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Sächsische Volkszeitung : 29.11.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192111297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-11
- Tag 1921-11-29
-
Monat
1921-11
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 29.11.1921
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Die Gtatrede des Abg. Hetzlein In der Debatte über die Siaaishaiishaltplänc EI und 22 sühne Abg. Hetzlein aus: Der Siaatöhaushaltplan von 1921 und 1922 d:r uns von der sächsische» Regierung unlcrbre>.ct worden ist. :kt zum größte» Teile überholt. Ich mochte »«ich vorerst dem Wunsche des Herrn Abgeordneten Anders anschl'etzei> das; die Ausführungen des Herrn'Finanzmonst'cS in Ankunft als Be gründung de», HouShaltplan be gcaedea werden. Es wird das a> tzererdentlich viel zur Klarhnt beitrige. >, vor allen Dingen, weil man dann dort einen llacen Ueberb.'-ck über den Etat selbst be'linmt. (Sehr richtig! rechts. — Zn'-ns links! SS müssen den E^a: nur vorher lesen.) Ich werde Sie deninüchjt als Jnsttnk- to» nehmen. Eö ist nicht gerade angen bi», üb r den Etat und damit ü"«r die politische Lage — denn die r-nzelner. Beratungen wer den >a doch in den Haudhaltansschntz vec egt — ver einem Hause zu sprechen, das sich nicht durch 1leb:r'ü>!nag auSzeichnct. eine Eischeinnng, unter der ja auch d e ans-reu Redner geiicrn und vorgestern schon zu leide» hatten Der Haukhaltplan steht zwei- selloö in erster Lime unter oea Wirkungen de« Versailler Flirdenkvertrazes. ES ist ein bedauerliches Zeichen, scststcllr» zu müssen, datz weite Kreise des deutschen Volkes auch heul: noch vom Fricdensver- trag von Versailles so gut wie gar » chts wissen. Wenn die Kenntnis vom Versailler Jr'ed.mSvrrtrag weitergeheno vorhan den wäre, würde das ohne Zweifel zur Milderung rer politische» Gegeniät ' beitragen, weil vielfach die Kämpfe vor allem auch gegen die ReichSregicrung in Unkenntnis des FriedenSvertragcS von Versailles erfolgen. Ich Haie schon wiederholt mir erlaubt, darüber auch »i Berlin vorstellig zu werden mit dem Ersuchen, doch vielleicht in einer volkstümlichen Ausgabe den Fiedens- vertra, von Versailles auch den imnterbemiitelten Schichten, auch dem Mittelstände, zugänglich zu machen und ich wäre oem Herr» Finanzminister dankbar, wenn er diese Bemühungen un terstützen würde. ES würde oas zum Verständnis des Staais- hausbaltplaneS sicherlich beitragen. (Abg. Pudor: Sie bekom men ihn bei Neklam für 3,20 Mark.) Ja, aber es kommt ntchl darauf an. datz inan ihn dort bekommt, sonkern eS komm: dar auf an, datz die Negierung für die Verbreitung durch entspre chende Organisationen Sorge rragt. Das wäre eine Aufgabe für die Zentrale des HeimardiensteS. Wir müssen, auch wenn wir die wirtschaftlichen Folgen deS FriedensvertrageS beirachter,. und wen» wir im Zusammcn- schlutz damit uns den Staaisbanshaitp-'an anseben, vor allem darauf Hinweisen, welcher Unterschied besteht zwischen dem Um fang an Land und Volk der Gegner und den kleinen Veri-ält- nissea, unter denen wir heute >n dieser Hinsicht noch leben. Dir drcitzig Staaten, die ruö den« Weltkriege als Sieger ber- vorgegangen sind, mnsassen in den Stammländern nicht weniger als 826 Millionen Menschen. Dazu kommen noch in den Kolo nien 