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Beilage,«r Sächsischen Volkszeiluna «r i Mittwoch, den 24. Dezember lvl» ^ > Bethlehe« GeV»stI Jesu Christi, de» SochneS Gotte» und der Jungfrau Maria! — Wo geht da» welterneuernd« Ereig- «iS vor sich? Vermutlich in einem Marmorpalast »m lieb lichen Gestade de» Galiläischen Meeres. Aus Me weiß- seidenen Kissen einer goldenen Wiege wird das Himmels- vnd von kdeldamen behutsam gebettet. Hohe Wachskerzen -rennen feierlich in gediegenen Silberleuchtern, die aus spiegelglatten Tischen von Zedernholz stehen. Ein kostbarer Kamin auS carrarischem Gestein spendet Wohltuende Wärme. Eine auserlesene Schar elegan ter Höflinge harrt geivartig jeden Winkes. — Nicht? Doch was fragen wir so verwundert! Wir kennen ja die Wahrheiz, Hnh, hie rauhe Wirklichkeit ist uns nicht verbor gen. Eine zerbrochene Stallaterne wirft ihren flackernden Gchefn auf eine abgenutzte Krippe, aus der Strohhalme vorwitzig hängen wi« aus einem schnell gebauten Vogelnest. Ein notdürftiges Lagerfeuer ist der festliche Herd und der Hofstaat — genug, kein Zigeunerkind wird so armselig ge- koren wie der Sohn LeS lebendigen Gottes in Bethlehem. Ohne Zweifel ist das Absicht, nicht Zufall; hier waltet ein tiefer Sinn und eine grundlegende Bedeutung. Früh hebt die Symbolik des Christentums an, bei der alles ge- haltvoll, bei der selbst im kirchenstillen Schweigen vernrhm- lich« Rede, Vorbild und Beispiel ist. Den Armen wird daS Evangelium gepredigt, und den Lermsten der Armen will der Heiland an Armut über treffen. Allen, die des Weges vorübergehen, allen, die ihren Pilgerlauf nehmen durchs Tal der Tränen, will der Gott- mensch ehrlich ins Antlitz sehen und sagen können: „Ob ein Schmerz dem meinen gleicht?" Adeln will der Gesandte von oben die unverdiente Ar mut. Sie ist kein Schade und keine Schande, sondern Nutzen und Ehre. Je schwerer das Los auf Erden, desto schöner der Lohn im Himmel. Sie werden essen an der Tafel des Paradieses, die Armen, sich sättigen und den Herrn loben in Ewigkeit. Leidensgefährte des leidenden Jesus zu sein, — selig, die dazu erkoren sind! Fanatische Strenge, geistlose Auslegung und boshafte Polemik haben gemeint, es müsse jedes Christenkiud in die Windeln der Armut gewickelt und auf Stroh gelegt werden. Wer nicht auf irgend eine Art und Weise geboren sei in der Krippe, gestorben am Kreuze — könne nicht ewig ge rettet werden. Nicht doch! Aber wenn die Vorsehung Krippe und Kreuz schickt oder zur freiwilligen Entsagung irdischer Güter im hohen Berufe evangelischer Armut ein ladet, dann nicht klagen, sondern demütig und geduldig kragen, sich trösten mit dem Kind der Krippe und dem Mann des Kreuzes und fein Ideal zu werten und zu weiten wissen — das ist der Sinn und die Bedeutung des armen Bethlehem. Allein ist es nicht doch ein Abfall von diesem Ideal, wenn die katholische Kirche prachtvolle Dome und himmel anstrebende Kathedralen baut, deren Steine wie Brüsseler Spitzen durchbrochen sind? Sind nicht die Notkirchen der Diaspora, und zwar die traurigsten, die besten Kultstätten, Ebenbilder von Bethlehem, wo Jesus sich am wohlsten und wi daheim fühlt? Sollen wir nickst aufräumen mit den päpstlichen und bischöflichen Palästen, -den Mitren und Hir- kenstäben, den reichgeschnitzten Chorstllhlen der Kapitulare und dem künstlerischen Wohlstand mancher Klöster, sollen wir nicht veräußern die wertvollen Kelchs und Monstran zen. Baldachine und Paramenten, die sich hie und da in katholischen Gegenden finden? Nein! Hat ja auch das Kind von Bethlehem Gold und — gewiß in wertvoll gefaßten Alabasterschalen — Weih rauch und Myrrhen von den Königen huldvoll angenommen! Ließ sich der göttliche Meister nickst den Duft des teuren SkcrvdenölS gefallen und hat er nicht den Pokal auf dem Tische des Neichen geduldet? Smvrnateppiche und Decken aus Indien oder einem anderen fremden Lande wurden mlsgebreitet