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in erster Reihe darauf ankam, durch Entfaltung einer weit gehenden Agitation bisher nicht erfüllte Forderungen der höheren technischen Beamten gegenüber der Staatseisen- bahnvertvaltung durchzusetzen, wobei eine Verschärfung des Gegensatzes zwischen den einzelnen Beamtenkategorien innerhalb der Eisenbahnverwaltung, insbesondere gegenüber den administrativen Beamten dieser Verlvaltung nicht zu vermeiden wäre. Es wäre jedenfalls tief zu beklagen und für die Aufgaben der Staatsverwaltung schädlich, wenn die höheren Beamten, wie auch Landräte und Negierungsräte bis zu den Ministern hinauf sich zu Kampfverbänden zu- sammenschlössen. Der Inhalt des Erlasses gebe keinen An laß zu einer verfassungsmäßigen Beschneidmng des Peti- tionsrechtes der Beamten. Der Minister hält es aber für seine Aufgabe, die berechtigten Wünsche der Techniker mit Nachdruck zu unterstützen, und hat sich andererseits für ver pflichtet gehalten, die Beamten vor Schritten zu warnen, die schließlich eine Sck)ädigung der Verwaltung und damit auch das Ansehen der Beamten selbst herbeiführen müßten. — Zur Gehaltserhöhung der Beamten können wir nach Informationen aus bester Quelle mitteilen, daß der Etat selbst diese nicht enthalten wird, daß sie vielmehr in einem NachtragSetat enthalten sind; dieser soll in den Weihnachtsferien dem Reichstage zugehen. Bis zur zweiten Lesung des Etats im Plenum sollen dann beide Etats so fertig gestellt werden, daß sie in ein Gesetz zusammenge- warfen werden können. In Preußen soll cs ähnlich gehalten werden. — Zur Einweihungöfeier der Gustav-Adolf-Kapelle bei Lützen am 6. November wird das schwedische Heer einen General, 6 Obersten, 7 Hauptleute und 13 Unter- Offiziere entsenden. — Der Köln. Ztg. wird aus Petersburg vom 10. Oktober gemeldet; Wie hier verlautet, ist für den preußischen Gesandten in München Grofen u. Pourtalä» die Zustim mung zur Ernennung als Botschafter in Petersburg von der deutschen Regierung nachgesucht worden. — Die Verhandlungen der verschiedenen Einzelressorts mit dem Neichöschatzamte über den NeichshauShalt für 1008 nehmen einen derartigen Verlauf, daß auf eine Einbringung der ersten EinzeletatS beim Bundesratc zu Beginn des nächsten Monats gerechnet werden kann. Es wäre dem gemäß auch die Aussicht vorhanden, daß der Reichstag noch vor den Weihnachtsferien Gelegenheit zur ersten Beratung des Etats erhalten wird. — Kein weiterer Massenmord o,a Staatssekretären. In der Presse tauchen immer wieder Gerüchte auf. daß die Staatssekretäre Krackte und Dr. Nieberding demnächst oder doch in Bälde aus ihren Aemtern scheiden würden. Die beiden Staatssekretariate der Neichspost- und der Reichs- jnstizverwaltuug sind, wenn man so sagen darf, unpolitisch. Es dürfte also ein politischer Grund kaum vorliegen, der die beiden Staatssekretäre veranlassen könnte, ihren Ab schied einzureichen. Es ist auch nicht das mindeste davon bekannt geworden, daß die beiden Herren irgend welche politische Schwierigkeiten gemacht hätten oder in Differenzen mit der Gesamtrichtung der Politik geraten wären. Die „Deutsche Tageszeitung" kann nun feststellcn. daß zurzeit die erwähnten Gerüchte vollkommen gegenstandslos sind. Es würde auch gerade der jetzige Zeüpnnkt für einen Wechsel in der Leitung der Neichspost- und der Reichs- justizverwaltung sehr ungeeignet erscheinen, da in beiden Verwaltungen weittragende Reformen geplant und vor bereitet werden, die durch einen Wechsel der leitenden Persönlichkeiten kaum gefördert werden dürften. — Zum Falle Peters veröffentlicht der Kolonial- politiker K. v. d. Hehd: folgende Erklärung: „Ich hatte vor einiger Zeit in der „GodeSberger Zeitung" berichtet, daß