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Sächsische Volkszeitung : 02.02.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192202023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-02
- Tag 1922-02-02
-
Monat
1922-02
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.02.1922
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DdlMcUStcrg den 8. Februar 1823 Sächsische Bolkszeitung Kr. ne, Sel5e 3 Pvirrem Ä und das Rheinland Eine NhelnUlndcrkiindgebuns in Berlin In seiner Programmrede sprach Poincarö bekanntlich die bedelsamci, Worte: „Nach sranzösischer Aufsagung haben dir Fristen der Besetzung der Nheiniande noch nicht begonnen.' Diese ^nierkinig PoincarSs hat nicht im Nheiniande allein, sondern darüber hinaus in der ganzen Welt große Beunruhigung hervorgerusen. Sie war auch der Unterton der Kundgebung, d>« am letzte» Sonntag der Reichs verband der RHeiniän- der in Berlin veranstaltete. Der außerorbentlich starke An drang zu dieser Veranstaltung kennzeichnet rein äusjeriich, dah man auch in Berlin nicht gewillt ist, eine derartige Aeußerung des sranzösischcn Ministerpräsidenten stillschweigend hinzuneh- inen. Spricht doch aus diesen Worten eine derartige Verkennung der Lage, eine Herausforderung und Frivolität, wie man sie an gesichts der weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Krise, in der sich Europa zurzeit befindet, von einem verantwortlichen Staats mann nicht hätte erwarten sollen. Nachdem der Reichskanzler Dr. Wirth bereits in seiner Donnerstagsrede diese Aeußerung Poincaräs sachlich, aber fest zuriickqewiesen hat, haben diesen Protest jetzt die Rheinländer und Nheinlairdsvcunde Berlins in einer energisck)eii Kundgebung nachhaltig unterstützt. Den Vorsitz hatte der NeichStagspräsident Löbe über nommen, der in seinen Einlertungsworten daraus hinwies, daß das Bekenntis zum deutschen Vaterland, die Abwehr der Be drohung unserer Nheiniande, das ganze deutsche Volk ohne Un terschied des Standes, der Partei und der Konscjsion angehe. Niemals in der Geschichte haben sremdländische Truppen Freund schaft zwischen zwei Völkern herbeigeführt. Die Drohungen Poincardö würden auf die Rheinländer keinen Eindruck machen, dir um so fester und treuer zum deutschen Vaterlande halten. Der Präsident des Ncichoverbaudes der Rheinländer, Dr. Kaufmann, hob hervor, dah da« jetzige Schicksal deS Nhein- landeS nicht ewig dauern werde, und das; der Tag kommen würde, an dem ein freies Voll am freien Rhein seine Kräfte in den Dienst deS deutschen Vaterlandes stellen würde; denn der alte sagenumwobene Rhein soll Deutschlands Strom, nicht feine Grenze sein. Hierauf kamen fünf rheinische Abgeordnete zum Wort, die sämtlich die rheinische Treue zum Deutschen Reiche rückhaltlos zi-m Ausdruck brachten. Besonders eindrucksvoll war daö Bild, das der sozialdemokratische ReichStagSabgeordnete für die Pfalz, H o f f m a n n»Ludwigshafen, von seiner Heimat zeichnete. Heute müsse er seinem Sohne sagen: ,.S>l»iele nur das Deutsch land-Lied. da eS aber verboten ist, spiele es in Moll, dann schadet eS nicht so viel." Dan» wicö er auf die alten rheinische» Städte und Burgen hin, in denen sich heute die fremdländische Besatzung eingemstet habe. Aber trotz allem: mit lOOOOO Bajonetten und Kanone» am Rhein unterdrückt man unser Volkstum nicht. Zivar hat uns Rheinländern der Zuzug der Fremden Not und Elend gl bracht, zwar sind wir Geiseln geworden für Deutschland, aber unsere Parole lautet: Dulden und ertragen für das große deutsche Volk. Er schlos; mit der ernsten Mahnung: Wir leben in der Hoffnung, dah Einigkeit und Geschlossenheit des Reiches uns erretten werden. Als nächster Reimer ries der serial! emakr.rksch.