Volltext Seite (XML)
»kr S» IS. Iahrg. Kmnrrstag, v«u 24. April >i»iv aveuvs »„,«7-X «u Mul», «»uaae v»eo«l»tch»t» «,«,«»« o nrruliadrittz ».88 Sn MttBhrn unv aan- Deutschland lrel Haus U,— A tn Ortlerrelch 8.80 li. »tn»»l - stummer 18 I. küch^ch^ Voll»» an allen Sächsische Uolkszeitima Geschäftsstelle und Redaktion: Dresden-A. 1«, Holdeinstrah« 4« Fernsprecher 21368 Postscheckkonto Leipzig Nr. I47S? Anzeigen > I Annahme vonGelch>iilea>,zeigen ins lOlihr, von Famili anzeigen bis l l Uhr der«. ! Preis ilirdiePenl Spallzelle 18 Z.tmRekla- meteil , Familien-Anzeige» 88 z ! Alir undeutlich geichrlebene. iowle durch 8«rn- iprecher aiiigegebeiie Anzelgen lünnen n>» hi« Leiuiiiwunlichleil flir die ilichligkclt des Testet nicht iideriiehiiieii. Lprechsiuiide der Redaltion: II- I« Uhr Vormillage. ^ ^ Einzige Kacholtsche Tageszeitung tu Stichfest. Organ der ZentrwnspuE ' Nttzgabe ^ mtt illustrierter Unterhaltungsbeilage und rellg. Wochenbetla-e FewmKeubo Ausgabe 8 nur «it der Wochenbeilag^ Kulturkampf. >D> Er drohr uns nicht nur, wir stehen mitten darin. Ja, er hat so ganz nie aufgehört, das Jesnitengesetz siel erst während des Krieges. Wir in Sachsen haben den stän Sigcn Komps nin die volle Freiheit unserer religiösen Be tätigung stets zu fuhren gehabt und ivaren nur auf die moralische Unterstützung unserer Glaubensbrüder im Reiche angewiesen. Ter Umsturz unserer Staatsordnung verkündete Zwar die ungehemmte politische Freiheit, aber auch sie ist schon zur Freiheit innerhalb des Erfurter Programms gesunken und wird, wcnis die Tinge sich so weiter entwickeln wie bis her, ins geLäde Gegenteil, in die „Diktatur des Proleta riats" sich verkehren. Während so die Politische Freiheit als Aushängeschild benutzt wurde, ging man sofort »nd mit frei mütigster Offenheit an die Unterbindung der kul turell« nF re i h ei t. Freilich, hier hat man aus der Geschichte geiernt, man macht nicht die Dununheit, dem gläu bigen VolMeste die Kirchtüren zu verrammeln »nd Priester durch Gefängnisstrafen zu Märtyrern zu machen, sondern man beginnt mit dein Kampfe gegen die christliche Schule, weil erstens das Volk die einschneidenden Maßnahmen nicht sogleich erkennt und würdigt — zum mindesten hofft man dies — zweitens aber die Unterbindung des religiösen Einflusses auf die Schule ein ebenso gutes und noch größe ren Erfolg versprechendes Kampfmittel gegen die christlichen Kirck-en ist, wie die Schließung der Gotteshäuser. Tie Jugend wird cntchristlicht und damit wird der Gemeinde der Nachwuchs entzogen und so soll sie langsam anssterben. Der heutige Kulturkampf unterscheidet sich aber noch in einer anderen Hinsicht von dem der 70 er Jahre, er gehr mich gegen die evangelische Kirche und das will uns schei nen, macht ihn bei weitem gefährlicher, ganz besonders für uns in Sachsen. Ganz abgesehen van allem Politischen, ist es für uns schon ans christlichen und kulturellen Gesichts punkten von allergrößter Wichtigkeit, daß eine starke posi tive protestantische Kirche existiert. Es ist aber eine un leugbare Tatsache, daß schon seit Dezennien dieser positive Vrotestnütisinns mehr und mehr aus der evangelischen Kirche hinausgedrängt wird und einer sogenannten libera len Richtung Platz machen mußte. Mit dem Sturze der tzshenzollern und Wilhelms li. ging dem positiven Pro testantismus sein stärkstes Bollwerk verloren. Die Gründe, die dazu führten, können wir an dieser Stelle nicht erörtern. Den Kampf, den die sogenannte „protestantische" Lehrerschaft in ihrer überwiegenden Mehr heit in Sachsen gegen den Religionsunterricht führt, müssen wir also als i.y erster Linie gegen die protestantische