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Kummer 72 — 2S. Jahrgang »mal wvcheutl. vtgllgrprelrr für Mär, LLV Rent--Marl Nnieigenr Berechnung der Anzeigen nach Rent.-Marl Preise: Die eingrspaltenr Petitzeile 20«), f. Familien« u. Perein«anzeiaen. Gesuche Die Petit.ReNamezeile 86mm breit. 1 >e. Ofsertengrbühr sür Selbstabholer 1»«). bei Ueberlendung durch die Post außerdem Portozuschlag, kreis sstr Me einrelnummer »o «ellteu-I'lennig. Geschästllcher TrUr , Joses Eobmann, Dresden SÜcksWe Dienstag, 25. März 1924 Im Falle höherer Gewalt erl'lLt jede Brrpflichtuug auf Lieferung sowie Erfüllung von Anzeigen-Auftrögen und Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich und durchFern- sprecher übermittelte Anzeigen übernehme» wir keine Per. antwortung. Unverlangt eingesandte und mit Rückporto nicht versehene Manuskripte werden nicht aufbewahrt.' Sprechstunde der Redaktion v bis S Uhr nachmittag«. Hauptschristleiter: Dr. Josef Albert. Dre»de^ voWMung Tageszeitung für christliche Politik und ^leschiift-fteU» der rSchfische» V»Ik<»«tt»aa mid Denn und Verlag' Eaxonia-BuchdnMerei «mbH, ^ Dresden-A. IS, Holveinstrahe es, Fernruf Ü2722, Post» ^ scheikloiilo Dresden 11797 O Wffkll ' M MI1 tkl M - M Ikllk Leben »tedakllon der rachsisNien Volks,ettuug Dresden >?l. 18 Holbcinslrahe 1». Fernni! 9272g und 3W88 Der Wahlaustakt des Zentrums Eine große Kanzle,rede — Stegerwald» und Ioo»' Rede« i« Hage» i. W. — Die Aussprache des srauzöstsche« Botschafters mit Maedonald Mos ist echt natimilllk GestliMg? Elberfeld, 24. März. In der gestrigen Versammlung der Zentrumspartei in der Stadthalle hielt Reichskanzler Dr. Marx, eine einstündige Rede. Der große Saal der bis 5000 Menschen umfaßt war bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Reichskanzler führte etwa folgende- aus: Der Reichstag ist aufgelöst. DaS deutsche Volk soll sich nun eine neue gesetzgebende Vertretung geben. Wem soll hier der deutsche Staatsbürger seine Stimme geben? DaS ist die Ge- wissenSfrage. die von uns allen demnächst beantwortet werden muß. Ueberlegen wir uns eohne Leidenschaft und Vor eingenommenheit: WaS ist das Ziel unserer politischen Betäti gung angesichts der Lage von Volk und Vaterland? CS kann riur eins sein: Die Aufrrchterhaltung der Einheit beS Reiche» und die Wicderaufrichtung unsere», infolge de» Kriege» und der Wirren der Revolution zusammengebrochenrn Volke». Dieses Ziel hat dem Zentrum und den von ihm maßgebend beeinflußten Negierungen der letzten Jahre vorgeschwebt. Alle Kraft hat eS für die Erreichung dieses Zieles eingesetzt, welche Außenpolitik sollten wir treibe», um das gesteckte Ziel zu erreichen? Daß der FriedenSbertrag von Versailles untragbar ist, ist klare Ein sicht des Volkes. Kein Wunder, wenn ein Teil des Volkes ber. langt, Auflehnung gegen die Bestimmungen dieses Diktates. WaS würden die Folgen sein, wenn dieser Weg eingeschlagen würde? Rücksichtslos bis zum Aeußersten würde der Sieger seine Kraft anwenden und stets angewandt haben, falls wir mit großer Geste die Erfüllung der unS auferlegten Verpflichtungen abgelehnt hätten. DaS Zentrum hat sich entschlossen, den Versuch zu machen, die schweren Lasten des Versailler Diktates bi» an die Grenze der Leistungsfähigkeit zu tragen. Schwer sind die Opfer, die da» deutsche Volk infolgedessen hat tragen müssen. Erhalten aber geblieben ist dadurch die Einheit des Reiches. Nach einem Hinweis auf das schwere Los der heldenmütigen Bevölkerung an« Rhein und Ruhr und nach warmen Worten des DankeS für ihre unerschütterliche