« ReichSiazs- al'dg-erdneie S o l l,» a n n. Köln Herrn Poin-arö zu: Die Rheinländer sind nicht das Sklaoenvolk irgend eines hochgekom menen französischen Advokaten, niemals hat es im Rheinland einen solchen Militarismus, eine solche Unterdrückung gegeben wie eben jetzt. So lange am Rhein i5.'"X>0 fremde Soldaten stehen, ist jede Abrüstunaskonferenz überflüssig. Die Nheinlä »der lehnen auch die französischen Bestrebungen ab. unser Land zu einen, Pufferstaat machen zu wollen. Man mag dort drüben überzeugt sein, dah wir unsere Freiheit zu wahren wissen werden. ReichSlagSabgeordncter Professor Dr. Moldenhauer (D. Volksp.)-Köln wies darauf hin. dah eS sich bei den Bestre bungen Frankreichs am Rhein nicht um Pläne von heute handelt. Frankreich glaubt vielmehr nun am Ziele seiner Wünsche zu fein, die eS durch Jahrhunderte hindurch nieinal» ausgegeben und immer zäh verfolgt hat. wenn ihm die Macht zur Durchführung zu Gebote stand. Der FrisdenSv-'rtrag habe nicht alle franzüsi- schen Wünsche erfüllt. Er gab nur einer angeblichen Völker» bundSregi-rung das unglückliche Saargebiet vollkommen in die Macht Frankreichs, die dort rücksichtslos auSgenntzt wird, und die uns Rheinländern erschreckend zeigt, welches Schicksal uns winkt, wenn PoincaröS Blütcnträume reifen. Die Verewigung der Be- satzung soll die wirtschaftliche und politische Orientierung nach dem Westen vorbereiten, soll tue Nheinlande so zermürben, dah sie schliehlich, um dem furchtbaren Druck zu entgehen, in die Trennung vom Reiche einwillige». Ist eS nicht ein Irrsinn, dah die schweren Wunde» deS Krieges nicht heil-n wollen, weil Frank reich alle Reparationszahlungen für den Unterhalt einer großen Armee m Deutschland verwendet die als schwerster Druck von den Rheinländern empfunden wird. Wir kämpfen für unter gutes Recht, für unsere Heiinat, für das SelbstbestimmungLrecht der Völker, für seine Gesundung der Weit nach all den schweren Jahren des Kampfes und der Zwietracht. Wett unsere Sache die rechte rst, wird sie siegen, wird der Rhein deutsch bleiben. ReichStagSabgeordneter Bachem-Köln wies darauf hin, dah es gerade die Grenzlande find, in denen sich die Not eines Staates am stärksten offenbare das beweise sich jetzt im Rhein land. Dort herrsche der Siegerwillen, die Sucht, immer mehr zu bekommen, besonders leidet das Saargelnet. Ein Volk aber, das Marokkaner als Besatzung verwendet, sei alles andere, denn ge eignet, mcralische Eroberungen zu machen. Trotz allen Druckes und aller Propagandamethoden werde eS Frankreich nicht gelin gen, dos Rheinland seinem deutschen Vaterlande zu entfremden. Die Not habe die Rheinlänlder ohne Unterschied der Partei eng gnsannnengeschlossen zu einer festen Mauer. Das Rheinland ist deutsch und wird stets deutsch bleiben. Der demokratische NeichstagLabgcerdncte Pfarrer Kore II- Jngeiheim forderte: Man befreie uns endlich von den farbige» Truppen und gebe sie ihrer Heunat wieder. Die rheinische Be völkerung, fest verbunden durck Verfassung und Gesinnung mit dem Deutschen Reiche und den Länder», kann Förderin des Frie den« und des etwaigen Interessenausgleiches zwischen den Nach- barnationen werden. Wir wollen den Frieden, aber nicht den, der nnS zu Sklaven und unsere Heimat uns zu einer Hölle macht. Deutschland liebt uns, wir wißen eS; die deutsche Re. grerung hilft uns. wir erwarten, dah sie nach Kräften, klug