Volltext Seite (XML)
Zweite- Blatt Sächsische Volkszeitung vom 1. September 1907 Nr. 200 Für die Frau den Arzt, für den Mann — die Rechunna. Durch druck Vorboten.) Eine Frau, die Ii.it ihrem Manne im Ehescheidun.is- proMc lag und von ihm getrennt lebte, hatte sich von einem Arzte behandeln lassen. Ter Arzt sandte seine Liquidation an den Eismann. Tiefer iveigerte sich zu zahlen und ließ es ans einen Prozeß antoniinen. Er wurde verurteilt und mutzte die Rechnung begleichen. Er behielt sich jedoch die Rechte vor, von dem Arzte eine ordnungsmäßige, spezifizierte Rechnung einzufordern. Unter Hinweis auf das Berufsgeheimnis lehnte der Arzt dies ab. Ter Ehemann klagte, und der Arzt wurde in beiden Instanzen verurteilt. Zwei Fragen sind zu erörtern: 1. Inwiefern ist der Eliemann verpflichtet, das Hono rar zu zahlen? und 2. Hat das Gericht den Arzt zur Ver letzung des Berufsgeheimnisses gezwungen? Tie erste Frage l>at zwei verschiedene Beantwortungen gefunden. Tie einen zielten 8 1357 des Bürgerlichen Gesetzbuchs heran: „Tie Frau ist berechtigt," heißt es dort, ,.innerl)alb ihres häuslichen Wirkungskreises die Geschäfte des Mannes für ihn zu besorgen und ihn zu vertreten . . d. h. nichts anderes, als: die Frau ist innerlialb ihres Häusliclhn Wir- kungskreises befugt, für Rechnung des Mannes zu l)an- deln. Es ist ihre sogenannte „Schlüsselgewalt". Es ist aber leicht einzusehen, daß zu dieser „Schlüssel- gewalt" die Konsultation eines Arztes nicht gut zu reckmeu ist. regelmäßig »venigstens nicht. Freilich können sich Fälle ereignen, die man dahin zählen dürfte, z. B. plötzliclh Er krankung eines Kindes, wo sofortige ärztliche Hilfe uner läßlich ist. Sonst aber fällt die Annahme eines Arztes nicht in den „Häuslicihn Wirkungskreis" einer Frau. Andere erblicken in dem von der Frau konsultierten Arzte einen „Gesckäftsführer ohne Auftrag", und das er- sclhint als das Richtige. Nach 8 13110. 1301 des Bürgerlichen Gesetzbuches ist der Mann verpflichtet, seiner Frau „nach Maßgabe seiner Lebensstellung, seines Vermögens und seiner Ernx'rbS- fähigkcit Unterhalt" oder, ivenn die Ehegatten getrennt leben, den „Unterlmlt durch Entrichtung einer Geldrentr z» geivähren". Zu dieser Unterlialtspslicht des Mannes gehören aber unbedenklich auch die kosten ärztlicher Behandlung oder Pflege. Ter Arzt also, der, von der Frau konsultiert, si: oder ihre Kinder belhiudelt, wird innerhalb der Grenzen dieser Unterhaltuugspflicht tätig — nur daß er von dem Manne keinen Auftrag erlxilteii lxit. Tiefe „auftraglose Gescl)äftsführuiig" aber berechtigt den Arzt, „wie ein Beauftragter Ersatz seiner Ausiven- düngen" zu fordern 18 08.3 des Bürgerlichen GesetzbuclhS), oder mit anderen Worten sie verpflichtet den El-eniann zur Tragung der Kosten. Tie Frage, ob sich etwa der Arzt eine nach 8 300 des ReichsstrasgesetzbncheS strafbare Verletzung des Berufs geheimnisses habe zu schulden kommen lassen, findet ihre Erledigung in den 