Treue führte der Redner weiter auS: Trotz der Lehren, die jeder einsichtige Deutsche aus den bitteren Erfahrungen deS passiven Widerstandes an der Ruhr ziehen muß träumen weite Volkskreise noch von bewaffnetem Widerstand. Weit mehr scheint mir echt nationale Gesinnung zu sein, mit kühlem nüchteren Verstände die unglückliche Lage unseres Vaterlandes zu betrachten und ohne Parteilridenschaft geschlossen den opferwilligen Weg ber Erfüllung brr unabwälzbaren Berpflich. tungen zu gehen. DaS ist weit eher Befreiung»- als Erfül- füllungSpolitik, daß daS neue Parlament in seiner Mehrheit ent schlossen ist. die NeparationSfrage zur endgültigen Erledigung zu bringen, einmütig in den hohen nationalen Zielen kultureller und wirtschaftlicher Freiheit. Nne deutsche Partei allein vermag die ungeheuren Aufgaben, die die Zukunft bringen wird, nicht zu meistern Deshalb muß auch daS Zentrum sich nach einem Bun desgenossen umsehen. Wer soll dieser Bundesgenosse sein? Wir sind bereit, mit jeder Partei znsammenzuarbeitrn, di» mit unS vositlvr Arbeit zum Segen de» Ganzen und beS Einzelnen zu leisten gewillt ist. Nationale Politik ist unserer Neberzeugung nach auch Entschlossenheit, die Elnhelt de» Reiches zu schützen und zu sichern aus dem Boden der in Weimar beschlossenen Ver fassung. Die Treue de» Zentrum» zur deutschen Republik hat sich darin bewährt, daß r» stet« bereit war» seine Männer zur Ver fügung zu stellen, wenn r« galt» verantwortliche NeglerungSkmter zu besetzen. DaS Zentrum hat dabei stet» über die Partei das Vaterland gestellt Stolz erfüllt da» Zentrum, daß eS die ein - gige Partei ist, die seit der Revolution noch niemals ihre Unter stützung der Regierung verweigert Hai. Der Reichskanzler ging darauf in großen Zügen auf da» Verordnungswerk der Negierung ein. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen versicherte der Kanzler, daß da» Zentrum sogleich nach dem Zusammentritt deS neuen Reichstages geeignete Schritte unternehmen werde, um ein. den Wünschen de» christlichen Volks, teile« entsprechendes Schulgesetz zustande zu bringen. Der Kanzler schloß übe: lebenswichtige Fragen de» deutschen Volkes. Wenn die radikalen Parteien von recht» oder link» eine starke Vermehrung ihrer Mitglieder erfahren, dann sind die Folgen unübersePar. An da» deutsche Volk kann nur die Aufforderung ergehen: Sorge dafür, daß der RadikaliSmu« link« und recht» nicht über Deutschland« Zukunft bestimmt, sorge dafür, daß rin arbeitsfähiger Reichstag zustande kommt. Erfülle deutsches Volk bei den kommenden Wahlen deine Pflicht, in deiner Hand sind deine» Schicksal» Sterne^ Spontane Kundgebung für den Kanzler Elberfeld, 24. März. Die Rede deS Reichskanzler» wurde mit stürmischen Beifallskundgebungen ausgenommen. Mit einem Hoch auf daS deutsche Vaterland und dem Absingen des Deutschlandliede» fand die Versammlung ihren Abschluß. Bor der Stadthalle harrte eine tauscndköpfige Menge auf den Reichs- kanzlrr und bereitete ihm eine spontane Ovation. Dieser ergrlfs hier noch einmal daS Wort zu einer kurzen Ansprache, in der er betonte, daß er und die Negierung daS Aeußcrste aufbieten würden, um daS Rheinland nicht im Stiche zu lassen und um die Frei, heit deS Reiches zu erhalten. Die Kundgebung wurde mit dem brausenden Gesang deS Deutschlandliedes geschlossen. Reden KtMWlds nnd Inas ! Hagen. 