Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 25.05.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192405257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240525
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240525
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-05
- Tag 1924-05-25
-
Monat
1924-05
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.05.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»tag, den 26. Mai 1021. Nr. 122, Seite 3 Das achte Weltwunder Ein Neisebild au» Spanien Von Prof. Dr. Bromig, Hamburg. DaS Bauen ist die „königliche" Kunst. Sie verschlingt die gewaltigsten Mittel, stellt aber auch Werke für die Dauer der Zeiten hin, derb greifbar in ihrer Massigkeit und dock) verfeinert durch den künstlerischen Sin» und durchtränkt von einer Welt von Ideen. Einige Bauten sind die Werke ganzer Herrschergeschlechter nacheinander: die römischen Kaiserp.iiäste, der Vatikan, der Kreml. Andere aber entsprangen dem Wille» eines einzelnen. Sie spiegeln ihn mit seiner ganzen Lebensatmosphäre wider. Versailles und Ludwig XIV., Sanssouci und Friedrich der Grosze sind untrenn bare Vorstellungen. Tort der Pvnnkpalast und Park des „Sonnen königs" mit Maitressen und Mohren, mit Festen und Wasser künsten, hier die „Junggesellenwohnnna" eines Philosophen und LebenSkünstlers, mit Flöte, Bibliothek, Windspielen und köstlichen Orangerie». Philipp N. von Spanien schuf den Escorial, den die Spanier da? acbte Weltwunder nennen. Im Jahre 1657 versprach er zum Dank für den Sieg bei St. Quentin dem heiligen Laurentius ei» Kloster, das in seinen Masten alles iibertrcfsen sollte, was die Welt ;e gesehen. Zwanzig Jahre erforderte der Bau. Lange ist er dann des Monarchen Wohnung gewesen, endlich sein Grab. Einsam gelegen, nördlich von Madrid auf der Strecke nach Frankreich, erforderte er auf meiner Rückreise aus Spanien nur eine Fahrtunterbrechung, und er reizte mich als Gegensatz nach den maurischen Wunderbauten Granadas lind Cordovas, nach dein xomantischen Stadtbild Toledos und nach der Residenz Madrid. Eine Stunde Eisenbahnfahrt wird mich hinführe». Ich bin allein im Abteil. Wie weit liegt hinter mir Anda lusien, das gesegnete Fruchtland mit seinem warme» Himmel! Hier auf der kastilischcn Hochebene fegt ein kalter Nordwind, wie er auch in der Hanptstadt aus allen Ecken pfiff und die Männer veranlastte, sich bis über den Mund in ihre schwarzen Mantel zu hüllen, so das; sic aussahen wie die Verschwörer auf der Bühne. Unter einem niedrigen grauen Märzhimmel, der einen vollständig deutschen Charakter trägt, breitet sich eine öde, spärlich bebaute Fläche. „Wenn eine Schwalbe über Kastilien fliegt", sagt der Spanier, „must sie ihr Futter im Schnabel mitnehmen." AIS Abscblust der Landschaft baut sich in der Ferne in kräftigem Dunkelblau die Sierra auf, einer jener einander zum Verwechseln ähnlichen kahlen Bergrücken, die als Querriegcl die Halbinsel durchziehen. Genau in dieser Farbe sah ich sie in d»n letzten Tage« als 'Hintergrund auf Bildern de? Velasguez in der Prado-Galerie zu Madrid, wo von ihr sich die Reitcrbildnisse der königlichen Familie abhoben, der König selbst, eine würdevolle Prinzessin oder auch ein kleiner Jnfant, der in vortrefflicher Haltung auf seinem wohl genährten, selbstbewusst