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Sächsische Volkszeitung : 10.03.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192003105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200310
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-03
- Tag 1920-03-10
-
Monat
1920-03
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.03.1920
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Mittwoch den 10. »rar- IM» Nach freidenkerischer Alsicht soll damit aller kirchlicher Einfluß au» den weltlichen Unterrichtsfächern aosgeschaltet und dem tschrchoflowa» tischen Staatsgebllde vor der Welt der Anstrich einer besonder» lib«. ralen und ausgeNürten Fortschritte» gerettet werden. Die Kritik, di« der Führer der Nationaldemokraten Dr Lramar, den man wahr lich nicht .klerikaler" Gesinnung zeihen kann, an diesem Verfassung«- anikel geübt, ist wohlverdient: „Sie sind stolz darauf, daß Sie die Autorität des Glaubens gestürzt und im 8 119 verlangen, daß der Unterricht „ich, im Widerspruch mit den Ergebnissen der Forschung stehen darf. Wie Sie das aber durchführen wollen, weiß ich nicht. Ich weis, nicht, ob unser Ministerium für Unterricht und nationale Kultur jeden Monat die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung Mitteilen wird Es wird wieder nur ein schönes Wort sein, wie so »ieleS bei uns, An Stelle des Absolutismus und der Autokratie der Kirche führen Sie den Autolratismrs der Partei ein. An Stelle der kirchlichen Dogmen treten die Dogmen de» Parteien und ihrer Sekretariate. Sie vertrauen nur auk die unerfahrene Jugend, sie den Schlagworten noch nachläust und ihren Führern noch glaubt," 8 120 „gntistci die Errichtung vcn privaten Un terrichts- und Erzieh urigSanstalten nur in den Grenzen der Gesetze. Der Staatsverwaltung steht die ober st e Führung und Aussicht über jeden Unterricht zu". Nach seiner ursprünglichen Fassung lautete dieser Paragraph: „Jeder Bürger der tschechoslowakischen Republik hat innerhalb der Grenzen der gesetzlichen Vorschriften das Recht. Lehr- und Erziehungsanstalten zu gründen und darin Unterricht zu erteilen." Damit wäre auch die Gründung von konfessionelle» Anstalten ermöglicht gewesen. Nach dem jetzigen Wortlaut, der dem Staat die Freiheit zugestehh, das Schul system einzurichten, wie er will, ist sie ausgeschlossen. Nach ß 12l war den, freidenkerischen Programm gemäß ur sprünglich die Trennung von Kirche und Staat fcst- gelegt, das Ideal Masarvks. Politische Erwägungen, hauptsächlich der geschlossene Widerstand aller slowakischen Parteien und Konfessionen, batten die Regierung jedoch bestimmt einen anderen Entwurf vorzu legen mit dem Wortlaute- „Das Verhältnis von Kirche und Staat wird durch besondere Gesetze geregelt" Infolge des Widerstandes der sozialistischen Freidenker war die Abstimmung darüber zurückgestellt und bei erneuter B'ratung ein Antrag des Vertreters der katholischen Volkspartei angenommen worden, der besagte: ,DaS Verhältnis zwi schen den Kirchen und dem Staate wird aus Grundlage der Kirchen- autonomi- mit Rücksicht auf die Staatsinteressen durch lesondere Gesetze geregelt" Diese Fällung stellte einen Kompromißantrag der bürgerlichen Parteien: VollSpartei, Nationaldemokraten, Radikal- agraricr und Slowaken gegen die Sozialisten dar. Wer wollte, konnte auch in diese Fassung den Grundsatz der Trennung hineinlegcn, aber so, daß der Staat nicht in das innere Leben der Kirchen eingreifen