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Sächsische Volkszeitung : 12.04.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190704128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19070412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19070412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-04
- Tag 1907-04-12
-
Monat
1907-04
-
Jahr
1907
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.04.1907
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«Im 70er Kriege hat man den ins Gefecht ziehenden Polnischen Regimentern polnische Weisen vorgesvielt, um sie zu begeistern I" Darauf erhob sich Abq. Generalmajor Liebert und tat. was bisher noch nie ein Offizier getan hatte: Er sprach über den Mut und die Tapferkeit eines Teils der deutschen Krieger öffentlich ein abfälliges Urteil aus. Und als Beispiel führte er an: «Als er verwundet seinem früheren polnischen Diener zugerufen habe, ihn zu verbinden, habe er dies nicht getan, sondern sei dort ge kniet und hätte mit blauen Lippen den Rosenkranz gebetet." Peinliches Schweigen herrschte in der ganzen Kommission, und Vorsitzender Freiherr v. Gamp. sein eigener Fraktions genosse, schnitt dem Herrn Generalmajor das Wort ab und verhinderte so eine Taktlosigkeit, die der Vudgetkommission ebensowenig, wie dem Ansehen des deutschen Heeres förderlich gewesen wäre. — Der neue Bischof Dr. Antonius von Henle von Regensburg ist mit dem Prädikat Exzellenz geschmückt worden. Diesen Titel besitzen an sich die beiden Metro politen Bayerns, die Erzbischöfe von München-Freising und von Bamberg; noch nie ist aber diese hohe Auszeichnung einem anderen Bischof gegeben worden, ein Beweis, welch hoher Huld sich der treffliche neue Obeihnt von Regens- burg beim Regenten erfreut. Liberale Blätter knüpfen an die auffallende Titelverleihrmg die Bemerkung, daß dem Bischof dafür die Zumutung gemacht wurde, den bisherigen Generalvtkar der Regensburger Diözese seines Amtes zu entheben. Tatsächlich hat man jetzt einen anderen General vikar in Regensburg; aber eS ist ein Schlug stoe, 61-^0 proptvr stoo", denn erstens ist mit dem Tode eines Bischofs auch das Amt eines persönlichen Stellvertreters zu Ende, und zweitens ist die Neael, das; der neue Ober hirt auch mit neuen Persönlichkeiten regieren will. Man braucht also gar kein Handelsgeschäft zu vermuten, wie eS liberale Liebenswürdiakeit audeutet. — Wer holt den Gewinn in Südwestafrika? Wir brach ten gestern unter dieser Ueberschrift nach der „Germania" einen das „System Ternbnrg" zeichnenden Artikel über die Landgesellschasten in Südwestafrika, die unlauteren Spekulationen derselben und die Vertuschnngsvcrsuche in dem amtlichen Berichte an den Reichstag. Auch die Ant wort der „Nordd. Allgein. Zeitg." würdigten wir kurz nach ihrem nichtssagenden Inhalt. Die „Germania" geht in der heutigen Nummer mit dem offiziösen Blatte streng ins Gericht, indem sie schreibt: „Wir sprachen über die Zeit der Gründung überhaupt nicht, und das; diese Gesellschaften schon zu einer Zeit bestanden, wo Ternbnrg noch in der Darmstädter Bank nach der „Münch. Allgein. Zeitg." daS „unterste zu oberst" kehren konnte, haben wir mitgcteilt, indem wir uns ans eine amtliche Denkschrift über die Ge sellschaften aus dem Jahre 1005 berufen haben. Dieses Hereinziehen von Dingen, die wir gar nicht behaupteten, ist die Methode des Meisters Vülow; er hält eS im Reichs tage ebenso: er stellt eine Behauptung ans und widerlegt sie reckst gründlich. Ter springende Punkt unserer Darlegun gen war vielmehr: 1. Ist es bei der Gründung dieser Gesell- sckxisten. so zngegangen, wie wir es schilderten? 