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Vtn LS» — LL. Jahrgang. D»uuer-tag de« L8. J«li L»L» 4- »Ichrtn« täglich «ach». «U «utn-gm» der Sonn- und Festtag« tL»«g«h» 4 mit .Die Zeit In Wort und Bild' viertelsührlich »4« 41. In Lresben durch Boten »4« 41 In gan, Deutschland stet Hau» S SL 41; in Oesterreich 4 48 L «>««»« « ohne illustrierte Beilage diertelsührlich I,»tv 4». I» Dre»den durch Boten »,»« 41 In ganz Deutschi« ««»» ».« 4»: in Oesterreich 4,0? L - «tnzei-Nr chland stet inzel-Nr 10 4 Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit» Recht und Freiheit Inserate werden die «gespaltene Petitzeiie oder deren Baum »u LU Siellame» mit«« 4 die geile berechnet, bei Wiederhol»»-«. enttvrechendeii Rabatt, " «nchdruckeret, Redaktion »nd Dresden, Ptllnitzer Strafte 48. - Fernsprecher"»»«« VNrvi» aack Vis bs8too LrfriZLkiunZs-Lonbons '/« Ukunst und so Uk^r, uusindslirlieb ccuk Rsison »oä ^»süü^su, orlrultvu 8>a dvi I^ioclorls^on in Ktadttoilvu. >:iZ5 Zur Charakterisierung des Evangelischen Bundes. Zu diesem sattsam bekannten Thema wird »ns aus der Lausitz geschrieben: Vor einiger Zeit hielt der Bund der Landwirte ein Sommerfest in Ne schwitz bei Bautzen ab. Hierzu war als Festredner Herr Chefredakteur Dr. Oertel aus Berlin, der einen schlesischen Reichstagswahlkreis ver tritt, eingeladen. In seiner Rede vertrat er mit Ueber- zeugung den Standpunkt, daß Katholiken und Evangelische in Liebe und Frieden miteinander leben sollen. Es werde rbm vielfach nachgesagt, das; er zuviel katholisch sei. Doch er sei ein streng evangelischer Christ, glaube aber, daß ihm durchaus nichts abgehe, wenn er die Sitten und Ge bräuche der katholischen Mitchristen ehre. Natürlich sei er nicht ein evangelischer Mann nach der Art des Evangelischen Bundes, der am liebsten zu jedem Frühstück einen Katholiken ver speisen möchte. (Große Heiterkeit.) Er scheue sich nicht, dies hier zu sagen, obwohl er sich in einem evan- geli s ch e n Pfarrorte befinde und auch der größte Teil der Besucher evangelischen Bekenntnisses sei. Herr Reichstagsabgeordneter Gräfe sprach sich in ähnlichem Sinne aus. Dieses Urteil eines Kenners des Hetzhundes ist uns sehr wertvoll. Eine hübsche Illustration hierzu bietet uns ein Bericht der „Greizer Zeitung" (dir. 163), den wir gleichzeitig mit obiger Zuschrift erhielte». Nach diesem Berichte hat Herl- Pastor Göpfert - Stutzerbach in einer Versammlung des Evangelischen Bundes in Greiz die Sclxile seines Zornes über die Jesuiten ausgegossen. Eine Versammlung des Evangelischen Bundes ohne Jesuitenhetze würde ja auch ihres größten Reizes für die BundeSbrüder entbehren. Der Herr Pastor sagte u. a.: Der schwarze Papst (der Jesuiten general) ist der Machthaber in der katholischen Kirche, vor ihm ist der weiße Papst wie eine Puppe, die ani Draht ge zogen wird. — Die Tätigkeit der Jesuiten, das wurde a:> knappen Auszügen aus ihren Schriften gezeigt, (wir wären begierig, diese Auszüge zu sehen. D. Red.) ist deshalb so verderblich, weil sie auf einer gefährlichen Moral aufgebaut ist. Die Sittenlehre des Ordens schlügt allem gesunden rechtlichen evangelischen Empfinden und Urteil glatt ins Gesicht. — Es gibt keine größere Torheit, als von einer ge meinsamen Weltanschauung zu reden, die Rechtsstehende noch mit jenen (d. h. Jesuiten und Zentrum) verbinde. — Das sind nur einige Nedebliiten aus der Fülle, die der Herr Pastor seinen Zuhörern bot. Sie bilden ein nettes Gegenstück zu den von uns bereits früher gewürdigten Aus sprüchen des Herrn Pastors Helbig-Gröbern, des „Sächsi schen Nachbarn", des Herrn Pastors Kreher-Zwickau. Und diese Liste könnte uneingeschränkt vergrößert werden! Dies ist nun die Toleranz, wie sie vom Evangelischen Bunde geübt wird! Mit solch