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Arbeiter eine gute Kleinwohnung für 300 Mark haben, und wenn er dazu noch ein Stück Land für 10 Mark pachtet, kann er sich auch noch seinen Bedarf an Gemüse und Obst bauen. (Lack>en und Widerspruch.) Lesen Sie doch den Be richt der englische» Arbeiterkommission über die deutschen Wohnungsperhältnisse. Tie Leistungen der lrivatcn Voden- wirtschaft sind um so hoher anzuschlagen, als sie vielfach gegen den aktiven und passiven Widerstand der Gemeinden erzielt worden sind. Deshalb bitte ich Sie, nehme» Sie end lich uns gegenüber eine objektive Stellung ein und nicht eine gehässige Aber der Fehler ist: im ganzen Wohnungs wesen nimmt der Professor einen zu breiten Raum ein und die Praxis tritt ihm gegenüber zurück. Mir hat einmal ein Professor gesagt: „In der Wohnungsfrage ist eigentlich nichts weiter zu tun, als daß ich wieder mal ein gutes Buch darüber schreibe." Ich komme zum Schlüsse (Ironisches Bravo!) und ich mache Ihnen einen positiven Vorschlag: Setzen lvir uns gemeinschaftlich ein für die Einrichtung von Grundstiickskammern. Damit schaffen wir dem Wohnungs gewerbe eine Vertretung, der Negierung einen sachverständi gen Beirat und dem Publikum eine Bauberatungsstelle. Ich bin überzeugt, wenn wir aus dieser (Grundlage positive Ar beit leisten, fordern wir das Wohnungswesen mehr, als wenn wir alle sieben Jahre mal eine» Wahnungskongres; abhalten. (Beifall und Widerspruch.) Neichstagsabgeord- neter Dr. Südeknm: Wenn man den Herrn Vorredner hört, könnie man meinen die Wohnungsfrage sei dank der Tätigkeit der Terrainspekulation schon längst glänzend ge löst. Er scheint übersehen zn haben, das; es in Berlin noch 23 Ei Kellerwohnungen gibt, das; 70 000 Wohnungen nur aus einem Raume bestehen und das; die Hälfte derselben '-'»heizbar sind Tei Arbeiter kann sich nebenher (Gemüse und Obst selbst bauen ja wohl, Vielleicht in Oranienburg, wenn er einen halben Tagelohn drangibt und mit seiner Familie 5> Mark fiir Fahrgeld ausgibt. (Heiterkeit.) Der Bericht der englischen Arbeiter beweist gar nichts, diese Ar beiter waren von der Partei der Schutzzöllner nach Deutsch land herübergeschickt worden: sie sollten einen Bericht lie fern, der »ach» eist, das; unter dem Schutzzoll ein Volk sich wohllühlen mns;, und sie haben einen solcben Bericht ge liefert. Wenn die Sterblichkeitszifsern in Berlin zurückge gangen sind, so beweist das auch nichts am allerwenigsten für die Vortresslichkeit der Berliner Wohnungsverhältnisse: der Rückgang der Sterblichteitszisser ist lediglich ans die Vermindei nng der Säuglingssterblichleit zuriickznführen: die durchschnitlliche Lebensdauer der Erwachsenen ist beute kürzer als vor 30 Jahren. Beigeordneter Schmidt Essen fordert eine tatkräfiige Initiative des Staates vor allem müsse einbeitlicher und planmäßiger vorgegangen werden als bisher. ^yndikue- v. Mangold-Frankfurt a. M. spricht sein Bedauern darüber ans, das; im Herrenhause anschei »end die Absicht bestehe, die Beslinnnung ans dem Zweckver bandsgesetze wieder heransznbringen, die dem Zweckverband das .Recht gibt. Baugelände zu erwerben und zu bebauen. Ich wage ja nicht zn hoffen, daß ein Notschrei aus diesem Saale heraus bis ins hohe Herrenhaus dringt, aber viel leicht überlege» sich's die hohen Herren, die auf ihren weiten Schlössern sitzen, noch einmal, ehe sie den in engen Wohnun gen zusamniengepreßten vier Millionen Berlinern diesen kleinen Hoffnungsschimmer wieder rauben. (Lebhafter Bei fall.) Stadtrat Sembritzke: Ich würde einen solchen Be schluß nicht bedauern. Was das Abgeordnetenhaus da in das (besetz bim ingeschrieben hat, ist und bleibt eine leere Demonstration so lange es bei der jetzigen kommunalen Zersvlitternng bleibt: würde doch jede (Gemeinde sich dagegen »'ehren, wenn ihr der Vau von Kleinwohnungen und die damit zn'ammenhängenden kolossalen Lasten zngemulet würden. Erster allgemeiner Hansatag. t.'go. Berl'n, drn 12 In ! 