530 Millionen Menschen. Das sine im ganzen 1356 Mil lionen Menschen, und die v'er besiegte» Völker umfassen mir 112 Millionen Menschen, dazu in den Kolonien 12,4 Mi llionen, zusammen also 166 Millionen Menschen. Daraus gehen die Schwierigkeiten unserer Verhältnisse schon hervor. Der Herr Finanzministcr hat am Dienstag in seiner Rede das Kapitel der ReichSsleuern bebandelt, und dadurch dargctan, in wie weitem Matze unsere sächsischen ftnan- zielte» und wirtschaftlichen Verbalinisse heute von! Reiche abhän gig sind. In diesem Zusammenhänge sann und darf auch wohl ein Wort über die Verhandlungen der Rcpnrirtionskommissivn in Berlin gesprochen werde». Es darf dabei nicht vergessen werden, datz das Garantiekomitee berechtigt ist, sich von den« Eingang der sogenannten Sicherungssteuer zu überzeugen. Darin sind die Zölle und die Aussuhrabgabcn z» verstehen. Es war von deutscher Seite vorgeschlagcn worden, jäbrlich zwei Mil liarden in Gold und 26 Prozent der Ausfuhr in Gold zu zahlen. Die Schätzung der Ausfuhr auf Grund der Ergebnisse des Jah res 1920 betrug 6 Milliarden Mark G»>d, was einer Abgabe von. niigefähr 1300 Millionen gleichsam. Es wurde daher über d,e Pläne, die von deutscher Seite vorgelegt wurden, hinaus die jährliche Leisiuna ans 3,8 Milliarden festgesetzt. Bctanntlich wurde die erste Milliarde in Gold bezahlt. Die Garantiekommis- sion verlangte nun, das; bis znin 1. Mai 1922 2660 Millionen Mark Gold, »nd zwar 2 Milliarden fest und zweimal eine Rare von je 325 Millionen gezahlt würden. Es war beabsichtigt, ans- den Sachleistungen 1200 M'llicuen in Goto zu decke» und eS wurde angenommen, datz die Erbebung einer Aussiibrabgabe 160 Millionen in Gold erbringen würde. Es wären dann 360 Millionen Mark antzcr der bereits gelieferten erste» Milliarde gedeckt gewesen, so das; die Zabkung zum 1- Mai etwa 300 Mil lionen Mark in Gold betragen hätte. Durch den Sturz der Valuta haben sich die Verbättnisse »nii vollständig geändert. Bor allem werden dazu die tatsächlichen Lieferungen bedeutend ge ringer beivertet, was vor altem bei der Kohle z»»i A»-druck kommt, di« gnm deutschen InIandSwert gerechnet wird. Die Folge ist »im, das; von der Etzi»a,ttiekoniinissio» »nr 600 Millio nen Mark in Gold anstatt der in Aussicht genommenen 1200 Millionen Mark Gold in Rechnung gestellt werden. Auch die Ausfnhrabaabe ist jetzt nur mit 60 Millionen in Gold eingestellt Worden. DaS ha! unsere Verhältnisse natürlich vollständig »m- grworfen, und wird auch rückwirkend auf die Verhältnisse im Lande sich geltend machen. Ich möchte in diesem Zusammenhänge, weil heute nn sere finanziellen Verhältnisse von den Reichssteuern In autzerordentlich starkem Matze abhängig sind, ans einen sehr beachtenswerten Vorschlag Hinweisen, den der auch von anderen Parteien antzerordenilick' bock'gcscbähtc frühere Abgeordnete des Reichstages Müller-Fulda in der Presse gcmachl hat. Er hat vorgeschlagen, „zur stärkeren Erlassung der Rusfnbrgewniiie «nd zur Gewinnung von Devisen für Neparationszwecke" Sorge »u tragen. „Er meint, datz sich durch einen gleichmäßigen, lücken lose» Ausfuhrzoll von wenigstens 20 bis höchstens 26 Prozent vom BerkaufSwertc auf die gesamte Ausfuhr von Rohstoffen, Halb- und Feriigfabrftatcn ein Ertrag von 10 bis 16 Mil liarden