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nun am eigenen Leibe spüren, daß gegen solche «freie Forscher" nicht energisch vorgegangen wird. -s- — Die Berliner Maifeier har nach den Berechnungen der Blätter ein riesige- Fia-ko gemacht. Die Reich-Haupt- stadt zählt nahezu 600000 gewerbliche Arbeiter, von denen 20000 an der Maifeier teilnahmen. Diese Zahl sagt alle-. — Recht «»zufrieden mit der Maifeier i« Stuttgart ist der „Vorwärts"; während er überall hin Lob auS- streut, schreibt er von Stuttgart: «In Württemberg zeigte die Maifeier, soweit die Arbeit-ruhe in Betracht kommt, gegenüber dem Jahre 1003 einen nicht unerheblichen Rück gang. In Stuttgart insbesondere hatte die Arbeit-ruhe einen kaum nennenswerten Umfang. In fast allen größeren Betrieben wurde gearbeitet, und die etwa 600 Arbeiter, die sich zu dem von Gewerkschaftskartell und Partei ge meinsam veranstalteten Frühschoppen mit Konzert zu- sammengefunden hatten, waren in ihrer Mehrzahl klein gewerbliche Arbeiter. Besser besucht war das Nachmittage konzert im Dinckelackerschen Saale. Die eigentliche Feier war auf den Abend verlegt; doch lies; auch der Besuch der 5 Abend-Versammlungen zu wünschen übrig. Nicht ohne Einfluß ans dieses Abflauen war der im Januar dieses Jahres gesoßte Beschluß des Stuttgarter Gewerkschaft«- kartells. aus die seither üblich gewesenen Vormiltagsver sammlungen und auf den festlichen Straßenumzug fortan zu verzichten. Der Beschluß, den auch die städtische Par teileitung stillschweigend anerkannte, war nicht dazu ange tan, die Arbeiter zur Arbeitsruhe aufzumuntern. Dazu kam noch, daß zur Vergrößerung des Schiller-Rummels fast alle Betriebe am 9. Mai feiern werden." Na. Schiller-Nuirmel". das sollte einmal ein katholisches Blott schreiben! Aber diese Enttäuschung und dieser Miß erfolg ist uns erklärlich! Warum trat dies in Stuttgart ein? Dort ließ man die Genossen frei ihren Umzug halten; kein Mensch kümmerte sich um sie; sie konnten selbst am Residenzschloß vorbeizieheu. Einige Jahre lang hatten sie ein Vergnügen daran; seht ist es verschwunden, und so finden es die Genossen sehr langweilig, so allein durch die Straßen zu stampfen; deshalb hörten sie auf. Wir sind fest überzeugt, daß es in einigen Jahren überall so sein wird, wo die Polizei nicht eingrisf und das Bürger- tnm nicht so ungeschickt ist und die Gaffer für den Umzug stellt. Der Aerger des „Vorwärts" wird sich also immer mehr steigern müssen. Würde man in den Städten Sachsens, z. B. in Dresden, seitens der Polizei vor- gehen, wie in Stuttgart, wir sind überzeugt, daß die Maifeier Heuer ohne Spaziergang als bloße Abendver sammlung stattgefunden hätte. ' < Oenterreich-Ungarn. t ^ — Der „Polit. Korresp." zufolge verlief die Entretzne zwischen Goluchowski und Tittoni. wie vorauszuseheu war. höchst befriedigend. Da beide Regierungen bezüglich der in Betracht kommenden Fragen seit langem vollständig einig waren, brachte die Begegnung zwar keine neuen Momente, bildete aber bezüglich des Bundesverhältnisses und der herzlichen Freundschaft zwischen Oesterreich Ungarn und Italien eine mit lebhafter Genugtuung zu begrüßende Kundgebung. Errglair-. Unterhaus. Dalziel llib.) richtet au Brodrick die Frage, ob ec finanzielle Nachrichten darüber habe, daß Kitcheuer mit den bestehenden Verhältnissen bezüglich seines Postens als Oberbefehlshaber Indiens unzufrieden sei. Brodrick erwidert, das System der Armeeverwaltung in Indien habe kürzlich den Gegenstand eines Schriftwechsels zwischen der britischen und der indischen Regierung ge bildet und liege jetzt der ersteren zur Begutachtung vor. Rußland. — Zu den Tumultrn, welche