darf. Dagegen appellierten jetzt die sozialistischen Freidenker an die Gasse mit dem Erkolge daß der bereits abgestimmte Artikel erneut zur Verhandlung gestellt wurde. Im Interesse der Ruhe und zur Ermöglichung ein-r glatten Erledigung der Vorlagen erklärte bei noch maliger Beratung der Ausschußvertreter der katholischen VollSpartei deren Zustimmung, daß dieser Parqqraph des Versassungsurkunde ganz weagelassen werde. Er wurde ersetzt durch die farblose Bestimmung: „Die Freiheit des Gewissens und des religiösen Bekenntnisses wird garantiert," 8 122 legt fest daß „niemand weder direkt noch Indirekt zur Teilnahme an einer R el i g i o n 8 ü b u n g gezwungen werden darf mit Vorbehalt der aus der Vat-r- schgsts- oder VormundschgftSaewalt fließenden Rechte," In dem ur sprünglichen Entwurf hatte dieser Paragraph gelautet: „Wer das 14 L:benSiahr erreicht bat kann frei üb"r sein Bekenntnis verfügen und d-.ri nicht zur Teilnahme an Religionsübungen gezwungen werden." ck:e jetzige Formulierung verfolgt den Zweck, zu verhindern, daß die --Bern gehalten werb-n dürl-n ihre Kinder den bisherigen gesetzlichen ^ stimmungen gemäß der Kirche ihre« Bekenntnisses zur Taufe, Be- xbneidnna und anderen Knltbandl"ngen zuzusühren. Darauf zielt »ns v'-e- „-ck ""-nlar ab Am sond-rharsten und dunkelsten ist die Geschichte dessen, waS -»ter 8 129 der Nationalversammlung" zur Abstimmung voraeleqt >—rden sollte D'-ser A-tik-l lautete: „Da§ Recht, ihre inne» -en Angelenbeit-n und ihr Vermögen zu verwal- -en, leiten die R e l i g i o n S g e s e l l s ch a ft e n von der Unstimmnng de« S »aa > eS ab Das Gesetz regelt »en Vollzug dieses Rechtes in ähnlicher Weise wie de! anderen G-sellschafien" Die katholische Presse stellte al-b-'Id nach B-t'nntm-rd>m der Vorlagen lest, daß über diesen Artikel im AnStchulle weder verbandest noch abaestimmt worden sei. Er steht noch mit der in 8 121 ursprünglich verlangten Trenn"ng in krassem Widerspruch .da er die dir-lte 11 >--rndnung der K-rchen unter den Staat au-sprlcht »nd muß nachträglich von interessierter Seite ein» ,-schmuggelt worden sein Mit seiner Annahme wäre die völlige Ver- istavung und !lnmöalichl»ir '-glichen kirchl chen Lebens noch io!el!ni- ckrn Gruidsäven a-i-t-lich iestgelegt insbesondere ie Igthvlische Kirche "'-rloigiing n and Schikanen ohne Ende ausgele--- "-eskn, Nnd »Mg - io der B-r-a'siina verank-rt war war 'ein: ' festig,ina säst zur ' — e,,Ochsest ^ >r>, 'dx„ vn znr V-rsgss"»gSänt>->> ng eine Dr-isüntel- m > rheit erst'-d-rsich ist die Voll-partes ikv-r auch nass den -rsten -i->.>"sich-n W'lster nnr „br >niae Dug'nd Adaeordnetm>"t>e ver sa,nn düriie N»r der Gewant»h-ii des Vorzz v"en der VollSvartci M--r i- ' -.-r , -aien »nv ni-aie- - hx.; Sprachengsiene» geichi-A an«- - ----- " » daß di-ler -'-bünani-volle Ar- «>f r ' - ... . .. na--r ae ^ ^ kro»-m schli-s,s-ch Mr seine B-iakstina gestimmt. Sllenbar un'er dem W'n6--6e d-7 obaesollenen K-«"ol,ll-n Di- So^ß^n und Dr FarSkv, da ssch Dr, Kramar, verärgert über seinen Mißerfolg bei Dnrchdrück'ing ß-iner dri"lckolnbf!cken ^o-derimnen ts-r das Svrochengeietz den wei- Nnb" Und nach 6 1?5 kann „die A"«übnna einer be- stimm'en R»0"1on Ükunq verbaten w"rden wenn sie die öllentlich» Ordnung in std—n oder öl-'-nOicken Anstoß >n err-gen o-eignet ist". Kauktchnkngrgarovben imwer noch oenua ^ um auch noch Be» sei»ig"ng d-s 8 IM den tlckeckilck-n K-ckturlämps-rn künstig K>and« b-b-n hst-en i» können