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kosten von 380 Franken auferlegt werden. Außerdem hat fie für die EntschSdigung ebensoviel an Stempelgebühren zu zahlen. Ist der sreigesprochene Debar zahlungsunfShlg. was leicht möglich ist, so wird also Frau Rouaud ihr ge- brocheneS Bein teuer bezahlen müssen. Handel und Verkehr st Banke«friertaß. Die Leipziger Banken und Bank firmen sowie eine Reihe von Versicherungsgesellschaften geben bekannt, daß sie am Tage der Weihe des Völkerschlacht- denkmals. am 18. d. M.. ihre Bureaus und Kassen gänzlich geschlossen halten. st Die Ausfuhr em» dem KonsnlatSbezlrkc Plauen i. B. nach den Vereinigten Staaten von Amerika stellte sich im dritten Vierteljahr 19l3 auf insgesamt 6 044 627 Mk. (im gleichen Vierteljahre de« Vorjahres 11 127 950 Mk.). ES ist also eine Abnahme von 5 093 322 Mk. zu verzeichnen, die sich hauptsächlich auf die geringere Ausfuhr von Baum- wollspitzen erstreckt. k Konkurs einer sächsischen Weberei. Die Firma I. G. Iähne len., mechanische Weberei und Appretur, in Dürr- hennerSdoif i. Sa. hat beim Amtsgericht Neusalza den Kon kurs anaemeldet. Sie beschäftigte nur wenige Arbeiter. Rechtsanwalt Köhler in Neusalza ist zum Konkursverwalter I ernannt worden. Konkursforderungen find bis zum 20. November anzumelden. st Sondern»»«« «. Stier, A.-G. in Chemnitz. Die Gesellschaft bleibt für da» abgelaufene Jahr wieder dividen- denloS. Sie erzielte einen JabrikationSgewinn von 299 610 Mark si. V. 165 426 Mk.). Der Gewinn wird aber zum größten Teil für Abschreibungen verwendet, nämlich 296 356 Mk. (165 940 Mk.). und der Rest von 4710 Mk. wird auf neue Rechnung vorgetragen. st A. Horch «. Co., Motorwagenwerke, Akt. - Ges. in Zwickau. Wie wir erfahren, teilte die Verwaltung einem Aktionär auf Anfrage mit, daß für das Unternehmen keine Veranlassung für eine Preisermäßigung vorliege, da die Werke sehr gut beschäftigt seien und die Produktion flott absehen. st Hamburg, 13. Oktober. Die Hamburg-Amerikanische Paketfahrt-Aktiengesellschaft beschloß, in der demnächst zu berufenden außerordentlichen Generalversammlung die Er- Höhung des Stammkapitals um 30 Millionen auf 180 Millionen zu beantragen. Sie stellt für dieses Jahr mindestens 10 Proz. Dividende in Aussicht. st Wieder ei« türkisches Borschnßgeschäft. Aus Kon stantinopel wird nachstehende Meldung verbreitet: Die Banque Ottomane hat der Pforte einen Vorschuß von 350 000 türkischen Pfund gewährt, der durch Verpfändung de» Heber- schusseS der Kriegssteuer stchergestellt wird. Spielpl«« der Theater t« Dresden KN-tgl. Opernhaus Donner-tag: Die Meistersinger von Nürnberg. Auf. k Uhr Freitag: Der Schmuck der Madonna. Anfang 8 Uhr. «öntgl. «chautvielhanS (Ostra-Allee) Donnerstag, für die Mittwoch-Abonnenten des 15. Oktober: Mein Freund Teddy. Anfang 8 Uhr. Freitag, zum ersten Male: Die armseligen Besenbinder. An fang '/.8 Uhr. Albert - Theater Donnerstag: Die fünf Frankfurter. Anfang '/«d Uhr Freitag: Die Diva. Anfang V«9 Uhr. Refidenztheater Donnerstag: ivuppchen. Anfang 8 Ubr. Freitag: Ball bet Hof. Anfang '/.» Uhr- Bartels» Zentraltheater Anfang 8 Uhr. Viktoria-Salon Anfang 8 Uhr. Flora-Theater Anfang 8 Uhr. Muienhalle Löbtau «nf. 8 Uhr. Köniodbof (Strehlen) V.» Uhr U.-T.