letzten Sonntag in Warschau stattfinden; meldet der „Standard": Es wurden bei den Straßenkämpfen 00 Personen getötet, 280 ver wundet, davon 100 tödlich. Gestern blieben <n Warschau nahezu alle Fabriken geschlossen. Die Erregung unter der Bevölkerung, insbesonders unter der Arbeiterschaft, ist überaus bedrohlich. Einrichtung des ständigen Gottesdienstes für die Katholiken in Leipzig-Gohlis und die Eröffnung der neuen kath. Schule daselbst. I. Am Sonntag, dem 30. April, fand das erste Mal Gottesdienst statt in Gohlis für die Katholiken dieser Nordvorstadt von Leipzig. Der Gottesdienst wurde abge- halteu in der Turnhalle des allgemeinen Turuvereins, an einer Abzweigung der Lindenthaler Straße, hart an der Bahnlinie Leipzig Halle. Die heil. Handlung vollzog der Herr Kaplan Anton Bocuert und es dauerte das Hochamt von 9 Uhr au nicht ganz bis ^It Uhr. Der lichtdurchströmte Lurusaal machte einen sehr freundlichen Eindruck, und es dürfte seine Ge räumigkeit die Hitze und Schwüle des kommenden Sommers wesentlich mildern. Die äußere Ausstattung war eine ärmliche. Ern gewöhnlicher Tisch, darauf die Neliguiensteintafel. darüber ein großes Altartuch, vier einfache Leuchter. In der Mitte der Rückseite des Tische« war eine Stange aus gehobeltem Holz eiugeschlageu. Daran hing ein Lichtdruck: Christus im Spottmantel, eine Art l'lcoo siomo, im schmucklosen Rahmen. Das Ganze schien uns auch zu sein ein Loav veolouin.1 Ein: „Sehet, welch ein armselige« Gotteshaus!" Und doch — gerade in dieser äußeren Armut liegt ein stiller Zauber für den, der an die Gottheit Christi glaubt in der unscheinbaren Gestalt von Brot, der an die Gott heit Christi glaubt, dessen, der da lag einst im Stalle, in Windlein, ans Heu und ans Stroh. Und dieser Geist der Armut zog mit dem lieben Sonnenschein hinein in die Halle, wo sonst laute Befehle erschallen. Dieser Schein, dieser Gnadenschein, dieser Heiligenschein der Armut stellte sich leise um die neue 5krippe, um den armseligen Altar und verklärte das Geheimnis der gnadenreichen Armut, der armen gekreuzigten Liebe. Und mancher, der nur mühsam seine Träne« znrückhielt, wird gefunden haben, daß die Treue und die Liebe nicht bedürfen de- Glanze- und der äußeren Pracht, um ihre Wächlerdienste am Heiligtum« auszuüben. ES soll und muß und wird ja viele» ander» werden im Laufe der nächsten, und wie wir e» vernommen haben schon in der allernächsten Zeit, aber sicher ist. »ft bindet und verbindet die äußere Armut mehr uns mit dem Kreuze, mit dem Könige des Himmels und der Erde, als Glanz und Reichtum und Pracht. Es waren dieses erste Mal 88 Personen anwes»nd, fünf davon empfingen zur sichtlichen Erbauung der Anwesenden die heil. Kommunion. Ja gewiß «zur Erbauung" der Gemeinde. So wird — aus guten Beispielen — eine Gemeinde fest erbaut. Das gibt guten Untergrund. Eingeleitet und begleitet wurde da« Hochamt von dem Spiele eines neuen schonen Harmoniums, das der Kantor von der kotholischen Hauptkirche vorspielte, da sc das farbenreiche, vieltönige Instrument mit herausgesucht und begutachtet hatte. Möchte das Instrument viele Sänger herbei rufen. Denn in Anbetracht der Verhältnisse wird auch zum Hochamte deutsch gesungen, und es war eine Freude, zu hören, wie jeder der Anwesenden sich bemühte, sein Scherflein beizutragen und den braunen Mantel der Armut zu schmücken mit den Sternlein des Glaubens, der Hoff nung und der Liebe und mit den Kreuzlein kleiner per- sönlicher Opfer. Mächten alle, die zugegen waren, helfen, auch die herbeizuholen, die noch fehlten, denn das ist der eiste und schönste Verein: Die Bereinigung aller Glaubensgenossen um den Altar, um