwenden die verhetzten Kriegsgefangenen gewöhnlich Hanf, der die Lager natürlich sofort zerstört. Nicht anher acht darf gelassen werden, das; die Entente vor allem auch durch das neutrale Ausland ihre Agenten nach Deutschland schickt, die Sabotage und ähnliches betreiben. Wie stark diese Leute am Werke sind, kann an einem Bci- I spie! 'ezeigt werden: Vor einiger Zeit mnsjte ein schwedisch»'!- Staatsangehöriger, der sich zur Befreiung eines kricgs- gesan-gencn Franzosen verwenden lassen wollte, durch ein entsches Kriegsgericht zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe verurteilt werden. Er hatte vorher verschiedene Reisen nach Deutschland unternommen, um die Mittel für die Flucht deren zu stellen. Ans all dem Gesagten ergibt sich fol- gcndct-t Größte Vorsicht bei allem, was verdächtig ist! Sofortige Meldung an die nächste Behörde! Tas ist ein wichtiger vaterländischer Hilfsdienst, an dem jeder Mitarbeiten kann und muh. UT Ml. »»»»» Der Weltkrieg Vom westlichen Kriegsschauplatz Krapotkin, der vor einigen Tagen in Petersburg an- »gekommen, ist, hat mitgeteiit, daß während eitler einzigen seine: Abreise vorangegangenen Woche die Engländer nicht loci' »ger als rund 32 000 Soldaten und 100 j Das Neueste vom Tage E «»»M i—.. Vs - - -e w «»»» Lei MW MA ASkMW (W. T. B. Amtlich.) Großes Hau p tqu»r Uer . den 25. Juni 1017. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Im Dünen-Abschnitt und zwischen V^r und Lns war gestern Nachmittag der Fenei kämpf gesteigert. Er dauerte bis in die Nacht an. Vom La Bassüt'-Kanal bis auf das südliche Scarpe- Ufer war gleichfalls die Kampstätigkert lebhafter als in den Vorlage». Vormittags scheiterten englische Vorstöße nörd lich des Souchez-Baches und östlich der Straße von Lens nach Arras. Abends wiederholte der Feind seine Angriffe auf beiden Souchez Usern. Auch diesmal wurde er zurück- geschlageu. Etwa gleichzeitig stürmte» starke englische Kiäste bei Hnlluch gegen unsere Stellungen. In nacht- l chen Nahkämpfen und durch Feuer wurde der Gcgmr abgewiesen. Mit kleinen Abteilungen versuchten die Engländer der- geblicli, auch an mehreren anderen Stellen zwischen Meer und Somme in unsere Gräben einzndringen. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Die Franzosen griffen zweimal bei Vauxaillon die kürzlich von uns gewonnenen und gehaltenen Limen an. Beide Angriffe blieben ergebnislos. Die über freies Feld oorgehenden Sturmivellen erlitten in unserem Feuer hohe Verluste. Die Artillerietäiigkeit war außer an dieser Kamvfstelle auch bei Ailles, östlich von Craonne, westlich der Suippes, bei Nipont und auf dem linken Maasufer rege. Heeresgruppe Herzog Albrecht: Keine größerer! Gefechtshandlnngeii. Gestern sind 8 Flugzeuge und 5 Fesselballone der Gegner abgcschossen worden. Oestlicher Kriegsschauplatz Heftiges Feuer an der oberen Strypa und zwischen Zlota Lipa und Narejoivka. Hier holten Misere Sturm trupps eine Anzahl Gefangene aus den russischen Gräben. In den Karpathen war die GefechIStätigkeit nördlich von Kirlibaba lebhafter als sonst. Mazedonische Front: Am Doiran-See und in der Struma-Ebene kam «S mehrfach zu Zusammenstößen englischer Streifableilungen mit bulgarischen Posten. Der erste Generalquartiermeister: Ludendorff. Tic neue Sccbcute Berlin, 21. Juni. (Amtlich.) Im Atlantische» Ozean und in der Nordsee sind durch unsere Unterseeboote »rnrrdings 7 Dampfer, 1 Segler, 2 Fischdampscr vernichtet worden und zwar: Tie bewaffneten englischen Dampfer „Hollington" (1221 To.), Ladung anschcineiid Munition, „Plotchena" (5737 To.), mit Weizen und Stückgut aus Australien, „Orator" (3303 To.), „Baron Cawder" (43l>i Tonnen), beide tief beladen, „Aschilleö" (1)11 To.), Ladung Wein, die englischen Fischdampfer „Schanirock" und „St. Bernhard", der englische Gaffelschoner „Alwhn", mit Koh- lcn, sowie zwei unbekannte Dampfer, von denen einer ans riiirin Gelritziig herausgeschosse» wurde. Eines der Unterseeboote hatte rin Gefecht mit einem Bcwachiingssahrzcngr und einem Unterseeboot, in dessen Verlaus elfteres durch Artillerie schwer beschädigt wurde. Das feindliche Unterseeboot wurde durch Salven cinge- dcckt. Ob Treffer erzielt wurden, konnte nicht einwandfrei beobachtet werden. Ei» anderes unserer Unterseeboote, das von eine», feindliche» angegriffen wurde, erzielte ans dem Turme des Gegners einen Treffer. Der Ehes