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»laab« X mst Dretdkn und tn Oesterreich v-,u,»prei», VeUa^ an^ st. >ae dlertelsttbrNch ».»OIn Deutschland ftei Hau» »,8» »«»ab«« dierteliS» Dresden und ganz Deutschland srel tn Oesterreich 4,07 st. — rinzel-Nui diertelilchrNch l.8«^ In " ' »I Hau» ».»» F»; uinmer 10 4 Heini die Zeitung regelmützig tn den ersten den/ Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Vie illustrierte Zeit N»zei«»»r don Amnitien- > Annahme don OeschüftSanzeiacn di» I« Uhr, anzeigen b>» 1» Uhr. I Preis stk die Petii-Spallzeilc SO 4, tin ReNamet-U «ch H, I gür imdeuiltch geschriebene, sowie durch Fernsprecher MDd I gegebene Anzeigen kdnncn wir die Berantwortnchkett PM ' die R« Redaktion» da« wrisvorto vetzustlge«. Rr.° 299 DAkÄ.-rTÄ'bL'L-':, Donnerstag he» 3V. Dezember 1915 Fernsprecher 213ÜV 14. JtthW« Die allgemeine Wehrpflicht in England Die Irak-Front wird in den tiirkischen Berichten jetzt stets erwähnt. Ta er- 'cheint es angebracht, über den Irak ein Wort zn sagen. Irak ist keine Provinz, sondern ein Landstrich, der ver schiedene oder Teile verschiedener Provinzen umfaßt. Man unterscheidet zwei mit dem Namen Irak bezeichnete Land- gebiete, das Jrak-Adschmi, das das ganze Persien umfaßt — über Persien werden wir am kommenden Freitag einen längeren Artikel bringen - und das Irak- A rabi, das türkische Irak, in dem sich gegenwärtig die Kümpfe mit den Engländern abspielen. Tie Kämpfe sind demnach auf türkischem Gebiet. Tas türkische Irak hat keine ganz be stimmten Grenzen. Am Persischen Golf, wo der Schatt- el-Arab — die Vereinigung zwischen Euphrat und Tigris — ins Meer fließt, beginnt die Provinz Basra, deren nörd lichster' Teil bereits zum Irak gehört, das sich in weiter Ebene am Euphrat und Tigris bis über Bagdad hinaus er streckt und den größten Teil der Provinz Bagdad noch mit umfaßt. Tie ungemein große Wichtigkeit gerade dieses Gebietes für die Türkei ergibt sich schon aus der Nennung des Namens der Provinz nnd der Stadt Bagdad. Zwischen Bagdad am Tigris nnd Babylon am Euphrat liegt bekannt lich der schmale Teil von Mesopotamien, in den viele Geo graphen de» Garten Eden des Alten Testamentes, das Paradies der Bibel verlegen. Taraus geht hervor, wie reich und fruchtbar das Land früher gewesen sein muß. Es hat zwar durch zahlreiche Kriegsstürme gewaltig gelitten, aber die große Fruchtbarkeit Ist ti.nncr noch vorhanden. Bagdad selbst wird auf 250 000 Einwohner geschätzt. Es ist aus der Vergangenheit namentlich durch den berühmten Kalifen Harun-al-Raschid bekannt, dessen Geschichten besonders von der Jugend förmlich verschlungen werden. Tie Stadt nnd Provinz wurde von den Tsmanen zum erstenmal 1534 erobert, 00 Jahre später gewannen die Perser das Land wieder zurück und 1638 kam Bagdad wieder in türkischen Besitz, woselbst es bis heute verblieb. Die Engländer speku lieren nicht schlecht. Wenn es ihnen gelänge, das ganze Ge biet zu erobern, so wäre damit ein fruchtbares, ausbeiitnngs- fähiges Land mehr in ihrem Besitz. Ter Schlüssel znm ganzen Trientverkehr käme dadurch in ihre Hände. Einst weilen hat es aber damit noch gute Wege. Tie Engländer wurden vor einigen Wochen bei Ktesiphon blutig geschlagen, sie wurden bereits bis Kut-el-Amara zurückgedrängt und nach unserer Auffassung werden sie von den bisher überall siegreichen Türken über Basra hinaus ins Meer zurück- gejagd. Bagdad nnd das ganze Irak dürfen nicht englisch werden, sondern müssen türkisch bleiben, dafür werden unsere oSmanischen Freunde schon sorgen. X Die deutschen Friedensziele Zürich, 28. Dezember. Die „Neue Zürcher Zeitung" veröffentlicht einen Artikel „Friedensgedanken", der sich mit den angeblich in unterrichteten deutschen Kreisen be stehenden F r i e d e n s z i e l e n des Deutschen Rei ch e s befaßt. Ter Artikel lautet in seinem wichtigsten Teil! Man denkt sich in den deutschen Kreisen die Gruudzüge der fetzt einzulcitcndcn Friedensverhandlungen wie folgt: 1. Belgien soll in Unaö h ä ngigkeit und Selbständigkeit erhalten bleiben, sofern durch Ver träge, vielleicht auch durch Faustpfänder eine Wiederholung der Ereignisse von 1014 unmöglich gemacht