rn d-m waS kevt^r Tage der „Eeck" kkggte: die F-d-s sträi-bt ssch gea-n di- weitere Schisdernng der Nnss-ib-lt „nd d-r ^„»„nnet der wir Katbaliken au^aeß-bt sind Tag kür Tag sind w'r „nd veraewaktiat am kirchlichen Eigentumsrecht und an unseren Glauben ystornm es sirki kvndpst Unter dieser Ueberschrik schreib» die .Köln. VolkSiritg." iNr. 188 vom 9. Mörz: Das Ausscheiden E r z b >-r g e e-> aus dem Kabinett, mit dem man mit Sicherheit rechne» muß wird ohne Einfluß aus den Be stand der Koalition bleiben. Die Kossnung der Soomiiion ans der Rechten, daß e« anders wird ist eitel, AVer wir müssen dies- Fest- sl'llunq auch nach einer anderen Richtung hin machm, w-il wir un: bedingte Klarheit in der Politil st'ir unumgänglich und jedes Schwan- len in Tinnen, d-r nun einmal notwendig sind 'ür oer-'erv'ich ballen, kl>m soaenoni:t"n „reckten Flügel" im Zenln-ui liat mau den Wunsch »nd die Abi ckt nach, das Stnier der Zen-r >g' '-pv!i»il nach d-m AuS- sckieiden ErzLer-erS mehr nack rechts zu dreh?». In der Zen trum ; sr a l 11 v n der Nationglve-mwwlunz ,,'lt ek- »'ne derartige Strömling nicht. Im Lande di-außen ist eine solck- S'rSmii 'g all r- dingS vorhanden, das ist ,um,leben aber mck dabel ist >n beachten, daß keineswegs von allen denieniaen die ssch >nm „rechten Flügel" der Partei rechnen die KoalitionSnvlitik unbedingt »erwarten wird Ihre N.-tw ndialeit ist vielmehr auch von sehr beachtenSwer'en Vertretern dieser Nicktuna, so lange die gegenwärtig-,i Umstände fort bauern. rückhaltlos anerkannt worden. Wo aber da? verlangen, daS Zusammengehen mit der Sozialdemokratie ohne Rücksicht aus die Ge- pi-el^"" 'st ?" notivendig, die vuerfitll- »>,,1,4« „,»»ß »urkelt solch« Wünsch« klarzulege». Auch »ach de« «u», scheide« Lreberger« p»d fi« «n«Mbar. Ss ist zwar richtig, daß Erzberg« all Wortführer der Koalition am stärkste» hervorgetreten ist. Entschetbenb ist jetzt aber «Hei» di« Frag«, ob zurzeit «in« a»ber, al» die derzeitige «egte- rungsmrhrheit möglich ist. Wir haben bisher wohl in deutschnationalen Blättern, zum Beispiel in der .Kreuzzeitung" und in der „Deutschen Tageszeitung", heftige Angriffe auf die ZentrmnS- volitik gelesen, di« von angeblichen ZentrumSanhängern auSgingen, die jedoch ganz deutschnationale Gedanlengänge verrieten; aber den Nach weis, daß wir etwa mit der Rechten bester« Politil hätte« machen können, haben wir vergeblich gesucht. Erzberger ist ein parlamentarischer Arbwter «ie es nur je eine« gegeben hat, aber er ist auch ein Kämpfer, besten Hiebe sitzen. Die Deutschnationalen werden ihren gefürchteten und schlagfertigsten Geg ner loS sein, zugleich denjenigen, gegen ?en sie leidst am leidenschaft lichste« anrannten. Möglich, daß es infolgedessen weniger häufig zu leidenschaftlichen Redekämpfrn und aufgeregten Szenen im Parlament kommt. Das wird aber auch die einzige Wirkung sein, die daS Aus scheiden ErzbergerS aus dem Kabinett nach sich zi'hen wird. Für eine Annäherung an die äußerste Rechte fehlt «S bei dieser selbst an jeder Voraussetzung. Sie müßte ihre Politik erst von Grund aus ändern, ehe sie regierungsfähig werden könnte. Oder wer möchte es auf einen Bürgerkrieg ankommen lassen? Zu dem Versuche, durch die Dinge, die Herrn Erzberger belasten, auch die Koalition zu diskreditieren, haben wir schon früher daS nötige gesagt. Wir denken nicht daran, von Herrn Erzberger, soweit eS sich um seine von der Zentrumssraktion unterstützte Politik