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Sächsische Volkszeitung : 02.02.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192202023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-02
- Tag 1922-02-02
-
Monat
1922-02
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.02.1922
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Vv» 7 Salem LZsIel D/e E/gßc/zv^e </e§ ?e/E/twec^L^/ FL) SO sc» ^oa so so so /oo Mgt.e?L5c«c CEtt/lL/' 700, («A/rro^/>50^UL/t^<? E00/Ng<. Letz e Tt-'enramme znm drohenden Gifenbahne» streik Berlin, 1. Fcbr. Die widersprechendsten Meldungen wurden heute über den Eisenbahnerstreik verbreitet. Wie die T.-U. aus zuverlässiger Quelle erfährt, hat der Verstand der Neichsgcwerk- schaft heute früh 8 ffhr beschlossen, um 12 Uhr mittags alle bis dahin erreichbare» TirektionSbezirke stillznlegen. Die allgemeine Streikparole ist bereits auSgcgebcu werden und vorher nicht er« reichbare Eisenbahnbadienstete wurden spätestens heute nacht in Auöstand treten. Bcrl'n, 1. Febr. Die durch die viele» Meldungen des Strei kes geschossene Lage ist bis zur Stunde anherordentlich undurch sichtig. Der Verstand der Neichsgewerkschaft ist heute vormittag zu einer neuen Sitzung zusammengetrete». Die übrigen Eisen bahnerorganisationen stehen der Streikparole durchaus abwägend gegenüber. Die gemäßigten Elemente unter den Eisenbahnern geben der Hoffnung Ausdruck, daß sich diese mit allen Mitteln versuchte Bewegung sehr schnell totlaufen müsse. Wie von einem gutnnterrichteten Gewerkschaftsführer einer anderen Eisenbahner, organisation mitgeteilt wird, könne der Streik nur kurze Zeit dauern und ein vollsten,diges Einstellen des Betriebes nicht herbei führen. Wünsche und Forderungen dev Nuhr- beraarbetter Esten a. d. Ruhr. 31. Januar. Am 23. Januar fanden lm Ruhrgebiet, wie berichtet, Rcvierlonfereuzen der Bergarbeiter- Organisationen statt und zwar solche des BeraarbeitcrverbandeS im Beisein des Christlichen GewcrkvereinS in Essen, deS Hirich- dunckerschcn Vereins und der Bcrnfsvereinigung. Sie hatten alle daS gleiche Thema und faßte» dieselben Entschließungen. Auch die kommunistische „Union" hielt eine Betriebsrätekonfercuz ab. — Nach laugen schwierigen Verhandlungen tlt am 23. Januar In Berlin ein neues Lohnabkommen vereinbart worden, wobei den Rnhrbergleutcn eine Lohnerhöhung von 14 Mark auf den Grundlohn zngestandeu wurde ltn anderen Revieren 7,50 Mark bis 1k» Mark. Mit diesem Abkomme» beschäftigen sich die Kon ferenzen. Allgemein bemängelt man eS als zu niedrig. Schließ lich wurde es aber doch angenommen. Im Februar sollen neue Lohuverhaudlnngen stattfindeu, die am 1. März eine neue Lohn erhöhung bringen werden. Noch mehr als die Lohufragcn liegt den Knappen die Erweiterung des Bctrlebsrätegesttzcs am Herzen. Es wurde eine Entschließung gefaßt, worin eine Erweiterung der Rechte der Betriebsräte gefordert wird, dahingehend, daß sie das Recht haben, einmal im Monat jedes Revier zu besuchen, das echt des AuShängcnS von Bekanntmachungen, der Kontrolle über Produktion usw. Weiter beschäftigte man sich mit der Er höhung der Kohlenpreise zur Annäherung an den Weltmarktspreis. Der RcichSkohlenrat hat am 23. Januar der Erhöhung der Kohlen- prcise am 1. Februar um 50 Mark die Tonne zugelllmmt. Es wirb gefordert, daß die Kohlenwtrtschaft durch den NeichSkohlen- rat gemeinschaftlich organisiert wird, denn sobald der Weltmarkts preis erreicht wird, sei es Betrieben in Bezirken mit ungünstigen LagerungSverhältnissen nicht mehr möglich in Konkurrenz mit den günstig arbeitenden Betrieben zu stehen. Daher soll ein einheitlicher KohlenpreiS festgesetzt werden. Für jede Sorte jeder Zeche soll