1911. Im Sportpalast, der vor wenigen Monaten die Heer schau des Bundes der Landwirte sah, hatte der Hansabund seine Anhänger znm ersten Hansatage einbernfen. Der weite Saal war gut besetzt, aber es blieb doch noch Platz siir etliche Tausende leer, obwohl der Hansabund secne Trommel gut zn rühren verstanden hatte und Ertraziige mer das Wort. Er sprach allen, die zur Glockenweihe bei getragen hatten, seinen tiefempfundenen Tank aus. Dieser Dank gelte in erster Linie (hott dem Herrn, dann vor allen Dingen unserem hochwürdigsten Herrn Bischof, der es sich irotz vieler Arbeit nicht hatte nehmen lassen, die Weihe der Glocke selbst ;n vollziehe» und der gern auch zu der welt lichen Feier erschienen wäre, wen» ihn nicht dringende Amts geschäfte hinweggernfen hätten. Der Herr Pfarrer dankte serner alle» Wohltätern, die eine (habe zur neuen Glocke opferten, dankte den Vereinen, Behörden und Ehrengästen, die sich am Festzuge beteiligte», ganz besonders der evange- liscireu Cchwestergemeinde und allen, die das Fest ver- lchönern und fördern halsen. Herr Schulrat Löbman» über mittelte die ihm vom hochwürdigste» Herrn Bischof über tragenen Grüße, rühmte das ideale Streben und de» reli giösen Sinn der Srhirgiswalder, dem man ancb die neue Glocke verdanke und toastete auf Herrn Pfarrer Kretschmer. Herr Bürgermeister Vogt dankte im Namen der Sladtge- meinde dem hochinürdigiten Herrn Bischof und dem Tom slist St. Petri zu Bautzen und brachte ein Hoch auf die geist lichen Behörden aus. Herr Lehrer Thiene sprach hieraus rinen vom Herrn Seminarlehrer Stenzel verfaßten schwung vollen Prolog. Herr Tr. Löbmanu Leipzig, der als Sach verständiger die Glocke zu prüfe» hatte, gab nun ,einer vollen Befriedigung über das neu geschaffene Werk Ausdruck. Ec legte der Festversammlnng dar, das; es schon schwer genug 'ei, ein gutes Geläut zn gießen, das; cs aber weit schwerer fei, zu einem vorhandene» Geläute eine andere große Glocke Innzuzuschafsen. Dieses schwere Meisterstück sei Herrn Glockengießer Heinrich Ulrich in Apolda trefflich gelungen. Die Familie Ulrich sei eine alte bewährte Glockengießer- familie. Bei einem Urahnen des Meisters habe Schiller seine Kenntnisse über de» Glockenguß gesammelt und dar nach sei» „Lied von der Glocke" geschrieben. Zu einer sol chen Firma dürfe man allseitiges Vertraue» haben, und das habe sich auch gerechtfertigt. Ter Redner lies; sodann den Meister leben. ans allen Teilen des Reiches bereitgestellt waren. Unter den Anwesenden waren auch liberale Abgeordnete ziemlich vertreten. Geheimrat Nießer eröffnete die Versammlung mit einem Hoch auf den Kaiser. Redner führte dann folgendes aus: Tausende des im Hansabunde geeinten Bürgertums hätten sich eingefunden, um in gemeinsamer Arbeit neue Zeiten für das Vaterland herbeizuführen. Trotz der agrar-dema gogischen Agitation sei es gelungen, in den Nachwahlen mehrere Reichstagssitze zu erobern. (Für wen? D. Red.) Ten Vertretern der Landwirtschaft müsse volle Gleichberech tigung zugestanden werde», aber den Uebergriffen und Aus schreitungen der Ueberagrarier müsse endlich und dauernd ein Ziel gesetzt werden. Präsident des Handelstages Kaempff sprach sodann über die Notwendigkeit des Hansabundgcdankens. Handel und Industrie seien mit die mächtigsten Faktoren für Deutschlands Größe geworden. Und doch stehe ihr wirt schaftlicher Einfluß