handelt, „ab: zurücken", wie die „Kölnische Zeitung anläßlich unseres Artikels gegen gefährliche Begriffsverwirrung meinte. Dir haben uns nur da gegen verwahrt, daß die in dem H elfs eri ch-Pr s z e ß Herrn Erzberger nachgewiescnen Dinge der Koalition und dem neuen System an die Rockschvße gehängt werden. Die .Kölnische Zeitung" tut nun so, als ob cs sich nicht um diese Dinge, sondern um die .Politik Erz berger" handelte, die wir desavouiert hätten und mit der wir daS Zen: trum nicht in Verbindung bringen wollten. DaS liegt uns aber ganz fern. Den allzu rosigen Optimismus ErzbergerS in verschiede: neu Phasen der Geschichte des letzten Jahres g'd-nken wir nicht zu decken, obwohl die tendenziöse Agitation der Rechten auch hier maß los aufgebauscht hat und diesen Optimismus wahrheitswidrigerweise als Ursache unseres Verhängnisses hinstellt, das in Wirklichleit auS unserer ganzen Lage mit eiserner Konsequenz herausgewachlen ist. Wohl aber übernimmt das Zentrum ohne Zögern dir Mitseranüvor- tnng für den FriedenSschluß und für die innere Politik der Koalition in den großen Linien. Wir brauchen natürlich nicht iede einzelne Maß nahme der Regierung, zumal in manchen sehr schwierigen wirtschaft lichen Fragen zu vertreten, bekennen uns aber unumwunden zu der Gesamtheit jener den Wiederaufbau unseres Landes dienenden Politik, an der die „Kölnische Zeitung" mehr genörgelt hat als selbst die Fraktion ihrer Partei: Wmn jetzt die Revision des Fri'densvertragcS eifrig und ernst in Entcntekreisen erörtert wird, so liegt auch darin ein Beweis, daß cs richtig war, sich im Sommer vorigen Jahres dem auf uns ausaeübten Zwange fürs erste zu fügen. Also: Wir halten an der von unserer ganzen Lage zregeb-nen Politik der Mehrheit lest, so lange »ns nicht von '-en beiden anderen mit uns koalierten Parteien Unerträgliches .»gemutet wird »nd so lange sich die - Mehrheitsverhäilnisse in Volk und Parlament nicht geändert haben, Für die Zukunst haben wir, wie auch der Vorsitzende der Zentrumssraktion, der Abaeordn-tc Tnmborn, aus den, Reickisparleitage des Zentrums anaeiührt vollständig freie Hand, Ob später einmal eine Erweiterung der Koalition durch Zuziehung etwa der Deutschen VollSpartei mögl'ch, nötig od'r emp- ieblenSwert ist, darüber brauchen wir »ns jetzt "n Kops »ickt u» zer brechen. WaS Errberger angcht, so trifft daS was er qes-hlt hat, nicht die Koalition es trifft nicht da« Snstem möaen sich deutsch- nationale Journalist'» und Politiker, an ihrer Spitze d«r ewig pol ternde und schimpfieliqe Herr von Gräfe, die Finoer win-d schreiben, um daS Geaenteil zu beweisen, weil sie daS. *1r d>e nächsten Wahlen nötig haben. » » Die Steueran^aben Berlin, 9. März. Die Untersuchung der Steueran gel e g e „1s e i t des Reichsministers der Finanzen Erzberger ist vom LandeSsinanzamt Eharlottenburg mit der arößten Beschleunigung geführt worden Obwohl die Untersuchung in einem Nelenvmckte noch nicht abgeschlossen ist. kann doch schon beute sestaeltellt werden daß der ReichSsinanzminister in seiner Steu'rerklärung wissentlich un richtige Angaben mit der Absicht der Steuer hinterziehung nickt gemacht bat. Da« endqültiqe Ergeb nis wird in den allernächsten Tagen bekannt fließen werden. Der Parteivorstand und der R ick-'a-'S! lmß der deut schen ZentrumSpartei treten am 18 d, M m Berlin m ein-r Sitzung zusammen, um laut „Germania" zu wichnaeu politischen Fragen Stellung zu nehmen vor allem zum Ergebnis