Mark jährlich für das Reich gewinnen lasse. Die Zah lung oder Sicherstellung des AusflibrzollbetrageS wäre von der Freigabe der Ausfuhr zu bewirken. Selbstverständlich wäre dabei die gesamle Ausfuhr nnier scharfe Kontrolle zu stellen. Ergänzt werden mützte die Ausfnhrbcsiencrnng durch «ine Anpassung an die Valntaschwankungcn. Dieses Ziel werde erreicht, wen» man das. was die geätzten deutschen In- dustricverbändc heute schon dringend ihren Mitgliedern emp fehlen, nämlich den Verkauf in das Ausland nur in der be treffenden oder einer gleichwertigen ausländischen Valuta z» tätigen, zur gesetzlichen Vorschrift machte." (Abg. Pudor: Da machen die nickt mit!) Das mützte eben Gesetzlich nemacht werden. Weiter führt Müller-Fulda a»S: „Gleichzeitig mützte bestimmt werden, datz der Ausfuhr zoll in der Währung des EmpsänqerlondeS. also in der aus ländisch«,, Valuta, zu zahlen sei. und datz für de» übrige» Ge genwert der Ausfuhrwaren die ausländischen Valuten bei Eingang der Zahlung an die Reichsbank zum Tageskurse ab zuliefern seien. Auch für diesen Gegenwert könnten vor der Ausfuhr Bankbürgschaften oder Hinterlegung eines drcimona» tigcn Akzepte» bedungen werden. Selbstverständlich müssten ftlr die Nnfuhr unentbehrlicher Waren aiich von der Reichs- bank fremde Devisen abgegeben werden." . - Ich glaube, daff dieser Vorschlag des früheren Abgeord neten Müller-Fulda, der selbst der Indusir e angchörl. autzer- ordcntlich beachtlich erscheint. Es wird nun mit Bcwutz'sein v>i allem von rechts autzerordentlich stark beiont. t-h wir d:e Reichs- steuern nicht hercinbekommen würden, datz die Erzverger- sche Steuerreform vollständig versagt hätte, und was dergleichen mehr ist. Ich gebe ohne weiteres zu, datz in der technischen Ausgestaltung der Erzbergeri.ben S eue-re-orir sehc viele Mängel vorhanden gewesen sind, wenn auch aui der ande.e» Seite nicht vergessen werden darf, datz in« gewisse Abneigung auch in der Ausführung bei manchen Instanzen da zu l «-'getragen hat, die Dinge z» verschleppen. Der G.'danle ier Verre.'chlichnrig der Stenern .st aber absolut >:.,t ge'"e>en und eS »ins; besonders gegenüber den Angriffen von rechts betont und fcstgestcllt werden, datz wir ohne den Etat der Reparationen, trotzdem Helfferich sich geweigert hat, wirkliche KriegSstcuern durchznsühren mährend des Krieges, in unserem eigenen Haus halt heiitc bereits einen llcb.-rschutz van 28 Milliarden hätten. Ohne den R e p a ra t i o-.i k-e t a t wäre unser Haus halt heute in -Ordnung, und das Defizit wäre ausgeglichen. Es mutz vor alle,« Dinge» h-rvorgehobcn werden, datz trotz der Mängel der Steuertechnik von den Sleuer- eingangen, die von der RrichSregierung aus 48 Milliarde» Mar? geschätzt wurden, in de» ersten sechs Monaten deS lausenden Rcchnnngsjahres bereits 38 Milliarden eingcgangen sind. Ein Wort möchte ich hier in diesem Zusammenhänge an gesichts unserer drückenden schweren Verhältnisse auch von dieser Stelle ans einfleckten, wenn es auch in erster Linie Reichöange- legenheit ist. das ist ein Wort für dir Presse. Es kann gar kein Zweise! darüber bestehen, datz sich die poli tische Presse gegenwärttg i» einer autzerordentlich starken wirtschaftlichen Krisis befindet, und datz die Gefahr besteht, durch die nngeheure Steigerung der