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Drittes Blatt Sächsische Vollreitung vom 1. September 1907 Nr. 2V0 Der kindliche Sinn. Der tote Jüngling richt.ie sich auf und ftng zu reden un; Jesus aber gav Ihn »einer Mi, >e . Eo.Luk. 7. Vticht nach vorherigem Gebet und im Nomen Gottes, 'wie dies in der lMligcn Schrift von einigen Propheten und dem Nestel Petrus berichtet wird, sondern mit selbständiger Machtvollkommenheit und aus eigener straft rief Christus Tote ins Leben zurück, wovon wir ein Beispiel im heutigen Sonntagsevangelinm vernehmen. Jesus rührte nur die Bahre an und rief: Jüngling, ich sage dir, stehe ans! Und sofort wurde der tote Körper wieder belebt, die Trauer der vereinsamten Mutter aufgehoben. CS g-esck>ah dies am Hellen Tage, in Gegenuvirt einer großen Volksmenge, so das; der Bericht hiervon, wie ausdrücklich im Evangelium später bemerkt wird, sich sogleich im ganzen dortigen Lande verbreitete. Ist es da vernünftig zu zweifeln, das; eine wirkliche Tatsack>e vorliegt? Und doch geschieht dies heute bezüglich aller über Christus berichteten wunderbaren Er' eignme seitens eines sehr grosxn Teiles derjenigen, die sich noch immer Christen nennen. Woher kommt das? Weil, wie man gern sagt, die Menschheit mündig geworden ist und deshalb nicht mehr glaubt, das; „Wunder" je gesck>ehcn sind. Wir wollen nun heute nicht näher begründen, wie doch die Entstehung, die Ausbreitung und der Bestand des Cbristentnmes mit seinen dem natürlichen Menschen doch recht entgegenstehenden Forderungen ein forttvährcndes Wunder ist; auch nicht näher darauf Hinweisen, welche Wunder wir noch immer in der Organisation und den deut lich wahrnehmbaren Tatsachen in der Natur beobachten können, worüber wir schon vorigen Sonntag einiges an- deuteten; sondern wir möchten, da heute zugleich das Schutz- engelsest ist, ein wenig ans die Frage eingehen, warum die henture, alles liebernatürliche leugnende, zersetzende Zeit- strömnng einen so großen Umsang angenommen hat. Eine indirekte Antwort darauf finden wir in den statisti>chen Nachrichten über die zunehmende Kriminalität der Jugend, die größere Zahl der Ehescheidungen, der Selbstmorde und dergleichen mehr. Daß wir wohl schon längst zur Anarchie gekommen wären, wenn nicht Militaris mus und Polizei mit strammer -Organ Nation noch hindernd im Wege ständen, dürste auch einleuchtend sein. Alles dieses sind Folgen der modernen „Mündigkeit"; die Grundnrsack*.' aber ist die weit verbreitete Abnahme des kindlichen S i n n c s bei der Jugend, »voraus notwendig die Ausgabe des gläubigen Sinnes im späteren Alter hervorgcht. Im Evangelium des Schntzengelfestes, das bei uns am heutigen Sonntag mitgefeiert wird, sagt der göttliche Hei land daher mit prophetischer Weisheit: „Wenn ihr euch nicht bekehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr in das Himmelreich nicht eingehen " Ein junger Mann so kind lichen Sinnes, wie er zur konsequenten Betätigung christ licher Grundsätze im späteren Leben und somit auch zur Seligkeit notwendig ist, Ux»r offenbar der Anserweckte zu Naim; denn Jesus zeigte für diesen und seine Mutter so viel Svmpathie, daß er sich gar nicht erst bitten läßt, sondern unaufgefordert den Toten zum Leben znrückruft, auch ihn nicht unter die Schar der ihm direkt folgenden und dienen den Jünger ansnimmt, sondern ihn zur Stütze seiner allein stehenden Mutter übergibt. Tie Pflege und Erhaltung eines kindlichen