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in einem Käfig im Hofe, der 10 Schritte lang und an seiner breitesten Stelle drei Schritte breit war. Alle Aussicht war mit Brettern verschlagen. Das war die von der russischen Negierung in Aussicht gestellte „rücksichtsvolle Behandlung". Wie die russische Negierung auch sonst Wort hält, geht auS den letzten Austauschverhandlungen hervor. Nachdem alles durch die betreffenden Botschaften fest verabredet war, lieh die deutsche Negierung ihre Gefangenen los, während die deutscheil Herren erst nach fünf Wochen und nach kräftigen Mahnung entlassen wurden. Sehr schmerzlich war für die Beamten die Unterdrückung aller Briefe aus der Heimat. Die Familien wurden prinzipiell getrennt. Mit ausge- suchter Grausamkeit wurde Konsul Schönstedt in Saratow behandelt. Trotzdem er mit einer Krankheit bis zur Kriegs- erklärung mehrere Monate im Spital gelegen hatte, wurde er in schmutzigen Polizeigcfängnissen herumgeschleppt und dann nach Orenburg abgeschoben. Tort wurde Schönstedt mit drei Kollegen eingesperrt. Äänn wurden sie ins Gonvernementsgefängnis gebracht. In diesem Gefängnisse blieb Schönstedt bis zum 28. Oktober, worauf er nach Orsk, einem kleinen Kirgisenstädtchen, von Orenburg 230 Werst Bahn und 150 Werst Schlittenfahrt bei 20 Grad Kälte ver bannt wurde, eine höchst unnütze, vom Gouverneur Suchom- linow angeordnete Quälerei, doppelt inhuman gegenüber einem Herrn, der nach monatelanger Krankheit sehr ge schwächt war und doch nur wenige Wochen im Gouverne ment blieb. Am 28. November mußte er bereits die Rück- reise nach Petersburg antreten, wo er bis zu seiner Ent lassung in das Untersuchungsgefängnis kam. Der einzige Vorwurf, den man ihm und den anderen Beamten machte, war der, daß er dem Deutschen Flotten eerein angehörte. Es ist eine ungeheuere Anmaßung der russischen Regierung, daß sie es deutschen Beamten zum Ver brechen anrechnen will, wenn sie einem deutschen patrio- lischen Vereine allgehört haben. Vollständig als gemeine Verbrecher wurden die Beamten in Kiew behandelt. Sie wurden am 6. August ins Gefängnis gesperrt, am 24. wur den sie verschickt und zwar Konsul Häring nach Menselingk «Ufa). .Kanzler Jorner nach Sarapol (Wiatka), Aktuar Herold nach Malmysch (Wiatka). Während der Reise er- bielten sie nur ein Zehrgeld von 15, später 10 Kopeken. Die Beamten wurden in Trupps mit Kettensträflingen, Zigeunern, Chinesen und ähnlichem Volk transportiert. In den Etappengefängnissen gab es meist keine Lagerstätten. Der Kanzler Former wurde über Moskau Weitertranspor ts rt. Er wurde zu Grubenarbeiten hcrangezogen. Die in senem Gefängnis vorgcnommeirc körperliche Untersuchung wurde in sehr roher Weise vorgcnomnien. In Pcrni waren dir Gefangenen jeder Bewegung beraubt. Dort lag er zwischen Typhus-Rekonvaleszenten und Schwindsüchtigen. Der Etappentransport des Aktuars Herold dauerte 2 Mo nate und 8 Tage. Während dieser Zeit war er auf ein Hungcrgeld von 10 Kopeken angewiesen. In seinem Be il immungsorte Malmysch angelangt, wurde er sofort wieder -urückgeschickt. Er hatte sich aber die Füße wund gelaufen und wurde deshalb gefahren. Von Wiatka durfte er frei nach Petersburg fahren, wo er sofort wieder verhaftet wurde. Es ist klar, daß es mit diesem sinnlosen Transport durch das ganze europäische Rußland nur auf eine Drang- ialierung und eine gesundheitliche Schädigung abgesehen war. Die Aufzählung der von den übrigen Herren er littenen Leiden wäre zu eintönig. Es sollen hier nur noch die