die Fahne des Auserstandenen. II. Einen mächtigen Impuls wird die Gemeinde zur Sammlung erhalten durch die Gründung und Einweihung der neuen Schule zu Leipzig-GohliS. War es reiner Zufall, daß beide Feiern unmittelbar einander folgten? Wenn Absicht, so waren beide Kalender tage gut gewählt. Montag darauf, also den 1. Mai 1905, versammelte sich eine kleine Gemeinde zu Leipzig-Gohlis, in der Magdeburgerstraße 9 b, im Gartengebäude, I. Tr., geradeaus und rechts. Wie klein und bescheiden sah das alles auS — und doch, wie heimelte alles so an. Das bescheidene, äußere Gewand erinnerte uns so recht an die Dnrchschnittswoh- «ung unserer Vororts-Eltern. Und so kamen die 31 Ele- nientaristen, die von ihren Eltern der Schule zugeführt wurde», nicht gleich in gänzlich fremde und ungewohnte Räume. Niemand hätte gedacht, daß die Zahl der Neuein tretenden gleich eine so starke sein werde. 31 Elemen- taristen! Welch' ein schöner, vielversprechender Anfang. Neben der ersten, eigentlich der achten Klasse, ist noch eine Klasse für Schüler des zweiten Schuljahres einge richtet; sie zählt bis jetzt 17 Kinder — Knaben und Mädchen, die noch die nächsten 5 Jahre in diesem Hause untcrgebracht werden können. Unter Gebet, Gesang und Ansprache Vonseiten des Herrn Direktors Dr. Grollmuß. unter dessen Persönlicher Leitung diese jüngste Schmester- anstalt steht und durch dessen besondere Bemühung die An gelegenheit vorläufig zum Abschluß kam und unter einer Begrüßungsrede Vonseiten des Pfarramtes durch Herrn Kaplan Bsenert wurden die Kinder ihren Herren Lehrern zugewiesen. Das erste Schuljahr dem Herrn Rolle und das 2. Schuljahr dem Herrn Mütze. Somit wäre in der Schule der eigentliche Grundstein gelegt zur neuen Gemeinde. Schon die Kinderschar allein wird an den Sonntagen mit Gottesdienst einen blühen den Zweig bilden am sprossenden Baume der Gemeine. Gebe Gott, daß bald regelmäßig aller Sonn- und Fest tage Gottesdienst stattfände. Jetzt liegt die Sache so: Schon seit einigen Jahren hält der hochw. Herr Militärpsarrer Kaiser in genannter Turnhalle Militär- gottesdienst ab. Bisher kamen Laien nur vereinzelt hin- Jetzt ist ihnen die Teilnahme aber offiziell zugestanden. So werden sich nun Laien im Gottesdienst und Militär- dienst abwechseln. Von den Katholiken Gohlis' hängt es ab. wenn sie zahlreicheren Gottesdienst erhalten. Denn bei Gesuchen um Erhöhung der Zahl der Gottesdienste ist der Nachweis entscheidend: wieviel Personen besuchen durchschnittlich den Gottesdienst und wieviel Kommunionen finden statt. So wird das Gesetz, das uns Schranken auferlegt, eine Triebfeder, den heiligen Glauben praktisch zu be- tätigen. Die neue Schule aber und die „neue" Kirche, sie mögen ineina«derwachsen, mit einander, für einander wachsen. Aeußerlich stehen sie in schöner Nachbarschaft, mögen sie auch innerlich stets in engster Fühlung bleiben. Und wer immer die Mittel dazu in die Hand bekommt, in der Hand hat, und sich zum Mitarbeiten berufen hört und berufen fühlt, er stehe nicht abseits vom schönen Werke, sondern werde so recht freudigen, demütigen, hei- ligen Sinnes ein Handlanger Jesu Christi, ein Mit arbeiter am neusn Werke, an dem Ausbau der katho lischen Gemeinde zu Leipzig-Gohlis. Aus Stadt und Land. !SNUeiI»na,n nur »risrrem Leserkreise mit NamenSsertiaung für diele Rubrik find der Redaktion allezeit willkommen. Der Name des «insenoer« bleibt «eheimuir der Redaktion. Rnonvme Zuschriften müssen unberücksichtigt bleiben.) Dresden, den 5. Mai 1V06. TaaeSkalender für denk. Mai. 1VS4. s Franz v. Len« bach in München, berühmter Bildnismaler. — 1602. s Bret Harte, betannter amerikanischer Schriftsteller. — 1882. * Wilhelm. Kron prinz des Deutschen Reiches und von Preußen. — 185V. -j- Alexander v. Humboldt zu Berlin, berühmter Naturforscher. — 1849. Unter drückung des Dresdener Aufstandes 6.