und in persönlicher Fühlungnahme weiter hilft. Im ganzen Deutsch land gilt der Ruf unserer Kundgebung: Vermehrt unsere Not nicht durch unnötigen Hader, politische Abenteuer und Würde losigkeit. Wir bleiben innig verbunden ,n Not und ersehnen den Tag der Freiheit und deS Friedens. Nichts soll »nS voneinan der scheiden. Hierauf kam folgende Entschliehung einmütig zur Annahme: «Auf dem besetzten Rheinland und dem Saargebiet lastet schwerer moralischer, politischer und wirtschaftlichcr Druck, der ein Hohn auf die Forderung wahren Friedens und der Ver ständigung der Völker ist. Die Versammlung der Rheinländer, in der die gewählten Vertreter des rheinischen Volkes gespro chen haben, erhebt scharfen Protest gegen diese Zustände und fordert die Befreiung ihrer Brüder und Schwestern am Rhein und an der Saar, insbesondere die Zurückziehung der farbi gen Truppen. Die Versammlung gibt endlich Ihrem Stolze Ausdruck auf die nationale Treue des Rheinlandes und Saar- gebietcö." Der drohende Eisenbohnerslreik vor dem Hauptausschutz des Reichstages Berlin, 31. Janiiar. Der erste HauptauSschuß des Reichs tagcs begann heute die Etatberatungeii. ES wurde nach kurzer Debatte der Haushalt des Reichspräsidenten angenommen. Hier auf machte Ministerialdirektor von Schlicken vom Neichöstnanz- Ministerin»! eingehende Anssührnngen über die Eisenbahnerbe- wegnng. Er führte unter anderem aus, daß der Neichsfinanz- Sächsische Volkszeitring — Nr. 27 — 8. Februar 1882 Das Rosenhaus Originalroman von Fei', Nabor <97. Fortsetzung.) ..Vin ich Ihnen vielleicht Rechenschaft schuldig?" rief dieser brüsk. „Sie habe» hier überhaupt nichts zu sagen." „Vielleicht dm"," erwiderte Hella. „Im Aufträge meines Onkels teile ich Ihnen mit, das; er Ihnen verbietet, aus die Arbeiter schieße» zu lassen, lind nachdem Eie dies nun wissen, dürste Ihr Platz wo anders sein als bei diesem unerfahrenen Kinde. Die Fabrik bedarf Ihres Schutzes. Da — hören Siel" Sie üssnele rasch das Fenster. Ein dnmpsck Lärm drang zu ihnen. „Teufell" knirschte Büchting, „sollte die Bombe wirk lich platzen? ... Na — sie sollen mich kennen lernen." Er sah. das; sein Pia» vorderhand vereitelt war, nickt« Jmma vertraulich zu und sagte bedeutungsvoll: „Auf Wieder sehen!" Dann eilte er mit einem unterdrückten Fluche davon. Auch Jmma wollte sich davonmachen, aber Hella hielt sie fest. „Gehe zu deinem Vater." sagte sie. „Er braucht dich, denn er leidet schwer. Sei gut zu ihm — schenke ihm ein bißchen Licbel . . ." Jmma neigte den Kops und schritt langsam durch die Tür, »m sich inS Schlafgcmach ihres ValcrS zu begeben. Hella trat ans Fenster. „Mein Gon," sagte sie erschrocken, .die Wahnsinnigen kommen hierher. . ." Ihre Züge nahmen den Ausdruck unbeugsamer Entschlossenheit an. „Ins Rosen- hauS sollen fi« nicht, eher laste ich mein Leben! . . Sir warf rasch einen Mantel um und verließ die Burg, nachdem sie Justeph anfgetragen hatte, das Tor zu schließen. Unter dem Torbogen blieb sie stehen . . . Da kamen sie schon, die schwarzen Gestalten, mit zornigen Gesichtern und funkelnden Auaen. Koller ging in ihrer Mitte, redete eifrig »nd suchte die Wütenden zu beruhigen. In dem weiten Burghof machten sie Halt »nd blickten erstaun* ans die schlanke Mädckiengestalt, die nn dunklen Rahmen des Tore» stand. „Ihr lieben Leute," — Hub sie an. doch sogleich wurde sie unterbrochen. „Still! Mit Weibern reden wir nickst!" Koller löste fick» ans dem Knäuel »nd trat ans sie zu. „Fräu lein HelmerS." saate er. „halten Sie »nS nicht unnötig ans. Wir mästen