bei seinem Einzug in Jerusalem und kein Wort des Tadels! Die knauserige Kritik des Juda? hin gegen rügte er mit den strengen Worten: „Arme habt ihr allezeit bei euch; mich ober habt ihr nicht allezeit." Nicht Buchstabe, Geist und Leben ist das Christentum. Die Armut, die Jesus will, verdammt nicht den Reichen und seinen Reichtum, verlangt indessen, und zwar entschie den den rechten und weisen Gebrauch zur Ehre Gottes und zum Heile des Nächsten. Verkaufe deine Seele nicht an deck Reichtum, sondern verkaufe Len Reichtum zur Rettung deiner Sessel Das ist des Herrn Meinung und Mahnung, and Hur denen, die sie verachten, gilt sein furchtbares Wehe. Niemals darf sich Kleinlichkeit und engbrüstiges Sek tenwesen in diesem Punkte auf Christus berufen. Es kann jemand «in Bettler sein, ohne je gezählt zu werden zu den Armen im Geiste. Jener fromme König aber, der unter dem weichen Purpur das harte Gewand der Büßer trug, er stand dem Kinde von Bethlehem näher als mancher, der lebenslänglich nicht gestrichen wird von der Liste der Un terstützungsbedürftigen. . Groß find die Lehren von Bethlehem. Wer zählt fie auf? Eine neue Schul« hak ihre Pforten geöffnet und ein göttlicher Lehrer feine Weisheit entfaltet, eine Weisheit, die über alle Weisheit geht. Der Ruf der Hirten: „Laßt uns nach Bethlehem eilenI" der von Jahrhundert zu Jahr hundert fortklingt und nicht mehr verstummt, ist zur heil. Losung geworden. Und wenn er unter Ohr trifft, — kön nen wir es übers Herz bringen, ihm zu widerstehen? Kä men wir uns nicht wie verstoßen und ausgeschlossen vor, blieben wir alleine zurück? Wohlan denn: Nach Bethlehem! Nicht nur in schönen Gedanken, nicht bloß in poetischen Worten, auch in kräftigen Werken und Armut in» Geiste lie ben und üben. Du Bethlehem im Land« Jesu bist keines wegs die geringste unter den FürsrenstLdten Jridas, denn aus dir wird hervorgehen der Fürst, der Israel regieren soll! — Ein Strahl r m diesem Fürstentum, ein Glanz von dieser Krone und ein Teil an der Regeirtschast nstrd über jeden und gerade über den Aermften kommen, wenn er sein Leben versteht im Geiste von Bethlehem. S. „Ae W. WM WM M allerdings in vorbildlicher Weise gegen die geplante Ver gewaltigung ihrer Elternrecht« und hoffen, daß sie dabei im Zentrum der Nationalversammlung unterstützt werden." Diese Anerkennung «uS dem M«nde der Gegner finden wir in Nr. «20 der konservativen „Kren,- z e i t u n g". Katholiken Sa^senS! Dieses Lob soll und muß »ns ein Ansporn zur Weiter arbeit sein. Unterstützt daher Bure Organisationen, unter- stützt Eure zu verteidigen. U nd ich verteidige ihn. E, ist ein fleißiger Monn, besitzt ein« große Arbeitslust und bewältigt schwere Aufgaben in st.iumei'Swerter Weise. Er besitzt eine selten« geistige Elastizität, di« ihn äußerst schnell Dackcherstäirdiger in einer Sache sein läßt. Er ist dazu über aus tückstig und praktisch. Er, Redner, habe es schon er lebt, daß ixt parlamentarisck-en Beratungen, an denen auch Minister teilnehmen, die Meinungen immer mehr durchein ander gingen und immer wirrer wurden, bis dann Erz berger einen Vorschlag mackste, aus den man sich darm einigte. Wenn man netter Erzberger vorwerfe, er sei reich geworden, so könne es nickst verwundern, daß «in Mann mit einem solchen Arbeitseifer und so geregelter Lebensart nicht zu Neickstum kommen sollte. Er soll Aus sichtsrat gewesen sein Andere sind es auch. Man müßte Erzberger nur uachweisen, daß er dabei auf unordentliche Weise zu Geld gekommen sei. Wechsel der Ansichten wirf! man ihn vor. Wer hat nickst schon andere Ansichten gehabt? Er soll auf neue Krftqsmittel hingewiesen haben! Natür lich tsar er wie wir alle der Meinung, daß wir diesen Krieg sichren und uns verteidigen müssen. Sein Optimismus sei fein Fehler! Es ist natürlich, daß ein Mann mit einem solchen Arbeitswillen leicht optimistisch ist. Erzberger soll sich auch widersprechen! Ein