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Sächsische Volkszeitung : 07.04.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192004072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-04
- Tag 1920-04-07
-
Monat
1920-04
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.04.1920
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-ittwoch den 7. April ISA» Die deutsche Protestnote Berlin, 6. April. Der deutsche Geschäftsträger in Paris ist aN- gewiesen worden, der französischen Regierung folgende Note p» werbringen: Durch die Note vom K. d. M. hat die französische Regierung ,reiner Regierung milteilen lassen, daß der kommandierende General >er Nheinarmee Befehl erhalten hat, sofort die Städte Frankfurt. Homburg, Hanau und Dieburg zu besetzen, weil dem französischen verlangen der Zurückziehung der unberechtigt in die neutrale Zone ein- narsciiierlen deutschen Wehrkräfte nicht entsprochen worden sei. Di« ranzösische Regierung hat hinzngesügt, daß die Besetzung ihr Ende cv» eicht Huben werde, sobald die deutschen Truppen di« neutrale Zone wlljländig geräumt hätten. Noch bevor die Note übergeben rar, ist die Besetzung der bezeichnet«» Städte tat sächlich erfolgt. Wenn trotzdem kein Blut vergossen worden ist, io ist dies der deutschen Regierung zu verdanken, die zur Vermeidung roch schweren Unglücks den Befehl gab, dem Vormarsch keinen Wider stand zu leisten. Die deutsche Regierung muh aber gegen daS Vor zehen der französischen Armee im Namen des Rechtes, der Vernunft z»d der Menschlichkeit schärfste Verwahrung einlegen. Sie will nichi mit der französischen Regierung darüber rechten, ob eine Verletzung des Wortlautes der Artikel 42 bis 44 des Fricdens- oertrages und seiner ergänzenden Abmachungen überhaupt vorliegt. Ss kann unmöglich Absicht des Vertrages von Versailles gewesen sein. Deutschland zu verhindern, in einem Teile seines Gebietes die Ord nung, die durch Räuber- und Mördcrbauden aus daS schlimmste gestört worden ist. so rasch wie möglich wieder herzustellen. Eine solche Aktion ist auch, wenn sie wegen des Umsanges der Bewegung unter Zuhilfe nahme militärischer Kräfte ausgesührt werden muh. nichts anderes als eine polizeiliche Maßnahme. Die Bewegung im Ruhrgebiet, deren Gefahr leider auch heute noch im Auslande und insbesondere ln Frankreich nicht klar erkannt wird, hätte, wenn ihr nicht so rasch ent- gegengetreten worden wäre, den Bestand der Republik innerpolitisch wie ws-lschgsNich erneut aus das schwerste erschüttert. Wenn bei der französischen Regierung die Meinung zn herrschen schein!, daß eine der artige Akt'on im Rnbraebiet überhaupt überflüssig aeweken sei, so darf demgegenüber die Frage aufgeworfen werden, aus welchen Gründen die deutsche Regierung sich zu einer solchen Altion entschlossen haben sollte wenn sie sich nicht in der bittersten Notlage gekühlt hätte. Letzte» lindes trägr sie allein ^e Verantwortung für das Leben und die Mossls'^ft ihr» Volksgenossen und sie muh für sich in Anspruch nehmen deh sie di" Verbältniss? in ihrem eigenen Lande klarer beur teilen kann, als irgendwelche fremden Organe, die sich vielleicht durch unrichtige oder unvollständige Anformationen eine abweichend- Mei nung gelildet baben. Sie hätte unverantwortlich ge handelt, wenn sie länger zu gewartet hätte in der optimistischen Hoffnung. daß die Ansrnhrbeweomig im Rnhrgebiet auch oöu "-kt «grkkche Einw'-kimg ihr Ende kind-n würde. Dü Ereignisse haben ihr bisher recht