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diesem Jahre unsere Landsleute in noch größerer Anzahl als sonst zur Reise nach Rom. Da ist es »oiwendig, an die evangelischen Romfatirer die Bitte zu richten, unter den großen Eindrücken ihrer Reise es nicht zu vergessen, daß sie evangelische Christen sind. Wer in Deurschlanü eine angesehene Persönlichkeit ist. Rang oder Vermögen besitzt, hat es in der Regel nicht schwer, zu einem kleinen Empfange beim Papste zugelassen zu werden. Das pävst- ltche Hofzeremoniell verlangt aber bei solchen Gelegenheiten von jedem Teilnehmer Bezeugungen der Ehrerbietung, die über oaS bei uns übliche Maß von Höflichkeit hinausgehen. Außerdem wird daS kathotßche Pfarramt der Heimat in wichtigen Fällen von dem, was in Rom geschehen ist, unterrichtet sein: wer an einer Audienz beim Papste te,l- genommen hat. könnte später einmal daran erinnert werden, in einem Augenblicke, wo es ihm am wenigste» paßt. Wenn doch unsere Landsleute aus ihren Romreisen etwas mehr evangelisches Jelbstbewußtsein zeigen wollten!" Die schweren Beklemmungen des Blattes können wir nacbfühlen. weil wir den mlinm papirv ermessen können. Aber die Auflegung ist Heuer im Jubiläumsjahre vollkommen um sonst Der Papst empfängt ja keine von den Leuten, die in diesem Jahre „in noch größerer Anzahl als sonst" zu den JubiläumSfeterlichkeiten nach Rom reisen. Das „evan gelische Selbstbewusstsein" läuft also keine Gefahr, Schaden zu leiden Korruption des Reichstages. Unt r dieser Aufschrift beipriclit der Abgeordnete Raib die Berseiidun r eines Zirku lars an Reichstagsabgeordnete, sich an der Gründung einer Aktiengesellschaft zu beteiligen. Darin würde an und für sich nichts Bedenklicher- liegen: aber Herr Raab sagt mit Recht ^ „WaS die vorliegende Gründung für mich sebr bemer kenswert macht, ist eben der Versuch, die Reichstagsabgeord- neten an ibr zu beteiligen, obgleich, und das ist der sprin gende Punkt, als grösste und Nächstliegende Abnehmer die Reichsinilitär- und Marinebehörde in Frage kommt, Hier sollte es schon das einfachste Taktgefühl den Gründern nahe legen, die Abgeordneten ans dein Spiele zu lassen. Oder verspricht man sich gerade von ihnen eine besondere Förde rung der geschäftlichen Pläne der Aktiengeselllchast? lind zu allem trägt der Gründnngsanfrnf anch noch die Unter schrift des nationalliberalen Abgeordneten Stresemann, Es ist gewiß kein erfreuliches Zeichen und muß uns mit ernster Sorge nir die Zukunft erfüllen, wenn sich schon ein Abge ordneter findet, der es nicht ganz ungehörig empfindet, sich an einem Geschäfte zu beteiligen, daS im besondere» den Reichsbentel angreist, über de» die Abgeordneten mit zu bestimmen habe», Mögen sich die Abgeordnete» beteiligen, wo es sich nm ein gewisses Wagnis im Reichsinteresse und kaum jemals nm einen Gewinn handelt. Wie denke» aber die Gründer unter ihnen Herr Abgeordneter Dr, Strese mann über die vorliegende Sache? Die „Komet Maste- nnd Hebezengesabrik Aktiengesellschaft" gibt selbst die Her stellungskosten der Maste je nach Größe ans 300 bis 75» Mark, den Verkaufspreis aber ans 000 bis 2500 Mark an. Der Durchschnittsgewinn an jedem Plaste wird ans 1000 Mark berechnet. Und daß man besonders an die Neichsbe- Hörden als Abnehmer denkt, wird dadurch noch besonders deutlich, daß folgender Sah und zwar nur dieser durch ein- dicke Randleiste in der umfangreichen Drucksache hervor gehoben wirh „So dürfte alio die allgemeine Einführung unserer Maste für militärische Zwecke aller Art gesichert sein, wobei insbesondere noch der zweifellos mindestens ebenso guten Perwendbarkeit unseres Masleshstems für -Scheinwerfer und Signalmasle, sowie für die Kriegsmarine und Jestnngsartillerie nfw, Erwähnung getan fein