im Helsserich: Prozeß. Aus der Nattonalversan.mlima Berlin, 9 März. Um Sein oder Nichtsein der Nationalversammlung um eine Frage di. einen hochpoliuschen Eharakler hat ging der Kamp, bei den parlamentarischen Debatten vom Dienstag in jenem ma,ei>älischen Bau. der die Inschrift? „Dem deutschen Volle" trägt, Anlaß do, ein ein Antrag der Rechtsparteien, dahingehend die Nationaloeriammlung mit dem 1. Mai als auigelöft zu erllären und zum »weiten. d,e Negierung auszusordern. dem Parlamente kundzutun. welche geietz- g berischen Vorlagen sie bi« dahin noch einzubringen und zu erlebt- gen beabsichtigi In der Natur der Sache lag es. daß ein solcher Antrag oie poli tischen Leidenschaften ties auswühlen muß e Tie Rechtsparteien woll ten die jetzige Regierung und die Koalition im Parlamente zu einer klaren Stellungnahme zwingen, während die Mehrheitsparieien ander» s'itS hinter diesem Antrag parteipolitische Tendenzen winerien. To kam die Aktion von vornherein im Grunde aus eine polftijch-varta- mentarische Machtprobe hinaus. Dieser Eharakler war denn auch drn Verhandlungen lelkst von Anfang an ausgevrägt Eine kampseSsreudiqe Stimmung beherrschte da« parlamentarische Geplänkel, da« der vornehme würdige .Gras im Barte" der deutschnationale Abgeordnete von BosadowSky, einleiiete. Mit Bedacht hakte man gerade dielen maßvollen Sämven, einen der erfahrensten Männer die in diesem Saale sich beweoen, aus gesucht PosadowSku entledigte ssch der ihm gewordenen Ausgabe mit nnl'ugbarem Geschick, Seine Rede hielt ssch fern vom rein Agitato rischen »nd war hauvtsAchlich aus eine staatsmä"nische Form aeftftnmt. Dennoch lam eS z» erbittertem Zusammenvrall zwischen rechts und links weniger freilich b rvorgernsen durch PosadowSkvS Beweisstlb- rnna al« durch daS Echo da« diele im Saale land. Auch politisch war-n die AnMhningen BoladowSknS von erheblicher Bedeutung, An die Spitze stellt- er daS Bekenntnis daß da« Ziel seiner Partei sei. .aus gesevkichem Wege" dahin m streben, daß wieder eine hü'-gerücke Reoftrung gelildet werde. Die jetzigen Zustände b'zeich- nete er als v-i'assnna-Midriq und unwahr. Er wollte wissen wie eS mit den ev-rüchten st be als lei beabsichtigt, die Nationalversammlung so ganz st ll >n den R.'ichstaa übernilühren und lle an die Stelle de« Reichstage« wil vier-äs-rioer Dauer m setzen, Bestärkt werde dieser Verbockt dnrch die A-t d-r G-sckäsl§sübr»ng durch die Regi-rung »nd di- Mehrbei'Svarteieu. Zabkreiche Geseke für die gar keine Not» wendiokeid b-stehe w-e SozinliNernnaSgesetz und d-rqleicken habe man betrieben, während andere notwendige und dingliche Gesetze, wie die Wahl de- künstiaen Staatsoberhauptes, noch nicht einq'bracht seien. Dn heutigen Zustand bezeichnet PoiadowSkv als R-gierimqSabsolu- tiSmu«, einaefleidet in parlamentarische Formen. DaS Volk fordere Rechenschaft von seinen Vertretern. All- diese Ausführungen fanden ein erregte« Echo bet der Linken, da» sich zu stürmischem Gelächter Skr. ä7, Seite 2 steigerte, als PosadowSky erklärte: „Wir vertreten den demokratische» Standpunkt und Sie den Herrenstandpunk»!" Am Ministertische saßen der NeichSminister des Innern Koch, der in erster Behandlung dieser Fragen zuständig ist, neben ihm Schiffer und David. NoSke und eine Reihe anderer Minister haben auf den Bänken ihrer Parteien Platz genommen. Im Saale ftlbst herrscht eine Hochspannung, wie sonst nur an hochpolitische,. Tagen. Die Kommissare der Reichsämter