88 081/000 (250—201) des Bürger lichen GesetzbuclhS, wo der austraglose (öesckxiftsführer wie ein M'austragter „Auskunft zu erteilen" und „NeckMisc-aft abzulegeu" verpflichtet wird. - Anders läge die Sache, ivenn die Frau mit dem Arzte vereinbart hätte, ihrem Manne gegenüber nichts von der ^'Handlung zu erwähnen. In diesem Falle dürfte er aber nicht mehr als „austragloser Geschäftsführer" des Mannes zu betrachten sein und könnte daher auch von ihm kein Hono- rar fordern. Er müßte sich vielmehr allein an die Ehefrau halten. Schramm h kclnermever, vrerckn canükausztt. r? (ce,epkonrrr.» . Seesll. IS. Minislerbolel (rciepkv°450d) omgfolilvlr iliro voi-»vg>ir:k 2ügs>i-i-sn - » Kurglcron« . . . päk. 5. - V/agnor . . . . »älc. 6.50 Luba lmpsrisl . i-lc. 9.50 > LZ Uexilco (8per.) . „ 5.70 Morast . . . . „ 8.— ümstisls 12.— ! l.s ^rväilevts. . „ 8.— , Lromstiea . . . „ 9.— 8ackskngolcl . . „ >5.— 1 ?rsi8büeßvr Odor, ca.K 00 Lorten Liganen .von 2'/„ ?f. biglblVIK.äLZZlüek gratis fiMMrMiile freundliches Restaurant mit Garte« und geschlitzten Landen, 25 Minuten von vcc Dampfschisfhcuion -Mnuoruit!«, beliebter Ausflugsort am Saubachtalc, hält sich zuin Besuch besten» empfohlen. HocyoctMmgsvoll I. Hietel. LMlillvblt, viickirvltt, I.oist.viiki-Ovtrklln'lol' mit «-l»«tine!l»ei' 1'vlot.o von Ll-ri-Ii 4,50 LN, doogolto Doist-onNrnobbüiilior mit M«I>« I» 1'olot.vn von kurlr 3,00 LU. I.oibbiiulvn für crllu vorliommvixlon 1'üIIv, Lrruobbrudr, zVrrnilcüniors vto. Zichara Münmch Z Vnesilen-Al., ttsuptsl»», II. Dämon stobt moino b'ruu rin Divnston. Hpotb.llrunllmann» vuloeral- tzllltttilligllllAS-sstt wird bei kjaul-Augschliigkr.Aästk- Pulurlmir, llikren. und Klasin- lri-ra nlw. besonders IL>,«»n,r»ti«n>n« HämorrhoiLrn und ÜluIaiiLrang mih ». Kopse, sowie PkrKopsiiiik, üligrn »nd s>» m< tzrmklirilcn dringend empfohlen. Viele Dankschreiben. Paket 1,50^, große Pakete zu 3 .tL n. 5 .15 s)!nr eckt mit Adresse: Avotkcker Grundmann, Serlln 5.1V.. Fnedrichstr. 207. I Fl. Lhcsmatioinllgöl 1.-50^, Versuchsprobe d. Tees gegen 30 ^ Briefmarken. Z» «18-G «IV -WW Hotel unü kallsäle , ^«lrönstos NN'I l-röbtos DtlOilissoinont in ziitiu ilnr 3tL,1r. Xüobsto Xiilio «lor 1<r-I. I'oiv.i-llunmulnikLlitn r, «los ^lL>lt>>urks mul ullor ^obonsevürdiulcoiton. blng'kolilo m>-in«>i> slitiiklrvil'N Ouitc-n, ^roh. n. lcloin. 3:>ul, 3>uIIui>)r kör >4 i's< r<Io. Im groNon 8>!o>I 5>oi>ntl>p:8 von 4 Dlir nn Iblllmnsib. Im I'Lrt>ar«'-Id st-iuritnt j«>«I>!N Du)- (zVootlonIu^-s von ti—12 k.'Iir, 8onntn>^s von vormilt. lt Ins muUits 12 Ol>r) WM- ÄniolLi« < D V Vorxü>-I. Kitlu>-sti8ob bis 3 Dlir. Alonu von klr. 1,25 nn. Iloolinolitnii^svoll -E'rnn« Ii<»r«-li, Dosit/.or. HsneNung mit Nfein»1ut»» Mozartftraßel, LivipLix. Vkvalcl Zache Äinilmülilenrtt. -7 am Bayrischen Bahnhose. Größte AuSwabl in all. ff. Lcderwar cn, Zigarren etuis, Brieftaschen» Borte- monnaies, modernen Ketten» laschen, Gürte n, Photo graphie-Albums IzLelisn Lsnlks 8ss1lks»is - 4t., 1 8 111 direkt am Kgl. Schloß, Hofiheater u. Damvischiffsiation. ständiges Vcrkchrslokal des wendischen Vereins „Zcdnvla". psinlioh 8aub6rs fromtlonriminkr von 1 kVIIc. an. Oulcr Witlagstisch j» ükeinen Preise». Fnh.: I.niiL«'! Kei8e VM" Itiiekxüeli«». "d» KIu8vnlL»rt<»ii!, Irlllix. Restaurant Barth Mol ArkS-kN, Frit-richllnihk 38 >>. Wigdtdurgtl Zlr. ^inpüvlrll eini-in ixeilinten I'iiblilrnin ««inen i»i n n «e»,vie- «« ine I.nUnii tüle-n rin iriitijx« n» Ik«-«iiel». -- -20 — Als Felicia die Bühne des Metropol Theaters betritt, herrscht dort allgemeine Erregung. Tie Prolie zu „.Hamlet" kann nicht stattsinden, da die Darstellerin der Ophelia erkrankt ist. Gleichgültig gegen alles um sie her, wirst Felicie sich in einen Sessel. Ihre großen, scltN'ar.zen Augen stieren vor sich hin: nervös troni.meln ihre Finger auf der Marniortiscliplatte herum . . . Direktor Fnrrer blickt sie zuerst erstaunt, dann mit steigendem Inter esse an. „Fräulein Mackayl" Keine Antwort. „Fräulein Mackay!" Wieder keine Antwort. „Liey, der Herr Direktor ruft dich!" rannt Barrington ihr ins Ohr. Felieie hebt die Lider. Ihre Augen haben etwas Leeres, Stumps- sinniges. ..Fräulein Mnckay," wiederholt Direktor Fnrrer, sich ihr nciln'rnd. „würden sie es fertig bringen, abends auf der Bühne ebenso anszuselx'», wie gerade jetzt?" Verständnislos blickt sie ihn an. „Ich verstehe Sie nicht; Nvis ilieinen Sie —" „Ich meine, daß - nxmn Sie es fertig brächten, morgen abend ans der Bühne ebenso ansznsehen, ebenso zu schreiben, ebenso z» gestikulieren, wie Sie es bei Ihrem Eintritt taten — daß ich Ihnen alsdann für morgen die Partie der Ophelia aiivertranen würde. Sie lxiben Sie doch studiert, nicht wahr?" Felicie nickt. Langsam beginnt sie ihre (^'danken zu sammeln. Die Partie der -Ophelia übernehmen, bedeutet für sie, urplötzlich von einer nnbe- deutenden Schauspielerin ins Fach der ersten Liebhaberin überspringen. „Ja, ja, Herr Direktor!" ruft sie atemlos. „Ich will die Ophelia spii len!" ..Bravo, mein Kind . . . Also, meine .Herren und Damen —", wendet sich Direktor Fnrrer zu den Künstlern, welche sich während der Unterl-altnng ihres Cliefs mit Fräulein Mackay ein tvenig zurückgezogen lxitten — „die Probe kann ihren Anfang nehmen. Wir haben eine Ophelia!" In Felicies Aden: rollt echtes Ki'instlerbliit. Einmal in ihrer Nolle drin, (»ergißt sie alles um sich lx'r. Bald ist die fürchterliche Enttäuschung, die sie vor kaum einer Stunde erlebt, ihrem Gedächtnis völlig entschwunden. Die Probe ist zu Ende. Felicie setzt sich den Hut ans, um mit Varrington das Theater zu verlassen. Ta nähert sich ihr mit aus-gestreckten Händen Gerda Douglas. „Ich gratuliere Ihnen aus vollstem Herzen, liebe Felicie. Sie werden die „Ophelia" sehr gut spielen. Was in meiner Macht steht, nin Ihnen einen großen Erfolg zu sichern, soll geschel-en. Ich l)abe die Rollo öfters gegeben und kenne jede Pointe, jede noch so kleine Nuance. Wollen Sie