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Sächsische Volkszeitung : 25.05.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192405257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240525
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240525
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-05
- Tag 1924-05-25
-
Monat
1924-05
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.05.1924
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KMelsmtM BW» Zm>W u«i> Frlnkreilii Tokio, LI. Mai. Das japanisch« Außenministerium ver öffentlicht ein Kommunique zu den Besprechungen, die der fran zösisch« Gouverneur von Indo-China Merlin kürzlich hier mit Vertretern der japanischen Regierung gesiihrt hat. In dem Kommunique steht, dah die Basis zum Abschluss eines Han delsvertrages gesunden worden sei. Irgendwelche wich tige Fragen, die aus die internationale Politik im allgemeinen sich beziehen, seien nicht zur Sprach« gebracht worden. Paris. 24. Mai. lieber die japanische Reise des General gouverneurs von Indo-China Merlin, der am 29. d. M. von Tokio wieder abgereist ist und sich nach Korea und der Man dschurei begeben hat, ist vom Minister des Auswärtigen ein Kommunique ausgegeben worden, das erklärt, es habe sich bei den Besprechungen um die Frage der Entwicklung der Handels und Wirtschaftsbeziehungen zwischen Frankreich und Japan, namentlich Indo-China gehandelt. Man habe besonders die Frage des Zolltarifs erörtert, die eine der Hauptursachen der Schwierigkeiten sei, um Indo-China in den Rahmen des augen blicklich zwischen Japan und Frankreich gültigen Handels-Ver trages eintreten zu lassen. In den Verhandlungen sei eine Grundlage gefunden worden, auf der zwischen Japan und dem Generalgouvernement von Indo-China ein Abkommen getroffen werden könne. Die Verhandlungen seien offiziös und so ge siihrt worden, dass sie die beiden Regierungen in keiner Weise verpflichteten. Man glaube aber, dass über zahlreiche Fälle eine Einigung wahrscheinlich bald erzielt werden könne. Das französisch-italienisch« Wirtschaftsabkommen Nom, 24. Mai. Gestern haben im Palazzo Schiggi Musso lini und der französische Botschafter die Ratifikationen des fran zösisch-italienischen Wirtschaftsabkommens vom 13. November >922 ausgetauscht. Japan will ben F»aaaer Schiedsspruch anrufen London, 24. Mai. Nach einer Meldung aus Tokio trägt die japanische Regierung sich mit dem Gedanken, die Angelegenheit des Ausschlusses der Japaner aus den Vereinigten Staaten den, Haager Schiedsgerichtshof oder dem Völkerbund zur Begutachtung zu unterbreiten. Verstärkung der amerikanischen Flotte Neuyork, 24. Mai. Wie aus Washington gemeldet wird, ist im Kongress eine Aktion für die baldige Verstärkung der Flotte eingeleitet porden. Es ist vorgesehen, den Mannschaftsbcstand der Marine von 85 900 auf 100 000 Köpfe zu bringen. wsres rlntcrornndbaksnunoiiick in Paris Berlin, 24. Mai. Nach einem Telegramm eines Berliner Mittagsblattes hat sich auf der Pariser Untergrundbahn der Vtetro ein schweres Unglück ereignet. Unweit des Trokadero fuhr ein Zug auf der Strecke St. Cloud auf den in der Station Alma haltende» Zug. Es kam zu einem äusserst heftigen Zusammenstoß. Ta sich der berankoinmende Zug in vollster Fahrt befunden hatte. Unter den Fahrgästen brach eine Panik aus. Die Polizei leitete unter Führung des Polizeipräsidenten eine umfassende Hilfsaktion ein. Bei den ÄufräuinungSarbeitrn stellte sich heraus, dass 50 Per sonen verletzt worden sind; unter ihnen befinden sich 8 