Erlebnisse des Kanzlers Wohlenbcrg berührt werden, die nach vierwöchiger Haft nach Tobolsk (Sibirien) verschickt wurden. Von Tobolsk mußte er noch eine sehr beschwerliche Reise in Schlitten und Booten nach dcni ihm als Aufenthalt angewiesenen 200 Werst entfernten Dorfe Deinjanskoje unternehmen, wo er an Lungenentzünduig erkrankte, aber keinerlei ärztliche Hilfe erhielt. — Im Moskauer General konsulat war Fräulein Selma Meyer als Maschinen schreiberin angestellt. In ihr glaubte die Polizei eine be sonders wichtige Persönlichkeit entdeckt zu haben. Sie nahm verschiedene Haussuchungen vor, natürlich ohne Erfolg. In der Nacht vom 10. auf den 11. August wurde Fräulein Meyer um 3^2 Uhr früh auf den Janski Utschostok gebracht und dort in einen am Eingang angebrachten Käfig gesteckt. Später steckten sie noch einen vollständig verkommenen Mann hinein, der nicht einmal Hosen anhatte. Das Publi kum sammelte sich vor dem Käfig an, verhöhnte Fräulein Meyer und tanzte schließlich in hysterischer Erregung um den Käfig herum. Sie blieb dort bis 12s/s. Uhr dem Hohne -es Publikums ausgcsctzt. Hierauf wurde sie ln etn Zimmer gebracht, dort ganz nackt ausgezogen und längere Zeit ohne Kleidung gelassen, worauf sie dann in das unglaublich un- saubere Untersuchungsgefängnis gesteckt wurde. Am 1. Sep tember wurde sie per Etappe nach Wologda gebracht, bis sie angeblich zum Austausche nach Petersburg gebracht wurde. Dort kam sie in das Frauengefängnis in Einzelhaft, wo sie 3i/t Monate blieb. Bei dieser schmählichen Behänd- lung unserer Konsuln, die monatelang in der unwürdigsten Weise gequält wurden, hatte die die russische Negierung die Stirn, sich in einem eigenen Rundschreiben über die angcb- Uch schlechte Behandlung der ruffischen Funktionäre in Deutschland zu beklagen und Ausdrücke, wie Unmenschlich keit und dergleichen heuchlerische Phrasen zu gebrauchen. Aber was konnte vorgebracht werden? Nur, daß einige Leute in der ersten aufgeregten Zeit nach der Kriegs erklärung einige Unbequemlichkeiten und Unfreundlichkeiten seitens des Publikums zu erdulden hatten! In Bezug auf die Behandlung von Zivilpersonen, gegen die die russische Regierung in unerhört roher und unmenschlicher Weise vor- gegangen ist und die zu Tausenden einem langsamen gräß lichen Hinsterben überantwortet sind und werden, werden die Behauptungen der russischen Negierung an anderer Stelle kritisch beleuchtet werden, da die Schilderung der in Rußland begangenen Untaten hier einen zu großen Raum in Anspruch nehmen würde. Besonders hebt das Rundschreiben der russischen Re gierung die schlechte Behandlung des Herrn v. Bellegardem, deS russischen Vertreters bei der Bnchausstellung in Leipzig, hervor. Dieser ist sistiert worden, weil er sich verdächtig ge macht hatte. Er ist jedoch nach 10 Stunden wieder freige lassen worden. Der Konsul in Königsberg, Poljanowski, wurde wegen Spionage verhaftet. Auch er wurde und wird in anständiger Haft gehalten und hat viele Vergünsti gungen. Die Vorgänge bei der Abreise der Botschaft von Berlin sind stark übertrieben. Der Botschafter ist selbst an den erlittenen Belästigungen schuld, weil er die mit der Polizei getroffenen Vereinbarungen nicht einhielt. Die Botschaftsangestelltcn traten außerordentlich herausfordernd auf, so daß die Erbitterung unter dem Publikum allgemein war. Als die Wagen abfuhren, allerdings unter sehr be rechtigten Pfuirufen und verfolgt von einem Teil des Publikums, rückten der Vereinbarung gemäß Polizei- truppen an. Uebrigens fuhren