mag," Pon der „guten Perwendbarkeit" würden ja anch diejenigen Abgeordneten, die an den oben genannten großen Gelvinnen beteiligt sind, natürlich ohne weiteres überzeugt sein und die erforderlichen Gelder »»-' dem Reichsbentel srendigst bewilligen Wohin kommen wir, wenn solche Dinge sich nun schon offen ans den Markt wagen, deren Vorhandensein im Geheimen schon leider von ga> zu vielen behauptet wird?" Man kann mit dieser scharfen Zurückweisung nur ein- verstanden sein: denn Abgeordnete und Minister sollen nicht an Unlernehmnngen beteiligt sein, bei denen das Reich Pe- itellnngen zu machen gezwungen ist. Diese Art von Grün derlätiakeil scheint uns sehr verwerflich zu lein, Vorschläge zur Aciidcriiiig der Ko»kursvrd»u»g hat eine Handelskammer ansgearbeitet und dem Reichstage unterbreite! Als erheblicher Mißsland werden darin be zeichnet die Schäden, die den tleinen Handwerkern und Ge wert etreibe»den durch das KonknrSanSve: konfSweien er wachsen. Rach dieser Richtung empfiehlt die Petition die Ausnahme folgender Vorschriften IcstS 8 1l7n) ln die Kon knrsordnnng .Der Verkauf oder die Versteigerung von k'onknrSware» ist unter der direkten Leitung des konknrS- vern>alters best», dessen Angestellten im Geschäftsräume de) Gemeinschnldneis zu betätigen. Sollte der Geschäftsraum des Gemeinschnldners in einem Hanptlokale und mehreren Filialstelle» bestehen, so darf der Ansverkans nur in dem Hauptgeschäfte erfolgen, während die Filialen z» schließen sind, Ware», die in einem Konkurse veräußert Inorden sind, dürfen von dem Verkäufer oder dessen Rechtsnachfolger nicht inehr unter der Bezeichnung „konkurSware" feilgehal ten oder verkauft werden," Ferne» sollen Nachschübe von Waren strengstens verboten werden: anch soll der Verkauf von Waren selbst sich nicht über einen Zeitraum von drei Monate», beginnend vom Tage der Eröffnung deS Kon kurses an, hinaus erstrecken dürfen und nach llmslnß dieser Frist die Versteigerung sofort dnrchznsühren sein, Pon den übrigen Vorschlägen will der erst' solchen Sclmldnern, die durch eigenes Verschulden, ans Leichtsinn, Leichtfertigkeit. Verschwendung, Trunksucht, waghalsige Spekulation, un moralisches Verhallen und ähnliche Weise in Konkurs ge raten. für bestimmte Zeiträume (drei Jahre, und wenn der Schuldner nochmals in .Konkurs gerät, fünf Jahres, in ge wissen Julien «wiederholter Konkurs, sowie betrügerischer Bankerott» für immer verboten wissen, einen selständigen Geschäftsbetrieb zu beginnen oder für seine Iran oder Kin der einen Geschäftsbetrieb zu führen oder führen zu lassen. Einc Wendung im Inste Jnthv sieht die „Tägl. Rnndschan" in dessen offenen Briefe an Harnack. DaS Blatt ist ganz entsetzt ob der Kühnheit dieser Sprache und meint n. a.: „Man fragt sich danach: Wo stehen wir eigentlich? Der selbe Jatho, den seine Freunde zu retten gedachten, indem sie ihn außerhalb der theologischen Diskussion stellten und als dogmatisch „nicht recht ernst zu nehmend" behandelten, setzt diese Freunde öffentlich ins Unrecht und hält seine Lehre nach wie vor aufrecht im Wettbewerb mit allen anderen. Das ist die neue Wendung der Dinge. Sie fällt zugunsten des Spruchkollegiums aus. Das Spruchkollegium hat offen bar weiter und richtiger gesehen, als Jathos Verteidiger zu sehen vermochten, wenn es unter bereitwilliger Anerken nung der persönlichen Eigenschaften seine Lehre zum Ziel punkte der Erörterung machte." Ja, warum denn nicht? Warum soll Jatho seine An sichten nicht ebenso gut aufrecht erhalten wie zum Beispiel Harnack die seinigen oder wie das ganze Spruchkollegium? Letzteres hat doch keine göttliche Autorität. Jatho kann vom protestantischen Standpunkte der freien Forschung ebenso „recht" haben wie das Spruchkollegium und er