unverantwortlichem Gerede verhetzt er systematisch die protestantische Bevölkerung und bemüht sich, einen breiten Graben zwischen den Konfessionen zu ziehen. Es verlohnt sich nicht der Mühe, wiche stets wieder kehrenden und unbeweisbaren Behauptungen immer wieder zu widerlegen, aber es muß doch noch einmal darauf hinge- wieieu werden, daß diese Herren vom Evangelischen Bunde es sind, die den konfessionellen Frieden stören. Diesen Hin weis lwben wir uns in drei Abwehrartikeln zu mache» er laubt. Damit haben wir uns freilich den Unwillen des „Neuen sächsischen Kirchenblattes" und der „Dresdner- Neuesten Nachrichten" zugezogen. Das zuletzt genannte Blatt hat uns sogar dafür in einer Notiz, in der es die Veranlassung unserer Abwehr gar nicht erwähnt, „ein ultramontanes Blättchen ohne Bedeutung" genannt, „Ver fasser einer Borromäus-Enzyklika ini Kleinen" und „ge lehrige Schüler dessen, was von jenseits der Berge kommt". Diese Ehre könnte uns fast eitel machen, wenn wir nicht zu unserem Bedauern konstatieren müßten, daß der schmeichel hafte Lobspruch aus der Feder eines Zensors geflossen ist, der mit knapper Not auf das hohe Roß einer mächtigen Einbildung geklettert ist und da oben eine mehr als komische Figur abgibt Doch das nur nebenbei. Bestehen bleibt die Tatsache, daß wir in der Notwehr sind und uns gegen die „pole mischen Theologen" verteidigen müssen. Es würde uns freilich nach den bisher gnuachten Erfahrungen nicht wun dern, wenn man uns erwiderte: „Die volemischen Theo- logen, das waren ja eben von jeher und sind heute noch — die Jesuiten!" Deutsches Reich. Dresden, d?-.i 17 Iw! I9!2. — Die Jucht „Hohevzollcrn" ging beuie früh in Molde nach Balholmen in See. wo die Aukunst um neun Uhr abends erfolgt. — Der Kaiser soll die Weitecccise nach d.m Nordkap aufgegeben haben. — Der Besuch des Kaisers in Frankfurt a. M. ist uuu- mehr auf Montag den 19. August festgesetzt worden. — Zinn Besuche des Kaisers bei Krupp. Bekanntlich wird der Kaiser im Anschluß an seine Nordlandsreise sich nach Essen begeben, um der Jahrhundertfeier der Finna Krupp persönlich beizuwohnen. Tie „Post" (Nr. 329) kann aus dem Programm der Festtage einiges Mitteilen. Sie schreibt: „Es ist zunächst eine offizielle Begrüßung durch die Stadt vorgesehen, ivobei ein Ehrentrunk kredenzt wer den soll. Hierauf begibt sich der Kaiser in das Verwaltungs gebäude der Krupp-Werke, um dem eigentlichen Festakt beizuwohnen. Ein Imbiß im sogenannten Hungerturm schließt sich an. Auf dem Hügel ist ein besonderer Saal ge baut, in dem später das große Festmahl stattfindet. Der Kaiser übernachtet in der „Villa Hügel". Am nächsten Tage soll in Gegenwart des Monarchen eine mächtige Er innerungsplatte in der Fabrik gewalzt werden. Hieran wird sich ein Festspiel in Form eines Turniers anschließen, in dem 24 gepanzerte Reiter ans gepanzerten Rossen ihre Lanzen messen sollen. Weitere Darbietungen haben aus Mangel an Zeit abgelehnt werden müssen, u. a. auch eine geplante Huldigung der christlich-nationalen Arbeiterschaft." Bis auf weiteres können wir nicht glauben, daß der Kaiser „ans Mangel an Zeit" eine geplante Huldigung der christ lich-nationalen Arbeiterschaft ablehnt, dagegen Zeit genug hat, dem Walzen der Erinnerungsplatte und dem Turnier der 24 Reiter beizuwohnen. — Der Reichskanzler v. Bethuunrn-Hollweg hat fick zu kurzem Aufenthalt nach Hohenfi'ww begewn. Er wi:d später nach Gastein kommen und eine Zusammenkunft mit Herrn von Berchtold haben. — Die neue Indienststellung der Flotte Int: am ersten Oktober 1912 ei»; die Vorbereitungen hierzu sind schon erlassen. Es werden somit in Dienst gestellt: Linienschiffe Nr. K euzer Kl. Kr- uzer bisher l,r.f»iq bisher k notig bisher künftig bei der aktiven Schlachtfl. 