im Winter 1003 Herr Geh. Rat Hellwig mir gegen über behauptet habe, „in den Akten der Konialabteilnng befinde sich ein dem Tucke; brief ganz ähnlicher, gleichwer tiger Brief an den Bischof Smithies oder W^odwood". Ich habe rum dieser Tage mit Her-rn Geheimrat Hellwig auf seinen Wumch eine Unterredung gehabt mit folgendem Ergebnis; „1. Herr Geh. Rat Hellwig erklärte, der von rhm damals gemeinte Brief sei der in den Petersschen Disziplinarakte» befindliche, von Dr. Scharlach früher schon veröffentlichte Brü-seiitwurs an Bischof SmithieS gewesen, welcher auch im Münchener Prozeß verlesen und erörtert worden ist. 2. Wenn er gesagt habe, dieser Brief sei dein Tuckerbrief ähnlich, so habe er damit nichts Dr. Peters Nachteiliges sagen wollen. Tie Aehnlichkeit bestehe darin, daß beide Briefe englische Bischöfe zn Adressaten, beide zum Gegenstand die bekannten Todesurteil" haben und daß einige Redewendungen beiden gemeinsam sind, so daß die Ar.nähme nahe liege, der Fälscher des Tnckerbrieses habe den Smlthiesschen Bricfentwnrf vor sich gehabt. Ans den sachlichen Inhalt beider Briefe habe sich die behauptete Aehnlichkeit nicht beziehen sollen. Vom dem starken Gegen satz, mit dem damals unsere Unterhaltung schloß, und von dem erregten Tone, zn dem sie sich ans beiden Seiten steigerte, hat Herr Geh. Rat Hellwig keine Erinnerung mehr. Es ist mir nicht gelungen, diese Darstellung mit meiner sehr bestimmten Erinnerung an Anlaß, Verlauf und Ton unseres Gesprächs im Winter 1003 in Einklang zu bringen." Wir haben selten so viel Spaß erlebt, wie nach dein Lesen dieser Erklärung; erst hü. dann hott! Es dü-ste also festlich»n. daß ein dem Tuckerbrief ähnlicher Brief nicht besteht und daß somit Herr v. Bennigsen, der dies behauptet hat. in seinem Prozeß mit Peterü eiueu schweren Stand haben wird. Vielleicht ist diese Erklärung die Ein leitung zum Vcraleick). — Die Unchrlichkrit der Offiziösen tritt in geradezu bengalischer Beleuchtung aus Anlaß des Rücktritts des Staatssekretärs von Tschirschky liervor. Als dieser Staats mann von Hamburg »ach Berlin kam, konnten wir fest- stellen, daß der Reichskanzler mit der Ernennung nicht ein verstanden gewesen ist, daß er gegen dessen Willen das Amt erhalten habe. Die -Offiziösen haben diese Meldung mit aller Kraft bestritten. Auch die „Deutsche Tagcszeitg." leugnete alle Unstimmigkeiten ab. Wie aber liest man jetzt? Ta cntliält die „Deutsche Tagcszeitg." von „besonderer Seite" eine Zuschrift, in der es heißt: „Daß Herr von Tschirschky nicht lange an der Spitze des Auswärtigen Amtes stehen würde, war vor vornherein zu envarten. Selbst die jenigen, welche seine diplomatische Begabung und Tüchtig keit durchaus anerkannten, zweifelten an seiner Befähigung für die Lösung der besonderen Aufgaben, die dem Staats sekretär des Auswärtigen Amtes gestellt werden. Auch in den Kreisen, die bei der Berufung eines neuen Staatssekre tärs in erster Linie gehört werden, walteten derartige Zwei fel ob. Daraus mag wohl das Gerücht entstanden sein, daß der Reichskanzler mit der Berufung des Herrn v. Tschirschky nicht vollkommen einverstanden gewesen sei. Wie begründet die Ztveifcl waren, das hat sich während der kurzen Amts tätigkeit des .Herrn von Tschirschky deutlich herausgestellt. Das soll kein Vorwurf gegen den jetzigen Staatssekretär selbst oder gegen diejenigen sein, die seine Berufung schließ lich befürworteten. Man kann der tüchtigste und geschickteste Diplomat und Geschäftsträger sein, ohne das Zeug zu einem Staatssekretär zu haben. Wie wenig .Herr von Tschirschky dazu befähigt ivar, das hat er gewiß selbst bald genug er kannt. Es lag auf der Hand, daß er nicht wohl noch ein mal vor den Reichstag treten