gegeben. N.'berall dort, wo die Truppen hingekommen sind ist die Bewegung rasch zusammcn- gebrochen, wo aber in den Unruhegcbieten die Truppen bisher nicht hingekommen sind flackert die Flamme des Aufruhrs noch fort Ins besondere ist auch abgesehen von dem Elberfltder Hagener Bezirke, eine irgendwie nennenswerte Nkliefening von Waffen nur in den Orten zu bemerken die in den Bereich der Truppen gekommen sind. Die Befürchtungen die von Verbandsieike geäußert worden sind daß gerade das Eivrücken von Truppen die Unrussen verstärken und zur Vernichtung wichtiger gewerblicher Anlagen führen würde, haben sich bisher nicht bestätigt. Die deutsche Regierung hat nicht anders han deln könn » als sie getan hat. Der Gedanke daß die Entsendung von Truppen in das Aus- ftandsgebiet irgendwie eine Bedrohung von Frankreich in sich schließen lönne. ist so absurd daß er einer Widerlegung nicht bedarf. Dem Weltfrieden nh-r wird durch nichts bester gedient, als wenn ieder Staat innerbolb keiner Grenzen geordnete Zustande anseechterhält. Ander seits dort hiernach mit vollster llebcsizeiiguna der Standvunlt vertreten werden, daß eine vorsätzliche Verletzung des Friedensvertrages, die wne Verantwortlichkeit der deutschen Regierung im Sinne des Ver trages begründen könnte, überbanp« nicht vorliegt. Selbst wenn aber eine solche Verletzung beaanaen wäre, so würde dadurch der von der französischen R-aiernna set-t »-rgenommene militärische Ge waltakt noch nicht ge, ck't fertigt. Als sich die alliierten und assoziierten Regierungen i» dem Entwurf eines Protokolles über die angeblichen Verletzungen des Waffenstillstandes auch für die Zeit nach dem Inkrafttreten des Friedensvertrages alle militärischen und anderen Zwangsmaßnahmen Vorbehalten wollten, hab-n die deutschen Unterhändler daran? hinaewiesen, daß ein derartiger Vorbebalt mit dem Friedenszustand nicht vereinbar wäre. Die alliierten und assoziierten Regierungen haben daraufhin in ihrer Note vom 8. De zember vorigen Jahres anerkannt, daß sich vom Eintreten de§ Frie- densrnstandes an di- Folgen einer etwaigen Nichterfüllung vertraglicher Verpflichtungen nur nach den allgemeinen Bestimmungen des Frie densvertrages. sowie nach Ken vom Völkerrecht anerkannten gewöhn- lich-n Versahrensarten bestimmen sollten. Damit steht da 8 jetzige Vorgehen der französischen Regierung im schroff st en Widerspruch De> 's iedensvertrag siebt an keiner Stelle daS Recht einer Signatarmach! v - die Nichterfüllung einer ver traglichen Verpflichtung seitens Deutschlands ohne weiteres mit dem militärischen Emmarich in deutsches Gebiet zu beantworten. Uebcr- dies hat sich aber die französische Regierung über die grundlegenden Bestimmungen der Völserbnndakte hinwegaesetzt, die einen integrieren den Bestandteil des Friedensvertrages bftden. Wenn die französische Regierung das deutsche Vorgehen tatsächlich als den Versuch einer Störung des Weltfriedens ankehcn zu können glaubt, so hätte dies ge mäß dem Völkerlnindstatnt als eine Angelegenheit des ganzen Bundes angesehen werden müssen Die Lösung einer derartigen Sircitsrage „Das erste Ehejahr" Roman von Ruth Goetz (21. Fortsetzung.) .. „Nicht nur . . . sondern auch. Also, waS war los? Habt ihr auch Damen in eurem Kreise gesehen?" fragte sie weiter. „Zuerst nichi," berichtete er, doch stieg eine Röte in seine Wan gen, als hal« er seiner Frau etwas verheimlicht und als sei sie es, die ihn ertappe. „So. also auch Damen, und wer waren diese