17 26 1 8 12 18 ., „ Rese:ve. „ 9 4 2 1 <i 3 zusammen 26 29 6 9 18 21 Mithin künftig mehr im Dienste: drei Liuicuscbiffe, drer große Kreuz», drei kleine Kreuzer. — Die Au»sühnr:ig6h?stimmiingen für die Anqrstklltcn Versicherung sind nnmnec-r im Kerne im Bundesrate s,si- gestellt und werden erlassen, um das J.cklciftt'-etcm des Gesetzes vorzubereiten. Der Bundesrat bat zunächst . lö veröcheruiigSsiei erklärt die imReichs , Staats- und Gemen, c c- betriebe bsichästigten Personen, ebenso die GMlichsn uns Lehrer, wenn ibre Anwartschaft auf Ruhegeld uua Hinter bliebenenrenten im Betrag der Augestelltsureute gewähr- leistet ist. — Miuisterwechsel in Baden? Das „Berl. T g, bi." erhält aus Baden eine Zuschrift, daß sich dort ein Mminer. Wechsel vorbersite. Der Leiter der inneren Angelegenheiten v. Bodmann, der bekanntlich das Wort von der Großwtw- keit der sozialdemokratischen Bewegung gevrägt hat, sei „fallreif", und Staatsminister v. Dusch schon se.t eine: Reihe von Jahren amlsinüöe. Daß Stuatsmimüer v. Dnich icho.i seit Jahren amtsmüde ist, pfeifen iu Bad-n alle ?vatz»,l von dcu Dächern und um das Mitteilen zu töuuen, braucht mau nicht zu den „Eingeweihten" zu zählen, wie der Lchreiber an das „Berl. Tagebl." möchte. Würde wähn nd der augenblicklichen Krisenzeit in Baden ciu konservatives oder gar ein Zeutrumsbiatl die Nachricht des „B. Tbl." verbreitet haben, dann hätten wir einmal gern,' da? Gezeter über die blauschwarze Ministerstürmrei gehört. — Eine ausrcrvrdentliche Versammliing des bnhcrischen Lrhrervercins hat am Sonnobendnachmittag in München stattgefunden. Es mögen rund 4000 Personen anwesend gewesen sein. Auch sämtliche Fraktionen des Landtages waren durch mehrere Abgeordnete vertreten. Zweck der Versammlung war. die Notlage der Landlehrer zu doku- mentieren und gegen die Haltung der Regierung und der Kanimerinajorität in der Frage der Lehrergehaltsaufbesfe- rung zu demonstrieren. Sowohl von der Regierung als auch von der Kammermajorität ist eine gewisse Notlage der Landlehrer und die Behebung dieses Notstandes als not wendig anerkannt worden. Es wurde aber von der Re gierung die Unmöglichkeit einer Notstandsaktion noch in Fit» Rückgabe nnberlangt.SttiriststiittekttnkVerbiudlt»»!»« R«i>nltw»» Sw'cilisinnc,«- I I bi» IS Uhr. dieser Session aus finanziellen Gründen betont, denen sich die Kammermajorität anschloß. Insbesondere wurde her- vorgehobcm, daß eine Gehaltsaufbesserung der Laliölehrer auch nur in mäßigen Grenzen sich ohne eine nochmalige Stenererhöhnng nicht durchführen lasse. Eine Sreuer- erhöhung ist aber zurzeit nicht möglich. Also wolwr das Geld für die Lehrer nehmen? Darauf ist die Münchener Versammlung die Antwort schuldig geblieben. Auf dir wahren Ursache» des Geburtenrückganges haben Leroy-Beanlieu und Professor Dr. Wolf Hingelviesen, »sie wir in unserer gestrigen Nummer berichtet haben. Das Tbewa wird in allen Zeitschriften und Zeitungen erörtert und die verschiedensten Mittel werden zur Abhilfe vorge schlagen. Die Sozialdemokraten und nach ihnen die Fort schrittler geben einer angeblichen Unterernährung der brei ten Massen infolge der Lebensmitteltenerung die Schuld und schreien nach Aufhebung der Schutzzölle. Ganz abge sehen aber davon, daß diese Steigerung der Lebensmittel preise eine internationale, also von Zöllen unabhängige ist, steht der Lebensmitteltsuernng eine enorme Steigerung der Löhne gegenüber, die ihrerseits wieder eine wesentliche Hebung derLebenssührnng der Massen zur Folge batte. Also in einer angeblichen Unterernährung kann der Grund für den Geburtenrückgang nicht liegen. Das beweist auch die Tatsache, daß dieser Geburtenrückgang in den höheren, gutsituierten Kreisen, wo von Unterernährung doch wohl nicht gesprochen werden kann, größer