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A«Saad» S mU I vrtlaan, dterteljührNitz »,I0 4». Y„I Dresden und gnn, Deutschland frei Hau» ».SS tn Oesterreich 4.4A L «»Saade l> nur mit Feierabend dierieNahrlich »,8V >». In I Dresden und «an» Deutschland frei Hau« »,»» -»! in Oesterreich 4,0V L. — ikinzel-Nummer 10 4. I Wochentag» »rlchetiit die Kettung regelinütztg In den ersten I SlachmittagSstunden; die LonntagSuummer erscheint später.! Unabhängige» Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Vie illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend «»»eigen i «»nähme von <Seschätt«anzetae» bl« 10 Uhr, von Ftmtlle». I an,eigen t>>« II Uhr Prei» für die Petit-Spaltzeile SO 4 im Rcklameleil SO 4.1 Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fcrniprecher aus-1 gegebene Anzeigen kdnnen wir die Berantworilichkeil sitr die I Richligletl de« Leite« nicht übernehmen. RedakstonS-Sprechstunde: IO bt» 11 Uhr vormittag«, i Für Rückgabe eingesandlcr Schriststücke macht sich die Rcballton I acht verbindlich', Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bei- gesügt ist. Brieflichen »lttsragen ist Untwort»porto beizusügcn. Nr. 102 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden«A. 16, Holbeinstratze 46 Montag, den 5. Mai 1913 Fernsprecher 1366 12. Jahrs nehmen, jeder ist mit seinem augenblicklichen Besitz znfrie- den, aber eben deshalb wollen beide Mächte auch keinen netten Anrainer dort auftreten sehen, der zwar selbst keine Großmacht wäre, aber doch unter der Einwirkling einer solchen stände. Alls diesem Grunde sind Oesterreich-Ungarn llnd Italien der Errichtung eines unabhängigen Fürsten- tuins Albanien nähergetreten, von ihrem gemeinsamen Bun desgenossen Deutschland unterstützt, und auf der Vereini gung der Botschafter in London wurde der Gedanke zum allgemeinen Beschluß des europäischen Konzertes erhoben. Oesterreich-Ungarn ging so weit, an der von ihm ver langten Führung der Ostgrenze des neuen Albaniens Aende- rungen zuzulassen, unter der Bedingung, daß dann Skutari nicht montenegrinisch würde. Ta man seine Bereitwillig keit angenommen hat, kann und muß es fordern, daß die von ihm gestellte und von den Mächten beider Gruppierungen anerkannte Bedingung auch erfüllt wird. Ein Privatmann ist in der Lage, bei derartigen Umständen sich, wenn auch widerwillig, in eine Tatsache zu schicken. Das vermag eine Großmacht nicht, denn sie würde damit die Axt an die Wurzel ihrer Stärke, ihre eigene .Kraft und ihr eigenes Sslbstbestimmungsrecht legen. Sollte Oester reich-Ungarn gezwungen sein, die Kanonen sprechen zu lassen, so trifft die Schuld für das Blut, das vergossen wird, nicht den Donaustaat, sondern die dunklen Hintermänner, die den König Nikolaus zu seinem Widerstande ermutigen. Seit Jahrzehnten wird in den südlichen Provinzen des Kaiserstaates eine großslawische Wühlerei betrieben, deren Ziel ein großslawisches Reich ist, das Serbien und Monte negro, Bosnien, die Herzegowina, Slawonien und Kroatien umfassen soll. In Belgrad sieht man mit Zuversicht immer auf die Hilfe und Unterstützung Rußlands, des überlie ferten Schützers der Balkanslawen, und die nationalistischen Kreise des russischen Volkes sind mehr als einmal in der Lage gewesen, trotz der amtlichen Politik des Petersburger Kabinetts den geliebten Glaubcnsbrüdern wesentliche För derung angedeihen zu lassen, wie vielfach behauptet wurde, sogar durch die berufenen Vertreter des Zaren. Die Mobil machung der russischen Strcitkräfte an der Grenze Oester- § reich-Ungarns, die das Donaureich zu Gegenmaßregeln zwang, ist noch in frischem Gedächtnis. Sie stärkte die all- § slawischen und großserbischen Strömungen und ließ die Ueberzeugung aufkommen, daß man ruhig wagen könne, Oesterreich-Ungarn Schach zu bieten, weil es gegen Rußland doch nichts zu unternehmen in der Lage und gewillt