mit Barriirgton heute nach der Vorstellung bei mir zn Abend essen, so wollen wir die Partie einmal zusammen durchnehmen. Ist es Ihnen recht?" Gerdas Worte sind so schlicht, so von Herzen komniend: aus ihren leuch tenden grauen Augen spricht so viel Seele, so viel Menschenfreundlichkeit — Felicie errötet aus Scham, daß sie diesem Mädchen je mißtrauen konnte. — 17 — „TaS weiß der liebe Gott, Kind! Ich habe ihn seit gestern früh nicht gesehen." „Alx-r er ist heute nacht znrückgekehrt. Ich begegnete ihm ans der Treppe." Fra» Mackay erbleicht. „Unmöglich, Kind! Um Wiebiel Uhr war das?" „Gegen drei Uhr, Mutter." „Und tixis hattest du um drei Uhr noch ans der Treppe zu tun, Liey?" . Ich — ich. . ." Felicie zögert. Was soll sie sagen? „Ich — wollte sehen, wie es dir geht!" platzt sic endlich heraus, vor Sckxnn über ihre Lüge tief errötend. „Tn bist mein liebes, grites Kind!" ruft Frau Mackay mit Tränen in den Augen. „Aber du darfst dich nicht über jede Kleinigkeit ansregen, Liey. Wenn du immer so erregt und nervös bist, und nachts nicht schläfst, wird dein hübsches Gesichtche» bald bleich, dein strahlendes Auge trübe werden . . . Also dcr Vater war lx'iite nacht hier? Hm, iiierknmrdig! Soviel ist sick^er; jetzt ist er nicht da. Ich lxibe ickPii die ganze Wohnung gekehrt." Felieie atmet ans. Ter Vater ist nicht da! Bon dieser Seite lxit sie also nichts zu fürchte». Trotzdem meidet sie den forschend aus ihr ruhenden Blick der Mutter. Ihr Gewissen ist Plötzlich ernxicht. Cie wird sich des ganzen Unrechtes bewußt, welches sie durch heimliches ilst-rkaufen des sorgsam gehüteten Vrillank- kollicrs an dem treuen Miitterlx'rzen begeht. „Liebe Mutter," beginnt sie zögernd, ich möchte mit dir redenl" Vernnindert über den ernsten Ton läßt Frau Mackay die Hand mit de,» Mitchschöpser sinken. „Nun?" „Wir werden bald heiraten, Norbert und ich — vielleicht sclxm in acht Tagen." „Das ist recht, .Kind. Lange Verlobungen führen nie zum guten Ende. Erst, wenn du verlx'il'atet bist, lxist du S'arriiiglon fest. Tie Männer be kommen das Warten leicht satt." „Ja. Aber — Mutter — werde ich nicbt eine kleine Ausstattung init- li'-kommen müssen? Ein paar hübsche Kleider? Eine goldene Uhr?" Ein leiser Seufzer lx'bt die Brust der alten Dame. „Wir haben kein Geld. Liey . . ." Kleine Panse. „Was meinst du, liebe Mutter," ruft Felicie plötzlich entschlossen. „Wollen tvir nicht mein Brillantkollier verkaufen?" Fast entsetzt fährt Frau Mackay empor. .Verkaufen? Unmöglich, Kind! Rede mir nie wieder davon! Wenn du zwanzig Jahre alt bist, kannst du nach Wunsch darüber verfügen — vorher nicht . . . Und nun sei still von dem Schmuck —" ängstlich blickt sie sich nach allen Seiten um — „die Wände haben manchmal Ohren. M'denke — das Kollier bildet dein ganzes Vermögen I Großer Gott, da steht der Vater ans der Schtvelle! Er will sein Frühstück laben! Ich komme schon, Thomas! Ich bin schon da! Sofort!" „In der Schule des Leidens.* 6