blickenden Pony dahersprengt, den Kvm- mandostab in der Hand. Das ist ein anderes Spanien als das maurische. Au Stelle der bunten quellenden Lebenslust ist beherrschte Etikette getreten, kühle vornehme Haltring. Doch heute, wie alle jene Gestalten an mir vorbeiglcitcn, drängt sich unter sie eine von der Hand eines älteren, wenig bekannten Meisters, eine Gestalt von unvergestlich scharfer Charak teristik. Die weihe Halskrause, die voir dein schwarzen Gewände nind dein schwarze,, Hut sich scharf abhebt, umrahmt einen Regen- tcnkopf voll überlegener, kühler Vornehmheit und Ruhe. Unter hoch ansetzenden Brauen blicken zwei stillprüfende Augen uns an. Sie verraten nicht, >vaS sie bemerken. Und auch der Mund ist fest verschlossen. Eine kalte, beobachtende Natur voll Selbst beherrschung. Die Finger spielen mit einem Rosenkranz, cs ist ein frommer Herrscher, ein Diener der Kirche. Das ist Philipp II., nicht der grausame Tyrann von der Buhne, sondern der, den uns die Geschichte darstellt, ein eiserner Mann, aber ohne Heftigkeit; karg mit Worten, erledigt er die Geschäfte am liebsten schriftlich, liebt er sich im stillen Arbeits zimmer hinter Bergen von Akte» einzuschliesten, nur das; gelegent lich auf dem Markt von Madrid oder Toledo der feine Kopf in den, Fenster einer Prachtkarosse sichtbar wird, wie er einem Autodafe gelassen zuschaut. Station Escorial — Auster mir steigt nur ein einziger Fremder aus, in dem ich sogleich den Deutschen erkenne, cbwchl er mit seinem Begleiter, augenscheinlich einem Madrider Frem denführer, sich französisch unterhält. Wir werden bekannt. Er ist ein gewaltiger Jäger, der jetzt Südeuropa durchstreiit und 'dann noch hinüber will nach Marokko. Hier auf der Sierra Gnad.ir- rama, die jetzt in greifbarer Nähe nackt und starr sich anfrcckt, soll cS unzählige Geier geben. Er will heute im Vorbeigehen da? berühmte Bauwerk besichtigen und dann dort oben jage». Sein Führer wird uns jetzt ans Heckenweg"», an den Häusern und Gärten des Flecken? vorbei, zunächst zu einem Vorsprung des K norcl M ftMyof ° Niprili MIk Ammer mlt Kali, unü Warmmasse» ,0 VSller Preise mäßig «onferkiirlAI, Dresdener Ausstellungen Bei Kühl und Kühn stellt der in Dresden aus seiner Studienzeit her schon bekannte H. Teubcr neue und alte Hand- zeichnungen aus, dazu Radierungen, aus die mit Nachdruck hinzu weisen dem Berichterstatter eine besondere Freude ist. Teuber schafft augenblicklich in Berlin und ist dort Mitglied des „Kreises katholischer Künstler", der sich vor allem um die Persönlichkeit Dr. Karl Sonnenscheins im Zeichen und im Geiste sozialer Ge meinschaftsbetätigung zusammengetan hat. Zwar scheint diese Welt auf die vorliegenden Studien Teubers kaum einen künst lerischen Eindruck gemacht zu haben. DaS gerade awS diesem bemerkenswerten Kreise oft anregende Milieu sozialer Ausein andersetzungen ist nicht sichtbar. Jenseits aller Politik und der sozialen Frage fängt Teuber lieber die sütze Linie eines schlafenden Baumes aus oder die träumende Weite eines ruhig unter dem Kusse der Sonne still haltenden Sees. Die Eleganz der Kompo sition zeigt sich ebenso deutlich wie das spezifisch Charakteristische einer Teubcrschcn Bcwcgungslinie. Co haben beispielsweise seine Ticrstudien Nhhthmus und Leben genug und sprengen dennoch