ist als bei den breiten Massen. Daß die sozialen Verhältnisse nicht die Haupt schuld an diesem Nebel tragen, beweist ferner eklatant Frankreich, das. obwohl viel reicher und von der Natur ge segneter als Deutschland, einen viel höheren Geburtenrück gang zu verzeichnen hat, als letzteres, und zwar schon seit Jahrzehnten, nämlich seit dem Tage, da man angefangen lat, Gott Mid die Religion aus der Schule und aus den, öffentliche» Leben zu verbannen und einer rein materiellen DiesseitS-„Religion" zu huldigen. Dieses Beispiel Frank reichs gibt uns auch die Mittel an die Hand, wie dem Uebel des Geburtenrückganges zu steuern. Vor allem: Rückkehr zum positiv-religiösen Leben. Bekämpfung von unnatür lichem Laster aiS eine Folge des modernen „Sichauslebens", Bekämpfung der Prostitution und Ausschweifungen. Mit staatlichen Engueten, Appell an den „Patriotismus" usw. ist nicht viel gedient. Dabei soll auch nicht verkannt wer den, daß ein Teil der Schuld auch auf die sozialen Ver- hältnisse, vor allein Verteuerung der Lebenshaltung ent fällt. Aber die Hauptnrsache des Geburtenrückgänge? ist die Verflachung des religiösen Lebens. Herr und Obrrherr. Ans dem Deutschen Bundes- schießen in Frankfurt a. M. bat der Bruder des Kaisers. Prinz Heinrich von Preußen, eine Rede gehalten, in der er an das deutsche Bürgertum als an den Träger des natio nalen Gedankens avpellierte zur Arbeit an der Kräftigung und Befestigung des Reiches. „Jeder deutsche Stamm sei treu seinem Herrn, und wir alle zusammen seien treu unserem Oberherrn, dem deutschen .Kaiser," so mahnte der Prinz, und er fügte hinzu: „Treff ist Trumpf für den Bürger. Trumpf für den Bürger ist aber auch der Gehor sam." Die Unterscheidung zwischen Herni und Oberherrn, wie sie hier Prinz Heinrich macht, ist falsch und entsvricht nicht den Grundlagen der Reichsverfassung. Allerdings ist der lupcnm lingnna auch nicht tragisch zu nehmen. Es denkt kein vernünftiger Mensch in Nord »nd Süd daran, die Rechte der deutschen Bundesfürsten zugunsten der kaiser lichen Rechte zu schmälern. - Es mar eben nur eine kleine rednerische Entgleisung. Gut zurückgegebe». Das Ableben des ebemaligen preußischen StaatSministers Hobrccht konnte der „Vor wärts" nicht vorübergehen lassen, ohne seine» sozialdemo kratischen Lesern zu erzählen, „wie im Knltnrstaate Preußen Minister berufen werden". — Bismarck ließ bekanntlich Hobrecht den Finanzministerposten durch seinen Kanzleichef, Herr» v. Tiedeman», anlüeien. Hobrecht. von einer Ball gesellschaft spät iwimkohrend, soll dem ihn Erwartenden aus Bismarcks Anerbieten geantwortet lw.ben: „Wenn ich morgen im gater noch so denke, wie jetzt in der Be beit, io nehme ich an." Die „Germania" fer tigt den „Vorwärts" mit feiner iendenziöfen Verallgemeine rung folgendermaßen ab: „Natürlich stimmt das ganz und gar nicht: denn ein mal ist die Geschichte nur beiter, ihre Pointe liegt in zu fällig zusammentrefsendc'n Umständen, »nd sodann bildet sie mir einen einmaligen Fall. Wir wollen den „Vorwärts" an einen anderen Fall erinnern, der nicht so ausschließlich lustig ist. Ein sozialistischer Parteigeinaltiger und Partei vorstandsmitglied kam nach einer westdeutschen Stadt. Er wollte in einem Parteigeschäft. daS eine „Arbeiterzeitung" herousgibt und damit eine Vnchhandlnng verbindet, die Bücher revidieren. Nicht die seilgehaltene», etwa auf revisionistisches Gift bin vielmehr war der Revisor selbst Revisionist, was man vielleicht ganz natürlich finden wird . sondern die Geschäftsbücher. Man servierte ihm einen ff. Kognak, noch einen Kognak und noch einen .Kog nak . . . Die Revision unterblieb, der Parteigewaltige be stätigte ohne weiteres, daß die Bücher in Ordnung und keine Fehler erkennbar gewesen seien, und fuhr wieder nach