Sinnes bei den Heranwachsenden Kindern, auch noch über die Schulzeit hinaus, muß daher eine der vornehmsten Bemühungen aller Eltern sein. Tas wird in erster Linie durch vollständige Durchbildung einer liebevollen hänslick-en Familiengcmein- schatt erreicht werden. Wenn aber Eltern mit ihren schul pflichtigen Ki.idern lange in den Wirtsstuben sitzen bleiben, sogar manchmal bis spät abends, oder gar jene daheim cin- schließen und zu irgend einem Vergnügen gehen, so wird bei den Kindern eine Frühreife erzeugt, »reiche ihnen die kind liche und später natürlich die religiöse Gesinnung raubt, denn die Folge ist das Streben nach Eleinißsiicht. Putz und oft noch schlimmeren Dingen. So ist die Verrohung und Blasiertheit der Inge»?' Mt w oir ge »agr wnro, entstanden. Sind »virttia. Elter., trotz guten Willens, ab- gehalten, sich Sonn- und F«>^ags '^,1 Kindern zu wid- sie der Schule entivachscn, men, so müssen sie dieselben, wem» . ^ .... ^ . unbedingt in die entsprechendem tcksliolischen ^ngendver- eine schicken, den jüngeren aber G^jpwlen beriu^Z^tz deren Wohlanständigkeit sie sich vo.'Hcr überzeugt haben. Nur so werden die Kinder beuxchrt, eiiT-e Freude für Gott und ihre Schutzengel, eine Stütze einst s/.'r ihre besorgten Eltern werden. X. Zentrum und Vaterlondsverteidigmig. Die sozialdemokratisck>e Presse benützt die Nede des Ab geordneten Dr. Spahn, »im das Zentrnm als eine Partei zu bezeichnen, welch>e für den Militarismus gar alles bewilligt. Gegenüber diesen falschen Darstellungen weisen »vir auf die Geschichte und das Programm des Zentrums hin. In du» Fragen der Vaterlandsverteidignng (Ausgaben für Heer und Flotte) hat das Zentrnm seine prinzipielle Stellung- nnhme in den Satz gekleidet: „Wir »vollen des Vaterlandes volle Wehrkraft, aber auch die Steuerkraft des Volkes und das Bndgetrecht des Reichstages nicht geschädigt sehen und können für jene erste nur bewilligen, »mis mit den beiden letzten sich vereinigen läßt." (Wahlaufruf vom September 188-1 und Mai 189.1.) Dieser Gedanke kehrt in fast allen Wahlaufrufen in dieser oder anderer Form »nieder. Seit seiner Gründung ist sich hier das Zentrnm immer treu geblieben. Es bat das Septennat von 1887 abgelelmt, »veil die Deckungsfrage nicht gleichzeitig mitgelöst und das Bndgetrecht des Reichstages nicht gewahrt »vnrde; dagegen bat es „die verlangte Verstärkung des Heeres nach ihrem ganzen Umfange bewilligt" nach dem Satze Windthorsts- Jeden Mann und jeden Groschen! Das Zentrum bat die Militärvorlage von 1891 »wrivorfen, »veil sich der Kampf »im folgende Punkte drehte: Die Umwandlung des Reick>es in einen Militärstaat, ein stehendes Heereslager bereits in Friedenszeiten, die dauernde Heranziehung des letzten halbwegs waffenfähigen Mannes, die bleibende übermäßige Belastung des notleidenden Nährstandes für den Wehrstand bis zur Erschöpfung vor dem Krieg." (Wahlaufruf vom Mai 1891.) Sowohl vor der Wahl wie naeb der Wahl bat das Zentrum im Jahre 1891 gegen die Militärvorlage ge stimmt. Der Vorlage vom Jahre 1899 (Vermehrung um 15 999 Mann statt der geforderten 22 999) stimmte das Zentrum ebenso zu wie der Vorlage von 1995 (Vermehrung um 19 119 Mann in sechs Jahren, statt, wie gefordert, in fünf Jahren), denn diese beiden Vorlagen erheischten ge ringere Opfer, ihre gesetzgeberische Gestaltung wahrte das Etatsrecht des Reichstages, und hierbei handelte es sick um den Ausbau der inneren Organiiationslücken. Der