in umgekehrtem Verhältnis zu ihrer Bedeutung. Zu bekämpfen sei unter allen Umständen die Vertretung aller Sonderinteressen. Zu verlangen sei die gleichmäßige Berücksichtigung der Interessen aller Stände. Auf die nächsten Wahlen komme alles au und mit Rücksicht darauf müßten alle anderen Interessen in den Hintergrund treten. Es folgten sodann eine Reihe von Begrüßungsan sprachen. Ter Präsident Geheimcat Rießer teilt mit, daß von den l3 Rednern 0 bei den nächsten Wahlen für den Reichstag kandidieren werde». Alsdann sprach Neichstags- abgeordneter Tr. Stresemanu über „Handel und Industrie und der Hansabund". Er führte aus: Ueberall in Gesetz gebung und Verwaltung zeige sich die Bevorzugung der Landwirtschaft und die Zurücksetzung von Handel und Jn- j dustrie. Wie weit das gehe, zeige vor allem die Tatsache, j daß an Stelle der gewerblichen Fortbildung der Religions unterricht (!) in den gewerblichen Fortbildungsschulen zur Einführung kommen solle. (Stürmische Zustimmung, ver einzelte Pfuirufe.) Tie öffentliche Meinung müsse aufge klärt werden über die Bedeutung von Handel und Industrie. Dazu bedürfe cs des Hansabundes, Von ihm sei eine Er ziehung des gewerbliche» Bürgerstandes zu selbständigem Handel» und zum Selbstbewußtsein zu erwarten. Kommerzienrat Ravenck-Berlin gibt seiner Freude Aus druck, das; sich Handel und Industrie im Hansabunde zu- janiiuenschließen Generaldirektor Dr. Waldschmitt- Berlin bedauert, das; ei» großer Teil der Angestellten und die Arbeiter vollständig dem Hansabunde abgeneigt gegcn- überständen. Während der letzten Ansprachen leert sich der Saal immer mehr. Der Präsident bittet die Anwesenden, zu bleiben. Als letzter Redner sprach Obermeister Abgeord neter Nahardt über „Ter Mittelstand und der Hansabund". Redner suchte in längeren Ausführungen den Nachweis zu erbringen, das; die Interessen von Mittelstand und Industrie sich recht gut miteinander verbinden ließen. Tis gegenwär tigen Mehrheitsparteien seien keine Freunde des Mittel standes. Wohin der Kurs gehe, zeige die Tatsache, daß der Religionsunterricht in den Fortbildungsschulen eingesührt werden solle. Ter Klenipnermeistcr Bartschat forderte die Handwerker auf, dem Hansabnnde beizutreten und dankt dem Hansabnnde, daß es mit seiner Hilfe gelungen sei, Oletzko-Lyck und Labiau-Wehlau zu erobern, und Männer in den Reichstag zu schicken, die auf dem Boden des Hansa bundes ständen. In seinem Schlußworte suchte der Vorsitzende, Geheim rat Rießer, den Hansabund gegen den Vorwurf zu recht- sertigen, daß er mit der Sozialdemokratie liebäugele. Im Kampfe zur Durchführung seines Programms wolle er nicht als politische Partei anftreten. Er werde vielmehr alle die Kandidaten bei den Wahlen unterstützen, die Gewähr dafür böten, das; sie in ihrem Parlamentarischen Wirken das Hansabundprogramm der Gleichberechtigung in ihrer Par tei zur Geltung bringe» würden. Eine Stichwahlparole könne der Hansabund natürlich nicht ausgeben, das sei Sache der Partei. Tie Sammlungspotitik gegen die So zialdemokratie werde ganz im Stillen zu einer Sammlungs- Politik aller rückständige» Elemente gegen das vorwärts- Nun brachte der Kirchenchor unter Leitung des Herrn Kantor Nohde die „Glocke" von Nomberg ungekürzt zu Ge hör. Wer diese Komposition nur einigermaßen kennt, weiß, daß sie an die Leistungsfähigkeit eines Chores hohe Anfor derungen stellt, und wir können Herrn Kantor Rohde und seiner wackere» Sängersclxir zu diesem schönen Erfolge nur von Herzen gratuliere». Tie dazwischen eingestreuten lebenden Bilder fesselten durch ihre Natürlichkeit und Wärme der Auffassung. Rauschender Beifall wurde allen Darbietungen zuteil. Mit dieser weltlichen Feier fand das Fest seinen wür digen Abschluß Tie neue Glocke ist dem hl. Joseph geweiht. Sie zeigt ihn uns aus der Vorderseite im Bilde als Patron der christ lichen Familie und des Arbeiterstandes. In seiner Rechten hält er die Lilie, vor ihm steht die Säge, während ihm der göttliche Iesusknabe Winkelmaß und Hammer cntgegen- reicht. Darunter steht die Inschrift: Kt. .Icmopli, in Io <!