ist. Ei» völliges Aufsaugen Belgiens würde sogar von der deutschen Groß industrie auf das heftigste bekämpft werden, weil das Fallenlassen der Zollschranken zn unleidlichen Situationen führen müßte, solange die Arbeitsverhältnisse Belgiens infolge Mangels eines ausreichenden Fabrikgesetzes soweit hinter denen Deutschlands zurückstelic». Selbst für die Zoll- Union verlangt man ei» Uebergangsstadium von mindestens Eins Jahren. Belgien hätte aber an Deutschland eine jährliche K r i e g s k o n t r i b » t i o n zu bezahlen in Höhe des früheren Militärbudgets, wogegen Deutsch- l a n d bis zur endgültigen Auszahlung Polizeige w a l t ausüben wird. 2. Die okkupierten französischen De- P a r t e »i ents würde» o li » e in eitere s a n Frank reich zurückgegeben. amt, auf Kriegsentschädigung seitens Frankreichs würde Deutschland verzichten, sofern Frankreich seine Fordern» g e n a » R n ß land im Be trage von etwa 18 Milliarden Franke» an Deutschland ab- tritt. Selbstverständliche Voraussetzung dieses Abkommens mit Frankreich wäre die Rückgabe aller deutschen Kolonien durch England und die Räumung von Calais. Ar MW «m Ast Einführung der allgemeinen Dienstpflicht in England Nach einer Reuter-Meldung erklärte Asguitb im Kabi nettsrat am Dienstag, daß die Dienstpflicht not wendig sei. Die „Times" schreibt dazu, daß das Kabi nett beschloß, in Bälde einen Gesetzentwurf zur Einführung der Dienstpflicht im Unterhanse vorzn- legen. (W. T. B.) Zu den Beschlüssen des'Kabinetts Asguith wegen Ein führung der Dienstpflicht äußern sich die Morgenblätter in weitgehender Uebereinstimmung dahin, daß ohne s ck, w ere in » erpoliti s ch e K ä m p f e die Wehrpflicht in England k a u m ins Leben trete n werde. Im „Berliner Tageblatt" heißt es: Lloyd George hat über Asguith gesiegt. Das größte aller Tpfer soll nun dem englischen Volke zugemutet werden. Den Militärs vor allen wird es klar sein, daß die Entschei dung, zu der die Minister gekommen sind^ eine innerpoli tische Umwälzung bedeutet, die die Garantien des Sieges nicht vermehrt. Die „B o s s > s ch e Zeitung" schreibt unter der Ueberschrift „M ilitarismns in Englan d": Um der Vorzüge der militärischen Erziehung eines Volkes teil haftig zu werden, bedarf es eines Zeitraumes von Gene rationen. Hierin wird nnd kann uns England nicht Nach kommen. Dagegen bringt uns die Einführung der Dienst pflicht in England eine Ausgleichung der beiderseitigen Lasten, die geeignet ist, uns den Vorsprung zu sichern, den Nur uns in Technik, Wirtschafts-Sozialpolitik und zum Teil auch schon im Handel gegenüber England schon er rungen haben. In der „D e n t s ch e n Tag e s z e i t n n g" sagt Re- wentlow: Wir Deutschen können den englischen Entschlüssen ! külil zu sehen. Wir erblicken in ihnen den Beweis j dafür, daß man in England die Lage als bedenklich genug ansieht, selbst das von der ganzen Bevölkerung stets ver abscheute Mittel zu ergreifen. Der „Vorwärts" schreibt: Tie Abneigung gegen die ZwangSrekrnliernng wurzelt in England noch immer sehr tief. Es wird harte Kämpfe kosten. Schließlich in dessen wird auch im Lande die Regierung die Hindernisse überwinden, denn der Hinweis auf die militärischen Miß erfolge ist ein starkes Hilfsmittel. Griechenlands Neutralität Athen, 20. Dezember. Vom Sonderberichterstatter des W. T. B. Wie ich erfahre, wird Griechenland wegen der bevorstehenden Kämpfe der europäischen Mächtegruppe bei Saloniki neutral bleiben. Tic Trümmer der serbische» Armee Athen, 20. Dezember. Pom Sonderberichterstatter des W. T. B. Die Trümmer der serbischen Armee sind in Elbassan und Skutari angelangt. Ihre Gesamtstärke ist 40000 Mann. Sie besitzen weder Artillerie noch Munition. Die Russen in Persien Teheran, 20. Dezember. (Reuter-Meldung.) Die Russen haben Kashan besetzt und marschieren gegen Ispahan. Tie indische» Truppen aus Frankreich entfernt London. 27. Dezember. Reuters Bureau meldet: Daß die indischen Truppen aus Frankreich entfernt worden sind, gehe aus der amtlichen Meldung hervor, daß der Fürst von Wales vor dem Abzug der indischen Armeekorps aus Frankreich den Truppen ein Telegramm des Königs überbrachte, in dem dieser den Indiern, die fetzt an einem anderen Kriegsschauplätze benötigt würden, seinen warmen Dank für die geleisteten Dienste ausfpricht. 