hat ebenso „recht" besser gesagt ebenso unrecht wie dieses. Freie Forschung und Kirche verträgt sich eben nicht, da die Kirche den Begriff Autorität in sich schliefst. Aber die Tägl. Rund schau" weiß sich nicht zu helfen und jammert nun: „Jatho behauptet aber noch, und damit geht er einen Schritt weiter als bisher, seine Lehre von Lehrern wie Har nack gelernt zu haben und nur in ihrem Sinne und («seist', ans ihren Voraussetzungen zu reden Hier fällt besonders der starke Satz auf „Wie schmerzlich, lieber Herr Professor, «nie überaus schmerzlich, wenn diejenigen, denen man solche Stärke und Weite verdankt, im entscheidenden Augenblicke versagen, wenn die Lehrer der Freiheit denen in de» Arm fallen, die ans ihren Lehren die ehrlichen Folgerungen ziehen," Erst dieser Satz läßt die neue Wendung im Falle Jatho mit vollkommener Deutlichkeit erkennen. Weit ent fernt davon, als dogmatisch nicht ernst z» nehmend in der theologische» Diskussion beiseite zu stehen, rückt Jatho in die vorderste Reihe vor und gibt sich einen Ehrenplatz im Zn- iammenhange der gesamten moderne» Theologie als deren ehrlichster und konsegnentester Schüler. Wäre der Tatbestand wirklich so, wie ihn Jatho unterbreitet, so würde daS nicht nur schmerzlich, sondern geradezu tödlich sein, tödlich für die Harnacksche und die gesamte andere Theologie ans den Ka theder» der deutschen Universitäten, ES muß Harnack als dem Rächstbeteiligten, aber anch seinen akademischen Kolle gen überlassen bleibe», sich gegen diesen ehrlichen und kon- segnenten Schiller, als der Jatho anstritt, zur Wehr zu setzen und dabei zugleich »achznweisen, wo in Jathos Denke» die Fehiergnelle steckt, ans der so kräftige Jrrtümer entspringen konnten, Ten» Jrrtümer liege» zweifellos vor," Natürlich liegen Jrrtümer vor. aber die Wurzel alles Irrtums ist eben der Protestantismus selbst. Wo man daS kirchliche Lehramt leugnet, muß inan zu solchen Halbheiten komme». — Einc Rcichogkiivssriischnstsstntistik ist i» Vorberatung begriffen: bis 1007 gab die preußische Zentralgenossen- schaftskasse ein Jahrbuch der Erwerbs- und Wirtschaftsge- nossenschasten heraus, stellte aber dann die Herausgabe ein, da die kosten zu hoch wurden. Die preußis-he Zentral- genossenschgftskajse hat im Jahre 1007 für ihre statistische Abteilung 11612,10 Mark veransggbt. Von dieser Summe sind als allein im Interesse der Preußischen Zentralgenossen schaftskasse gemachte Ausgaben abzusetzen <0 266,08 Mark, so daß an kosten für die Zusammenstellung und Veröffent lichung der „Mitteilungen zur deutschen Genossenschafts- statistik". sowie des „Jahr- und Adreßbuches der Erwerbs- nnd WirtschaftSgenossenschasten im Deutschen Reiche" nur 3 >376,32 Mark verbliebe». Es entfällt demnach bei 10 0<» berücksichtigten Ge»osse»schaften auf jede Genossenschaft nur ein Kostensatz von 1,72 Mark, Eine jährliche reichsstatistische Ausnahme der deutschen Genossenschaftsbewegn'ig, nur im Umfange der statistischen Anfnahme der preußischen Zentral genossenschaftskasse gehalten, würde nach dein heutigen Stande der GenossenschastSbewegnng wohl nur einen Kosten aufwand von 50 000 Mark erfordern, dagegen eine reichs genossenschaftliche Statistik wohl kaum mehr als 100 Ost«.' Mark an kosten erfordern. Das reichsstatistische Amt hat »nn Vorarbeit-.'» gemacht, uni diese Statistik heransgeben zu könne»: man basst, daß 1013 die erste Publikation erfol gen kann. — Die katholische» Arbeiter- und Arbeiteriunenvereiue in Süddeotschland. Wie die katholischen Aibeiterveieine in West- und Ostdeutschland, so haben sich anch diejenigen in Süddeutschland z» einem Verbände znsammengeschlossen. Dieser Verband umfaßt nach der soeben erschienenen umfang reichen Statistik flir 1010 in 026 Vereinen 05 850 