Schwer verletzte. Vit tthölilt« öemickWhiilltt ab I.Irnii Berlin, 24. Mai. Im Neichsfinanzministerium sind gestern nachmittag die Verhandlungen Uber die Ausbesserung der Beamtengehälter zu Ende gegangen. Es wurden Er höhungen vorgenommen, durch die die neuen Beamtengehälter, die mit Wirkung vom 1. Juni in »Kraft treten, weit mehr als bisher den Friedensgchültcrn angcglichen sind. Die neuen Gehälter stellen sich jetzt wie folgt: Gruppe 1: 891 bis 1068 Ml,„ Gruppe 2: 876 bis 1176 Mk.. Gruppe 3: 866 bis 1284 Mk., Gruppe 4: 1104 bis 1476 Mk.. Gruppe S: 1296 bis 1728 Mk., Gruppe 6: 1596 bis 2289 Mk.. Gruppe 7: 2199 bis 3129 Mk.. Gruppe 8: 2499 bis 3699 Mk.. Kruppe 9: 2829 bis 4149 Mk., Gruppe 19: 3699 bis 5499 Mk.. Gruppe 11: 4299 bis 6369 Mk., Gruppe 12: 4869 bis 7299 Mk., Gruppe 13: 6399 bis 9699 Mk. jährlich. Einzelgehältcr: Anfangs- und Endgehalt jährlich V 1: 10 500 Mark; V2: 12000; V3: 13500; B4: 14400; B5: 18000; B6: L7 000; D7 : 30 000. Danach betragen die Erhöhungen für die unteren Be amten der GehaltSklasscn 1 bis 5 bis.zu 10 v. H.. für die mittleren Beamten in den Klassen 6 bis 0 30 bis 40 v. H., für die oberen Beamten in den Gehaltsstufen 10 bis 13 50 bis 70 v. H. Die Servisklnsse (Wohnniigsgeldzusihnss) hat sich infolge der Umstellung der Grundgehälter auch geändert, die Sätze sind da gegen unverändert geblieben. Von diesen Sätzen werden jedoch wie bisher nur 80 Prozent bezahlt. Tie sozialen Zulagen sind um 20 Prozent erhöht worden, die Fra uenz» läge be trägt monatlich 10 Mark. Die K i n d e r z u l a g e beträgt bei einem Alter von 1 bis 0 Jahren 16 Mark, bis 14 Jahre 18 Mark und bis 21 Jahre 20 Mark. Tie Organisationen haben am Schluffe der Verhand lungen erklärt, das« sie den neuen Gehältern des Reichssinanz- ministcrinmS nicht z u st i m m e n würden. Sie werden bereit« morgen vormittag wieder unter sich znsnmmentreten. Die Ent scheidung über den Vorschlag deS NeichSfinanzministcrinmS liegt jebt beim Neichskabinctt, das sich sehr bald mit dieser Frage be fassen wird. Berliner Devisenkurse vom 24. Mai (antlitz) mitaeteilt von der Comm-rz- und Privatbank, A -G., Dresden Die Rnlierimne» erlolgen vom t. März ab INr ts taa Ebibcileu der a»S- löndNNie» Wäbrima. ausaeaammen Sugiaiid ,„,b Rmerila. die mii 1 Piimd bezw. I Dollar iwiieri werde», iowle Oesterreich »»d Niigar» mit iMNNOKr. »nd Pole» mii un glotv. Malier»»»«» >» Viilio»«» — Nioldmartu reiegrnvl»scheA»s- zahbmg a»i 24 Meid 8. Brie» 73. Meid 8. Brie» I578I 158 73 3 >57.51 188 89 18,85 >8,75 ,9 65 19,78 88.35 58 85 68:8 88.65 7 >77 7158 w 71 7? 71.8« III.7' >17 78 75 111.77 iir?8 105? 10,58 >0 57 >868 16 0 18 80 >8.70 168) >8 305 18,385 3 18. 03 ,8398 4 ,3 4,71 ci 4,8 471 77,84 73»6 73.18 73.78 74 81 18,3 >» 74.11 75.18 578- 58 >4 58.75 88 88 8,8« 8.L8 5,84 8,86 ir.ci >7 58 >7.51 >759 4 b» 4,8 i 4.58 487 3 »7 3,89 3.84 3,08 I 368 I.37S 1.875 INS 0,475 0,438 8.475 8,438 7371 73.5g 73,71 73,88 «71 87.8, «887 8.73 io 8077 «7,83 I 685 1,685 1.88^ 1,695 5.1» 5.77 5.73 8.77 ,7 85 >7.74 >786 17.74 «es 87.37 i^.