Papicrpreise -— ich habe noch keine Papierfabrik gesehen, die während des Krieges Bankerott gemacht hätte, wohl aber habe ich von vielen Zeitungen und ge rade vo» politischen Zeitungen gehört, das; sie cingehen mussten —, datz sich infolge der unnatürlichen Steigerung der Preise die sogenannte Anzeigem-iesie. die farblose Presse behaupten wird, während die vo'.itische Presse mir immer größeren Nöten zn kämpfe» hat. Auch der Staat Hai ein Interesse an der Erhalttmg einer politische» Presse. (Sehr richtig! links.) Ich kann, obwohl ich Angehöriger der Pretz'e bin, oder vielleicht gerade, weil ich Angehöriger der Presse bin, nicht umhin, inil Bedauern sesiznsteilen, das; gerade die Kr'se im Reiche »nd anderswo in den Ictzien Monaten, vor a'l'i! Dingen in Berlin, aber auch anderswo i» der Auzügcn- presse, in der farblosen Presse in einer Art und Weise anvge- nützt worden ist. die dem Ansehen des Reiches ganz antzernrdent- lich geschadet hat. Gerade mährend der Krise un Reiche sind durch Sensationsnachrichten antzcroreentliche Schäden erwachsen. Gerade ans dein Gesictstspiinkie h,u jede Regierung, mag sie beitzen wie sie will, ein Interesse daran, datz in erster Linei die politische Presse erhallen bleibt. Darum inöchie ich erneut in diesem Zilsainmenhange bitten, datz die Negierung ihr Allgenminerk daraus richtet. Es ist ja auch im Eta! in einer Reihe von Kapiteln die Rede von der Fürsorge für K r i e g s b e s ch ä d i g i e und K r i e g s v e r l e tz t e. Es ist selbstverständlich, das; dasür alle?- getan werden »ins;, waö in menschlichen Kräften steht. Es ist mir aber ans der andere» Seite „."gefallen. datz vielleicht noch etwas mehr Aüfmerlsainkeit geschenkt werden könnte auch von Staat Sie egen nicht nur den Kriegsbeschädigten und Mi eg so er letzten, sondern auch noch mehr den Kriegsyinterdlieveiie», Bei den KnegA-interbliebenen ist die Noi ganz autzerordentlich groj;. Ick habe hier vor mir liegen eine Siaugir, die vom Sta tistischen Amte der Stad: Köln, von dem weiter desselben. Herr» De. Georg Nenhans, nnsgeinacin worden ist. Ich will Sie nick! «nii Einzeldeiie» belästige». Die Slattilft ist von »nßerordeni- lieh großem Imerene. Es ist dort sestgest-lli, das; die Ausgabe» sür Lebensmittel und Wohnung ans ein Muwestmas; berechne!, für eine Kriegerwttwe inil Waise ungefäbc im. Mona, ans > I?>,N!'' Mark berechnet werden müsse». Dazu komine» die anderen Dinge noch dazu, und die Rente», die die Kriegermtt- wen »nd Waisen bekommen, stehen doch nick» immer ii» Ver- hnlinis zu dem heutigen gesunkenen Geldwerte. Ich mockie mir anck ertauben, das Ange.niiert der Regierung daran; :» richte». Der Herr Finanz,minister Hai dankt-arern-.-ise in sehr scharfer Weise gegen i e» Wucher Stellung genommen und gegen alle diejenige», welch,- die gegen wärtig: .stonjnnlinr zu Ausbeutungen und Bereich.--nngen be nutzen. Ich kan» in diesem Zusamm.