2. Sind die Angaben der neuesten Denkschrift über die „Einzahlung auf die Anteile" zutreffend oder nickst? Liegt somit in den neuesten Zahlen eine Irreführung vor oder nicht? Auf diese beiden Fragen geht die amtliche Antwort kann; oder gar nicht ein, weil sie sonst die Nichtigkeit unserer Dar legung bestätigen müsste. Was erfährt man denn? nck 1. Die „Nordd. Allgein. Zeitg." sagt das; sie unsere Angaben über den Gründungs-Hergang „ans ihre Nichtigkeit in diesem Momente nicht prüfen wolle. Sehr einfach; wenn ctivas in Abrede gestellt werden könnte, würde es geschehen. Aber da lässt sich eben kein Komma wegstreiten; denn unsere An gaben stützen sich auf die amtliche Denkschrift vom 28. Fe bruar 1005 (Session 1000/1005 Nr. 080). Tie Prüfung ckxire also sehr einfach gewesen und hätte keine halbe Stunde erfordert. Ter .Kolonialdirektor hätte nur seinen Rat Galinelli, der diese Denkschrift ausarbeitete, rufen lassen müssen und ihn fragen sollen, ob unsere Darstellung zu treffend sei, und er hätte eine bejahende Antwort erhalten müssen, nck 2. Die „Nordd. Allgein. Zeitg." must selbst zugeben, das; der Widerspruch zwischen der neuesten Stati stik und der amtlichen Denkschrift von 1005 besteht; sie kann nicht eine einzige von unseren Zahlen in Abrede stellen. Aber -Herr Ternbnrg ging nickst umsonst beim Fürsten Bü- low in die Schule; am Schlüsse des Artikels, der unsere Darlegungen wider Willen bekräftigt, reitet er folgende glänzende Attacke: „Verwahrung must dagegen eingelegt werden, das; jene 12 und Ick Jahre zurückliegenden Trans- aktionen der Kolonialvenrxsttnng überhaupt, die auf die Gestaltung der Kapitalien einen Einflns; nicht nehmen Kinn, geschweige dein; der gegenwärtigen in die Schuhe ge schoben werden, VerNxibrnng auch dagegen, als ob die Ko lon ialverNxcktnng der Oeffentlichkeit gegenüber irgend et- kvs glauben machen wolle, N>as den Tatsachen nicht ent spricht. Dagegen stellen wir fest, das; die „Germania" die sen Versuch, allerdings mit ungeeigneten Mitteln, im vor liegenden Falle unternommen hat." Dazu bemerkt selbst die Herrn Ternbnrg änsterst wohlgesinnte „Deutsche Tages- zeitg." das; es allerdings besser gewesen wäre, in der neuen Denkschrift ül>cr die Kolonien bereits die kritisch gesichteten Angaben zu bringen. Zu dem Satze der „Nordd. Allgein. Zeitg." aber liaben wir zu bemerken, das; wir der Kolonial- abteilung nicht diese Gründermanipnlation in die Schuhe U?sck>oben lmben; kein Wort hiervon findet sich in der „Ger mania", die zweite Verv'alirttiig aber ist angesichts der Fest stellungen einfach lächerlich, wie es auch die „Deutsche Tageszeitg." sagt; es liegt tatsächlich eine Irreführung vor. Vber man sieht, wie die offiziösen Antworten u»i den Kern des Streites herumgehen, und sich Windmühlen bauen, die sie dann mit viel Geknatter znsammenschiesten." — Die Berührungspunkte zwischen Zentrum und Kon servativen tust auf der Parteitagnng der letzteren in Nürn berg der konsert'ative Hanptreferent Sch rem Pf viel treffender vorgeführt, alS kürzlich ein Bericht der „Augsb. Abendztg." vermuten liest. Herr Schremps musste dabel natürlich nicht nur die Liberalen, sondern auch kurzsichtige Menschen seiner eigenen Konfession gebührend beleuchten. Er sagte: „Ein Mensch, der sich respektlos und feindlich gegen die Ausprägung der christlichen Weltanschauung stellt, die wir Kirche heißen, ist unmöglich mit uns in einen solchen Zusammenhang zu bringen, von dem man als von einer Paarung sprechen kann. Er steht uns ferner als ein Heide. Ich glaube, das; wir Evangelischen heute geneigt sind, diesen Fundamentalunterschied zu übersehen, daß es sogar viele Diener der Kirche tun. Wenn man beobachtet, mit ivelcher Entschiedenheit man sich gegen das Zentrum richtet, tvelches noch eine bestimmte Art von Christentum hat, wird man nickst verstehen können, daß sich tveite Kreise in unserer Kirche gegen die furchtbare Entfremdung, vom religiösen Denken verschließen. Man tut auf der einen Seite, wie wenn wunder was für eine Gefahr von Nom her drohen würde und sieht nickst wie auf der anderen Seite ganze Scharen dahinsinken, in eine vollständige Religionslosigkeit. Ta leiden wir an einem Mangel an Aufmerksamkeit. Wir müssen da überlegsamer werden. Wir müssen uns fragen: iver steht uns in 100 Fragen