—v. Mai. — 1786. -s Adolf Freiherr v. Knigge in Bremen, berühmt durch sein Buch „Ueber den Umgang mit Menschen'. — 1786. * Ludwig Börne zu Frank furt a.M., hervorragender deutscher Schriftsteller. — 1767. Schlacht bei Prag. Sieg Friedrichs deS Großen, Heldentod de« Feldmar- schalds Schwerin. — 1622. Sieg Tilly« bei Wimpfen über Georg Friedrich von Baden. —* Der König in Wien. Donnerstag fand auf der Schmelz in Wien die große Frühjahrsparade statt, an welcher 35 Bataillone Infanterie und Jäger. 10 Eska dronen Kavallerie. 5 Artillerieregimenter mit 92 Geschützen und eine Sanitätsabteilung teilnahmen. Die Majestäten ritten die Fronten der Truppen ab, worauf die Defilierung erfolgte. Um Vgll Uhr war die Parade beendet, worauf die Monarchen in einer offenen Hofequipage unter enthu- stastischer Begeisterung durch da- zahlreiche Publikum zur Hofburg fuhren. Mittag» fand im Su-artenpalai» bet dem Erzherzog und der Eiqherzogin Otto ein Familien - dejeuner statt, an dem Ihre Majestäten der Kaiser und der König von Sachsen, sowie die Erzherzöge Karl und Maximilian teilnahmen. Um 3 Uhr nachmittags unter- nahm Se. Majestät der König in Zivil einen Spaziergang durch die innere Stadt. Um 6 Uhr war Galadiner und 8 Uhr Hofkonzert. Abends erfolgte die Abreise, »ach einem herzlichen Abschied vom Kaiser am Bahnhofe reiste der König mit dem Erzherzog Franz Ferdinand zu den Jagden nach Neuberg. An den Jagden nimmt auch der sächsische Gesandte Graf Rex teil. —* Zur gestrigen Mittagstafel bei der Königin- Witwe ist der Generaldirektor Graf v. Seebach mit einer Einladung ausgezeichnet worden. —* Prinz Johann Georg von Sachsen hat in feierlicher Abschiedsaudienz und in Begleitung des Kaiser!. Botscha.terS Frhrn. Marschall von Bieberstein dem Sultan den ihm von Sr. Majestät dem König von Sachsen ver- lieheneu Hausorden der Rautenkrone überreicht. Der Prinz at Freitag Konstantinopel verlassen, h —* In der letzten Nummer des „Sächsischen Kirche« - und Schulblattes" findet man eine kurze Notiz, die fich mit der großen Katholikenversammlung beschäftigt, welche am 9. April in den Wettiner Sälen stattfand. Da sie für unsere Leser von Interesse ist, teilen wir sie hierdurch mit; sie lautet: „Am 9. April hat in Dresden eine große römisch - katholische VolksvereinsversammlunH stattgesunden, um alle Römisch-Katholischen in dem Volks* verein fester zusammenzuschließen. Ein Hauptredner war Pfarrer Hottenrott, welcher die Gelegenheit benutzte, sich auch wieder einmal mit dem Evangelischen Bunde aus einanderzusetzen. Es tut einem leid, daß so bittre Wahr- heiten gegen den Bund ausgesprochen werden können, da er es unterläßt, gegen die moderne ungläubige Theologie das Evangelium zu verteidigen. Die Wogen der Be geisterung gingen sehr hoch und siegesfroh schaute man in die Zukunft." — Der Evangelische Bund hat hier also wiederum eine Abfuhr erlitten, wie man sie sich nicht besser denken kann. Man muß den Freimut anerkennen, mit welchem ein behördlich Protestantisches Blatt die Vorwürfe, die dem Bunde von katholischer Seite gemacht werden, als „bittere Wahrheiten" kennzeichnet. Die Mitteilung, daß man auf der Versammlung siegesfroh in die Zukunft schaute, ist vollständig richtig, denn vor einem solchen Gegner, wie der Evangelische Bund, der von seinen eigenen Glaubensgenossen fallen gelassen wird, haben sich die kath. Kirche und die Katholiken nicht zu fürchten, man lernt ihn höchstens — verachten. —* Toleranz