Schönen?" „Ach, Renate, wie du fragsll Wer sollte es wohl gewesen sein als die Hausfran!" Rach einigen Zögern: „Und . . „Na, und?" „Die Nichte, die Virtuos!» .... Renate, sie hat gespielt, wunderbar." „So, sie hat euch etwas vorgespieltl Nun, was war es?" Otto zuckte die Schultern und stand auf. „Ich muß fort. eS ist spät." sagte er. Wie seine Fra» ihn noch immer fragend ansah, brach es wie eine flammende Begeisterung ans seinen Zügen. „Ich habe leine Ahnung, was sie gespielt hat, aber eine Leistung, ein Feuer; du, ich habe in meinem Leben noch keine derartige Pianistin gehört — es war hinreißend." Renate lächelte ein wenig spöttisch bei seinen Worten. „Ist die Nichte hübsch?" fragte sie weiter, während ihre Stimme sich belegte. „Sie ist mehr als hübsch, sie ist entzückend, ein ganz wunder bares Mädchen." Renate faltete die Hände und blickte still vor sich nieder Dassels« Wort hatte er ihr gegenüber einst angewandt. Ein beschämendes Gefühl kroch an ihr empor. > „Himmel," Otto schlug sich an die Stirn, „beinahe hätle ich es vergessen. Na, das wäre ja schön gewesen. Renate, d» sollst heute nachmittag zu Frau Weinhold zum Kaffee kommen, da wirft du Malwe ja auch bald kennen lernen." „Malme?" Ein Unterton von erwachter Eifersucht, ihr selbst unsaßlich und «»begreiflich, zitterte durch ihre Frage. „Wer ist Malwe?" zwischen einem «kitgliei», und «ine« Nichttnstglied« de» Bundes würde nicht ohne »eite«« mit Gewalt, sondern pmächft nur t« internationa le» Schlichtungsverfahren versucht werde«. Zunächst muß dl« deutsche Regierung mit besonderem Nachdruck darauf Hinweisen, daß die von der französischen Regierung ergriffnen Zwangsmaßnahmen notwendigerweise di« schwersten Folgen in politischer und wirtschaftlicher Bez/iehung haben werden. Zwar berechtigt, wie bereits in der Note vom 4. d. M. mitgeteilt worden ist, der bisherige Verlauf zu der Hoffnung, daß di« über das bisher zugelassene Maß in di« neutrale Zone emgerückten Truppen innerhalb weniger Tage wieder zurückgezogen werden können. Damit würde nach der Erklärung der französischen Regierung die jetzt vorgenommene Neubesetzung ohne weitere» ihr Ende erreichen. Ihre Folgen wären aber damit nicht beseitigt. ES ist für jede Regierung ln Deutschland unmöglich, in dem von Unglück und tiefen Erschütterungen immer wieder betroffenen Lande Ruhe und Ordnung herzustellen und aufrechtzuerhalten, wenn sie auf Schritt und Tritt bei ihren bisherigen Feinden einem ungerechtfertigten Argwohn begegnet und immer erneuten Drangsalen ausgesetzt bleibt und wenn das deutsche Wirtschaftsleben Störungen, wie sie die Besetzung politisch und wirtschaftlich so wichtiger Häuptplätze mit sich bringt, ausgesetzt wird. Die deutsche Regierung hatte es begrüßt, oaß auch die fran zösische Regierung gerade in letzter Zelt zur Anbakiuina einer Ver ständigung auf wirtschaftlichem Geliete bereit zu sein schien. Wie können solche für den Wiederaufbau Europas wichtige Gedanke» in die Tat nmgeseht werden, wenn gleichzeitig die französische Armee in Deutschland einmnrschiert und dadurch tiefste Erregung und Erbitte rung In das deutsckie Volk hineinträgt? WaS dem deutschen Volke vor allem nottut. ist Ruhe. Nur dann kann eS die Arbeitsleistung soweit heben, daß das Volk leben und die schweren Verpflichtungen deS Frie densvertrages erfüllen kann. Der Einmarsch in Frankfurt von unserem Berliner Mitarbeiter Die „Zwangsmaßnahme", die Frankreich »bne die Zustimmung der übrigen Alliierten in Gestalt der HinauSschiebnna der Besetzung?