näher: derjenige, der noch auf dein Boden der christlichen Weltanschauung steht, oder solche, welche von der Religion überhaupt nichts mehr wissen U>ollen?" In vornehm ruhiger Weise trifft diese Rede den Kern der Sache. Der Liberalismils will nicht die „Aus prägung der christlichen Weltanschauung" im öffentlick-en Leben. Der Ncchtsliberalismus steht ihr gleichgültig (achtungslos), der Linksliberalismus feindlich gegenüber. Zu Tutzendenmalen haben wir das schon betont — hier stellt es ein Protestant einwandsfrei fest. si»m. — Nach einer Meldung des „Eclair" wird der Papst aus Anlast des nächsten Konsistoriums eine Ansprache über den Neligionsstrcit in Frankreich und über die Veröffent lichung der Montagnini-Papiere halten. — Die Blätter bringen weitere Angaben zu dem Plane der Ueberführung der Leiche Leos XIII. nach dem Lateran. Das Programm, wie es mitgcteilt worden ist, nmrde dem Heiligen Vater unterbreitet, doch ist eine Entscheidung noch nicht getroffen. In Bezug auf die Ileberführung der Leiche Leos XIII. wird der „Köln. Volksztg." geschrieben: Die italieniscl-e liberale Presse will in der Spalierbildung der italienischen Truppen von St. Peter bis zum Lateran einen Akt der Negierung sehen, welcher einem Umschwung in der bisherigen Taktik Italiens gegenüber dem Vatikan gleich komme. Nichts ist unrichtiger als diese Deutung. Dem hie sigen Vertreter eines Berliner Blattes, welcher in diesem Sinne in die Welt hiuausdrahtete, wurde von der Zensur dieser Passus gestrichen mit dem Bedeuten, die Negierung denke gar nicht daran, ihre bislang dem Vatikan gegenüber beobachtete Politik zu ändern. Tie Spalierbildung von Truppen, Karabinieri oder Sckmtzleuten diene einzig und allein der Aufrecksterhaltung der Ordnung, damit sich Vor gänge wie bei Ueberführung der Leiche Pius IX. nickst wiederholten. Der sozialistische „Avanti" sckstägt bereits vor, am Tage der Leichenüberführung eine große Volkskund gebung austcrlialb der Tore zu veranstalten. Während der Stunde der Ueberführung seien dann die Straßen wie aus gestorben und verödet; denn -es sei zu hoffen, Last sich die gesamte Bevölkerung an der Protestversammlung beteiligen würde. Krarikreich. — Edgard Eombcs, der Sohn und frühere Kabinetts- chef des ehemaligen Ministerpräsidenten, ist gestorben. Rußland. — Die Budgctbcratung in der Duma. Immer deut licher zeigt es sich, das; die Duma gewillt ist, sich von dem Terrorismus der Sozialdemokraten und Revolutionäre zu befreien und ihre verfassungsmäßige Aufgabe zu erfüllen. Tie letzte Sitzung der Duma hat neuerdings den Beweis er bracht, daß auch die .Kadetten sich von den sozialistischen Schreiern lossagen und mit der Rechten eine volksfreund liche Politik durchführen wollen. So hielt der Abgeordnete der Stadt Petersburg, Fedorow (Kadett) eine mehr als einstüudige Rede, in der er zunächst der Ansicht des Finanz ministers beipslickstete, das; eine fruchtbare Generaldebatte über das Budget nur in der Budgetkommission möglich sei und das; diese Beratung insbesondere ruhig und unparteiisch sei» müsse und keine speziellen politischen Ziele verfolgen dürfe. Redner meint, daß man von dem gegenwärtigen Ka binett nickst zu viel verlangen dürfe, da es erst seit zwei Jahren unter neuen Verhältnissen arbeite und die schwere Erbschaft der traurigen und wirren Zeiten Rußlands an getreten habe. Hierauf wies Finanzminister Kokowzew in längerer, sehr eingehender Rede die gehässigen Angriffe der Sozialdemokraten zurück. . Er widerlegte in entschiedener Weise die Behauptung der Sozialisten, daß das Budget- bewilligungsrecht der Duma gänzlich bedeutungslos sei. Es gibt nur, erklärt der Minister, einen bestimmten Teil im Budget, der nach den Staatsgrundgesetzen der Kontrolle durch die Duma entzogen ist. Es sind dies das Budget des kaiserlichen HoseS, sowie die Ausgaben für die Zahlung der Staatsschuld, sowie der Staatsobligationen. Dieser Teil des Budgets mackst 502 Millionen Rubel aus. Das ganz? Budget