konnte, nachdem er unterlassen lxrtte. die bekannte Rede zu halten, die von seinem Vorge setzten angeküudigt worden war." Ta haben wir die Offi ziösen in ihrer ganzen Nacktheit; erst bestreiten sie mit aller Energie eine Meldung, wenn aber die Zeiten sich ändern, dann greifen sie auf unsere Meldung zurück und rühmen sich, daß der Reichskanzler von Anfang an gewußt habe, daß die Sache verfehlt sei. Warum hat er denn seinen Zweifeln nicht lebhafteren Ausdruck verliehen? Man kennt diese Melodie jetzt genug; wir haben die Sack>e nur berührt, um der Oefferitlichkeit zu zeigen, wie die Offiziösen mit der Wahrheit umgehen. Wir stehen schon längst auf dem Standpunkte, daß man dieser Gesellsckxrst kein Wort mehr glauben soll; sie reiten auf einer untergeordneten Frage herum, wenn sie den Kern nicht bestreiten können. Die mo dernen Soldschreiber sind schlimmer als die alten Sold- knechte! — Die Gewerbeinspcktionsbcricl.tc für das Deutsche Reich (1006) sind soeben erschienen und den Neicbstagsab- geordneten zugestellt worden. Sie bieten eine Menge be lehrenden Materials, das sich besonders zu Vorträgen in Arbeitervereinen und Gewerksckxrften eignet. Auch das Jahr 1006 zeigt einen Fortschritt gegenüber 1005; es wur den 52,2 Prozent aller Betriebe mit 81,0 Prozent aller Ar beiter revidiert gegen 51,2 Prozent der Betriebe mit 81,4 Prozent der Arbeiter im Jahre 1005. Wenn man von den Kleinstaaten absieht, so steht an der Spitze der Revisionen Württemberg mit 05,5 Prozent, dann Sachsen mit 60,2 Prozent, Preußen mit 50,4 Prozent; auffallend gering aber ist die Zabl der Revisionen in Elsaß-Lothringen mit 24,5 Prozent, Baden mit 32,5 Prozent nnd Bayern mit 43 Pro zent. Es bleibt dort also für die Tätigkeit der Zentrums fraktion noch ein sehr iveites Feld. Wenn wir auch wissen, daß diese ^hlen kein erschöpfendes Bild von der Wirksam keit der Gewerbeinspektion geben, so müssen wir doch auch sagen, daß sie ein Maßstab für die Güte derselben sind. Als Mindestforderung muß gelten, daß jeder Betrieb jährlich einmal revidiert wird; leider sind wir hiervon noch sehr weit entfernt, wie die Statistik beweist. Irr den handwerks mäßigen Betrieben (Steiirhauerei, Glashütten nsw.) ist die Zahl der revidierte» Betriebe noch erheblich geringer, von 136 604 Anlagen wurden nur 10 050 revidiert; es ist aller dings zu beachten, daß von 45 728 Okrstwirtschasten 40 635 durch die Polizei besichtigt worden sind; das möchten wir vermieden wissen. Tie Polizei Paßt nicht zu solchen Din gen; es fehlt ihr auch der iveite Gesichtskreis der Geiverbe- inst'ektion. Tie Geschäftsleute klagen daun nur über die Menge der Revisionen, die dann doch kein gutes Resultat er zeugen. In den Glashütten (besonders in Bat-ern) bestellen noch sehr schlimme Verbältnisse; da trifft man Arbeitszeiten von mebr als I I Stunden; man sieht daraus, wie berechtigt der Zentrnmsantrag auf Einführung eines sanitären Mari malarbeitstages ist; in den Glcisschleifereieu sind ähnliche Verhältnisse; auch in Preußen siebt es bier schlecht ans. Das gesamte, im Dienste der Gewerbcinspektion stellende Per sonal umfaßt 434 gegen 424 Köpfe des Jahres 1005; unter diesen 24 weiblicke Assistenten; Sachsen stellt mit fünf an der Spitze. Leider ist ans der Zusammenstellung nicht er sichtlich wie viele Arbeiter in der Gewerbeiiistx'ktion beschäf tigt sind und doch kann nicht oft genug betont werden, daß man mebr Arbeiter znzielien soll; man hat mit denselben noch überall gute Erfabrnngen gemacht. Oefterrei^-ttnqarn. — DaS Befinden des Kaisers. Obwohl die offiziellen Nachrichten über das Befinden des Kaisers eine Besserung feststellen, ist doch der einigermaßen zu Besorgnis Anlaß gebende Fall z» verzeichnen, daß der Monarch