24. März. Am Sonntag, den 23. März fand eine Kundgebung ber Zentrumspartei statt, auf der als Red ner der frühere Ministerpräsioent Stegerwald und Neichs- tagSabgeordneter Joos sprachen. Ministerpräsident a. D. Stegerwald sprach zunächst über die gegenwärtige politische Lage im Reiche. Kein Volk hätte sich gegenseitig so schlecht verstanden untereinander wie der Deutsche, was im Hinblick aus das, was wir in den letzten 10 Jahren durchmachen mußten, erklärlich sei. Seit Jahren wurde infolge deS Kriege» um eine Reihe großer Fragen gekämvit, die „nS keinen wahren Frieden brächten. Das Jahr 187l habe uns zwar die Einigung als Staat, nicht aber die Einigung als Volk gebracht. Aus dieser Erkenntnis sei sein Vortrag vor dreieinhalb Jahren auf vem Essener Kongreß erwachsen, über dessen Ziele und Wege sowie über die in den letzten Tagen er schienenen Artikel über politische Parteien und den Essener Kon greß er nähere Ausführungen machte. Zum Schluß sagte er, Saß nicht neue Parteien notwendig se.nen, sondern eine politische Umstellung deS deutschen VotkcS. Ter Vorwurf, welcher ihm in der letzten Zeit gemacht wuroe, er stehe rechts, sei falsch und könne sich höchstens auf die Gedanken der Wiederherstellung der Staatsautorität, Zucht, Ordnung, Volkseinheit beziehen, in wel chem Punkte er ganz gewiß rechts stehe. Bet den sozialistischen Massen vermisse er jeden Sinn für Volk, Nation, Vaterland und für die gewaltigen religiösen und sittlichen Werte. Auch in den breitesten Kreisen des Bürgertum? sei der Sinn für materielle Dinge zu stark verbreitet. Es gälte, gegen die mammonistische Geistesverfassung anznkämpsen. Auch in den eigene» Reihen bätte man ihn nicht verstanden, weil er angeblich zu viel in Staats- nnd zu wenig in Sozialpolitik getrieben haben sollte. Seine Stellung in Politik und Staat würden das Gegenteil beweisen. Die Unzufriedenheit der Wählerschaft mit der Partei sei in allen Parteien, die verantwortlich am Staat mitarbeiteten, zu beob achten. Wenn man auch mit der deutschen Politik nicht zufrieden sei, so könne man doch keine einzelne Partei dafür verantwort lich machen. Das varlamentnrische RegierungSshstem sei das einz'g Mögliche in Deutschland, es sei aber sehr verbesserungs bedürftig. Eingehend spricht Stegerwald bann über den letzten Reichs tag und die letzte Regierungskrise, sowie über seine Mitwirkung dabei. Der zweite Referent Reichstagsabgeordneier Zoos, der Füh rer ber katholischen Arbeitervereine Deutschlands, sprach über das Tbema „Nationale und soziale Politik". In den Mittelpunkt der Politik sei k»e Nation zu stellen, der sich alle Sonder- und Gruppen-Jnteressen unterznordnen hätten. Die Notlage des werktätigen Volkes werde von Demagogen be nutzt, Verwirrung in weiten Volkskreisen anzurichten. System»- tisch werde über das Parlament und Parlamentarismus ge schimpft und so stelle die Volksvertretuna nur ein Svieaelbild der Lei: und so stelle die Volksvertretung nur ein Spiegelbild er Leidenschaften des Volkes dar. Während in Deutschland weite Kreise sich darum streiten, was national sei, hätten die Nachbarvölker nationale Gemeinschaften. So führe die englische Arbeiterpartei, seit ihr die Regierungsgewalt zugefallen sei, die Sprache der englischen Nation. Unser einmütiger Wille müsse es sein, zum Vaterland zu stehen, auch wenn es uns barte Pflichten auferlege. Tie bittere Gegenwart und ihre Rot gelte es zu bewältigen und unserem armen Volk wieder Sonne ins Leben zu bringen. Außen- und Innenpolitik seien unlösbar mit einander verbunden. Ruhe und Ordnung im Innern stärken unsere außenpolitische Haltung. Ernste Folgen habe es, wenn man sich von der Verpflichtung gegenüber der Verfassung teilweise frei spreche. Ter Redner fordert Achtung vor der Verfassung