nur ein einheitlicher ErrechnungSvreis gelten, der den Selbstkosten zuzüglich der Kosten für Instandhaltung und Aus bau nebst Verzinsung des Anlagekapitals entspricht. Der Arbeits lohn soll gleichmäßig sein unter Berücksichtigung der besonderen Teueruugsverhältnisse. Für diese Art verschleierter Soziali sierung deS Bergbaues soll in den Gewerk'chasten und Parlamenten kräftig agitiert werden. Die großen Koinerne werden vieles Projekt zweifellos heftig bekämpfen. Ein Teil der Unternehmer ist einem Ausgleich zwischen günstig und ungünstig arbeitenden Gruben nicht abgeneigt. Bet völliger Preisgabe der Kohlenwirtschaft würde eine Anzahl schlecht arbeitender Zechen bald zum Erliegen kommen. Noch weitergehende Forderungen stellten die Unionisten. Sie erhalten Zuzug aus dem Lager der alten Gewerkschaften, durch Arbeiter, die mit dem Ergebnis der Berliner Tartfver- handliingcn. nicht zufrieden sind. In diesen Kreilen wird auf einen Generalstreik der Bergarbeiter hingearbeitet, doch ist einst weilen nicht daran zu denken, daß eine solche Parole bei der Mehrzahl der Knappen verfängt. Ernster wird die Situation, wenn mit der Erreichung der Weltmarktspreise weitere Lohner höhungen unterbunden werden bet anhaltenden oder gar steigenden Lcvensmittelprcisen. Der Rückgang im ivüritemberg!scherr Postverkehr Stuttgart, 1. Februar. Netzer den Rückgang des württem- lergische» Postverkebrs w!>d mltgewilt, daß der Anfall im Brief- Verkehr auf rin Drittel geschätzt wird Bei den ausgehenden Vollen ergib> sich eine MinderanSaabe von 10 Proz, bei den ankommenden eine M »dernu'unft von 88 Proz. Um Dienstentlassungen zu ver meiden. wurde mit den Beurlaubungen von Beamten schon jetzt begonnen. Der englische Botschafter und die Flucht DiltmarS Verktn, 1. Februar. Der englische Botschafter hat die Reichs regierung um Auskunft über die Flucht des Oberleutnants zur See DIttmar ersucht. Der R> tchsjustizininister hat sich mit der preußischm Regierung in Verbindung gesetzt, um die notwendigen Ilntei logen Über die Flucht DittmarS zu erhalten. Bon Dittmar fehlt jede Spur. Verschiebung der Konferenz von Genua Berlin, 1. Februar. Fm Reichstage tagten heut» die betei ligten Restarts, die sich mit den Borberriiungen für Genua befassen In amtlichen Kressen ist man der Anschauung, daß die Konferenz von Genua hinausgeschoben werden wird. Die Botschaftersrage für Mashingion ist immer noch n'ckt ge'lärt. Durch den Entschluß de» ReichS- ernälnunge, und gegcn-'ärtigen R ich^finaniminister« Dr. Heime?, da« ihm gemachte Anaebot zur Uebeniahme de« BöttchaitcrpollcnS dt Mallnnalon ab,,,lehne», ist die Frage wieder völlig ne» aukge« worfe« worden. Nach wie vor dürste aber au» besonderen Gründen e!n BeruiSdsp'omai, nam-ntttck nicht a»S frübcr-r Zeit für Amerika in Behackt kommen. Die Botschastclf.age für Waststugloz ist also nach wie vor offen. Lord Curzon gegen Polens Slnbezkehung ln den Garantikvertrag Warschau, 1 F brnar. Die Nestvoipoltta meldet in einem Drahtbcrichie an« L-ndon, Lord Cur-o» habe bezüglich de« tngttich- lran blicken Bündwsle« E»t«recnkomm.n gezeigt, jedoch die Ablehnung deS Bündnisse» aus Polen abgclehnt. Die Opposition in England gegen Lloyd Geovae Die Rede» der früheren leitenden Staatsmänner Englands, die diese in letzter Zeit direkt und indirekt gegen Lloyd George richten, gewinnen tinmer mehr an Umfang. Der Vorgänger Llohd Georges, Asqntth nnd dessen früherer Außenminister Lord Grey, haben sich noch vor einigen Tagen scharf gegen Lloyd George ausgesprochen. Der frühere Kriegsminister desselben Kabinetts, Lord Haldane, hat jetzt auf einer großen Versammlniig der Arbeiterparteien zwar nicht direkt, aber indirekt einen