mit Rück sicht ans sein Befinden den nngarisckea Ministerpräsidenten Dr. Welerle zn der schon angesetzten Audienz nicht empfangen ^ konnte, ebenso nicht doch österreichischen Ministe!Präsidenten Baron Beck. — Jedenfalls waren es gewichtige Rücksichten ans die Gesundbeit, die den so überaus pflichteifrigen Herrscher zwangen, von dem Empfang der beiden Minister präsidenten. die eine genaue Darstellung der Ausgleichs- Vereinbarungen vorlegen sollten, abznsehen. Der Kaiser ist außer Bett und setzt seine gewohnte Lebensweise fort. — Der Präsident des ungarischen Abgeordnetenhauses Justh empfing gestern eine größere Arbeiterdepntation, darunter auch eine Frau, welche die Petition um Verwirk lichung des allgemeinen Wahlrechtes überreichte. Da der Redner der Deputation der Regierung und dem Parlament über das Fernhalten der Arbeiter an der Vertretung nnd über die Auflösung von 354 Fachvereinen in einem Ialire Vorwürfe machte, kam es zu einem erregten Wortwechsel und Justh drohte, den Empfang abzubrechen. Er nahm schließlich die Petitionen und versprach, sie dem Parlament zu unterbreiten. Eine darauf folgende Deputation christlich- sozialer Arbeiter erfreute sich seiten» Iusths eines weit freundlicheren Empfanges, weil ihr Auftreten den Anstand bewahrte. — Im ungarischen Abgeordnetenhaus« meldete der Präsident eine dringende Interpellation des sozialistischen Abgeordneten Mezofi über das allgemeine Stimmrecht an und befragte das HauS, ob cS der Interpellation den dringlichen Charakter zuerkcnne und sie in dieser Sitzung anhören wolle. DaS HauS lehnte eS mit großer Mehrheit ab. die Interpellation anzuhören. — An der angekündigten Demonstration in Budapest, zu der auch einige sozialistische Abgeordnete aus Wien ein- getroffen waren, nahmen etwa 60000 Arbeiter teil, die Gewerkschaften mit ihren Fahnen nnd Bannern. Der Zug bewegte sich am 10. d. M. vomittags vom Tiszaplatze aus über die Boulevards nach denr StadtwäHchen, wo eine Volksversammlung abgehalten wurde. Der Aufmarsch dauerte drei Stunden. Die Arbeiter brachten Hochrufe auf da« allgemeine Stimmrecht aus. Schmähungen wurden nicht laut und die Ordnung nicht gestört. Frankreich. — Der Ministerrat beschloß, die Deputiertenkammer auf den 22. Oktober cinzuberufen. — D»e Prüfung der Lage in Marokko führte den Ministcrrat zu der Ansicht, daß mehrere Kriegsschiffe, die jetzt dorthin entsandt seien, nach den heimischen Häfen zurückgebracht werden könnten. — Gegen Hervv und den Leiter des Blattes La Guerre Sociale ist die Untersuchung wegen Beleidigung der Armee eingeleitet worden. Tpanieu. — Deputiertenkammer. Ter Finanzminister widerlegt bei Beantwortung einer Interpellation der liberalen Deputierten die Ansicht, daß die Goldreserve sich vermindert habe. Sie sei vielmehr von 42 auf 62 Millionen gestiegen, nnd der im Budget vorgesehene Ueberschuß werde, wie der Minister v-rsichert, tn diesem Jahre erzielt werden. Belgien. — Die Bevollmächtigten Belgiens und des Kongo- staateS werden voraussichtlich Mitte des Monats die Arbeiten zum Abschluß eines Vertrages wegen Übertragung des unabhänigen Kongsstaates an Belgien beendigen, worauf der Dertragstext unverzüglich der Kolonialkomission der Kammer nutgeteilt werden wird. — Mehrere hervorragende Blätter berichten, angeblich auf grund authentischer Information, König Eduard beab sichtige dem Sultan einen Besuch abzustatten. — Einem Vertreter der „Pall-Mall-Gazette" gegen- über hat das Auswärtige Amt erklärt, daß die Petersbur ger Meldung, das englisch-russische Uebereinkommen ent halte verschiedene Geheimparagraphen, die nicht veröffent licht worden seien, jeglicher Begründung entbehre. — Das lenkbare Militärluftschiff ist auf seinem Lager plätze