Wider stand des Zentrums gegen die „Zablenwnt" hat somit vollen Erfolg gehabt. Bei aller Bereitwilligkeit, die Wehrkraft des Vaterlandes zu stärken, hat das Zentrum aber nie ver gessen, auch ans Starsamkeit hinznarbeiten und die Militär lasten zu mildern; schon 1874 forderte sein Führer v. Mallinckrodt die Cinführnng der zweijährigen Timst- zeit; eine „angemessene Verkürzung der Dienstzeit" ver langt der Wahlaufruf vom Dezember 1879; erst 1891 ist j der Versuch mit der Cinführnng der zweijährigen Dienstzeit ' für die Fnßtruppen gemacht worden, und seit 1995 findet sich diese alte Zentrnnisfordernng in der Verfassung gesetz- lich festgelegt. Ans dem Gebiete der besseren Behandlung der Sol daten, der besseren Verpflegung (warme Abendkost) »nd ' der gerechten Verteilung der Einqnartierlasten hat das Zen- ^ trum gerade im letzten Jahrzehnt große Fortschritte erzielt. ! wie namentlich die von ihm zustande gebrachte neue Mili- j tärstrafprozeßordnnng den Kampf gegen die Soldateniniß ! Handlungen erst führen ließ. Für die Opfer des Militärdienstes ist die Zentriiins- ! sraktion stets eingctreten; alle die »wrschiedeneii Militär- , Pensionsgesetze sind mit seiner Zustimmung und unter seiner i tätigen Mitwirkung zustande gekommen, besonders das I neue große Militärpensiönsgesetz von 1999; daß die alten Veteranen ans dem Kriege von 1870/71 für die Tage der Erwerbsunfähigkeit und des Alters einen jährlickxm Ehren- solo von 120 Mark erhalten, ist auf die Initiative des Zen- trnms zurückzuführen. Ein großes Verdienst hat sich die Partei ferner um den Ausbau der deutschen Flotte er worben; sämtlich*) drei Flottengesetze von 1898, 1900 und j^'9 sind vom Zentrum teils einstimmig, teils mit großer Mehrheit angenommen worden. Dabei aber ist das Budget recht ebenso geivährt, wie in den Gesetzen bestimmt ist (§ 6), daß die Mehrkosten nicht durch neue indirekte Steuern au» die Gegenstände des Massenkonsums aufgebracht »verden dürfen. Diele .Haltung des Zentrums hat demselben auch von seinen Gegnern die Anerkennung eingetragen, daß cs wahr haft „nationale Politik" (so der Führer der Reichsp'artei. v. .aardvrff) treibe! Die Angriffe der Sozialdemokraten sind also ganz deplaziert; das Zentrum hat in allen diesen Fragen stets die goldene Mittellinie eingehalten. Die Ar beiter wissen sehr gut, daß auch sie dem Frieden die Siche rung ihres Auskommens verdanken. PskMqe R»r»d1Ha». (Fortsetzung ans dem Hauptblatt.) — Katholiken, denkt an die Wirkungen des Kultur kampfes. In so manchen katholischen Kreisen schvcint man schon vergessen zu haben, das; noch vor einem Menschenalter der Knllnetäinpf mit allen seinen Folgen wütete und daß nur die Einigkeit der deutschen Katholiken ihn überwand. In so manchen Kreisen ist das Ciefühl der Zusammen gehörigkeit erkaltet; vielleicht lassen nachstehende Zahlen erkennen, »nie notwendig diese Zusammengehörigkeit ist. Im Kiiltiirkäinpfe hatte der Staat alle seine Machtmittel erschöpft. Tie Wirkungen cx-.. der Knltnrkainpsgesetze aber »ixiren entsetzlick*.'