sind ebenso wie die militäri schen Vertreter in beträchtlicher Anzahl erschiene» Den Standpunlt der RcichSregierung vertrat Minister Koch, dessen Rede dem größten Interesse des ganzen Hause« legegnete. Bei dieser Gelegenheit kann man feststell?», daß eine außerordentlich groß- Anzahl von Abgordneten anwesend sino, >v->S sich im übrigen dadurch wohl erklärt, daß im Hintergründe eine namentliche Abstimmung mit dem Gespenst der DIStenkürzung droht, Reichsminister Koch skizzierte die Lage dahin, daß vor dem H"rbste nicht a.a Neuwahlen gedacht wer den könne. Der Minister erwähnte, daß die Wahlgesetze, aber auch »och andere dringliche Gesetze, das Schlicht,inaSgesetz usw, noch von der Nationalversammlung erledigt werde» sollen Die großen Schul- und Justizgesctze will man aber dem neuen Reichstage überlassen. Auf de» Etat wird kein eiuschneideudes Gewicht gelegt, wenngleich man eS für wünschenswert hielt, daß auch der Haurhaltvlan noch von der Nativ: nalversammlung verabschiedet würde. Nach Koch sprach Minister Bell der sich gegen die Auffassui.g PosadowSkyS zur Verreichlichung der Eff-enbohnen wendet. Minislr, Bell kündigt dabei an, daß in der nächsten Woche über diese Ange legenheit in der Nationalversammlund schon beraten werden soll, da es die Absicht der Regierung ist, die Verreichlichung mit den» 1. Avril durchzuführcn. Nun kommen die Mehrh-stSvarteien znm Wort, Die Stellung der Sozialdemokraten wird begründe, durch den Abg-mrdneten Hoch, der mit außerordentlicher Hest'.ik-it sich geg>'i die Reckte wendet Hoch spricht sehr polemisch, -n anSin-imo hrner Angrifföstellung gegen die Rechte, sich verwahrend >.-ir allein gegen die Vorwürfe, als beabsichtige die jetzige Negierung und Ne MehrheitSpart-ien eine künstliche Ve>> längernng Ihrer Macht. Für daS Zentrum svrlcht der Abgeordnete Trimborn, dee inSbesondcre die NotweaNqk'ft der Beschaffung der BesuldnagSresor»: in den Vordergrund rückt« und der -> als eine aebietrrische Notwendig' keit hinstellte, daß auch die Fürsorge sür die Witwen »nd Waisen »iw KrieaSleschädigten noch von der Natianulverlammlung vor den Ren- Wahlen durchgekübrt wird. Nach Lage der Dinge werden die Neu wahlen vor dem Herbste, und »'rar vor dem Mon,t Oktober nicht in Frage kommen können, das ist auch Triivb-ernS Aniicht, Nicht nuetz! werden sür diese Auffassung auch Gesichtspunkte geltend gemacht, die auf dem auSwärtiaen Gebiete liegen' Die R'glernna muß sür die großen Aufgaben, die ihr gerade in nächster Zeit zu erfüllen oblieaen, das Parlament als Rückhalt hin,er sch wissen In der Abstimmung z-.ird d-r erste Teil de« Antrages einstim mig angenommen, lieber de» ;u'-iten Teil ,.Auslösung der N-i- tionalversammlung am 1. Mai Ift'll)' wir» namentlich abge- stimmt. Er wird mit 176 gegen 60 Stimmen bei drei Stimmenttznl- tungen ab gelehnt. Die Erriteschkikung im November 1919 Der .Deutsche ReichSanzelaer" veröffentlicht die Eraebnlsse der .November-Ernteveri.-ittzelung 1919" tm aonzen Denl'ckrn Reiche. Danach betrug tue Er»k- an samtlicken Vrotaetrelde sei», schließlich Gerste. Svel, und Gemenge dieser Gelreidea'ten) im Ja' re 1919 elwa 9 199 600 Dovpelzent"er weniger oder 8 1 als l!'1d, nämlich 104 627 220 geaen 118.816 520 Doppelzentner. — Far Sacklen stellt sich da« Ergebnis im Jahre 1919 ans ru,-'> b.310000 Doppelzentner Brotget-cld'. — In einzelnen interelsteic» von den sächsiscken Ernteziffcr» die solnende: Anbau- Hektar- Ernte- Getreideart fläche Ertrag Menne s'N » » W'Nter» Weizen . . - L6 669 S2.5 1.270 996 Sommer-Weizen . . . . . 