in Rußland und in Deutschland. Wir haben in einigen Artikeln hingewiesen auf die in tolerante konfessionelle Gesetzgebung in manchen deutschen Bundesstaaten. Daraus zogen wir die Folgerung, daß der Toleranzantrag des Zentrums eine Notwendigkeit ist. um endlich dieser Rückständigkeit ein Ende zu machen. Aus aller Kraft wehrt sich der kulturkämpferische Protestan tismus dagegen und fast scheint es, daher über die gerecht denkenden Protestanten den Sieg davontragen wird. So sieht es in Deutschland aus. Inzwischen hat auch der Zar in Rußland ein Toleranzedikt erlassen. Er brauchte in seiner Selbstherrlichkeit nicht erst bei irgend einer Körperschaft anzufragen, ob es auch genehm ist, wie es allem Anschoine nach die Reichsregierung beim Evangelischen Bund tun muß. Daher kommt es denn aber auch, daß Rußland auf einmal in der Toleranz viel weiter voraus ist, als Deutschland; wir müssen das mit tiefster Be schämung konstatieren. — Dieses russische Toleranzedikt gibt allen Konfessionen das Recht des öffentlichen Gottes dienstes; im Königreich Sachsen, sowie in Mecklenburg und Braunschweig besteht ein solches noch nicht. Oder ist es das Recht, öffentlichen Gottesdienst abhalten zu dürfen, wenn 300 Katholiken in Meerane seit Jahren vergebens um die Erlaubnis bitten. Gottesdienst einige Male im Jahre in ihrem Wohnorte halten lassen zu können? In Mecklenburg dürfen die kath. Kirchen keinen Turm haben, ja nicht einmal ein kirchenähnliches Aussehen. In Rußland kann man Gotteshäuser bauen, so viel^man viel. Dort ist das Angelusläuten erlaubt; in den Herzogtümern Coburg- Gotha ist es verboten! Sollen wir die Parallele noch weiter ziehen? Unsere Presse hat Rußland nur als einen halbzivilisierten Staat bezeichnet; heute kann es dem fort schrittlichen Königreich Sachsen und so manchem andern Bundesstaat inbezug auf religiöse Freiheit als Muster dienen. Es wäre daher im Interesse deS deutschen An sehens gelegen, we/rn Deutschland diese rückständige Gesetz gebung in einzelnen Bundesgebieten durch Annahme des Toleranzantrages ein Ende machen würde. Dann kann es sich wieder neben Rußland sehen lassen. —* Für die gemeinschaftliche Schiller-Feie* Blasewitz-Loschwitz am 9. Mai sind die Vorarbeiten nahezu vollendet. Der Schmuck der beiden Gärten wird schlicht und würdig gehalten sein. Bunte Farben werden vermieden; die Dekoration wird aus Birken. Girlanden, Kränzen und weißen Schleifen bestehen. An den Ein gängen der beiden Gärten werden besondere Portale er baut. Den Mittelpunkt der Ausschmückung bildet sowohl in Loschwitz als wie auch in Blasewitz Schillers Kolofsal- büste von Dannecker. Im Schiller-Garten wird die alte Schiller-Linde mit einer kupfernen Gedenktafel geschmückt und das Schiller-Denkmal wird bekränzt werden, während am Tage der Feier vormittags 11 Uhr in Loschwitz eine Gedenktafel aus Granit am Körner-Hause enthüllt wird. Die Feier beginnt in beiden Gärten nachmittags pnntt 6 Uhr. An den Gesangsaufführungen werden sich rund 400 Sänger des Elbgausängerbundes beteiligen. Außer dem werden die Blasewitzer und Loschwiher Gesangvereine noch Einzeldarbietungen bringen. Die Höhen- und Ufer- beleuchtung wird sich an beiden Elbufern in einer Aus dehnung von 1*/, Kilometer erstrecken und einen groß artigen Anblick gewähren. In den Ortsteilen Ober- loschwitz und „Schöne Ausflcht" werden Höhenfeuer empor flammen. Der Fackelzug stellt sich um 8 Uhr und setzt sich */,9 Uhr unter Boransetzung eine- Musikkorp» in Be wegung. Ein schönes Andenken an die Feier wird auch das Programm bilden. E» zeigt als Titelseite eine meisterhafte Origtnalzeichnung de- Loschwitzer Historien-