die Wagen so schnell, daß ernstere Belästigungen gar nicht stattfinden konnten. Der Botschafter fuhr mit den Mitgliedern der Botschaft erst ab, als die Polizei die Straßen freigemacht hatte, und wurde in keiner Weise belästigt. Am Bahnhofe waren die Fürsten- ziminer geöffnet und ein Extrazug bereitgestellt. Es war auch ein Vertreter des Auswärtigen Amtes anwesend, dem gegenüber Herr Swerbejew kein Wort über die angeblichen Belästigungen fallen ließ. Bei der außerordentlichen Dürf tigkeit des tatsächlichen Materials, das der russischen Denk schrift zugrunde liegt, liegt die Annahme nahe, daß die ganze Denkschrift nur verfaßt sei, um die Aufmerksamkeit von der skandalösen Tatsache der unter den Augen und mit offen barer Billigung der Regierungsorgane erfolgten Zerstörung des deutschen Botschaftsgebäudes abzulenken. Dieser un geheuerliche, seit dein Rastatter Gesandtenmorde einzig da stehende Völkerrechtsbruch spielte sich nach dem Berichte der deutschen Beamten, die innerhalb und außerhalb der Bot schaft Zeugen dieser Vorgänge waren, in folgender Weise ab: Am 1. August fand bereits nachmittags vor der Botschaft eine große Demonstration statt, wobei von Militärpersonen stark aufreizende Reden gehalten worden waren. Gegen 10 Uhr abends erschien eine Vieltausend Köpfe starke Menge und begann Steine gegen die Botschaft zu werfen. Dann wurde zunächst eine kleine Tür nach der Moika mit Aextcn erbrochen, worauf der Mob in das Gebäude eindrang und alles, soweit er cs nicht mitnahm, kurz und klein schlug. Die auf dem Platze ausgestellte Polizei verhielt sich voll ständig passiv, ebenso der Stadthauptmann. Einige Auge- stellte waren über die Dächer entflohen. Der greise Hofrat Kattner konnte nicht schnell genug laufen und wurde -auf die scheußlichste Weise ermordet. Ein anderer Herr, der schon unter den mit Messern bewaffneten Hooligans lag, wurde dadurch gerettet, daß gerade in diesem Augenblicke die elek trische Beleuchtung im ganzen Gebäude erlosch, worauf die Menge, von panischem Schrecken ergriffen, plötzlich floh. Kurz vor 12 Uhr drangen neue Horden ein. Um 2^ Uhr versuchte die Menge die Botschaft in Brand zu stecken, was die Polizei, die offenbar für die umliegenden Häuser fürch tete, endlich bewog, einzuschreitcn. Die deutschen Beamten sprachen schon um 11 Uhr mit dem amerikanischen Geschäfts träger, der erklärte, daß er bereis das Auswärtige Amt um Schutz gebeten habe. Der österreichisch - ungarische Bot schafter machte Herrn Ssasonow um 1 Uhr auf die uner hörten Vorgänge aufmerksam, erhielt aber von ihm die un glaubliche Antwort „ils sont cassäs quelques vitres". Man i kann diese Großtat der russischen Regierung am besten mit den berühmten Worten ihres jetzigen besten Freundes und damaligen oppositionellen Polenführers Roman Dmowski kennzeichnen, der in einer Dumarcde, die ihm damals von der Negierung gewaltig übel genommen wurde, sehr richtig sagte: Das russische Volk hat manche guten Eigenschaften, ! aber die Regierung ist eine asiatische. Aus Stadl und Land Den 6. Mat ISIS Dresden —* Unsere Sachsen im Felde. Se. König!. Hoheit Herzog Albrecht von Württemberg hat unter dem 4. Mai d. I. folgendes Telegramm an Se. Majestät den König gerichtet: .Ich eile. Dir untertänigst zu melden, daß Deine 63. Reserve-Division unter der vortrefflichen Führung General» v. Watzdorf mit herrlicher Tapferkeit gestern und heute gefachten und den Gegner zurückgeworfen hat. Major v. Metzsch, Kommandeur de» Res.