mit Herrn Thiebolt reden, sonst nimmt der Streit kein Ende. Herr Thiebolt must nnS anhören. Niemand soll stch mehr zwischen »nS »nd ihn stellen . . . Gebe» Sie den Weg frei, sonst bürge ich sür nichts!" minister sich am 30. Januar mit den Vertretern der Länder wegen dieser Frage ins Benehmen gesetzt habe und voraussichtlich bis zum 1. Februar eine Stellungnahine der NctchSregierung werde herbetftthren können. Der tin Vorjahre gewählte Weg, die prozen tuale» TeuernngSzuschtäge nach Ortsklassen zu staffeln, sei ange sichts der ablehnenden Haltung von Retchsregierung und Re gierungen der Länder nicht gangbar. Der NetchSstnanzminister werde deshalb der Retchsregierung eine Gcsetzesvorlage unter breite», durch dte der Nctchsstiianzmtnistec ermächtigt werden soll, im Benehmen mit dem Reichsrat Wtrtschastsbeihtlsen zu Hella schüttelte stumm den Kopf. «Mein Onkel "ist schwer krank, sagte sie mit klarer, fester Stimme, „er kann Sie nicht empfange». Sie werden nicht so grausam sein, die Qualen eines Kranken noch zu vermehren." „Das sind Ausflüchte!" hielt man ihr entgegen. „Der Herr will mit uns nicht verhandeln." Hellas Gestalt straffte sich, und stolz warf sie das Haupt zurück. „Ich spreche die Wahrheit," sagte sie. «Eber würde ich sterben, als eine Lüge aussprechen. Men» Onkel ist krank und kann nicht verhandeln . . . Die Arbeiter hielten kurze Beratung. Koller suchte sie zum Abzug zu bewegen, aber sie sträubten sich. „Dann soll Büchting heraus!" riefen alle durcheinander. „Büchting heraus! . . ." „Herr Büchting ist nicht im NosenhcruS," erklärte Hella. Ein Hohngelächter antwortete ihr. „Lügei ... Er hat sich drinnen versteckt! Heraus mit Büchting, heraus!" Hella wiederholte ihre Versicherung, doch niemand glaubte ihr. Alle sprangen auf die Tür zu, um sie zu stürmen. Da stellte sich Hella mit auSgebreiteten Armen vor das Tor. «Zurück!" rief sie, „laßt dem Kranken seine Ruhel . . . Seid vernünftig, seid menschlich!" Aber sie waren toll vor Wut. Wie Wölfe fuhren sie auf Hella loS. Ein Stein flog gegen ihren Kopf, streifte ihre Schlä fen und riß eine rote Furche in die weiße Haut. Gin rotes Brünnlein rieselte über ihr blasses Gesicht . . . Von dem Schlage betäubt, lehnte sich Hella an die Mauer und griff nach ihrer Stirn. Die Arbeiter stutzten einen Augenblick, drangen aber sofort wieder vor. Da klang plötzlich eine mächtige Stimme über den Burghof: „Zurück. Wahnsinnige!" und zu gleicher Zeit tauchte Dr. LhvssenS Hünengestalt zwischen den Bäumen auf. Er stürzte sich mitten unter die Angreifer und schleuderte die vor dersten zurück, als wären sie Kinder. „Schämt ihr euch nicht, eine wehrlose Dame anzufallen?" r!ef er. „Habt ihr vergessen, waS Fräulein HelmerS euch und euren Kindern Gutes getan hat? . . . Lebt kein. Funke Ehre mehr in euch? . . . Zurück! . . . Wer gegen Fränlein Hell mers auch nur den Finger erhebt, den schlage ich nieder wie einen Hund . . ." Thussen pflanzte seine Hühnengestalt neben Hella auf, schleuderte die ärgste» Schreier zurück ruck blitzte sie aus zornr- gen Augen an. „Zurück! . . gewähre». Eine Erklärung über die technischen Einzelheiten kann beute noch nicht abgegeben werden. Abg. Müller-Franken (Soz.) wies darauf hi», das) schon längst vor Ablauf des Ultima- tumS dte Rcichsgewerkschaft wieder vo» langer Hand her alle Vorbereitungen zu einem Streik getroffen habe. Die Notlage der Beamten verkennen wir nicht. Aber 50 Milliarden Beamtenbe- solduiigSerhöhuiige». wie sie das Ultimatum in seiner Auswir kung verlangt, kann keine Partei