beim Kristalstxrlast durch starken Wind erheblich be schädigt worden. Heute früh ist das Gas aus dem Ballon entwichen und der Nahmen, der die Maschine trägt, ver bogen. Ter Ballon ist nunmehr abgenommen worden; daS Luftschiff ist in seiner jetzigen Verfassung nicht im stände, nach dem Lager von Aldershot zurückzukehren. A'ürkee. — Ter persische Botschafter, der sich um die Beilegung des türkisch-persischen Konfliktes bemüht hat. befürchtet eine drohende Verwickelung, hält aber die alarmierenden Nach richten für unwahr. Tie Beziehungen zur Pforte seien nicht gespannt. Der Botschafter vertneist ans das Telegramm der Pforte nach Bagdad vom 8. September, worin die Pforte verspricht, die Perser in der Streitfrage betreffend die Mi litärdienstpflicht nicht zu beunruhigen, wie sic sich mit der persischen Gesandtschaft in Konstantinopel verständigt Hab In der türkischen Bevölkerung wird die Möglichkeit kriege rischer Verwickelungen mit Persien besprochen und darauf bingewiesen. daß angesichts der verfahrenen inneren Ver hältnisse Persiens die sunnitische Knrdenbevölkerung Per- siens vor der Anarchie nnd einer ungewissen Zukunst ge schützt werden müsse. Persien. — Die Abfassung per Konstitution ist endgültig beendet. Die Unterzeichnung erfolgte am 10. d. Mts. durch den Schah, womit der lange Konflikt beendet ist. MaroN». — Der Ganlois will wissen, die an Marokko zu stellenden Entschädigungsansprüche beliefen sich auf 22 Mill. Frank. Man müsse sich darauf einrichten, daß die Okku pation von Uvschda nnd Casablanca wenigstens noch ein Jahr dauern werde. — Esvana Nuova veröffentlicht einen Artikel, der in erregter Weise die Haltung Frankreichs in der Marokko frage kritisiert nnd Frankreich beschuldigt, Marokko als seine persönliche Beute zn betrachten. Ein Zusammenarbeiten beider Länder könne angesichts ihrer widerstreitenden In teressen zn keinem Ergebnisse führen und sie täten deshalb besser, die Gemeinschaft aufzulösen. An- den deutschen Kvlvrrie» — Staatssekretär Dernburg nahm an der Fahrt des ersten Personenzuges ans der Zentralbatm bis Morogoro teil. B"im Festmahl sagte der Staatssekretär: „Die Zentral- bahn ist gebaut worden, trotz aller Schwierigkeiten. Ob sie über ihren jetzigen Endpunkt hinaus fortgesetzt wird, ist in erster Linie abhängig von der Entscheidung der gesetz gebenden Faktoren, der wir nicht vorgreijen können. Eines aber läßt sich ohne weiteres sagen, nämlich, daß ohne Bahnbautcn die Erschürfung einer Kolonie ebensowenig möglich ist. wie die Entnahme des Inhalts einer verkorkten Flasche oder die Hebung unterirdischer Schätze des Bodens ohne Senkung eines Schachtes. Deshalb sei der Einwand gegen den Ban der Kolonialbahn, daß man sie nicht bauen könne ohne Vorhandensein eines festen Verkehrs, hinfällig. Das Beispiel MnansaS zeige, wie die Kolonialbahn wirkte. Vorher ein toter Platz, habe es einen blühenden Handel, seitdem eine Bahn, wenn auch nicht eine deutsche, znm Viktoriasee führt. Die Kolonie soll nicht vergessen, welche Wohltat ihr das Mutterland durch den Bau der heute be fahrenen Bahn erwiesen hat." — Während des Festabends gab es einen Zwischenfall, indem zwei Löwen in einen kaum 75 Meter entfernten Kral eindrangen und dort zwei Schweine raubten. Ans Stadt nnd Land. IVNtletkunaen au« unserem Leserkreis, mit Nam»n«serNguna für dies, Nirbrit find der Redaktion allezeit willkommen. Der Name de« Linsender« bleibt Geheimnis der Redaktion. Rnoichmr guschrtsten müssen unberücksichtigt bleiben.) Dresden, den 11. Oktober 1»07 Tageskalender für den 12. Oktober. »870. Gefecht bei Epinal. — 1?KS. -j- Robert btepbensoa. berübmter Baumeister Verbesserer der Lokomotive. — 1492. Christoph LolumbuS entdeckt die Bahamainsel.