sei. Für die Politik liegt eine ungeheure Gefahr in dem Vorhanden sein solcher Vorstellungen. Oesterreich-Ungarn hat den Bal kan vor seinen Türen, seine ganze wirtschaftliche wie poli tische Stellung ist schwer bedroht, wenn man dort unten an fängt zu glauben, es sei eine tj»antit6 rwxxli-xaabla, über die man spottend hinwcggehen könne. Um das bißchen Sku- tari handelt es sich also jetzt gar nicht, sondern um den Be weis, ob Oesterreich-Ungarn eine Vormacht auf dem Balkan bleiben soll oder nicht. Manche gute Freunde, die wir im Auslande haben, mögen denken, wieder einmal biete sich die Gelegenheit, um zuerst unseren Verbündeten und dann auch Deutschland auf die Knie niederzudrücken. Wir verfolgen keine unmittelbaren Ziele an der Adria, doch wenn das Wohl und Wehe des Bundesgenossen auf dein Spiele steht, so müssen wir ihm zur Seite treten. Eine Schwächung O e st e r r e i ch - U n g a r n s als einer seine Geschicke selbst bestimmenden Großmacht wäre auch eine Schwächung Deutschlands. Die Balkanwirren Der Ausnahmezustand ist für Bosnien und die Herzegowina proklamiert worden. Nach einer diplomatischen Information der „Neuen Freien Presse" handelt es sich nur um eine Vor sichtsmaßregel für den Fall, daß eine kriegerische Verwick lung komme. Es soll in den Grenzgebieten die Ordnung unter allen Umständen ausrechterhalten werden. Es heißt jedoch, daß die Verhandlungen mit Italien noch nicht den gewünschten Verlauf nehmen, es scheine noch gewisse Schwierigkeiten zu geben. Ucber die militärischen Aktionspläne verlautet noch, daß das 16. Armeekorps in Bosnien bereit- gehalten wird und die serbische Armee beobachten soll. Das Ist. Armeekorps, das sich auf vollem Kriegsfuß befindet, ist in Dalmatien und der Herzegowina versammelt. Es ist zu sammen mit dem 3. Armeekorps, dessen Kommando sich in Graz befindet, und mit Teilen des Innsbrucker Korps für die Expedition in Albanien bestimmt. Der Tiroler Land tag hat die neue Wchrvorlage mit allen Stimmen gegen dis der italienisch-liberalen Partei angenommen. Nach Meldungen aus Belgrad erklären die offiziellen Blätter jetzt wieder, Serbien werde Montenegro Bundes treue bewahren und für den Fall eines Konfliktes militä rische Hilfe leisten. Es seien alle Maßregeln getroffen, um Hilfstruppcn an die Grenze zu senden und den Sandschak zu sichern. 120 000 Mann gegen Montenegro Die „Neichspost" nimmt an, daß die Expedition gegen Skutari von der Südseite her längere Zeit in Anspruch nehmen und daß daher König Nikita vorher, zwar nicht ohne Protest, doch ohne Blutvergießen die Stadt verlassen wird. — Die Trnppenmacht, die Oesterreich und Italien in Al banien einrückcn lassen werden, dürfte aus 120 000 Mann bestehen. In den Berliner politischen Kreisen gibt man der Ucber- zeugung Ansdruck, daß der neueste Schachzng den König Nikita mit der Einberufung der montenegrinischen Sknpsch- tina versucht, bei den Mächten keinerlei Beachtung finden kann und wird. Die bulgarischen Behörden rufen alle wehrfähigen Leute der besetzten Gebiete ei», selbst solche unter 20 Jahren. Die in Serres gegründete maze donische Brigade zählt bereits 8000 Man». Zur Internationalen Lage bringt die „Kölnische Zeitg." in Nr. 499 einen beachtens werten Artikel, dem man insbesondere in der Würdigung der Stellung Oesterreichs im gegenwärtigen kritischen Augenblick nur zustimmen kann. Da liest man: „Eins allgemeine Beunruhigung lagert über Eu ropa. Nicht nur in Lesterreich-Ungarn, sondern auch in weiten Kreisen Deutschlands herrscht das bange Gefühl, es könnte jetzt doch der Funke in das Pulverfaß fallen und aus dem etwaigen Zusammenstoß zwischen der Donaumonarchie und dem kleinen Montenegro könnte ein Weltbrand ent stehen. Dabei wird die Ansicht laut, daß eine derartige Kleinigkeit wie der zukünftige Anfall von Skutari an das geplante selbständige Albanien oder an das Königreich