nicht den zarten Nahmen einer Radierung. Ein Blättchen aus der Frühzeit wie „Hermann und Dorothea" sollte gewis; in der Mappe jeden Sammlers von Qualität anfbcwahrt werde». Der Zukunft dieses jungen Talentes, das mit dein Stifte malen kann wie Mörike dichtete, verdient entschieden Beachtung und Förderung. I» diesem Zusammenhänge kommen wir gerne noch einmal zurück auf die Frühjahrsschau des Sächsischen Kn n st - Vereins auf der Brnhlschen Terrasse. Losgelöst von unserer Vorbesprechung soll der Ausstellung des Altmeisters Dresdener Kunst Wilhelm Claudius noch ein besonderes Wort des Lobes gesagt sein. Wer grösst: neue Anregungen sucht, kommt bei diesem Siebzigjährigen freilich kaum auf seine Kosten. Dafür aber trijft einen der Atem jener beglückenden Welt stillen BescheideuS, den eine glücklichere Vergangenheit unserer raschlebigen Gegen wart entschieden voraus hatte. Ist doch der Dresdener Wilhelm Claudius nicht umsonst auch der Urgrostncsfe von Matthias Claudius, dem „Waudsbecker Boten". Hier wie dort kann ,edcr die persönlichen Berührungspunkte zwischen beiden Künstlern seicht herausfinden. Glück und Leid im Erdenleben sind der ein fache Vorwurf dieses Malers, gebunden durch ein ebenso gläubiger Gebirges bringen, von dem ans wir einem Gesamtblick auf den Riesenbau haben sollen. Der Platz heisst: „Der Sitz des Königs", weil sich Philipp oft in der Sänfte dorthin tragen lies;, um in Ruhe aus der Entfernung das Wachsen seiner Schöpfung zu über wachen. Nach einer Viertelstunde stehen wir auf dem mit Heide kraut umwachsenen Felsbuckel, über welchem sich, aller mensch liche» Ansiedlung und Kultur abhold di« rauhe Sierra auftürmt. An ihrem Abhang weiden mächtige schwarze Stiere. „Das ist die Züchtcrei des Herzogs von Medina Sidonia," sagt der Führer, „der für die Arena i» Madrid liefert." Und bei mir taucht das Bild des Stiergefechtes auf, das ich am Sonntag sah, ein brutales Nbschlachten, aber doch ein spannender Kampf zwischen plumper tierischer Kraft und menschlicher Gewandtheit. Wir drehen uns nach der rechten Seite, und da liegt, am Fuste des Gebirges, Bäume und Häuser des Fleckens königlich überragend, der Escorial, übermässig grost, wie eine Stadt für sich, eine länglich viereckige Granitmasse, durchbrochen von endlosen Reihen von Fenstern, das (stanze gradlinig, schroff, in sich ver schlossen. Die niedrigen Häuser verschwinden daneben, nur die wilde Sierra hält stand. Die beiden stehen miteinander auf gutem Fuste, ist doch der Bau Stein für Stein aus dem Gebirge herauSgcschnitten. Und dies« Steine haben zwar architektonische Form und Gliederung über sich ergehen lassen, aber sie sind wieder ins Riesengroste, Gebirgsmästige aufgehänft und haben daS Ernste, Kalte der menschenhassendcn Natur behalten. Unser Führer gibt uns die ihm geläufigen Zahlen; die äußeren Mauerslüchen würden zusainmengelegt mehr als 800 Meter messen, man braucht zehn Minute», uni sie zu -nmschreiten; die bebaute Fläche umfasst 30 000 Gevcertmcter; als die Engläu- länder im Laude waren, hat unter Wellington eine ganze Division in dem Gebäude Quartier gefunden. „Aver den richtigen Begriff von der Gröste," schliefst er, „werden Sie erst bekommen, wenn Sie das Innere durchwandern." Alle diese Gröstenmaste erinnern mich an den Vatikan, aber