-nbange nicht »»ihm. zn sa-aen, das; der staatlichen T-ürsorge allein es nicht möglich sein wird, gerade auf dem Gebiete für die Witwe» und Waisen und für die Bedürftigen mildernd zu wirken. Ick babe es außer ordentlich bedauert, datz doch offenbar ans polnischen Gründen beraus in Lei-'-ig neulich in der S l a d » p p ^ o r d u e > e n ver sa m m I n n g »och kurz vor den Wablen die sozialistische Mehr heit die Beträge für die christliche EaritaS, die dort nn Etai enmestelli gewesen sind, gestrichen lml. Ohne die Privatsürsorge, ohne die privaie Mithilfe werden sic auch heute nicht auslommen. Alle Experimente aus diesem Gebiete sind lediglich politischer Naiur und dazu geeignet, denen zu sckiaden, denen sie dock sonst immer gern nützen wollen. Der Herr Finauzminister bat uns zugerufen. datz wir die Hoffnung nicht verlieren sollen. Gewiß, ch,- HauShaltvläne sind nichl dazu angetan, große Hossnnngen zn erwcclen. Die Zen i r ri »i s p a r t e i !>tt aber immer aus dem Slandpunkie ge standen in, Reiche und bat das auch durch die Tat bewiese», datz sie eine Politik der Hoftnnng treiben will in dem Sinne, das; sie nicht pessimistisch beiseite sieb» will, sondern praktisch Mitarbeiten will. Ich bi» überzeugt, das; nur auch unsere sackst-"-er Verbättnisse erst dann endgültig sanieren werden oder besser - -statten werden, wenn wir auch bier in Sachsen ;n einer Politik der Milte kominen. Es ist sa beute vor allst Tagen darüber bereits das nötige gesagt worden. Das Zentrum lehnt jeden RadikalismuS ab. Das Zentrni» lei,nt daher auch den Radikalismus ab, wie ee in der geaenwartigen sächsische» Regierung z»m Ausdruck kemiiil. Es ist eine unnatiirttche Sache, das, die sächsische Re gier»»,, sich auf eine Partei stiiM, d-e mit Bewusstsein sich anher- halb der Vernssiung stellt. (Abg. Senserl: Sevr richtig!) Dir Kvmmniiistische Partei rntfaltet gegenwärtig bei uns im Deutschen Reiche eine antzcr- ordentlich starke Agilotio» und scheint, nachdem sie in Rußland Fiasko gemacht hat. ihre Tätigkeit in intensiverer Weise zu uns vervflanze» ;n wolle». Ich weise nur darauf bin. daß Lenin selbst, der Bannerträger de? Bolschewismus, in einem Artikel, den er zum vierten Iabrestage der Oktoberrevolution in der „Roten Fahne", Jahrgang 1021, Seite 498. veröffentlicht hat, Beti-ichtungen über die hinter uns liegenden vier Sowjetwir!- schmstSsahre anstellt und Richtlinien ausziizeichiici, sucht, die dir Wirtschaftspolitik der Svwjetr«giernng demnächst zu befolgen gedenkt. Ich möchte mir gestalten, einige Stellen daraus vorzn- lesen, die überaus bezeichnend sind, und bitte um die Genehini- gu»g des Herrn Präsidenten. lPräsident: Wird gestattet!) Lenin schreibt sn diesem Artikel in der „Roten Fahne": »Unsere letzte und wichtigste, schwerste, am meisten zu rückgebliebene Aufgabe ist der wirlschaftliche Ausbau, das ökonomische Fundament für das neue sozialistische Gebäude an Stelle drS zerstörte» feudalen »nd halbzerstörlen kaptia- listischen. Bei dieser wichtigsten und schwersten Arbeit haben wir am meisten Mißerfolge gehabt, am meisten Fehler ge macht." lind «e weiß sich keine» anderen Weg, als wieder beim Kapitalismus in die Lehre zu gehen, wenn cr folgendes schreibt: »Nicht unmittelbar durch die Begeisterung, sondern mit Hilfe des jirrsönlichen Interesses, der persönlichen Inter essiertheit, mit Hilfe der wirtschaftliche» Berechnung baut zu erst eine feste Brücke, die im Lande des Kleinliauern über den Staatskapitalismus zum Sozialismus führt; anders könnt ihr nicht Millionen und Abermülionen Menschen zum Kommu nismus führen. So sprach zu uns das Leven. Ties sagte uns der objektive Entwicklungsprozeß der