der Schwarzen Berge doch nicht den Grund zu einem furcht baren Kampf zwischen den Mächtegruppen Europas abgeben dürfe. Man wehrt sich gegen diesen Gedanken in dem Ge fühle, daß es uns nichts angehe, wenn nach dem Goctheschen Wort dort hinten weit in der Türkei die Völker aufein- anderschlagen, und will lieber am Fenster stehen und sein Gläschen trinken und Frieden und Friedenszeiten segnen. Es verlohnt nicht der Mühe, zu sagen, daß an und für sich die spätere Zugehörigkeit Skutaris wirklich keinen genügen den Kriegsgrund abgeben würde. Der Fehler liegt nur darin, daß man als Grund ansieht, was in Wirklichkeit nur Anlaß ist. Oesterreich-Ungarn, und vor allem der ehrwür- dige Kaiser Franz Joseph, denkt nicht daran, seinen Völkern leichtsinnig die ungeheure Beschwerde eines Krieges auf- zuerlegen, weil die blutig umrungene Festung an dein blauen See von Skutari von ihm nicht den vielgewandten und listenreichen König Nikolaus gegönnt wird. Sein Ehr- geiz geht nicht auf Gewinn an Menschen und Gebiet, auf Ausdehnung nach Süden hin, aber als großer Staat muß Oesterreich-Ungarn, wenn es wirklich eine Macht sein will, nicht nur dem Namen, sondern auch derTatnach. dar auf bestehen, daß es nicht zum Spielwerk vonfeindlichenllmtriebenwird. In dem gan- zen Verlaufe der Krise auf dem Balkan, welche die politische Landkarte Südosteuropas so von Grund aus umgestaltet hat, hat die Diplomatie Oesterreich-Ungarns eine Mäßigung und Zurückhaltung gezeigt, die im eigenen Lande ihr viel fach als^ unverantwortliche Schwäche ausgelegt und vorge halten wurde. Daß sie auf diesem Wege beharrte, verdient statt Tadel allgemeine Anerkennung. Ein Blick auf die Karte genügt, um zu erkennen, wie groß dasInteresse Oesterreich-Ungarns an den jetzt ein getretenen Verschiebungen der politischen Machtzonen der westlichen Balkanhalbinscl ist. Mit den: im Dreibunde neben ihm stehenden Italien hat Oesterreich-Ungarn schon lange ein Abkommen getroffen, daß den beiderseitigen Einfluß auf die albanische Küste der Adria derart regelt, wie es den berechtigten Ansprüchen dieser beiden an das Adriatische Meer grenzenden Staaten entspricht. Keiner von ihnen will eine Vorzugsstellung für sich auf Kosten des anderen ein- Die Internationale Baufachausstellung Leipzig 1913 Im nationalen Gedenkjahre 1913, wo die Gefilde Leip zigs alle Schreckenserinnerungen an den gransigen Zerstörer jeder traulichen Heimsiedelung „Krieg" in greifbarer Leben digkeit wieder heraufführt, konnte hier an der Stätte des blutigen Ringens der Völker vor 100 Jahren kein packenderer Gedanke in die Wirklichkeit umgesetzt werden, als in einer großen Internationalen Ausstellung alles das vereinigt vorzufllhren, was der Menschengeist erfunden hat, um die Stätten, in denen sich im Frieden das Leben jedes einzelnen wie der menschlichen Gemeinde in all ihren tausendfachen Lebensäußerungen abspielt, erst einmal zu schaffen. So ent stand die Internationale Baufach-Ausstel lung zu Leipzig. Sie entstand auf dein Gelände, dos der Erinnerung an jene ruhmvollen Tage vor 100 Jahren in alle Zlikllnft geweiht bleiben wird, im Angesicht deS Nuhmesmales des gewaltigen Ringens um die deutsche Freiheit gegen die Sklaverei des Korsen, des Leipziger Völkerschlachtdenkmals. Nach der ersten großen Fach-Weltausstellung, der Dresdner Hygiene-Ausstellung im Jahre 1911, wurde diese zweite große Fach-Weltausstellung am 3. Mai d. I. im Bei sein Sr. Majestät des Königs von Sachsen feierlich eröffnet. Im Zuge der neuen Prachtstraße des 18. Oktober, die vom Innern der Stadt nach dem Völkerschlachtdenkmal führen soll, liegt der Haupteingang zu der Ausstellung. Etwa ein Kilometer der neuen Straße leitet, schon fertig- . gestellt und nur noch des belebenden Baumschmuckes ent- j Lehrend, auf die Ausstellung zu. Rückwärtsgewandt sicht man die große Silhouette der Halbmillionenstadt