3. Russisch-Polen soll unter einem deutschen Fürsten als König von Polen vollkommen unab hängig und selbständig werden; dagegen hätte es an Deutschland eine Kriegskontribution auf gleicher Grund lage wie Belgien zu entrichten. Dem historischen Drange nach dem Meere, der Rußlands Politik seit Jahrhunderten beherrscht, soll in der Weise entsprochen werden, daß dem Zarenreiche der A nsgang nach de m persische n Golf zugestanden wird. 4. Italien müßte auf die okkupierten tür kischen Inseln verzichten, wogegen sein statns auo r nte aufrecht erhalten bleiben würde. 5. Bulgarien müßte selbstverständlich Maze donien zugesprochen werden, ebenso ein von Nisch bis Semcndria reichender Korridor bisandieDona n. Das frühere Alt-Serbien soll selbständig bleiben oder mit Monte n e g r o z n eine m Königreiche vereinigt werden. 6. A 1 banie n müßte die früher zugeskandene Selbst ständigkeit unter einem s e I b st g e w äblten Fnrsten tatsächlich erhalten. 7. Die Ansprüche Rumäniens und Griechen land s scheinen in diesem Augenblick noch nicht ganz f e st z u st e h e n. Wir glauben, daß eS Pflicht der neutralen bedingungeu des künftigen Friedens zu e röff n e n , denn es kann keinem Zweifel unterliegen, daß jene eine sehr empfindliche Verschärfung erfahren würden, wenn weitere arößere kriegerische Ereignisse zugunsten der Zentralmächte entscheiden würden. Man darf sich darüber keiner Täu schung hiugeben, daß Deutschland trotz der aufrichtigen und tief empfundenen Friedenssehnsucht mit nenentfachtem Grimm zum Schwerte greifen wird, wenn die dargebotene Hand in tragischer Verkennung der wirklichen Situation zurückgestoßen würde. Anmerkung des WTB: In der Schweiz will man in diesem Artikel einen von deutscher Seite ausgehenden Frie d e n s f ü h l e r sehen. Wir sind ermächtigt, zu erklären, daß diese Auffassung selbst- v e r st ändli ch n nbeg r ü ndet ist. Deutschlands Unabhängigkeit von ausländischen Alunilionsstoffen In der Sitzung des Bremer Kaufmanns-Konvents vom 28. Dezember hielt der Präses der Bremer Handels kammer, Herr Alfred Lohmanu, eine b e m erke u swerte Ansprache, in der er auf die Absperrung Deut s chlandS von der R o h stoff z ufuh r näher ein- ging. Hier führte er aus: „Tie Absperrung der Rohstoffe für die Munitions erzeugung hat für unsere Vaterstandt Bremen ein ganz besonderes Gepräge durch die Erklärung der B a u m wolle als B a n ngut seitens unserer Feinde. Auf Grund des Gutachtens eines englischen Professors Ramfey, welcher er klärte, daß, wenn die Baumwolle Deutschland gesverrt würde, die Erzeugung von Munition nicht mehr möglich sei, erfolgte diese neue Verletzung der Londoner Deklaration. Ich kann liier Mitteilen, daß ich Gelegenheit gehabt habe, a m t l i ch f e st z u stellcn , d a ß seit acht Monate n nicht ein Kilo Bau »i woll e m e hr für die P u l v e r f a b r i k a t i o u verarbeitet worden i st. Dank der Arbeit deutscher Wissenschaft und Industrie ist es gelungen, aus dem unermeßlichen Bestände unserer deut schen Wälder einen Zellstoff lierzustellen, welcher billiger und weit geeigneter ist als BaumwolllLinters zur Pnlverfabrikation, und auch nach dem Kriege werden die deutschen Munitionsfabriken n i ch t e i n K i l o B a u m- woll e ni ebr von Amerika kaufe n. Der zweite wichtige Bestandteil, das Salpeter, von welchem wir zwei Drittel der gesamten chilenischen Pro duktion bisher bezogen haben, wird numehr a u sschließ- l i ch a u s der Luft in Deutschland fabriziert. Umere Fabriken sind bereits so weit gediehen, daß sic mit dem kommenden Frühjahr die gesamten Bedürf nisse an Stick stoff anch für die Landwirt- sch a ft decken, und dauert der Krieg noch etwas länger, so werden unsere Luft-Stickstoff-Fabriken in der Lage sein, sogar zu exportieren. Unsere chilenischen Freunde haben damit ein wichtiges Absatzgebiet ihrer Hauptproduk tion verloren und könnten sich bei unseren Feinden dafür bedanken. Leider sind dadurch auch erhebliche Bremer und Hamburger Interessen in den Salpeterminen Chiles be troffen worden.