stellt sich aber auf 2ck7t Millionen Rubel, so daß also für die Duma mehr als die Hälfte des Budgets bleibt, bezüglich deren sie frei beschließen kann. Bei der nun fol- gendcn Abstimmung wird der Antrag auf Zuweisung des Budgets an die Budgetkommission mit großer Mehrheit angenommen. Gegen die Zmveisung stimmten bloß die ver einigten Sozialdemokraten und Sozialrevolutionäre. — In Warschau kam cs am 10. d. M. zwischen Militär- ixitrouillen, die eine Volksversammlung zerstreuen wollten, und Passanten zu einem Zusammenstoß, bei dem mehrere Personen getötet wurden. Während eines Ueberfalles auf einen Monopolladen wurden zwei Soldaten erschossen. Die Unruhen in Lodz dauern noch fort. Am 0. d. M. ist die hiesige Station der Warsckxm—Kali scher Bahn von 20 Be waffneten überfallen worden. Sie umkreisten den Waggon, in dem sich die Militärwache befand. Die Wache gab Feuer, welches die Räuber fliehend erwiderten. Mar»N». — Die Fremden in Casablanca fühlten sich durch die Drohungen des räuberischen Schauia-Stammes, die Stadt zu plündern, zu einem Schutzgesuch an die einheimischen Be hörden veranlaßt. Drei Stunden vor der Stadt lag eine Abteilung marokkanischer Soldaten, der Befehlshaber Mulai Amin erklärte jedoch, seine Truppe könne ihren Posten nicht verlassen. Dies wurde dem Sultanvertreter Muhamed el Torres und dem diplomatischen Korps nach Tanger berich tet, worauf der Kreuzer „Lalande" Befehl erhielt, »ach Casablanca abzudampfen und nicht bloß die Franzosen, fon- dern alle Europäer, die sich gefährdet glaubten, an Aord zu nehmen. Aus Stadt und Lauo. Mitteilungen a»S unserein Leserkreise mi» Numeusferiigunst svr diese Rubrik ftud der Redaktion allezeit willkommen. Der N ime des sk,nse»d--rS dleidt «eseyi tm u-r der Redaktion. Anonymc Zuschriften müssen uilderükkslchtigt dleibcu.) Dresden, den 11 April ISO?. TageSkalender für den 12 April. 18VV. -j- Dr. tta l Human >n Smyrna, der berühmte Entdecker dir S:u pturea vun Pergamon. — 1885 t Karl Slieh er zu Münckra, he>vorinqender bayerischer Dialekloichter.- — 1692. * Guisepne Ta-Mni de-übnuer italienischer Violinspieler und Komponist. — 16'4. h N eola Ama'.i. berühmter Geigenmacher. — 1500. - Joachim CameroriuS zu Bamberg, ein bedeutender Gelehrter und Humanist de» 16. J^hr- Hunderis. —* Wetterprognose oes König t. Sams, meteoro logischen Instituts zu Dresden kür den l2 April: Wind und Bewölkung: mäkige nöidliche Wende, meist trübe -slieperschU g und Temperatur: vielfach Niederschläge, Temperatur uichr erheblich geändert. —* Die Reise unseres Königs. Se. Majestät der König trat gestern, nachdem er der Weihe des neuen Lehrerseminars in Leipzig bcigewohnt hatte, mu 12 Mir ck Minuten mittags von dort aus seine Reise nach den ver schiedenen Städten und Ortschaften des Leipziger und Chem nitzer Regierungsbezirkes an. 12 Uhr 30 Minuten traf der Souderzug in Borna ein. In der Begleitung des Kö nigs befanden sich Staatsminister Graf von Hohenthal und Bergen, Kreisl-auptinanu von Welch Generaladjutant Ge- necallentnaiit von Altrock und Major Eulitz. Der König legte mit dem Gefolge den Weg nach dein Nathause im offenen Wagen zurück, am Portal des Rathauses wurde der Monarch von der Tochter des Buchdruckereibesitzers und Stadtverordnetenvorstehers Reiche mit einem Gedicht be grüßt und ihm ein Blumenstrauß überreicht. Im Rats sitzungssaale, wo die städtischen Kollegien, sowie die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden- und der Bezirks ausschuß sich versammelt l-atten, hielt der Bürgermeister eine Ansprache, worin er erwähnte, daß die Stadt eine Stif tung von 3000 Mark zu gunsten des König-Albert-Stistes errichtet lxrbe, die den Namen „König-Friedrich-Augusl- Stiftung" tragen soll. In seiner Erwiderung drückte der König seine Freude über den Ausfall der letzten Reichstags wahl aus und bemerkte, daß feinem Vater mit der vorher gegangenen Wahl der größte Schmerz bereitet worden sei. Sodann nahm der König die Parade über die