ordent- liche und >6 507 außerordentliche Mitglieder. Von diesen 102 357 Mitgliedern zählt Bayern rund 65 000, Württem berg 16 000 und Baden 22 000. Der lüddeutsche Verband ist durch den Zusammenschluß von 10 Diözesanverbänden entstanden, die wieder in 07 Bezirksveibände geteilt sind. Dieser Veib.mdsstatistik ist jene über den Verband süd deutscher katholischer Arbeiteriniienvereine cwgegliedeit. Im Jahre 1006 gegründet, umfaßt dieser Verband heute bereits 103 Vereine mit 12 103 ordentlichen Mitgliedern. Muster gültige« leisten die Arbeiterinnen inbczug aus Schätzung ihres VerbandSorgcv'es: sämtliche Vereine haben „Die Arbeiterin" obligatorisch eingesührt. Oefterreich U»g«r». — Kardinal Fürsterzhischof Dr. Grnscha ist am 5. d. M. aus Schloß Kranichberg bei Gloggnitz infelge einer Herzlähmung verschieden. Anton Joseph Gruscha, Fürsterzbisctios von Wien, geboren in Wie» am 3. N vember 1820, absolvierte dort seine theologiichen Studien und erhielt 1843 die Priestei weihe. Nachdem er 1843 — 1846 Kooperator in PillichSdorf und 1846—1851 an der St. Leopoldskiiche in Wien gewesen war, wurd> er zum ReligionSPsarrer an der Therestanischen Akademie und 1855 zum Dompredlger an der StePhanSkirche ernannt, 1858 wurde er Geheiinkämmerer des Papstes, 1863 P-osessor der Pastoraltheologie an der Wiener U> iversität, 1871 Domherr an der StePhanSkirche. >878 apostolischer Feldvikar der Armee und Bischof in partibun von Karrhä, und schließlich 1890 Fürsterzbischof von Wien. l80l wurde er zum Kardinal ernannt. Gruscha veröffentlichte mehrere Predigten sowie Aufsätze in katholischen Zeitschriften und gab ein „Handbuch der katholischen ReligtonSlehre für höhere Lehranstalten" heraus. Der verblichene Kirchenfürst hat sich in der Wiener Seelsorge große Verdienste er worben. Wir heben besonder« die Gründung deS ersten GesellenvereinS in Wien hervor, die 1852 erfolgte. Seit- dem bekleidete der Verblichene das Amt eine« Zentral- präse« für sämtliche Gekellenveretne Österreichs, die in den größeren Städten ins Leben gerufen worden sind. — Die Obstruktion im «»torische» Ab-eordurtr»hause. Bei der am 5. d. M. von der Opposition verlangten Auszählung der anwesenden Abgeordneten ergab sich die für die Regierungspartei sehr beschämende Tatsache der Beschlußunfähtgkeit des Hauses, indem von 450 Abgeordnete» insgesamt nur 88 im Hause anwesend waren. — Der PtuSveretn zur Förderung der christlichen Presse in Oesterreich schreitet stetig vorwärts. Am 3t. De- zember 1010 hatte er einen Mitgliederstand von 125 830; bis zum 1. August d. I. konnte er eine Zunahme von 6710 BereinSangehörigkn verzeichnen, so daß er gegen wärtig einen Stand von 132 540 aufweist. Im Laufe deS ersten Halbjahres wurden 25 neue Ortsgruppen ge gründet. Im ganzen zählt er gegenwärtig 860. Ein Teil der von bewährten Mitarbeitern bei der letzten Zentral- leitungSsihung gegebenen Anregungen sind bereit« realisiert worden. So sind bereits zwei Hefte Preßpredigten er schienen. die beim Klerus eine freundliche Ausnahme fanden. DaS dritte Heft dieser Predigten befindet sich im Druck und wird im September zum Versand gelangen. Um die Agitation noch kräftiger und zielbewußter auszugestalten, wird im September ein AgitationSbüchlei» erscheinen, das den Rednern und Agitatoren des PiuSveretns sehr gute Dienste leisten dürfte. Für die Wiener Erzdiözese wurden Sammelbüchsen angeschafft und sind bereits 00 derselben an die Pfarrämter abgegeben worden. Der PtuSvereln richtet an alle seine Anhänger und Mitglieder die Bitte, mit erneuter Krnst für die katholische Presse und sür die Ausbreitung des Vereins zu agitieren. Lp«r»te«. — Eine vom Allgemeinen Arbritervrrbaudr Spaniru« und der Allgemeinen Arbeiterveretnigung Frank-eichs für