-Feldartillerie- RegimentS 53, hat durch vorzügliche Leitung de» Feuer» in hervortretendem Maße zum Erfolge beigetragen." Hieraus hat Se. Majestät der König an den Kom mandeur der 63. Reserve-Dtvision Generalleutnant v. Matz- darf folgendes Telegramm abgesendet: .Rach Meldung vom Armeeoberkommando hat die Division unter Ihrer vortrefflichen Führung mit herr licher Tapferkeit siegreich gefachten. Die Führung der Artillerie durch Major v. Metzsch wird besonder» gerühmt. Ich spreche der Division meine ganz besondere Aner kennung und meinen wärmsten Dank au»." —' Glückwunschaustausch zwischen Dresden und Wien. Au» Wien meldet dem W. S. L. da» Wiener Korr.-Bureau: Der Oberbürgermeister und der Stadt- verordneten-Vorsteher von Dresden richteten folgendes Tele gramm an den Wiener Bürgermeister Dr. Weißkirchner: Zu dem glänzenden Siege der verbündeten Armeen in Galizien sprechen wir dem Magistrate der Hauptstadt de» befreundeten und verbündeten Kaiserstaates die herz lichsten Glückwünsche und unsere hohe Freude darüber aus, daß unsere tapferen Truppen Schulter an Schulter kämpfend unfern mächtigsten Feind besiegten. Bürgermeister Weißkirchner antwortete: Mit jubelnder Freude erwidern wir Ihre herzlichen Glückwünsche zu dem glänzenden Siege unserer ver- kündeten Armeen in Galizien. Er ist das Werk eines Volke» von Brüdern, eines einzigen Volkes in Waffen, da» treu dem Bunde niemals untergehen kann und. be freit vom feindlichen Hasse, die großen Aufgaben erfüllen wird, die ihm die Geschichte vorzeichnete. —* Für die Kriegssammlung des Deutschen Vereins für Sanitätshunde sind auch im April wieder namhafte Beträge eingegangen, darunter 600 Mark von den Vereinen beider Abteilungen der Königlichen Stadt gendarmerie sowie weitere Beträge von den Oberbeamten der Königlichen Polizeidirektion, von einer Haussammlung in Blasewitz und von zahlreichen Privatpersonen. Insgesamt sind bi» jetzt für den genannten Zweck 15 485,65 Mark eingegangen. —* Für die Bahnhofswirtschaften hat die Säch sische Staatsbahnverwaltung Höchstpreise für Bier festgesetzt. Hiernach kosten 0.36 Liter einfaches Bier 10 Pf., 0.4 Liter einheimisch Lager und Böhmisch-Bier 20 Pf.. 0,3 Liter 16 Pf.. 0,15 Liter 10 Pf.. 0.4 Liter echte» Bayrische» und Böhmisches (Pilsener) Bier 28 Pf.. 0,35 Liter 25 Ps.. 0,2 Liter 17 Pf. Den BahnhsfSwirten bleibt eS unbe nommen, niedrigere Preise, den örtlichen Verhältnissen ent sprechend. zu verlangen. —* Keine Psingst-LiebeSgabensendungen. Die vsn der Heeresverwaltung gegen die Oster-Liebesgaben sendungen erlassene Erklärung gilt sinngemäß auch für der- artige Sendungen aus Anlaß de» Pfingstfestes. Demnach ist es nicht angängig, besondere Psingst-LiebeSgabensendungen an die Front zu schicken. Weder die Milttärpaketdepot» noch die Güterabfertigungsstellen übernehmen die Vor- führung von geschlossenen Transporten mit Liebesgaben paketen, die au» Anlaß des Pfingstfestes etwa geplant sein sollten. (WTB.) —' RackowS Handels- und Sprachschule errichtet einen kostenlosen Kursus in Maschineschreiben für Kriegs verletzte; auch Einhändige sind zugelassen. Nähere» im Anzeigenteil. —* Arbeitsausschuß der Dresdner GasthauS- angestellten-Vereine. Die Vereinigungen der Dresdner Kellner, Köche, Hotelportiers usw. haben einen Arbeits ausschuß gebildet, der die großen berusSwtrtschaftlichen Schädigungen mildern helfen will. Ueber seine gesamte Arbeit wird der Ausschuß in einer Versammlung Bericht erstatten, welche am Freitag, den 7. Mai. nachmittag» 3 Uhr im Saale der Reichshallen Palmstraße 