und offenes Bekenntnis zu ihr, selbst wenn sie Fehler und Mängel habe. Die frühere Verfassung hatte sie auch Die Weimarer Verfassung sei die Retlungsplanke vor dem Untergang gewesen. Nationale Politik will die Zusammenfassung aller BolkS- kräfte und Kampf all denen, die unser Staatswesen offen oder versteckt durch Dummheit oder Bosheit untergraben und eS durch Geltendmachung von Sondermterrssen in Frage stellen. Da nationale und soziale Entwicklung sich gegenwärtig bedingen, erlauben oie Arbeiterschutzbcstimmnngen keinen Abbau In der Frage der Arbeitszeit und der Art der Lohnpolitik seien Neu regelungen unabwendbar geworden. ES komme darauf an, bet den Neuregelungen di« vernünftige Grenze zu finden, die bei den bisherigen Regelungen nicht gefunden wurde. Die Lösung könne nur mit den Arbeitern, nicht gegen sie gefunden werden Deutschlands werktätiges Volk sei und bleibe eine der stärksten Hoffnungen der Ration. Den Glauben daran wieder ,u be- . ^eben und zu stärken sei da» Gebot der Stunden Eise Redk Mkikmniis Darmstadt, 24. März. In einer, von der Ortsgruppe Darm stadt der Deutschen Volkspartei einberufenen Versammlung sprach gestern vormittag Reichsaußenminister Dr. Stresemann. Er führte unter anderen aus: Der Ausfall der Wahle:, in Deutsch land wird »vesentlich sein sür die weitere innere Entwickelung unseres Vaterlandes. Er wird aber auch die großen weltpolitischen Entscheidungen beeinflussen. Wir sind m unserer ganzen Innen- Politik abhängig von der Außenpolitik. WaS die Innenpolitik angeht, so werden wir in Deutschland, solange wir nicht das Zweiparteiensystem haben, nur eine Politik der Kompromisse führen können. Es ist notwendig, daß wir jetzt eine Front natioyaler Einigkeit nach außen darstellen. Oberster Grund satz deutscher Politik muß sein, d,e Idee der Zusammenführung der Parteien, der Gedanke der Volksgemeinschaft. Diese wird so lange notwendig sein, als wir den Kampf für Deutschlands Einheit und den Bestand des Deutschen Reiches auSzusecliiens habe». Man spricht immer mehr von dem Zerreisen des Ver sailler Vertrages. Daß der Vertrag i» vielen Fällen undur,h- sührbar ist, ist heute eine Ausfassung, die weit über Deutschland hinausgeht. Ich warne aber, zu glauben, daß man eine Ver änderung der Verhältnisse erzielt durch die Formel der Zer- reisung des Versailles Vertrages. Mit Befremden habe ich gestern gelesen, daß der bayrische Ministerpräsident Tr. von Knilling öffentlich der ReichSregiernng den Vorwurf machte, sie tue in der Frage der Kriegsschuldlüge nichts. Ein solches Verhalten! gibt nicht das Bild geschlossener nationaler Einheit. Ich habe mich meinerseits sowohl als Reichskanzler wie auch als Außen minister klar und deutlich in oieser Frage ausgesprochen. Tr. Stresemann wandte sich dann der Frage der geistigen Einstellung des Auslandes gegenüber Deutschland zu nnd be tonte, die. geistige Umstellung zugunsten Deutschlands ist ein Produkt der zähen Arbeit der Regierung unter besonders schwieri gen Verhältnissen. Sie beweist seiner, daß das Außenministerium nicht schläft. Tr. Stresemann wandte sich dann vor allem gegen die Vorwürfe bezüglich der Bildung der großen Koalition und des Zusammenarbeitens mit ber Sozialdemokratie. In der Währungsfrage, so fuhr der Redner fort, gibt es nur zwej Möglichkeiten. Entweder weiter Papiergeld drucken oder hindurch durch das Schwerste, oie Einschränkung bis aufs Aenßerste, um zu beständigen Verhältnissen zu kommen. Der Etat konnte nicht balanciert werden ohne dem Abbau der Beamten und wer das! Gegenteil