Sonntag einberusene Versammlung legte gegen jede kriegerische Eroberung Marokko» Verwahrung ein. Die französischen Vertreter gaben die Versicherung ab. daS Proletariat Frankreichs werde sich jeder kriegerischen Unter nehmung durch GeneralauSstand und Sabotage wiedersetz-n. Die Versammlung verlief ohne Zwischenfall. Port«a«l. — Loge und Lnthertnm. Zn diesem Thema findet sich ei» interessanter Beitrag in der Zuschrift, die ei» portugie sischer Protestant A. H. Silva (Begründer des dortigen Christlichen Vereins junger Männer) an die „Franks. Warte" gerichtet hat. Wir entnehmen derselben folgende Sätze: „Trotz all dieser Schwierigkeiten wuchs die Evangolisa- twnsarbeit, und wir hatten ohne Zweifel Anteil, wenn auch indirekt, bei der Bildung der neuen Politik, dadurch, daß Nur dem Volke christliche Idee» von Wahrheit, Ehrenhaftig keit und Freiheit beibrachten. Vor der Proklamation der Republik hatten wir etwa 50 protestantische Zentren mit zirka 1000 erwachsenen Mitglieder», 35 Sonntagsschnlen mit 2268 Schülern, 60 Christliche Vereine junger Männer mit 765 Mitgliedern und 8 Jungfrauenvereine mit etwa 400 Mitaliedern. Nun hat die Proklamation der Republik in Lissabon den Beginn einer neuen Aera gebracht. Das Land ist mm für jedes gute Werk weit geöffnet worden. Wir habe» ein großes Arbeitsfeld vor uns. Tie neue Regie- rmig wurde der Religionsfeindschaft angeklagt. Dies ver hält sich nicht so. Sie ist gegen das Monopol in Neligions- sachen, aber für religiöse Freiheit. Ich war nach der Pro klamation der Republik verschiedentlich in Lissabon, und ich habe stets ermmiternde Worte gehört. Herr Alfonso Eosta, der Justizminister, einer der Führer, sagte mir lange vor her: Werden Sie nicht müde, im Volke die Evangelien Christi zu verteilen. Fünf Tage nach der Proklamation des neuen Systems, als ich zu ihm gerufen war, um ihm meine Gratulation zu überbringen (!!), gratulierte er mir, ehe ich nur ein Wort der Gratulation sagen konnte, und sagte: „Jetzt haben Sic alle Freiheit, die Sie für Ihr gutes Werk brauchen!" Wir Protestanten sehen mit großer Sym pathie auf die Arbeit der Regierung. So viel ich weiß, hat kein Protestant direkt oder indirekt irgendwie in der Revo lution gelitten." Zlmerik« — I» Mcriko sind drei revolutionäre Generale und einige andere Persönlichkeiten unter der Anschuldigung ver haftet worden, zum Aufstande aufgereizt und Proteste gegen die Entlassung des Staatssekretärs Gomez unterzeichnet zu haben, — Nach einem Telegramm aus Guayaguil hat zwi schen den kolumbischcn und peruanischen Truppen bei Ca- aueta ein Kampf stattgefunden, in dem die erstcre» geschla gen wurden und große Verluste erlitten. — Einige in Port- au-Prince wohnende angesehene amerikanische .Kausleute he- schwerteu sich bitter über die Haltung der amerikanischen Ge- snudtschaf! die ihnen keinen Schutz gegen die Uebergriffe der Rebellen gewähre. Diese Kanfleute Huben eine Dauk- adresse a» den deutschen Kaiser gerichtet, worin sie ihre Ge nugtuung aussprechen über die Entseuduug der „Bremen" und das Verhalte» der deutschen Matrosen, die ihnen Leben und Eigentum geschützt hätten, während die eigene Regie rung nichts d-'rgleichen getan habe, In der ganze» Stadt herrscht vollkommene Unordnung, alle Geschäfte sind ge schlossen, Handel und Wandel haben gänzlich anfgehört. Die erste Division der Aufständischen ist gestern früh hier eingerückt und hat die VerteidignngSwerke iu Besitz nominell. Die Hygiene-Ausstellung. Die Bereinigung städtischer Jugruirure, Architekten und Hygieniker aus Frankreich, Algier, Tunis, Belgien, der Schweiz und Luxemburg hielt vor einigen Tagen die Hauptversammlung im AuSstellungSPalaste ab. Die Heiren besuchten unter fachmännischer Führung de» städtischen