Mann, der so viel Gelegenheit hat zu sprechen, soll der nicht einmal zu anderer Ansicht ge langen? Ich verteidige das, was Erzberger bis heute getan bat. Ich frage nur; Hat er eine Charakter linie, die man verantworten kann? Bis heute haben wir die U eberzeug ung, daß sie vorhanden ist, und darum verteidigen wir ihn. ----------- Presse -------- die Tug für Tag ihre Stimme erhebt. Es ist höchste Zeit, das Abonnement zu erneuern, soweit Las noch nicht ge- schehen ist. Ebenso nötig ist aber auch, für die „Säch- fifche Volkszeitung" zu werben und sie überall, vor allem aber auf den Bahnhöfen, zu verlangen. Auch hier muß in vorbildlicher Weise gearbeitet werden. Grzberger Dcr Kampf Argen E^birqer Kat gerade,» un,l«u!bliche Dimensionen ann-nammen. kr ist daher mebr denn ft Pflicht der ZentnimSpress , da», EftL»,!« zu nehmen, denn „aSe Lchinach, tue man auf 'du »Lust li-tutt mau aus unsere Vuekei." Nun Kat neck ei« Mann r> ei-m K-epit-l Stell»"" genommen, ver i» de» Zentrnmdpaitri »löhies sli.seiuu Kenirtzi ii»-» der stch durch seine Täti-L-U «nd vor atieui durch sein« c.lcnignde Rede ans dem .Metzer Kathalikenl.ige lui.s >« ganzen katholischen Deutschland einen Namen »«»nickt. nämlich der Ahgeortnet« I o »«'München-EUadduch. Miagied der Aallonalversammlunt. Er tat in einer Ze-iruAsv, ri>»u.„i!uiig n, Paderborn dazu aeiprocheu und nach dem „WestfäUschkn Aslkkblati" folgend'-'» auörefiihrt: „Unsere Verschuldung uud Geldentwertung datiert nickst seit November vorigen Jahres, sondern von viel früher her, von dem Augenblick an, wo wir unsere Aufwen dungen für den Krieg nicht durch Steuern deckten, sondern sie aus dein Wege der Anleihen zu decken anfingen. Ter Minister, der heute in vorderster Reihe den Kampf führt gegen Erzberger' und gegen die Politik, die jener macht und die wir vertreten, Helfferich, ist der Mann, der mit schuld an diesem Zustande ist. Er sagte: „Was sollen wir Steuern nehmen? Wir werden gewinnen, und der Gegner wird bezahlen." Das tvar alles auf eine Karte gesetzt. Diese Karte haben wir verspielt. Im Juli 1914 besaßen wir pro K.opf 30 M.. im September 1918 338 M., im Juli d. Js. 640 M. und heute besitzen wir 700 M. Papiergeld auf den Kopf. So haben wir unser Geld selbst entwertet. Dazu kommt, daß wir durch die Liquidierung deutscher Riesen vermögen im Ausland ein Mittel verloren haben, durch das wir den Wert unseres Geldes hätten aufrecht erhalten können. Wenn wir die Arbeitszeit, statt zu verkürzen, ver längert hätten — wenn das körperlich und seelisch möglich gewesen wäre — und bei Vorhandensein von Rohstoffen hätten arbeiten können, dann hätten wir auch das Sinken unseres Geldes verhindern können. Auch heute gibt es noch einzelne Kreise, auch in der Arbeiterschaft, die den Augenblick nickst begriffen haben. Ich erwähne das Reichs stickstoffwerk in Merseburg, das uns das doppelte Quantum an Düngemitteln liefern könnte, das unsere Landwirtschaft bedarf, so daß wir reich wären in Deutschland; es ist aber völlig ertraglos geblieben. Die Kaliindustrie liegt still, weil kein« Kohlen da sind. Solche Dinge sind bitter und zeigen, daß unsere Geldentwertung nicht durch Herrn Erz berger, durch das Projekt der Slbstempelung der Bantuoten verschuldet ist. Ich halte heute noch den Erzbergerschen Plan — eine Zlbstempeluug wollte er gar nicht, er nwllte eine Einziehung aller Geldmittel und Neudruck und Neu prägung — für gut, Da durch Aufspeicherung alter Scheinc viel neues Papiergeld in den Verkehr gegeben Norden mußte, wollte er das überflüssige Papiergeld wieder aus dem Verkehr herausziehen. Dieser Plan ist vereitelt wor den. Ist denn Erzberger wirklich der Dummkopf, der leichtsinnige Mensch, der Äberiteurers der Ausbund von Niedertracht und Schwindeleien? Alle Schmach, die mau auf ihn häuft, häuft man auf unsere Partei. Entweder ist er, was die Leute von ihm sagen, dann haben wir ihn abzu lehnen, oder er ist