«; I.II8 «058 41.41 IL7 >39 I.88S ,L7» SImttcrdam . . Brülle! . . . isbriMaiiia . . gol>e»baaeii. . Eiorthoim . . Selslnqlors . . Rom .... London . . . Renvort . . . Paris .... giirich.... Madrid . . . Wie» .... Prag .... Budapest. . . Lofia .... B»e»os Aires . Rio de Janeiro tkanzia . . - Itailuwid. , . Warschau. . . Japan. . . . «gram . . . Lissabon . . . Riga .... Reval.... Nown» . . . Bukarest . . . Die Verweigerung derNotstandsarbeiten Der langwierige Kampf im Bergbau Keine Einigung Köln, 24. Ma>. Durch die Umtriebe der Kommunisten wirb die Gefahr des ErsaufenS der Schächte immer grosser. AuS allen Zechen des Ruhracbictcs haben sich die untersten Sohlen der Schächte bereits mit Wasser gefüllt. Esten, 24. Mai. Auf Grund der SchlichtungSberordimng, nach der vor der Entscheidung deS Schlichters über die Verbindlich- keitserklärung eines Schiedsspruches die Parteien zu hören sind, wurde gestern in Essen vor dem Schlichter für den Bezirk West falen über die Verbindlichkeitserklärung des am 16 Mai in Berlin für den Ruhrbergbau gefällten Schiedsspruches verhandelt. Der Versuch deS Schlichters eine Einigung herbcizuführen, ist nicht gelungen. Er hat sich seine weitere Stellungnahme Vorbehalten. Wie das „V, T," von unterrichteter Seite erfährt, ist wegen deS Kampfes im Ruhrbergbau für die deutsche Wirtschaft vorerst ein Kohlen Mangel nicht zu befürchten. Eine ver stärkt« Einfuhr englischer und tschechoslwvakischer Kohle kommt nicht in Frage. Auch die Gasanstalten sind vorläufig mit Brenn stoffen gut versehen. Die Stillegung gewisser Werke im Nuhr- gcbiet wegen Kohlenmangels hat ihre Ursache in der Aus wirkung der Mic um Verträge, Sollte sich beim An dauern des Kampfes ein Kohleninangel bemerkbar machen, so könnte sofort auf die den deutschen Händlern im Auslande, namentlich in Holland, gehörigen Kohlenlager zucückgegrifsen werden. Das Exekutivkomitee der Bergarbeiterinternatio nale hat eine Entschliessung gefasst, in der den kämpfenden deutsche» Bergleuten weitgehende N n t e r st ü tz u n g versprochen wird. Die Landesorganisationen haben sofort zu beraten und dem Generalsekretär der Internationale spätestens bis zum 1. Juni d. I. zu berichten, welche Schritte zu unternehmen seien, um die deutschen Bergarbeiter wirksam zu unterstützen. Der Vorstand des Deutschen Eisenbahnverban des forderte seine Mitglieder auf, den Kampf der deutschen Berg arbeiter finanziell zu unterstützen. Er beschloss, sofort 10 000 Goldmark au«s der Hauptkasse des Verbandes zu über weisen. Mühlheim 24, Mai. Die Abteilung für Zivilangclcgenheiten der Besatzung in Mühlheim-Ruhr hatte Vertreter der gewerkschaft liche» Organisationen geladen. Der Hauptkoinmandant gab den Gewerkschaftsvertretern bekannt, dah die Besatzungs behörde nicht die Absicht habe, sich in de» Konflikt, der zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern im Bergbau bestehe, e i n z u m i s ch e n. Andererseits müsse aber darauf bestanden werden, dass die Gas-, Wasser- und Elektrizitätsversorgung für die Allgemeinheit gewärleistct werde. Seitens der Gewerkschaften wurde zugcsagt, die Mitteilung der BcsatzungSbehörde an die Bergarbeiter weiterzugeben. Essen, 24, Mai. Von der Kruppschen Gussslahlfabrik erfährt die Telunion, dass infolge des Kohlcnmangels ein Teil der Feier, betriebe heute, der andere Teil Sonntagfrüh stillgelcgt werden müsse. Wieweit die mechanischen Betriebe weiter arbeiten können, die den aus Kohle hergestcllten Strom empfangen, und ver brauchen, wird »n Laufe des morgigen Tages festgestellt werden. Blankenstein, 24. Mai, Streikende Bergleute versuchten die, Zeche Blankenburg sm Hammertale gehaltsam stillzulsge». Die Polizei vereitelte das Vorhaben, Die Zeche kämpft mit starken Wasserzugüssen. Wenn die Notstandsarbeiten nur 24 Stunden eingestellt werden, muss sie ersaufen. Plauen als Tagungsort des diesjährigen sächsischen Katholikentages Nachstebcnd gebe» wir einen Brief des Vor sitzenden des Presscansichusses zur Vorbereitung der Kathoükeutciguug