-Lichtsp., WaisenhauSst 8-11 Tpielpl«« der Theater 1« Leipzig Neues Theater. Donnerstag: Der Freischütz. Freitag: Die Hermannsschlacht. — Altes Theater Donnerstag: Pro fessor Bernhardt. Freitag: Mädchenmarkt. — Operetten- Theater. Donnerstag: MSdchsnmarkt. Freitag: Der Frechling. — Schauspielhaus. Donnerstag und Freitag: Der lebend« Leichnam. Diskont: Neichsbank s (Lomb. 7), Pr.» Dlsk 4V<. Amsterd. 5, Brüssel 5, London 4'/?, Paris 4. Petersburg 6, Wien 6 Prozent. Notierungen der Dresdner Börse vom 14 Oktober Mitgeteilt vom Bankhaus 6edi-. gi-nkokck, Waisenhausstraße 20 Neulich» Siaaiopapirn Deutsche Reichsanleib« S 75,75 Bf do. SV- 84,70 G Deutsche Nelchsschatzscheinc 4 — Sächsische 3°/^ Rente 3 76.40 K do. L 300 8 91,00 G Sächsische Staatsanleihe 3V- 99,80 Bf Landcskiilt.-Nentenschetne 4 75,30 G Preußische ko»!. Anleihe 3 75,80 G do. SV- 84,60 G Preußische Schahscheine 4 — Atadt-Anlei! en Dresd. Stdtschldsch. 1893 SV- 88,30 G do. 1900 s'/- 88,50 G do. 1905 3'/- 83,70 G do. 1910 4 — Nussiger Stadtanl.lKleinb.) 4 — Bodenbacher Stadt-Anl. 4 — Karlsbader Stadt-Anleihe 4- 89,00 Bf Chemnitzer Stadtanl. 1889 3", — do. 1902 3'/- 84,50 Bf Dl ruchauer Stadtanl. 1903 3V- — Deutsche Pfand- nnd Hypothekenbriefe Kam.-Bank d. Kgr. Sachs, do. Gruudr. u. Hyp.-A. DreSd. Pfdbr. I u. II do. VII do. Gr.-Rt.-Bf. I u. II Leiidivlrtsch. Pfandbriefe da. So. Üauutzer Pfandbriefe Lausitzer Kreditbriefe Leipziger Hhp.-Bank XI Lpz-Hhp.-Bk.-Pfbr. XIII vpz. Hhp.-Bk.-Pfbr. Xli Mitteid. Bodenkred.-Pfbr. do. unkündb.1915VI do. Grundr.-Br. III 3H- 89,50 K 4 95,50 G 4 95,50 bez 4 95,60 G 4 95,90 Bs 8 74.26 G »V. 87,40 G 4 97,15 G 3 76,00 G SV, 86,00 G 4 94,20 G 4 94,20 G 3-/. 89,75 G 3V, 84,00 K 4 92,75 K 4 94,00 G Die Stückzinien lind S. Bkr.-Pfb. ukb. 1914 VI 3V« 90,75 G do. unkb. 1914 VII 4 94,70 G Sächs. erbländ. Pfdr. Ansiändische; 3-/2 onks 87,20 G Oesterr. Silberrente IV- — do. konv. Rente 4 — do. Goldrente 4 — Ungarische Goldrente 4 — Ungarische Kronenrentc 4 — Rumän. Staatsr. v. 1890 4 — Eisenbahn- nnd Trinspart-Adtien Sächsische Straßenbahn — 188,00 G Speicheret A.-G. Riesa 11 — Per. Elveschiffahrtsges. K-nk-Aktje 0 » 70,00 G Allgem. D. Cr.-A. Leipzig SV- 151,00 G Bank für Brau-Jndustrie 4 50,00 G Dresdner Bank SV- 149,50 K Mitteldeutsche Privatbank 7 119,00 bG Löbauer Bank — 104,50 G Mitteldeutsche Bodkrdanst. 4'/. 82,25 G Sächsische Bank 8 149,50 G Sächsische Bodenkreditanst. 7 130,50 G -»pier-, -apierstofffadr.- und Phot.-Att.-Aktien Lehkam-Josephstal — — Penigcr P.-Papierfabrik — 185,00 G Paul Süß, A.-G. — 35,00 G Weißenborner Papierfabrik 8 137,00 K Ernemann 12 243,00 ebG Panreseiischasts- Aktien Bank für Bauten - - Baubank s. d. R. Dresd. - 200,00 G Dresdner Baugesellschaft - - Maschinenfabrik- nie» Mttail-Indnstrie-Iktie« ZImmcrmann 0 58,75 bBs Dr. Gasm.-Fabrtk Hille 0 85,00 Bs Carl Hamcl, A.-K. 16 138,00 G Lauchhammer 10 — Leipziger Werkz.-Maich. 25 189,00 G bei fest verzinslichen Papieren Gebrüder Seck Gebier Döhlener Gußstahl do. Genußschelne Hartmann Schönherr Schimmel L Co., A.-G. Schornstein-Aust. John Schubert L Salzer Sondermann u.SticrA.