. Im Januar 1881 fehlten in Preußen von -1927 Pfarrern und 1812 Hilssgeistlicl>en nicht weniger als 1125 Pfarrer und 945 Hilfs-geistliche; ganz verwaist »raren 991 Pfarreien mit 919 999 Seelen; halbvenvaift außerdem 584 Pfarreien mit 1 591 199 Seelen. Von den Bischöfen nxiren im (MsängniS oder Eril die Erzbischöfe von Posen und Köln, die Bischöfe von Münster, Paderborn und Trier, der Weihbischof von Posen und Gnesen. Ihres Amtes wurden „entsetzt" ebendieselben bis auf den Bischof von Trier, der »nährend des eingekeiteten Verfahrens starb, der Fürst!, iscbos von BreSIan und der Bischof von Limburg In ihren Residenzen verblieben, aber bis ans die kahlen Wäiilw wiederholt gepfändet, alle anderen Bischöfe in Pieutzm. Nach und nach wurden alle bischöflichen Anstalten vom .wnabenseminar bis znm Priesterscminar geschlossen <io '.nie jetzt >n Frankreich). In den ersten vier Monaten des Jabres I ->75 hatte man infolge des Kulturkampfes zu Geld und Gefängnisstrasen verurteilt: 241 katholische Geistliche. 11«, katholische Redakteure und 219 katholische Bürger. Wie bock: die Strafen fick, anfliesen, sieht man an folgenden Zahlen: der Erzbischof von Köln batte 29 509 Taler Geldniaie erhalten, der Bischof von Trier 19 459 Taler, der Buches vev Münster M'99 Taler nsw. Außerdem sa'iaen in derselben Zeit statt 19 Konfiskationen, 55 Ver haftung.':,. 71 Hanssnchnnaei!, 191 Ausweisungen, 55 Auf lösungen von Versammlungen. Alles in vier Monaten! Und weshalb diese Verurteilungen? Mehrere Priester er hielten Strafen, weil sie di - Absolution verweigert batte» «zum Beispiel Kaplan Bruns in Geldern einen Monat Ge fängnis. »veil er einen Bürgermeister nicht absolviert haben sollte). Ter Abgeordnete Wehreiipsennig (nalioiialliberall halte in einer Kiiltiirtampsdebatte ansgernsen: „Auch vor dem Dogma »verden »vir nicht stehen bleiben!" Die materi ellen -Opfer des Kulturkampfes N>aren auch nicht gering. Durch die Vertreibung von -Orden allein entstanden in 228 Gemeinden eine Erhöhung der Armen- und Schnllasten von rund einer Million Mark pro Jahr; der den Gemeinden und Klöstern entzogene Gewinn war im Jahre 2 700 909 Mark; rund 2>ä Millionen hiervon flössen ins Ausland. Das neue Schnlaiissichtsgesctz kostete eine Million Mark mehr mw. Man berechnet die jährlichen Mehrausgaben auf Sedau im Dichteririmrde. Literarische Skizz: von Theo Philonder. «Nachdruck »u-rlwteii.) Unter all den Großtaten unserer Braven während des Krieges 1870/71 hat keine im Liede einen so begeisterten und volltönigen Widerhall erweckt wie die Schlacht von Sedan mit ihren ruhmreichen Folgen. Das lag nicht allein an der über alles Crwarten glänzenden Tat selbst, die be kanntlich der greise König Wilhelm l. mit den demütig stolzen Worten begrüßte: „Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!" Auch die auf beiden Seiten des Rheines lebende Hoffnung, das; mit diesem Ereignis dein blutigen Ringen ein Ziel gesetzt sei und der holde Friede »nn wieder seinen Einzug halten werde, trug zur Verherrlichung der Sedantatsachen bei. Das erste Gefühl, das uns damals beim Eintreffen der Siegsknnde (Sonnabend, 3. Sep tember) beseelte, klingt wohl am reinsten und vollsten ans E. Geibels gleichsam mit allen Glocken läutendem Hymnus: Nun loht die Gl -cken Von Turm zu Tunn Durchs Land frohlocken Im Jubelsturm! De« FlammenstoßcS Geleucht facht an — Der Herr hat Großes Nn uns getan: Ehre sei Gott in der Höbe! In Packenden, teilweise biblischen Bildern rühmt der begeisterte Dichter dann die Ruhmestat, die Gott der Herr durch unser todesmutiges Heer uns zum Heile vollbringen Drei Taae brüllte Die Völkerschlacht; Ihr Blmhauch hüllte Die Sonn' in Nicht; Drei Tage rauschte Der Würfel Fall. Und bangend lauschte Der Errenball — Furchtbar dräute der Erbfeind. Da bub die Wage Des Weltgerichts Än, dritten Tage Der Herr