Angriff auf Lloyd George unternoinmcn. Er erklärte, der Friede von Versailles, der von Lloyd George mit unterzeichnet worden sei, sei ein schlechter Friede. ES werde »temalS Friede kommen, solange die Nationen in zwei Gruppen geteilt seien, von denen oie eine größere Macht habe als die andere. England brauche eine fortschrittliche Partei von solcher Kraft, daß sie die jetzige Regierung ersetzen könne». — Mit den letzten Worten ist Zweck und Ziel der Bestrebungen der drei Männer: Asqnity, Grey und Haldane deutlich anSgesproche». Sie wollen den Sturz des jetzigen Premiers. Der englische Arbeiterführer Henderson hat gleichfalls gegen Lloyd George nnd seine Politik Stellung genommen. Er hielt jüngst in Manchester eine Rede, die als Antwort auf die letzte Rede Lloyd Georges bei Gelegenheit der Tagung der Liberalen Partei Englands gelten kann. Henderson ist der Meinung, daß die Koalition schneil ihrem Ende entgegensetze, oder mit andere» Worten, Lloyd George habe die längste Zeit auf seinem Minister- stnhl gesessen. Scharf äußert er slch gegen den englisch-französi sche» Vertrag. Die Arbeiter könnten einem solchen Vertrag nicht zusttmmen, denn ein solcher könnte möglicherweise andere Völker in Kriege hineinztehen, die sich ans der Politik Frankreichs entwickeln könnte». Dem Völkerbund kann er auch keine gute Seite abgewinnen. In ihm müßten alle Nationen vertreten sein. Weiter fordert er die Unabhängigkeit sür Aegypten, sowie Selbstregterung für Indien. Den Obersten Rat betrachtet er als ein Hindernis, das tittcimationalc Vertrauen »nler den Völkern wieder yerznstelleii. Drohende M nisterkrise Nom, 1. Feb. Am Vorabend der Ministersttzung nahmen die Gerüchte von einer bevorstehenden Mmisterkrije immer greif barere Fcrm an. Ein unmittelbarer Anlaß bildet die Haltung der Regierung beim Tode des Papstes. Neben zahlreichen an deren Gründen spielt auch dak Außenpolitische bei der drohenden Mi nisterkrise eine Nolle. Man ist mit dein Ergebnis von Cannes und Washington »nznsriede». Die englische Politik in Aegypten Die Ereignisse der lehren Monate in Aegypten ließen deut lich erkennen, wie das Fundament der englischen Weltherrschaft an manchen Orlen abzudröckeln beginnt. Lovd Mittler hatte Aegypten eine Autonomie vvrgeschlagen, die im Grunde genom men Aegypten unter der Vorinundschast Englands hielt. Die ägyptischen Nalionalistirn waren damit nicht zufrieden, und der Ministerpräsident AdU Pascha beantwortete die englische Forde rung mit seinem Rücktritt. Die Negypter waren besonders einer englischen Besatzung abgeneigt. Da es zu Unruhen in den ver schiedensten Gegenden A-egyptenL kam, beschloß der englische Ober- kommijjar Lord Allenbys, den Führer der ägyptischen Nationa listen, Zaglul Pascha, zu verhaften und nach Zeylon zu ver bannen. Das nar nichts anderes als Oel aus daS Feuer gießen. Es kam zu blutigen Ausständen in Kairo und der englische Ober- koinmissar konnte die Ordnung nur durch drakonische Maßnahmen aufrecht erhalten. Die Acgypker blieben jedoch zäh und England sieht sich zum Nachgebcn gezwungen. DaS englische Auswärtige Amt hat am 2g. Januar eine Erklärung abgegeben, in der die britische Regierung sich bereit erklärt. Aegvple» als souveränen Staat anzueikennen und die Protektoratsherrschaft anfzugeben. Die Bedingungen, die allerdings an die Anerkennung Aegyptens als souveränen Staat geknüpft sind, sind im Grunde nichts an- dereS als ein verstecktes Protektorat und die Aegypter werden da mit keinesfalls einverstanden sein. Denn England fordert nicht nur die Besetzung der Kanaizone, die zum Schutze deS SuegkanalS dienen soll, sondern auch Besatzung im Innern deS Landes, also eine tatsächliche