>»<»>in man n«-m>x>r, >>»<>»inm tu nckfntor snrti». (Hl. Joseph, dir töne immer mein Gesang' denn du bist ein starker Helfer.) Tie Rückseite trägt die Worte: Gestiftet von Franz Anton Friese, gestr. am 10. April 1373 in Petersbach, und von Veronika Scholze gebr. Maaz, gest. am 12. April 1000 in Schirgiswalde. Darunter: Mich goß Meister Heinrich Ulrich zu Apolda 1011. Tie neue Glocke hängt auf dem nördlichen Turme un serer Kirche, der bis jetzt leer stand. Sie ist 1,00 Meter hoch, hat einen unteren Durchmesser von 1,32 Meter und wiegt 1033 Kilogramm. Ihr Ton ist li. So möge denn die St. Iosephsglocke auf hoher Warte die Hüterin christkatholischeu Familienlebens sein und idea le» Sin» und katholische Glaubenstreuc auch auf die späte sten Geschlechter vererbe»! Wir aber wollen ihrem Schalle nicht nur unser Ohr, sondern auch unser Herz öffnen, und wenn sie »ns zuruft: Kurmim eurcku, dann wollen wir ihr freudig erwidern: llubomu« uel Dominum! —t. strebende Bürgertum. Aber der Tag der Abrechnun- für die jetzt geübte Politik des Egoisnius werde kommen, wenn das Bürgertum sich zusammenschlicße und jeder im Hansa- Hunde seine Pflicht tue. jwlMjHe tturwschuu. Dresden, dcn >3. Junl 1911 — Der „Reichsanzcigcr" veröffentlicht das Gesetz über den Patentausführungszwang vom 6. Juni 1911. Es tritt am 1. Juli 1911 in Kraft. Ferner veröffentlicht der „Reichs anzeiger" eine kaiserliche Verordnung vom 24. Mai 1911. betreffend das Inkrafttreten der Maß- und Gewichtsord nung vom 30. Mai 1008. Danach tritt die Maß- und Ge wichtsordnung am 1. April 1912 in Kraft. Die Vorschriften über die Neueichung der im Bergwerksbetriebe zur Er mittelung des Arbeitslohnes dienenden Förderwagen und Fördergefäße, sowie über die Eichung der Bierfässer treten erst am 1. Januar 1913 in Kraft. Hohlmaße für trockene Gegenstände zu ^4 Hektoliter sind bis zum 31. Dezember 1922 im Verkehr zulässig. — Im prrußrsqe« Kultusministerium beginnen am 30. d. M. Beratungen über Fragen des höheren Schul- weseuS, an denen sämtliche Provinzialschulräte der Monarchie teilnehmen werden. Es handelt sich um eine Aussprache über eine Reihe von Schul- und Verwaltungsfragen, bei denen eine einheitliche Regelung für alle Provinzen durch- führbar ericheint. — Der thüringische Katholikentag fand am letzten Sonntag unter lebhafter Beteiligung in Zeitz statt. Aus den meisten thüringischen Staaten waren Vertreter erschienen. Ein imposanter Festzug bewegte sich durch die Straßen der Stadt. ReichStagSabg. Erzberger hielt die Festrede, an knüpfend an die drei Jubiläen: 40 Jahre Reich, 40 Jahre Zentrum. lOOjähriger Geburtstag Kettelers. Die ganze Versammlung nahm einen Imposanten Verlauf. — Brrdcsi wird abgrschüttelt. Als Verdesi abfiel, da war er ein Großer in der liberalen Presse; heute ist eS anders; da schreibt selbst das „Berliner Tageblatt": „Der große Rnfer im Streit. Expriester Verdesi, hat sich bei dem Prozesse keine Sympathien erworben. Vielmehr mußten selbst die Entlastungszeugen zugeben, daß Verdesi ein schwacher Charakter, daß er seinerzeit noch modernisten- necherischer als die Jesuiten war, ja daß er, um eigenen Vorteils willen, nicht davor zurückscheute, einen Mitbewerber um ein Amt hinterrücks als Modernisier! zu denunzieren. Und diesem Manne schlug dann plötzlich das Gewissen, und um sich von der Schmach der Denunzierung von fünf Modernisten an Pater Bricarelli zu rehabilitieren, lief er zu den Methodisten und streifte den Priesterrock ab. Genau drei Tage, nachdem er seine letzte Messe gelesen! Wo sind da die herben Seelenkämpfe und Qualen, die tränenvollen Stunden eines Reformators?" — Sozialdemokratischer Parteitag. Die Tagesordnung für den vom 10.