-G. Eschebach do. Genußschelne Elektrische Pnieruehmuaze», 146,00 145,00 gleich dem Zinsfuß des betreffenden Effekts. ' Koriellau-, Achemotte-, Ton- Malzfabrik Mellrichstadt Hutlchenreuthor Nosentbal ck Co. Porzcllanfabrik Triptis Deutsche Tonwerkzcuge C. Telchert Sächsische Glasfabrik Sörnewitz-Meißen Bf- et. - 12 13V- 20 5 15 ?V- 5 20 11 268,00 Bf 135,00 G 360,00 G Fahrrad-jakrik-Akiies Mähmaschinen nni> Elektra Aktien-Gesellschast Seidel L Naumann do. Genußschelne Corona Dstch. Gst.- u. Maschsbr. Schladitz do. Vorzugsaktien HerkuleS-Werke Wanderer Kranerei- and Mahfabrik-Akiien Fürther S Bergbrauerei Riesa 8 Erste Kulmbacher 18 Deutsche Bierbrauerei 2 Felsenkeller-Brauerei 25 do. Genußscheine 50 Greizer Veretnsbrauerel 10 HScherlbrLu 4V- Schöfferhos und Frankfurter Bürgerbräu 0 HofbrauhauS I 0 HofbrauhauS II ü Kulmbacher Rizztbräu X 5 do. L 4»/« 92,00 G Plauenscher Lagerkeller 6 119,26 Bf Reichelbräu zu Culmb. 11 202,00 Bf Waldschlößchen 4>/, 132,75 103.50 Ä 129,25 G 360,00 G 102,00 G 169.50 K 67,00 G 116,00 G 403.50 B! 176,00 G 127,00 G 304,00 G 84,60 G 1030,00 Bf 71,34 G 49,00 Bf 130,00 Bf 42,25 G u. Glaofa':r.-Akt. 7 114,00 M 11 157,00 G 20 278,00 G 12 — 10 135,00 G 12 170,00 A 13 187,60 G Diverse Industrie-Aktie« 14 Heyden, N.-G. Gehe <L Co., A.-G. Chemnitzer Aktien-Spinn. Säch.Kammg.°SP. Solbrlg Weißthaler Aktien-Spinn. ZwickauerKamnigarnspinn. Dittersdorfer Filz Deutsche Kunstleder Militär-Effekten Thiele do. Genußschelne Schlesische Holzindustrie Kartonnagen-Fabrik do. Genußscheine Comp. Laferme Dresdner Gardinen-Man. Dresd. Nähm.-Zwirnsbr. Dresd. Preßhefe Bramsch Plaucner Spitzen Plauensche Gardinen EnglischeSicherheitszünder Geraer Strickgarnfabrik 0 15 20 10 10 20 10 15 50^e 12 8 0 14 6 12 20 12 263.50 Ä 86.50 Bf 203,00 G 127,00 Bf 209,00 G 895,00 K 170,00 Bf 170,25 G 170,00 Bf 273,00 G 218,00 G 86.50 Bf 177.50 G 343,00 G jnotävdische ».isenbahll-Irloritäts-Gbiigalionen Aussig-Teplitz Gold 13»/-1 — Böhm. Nordbahn G. I 4 I — Buschthierader Prior. j 4 j — Sdiigationen industrieller SrseLfchafte» Bank für Brauindustrie j 4'/-1 «3,00 Bf - Brief; G. -- etwaS; vez. — bezahlt. Adlerbrauerei Düsseldorf j 4 Vs I 94,00 G Bohrisch Br. Stetst» Br. Büchner Erfurt (103r) Kons. Feldschlößchen Culmb. Eyport-Br. Rizzi Deutsche Bierbrauerei Hahnenbräu Slraßvurg Hansa-Brauerei Höcherl (103 rückz.) HofbrauhauS Schöfferhof (103 rückzbr.) do. do. Hafferöder Papier (105 rz.) Per. Bauhner Papierfdr. do. v. 1904 (103 rckz.) Weißenborner Papierfabr. Panzerkaffen Schladth Bernb. Masch. (103 rckz.) Lauchhammer do. (103 rckzbr.) Radeberger Emaillierwerke Sachsenwerke Sächs. Gußstahlf. Döhlen Sächs. M.-F- Hartmann Schimmel ck Co., A--G- Eschebach (113 rückzb.) Wanderer Fahrradwerke V. Elbeschiff. 1898 (103 rck.) do. 1911 (102 rckzb.) Bank für Bauten Bauhner Tuchfabrik D.-B. Kohl- u. Brik.-Werke Kunstleder Kösttz (102 rck.) D. Ton. U.CH.-F. (105 rck.) Dr. Nähmasch.-Zwtrnf. Bramsch, Dresd. (103 rck.) Speich.», Spd.-A.-T., Riesa Bereinigte Tonwaren 4V- 4V- 4'/- 4,- 3'/« 4'/- 4'/- 4'/- 4 4 4V- 4^. 