Militärhoheit. Die Opposition der Aegypter gegen diesen Vorschlag hat schon eingesetzt. Sie erklären, Aegypten sei immer rin sonperäner Staat gewesen, und sie fordern, daß der Znstand der Vorkriegszeit wieder hergestellt werde. Sie ver langen die vollständige Ncnlralisierung der Kanalzonen: erst wenn diese Bedingung erfüllt sei, ließe sich ein freundsclpiftliches Verhältnis zwischen England und Aegypten wieder Herstellen. Aus dem Reichstage Die Eiaiödebatte nimmt ani Dienstag ihren Fortgang. Die Demokraten, das Zentrum und die Unabhängigen haben daö Wort, um sich mit dem Haushaltsplan des JahreS 1922 und sei nen inneren wie äußeren Anforderungen anseinanderzusetzen. Im Hause selbst ist das Interesse nicht größer, als wie sonst an den Tagen, wo ein wenig bedeutenderer Stoff verhandelt wird. Und doch sind gerade mit diesen: Etat Fragen von besonderer inner- und außenpolitischer Bedeutung verknüpft und verbunden. Tie neuen Stenern und das Rcparat'onsproblein stehen im Mittelpunkt, während die anderen Fragen nur im Vorübergehe» gewürdigt werden. Beschäftigt sich der demokratische Abgeordne:? Dietrich noch außerdem mit einer Anzahl von Reformvorschlägen — er hält beispielsweise den Beamtenapparat deS NeichSminiite- rium sür Landwirtschaft für viel zu groß und daS NeichSschatz- ininistcrium für überflüssig — wünscht er von der Eisenbahn- Verwaltung die Berücksichtigung der Notlage der Presse und ote Erwägung, ob nicht daö ZeiliingSpapier in einer niedrigeren Tarifklassc befördert werden könne, eine Forderung, die von allen Parteien erhoben wird, so geht der ZonirnmSabgeordnele Ersing ganz besoniderS klar, eindeutig und entschieden auf die letzt in der Luft liegende Gefahr eines EisrnbahnerstveikS ein. Er läßt an Deutlichkeit der Sprache nichts zu wünschen übrig nnd beweist dadurch als Sprecher deS Zentrums, der größten bürgerlichen Partei, daß man nicht gesonnen ist. eS zu unverantwortlichen Eingriffen in das deutsch,' Wirtßhattkrben dadurch kommen zu kaffen, daß aus durchaus nicht bearündeter Ursache heraus ein gemeinnütziger Betrieb wie die Eisenbahn lahmgelegt wird. Ja, mit Entschiedenheit ruft der Abg. Ersing der Regierung gegen über dem Ultimatum der Neichsgewerkschaft der Eisenbahner die Mahnung zu: Regierung, bleibe hart! Die Unruhe, die sich darob in den kommunistischen Kreisen erhebt, kennzeichnet einen Teil der Wühler und Ketzer die sich bei jeder Gelegenheit den Staat zu sabotieren müden. Der Aufruf, den die Regierung als War» nuna erlaffen hat, beweist, daß sic vor entschiedenem Eingriff nicht znrückichrecken wird, wenn man sich nicht warnen lassen will. DaS Vertrauensverhältnis, das den Beamten mit dem Siaat der- bindet und in der Regelung seiner Dt-nitverkättmffe deutlich ge nug znm Ausdruck kommt, benimmt 'bn des R-cbteS zum Streik. Der Abg. Ersing bat die Dinge richtig gekennzeichnet, wenn er vernehmlich die Streikhetze jener ncutr.kcn Beamkenvecvände lnandmarkt, die vom alten Obrigkettsstaa' aufoepäpiel: wurden und früher zu katzbuckeln pflegten. Die 80—85 Milliarden, die man für Bcomiengehaitserhöhiingen n> der letzten Zeit ausgee werken bat, beweisen zur Genüge, daß der Staat sich um feine Beamten kümmert. Wir möchten unS der Hoffnung hingeben, daß es in der Streitfrage zum Aenß riten nicht kommen wird. Berit-, 1. Fcbiuar. Im iotzal-vo'i'ischen Ausschuß wnrde eine Entschließung aeiaßt, ln der die Reickscegieiung e>sticht wird, olsbaw einen Gesetz ntmnrk vor «leien, dcc ,In- im Sinne de» BettiebSrätemfetzis ltzgende Veitrettnig der Ardeilwhmeischatt bei den der rechtliche» Gewerkschaften gewährleistet. ÄXr Aurschuß vertagte sich darauf. Aus dem bayrischen Landtag München, 