wieder. Er ist an einen Ansrager gerichtet, der über hie Plauen er Verhältnisse Aufschluss wünschte. Wegen des allgemein interessierenden Inhaltes wollen wir ihn unseren Lesern nicht vorenthalten: Sehr geehrter Herr D...I Wir glauben bestimmt, Lass der Katholikentag die Hoffnungen, die wir alle auf ihn setzen, er füllen und zn cuiein Sammelpunkte der Katholilen unseres Bistums werden wird. Sie wolle» erfahren, ob Plauen für diese Heer schau ein geeigneter Ort sei; denn — wie Sie mir ge standen — Plauen sei für Sie Z„e „terra incognita"! Dass dieses Geständnis für Sic etwas peinlich fei, — so schrieben Sie mir ja selbst, -- glaube ich gern: aber ich darf Ihnen verraten, dass es vor Ihnen noch einer ganzen Anzahl jetziger Bewohner PlauenS ebenso erging. Diese mussten sich ihre Wissenschaft über Plauen ans dem Atlas und dem Lexikon holen. Ich hoffe, durch diese Mitteilung Ihre Befangenheit etwas gelöst zu habe». Plauen lag früher auch für die Anssemvelt gewissermassen >m Dornröschen schlafe; lange Zeit eine mittlere Kreisstadt, heute — nach amerikanischem Wachstum — eine Grossstadt! Einige Zablen als Beispiel: 1726: 4500 Einwohner: 1801: 5709: 1852: 13 058: 18lX1: 47 007, und «20 Jahre später, 1910: 121272 Ein wohner. Unter d'ejc» befanden sich 9585 Katholiken. Das Weich bild Plauens umfasst etwa 26 Quadratkilometer. Und so ist dann Plauen auch bekannter geworden! Von Dresden aus gehen nicht mehr die Züge nur bis Reichenbach, dem vogtländischen Eisenbahnknotenpunkt, sondern die Schilder am Zugende und an den Eingängen zum Bahnsteige zeigen auch Züge nach Plauen an! Man betrachtet Plauen und das Vogtland heutzutage nicht mehr allein als Ziel einer Ferienreise, sondern macht mal, wenn man zwei Tage zur Verfügung hat, einen Abstecher hierher. Plauen liegt nicht mehr abseits vom rege pulsierenden Leben Sachsens und der Residenz! Also bitte, kommen Sie zu uns, ich glaube Ihnen bestimmt versprechen zu können, dah es Ihnen bei uns gefallen wird. Durch Nachrichten in den Zeitungen haben Sie mancherlei in den letzten Jahren über Plauen erfahren! Die schöne Kreis stadt des Vogtlandes baute die Friedrich-August-Briicke, deren einziger Bogen 90 Meter Spannweite hat; ein prächtiges Rat haus entstand — eine Zier für die ganze Stadt, ein weithin ra gendes Zeichen von Plauens wachsender Größe! Plauen erlebte in letzter Zeit die Hölztage und den Schul streik der katholischen Eltern, Ausserdem werden Ihnen die Plancner Spitzen — nicht nur die vom Jahre 1922 in der S. V, veröffentlichten —, die vogtländischen Gardinen und die Autos der Vogtländischen Maschinenfabrik bekannt sein! Vielleicht lasen Sie auch schon einmal eine Ballade oder eine der präch tigen Erzählungen K, A, Findeiscns, der jetzt in Dresden lebt und die „Sächsische Heimat" hcrausgibt! Na, und Mosen ken nen Sie doch auch? Wenn ich nun Ihre zweite Frage beantworte, ob Plauen für den Katholikentag ein geeigneter Ort sei, so muss ich aller dings gestehen, dass es weder ein Klein-Paris, nach ein Elb- Florenz ist; es kann weder mit dem sächsischen Nürnberg, noch mit dem sächsischen Birmingham in Konkurrenz treten, aber, und das will ich mit allem Stolze feststellen: Plauen braucht kein schmückendes Beiwort, es ist eine aufstrebende Provinzstadt, die alle Annehmlichkeiten der Grossstadt ihren gewerbesleissigen Bewohnern wie auch den Besuchern zu bieten sich bemüht. Schenken Sie sich also diesmal Ihre Sommerreise und benützen Sie den Katholikentag, um Plauen und das schöne Vogtland kennnen zu lernen: Sie werden nicht enttäuscht sein! Gerade der Herbst ist für das Vogtland sene Jahreszeit, die sich durch stete schöne Witterung auszeichnet! Plyuen ist von einem Kranze schöner Anlagen umgebe» und besitzt einen Stadtpark, der sich mit denen anderer Grossstäote messen kann. Ich könnte Sie »ii» in einem geistigen Rundgonge durch die Stadt mit deren Sehsnswüroigkeiten bekannt macken, aber das würde den Raum, der mir zur Verfügung steht, über schreiten. lllebrigens sehen S>e im Wartesaal 1. Klasse, rechts vom Eingang, im Hauptbahnhofe von Dresden ein topisches Bild von Planen. Schade, dass es nicht grösser ist!) Doch ganz kurz, Baede'erstil, einiges Wissenswerte. In Planen finden Sie ausser unserer Herz-Jesn-Kirche noch 4 protestantische stirche», 13 Bürgerschulen, 1 Hilfsschule, 8 höhere Schule», 1 Stadttheater, 1 Kreismiisenm lln dem Gebäude, in welchem König Friedrich August der Gerechte mit seiner Gemahlin und Tochter nebst Hof staate dom 26, 2, bis 28, 3, 1813 wohnte,) Plauens Krankenhaus! ist eine der besteingerichteten Krankenanstalten Sachsens: das König-Albert-Bad 1909—1912 erbaut, ist glän end ansgestattet. Um die Pflege der Kunst macken sich verschiedene Vereine verdient. Planen besitzt mehrere Postanstalten und 4 Bahnhöfe, die Straßenbahn verbindet in 4 Linie» die einzelnen Stadtteile. An der Friedrirb-Aiigust-Briicke steht die neuerbante Handels kammer, an der Gottschaldstrasse—Windmüblenstraße die Neichsbank. Schöne neuzeitliche Einkehrstätten laden nach dem Rundgange zu erquickender Rast ein. Dass die grossen Geschäftshäuser der hiesigen Hauptindnstrie der Stadt ein typisches Gepräge ver leihen, ist wohl selbstverständlich, lieber die Industrie selbst er schöpfende Auskunft zu gebe», dürste mir für einen späteren Brief Vorbehalten bleiben. Im Name» des Presseansschuises begrüße ich Sie und bitte Sie, recht für den 6, Sächsischen Katholikentag zu werben. (Tie Anmeldungen von Vertrauensleuten dürsten noch zahlreicher ein gehend Mit ausgezeichneter Hochachtung Ernst Wels. 0 Freiberg, 24. Mai. (Schenssliches Verbrechen.) Ein scheußliches Verbrechen wurde am Mittwoch in den Vormittags stunden hier begangen. Der erwerbslose Bauarbeiter Seerig, der erst vor einigen Tagen aus dem Gefängnis entlassen wurde, suchte sich seines erst acht Tage alten Kindes durch Ertränken im unteren Kreuzteich zu entledigen. S. hatte das Kind im Steckbettchen an sich genommen, hat sich damit an den Teich begeben und das Kind dort neben dem Schwanenschlößchen vom Meißnerring aus in den Teich geschleudert. S. hat nach vollbrachter Tat die Flucht ergriffen, wurde jedoch von Strasscnpassanten verfolgt und in der Nähe der Goldenen Krone festgehaltcn und dem Gefängnis zugeführt, S, mar geständig und zeigte keinerlei Reue. Das Kind wurde unmittelbar nach der Tat aus dem Wasser herausgezogen und gerettet. Es be findet sich wohlauf, 8«Dl I NI III« r I'orusprooksr 1408 "» «simksllloi'- «Ni! üilsllvÄgi'sn. Sli'lirllqsi'Nk . Die Kronbraul Erstaufführung im Dresdner Schauspielhaus. Strindbcrg hat lange gebraucht, ehe man ihn verstanden hat. Heute wird es kaum ein Theater geben, das ihn nicht mit Liebe spielt. Heute weiß auch jeder Zuschauer, welche Beweg gründe sein« Zynismen und sein radikaler Kampf gegen alles Kultnrbcständige hatten. Freilich braucht man ihn darum nicht zu lieben, und es wäre auch ungesund, Strindberg als einen Evan gelisten zu betrachte». Ich sage, heute versteht man ihn. Sein Märchcnspicl „Tie Krvnbraut" verstand man aber gestern abend nicht. Man