Revolution. Das ist das was heute Lenin seine» Anhängern empfiehlt. Es hat sich also gezeigt, datz selbst in Rußland das kommuni stische Ideal sich prakusch »ichr durchführen lässt. Ich möchte aber aus der anderen Seite auch daraus Hinweisen, datz es »ttt der Einigkeit zwischen den sozialistische» Parteien. die hier fortgesetzt zutage tritt — das heißt, man tut so, als ob diese Einigkeit autzerordentlich groß wäre — datz etz im Reiche damit ,iar nickt so autzerordentlich weit her ist, ja selbst in Sach sen nickt. Ick brauche mir zwei Punkte in dieser Beziehung anzufülire». Ter ..Vorwärts" bat erst vor wenigen Tagen, am 20. November 1921, in Nr. »48 geschrieben: „Den Kommunisten n» Reichstag und im Landtag — — gemeint ist der vrcnsstsllw Landtag — kam es aber nicht daraus an, jenen Opfern einer gewissenlose» Politik zn Helsen. — Es Handel! sich um den Lrchtenburger Hungerstreik. — Für sie handelte es sich lediglich darum, einen parlamentarischen Nebersall auf die Sozialdemokratische Partei zu inszenieren, bei dem ihnen der politisch minder intelligenie Teil der Un abhängigen kräftig Beistand leistete. Genosse Radbrnch. der sein Aiin ans Idealismus übernommen Hai, in der Absicht, >m Iiistizwesen für mehr Gerechtigkeit »nd Menschlichkeit zu wir ken — die Kommunisten und Unabhängigen wissen das selber ganz genau —, wurde zun, Ziele der albernsten n»d schmntzig- sten Beschimpfungen." Sie brauchen aber gar „ich! nach Berlin zu gehen. Ich will auch hier nur aus der ,.E h e m n - tz e r V o l i s st t in m c" vom Montag dieser Woche darauf hinweiscn. datz in der „Chem nitzer VolkSstimme" ei» Artikel veröffentlicht worden ist, in den; ein Absatz ßolgcnderinaßen anaeht: „Tie K o m mnnistc n und di-: vo» ihnen g e I e > t h a i» m c l i e n Unabhän gigen glanhten hier eine günstige Gelegenheit . . . Sehr viel von Vrndcrlichkeit und von Einigung kan» ich daraus »ich! erkennen, und wenn jetzt auch von sozialistischer Seite immer wieder gesagt wird, das Problem der Sozialisierung müsse in den Mittelpunkt gestellt werden, ja, meine Herren, eS fehlen »ns ja. gani abgesehen von dem prinziviellen Standpunkt schon die finanziellen HilfSguellen, um irgendwelche Erperimcnlr zu machen Ick brauche »nr darauf hinznwcisen, datz kürzlich erst Rudolf Wissel! in der „Glocke" daraus hingewiesen Hai, datz die Entwicklung anders gegangen ist und datz die Voraus setzungen, welche die ' ' -tssozialdemokratie in diese Eniwick lnng gesetzt hat, einer Korrektur bedürfen. Nun kann ick aber auch nicht ninhiii. besnnderS nach den Darlegungen, die beute Herr Abgeordneter Rendtorff be liebt bat, ans die schweren Angriffe hinznweiscn, die von rechts gegen die Zentiiimspartei erfolgen. Herr Abgeordneter Tr. Eberle hat in seiner etwas überraschenden Rede zum Etat -.»gegeben, daß wir militä risch erschöpft gewesen seien, es ist das immerhin schon etwas, und nachdem der Herr Tr. Rendtorff die Frage der Kriegs ziele aestecifi ba:. null ich in diesem Zusammen- bange nocl> einmal daraus hiinoei en, daß, niemand anderes- nls H i n d e n b n r g eS aen-ese» ist. der am 3. Okiobcr 1918 an den P»-i>zei: Mai von Baten, dem damaliger: Reichskanzler, die Aus-- sorde,>-!>., gerichtet ko!, eine» Wassenittll'staud abznschl'etzen. (Ab.:. Dr. Sevseri: Sem rtckj-qk, Die Reichc-regieruna IxE da mal-- gebe!.