4V- 4 4 5 4V- 4 5 4 4 4 4'/« 4'/- 4V- 4"- 4 4'/- 4V. 4'/- 4'/- 4'/- 4 4Ve 4'/- 4 4V- 95,00 Bs 96.25 Ä 94.50 Ä 96.50 dez 95,00 G 94,00 Bf 84,00 <S 94,00 A 93,00 Ä 95,50 Bf 95,00 S 103,25 <5 94,60 S 100,00 Ä 100.50 S 100,00 Ä 90.50 Bs 88.50 Ä 93,75 be, 98.50 G 92,50 G 97,00 G Satte« nnd Kanknatk« Oesterr. Banknoten ä 100 84,80 G — 78 — häßlicher, gieriger Ausdruck lag darin, und seine Stimme klang schrill und heiser, als er antwortete: „Weißt du denn nicht, wie schön du bistl So schön, daß du die Welt beherrschen könntest, — denn Schönheit ist Macht I Und das alles, glaubst du, hätte ich mir gerettet, um es wieder von mir zu werfen, wie ein törichter Knabe. Dein Leben dankst du mir, — hörst du, inir, — und ich gebe es nicht mehr her, nie mehr." Rettungslos in seine Gewalt gegeben, saß sie wie erstarrt und brachte keinen Laut hervor. Wie ein Schraubstock preßte sie sein Arm. „Was, was willst du?" stieß sie endlich hervor, totenblaß und vom Haupt bis zu den Füßen zitternd. „Was ich will? — Zu den Schweden führe ich dich. Sie habe ich die ganze Zeit gesucht. Jetzt sind wir ihnen nahe. In der Gegend von Sig- maringen müssen sie lagern. Und heute noch erreichen wir das Ziel." „Zu den Schweden!" gellte ihr Angstschrei. „Zu den Ketzern, den Fein den unseres heiligen Glaubens! Und dahin soll ich dir folgen?" Er achtete ihrer Frage gar nicht. Wild preßte er sie an sich, mit einem heiseren Lachen, das die Weißen, fletschenden Zähne sichtbar werden ließ. „Dahin, natürlich. Wohin denn sonst? Bon Amt und Beruf des Vaters bin ich ja ausgeschlossen, um deinetwillen. Und ich wollte, möchte auch gar nicht. Jinmer habe ich fortgestrebt, in die Ferne, hinaus aus der Knechtschaft dieses unwürdigen Handwerks, das große, lachende Glück zu suchen. Und dort, bei den Schweden werde ich's finden. Der fragt nicht, woher ich komme, wer ich bin, — er nimmt mich, weil er Kriegsvolk brauchen kann, — und nur dort hat der Soldat eine Zukunft. Ja, eine goldene herrliche Zukunft wer den wir haben, Lucia." „Ich, — als dein Weib!" stöhnte sie, wie von Ekel geschüttelt. „Weib, was braucht es das, der Schwede fragt nicht danach, — und der Priester nmg seinen Segen behalten. Wir geben ihn uns selbst. Dirnen gibt es genug im Lager: und im Trosse, unter dem Schutz des Weibels, bist du so sicher wie in Hans und Heim." Mit zusammengepreßten Lippen, mit wogender Brust hatte sie seine Worte gehört. Und plötzlich wurde ihr alles klar. Auf einem Berge wie hier hatte ja der Höllenfürst den Herrn und Heiland versucht, ihm alle Schätze und Herrlichkeiten der Welt gezeigt, damit er ihm gehöre. Und der da vor ihr wollte sie, ihren Leib, das Heil ihrer Seele um den gleichen fürchterlichen Preis! Ganz recht hatte das Volk gehabt, das einen höllischen Zauberer, einen bösen Geist in ihm gesehen, der die Menschen verderben wollte. Und sie hatte an ihn geglaubt, so lange in seinem Bann gelegen, um nun viel leicht verloren zu sein für Zeit und Ewigkeit. Nein, sie wollte ihm zeigen, daß sie nicht seinesgleichen, nicht eine Hexe war, daß sie rein geblieben trotz allem, daß Gott und seine Heiligen noch in ihrer Brust wohnten. Wie eine Bogensehne schnellte sie auf, mit blitzenden Augen. „Das — das also ist's, — eine Dirne willst du aus mir machen, du Tenfel, du drei mal verfluchter, — aber dein Höllenwerk soll dir nicht gelingen. Lieber den Tod, als in deinen Armen, in deiner Gewalt." Ihr schlanker Leib reckte, straffte sich in allen Gliedern, und vor dem sprühenden Zorn, der aus ihren Augen flammte, vor der grenzenlosen Verach tung, dem Abscheu, der auS jedem ihrer Worte sprach, verlor Meinrad einen — 79 — Augenblick völlig die