wie verschieden die beiden Bilder. Dort der Papstpalast neben der PeterSkirche als Mittelpunkt des Stadtteils, ja als Mittelpunkt der ganzen Welt, täglich durchwandert von Fremden, bewacht durch eine glänzende buntgekleidete Clarde von Edelleuten am Fuste der grosten Treppe, wo die Karossen halten, — hier das Ganze gebettet in schweigende Einsamkeit, verzichtend ans Besucher, ein ruhigeS majestätisches Werk, das eben hier sein soll, ein Kloster und eine Gruft. Wir machen uns wieder auf den Weg. Mein Gefährte, dessen Interesse schon vorhin zwischen dem Gebäude und dem Gebirge geteilt war, blickt öfter hinauf nach den Schluchten, in denen der Wind pfeift und kaltes Wasser hcrnnterricselt. Wahrhaftig, da oben ziehen einige Raubvögel hin. Er bespricht mit seinem Be gleiter noch einmal de» Plan. Der soll im Orte eine Ziege schlachten und das tote Tier als Köder in den Felsen auslegcn lassen, dann wollen sie vor Sonnenaufgang hinauf znm Anstand. Um den Auftrag gleich anSznführen, verlässt uns der Mann am Portal des EScorials, und an seine Stelle tritt jetzt ei» Mönch. Er hat sich Kopf und Hals dicht mit Tücher» umwickelt, und wir verstehen bald, weshalb, denn in den Gängen und Höfen, die wir betreten, weht eine Luft, die uns frösteln macht, und die Feuchtig keit leckt an den Freskobildern der Wände. Es drängt sich mir die Erinnerung an die Katakomben in Nom auf, wo der führende Münch auch so sich schützte. Er aber, gewohnt mit Fremden zu Verkehr»», war lebhaft eindringlich, während hier dem in der grosten Einsamkeit lebende» Klosterbruder die Rede nur langsam quoll. Und doch ist er so stolz. Wieder bekommen wir Zahlen zu hören: daS Gebäude hat 16 Höfe. 86 Treppen, 88 Brunne», 4665 Zimmer, 10 000 Fenster. 8000 Türen, die Gänge und Höfe würde» zusammeugelegt sich über 120 Kilometer erstrecken. Die lautlos vor uns herhuscheudc Gestalt de? Mönchs ist die richtige Begleitung in dieser geheimnis vollen Welt. Welch' ungeheure Steiumasie ist hier bewältigt, und wie ist alles solide und wie für die Ewigkeit aufgebaut »nd bis in den innersten Winkel in den Massen einer vornehmen Renaissance gegliedert. Bisweilen machen wir zu genauerer Besichtigung Halt. Da sind wir in der Kirche! Ein kühler, mächtiger Raum, in seine» Verhältnissen der PeterSkirche »achgebildet, mit einer Kuppel über wölbt. Darin 48 Altäre. Im Hochaltar überlebenSgroste Brouze- grnppeu von Betern: auf der einen Seite Karl V., auf der aiidereu Philipp, beide mit ihre» Frauen und Kinder». Philivp erscheint hier als kahlköpfiger Greis mit durchfurchtem Aulitz, viel Enttäuschung steht in diesen Zügen geschrieben; hinter ihm kniet Don Carlos, der unglückliche Sohn, der in der strengen Haft, die der Ltzster verordnet, starb. llebcrall Metallacbelle», Hokzsclnitzcre'en von überwältigender Pracht, die wir beim flüchtigen Besuch kaum würdigen können. Aber da hinten im Wtzikel, inmitten all der Kostbarkeiten die sich am Ende jeder reiche Monarch kann schassen lassen, elli Hauch von Philipps eigenster Person: ein einfacher Platz im Geüniii, wo er mitte» .stoischen den Mönche» sah und d'e Messe hörte. Draußen war er der König des Reiches, '» dem die Sonne nicht untcrging, hier drinnen wotlte er nichts sei», als ein bescheidener, sündiger Mensch. Gemüt, wie starkes