verwirrt, geängsügt n»d in der Stimmung eines schrecklichen Nachstückes. Der Grund ist klar: fünf Akte hindurch erblickt der unvorbereitete Zuschauer den Kern nicht, im sechsten wiro er angedeutct, als man von Gnade und Befreiung ver nimmt, Aber dann steht man der Sache fremd gegenüber. Es sind andere Mensche», Themen und Pflichte», als die uns geläufigen. Der nordische Mensch mit seinem durch das ungleich grössere Vorherrsche» des Meereselements beeinflussten Seelen leben wird uns Deutsche» immer fremd bleiben, erst recht dann, wenn der Dichter symbolisiert. Zwei Geschlechter befehden sich. Die von der Mühle, die reichen und stolzen, nähre» eines Prozesses wegen den tödlichsten -Hass gegen die von der Alm, die ärmeren und einfachere» Men schen. Die Kinder aber lieben sich, Mats, der Müller und Kexsti von der Senn'. „Sie könne» zusammen nicht kommen..." Das uralte Motiv, Und leben doch wider alles Verbot heimlich miteinander, Kersti hat einem Kindchen das Lebe» geschenkt, als plötzlich Licht in das Liebcsgeheiinnis kommt. Die Mühle will nachgeben. Dieses freudige Geschehen ist für die Märchenkinder das Vcrhägnis. Voraussetzung für den Bund ist die Brant- krone, das Zeichen der Jungfräulichkeit. Mit Trug soll sie er worben werden. Die Hebamme, eine entsetzliche Spukgestalt verbirgt das Kind. Alles Folgende baut sich zum qualvollen Nachtstück auf. Am Polterabend schon geht das Mühlrad rück wärts. Die teuflische Hebamme mit dem Kinde erscheint, der Wassermann fleht Erlösung, die Schwester mit dem bösen Bück »reibt Kersti zur Verzweiflung, sie gesteht Kindesmord, entweiht die Kirche, die im Meere versinkt, und findet schliesslich Guave durch schwere Busse und Strafe. Die wieder entzweiten Ge schlechter finde» endlich, als Kersti gesühnt hat und gestorben ist, den Frieden und die Kirche steigt aus dem Meere aufs Neue empor. Angeregt war Strindberg durch ein persönliches Erlebnis, zn diesem Stoff, für den der Abgeklärte das Gewand oes Märchens wählte und durch de» er wohl selbst zu sühnen beabsichtigte. Es sind Stellen von hoher Schönheit darin, aber die Bühne realisiert alles dichterische Empfinden und deshalb wird die Kronbraut ihre Poetischen Reize nur als Lesedrama entfalten können. Damit soll dem verdienstvollen Regisseur Kiesau für die von ihm erzielte „glänzende Fehlwirkung" kein Vorwurf gemacht werden.' Für ihn war auch ein anderer Weg nicht gangbar, etwa der der strengen Stilisierung. Es bleibt eine mit dem grössten szeni schen Apparat unserer Mnsterbühne und mit enormer Ausopfernng! der Darstellung erreichte Stimmungsgewalt, die als solche eben glänzend war. Dennoch war sie fehl am Platz. Naturgemäß, musste sich diese Stimmung auf die Gemüter der Zuschauer legen und gänzlich nebensächlichen Spuk in de» Vordergrund rücken. Und das noch dazu in einem Stück, dem man aktelang ohne Verständnis gegenübersteht... Tie blonde Kersti der Schaffer gab am ehesten daS Märchen. Sic erfasste sehr zart die Symbolik der Handlung!.' Kleinoschegg war dagegen realistischer. Meyer als Amt mann hatte eine besonders günstige Rolle, die seinem Wesen voll auf liegt. Tie Calbach traf den Charakter der Mutter mehr im Sinne des Märchens, denn als hassende Feindin. Die tvilo« Hebamme gab Ponto mit grausiger Beweglichkeit und Lott4 Cruit us w« der inkarnierte böse Blick. Meyerolbers leben sang sehr stimmungsvoll de» Wassermann. Mahn!« und Brandt zeichne» für die großartige» bühnentechnischen Wirkungen. Zck,
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