Fassung. Mit einer durch Verzweiflung übermenschlichen Kraft war es ihr gelungen, sich aus seinen Armen zu reißen. Schon stand sie am Rande des Felsens, bereit, sich hinabzustürzen in den sicheren Tod, da raffte er sich auf, stürzte mit dem Sprung eines Tigers auf sie zu und suchte ihr fliegendes Gewand zu ergreifen. Im selben Augenblick aber strauchelte sein Fuß, er verlor das Gleich gewicht, und ehe noch das Mädchen den letzten, verzweifelten Schritt in die Luft getan, verschwand er selbst, sich überschlagend, in der Tiefe. Nur ein Schrei der Wut, ein knirschendes Fluchen war es, was noch zu Lucia herauftönte. Wie eine Bildsäule stand sie da und wollte das Wunder nicht glauben, das sich vor ihren Blicken begeben. Sie war gerettet, der Him mel selbst war ihr zu Hilfe gekommen, indem er den Unhold richtete, den Teufel zurückschleuderte in den finsteren Abgrund. Tränen drängten sich in ihre Augen, an allen Gliedern zitternd, brach sie in die Knie, um der heiligen Jungfrau für ihren gnädigen Schutz zu danken. Aber ehe noch die Worte des Gebets sich von ihren Lippen ringen konnten, erstarrte sie in neuem Entsetzen. Ihr Blick war in die Tiefe gefallen, wo sie ain Abhang des steilen Burgfelsens den Versucher zerschmettert ge glaubt hatte. Und jetzt lebte, bewegte er sich da unten und schien kaum verletzt zu sein. Offenbar war er, im Sturze sich an einen vorspringenden Felsen klammernd, seitwärts von diesem auf den schrägen Streifen Weichen SandeS hinabgeglitten, der sich zwischen den wie Schwalbennestern an der Wund klebenden wenigen Häusern verlor. Drohend reckte er den Arm empor und sie sah seine jetzt von Haß und Rachsucht funkelnden Augen, sein von der Abend- sonne grell beleuchtetes, vor Wut bleiches und zuckendes Gesicht. Hin- und herlaufend schien er nur einen weniger steilen Weg zu suchen, um den Burg felsen hinaufzukommen, und in der nächsten Minute schon konnte er neben ihr auftauchen, sie von neuem in seine Arme reißen. Von namenloser Angst erfaßt, ließ sie den Blick verzweifelt umher irren. Sollte sie zum zweiten Male das letzte Mittel, den Sturz in die Tiefe Ivagen? Eine innere Stimme, stärker als ihre Furcht, hielt sie zurück. Eben erst hatte sie der Himmel wunderbar gerettet. Gott half doch dem Menschen nicht, nur um ihn dann zu verlassen. Auch ein zweites Mal würde er sie schützen. Mit dem Gedanken, der ihr Kraft und Mut zurllckgab, fiel zugleich ilir Blick auf den hinter ihr im Gemäuer aufragenden mächtigen viereckigen Turm, von dessen halbzerfallener Plattform wucherndes Gestrüpp niederhing. Dort oben, wenn sie die Höhe erreichte, oder in einer seiner Nischen und Winkeln konnte sie sich vor dem Verfolger verbergen. Vielleicht — vielleicht auch nicht, gestund sie sich schaudernd, aber als einziger Ausweg mutzte es doch ver sucht werden. Das Glück war ihr günstig. Im Innern des Turmes, an die bröckelnde Mauer gelehnt, stand eine alte, morsche Leiter, die noch stark genug schien, ihren leichten Körper zu tragen. Ehe noch die Schritte des Unholds hörbar wurden, hatte sie sich mit gelenker Kraft hinaufgeschwnngen und die Plattform erreicht. Aber was war denn das? Wie sie mit pochendem Herzen, mit keuchen dem Atem durch das wildrcmkende Gesträuch hinabblicken wollte, blendet« und