—17. September in Jena stattfindenden sozialdemokratischen Parteitag ist folgendermaßen festgesetzt: 1. Geschäftsbericht des Parteivorstandes: Berichterstatter H. Müller und Fr. Ebert. 2. Bericht der Kontrollkommission: Berichterstatter A. Kaden. 3. Parlamentarischer Bericht: Berichterstatter A. Geck. 4. Die ReichsverstcherungSordnung: Berichterstatter H. Molkenbuhr. 6. Die Retchstagswahlen: Berichterstatter A. Bebel. Vor dem Parteitag, am 8. u. 9.Sep- tember, wird die sozialdemokratische Frauenkonferenz tagen. Balk««. — Die Lage in Albanien. Eine Depesche des Ober kommandierenden in Albanien meldet, daß die Aufständischen nach dem rechten Ufer des Semflusses gedrängt würden und daß ein großer Teil nach Montenegro geflüchtet sei. Die Meldung, daß unter den türkischen Truppen der Typhus herrsche, wird als unrichtig bezeichnet. — Nach amtlichen Meldungen sind trotz der Kreuzfahrten türkischer Schiffe mehrere Waffensendungen an der Küste von San Giovanni Di Medua ausgeschifft worden. Der italienische Kreuzer Parese hat in Sau Giovanni Anker geworfen. In Monastir wurde der Bevölkerung durch Maueranschläge bekannt ge macht. daß die Patrouillen und Wachen beauftragt sind, aus jedermann zu schießen, der auf Anruf nicht stehen bleibt. — Zur Entführung des Ingenieur» Richter. Eine Gendarmeriepatroullle. welche die Umgebung von Livadia durchstreifte, fand unter Zweigen verdeckt den Leichnam des Näuberhauptmanns Janni ArvantiniS, der an Kopf und Brust Schußwunden auswics. Gegenwärtig forscht man nach, von wem der Räuberhauptman» erschossen wurde. Der Leichnam dürfte 3—4 Tage an der Fundstelle gelegen haben. Man nimmt an, daß auch dieser Räuber an der Entführung Richters beteiligt gewesen ist und bei der Ver- solgung oder bei einem Streit mit anderen Räubern ge tötet wurde. Von Richter selbst ist noch immer keine Spur gefunden worden. Die Hygiene-Aasstellung. Die Sitzungen der achten Luberkulose-Aerzteversamm- lrrng des deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose in der Hygiene-Ausstellung nahm heute in Gegenwart Ihrer Kgl. Hoheit der Prinzessin Mathilde ihren Fortgang. Den Verhandlungsgegenstand bildete ein neues von Robert Koch noch kurz vor seinem Tode hergestelltes Tnberkulinpräparat, das den bisherigen Tuberkulinpräpa raten gegenüber den Vorzug besitzt, keine unangenehmen Nebenwirkungen zu verursachen. Radsport. Anläßlich des am 10. und 11. Juni auf dem Gelände der Ausstellung veranstalteten Radsportfestes veranstaltete die Kruppe Radsport am Sonnabend, den 10. d. M., im Saale des Hotels Palmengarten einen BegrüßungSabend, auf dem u. a. der Gesamtvorstans des Deutschen Radfahrerbundes und Vorstandsmitglieder des Sächsischen Radfahrerbundes anwesend waren. Brieftaubenflug. Am 17. Juni findet auf dem Sport plätze der Ausstellung ein Wettfliegen von Brieftauben statt, das der Brieftaubenzüchter-Verein „Saxonia" ver anstaltet. ES werden zirka 400 Tauben von Dresden nach Hannover ausfliegen. Es find wertvolle Preise aus- gesetzt worden. Die Brieftauben werden u. a. eine große Anzahl von Deveschen nach Hannover bringen und diese für den Kriegsfall so überaus wichtige Einrichtung dartun. LS wird sich erweisen, daß die Uebermtttelung in einer