des Admiralstabcs der Marine. Gute Erntcaiissichtrn Berlin, 21. Juni. Dir in diesen Tagen in ganz Deutschland nirdcrgegangenen warmen Regen habe» dir (Fortsetzung auf Se te 2) Offiziere an Toten verlor e n haben neben einer Niesenzab! an Verwundeten wie an in Gefangenschaft Ge ratenen. Elemcnceau erheb: Vorwürfe gegen den französischen Minister des Innern, der sich unfähig zeige, dmi sich häufen den Fällen offener Disziplinlosigkeit der Nr- lauber ans den Bahnhöfen ein Ende zu machen. An der englisch-belgischen Front zwischen Kanal und St. Quentin zeigte auch gestern die Kampftätigkeit nichts Außergewöhnliches. Starken Feuerwellen folgten nördlich von Warneton und hart südlich der Scarpe englische Er- knndnngsvorslöße, die abgewiesen wurden. Im Vanxaillvn Abschnitt und südöstlich von Filain so wie ans dem Westnfer der Aisne, in der westlichen Cham pagne und ans der linken Maasseite war die Artillerietätig keit stark. Znsammengesaßtes W i r k n n g sse » er z w a n g d ieFranzose n, das am 18. und 21. Juni öst lich des Eorniletberges gewonnene Gelände zn räumen. Unsere Erkunder stellten hohe Vertnsle des Fcindes fest. Vom italienischen Kriegsschauplatz lieber die Abberufung mehrerer italienischer Komma» - denrc, sowie über Meutereien unter, den italienischen Truppen liegen Meldung von der Tiroler Front vor. Vom Seekrieg Das dänische Ministerium des Aeußcren gibt bekannt: Die dänische Bark „Jvigtut" wurde am 10. Juni versenkt. Ferner wurde der dänische Dampfer „Ange" aus der Reise von England nach Dänemark mit Kohlenladung in der Nordsee versenkt. „Pall Mall Gazette" vom 11. 0. schreibt: Die n n- c» ü n stigcn Ergebni s s e der letzten Woche in unseren: Kampfe mit den U-Booten sollten uns daran erinnern, daß das glückliche Ende des Krieges in erster Linie von denn Ansgang dieses .Kampfes abhängt. Tie Bedrohung ist keineswegs geringer geworden, und die lebten Veröffent lichungen sind in mancher Hinsicht die ungünstigsten, seit der Kamps begann. Die deutschen Piraten verfügten über »«ehr Boote oder hatten unerhörtes Glück und sie sind auch weiter in der Lage, entsetzliche Verluste unter nnserin Sclnsssraum anznrichten. Unsere Negierung hat demgegen über die Pflicht, unser Volk nmch zu halten, damit es sich keinen Illusionen und keinem vorzeitigen Optimismus hin gibt. Es konnte nichts Verhängnisvolleres geben, als wenn >vir uns in unseren jetzigen Schwierigkeiten ans die Hilfe der Vereinigten Staaten verlassen wollten: es wird noch Wege Zeit darüber I,ingehen, ehe Amerika einen größeren Einfluß ans den Krieg zu Lande »nd z» Wasser gewinnen kann. Landtagsnachrichten Dresden, 22. Juni. Die Zwischendepu- tation der K a m mer f ü r >d a s st a a r i i ch e Kotz- len b e r g b a n r e ch t hat sich in ihren letzten Sitzungen nunmehr grundiätzlich damit einverstanden erklärt, daß dieses staatliche Recht in Sachsen eingesührt werden soll. Bekanntlich verlangt die Staatsregierung für sich naben dem Abbanrecht auch das Recht z»m Ausstichen von Kohle, in den Tepntationsberatnngen vertreten die Abgeordneten der hürgerlictn'n Parteien den Standpunkt, daß den Grund stückseigentiiiiiorn das Recht zngcstanden werden müsse, aus ihren Gnindstücken nach Kohlen zu bohren, unbeschadet dessen, daß sie bei dein Anffinden von Kohle das Abb«u- .ccht dem Staate für die in dem Gesetzentwürfe erwähnt»' Fardeiabgabe abzntreten haben. Es winde hierbei betont, daß der Grundstückseigentümer die Möglichkeit haben müsse, den Wert seines Grundstückes auch nach dem Unterirdischen znm Zwecke des Verkaufs oder der Belastung mit Hypo theken berechnen zu können. Die Vertreter der Sozialdamo- kratie stellten sich ans den Standpunkt des Staates und hoben henÄr, daß das Kohlennnterirdische ohne weiteres Eigentum dcs Staates oder der Allgemeinheit sei. Die Deputation wird am Mittwoch ihre Beratungen fortsetzen. Deutsches Reich Unter der Urbcrschrist „Rußland unter der Kontrolle der Alliierten" schreibt die „Nordd. Allgeni. Ztg.": Ein Be weis dafür, in welchem Maße die Alliierten bemüht sind, ihren Einfluß ans das freie Rußland ansznüben, ist die Meldung des „Nnßkoje Slowo", wonach die russische provi sorische Regierung die Notwendigkeit in Erwägung gezogen hat, die Botschafter -er Alliierten von den in den höheren Koinmandostellen der russischen Armee eintretenden Ver änderungen in Kenntnis zu setzen.