1. Februar. Der Haupkausschuß des Baherischen Landtages batte gestern über Anträge der Unabhängigen zu be raten welche die sofortige Aufhebung der bäuerischen VolkSqe» richte Nachprüfung aller volkSgerichtlichen Urteile auf Antrag von V.'rurteiltei, und die Einführung des Wiederaufnahmever fahrens fordern. Die Negierung erklärte, daß sich die Volksge richte bis setzt bewährt haben, daß man ihnen Ruhe und Orb- »ung verdault und die Beseitigung wäre erst erforderlich, wenn die neuen Schöffengerichte on ihre Stelle getreten seien. Der Antrag der Unabhängigen wunde abgelehnt. Das Versa en des „No en Kreuzes" 'st Gegenstand esticr kleinen Anst^g-. welche die Z miciiinSabreordneten Schreiber, Dr. H iiickel. Dy. Fleisher nnd schulte im Reich-Iag «'»aebiackt lia^en. Aus Gleiw tz lammen bittere Klag n. daß da» „Rote Kren," in Sicken der F ncht tage v r ogt habe. D ese lag rn ohne eigentliche» Obdach rn finden, in tzanscin öna n und find der Kä t- w d En'NeliNlnge» vräSrembcn. Die N ichSre«>erm>« wird anaesi agt, ob iie berc't ist. schleunigst M-ßnabmcn «« in ff'N, diese ulizistänglilche FlübtiingM or^e durch gcemwie Maßnahme» zu cr>ebe» und dahin zn wirken, daß das „Role K cur" in Schlesien stäike e Flhtz-iignahnie mit de» kostalen, knltniellen und carimtiven Bcrdäi.den «»strebt, »m eine rriolgrelche Wnlsamkstt herbeizusiihren. Lichtmtztz Der Unglaube vermeinte, der Kirche einen tödlichen Schlag versetzt zu haben, als er die Feier kirchlicher Feste auf heidnische Festfeiern zurücksührie oder wenigstens mit denselben in irgend welche» Zusammenhang brachte. Ob eS wohl den Verfechtern deS Unglaubens unbeckount ist oder ob sie cs absichtlich verschweigen, daß kirchentreuc Gelehrte wie Baroniuö, Thomafsi», Baillet uno Päpste wie Jnnocenz lll. und Benedikt XIV. längst vor ihnen den Einfluß heidnischer Festfeiern auf die Wahl der sür kirchliche Geheimnisse bestimmten Tage wie ans die äußeren Formen der Feier ohne Bedenken zugegeben haben oder als bekannt voranS- setzten? Wenn die Kirche die Eriniieruiig an christliche Heils- tatsachen ans heidnische Festtage verlegte und in scharfer Be- tenung des Gegensatzes entweder allgemein menschliche Formen »ie Umzüge zum Bekenntnis geineinlamer Anschammgen oder Sinnbilder wie Fahnen. Lichter zur Erhöhung der Feierlichkeit nnd Veranschaulichung des christlichen Glaubensinhaltes ge brauchte. wer möchte sie darin tadeln oder den christlichen Inhalt auf das Heidentum zurückiühren? Wenn in unserer Zeit Sozia, kille» Umzüge veranstalten, rote Fahnen m'ttragen und sozia listische Lieder fingen, so werden sie nicht einma! zugeben, daß sie diese Formen und Sumbole der katholischen Kirche entlehnt babn. geschweige denn, daß ihre Lebre sich ans dem katholischen Glauben lai"stnn entwickelt habe. So bat auch der Inhalt ka tholischer Festfeiern keinen heidnischen Ursprung, wenn auch die Taae In die Zeiten äbnlick'er heidnischer Feste fallen oder die äußeren Formen sich ähnlich find. Das am 2. Februar von der katholischen Kirche des Morgen- und Abendlandes begangene Fest wird in der Kirchcnsprache des Abendlandes Purisicatto bcatae Mariae VirginiS, Mariä Nei- nigung, in der morgenländischen Kirche Hbpapante, Begeg nung lnäinlich deS JesukindeS mit dem Greise Simeon im Tem pel) genannt. Es wird in der ersten mehr als Fest der Mutter- golles, in der letzteren als Fest des Herrn betrachtet, ein Be weis, wie schwer die Verehrung Christi von der seiner Muttei? zu trennen ist. Die deutsche Bezeichnung Mariä „Lichimetz" weist auf da» Charakteristische der äußeren Festieier hin. ans die Kerzenweihe, die Prozession mit brennenden Kerzen und das fortdauernde Brenne» derselben während der