Gotlveriraueu, Tränen und Lache» kennt der Meister nicht in ihrer Verzerrung und selbst i» den Extremen scheinen sie »och überbrückt durch seine gütige Hand. Dafür aber sind Sonne und alte Winkel seine ausgesprochenen Freunde. Wirten voller Blumen, alte Pntrizierhäuser voller Geheimnisse, Grosstnütterküpfe voll rührender Bescheidenheit lind alte Herren voll trockenen Humors sagen auf diesen Bildern guten Tag und immer auch gleichzeitig: Auf Wiedersehen! Heinrich Zcrkaulen. Ist der katholische (Nesettenveretn zeitgemäß? Krieg nub Revolution habeil in sittlicher nnd moralischer Hinsicht zerstörend ans die Massen eiugewirkt, in ganz beson derem Maste bei dee heranwachienden Jugend. Grösste» Anteil dürfte die Abwesenheit des Vaters und vor allein böses Beispiel habe»; doch ist auch das WohnuugSelend nicht ohne Einslust ge blieben. Geradezu mustergültig, als Hcilsattor in dieser Zeit crucucrud zu wirten, ist der vv» Adolf Kolping, dem Gesellen-' vatcr, 18 iO gegründete Gesellenverein in Verfolgung der von seinem Gründer sestgeiegten Bestrebungen. Grosze, führende Männer baden in letzter Zeit überzeugend bekundet, das; einzig die christliche Religio» gcignct ist, uns aus diese» materialisti schen und selbstsüchtigen Tiefe,, wieder emporzusühre». Diese» Gedanke» fasste Adolf Kolping schon seinerzeit in kurze Worte, die ec an die erste Stelle auf das Geselle,locreinSbanncr setzte: „Religion und Tugend!" Als weitere Folge» des Krieges sowohl, als auch der Revo lution, »och mehr aber der Lostrennuug n»d Besetzung deutschen Bodens durch feindliche Sieger, gerade der blübendste,, Industrie gebiete unseres Vaterlandes, must mau die Verarmung Deutsch lands ansehen, durch die soviel Hunger, Not und Elend über uns hereinbrach. Nur eiserner Fielst aller vermag es, hier Wandel zu schassen »nd Deutschland zu neiiei» Ausstieg zu verhelfe». Auch hierfür strebt man im Gelellenverein, angcdcutet durch die Devise; „Arbeitsamkeit und Fleist!" Doch was nutzt alles Schassen und Ringe», was nützen alle staatliche» Hilfsmaßnahmen, alle soziale,i Gesetzgebungen, wenn sich die Menschen lieblos entgegen kommen, wenn Partei- und Kostbarkeiten wieder in der Sakristei und im Kapitelsaal, Gemälde von Tizian, Tintoretto, ein Kruzifix von Ecllini, Teppiche, Chorgewänder. Und dabei erfahre» wir, das; die meisten Gs> mälde schon in unsicherer Zeit »ach Madrid geflüchtet worden sind. Darauf durch freskengeschinückte Korridore zur Bibliothek. Unter gewölbter, mit Gemälde» geschmückter Decke blicke» „ns aus vergitterten Zederholzschränken 35 000 Bände an. Tie herr lichsten von den 4500 Handschriften sind in Glaskästen ausgestellt. Fremd fühlen sich augenschetniich darunter die verschiedene» Pracht exemplare des Koran, die man den Ungläubigen abgesagt hat, als man sie aus dem katholischen Spanien vertrieb. Mögen sie sich trösten, die Einsamen, denn in Fez in der Schatzkammer de' Moschee, sollen, so hat mir neulich ei» Reisender ans Marokko erzählt, kostbare Handschriften liege», welche die Maure» dafür ans Europa mit hinübergeiiommen haben und dort vor de» Augen aller Fremden verborge,, halten; es sollen darunter noch un bekannte Werke griechischer und römischer Schriftsteller sein. Weiter geht unsere Manderniig zu den königlichen Gemächern. Der Palast nimmt den