Kirche gerichtet betrachten. Das bedrohliche und bedauerliche ist nun, daß von dieser in erster Linie angegriffenen Seite nichts geschieht lind vorläufig geschehen kann, so lange sich nicht innerhalb des Protestantismus eine reinliche Schei dung vollzogen hat. Wir müssen uns also sagen, daß wir vorläufig ganz allein stehen und daß wir unsere Reihen io fest wie möglich z u s a m m e n s ch I i e ß en müssen und geschlossen einem Ziele znstreben. Dieses Zick ist die Errichtung der Einheitsvolksschule auf konfessionellem Boden mit dem Religionsunterricht als Pflichtfach. Iß» dem überaus schlveren Kampfe, in dem wir uns be finden, ist es von allergrößtem Werte, die Geschichte des Kulturkampfes der 70er Jahre zu studie ren und die Fehler, die auch damals auf katholischer Seite gemacht wurden, ans Tageslicht zu ziehen, damit wir nicht wieder in dieselben Fehler verfallen. Dis Katholiken der damaligen Zeit waren nicht immer so geschlossen und einig, wie es uns heute erscheinen mag, und die energischen und zielbewußten Männer, die den .Kampf führten, mußten oft mals in ihren eigenen Reihen große Widerstände über winden. ehe sie ihre ganze Kraft dem Feinde entgegensetzen konnten. Hören wir, was die „Schlesische Volkszeitnng" in ihrer Jubilänmsnuminer über die damaligen Verhält nisse schreibt. Nach einer Schilderung der Kninpflage fin den wir folgende Sätze: »Es fanden sich auch damals einige Schwächlinge, die aus Liebedienerei gegen die Behörden sich diesen zur Verfügung stellten, der sogenannte Staats- katholrziSmus trieb, wenn auch nur kurze Zeit, seine wenig angenehmen Blüten." An anderer Stell« heißt es. daß der Schriftleiter wegen seiner vermittelnden Haltung im Kampfe je länger «desto mehr auf Widerspruch im katholischen Volke stieß und der Abonnentenstand der Zeitung sich in überraschender Weise verminderte. Als man nnst eine entschiedenere und schärfere Haltung cin'st'ktch,-> ivar der Einfluß der sogenannten Staats- katk^men am > Bischofssitze so stark, daß „die Schle sische BclkSzritung" cs erleben mußte, daß der Fürst- biichof Foerster am 2.">. Inn! 1^72 bei einer Gelegenheit ee tlärte. daß sie weder ein amtIick)eS noch ein halbamtlichem Blatt des Fürstbischofs sei, weder in einem Schutz-, noch in einem Abhängigkeitsverhältnis z» ihm stehe". Also nur anderen Worten, der Fürstbischof ließ, anstatt die Zeitung in ihrer tapferen Haltung gegenüber den staatlichen Maß nahinen zu stützen, sie fallen. ES nützte ihm nichts, er ent ging spater nur mit knapper Not und nur durch Hilft des Grafen Ballestrem durch die Flucht nach Oesterreich dem Gefängnis. Ein Jahr später, im Juni 1878, hat dann Fürstbischof Foerster seine .Haltung allerdings durch eine namlwfte Spende, die dem Blatte eine eigene Drucke: ei ermöglichte, wieder gut gemacht. Diese kurze Episode soll uns eine gute Lehre sein. ES hat keinen Zweck zu verheimlichen, daß selbst in Sa.h,-.'ii nicht alle Katholiken ewig sind, daß beute wie damals es eine Reihe Katlwlften gibt, die ein scliarfes und festes A> s- tretcn gegen die knlturkämpferischen Absichten der Regie rung vermieden reisten wollen, die einem Konflikt nach allen Seiten: aus dein Wege gehen wollen. Auch heute gibt cs unter den Katholiken Sachsens sog'enannte „Staats- katho'ikcn", natürlich in anderer Form wie in den 70cr Jahren. Fern von uns sei es. zu behaupten, daß nicht auch sie nach bestem Wissen und Gewissen handeln. Sie glauben eben aus dem Wege der Verbandlung mehr oder wenigstens dasselbe eneichen zu können, wie durch einen Kamps, der allerdings Gefahren für das Staatsleben in sich birgt, an denen wir aber nicht die