13, stattfindet. Der Zutritt ist allen im Gasthausgewerbe Beschäftigten gestattet. —' Ausfall der Dresdner Vogelwiese. Die Privil. Bogenschützen-Gesellschaft hat beschlossen, die Vogel wiese 1916 infolge des Kriege» auSfallen zu lassen. Man wird sich erinnern, daß am Tage des HebefesteS der Vogel- wiese 1914 die Mobilmachung angeordnet wurde, sodaß die Vogelwiese in letzter Stunde abgesagt werden mußte. —* Im Güntzbad beginnt von jetzt ab die Badezeit zu VolkStagspreisen an Sonnabenden nicht mehr um 4 Uhr. sondern schon um 2 Uhr. —- Eine Erneuerung der Schotterdecke in der Rankestraße zwischen Grimm- und Emilienstraße wird vom 17. Mai ab vorgenommen. —* Abgebrannt ist am Mittwoch früh auf dem Annenhos, Annenstraße, ein größerer Schuppen. Zwei Wohngebäude konnten nur durch die eifrige Tätigkeit der Feuerwehr gerettet werden. Die Brandursache ist noch nicht bekannt. —" Einen Schädelbruch erlitt am Dienstag abend ein 20jähriges Mädchen auf dem St. Privatplatze beim Abspringen von der Straßenbahn. —' Loschwitz, 6. Mai. Zur Linderung der KriegS- not wurden bis jetzt von hiesigen Einwohnern 61 600 Mk. gesammelt. Leipzig — Das Eiserne Kreuz 1. Klasse hat der Direktor der Leipziger Chirurgischen Klinik Geh. Medizinalrat Professor Dr. Payr, Generalarzt L lg, 3uits, der sich im Felde befindet, verliehen erhalten. — Trauerfeier. Hier fand am Dienstag die Trauerseier sür den auf dem Felde der Ehre gefallenen Rektor der Nikolaischule Professor Dr. Dähnhardt statt. Schüler und Lehrer, alte Nikolaitaner in Uniform und in Zivil, und Freunde der Anstalt wohnten der schlichten Feier bei. DaS Kultusministerium war durch Geheimrat Dr. Giesing, die städtischen Behörden durch Oberbürgermeister Dr. Dittrich vertreten. Eß. Bruder des Gefallenen, der al» Vize-Admiral in der Armee steht, wohnte ebenfalls dieser ernsten Stunde bei. Nicht groß Wehklagen! Die» Wort war der Feier zugrunde gelegt und kam in der er- greifenden Gedächtnisrede, die Studienrat Professor KahniS hielt, zum Ausdruck. — Wegen Nahrungsmittelverfälschung wurde der hiesige Fleischermeister Feistle vom Schöffengericht zu 160 Mark Geldstrafe verurteilt. Er hatte einem Gastwirte in Leipzig-Thonberg 620 Paar Bratwürste geliefert, denen er alte Semmel hinzugesetzt hatte. Die Würste sollten zur Verpflegung der bei dem Gastwirt einquartierten Landsturm- leute dienen. — Wieder ein tödlicher Sturz au» dem Fenster. Ein lOjährigeS Schulmädchen stürzte in der Würzburger Straße zu L.-Kleinzschocher au» dem Fenster der Wohnung seiner Pflegeeltern im dritten Stock auf die Straße hinab. DaS bedauernswerte Kind erlitt dabei so schwere Verletzungen, daß eS bald daran verstarb. Da» Mädchen soll am Fenster gespielt und beim Hinabsehen das Gleichgewicht verloren haben. — Selbstmordversuch. Am Wilhelmsteg in L.-Gohli» sprang eine Anlegerin in selbstmörderischer Absicht in die Pleiße. Von drei Soldaten konnte die Lebensmüde den Fluten wieder entrissen werden. Der Grund zu dem selbstmörderischen Versuche ist nicht bekannt geworden. — Durch Zeitungsinserate suchte ein in Leipzig wohnhafter Zeichner zwecks späterer Heirat die Bekanntschaft eines Mädchens dienenden Stande» mit etwa» Vermögen. Einem heiratslustigen Hausmädchen, daß sich darauf meldete, wußte der Mensch unter allerlei Vorspiege lungen 1200 Mk. ersparte Gelder abzuschwindeln, die er innerhalb vier Wochen verjubelte. Der auf Anzeige de» getäuschten Mädchens hin Verhaftete entpuppte sich als ein 32jähriger. bereit« vielfach und schwer vorbestrafter Gauner.