vierten Teil des ganzen Gebandes rin. Auch hier wieder die prachtvollste,, Gemälde, Möbel, Teppiche eingelegte Holzarbeit und Schmiede,verk von solidester Schönheit, und neben den königlichen Zimmer» eine Galerie mit einem 65 Meter langen Freslogemälde, das Spaniens siegreiche Schlachten uns vorführt. Dann von der Wohnung der lebende,, Monarchen hinab zur Grnst der Toten, dem Pantheon unter dem Hochaltar der Kirche. E»ie achteckige Krypta, deren Wände mit Marmor, Jaspis und Porphyr bekleidet sind. Zur Rechte,, ,„,d zur Linken eines niit einem bronzenen Christus geschmückten Altars reiben sich a» de» Wänden übereinander die Sarkophage an? grauem Mar mor, ruhend auf goldenen Löwenkiane». Links die sinnige, rechts die Königinnen, welche Thronfolger geboren haben. Eine Pracht schmückt den Raum, wie sic kaum von der Medieeecgrnst i„ Florenz übertrosfc,, wird. „Ter zweite Sarg links birgt Philipps Neste," erklärt der Mönch, „die Reihe beginnt mit Karl V." Und er nennt uns Namen ans Namen. „Ist denn sonst nichts hier," frage ich, „das a» Philipp er innert?" „Ich werde Sie noch in seine Wohnräume sichren," ant wortete der Mönch mit Feierlichkeit. „Aber den Palast haben wir ja soeben gesehen!" „Oh, da oben in der Herrlichkeit wohnte Philipp nicht. Kommen Sie, ich will Ihnen zeige», wo der fromme Monarch gelebt hat." Wir wandcrn weiter nnd trete» endlich in ein inästig grostes Geiiiach mit gcweistten Mauer». Tie einzigen Möbel sind ein Tisch, ein Sessel und ein Faltstuhl, in der Ecke steht ei» Globus, an den Wänden hängen einige Gemälde religiösen Inhalts. „In diesem Zimmer," beginnt der Mönch, nachdem er sich an unserem Staunen geweidet, „wohnte der Monarch wahrend der vierzehn letzten Jahre seines Lebens." Und jetzt erinnere ich mich eines Gemäldes, das diesen Raum darstellt: Philipp empfängt Gesandte au-s de» Niederlanden. Tic Herren sind anfs prächtigste gekleidet und überreichen ihm init tiefer zeremonieller Verbeugung ein Schreiben. Ter König trägt eine,, schwarzen Hut und ein schwarzes Gewand nnd sitzt im Lehn sessel am Arbeitstisch, während sein von der Gicht geplagtes linkes Bei» Nils dem Faltstnhl ruht. Er nimmt die Schrift mit Wnroe an. Ter Mönch unterbricht mich in meinen Gedanken. Er schreitet aus eine Tür zu und sagt: „Und hier ist Philipps Sterbe- ziinmer." Wir treten in einen kleine», gänzlich schmucklosen Alkoven. Tie Hand ans die Lehne einer einsachen hölzernen Bettstelle gestützt, blickt uns der Mönch feierlich an. „Hier lag der sromme König Philipp 53 Tage lang: mit eiternden Geschwüre» bedeckt, verfaulte er bei lebendigem Leibe. Gott, der Unersorschliche, plagte ihn hart, er aber blieb ge- dn.dig und standhaft. Nur wenn die Schmerzen gar zu grost wurden und er verzagen wollte, dann schob er von, Bette aus hier das Fenster ans" — der Mönch öffnet eine kleine Holzknke in der Wand, nur blicken hinaus und hinab in die Kirche, gerade auf den Hochaltar. „Von seinem Schmerzenslager," fährt der Mönch seierlich sort, „heftete der Dulder sein Auge auf den Priester, der da unten für ihn betete. So starb er unter Für bitte der heiligen Kirche, der er allzeit ein treuer Diener gewesen war." Er schlägt das Kreuz, murmelt in sich hinein, während wir ergriffen schweigen, — und dann geleitet er uns stumm durch die Hallen