Schuld tragen. Wir stehen jedoch auf dem entgegengesetzten Standpunkte. Wir sprechen den jetzigen Machthabern jegliche bona kicko-i in dein heutigen Kulturkämpfe ab. Verhandlungen können aber nur gepflogen werden, wenn entweder beide Teile guten Willens sind, den Konflikt ans friedlichem Wege zu lösen und ein für beide Teile befriedigendes Ergebnis z» erzielen, oder nach voransgegangeiiem Kampfe der ein: Partner die Möglichkeit des Erfolges als nickst erreichbar erkennt. Wir stehen ans dem Standpunkte, daß wir mir durch einen Kampf mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln die kulturelle Freiheit erringen und erhalten können, daß nur durch unbeugsamen Willen zum Siege die konfessio nelle Sckpile bestehen bleibt. Dieser Sieg kann aber nur errungen werden wenn das katholische Volk geführt wird von Männern, die einig sind mit ihm in unbeugsamer Energie und mutig ihren katholischen Standpunkt in der Oefsentlichkeit vertreten. Wenn unter Hintansetzung jeglicher persönlicher In teressen lind Ansichten, jede Bewegung, jeder Verein, der sich katholisch nennt, als Hilfe freudig begrüßt und in An spruch genommen wird. Wenn Geistlichkeit und Laien sich einmütig in der Kampffront zusammenfinden, sich gegenseitig stützen und sich den Rücken decken. Wenn alle in den Schützengraben gehen und niemand sich in der Etappe hält. Wir stehen auf dein Standpunkte, daß derjenige, der sich in dieser Bewegung auch nur „neutral" verhält, uns in den Rücken fällt, daß die Katholiken, die sogar für die Siinultanschnle eintreken, unsere gefährlichsten Feinde sind. Nur dann, wenn das gesamte katholische Volk sich ein- mütig und rückhaltlos zum Kampfwillen bekennt und wenn seine Führer rückhaltlos an erster Stelle sechsten, nur dann bat es Aussicht, mit Erfolg den Fehdehandschuh aufzn- nehmen. Ueberlege sich jeder das genau, stampf bringt Gefahr und Wunden. Aussichtslos aber ist der Kampf, lvenn nur einige wenige ihre Kräfte anfreiben und schon durch die lieber- Windung der Widerstände im eigenen Lager ermattet sind, ehe sie dazu kommen, sich mit dem Gegner zu niesten. Eine unnütze Kraftverschwendung bedeutete dies in einer Zeit, die auf allen Gebieten die Rationierung der Kräfte erfordert. Ueberlege dir es wohl, katholisches Volk Sachsens, welchcn Weg du geben willst, beratschlage mit deinen Füh rern und komme endgültig ;n einem Entschlüsse. So oder so mußt du die Entscheidung fällen. Möge die hohe Aufgabe, die dir gestellt ist, kein kleines Geschlecht finden! I>. v. sV. » » (Es ist kein Zweifel: Es geht jetzt ums Ganze! Daher ersuchen wir die Gemeinden, Vereine und die Einzelkathe- liken, zu diesen Ausführungen Stellung zu nehmen und davon uns Kenntnis zu geben. (Redaktion der „Sächsischen Volkszeitnng".) Das hohe Ziel t>er konfessionellen Schule. Aus dem Hirtenbriefe der Erzbischöfe und Bisckstisk Deutsch lands am Feste AlErheiligkn 1017. „. . . Was aber die Edclsrucht der Ehe, die K»«ber betrifft, sa ergeht in heutiger Zeit mit besonderer Betvnntzg n» alle Ehristgesinnten, in erster Linie an die Eltern, b»p ernste Wort des Heilandes: Es ist der Will« eures Paters im Himmel, das, nicht eins von diesen .Kleinen verlsreu gehe. lMatth. l8, l l.) Ten Eltern in erster Linie gilt, dieses Wort. Denn der Sinnt hat weder das erste awch alleinige Rechr ans die Kinder. Das erste Recht habe« d»« Elter». Ti« Kirche nber, der ihr göttlicher Stifter vs-rMtzs- weise die Sarge für das TccEnheil der Kinder ins Herz gelegt hat, mnsi mit ihm verlangen: Lastet die Kindkij» zu mir kommen, und wehret cs ihnen nicht, denn solcher ist das Himmelreich. (Matth. 