es nicht, dann haben wir ibn Der Redner wies dann auf di« neuen Steuerplane hin: Kriegs- und Revolniionsgewinnsteuer, Vermögensabgabe, direkte und indirekte Steuern, und bemerkte, daß wir alle di« Reichsumsatzsteuer zu spüren bekämen. Eine Verteidi gung Erzbergers heiße aber auch die Reichsunffatzsteuer ver teidigen. Wenn wir vom Auslands keinen Dalntakredid bekämen, seien wir nickst imstande, die finanziellen Leistun gen anfzubringen. Wir müßten aber das Menschenmögliche versuchen. Dann müsse die Revision des Friedensvertrags moralisch erzwungen werden. Erzderger rechne mit einer Revision. Mit Belgien sei wenigstens das eine heraus- gekommen, daß es auf die Liquidation deutschen Verurögenft in Belgien verzichtet. Das fei schon eine Revision des Frir> densvertrages. Die Massen des Volkes verlangten von, Finanzminister, daß er Steuern horaushole. Es gebe sonst keine Ruhe im Lande, da die einen mit leerer, Händen aus dem Kriege gekommen seien und Zusehen müßten, wie die anderen volle Hände haben. Auch sei die Schicht der Neu reichgewordenen, die ihrem Reichtum nach außen bindräu gen, nicht zu ertragen. Wenn man sagte, daß Erzberger^ Steuerprojekte nicht nur eine Störung. Wadern eine Tötung des Wirtschaftslebens brächten, io fti demgegenüber recht interessant und lehrreich, daß der Reichsverband der deutschen Industrie erklärt habe, entscheidend für die Stellungnahme deutscher Industrie gegenüber dem Reichs- notopfer fei nicht dessen Steuerwirkung, 'andern die Tat- fache, daß freute noch nicht seststehe, ob nickst die Entente die Hände darauf lege. Demgegenüber sei non den, Finanz- minister ja erklärt worden, sobald da? zu befürchten sei, er das Gesetz nickst ausführeu lasse. Dtzr Kampf um da» Reichsnotopfer, so führte der Redner weiter aus, war einer der Versuche, die öffentliche Meinung mobil und die Re gierung unpopulär zu machen. Erzbergers Steuerreform ist staatlich von ungeheurer Tragweite. Dieter ,.N eichs- Verderber" wird zum R ei ck> k b e g r ü n d e r. denn das erste Ziel der Steuerreform ist die steuerliche Sou veränität des Reiches, das nickst mehr der Kostgänger der Ernzelstaateu sein soll. Dieses staarsvolftnche Moment muß man wohl beachtenu Erzberger wird der Fortsetzer des Werkes Bismarcks. Er schafft ein Deutsches Reich unter Zusammenfassung aller verfügbaren Kräfte. Wirtschaftlich, das gab de- Redner zu. seien allerdings zwei Fehl»- von der Regiwimg gemackst worden. Durch die Freigabe der Einfuhr für ansländi'.he Lebens- und Gs- nußmittel und Lurnswaren liefen wir Getan.-., weiter und weiter an das Ausland zu verschulden. Sodann sei zu lange zugesehen worden, wie infolge unserer Geldentwertung die Aufkäufe durch fremdländische Agenten vor sich gingen. Wenn das so weiter ginge, wcnen wir in wenigen Monaten ausverkanft. Die Regierung fti sich klar, daß Deutschland gegen außen abgesver.l und daß Ein- und Ausfuhr kontin- gentiert werden müßten.' >- Hl- > , , > >> , > , > —— BLcherlcha» Aus der katholischen Presse Die zu unseren bekanntesten und meist gelesensten km tholischen Autoren gehörenden Schriftsteller Schröng-, Hamer-Heimdal und Pfarrer Sed. Dieser wer» den ab 1. Januar 1920 im Verein mit Pfarrer Dr. Prar< mar er die Redaktion der „Deutschen Katholikenzeitung* in München übernehmen. Das genannte Blatt, aus der „Katholikenzeitung" und der „Deutschen Kirchenzeituug' hervorgegangen, erscheint nunmehr wöchentlich zweimal. Es will zunächst ein Informationsblatt des religiösen ui^ kirchenpolitischen Lebens im In and Ausland iein, dann will es die katholische Belletristik pflegen und schließlich nrithelfen, die Welt in Christus zu erneuern durch scharf» Bekämpfung des Mammonismns und de? Egoismus tu seinen verschiedenen Formen und Auswirkungen. Der hiß» herige Schriftleiter, Herr Io'es K ? a ,. sckeider ans der Redaktion aus. um sich ganz dem Problem des christlich«»! Sozialismus zu widmen.