und Gänge und Höse zurück. Gleich Philipp hatte auch sein Vater Karl V. de» Königs- purpur mit der Kutte vertauscht nnd war als demütiges Menschen kind >>» Kloster gestorben. Die Zeiten baden sich geändert, aber wehte nicht noch ein Hauch von diesem Geist in der Bcgräbnisetikette der Habsburger in Wien? Tie Leiche wiro in den Vorrat»» der Kapnzinergrnst ge tragen, vor einer verschlossenen ellernen Pforte macht »m» Halt und klopft. Stimme eines Möncbes von innen: ..Wer klovst?" Hofmarschall: „Seine apostolische Majestät, unser erhabenster Kaiser." Stimme: „Ten kenne ich nicht." Klopsen. „Wer klopft?" „Ter mächtige Herrscher über Oesterreich-Ungarn ..." „Ten kenne ich nicht." „Wer klopft?" „Unser Landeovntcr. der die Gerechtigkeit schützte, die Tugend belohnte..." „Ten kenne icki nicht." Endlich: „Tein Bruder, der mehr Sünde» hatte als Haare ans den, Hauvte." „Er komme herein." Wen» daS EScorial-cin Weltwunder ist: das Wunderbarste ist der Mann, der. eS schassen liest, der inmitten des Glanzes hauste in gewollter Durstigkeit, dessen Hcrrscherauge nnd dessen stechender Blick am Altar der Kirche hingen, der er altes »vierte. .Klassenhast das deutsche Volk zur Uneinigkeit verdammt? Wir halten uns ans diesem Grunde an die Mahnungen des grosten Völkerapostels Paulus, ans die nnS das erhabene Beisoiel unseres Bischofs Tr. Christian Schreiber jederzeit hinweist und ans unserem Banner als dritter Grundsatz prangt: „Eintracht und Liebet" In einen wahren Vergnngnngslanmei stürzte sich das deutsche Volk, wenigstens ein großer Teil. Die dauernde Geldentwertung veranlastte grösttenteits zur sofortige» Ausgabe des verdiente» Lohnes. Zn größeren Anschauungen reichte es nicht, beim Soaren verlor es gänzlich seine!, Wert. So wurde gepraßt und getanzt: wachsender Theater- nnd Kinobesuch wechselte mit Spiele» nnd Wette». Gewiß soll der arbeitende Mensch auch seine Erholnngs- sluiidc» haben: doch heißt eS auch hier Blast halten. Auch Kolping verschloß sich di ser Ansicht nicht, nnd schrieb als letzten Spruch zur Pflege reiner Fröhlichleit ans das Gescllenbaiincr: „Frohsinn und Scherz!" So must jedem Einsichtigen klar werde», daß sich für junge katholische HaiidwerlSgeseiie» keine passendere Stätte bietet, als unser großer Kolpingsbiiad, unser katholischer Gesellenverei,,, der in de» 70 Jahren seines Bestehens in Dresden ivoh! Glieder aller katholischen Familien Dresdens als Mitglieder, Gönner oder Freunde hatte, nnS dem auch e,„ großer Teil — und nicht die jchlcchicsten — der Dresdner HandwcrkSmcistcr hervorging. Seien wir dem katholischen Geselienvcrcin auch fernerhin in gleicher Liebe zugetan, damit er imstande bleibe, a»ch >» Zu kunft im Sinne Vater KoipingS der Dresdner katholischen Jugend, sowie den zinvaiidernde» Handwerksgesellen ein rechter Hort zu sein und ihnen festen Halt z» bieten in dieser wenig erbaulichen, schweren und ernsten Zeit. Tann wird auch in kommenden Tagen der alte Kolpingsgrust kein leerer Schall, sonder» ein von Herzen kommender Wunsch sein, der da lautet: „Gott segne, das ehrbare Handwerk. Paul Tschcrncy.. Vkiirlnssr Sonvipzos Hoim, Vorancksn, llallcons, Oartou mit Wisse, solle rullißzo Oaxv, nalls am Walcks, lliotst aopzovollmou Sommei-ttutenkksl» »,o
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)