10, 1t.) Sache der Eltern und der Kirche ist cs, snr religiöse Unterweisung und Erziehvng der Kinder zu sorgen. Tiefes natürliche Recht der Eltern und göttliche Reckt der Kirchc muß unangetastet blestm'V nr den Schllleinrickstungen, die der Staat ins Leben ruft. Katholische Schulen für katholische Kinder — das ist daher der Grundsatz, an dem wir unbedingt sest- halten müssen. Für euch alle, geliebte Tiözesanere, ist eS cine heilige Gewissenevilicht, für das hohe Ziel der kvn, sessivn eilen Volksschule mannhaft einzutretra» damit es erhalten bleibt, wo cs besteht, erreicht wird, wv es nicht besteht. Es ist nötig, dafür cin.zntretcn, den« der Gegner sind gnr viele. Schon seit langem, und sogar wäh rend des Krieges arbeiten sie an der völligen AnssäKestung sEr Religion und Kirchc ans der Schule. Neuerdings macht« sie mit dem Scklngworte: „Nationale Einheits - sch» le" Stuiiiiiiiiig snr die Beseitigung der konfessionellen Volksschule. Das nächste Zie Üst die paritätische oder St- iiiilltanschillr, in der Kinder verschiedener Bekenntnisse ge meinsam unterrichtet werden. Von da ist es nur ein Schritt zur glaubens und rcligivnsseindlichcii Schule. Dir Ge schichte des Schulwesens nndcrer Länder liefert erneu trau rigen Mwers für dir unheilvolle Entwicklung, sie zeigt aber auch, welches Elend eine gottlose Schule über ei« Volk drin gen kann. Nnterstütft daher, geliebte Diözeianen, die Bemühungen eurer Bischöfe um die Erhaltung der konfessionellen Botts- schule. Durch die Zeitvcrhiiltnisse sind ans «ns und aus ruch cine ungeheure Verantwortung gclegt gegenüber Gott, der Kirche und der menschlichen Gesellschaft. Mögen alle, ganz besonders die, welilze im öffentlichen Leben sEhen, oder die sich berufsmäßig mit Schul- und Erziehungssragen z« de fassen haben, die Schwere biestr Gewifsenspslicht erktKnev »nd mit ulibengsamem Mut für die konfessionelle C-chnle eintreken!" An der Pforte des Friedens, Von unserem Berliner Vertreter. Vor den schicksalsschweren Tagen und Stunden, eenen wir entgegengehen, versinken unsere gegenwärtigen sniftrrn, Nöte und Bedrängnisse in ein Nichts! Die Größe deck Augenblickes, seine geschichtüäze Bedeutung und seine das Schicksal unseres Volkes und jedes Einzelnen bei uns für Jahre und Jahrzehnte hinaus bestimmende Machn »rüsten in den Herzen und Hirnen unserer Volksgenossen mit stärk- ster Resonnanz sich geltend machen. Was sind alle Bedräng nisse lind (Gefahren der Stunde gegenüber dem. was ans tn Paris erwartet? Das diplomatische Geplänkel, das sich in diesen T>rgsn vollzog, ivar keine erfreuliche oder gar verheißungsloolle Einleitung. Wenn auch fürs erste die Anssickch abgewendet erscheint, daß uns lediglich ein Diktat auferlegt werden soll, so herrscht doch keineswegs Klarheit darüber, was un sere Gegner unter „traiter". also unter „verhandeln" ver stehen. Nach den französisclzen Pressekoinmentarei^ würde man uns das „Unterzeichnen" noch giftigst erlauben. Es ist aber selbstverständlich, daß wir daraus bestelwn müssen, zu all den Punkten, zu deren Beratung die Miierten fünf volle Monate gebrauchten, unsere Auffassungen äußern und geltend machen können. Wie dem aber auch sei: wir müssen auf alle Mög lichkeiten borbereitet und gerüstet sein. Es geht jetzt nin unser ganzes Sein, um Gegenlvark und Zukunft. Die ersten Maitage deS Jahres 1910 werden an die seelische Festigkeit des deutschen Volkes Ungeheuerliche Anforderungen stellen. Welchen Erschütterungen wir in dieser Hinsicht unterworfen werden, können wir ja nnchge- rade an alledem ermessen, was wir seit den Wafseniftill- standsverhandliingen, die ja auch nur einseitiges Diktat ..lyD-ch.-