verantworte». Obwohl der Streikaufruf bereits verbreitet ist, hoffen wir, daß der Streik vermieden wird. Er wird sich nicht einheitlich durchführen lassen. Vizekanzler Bauer betout gleichfalls die absolute Unmöglichkeit der Erfüllung des Ultimatums der ReichSgewerkschaft. Die ener gische Erklärung der Regierung sei zum Besten der Beamtenschaft notwendig gewesen, damit die Mehrzahl der Beamten weiß, daß sie von der Streikleitung ins Unglück geführt werde. Gegen: eine solche verantwortungslose Taktik, die lediglich zum Nach teile und zum bodenlosen Unglück der beteiligten Veainten ans- schlagcn kann und infolgedessen auch dte Gesamtheit des deutschen werktätigen Volkes schädigt, wird die Negierung ganz energisch Vorgehen. Sie wird mit alten ihr zur Verfügung stehenden Macht mitteln den ihr aufgezwungenen Kampf ausfechten. Abg. Dolius (Dem.) findet es höchst bedauerlich, daß in diesem kritischen Augenblick der Streik der Eiseirbahnbeamten propagiert wird. Es läße sich nicht bestreite», daß die Retchsregierung schwere Fehler in ihrer Politik geinacht hat. Sie hat auch ihre Autorität nicht t»»»er genügend gewahrt. Den vernünftigen Führern sei nicht das nötige Entgegenkommen gezeigt worden. Die letzte Beloldungsverordnung hat Erbitterung erregen müsse». Die unteren und mittleren Beamten sind bei der Festsetzung des Grundgehalts zu schlecht wcggekomme». Das Etnkommensteuer- gesetz hat aufreizend gewirkt. Trotzdem aber ist der jetzige Streik ein Verbrechen und die Regierung muß fest bleiben. Nach Be endigung sollte man herzhaft a» die Regelung der Grundgehälter gehen. In erster Linie müßten die unteren und mittleren Beamten berücksichtigt werden. Dte angckllndtgte» Besoldungsmatznahmen seien höchst unglücklich. Man habe genug von dem blödsinnigen OrtSklassengesetz. Abg. Qua atz <D. B.) spricht die Erwartung aus, daß die Regierung dein Stretkveriuch der Eisenbahner mit äußerster Energie begegnet. Die Streikbewegungen sind mit den öffentlichen Interessen nnverctnbar. Die Regierung hat eine sehr -unglückliche Beamtenbesoldungspolitik getrieben. Die soziale Lage der Beaintenschaft ist traurig. Dte Gehälter stehen in sehr starkem Gegensatz zu den Löhnen, weiche die Nctchsarbetter erhalten. Abg. Qüaatz hält besondere Verhältnisse nur für erreichbar, wenn man dem ständigen Drängen der Dcutichen Bolkspartci folgt, die Zahl der Beamten zu verringern und besser zu bezahlen nach dem Grundsätze: Hohe Leistungen, hohe Löhne! Die Abgeordneten Schulz-Bromberg und Ehrhardt (Z.) verneinen grundsätz lich das Stretkrccht der Beamtenschaft und stehen somit einmütig hinter der Regierung. Die Rechte, dte die Beamtenschaft durch ihre lebenslängliche Versorgung durch den Staat erworben habe, gaben ihr auch besondere Verpflichtungen, dte einseitig nicht ge löst werden könnte», es sei den» unter Verlust aller Beamtenrechte, Der Gisenbahnerstreik verkündet? Berit-, 1. Februar. Dte „Zeit" meldet: Die Fachgruppe der Lokomotivführer, dte in der ReichSgewerk'chg't der deiltntie» Eisen- bahnbeamten die Hanvlrolle >pi lt. hat. wie verlautet, gestern nach mittag beschlossen, t»e Streikparole m t soso tiaer Wirkung auszu» geben Jnsolg dessen ist mit einem sofortigen Beginn des Sirei eS zu rechnen. Soweit die St etkpg'ole dirrchdringt, haben v rmntlich schon in der verflossenen Nacht Loko,notiv,ahrer die Arbeit nieder- gelegt. Die süddeutschen Eisenbahner gegen die Berliner Gcwsrtlchafken Stuttgart, 1. Februar. Bei der Tagung deS VcrbandSvor- standes der FachgewerkichcNIeii der dentsbeu Eiienbabn» u«d