auf dem Marktplätze aufgestellten Vereine des Bezirkes ab und be sichtigte dann die lokale Industrieausstellung. Der König besuchte dann die Stadtkirche, wo er vom Superintendent Richter empfangen wurde. Hierauf besuchte der König noch das Karabinicrregiment und nahm dann im „Wettiner Hof" das Mittagsmahl ein, an dem gegen 70 Herren tcil- nahmcn. Kurz nach vier Uhr verabschiedete sich der König, um die Reise im Automobil anzutreten. Die Fahrt in» Automobil bringt den Herrscher in viel innigere Berührung mit Land und Leuten und gestattet ihm einen rveit schärfe ren Einblick in die Verhältnisse der berührten Landesteile, als dies durch eine Eisenbahnreise möglich wän'. Das Hobe Interesse, das der König air jedem einzelnen Teile seines Landes nimmt, hat ihn dazu geführt, derartige Reise» im Automobil zu machen. In Prießnitz und Niederfrankeuhoiu wurde die Fahrt auf kurze Zeit unterbrochen, so daß auch diese Gemeinden Gelegenheit fanden, dern König ihre Hul digungen darzubriugen. In Geithaiu erwartete eine dichte Menschenmenge, Spalier bildende Vereine und die Schul jugend in den Straßen die Ankunft des Königs. In einer Ansprache führte der Bürgermeister Hocfer aus: Um der großen Freude über den Besuch des Königs besonderen Auf druck zu verleihen, hat der Stadtgemeinderat beschlossen, au Stelle einer umfassenden Schmückung der Straßen eine Stiftung in Höbe von 2000 Mark zu errichten, deren Zinsen zu wohltätigen Zwecken Verwendung finden sollen. Auf der weiteren Fahrt berührte König Friedrich August auch Burg städt und Hartmannsdorf, wo ihm ebenfalls begeisterte Huldigungen dargebracht wurden. Gegen 7 Uhr traf der König, von lautem Jubel empfangen, mit seinem Gefolge am Grünen Hof in Borna bei Cbemnitz ein und wurde hier', nachdem er dem überdeckten, aber offenen Automobil ent stiegen >var, vom Gemeindevorstaiid des Ortes mit einer kurzen Ansprache begrüßt. Sc. Majestät schritt hierauf die Front des mit der Fahne erschienenen Militärvereins ob und reichte einzelnen Mitgliedern die Hand, oder ehrte sie mit einer Anrede. Unterhalb des Gasthofes wurde der Mo narch von den Vertretern der Stadt Chemnitz begrüßt. Hier waren die Herren Oberbürgermeister Dr. Beck, Stadtverord- neteiivorsteher Justizrat Eulitz und Polizeidirettor Loipe erschienen. Die Begrüßungsansprache des Oberbürger meisters klang in ein brausend aufgeuommenes Hoch auf den Landcsherrn aus. An der Stndtgrcnze von einer Nb- teilnng reitender Schutzleute empfangen, fuhr der König sodann nach seinen: Absteigequartier „Hotel Römisckyr Kai ser", woselbst kleiner Empfang stattsand. Eine ungeheure Menschenmenge brachte auf dem festlich erleuchteten Markt platze dem Monarchen begeisterte Ovationen dar. Um ^HO Ubr begab sich der König im offenen Zweispänner nach den: Zentraltheater, woselbst Festvorstellung, bestehend in Auf führung eines Lustspieles und dem. Auftreten von Vari6t^- kräften stattfnnd. Am 11. d. M. früh begab sich der König mit Gefolge im offenen Wagen zur Parade der Garnison. Auf dem Wege nach den Kasernen wurden ibm viele Hul digungen dargebracht, so vor den technischen Staatslehrvn- stalten, Nw die Chargierten der Akademie mit den Fahne» Aufstellung genommen hatten, und am Schlachtliofe, wo die Fseischermcister und Gesellen in tveißer Schürze und Hemdsärmeln dem König eine Ovation bereiteten. Herr Fleischerobermeister Kickeihayn begrüßte den Monarchen nrit einer kurzen Ansprache, in der er ihm den Gruß der Innung entbot und ein Hoch ans Se. Majestät ausbrachte. Der König dankte erfreut und erkundigte sich nach verschiedenen den Schtachthof betreffenden Angelegenheiten. An den Kasernen standen wiederum Tausende von Menschen, die den König jubelnd empfingen. Der Monarch betrat sofort den Hof der Kaserne der 181cr, auf dem die Leiden Infan- terieregimcnter und die Kaiser-Ulanen in Regimentskolonnen standen. Nachdem der König die Fronten der einzelnen Ne-
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