des Lichts llnd waif den Drachen Vom gütd'nen S uhl Mit Donnerkiachen Hinab zum Pfukl — Ehre sei Gott in der Hohe! Tas waren die ersten Empfindungen: Lob und Tank - gegen den obersten Schlachtenlenker! Daneben aber mach- , ten sich noch andere Gefühle geltend. Vor allem der Eindruck i des Ueberraschenden, des schier Unglaublichen des großen ^ Ereignisses. Ans eine entsck>eidende höchst wahrscheinlich j siegreiche Schlacht war man ja gefaßt. Aber an eine ver- - nichtende Niederlage der ganzen französischen Armee, der einzigen, die damals noch im Felde stand, hatte niemand gedacht, am allerwenigsten aber an eine Kapitulation und Gesangennahme derselben. Geradezu konsternierend, be rauschend aber wirkte die anfangs unglaublich klingende Knude von Napoleons Gesangennahme I Hatte man doch selbst draußen bei unseren Heerführern nicht die leiseste Ahnung von der Gegenwart des Kaisers inmitten dieser Armee. Und nun war das Ungeheuere, Ungeahnte, zur Tat, zur Wahrheit geworden! Ta sang der fromme K. Gerok: Wie Märchen kliugt's und doch im Jnbelton, Durch alle Straßen wälzt sich'« frcudcbrausend: Sie haben ihn. den Schelm Napoleon, Sie haben ihn und seine acktziqtausend! Die Kinder rufen's in den Gassen aus, Den Männern rollen Tränen von den Wang-n, In Flapgen hüllt sich festlich Haus um HauS. Viktoria I Der Kaiser ist gefangen I Man begann Vergleiche mit frülieren Ruhmestaten unseres Heeres zu ziehen und kan» zu dein Schlüsse: Trotz Leipzig und Waterloo — ein Sedan überstrahlt sie alle, alles Darum saug O. v. Redwitz in seinem „Liede vom neuen deutschen Reich": Napoleon aciangcn! Si-vwtzrlS niebk m Unsim^rn Fluges noch e:> a> Mtz- M.-.sien? Noch kann 'cm H-uz io reckt die Bottck-st fa-'cr, Vor iem'.er Staunen glänz: kein »Nu e floh. O was «st Leipzig, was gl Weieilcw? Man muß da-» Her» erst za sick k-mmien «offen. Den ll'erllpwtz lüden i-r-mer d-.chi're Mafien; M.i Kästche n Schrill iw «einst dem Haus erlslot. Roch hol kein Mi/ d e Botschaft s lau ge!-e,e- ; Doch auf dem Rathaus schon die Fahnen weher. Da zweifelt keiner mehr. Jeyl lieb noch gar Der Bürgermeister zündend vom Altane Des Königs Brief, drauf ickwen't er eine Fahre Du heil'ger Gott, was das ein Jubel war! Ferner erwog man, worin der Vorzug dieses Ereig nisses vor den ähnlichen zu unserer Väter Zeiten lag. »nd Gerok traf wiederum den Nagel auf den Kopf, wenn er meinte: Vikiorla! So wuchtig lag die Frucht Vollreifen Siegs noch ule in deutschen Händen, Seit Hermann in der Teutoburger Schlucht Roms Heer zerquetschte zwischen Felsenwändcn. Nicht Leipzig isl'S, nicht Waterloo fortan, Wo deutscher Krall ihr bestes ist gelungen: Dort hat es halb Europa mitgetan. Bei Seda» haben wi>'s allein gezwungen! Andere Dichter »nieder zogen das heiße Ringen um Sedan in den Kreis ihrer poetischen Betrqchlnngen und wiesen prophetisch auf die weiteren Folgen des Sieges hin, als deren herrlicbste ihnen bereits die Errichtung des neuen Kaiserreiches vorschux'bte, z. B.: Dort war'S, wo das Geschick erfüllte Sich dem, der längst der Völker Fluch; Dort war'«, wo düster sick verhüllte DeS fränk'schen Ruhmes eitler Trug; Dort war's, wo Gott sie gnädig lenkte Die mörderische Kaiserscklachl. Dort war's, wo er zur Erde senkte Die Saat, die herrlich Frucht gebrach! I Sedau, die Wiege des deutschen Kaiserreiches! Aber bei allem Ernst, der die Sedanpoesic durchwehte, war auch der treu-biedere Humor bald zur Stelle, nicht als loser