behauptet, ist ein Demagoge. Dr. Stresemann kommt dann auf den Putsch in Bayern zu sprechen. Die Herren wollten nach Berlin marschieren. Sie haben sich nur nicht gefragt, was sie machen wollten, wenn sie in Berlin saßen. Hitlers Vorgehen war nach innen und außen geeignet, Deutschland in schwerste Gefahr zu stürze». Zum Schluß seiner Rede betonte der Außen minister, daß naturgemäß die verantwortliche Mitwirkung an aec Regierung auch Unpopularität mit sich bringe. Aber die Partei' sei nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck. DaS Vater-? land über die Partei soll nno muß die Parole sein. Reichsminister Dr. Luther in Dresden Am 22. März stattete der Reichsfiiianzmiinster Dr. Lutver dem Landesfinanzamt DreSoen einen Besuch ab. Hierbei be suchte er die einzelnen Dienststellen des Lanoesfinaiizamtes u»o das Finanzamt Dresden-West. Er nahm Gelegenheit die Be amtenschaft der beiden Abteilungen des Landessinanzamles. si'wie eine Abordnung der Beamtenschaft der Obersinanzkaise der Dres dener Finanzämter und des ReichShauptzollamtes nm sich zu versammeln. In einer kurzen, eindrucksvollen Ansprache oantte er der Beamtenschaft für die treue Pflichterfüllung. Ter Präsi dent oes Lanoesfinanzamtes, Herr Geheimer Rat D r. Bäh m er widerte hierauf mit osm AnSornck deS Tankes den Besuch oes Ministers und versicherte im Namen aller Beamte mit aller Kraft auch weiterhin treu ihren Dienst zu versehen. Der Wkr-Pmcß München, 24. März. Am Sonnabend nahm der Nechtsanwals Dr. Holl, der Verteidiger Dr. Webers das Wort zur Ver teidigung des ehemaligen Führers des Kampfbundes. Er erklärte, daß ocr Hauptgrund zu den Ereignissen am 8. November in dem Schanddokument von Versailles liege, daß die Behauptung von der Alleinschuld Deutschlands am Weltkriege die größte Lüge enthalte. Bei der Errichtung deS bayrischen Genernlsiaatskom- lnissariaiS handelte e§ sich seinerzeit um die große Abrechnung mit den Novembervcrörechern, es handelte sich um die Aufnahme deS Kampfes gegen Berlin, in dessen Verlauf Lossow zum Meuterer wurde. Mit der Durchführung dieses Kampfes wurde die Reichs- Verfassung in Bayern und von Bayern auS zerschlagen und außer Kraft gesetzt und damit ist überhaupt ein Hochverrat gegen diese Reichs-Verfassung begrifflich in Bayern garnicht mehr denkbar. Der Lossowsche Plan der Angoradiktatur wird von Dr. Holl dann ein- aehend erörtert und er betont, daß der Kampfbund bereit mar, sich nicht nur hinter sondern sogar vor Kahr zu stellen, sobald er sich zu dem Marsch nach Berlin entschlossen hätte. Darauf be faßt sich der Verteidiger mit dem Marsch nach Berlin, wobei er zwei Phasen, dis erste vom 14. September bis 2. November »nd die zweite vom 2. dis 8. November unterscheidet. In der ersten Phase reiht Dr. Holl, angefangen von der ZirkuSversammlung bis zur Sitzung vom 2. November, Datum an Datum der ein. zelnen Besprechungen, um darzutun. daß tatsächlich die drei den Marsch nach Berlin wollten. Der Verteidiger zieht nun zum Beweise das in geheimer Sitzung vorgelcgte Material heran, waS den 1. Staatsanwalt veranlaßt, zu bemerken, daß der Verteidi ger zu weit gehe. Rechtsanwalt Holl: In der Besprechung am 1. November wurden die Rollen so verteilt, wie sie im Dürgerbräu- keller in Erscheinung traten. Hitler und Weber muhten zum Schluß kommen, während die drei Herren fest entschlossen waren, nunmehr zu bandeln. Nach den Darstellungen der drei Herren sollte der Marsch nach Berlin nur eine geistige und sittliche Erobe- rung bedeuten. Die Angeklagten hatten die Neberzeugung, datz