HI.' Messe Während die Fest feier selbst, die Darstellung Jein im Tempel, nach Ansicht ge. lehrter Männer, wie z. B. Benedikts XIV. bis in die apostolischen Zeiten zurückreicht, soll die Kerzeinveihe und Lichterprozession von dem hl. Papst Gelasins gegen Ende des 8. Jahrhunderts eingesetzt worden sein, um de» Ueberresten der alten römische» Luperka- lienfeste eine christliche Bedeutung z» geben. Auch Papst Jnno cenz IN. belehrt uns in einer Rede auf daö Feit Mariä Reini gung, man verdanke den Gebrauch der Kerzeinveihe der Weisheit der römischen Päpste, welche die Nebcrrcste eines alten religiösen Gebrauches auf die hl. Jungfrau angewendet hätten: Bene dikt XIV. und andere glauben, daß die im Februar gefeierten Nmbnrbalienfeste den Päpsten die Veranlassung zur Einsetznug der Ltchterprozession gewesen seien. Dem Gebrauche der Heiden» an diesem Tage die Straffen der Stadt mit Fackeln z» durch laufen, unterstellten die Päpste eine christliche Idee: Christus, daS Licht der Welt, das Licht zur Erlcuch- tnng der Heide», die-Verherrlichung des Volkes Israel, Lob- sprüche. mit welchen der greise Simeon am heutigen Tage das göttliche Kind im Tempel begrüßte. Gleichwie die Kerzen, von sichtbarem Feuer angezündet, die nächtlichen Finsternisse verscheu chen, so sollen, nach dem Gebete der Kirche bei der Kerzenweihe, auch unsere Herzen von unsichtlxrrem Feuer, nämlich vom Strahlenglanze des hl. Geistes, erleuchtet, von aller Blindheit des Lasters und Irrtums befreit werden, ans daß wir mit reinem Gcistesangc auf das schauen mögen, was Gott wohlgefällig und unserem Heile förderlich lst. damit wir »ach dem gefahrvollen und dunklen Pfade dieses Lebens zum ewige» Leben gelangen. Wie herrlich hat hier wiederum die Kirche die Glaubenslehre an Christum, daö Licht der Welt, verbunden mit der sittlichen For derung an die einzelnen Gläubigen, das Gnadenlicht auch in ihre Seelen leuchten »u lassen. Während die Kerze», diese Syinbole des Glaubens nnd sittlicher Reinheit, an den Klerus und daS Volk auSgeteilt werden, singt der Chor den Lohgesang Simeons, ein- geleitct und veröwcise nnterbrochc» durch die Schlußworte des selben: Lumen ad revelaiionem gentium, et gloriam plebis !»ae Israel. Ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Ver herrlichung deines Volkes Israel. Wer n,»sitalisch suhlt, wird die Verwendung dieses Motivs bei dem einfachen Chorgcsang be wundern und seine Eindringlichkeit auch ans den Laien in da» Musik zngestehen. Nun versetzt die Kirche die Prozesstonsteilnehmer im Geist« in den Tempel von Jerusalem, wie sie de» Jungfrauen gleich, mit Lampen in den Hände», die am Feuer der Liebe angczün- det, ihren Herrn zum Einzug envarlc». Dramalisch lebendig, wie nur die brennendste Liebe zu ihrem Bräutigam dichten kann, singt die Kirche bei dieser Prozession: Sck'mücke dein Brantgemach, Sion, Und empfange Christum, de» König: Grüße umarmend Maria, die himmlische Pforte; Denn sie trägt de» herrlichen König des neuen Lichtes. — Still steht die Jungfrau, auf den Händen den Sohn, vor dem Morgenstern gezeugt, Ihn nimnkt Simeon auf die Arme nnd verkündet de» Völkern: Dieser ist Herr des Lebens nnd Todes und der Erlöser der Welt! Vor solchen erhabenen Ideen, unterstützt durch Eiiiwlrkuir- gen auf Auge und Ohr. konnte die sinnlose oder unsittliche heid nische Feier nicht standbalten: eS ist begreiflich, daß eS dem ge nannten Papste GelaiiuS gelang, die letzten Spuren der Luper- kalienfeste anSzurottcn. Die Ideen des Festes Mariä Lichimetz sind aber auch noch heute modern, weil ewig wahr wie Wirkung»« niid bedeutungsvoll sür Menschen aller Völker und Zeile»,
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