-», man möclne ihr weniastenS noch zehn Taac Zeit geben ;»r diplomatische» und politischen Vorbereittino deS Waf fenstillstand.:. Das Telearamm ler Obersten Heeresleinmg hat sie aiigeflehi. das nickt zn tun, weil der Zusammenbruch lommen würde. Dac- Teleoea-.nm von Hindenburg an den Prinzen Mar von Bade» ist bekannt. Es ist auch bekannt, das; damals Hinden- burg ausdrücklich gesagt lxii, das; jeder versäinnle Tag tausende» von tapfer» Männern das Leben kostet und daß der Waisen stillsland abgeschlossen werden solle. bin» ist hellte von der Frage der Kriegszieie gesprochen worden. Es ist davon auch i» der rechtsstehenden Preise iininer fort die Rede. Ich möeötc nur auf cti» Beispiel, nickt das vo» der Friedensresolniiou von >9!7, sondern aiis ein Beispiel, dai- bik jetzt in der Oefsentlilliteii säst nicht behandelt worden ist. nämlich vom Summer 1918 Hinweisen, das; gerade Gras Westarp, der heule- noch deutschnationaler Parieiftihrer ist, damals die letzte Gelegenheit zu einem giinstigen Frieden zer schlagen hat. ES Hai am 17. Ium 1918 der englische Genera! S »i n ls eine Rede gehalien, die aus Vereinbarungen fntzl, die der Slaatssekretai von K n d l m a n n damals in der Schweiz durch Unterhändler geführt bat. Es sollte damals gewisser matzen eine Fülllupgnabme ftatlsinden und cs Uwe verabredet, inas ans beiden Seiten zur Enileituug von Verbandlungen ge sagt werden sollte. Der englisch,- General Smms — >ll> betone nöcki einmal, datz dieser Vorgang bis jetzt fast gar nicki in der dem sehe» Presse »nd in der Oeft'entttchteit behandelt worden ist — bai in der erwähnten Re-de damals im Juni gesagt: Das Wori Sieg sei nur ein rage, Begriff, und cs gäbe Leme, die unter einem Sieg der Peebündetcn die vollständige Zertrümmerung Deutschlands, d:e llcberschreitung des Rheins und die Dikuernug der Frredensbcdiilgnngen in Berlin ver stünde». Er sc nicht dieser Me-nung. England kämpse nicht, »in die größte Militärmacht der Welt zu werden, — das sei Deutschlands Auffassung von einem Stege. Am Schlüsse, nachdem er naiürttch gegen Denljchland pole- ittisieri halt«, faßt er seine Rede »n folgenden bemerkenswerten Worten zusammen: Wir werden uns zu seiner siegreichen Beendigung so- woht unserer Diplomatie, wie aller unserer übrigen Kräfte bediene» mnssen. Wie sollen wir ohne einen geheimen und veitrauliche» Gedankenaustausch in Erfahrung bringen, zu welchen Zugeständnissen der Feind bereit ist7 Unsere vor- riebmsten FriedrnSziele werden nicht „nr durch die Tapferkeit unserer Truppen, sondern, wenn der Zeitpunkt für die Er» langimg eines Friedens, wie er den Alliierten genügt, ge kommen sei» wird, auch durch die Waise» unserer Diplomatie erkochten werden. Diesen Ball, der mis Verabredung geworfen worden ist, Hot dann kurze Zeit später, am 24. Juni 1918, im Reichstage der Staatssekretär von Kühl mann ausgrnommrn mit der bekannten Erklärung, »vo er sagt: Wenn einmal der Moment gekommen sein sollte. >-- wann er kommt, darüber möchte ich mir auch nicht einmal eine Prophezeiung erlauben —, datz die Nationen, di« heute kämpfen, in einen Gedankenaustausch eintreten, so wird vor «Ne», auch als Vorbedingung nötig sein, daß man «in oewisseZ
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