8 799 15.0 b0.9I6 Spelz . . . . -72 - W'Nter«Roaacn. . . . . . 187441 18,0 8.87 > 27» Sommer-Novaen - > «081 11.5 69,9"0 Winter»G-rste . . . 7 282 22 0 1»' ,-?86 Sommer-Geiste. . . 22 2!«1 16 2 861 776 Gemenge aus den genannten Getreidearten . . . . "44 14 5 19 706 Haler 148 765 18.5 2 7 Gemenoe aus Getreide mit Haler 1.612 16 t 26 I"6 Biichwe-zen . . . 4 "7 7 5 .9 6 IN Erbten 4 6 12 2 5 550 Sveilebobnen.... 844 12 0 4 ,26 Linsen und Wicken . . 817 19 6 8 '»!6 Ackerbohnen .... . 826 1'ckO 4 906 Gemenge en« Hü stiifzüchten mit und ohne Geinide 1 609 16 "5,176 Kar olle'n »6 498 1170 10 ckcki >46 Zuck-urnben .... 5^92 1--06 91 '.461 Runke rüden .... 8ä 58 '66 9 9 491 Iä6 Kohlrüben 2 217 192 6 42" ,4u DaS Manifest des Osterst n Rollervam, 9 März. Lau» .N eiiw. Rooe'd. Em»r" meid : .Dailn Ed-on'c'e", daß da" W > - > > ck a > t« m rin ora n d u m 'o-o-mc Ha»v>pni''ie evli-olten werde: Die Hee, - u»o F-lotien m ofta aus ein Mindestmaß herab esttzt w d „. D'e lr »,,dicke,,,. liehen Brziehilnaen zwi-chen den Neaierun en >oll- a vf.eot »nd äußerste Sparsamkeit den R .ieinngn, »na 'lö'kein z»r Pfl cht aemackft wer en. Deiitsckftand lolt Zeit oeia',,n weiden, 'eine Ent'chädigunaen zu b-zablen. Diele Eitickäd gnuaen gelten al« Bürgschaften für d«e Anleihe, dir d e All i-rien im Aus lände unteibr'nqen, um da« Kapital zu beickaffen» d >« mr Wiedei- derstellung d-r verwüst len Geb ete notwendig ist. Deuiich'aud wird ebensalle gestattet werden Anleihen im Autz'.ande nnl-rzuvringcn. Man wird ckm bei der Bcickanung von L bcnem Il-ln und Roh stoff n rar Fö'dk'un-, seine« Erzeugceveimöoen« behilft eh siin- Eine iiilrrnaiiona e F!panzkomm''s>on de« Völkerbundes >oll gebildet wer den. Zur Eizulung des G!tick»ew'ckus der Wechscl'urse soll der Abschl- ß irternationaler Handclskrrd! e aesö'de t werdeu. Pari-, 9. Mi z. Wie dle Blätter welken, bab-n England und Italien die Abänderungen Millerand» znm Wi tickg,,«. waniselt angenommen. Der endgül ig festgesetzte Text wird laut Echo de Pa-is heute veröffentlicht w rden. Pari», 9 März. Petit Parisien bebt unter den Zwätzen zu»! WirlschastSmanifest tue Anksoiderung der W'ederguimachuna''keA' m'ision an die deutsche Re iernng hervor, die m d,e n :i!i, >» Länder adgewandcrIen Kavrtalien, vor allem i, die Sck vcft und in Skandinavien kür den Ankauf von Lebensmitteln und Roh, stoffen »uybar zu machen Der StaatSrat in Danzig Danzig, 9, März Der Ol'rkl.mmi'sar Sir Reginald Tower erließ unter dem 5. d. M. -i ie Pecor-mung über die Bildung eines StaalSrateS, noch der der Slaatlrri sür den Erlaß von Verordnun gen mit Gesetzeskraft, für die B?>ch'vüwssu»g über dis Ausbringung d'k sür die Verwaltung erforderlichen Mittel insbesondere über vte Aus nahme von Anleihen »nd sür die Entscheidung in Angelegenheiten, die die innere Verwaltung betreff:«, sailS zwischen den VerwaltungsckesS Mkimingsverschiedenheiten bestehen, zuständig ist. Jniovstr die Zu ständigleit des SiaatSrates begrenzt ist, oder er sich Entscheidungen vorbehält, überträgt der Overkommissar dem Vorsteher der bisherigen ProvinzialverwaltungSbcbördc sür die jetzige Verwaltung, dem Land gericht-Präsidenten, di, AuSsührungSlejugniss«, die nach preußische« und Rcichsgesetzen bi« zum Inkrafttreten ve« FriedenSvertroges de, Zrottalbehdrde« zustehen
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