in ihren charakteristischen Höhepunkten, unter denen das Wahrzeichen des neuen Leipzig, der Nathansturm, weitaus vorragt, im Halbkreise ausgebreitet, zur Rechten ragt in der Nähe die noch ini Bau befindliche russische Gedächtniskirche auf. Nach vorn schließt die massige und doch elegante Pyramide des Völkerschlachtdenkmals das Bild. Zwischen den mit dorischen Säulen gezierten Schmalfrontcn der Eingangsgebäude, welche die Feuerwehr-, Polizei- und Sanitätswache sowie den kleinen Vcctragssaal beherbergen und zwei von Löwen gekrönten Postamenten betreten wir das Ausstellungs gelände. Ein weiter dunkler Zypressenhain mahnt mit ernstem Willkommengruß sinnvoll daran, daß wir uns auf dem blutgetränkten Gefilde der Leipziger Völkerschlacht be finden. Doch sofort führen uns zwei große Blumengärten mit üppigem Blütenflor, die einen Leuchtspringbrunnen umrahmen, wieder ins blühende Leben zurück, wie es ja später auch die hier vorüberflutendc Bcsuchernienge tun wird. Links vom Eingang fesseln aber zunächst noch das Auge einige Bauten. So die große Sporthalle, die alle Nutz bauten, zu denen das weite Gebiet der Sportbetätigung die Baukunst angeregt hat, wie Turnhallen, Rudererheime, An lagen für Radrennbahnen usw. in mustergültigen Beispielen zeigen wird. Es folgen ein großer bayrischer Bierpalast und ein als Wirtschaft eingerichtetes haushohes Riesenfah, dos gewiß daS Entzücken des durstigen Heidelberger Zwerges Perkeo bilden würde. Rechts vom Eingänge befindet sich der große Saal für die zahlreichen anläßlich der Ausstellung zu veranstaltenden Kongresse, ein Bau für Baustoff-Prüfung und Bau-Literatur, und dehnt sich das Gelände für die zahl reichen Einzelpavtllons industrieller Aussteller. Endlich wäre links vom ersten Blumengarten noch ein Gebäude zu nennen, das das Gedächtnis an die Völkerschlacht er neuern will. Doch weiter nach dieser kurzen Abschweifung auf der Straße des 18. Oktober. Da stehen links und rechts von dem Lcuchtspringbrunnen zwei Hauptgebäude der Ausstellung, links das prächtige weitgcdehnte Hauptrestanrant mit schönen Tcrrasscnplätzen, rechts die HauptauSstellnngshalle, die die Baukunst, Raumkunst, die Baustoffe, Knnstgewerbe und -industrie zeigen wird. Auf dem großen freien Vor platze ersteht ein prachtvoller Rosengarten. Eine weite runde Nepräsentationshalle mit prunkender und doch schlichter Glasbedeckung in den Leipziger Farben leitet in die Ans- stellnngsbaiilichkciten ein. 13 gleichfalls in den Leipziger Farben bemalte mächtige dorische Säulen trage» das Rund. Hier wurde auch am 3. Mai die Ausstellung durch Seine Majestät den König eröffnet. Ein in Blumenschmuck prangender blauer und gelber Hof flankieren die Repräsen tationshalle. In den dahinter liegenden Jndustriehall", bilden die mächtigen hellgrünen Gewölbebogen zu dem Hell braun der Seitenwände einen geschmackvollen Farben kontrast. Ein großes buntes Glasfenster mit dem die Welt kugel tragenden Atlas und Symbolen der Industrie gibt den wirkungsvollen Abschluß der Halle. Wir treten an der Rückseite der großen Jndustrielialle wieder ins Freie. Da ragt das wohl eigenartigste Bauwerk der Ausstellung auf, ein Wahrzeichen modernster Technik, das vom deutschen Stahlwerks-Verband errichtete grandiose „Monument des Eisens". Es ist in drei Stockwerken ganz aus bis zu 8 Meter hohen Eisen-D-Trägern und Glas ge baut und trägt oben eine vergoldete Kugel von 0 Meter Durchmesser. Dahinter lagern sich breit die beiden großen Maschinenhallen, in denen die eisernen Sklaven unseres modernen Zeitalters bei ihrer Arbeit vorgcführt werden sollen. Weiterschreitcnd gelangen wir zu dem Glanzpunkt der Ausstellung, der großen Betonhallc. Ein außen oben von Vasen unterbrochener und dadurch leichter wirkender Aufbau trägt das mächtige Kuppelrund. Im Innern wölbt sich die gewaltige rund kassetierte Decke auf den durch Säulen