Verkehrs» beamten in Berlin brachten sämtlicbe siiddentickpn Vcnretcr Ilar zum Ausmnck, daß ihre Mitglieder nicht gewillt seien, die Narrenpoittik gewisser Berliner Gewerlschasten mitzumachen. Keine Neigung sür den Eisenbahnerstreik i« Baden Karlsruhe, 1. Febrnar. Ein« Versammlung vo» OitSguivven de» Fackiverbanve» der Retchrgewerkichast deuischer Etsrnbayner lehnt« di« Betätigung a» einem Streite ab. Keine Skrerkbewegung in Bayern München, 1. Februar. In Bayern macht sich unter dem Eisen! ahnerpersonat keinerlei Bewegung für einen Eintritt in den Streik geltend. Das Personal benmbrt auch diesmal volle Besonnenheit, Ruhe und Uebcrlegung. Es dentt nicht an einen Streik. Me Eisenlrahnorganisationen haben sich bis jetzt, soweit bekannt ist, nicht einmal veranlaßt gesehen, in.Versammlungen zu den Berliner Vorgängen Stellung zu nehmen. Jedenfalls wird sich das bayerische Eisenbahnpersonal durch einen in Berlin gefaßten Streikbeschluß in der Freiheit seiner Entschließungen nicht beeinflussen lassen. Er war schrecklich anzusehen in seinem Zorne. Alle Muskeln seines Gesichtes zuckten, seine Brust keuchte, die Adern auf seiner Stirn schwollen an und di« Augen loderten in heißem Feuer. Erschrocken wichen die Arbeiter zurück und schauten ver blüfft auf den Niesen. Seine gewaltige Kraft flößte ihnen Achtung und Furcht ein, und da der Arzt stets für sie und ihre Rechte eingetretcn war, wagten sie ihn nicht anzugreisen. Sie murrten zwar, aber sie wichen vor dem Mann mit sel>« ner Bärenkraft zurück. «Wrr wollen doch nur zu Thiebolt und Büchting!" riefen sie. Hella hob matt die Hand. „Mein Onkel ist krank — und Büchting nicht hier." sagte sie. „Das stimmt." rief Thussen und bot der Wankenden den Arm. „Soeben bin ich dem Direktor auf dem Wege zum Torfe begegnet. Wenn ihr also fo große Sebnsucht nach ihm habt, so werdet ihr ihn wohl .in der Fabrik anfsiicken müssen." Das leuchtete auch ihnen ein. Froh, eine Ablenkung ge funden zu haben, brachen sie den kür sie wenig rühmlichen Kampf ab und zogen lärmend den Hügel hinab. Hella Milte ihre Kräfte schnür,den. Mit einem besorgten, liebevollen Blicke schaute ihr Thyssen sn die Augen. „Haben Sie Schmerzen?" fragte er teilnahmsvoll. Hella versuchte zu lächeln. „Gar nickt," antwortete sie. „Ich bin so froh, daß die Leute fort sind. Nun hat mein Onkel Ruhe . . . Ihnen danke ich von Herzen für Ihre Hilfe . ., Sie kamen eben zur rechten Zeit. . ." Hella vermochte nicht zu Ende zu sprechen; in ihrem Kopf« war ein Sausen und Brausen und die ganze Welt schien sich mit ihr zu drehen. Die Knie brachen ihr. und noch rechtzeitig fing sie Thussen auf. Er nahm sie auf seine Arme »nd trug sie inS NosenbauS. Jammernd und wehklagend folgten jhm Jusseph und die alte Ursel in das Tiirmzimmer, wo Thyssen die Be wußtlose auf den Diwan bettete. Als die Wunde verbunden war. erwachte Hella ans ihrer Ohnmacht und schlug die Augen auf. In holder Verwirrung schaute sie aus Tbysicn, und alles erschien ihr wie ein Traum. Ein süßes Lackeln huscht« über ihr blasses Gesicht, und aus ihren Augen brach ein strahlender Glanz. „Ich schäme mich fast meiner Schwäche." saate sie. „Aber nun ,st eS wieder vorüber." Thyssen senkte seinen Blick tief in bre Augen. Diese kör perliche Schwäche ist nach dem Voracsallencn erklärlich," sagte er. „im übrigen ober war Ihr Verhalten bewundernswert. Frä». lein Hellmers. Wie eine Walküre standen Sie vor dem alte» Tore — sieghaft, stolz und groß!" (Fortsetzung folgt.)
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