« zon? am Mainzer Briickenkovs »m zwanzig Kilometer und damit durch die Besitzung von Frankfurt, Darmstadt. Hanau und Dieburg Neranlaßte, hat nicht die geringste tatsächliche noch moralische Berechtigung. Wir können in diesim Schritt nichts anderes als das Nachoeben gegenüber einer von wahnsinnigem Haß gegen Deutschland erstillien Richtung in Frankreich erblicken. Aber weit wichtiger ak« diesis StimmungSmament ist doch das pan, klar und nüchtern immer ickärsir herbsrtretende eigentliche Ziel der Franzosen: Unter dem Vorwand, selber Ordnung schallen zn wolle», leichten Kanks deutsche Gebiete militärisch sich zu unterstellen- Frankreich weiß aanz gut, daß die deutlcksin Maßnahmen im Rubrgebiet im Grunde gar nichts anderes bezwecken, als Deutschland die Möglichkeit zur Erftüllima des FriedenSvertrap-S zu sichern. ES dark daran erinnert werden, daß die französische Regierung silbst eS war, die vor kurzem auk die nach ihrer Meinung gerinacn Kohlen- kiesirunaen hinwieS und in ernsten Worien an« der TaUa-he der verringerten Kahsinkiesirnnaen eine Versitzung des FriedenSvertrapeS durch Dentichland konstrnsisite. Nun da eS st^ darum handelt, die Basis für die Erfüllung des Frieven«vertrcwe4 sichern und die bolsche wistischen Störungen im Rubraessiet, die vemmend auf dieKosslen- beiörderuna einwirken, zu beteiligen, da fallt un§ Fiankreich in den Rücken, indem es mit die wichtigsten deutschen Gebietsteile rechts des Rheins mit dem zentralen industriellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt Frankfurt a. M. besetzen läßt. Der jetzt von der Gewalt französischer Waffen beberrsck'te breite deutsche Gebietsstreifen soll als „Pfand" dafür dienen, daß Deutschland seine augenblicklich in einem Teil der neutralen Zone operierenden Truppenteile wieder zurückziesst. Frankreichs Ziel geht aber über den formalen Stand punkt hinaus, um vieles weiter. Es will selber das Recht, Ordnung im Russricvier zu schassen, siir sich in Anspruch ne nnen. Es will auf diese Weile das ennze Rnhrrevier mit seinen Kohlenfeldern unter keine militärische Botmäßigkeit zwingen und eS will alle Verfügungsgewalt im Ritt rgebiet an sich se'ver reißen. Anbei« kan» man da» ictzigc. völlig unberccht'ate Vorgehen der Französin nicht erlläicn Die Bebauvtling. daß gegen den Friedens- Vertrag gehandelt worden sei. ist leicht zu widerlegen. ES hätte glich für Frankreich keine Schwierigkeiten bieten können, sich von dem Irrtum der ihm über die Stärke der im Rnbrrevier verwendeten deutschen Truppen gewordenen Ziffern zu vergewissern Wir dürfe» bi« zum 10 April 20000 Mann dort verwenden. Diele Ziffer ist noch nicht erreicht- Abgescbcn davon wird e? nur noch einige Tage dauern, bis di- Russe i» Indnüc i-ee' iek tzer^estellt ist Frarttreich sind alle möglichen Garantien angeboien worden, die es aber ablehnte. Die Truppen sollen zwar aus Frankfurt wieder zurückgezogen werden, wenn auch die Reichswehrtruppen daS Ruhrgebiet verlassen haben, aber gerade dieser Umstand mit der notorischen Kricgsunsähigkeit Deutschlands zeigt uns. daß es sich hier um eine gefährliche kindische Rechlhaberei der Franzosen handelt, die von Zeit zu Zeit einen der artigen „Antrieb" nötig zu haben glauben, um ihr Volt ssinne zu halten. » » » Parks, «. April. Die Agentur HavaS meld.t a.- Rainz: Die französischen Truppen sind heule morgen 8 Ubr in Frank furt eingcriickt. Da sich in dieser Stadt nur SicherbeitSwehr befand, hatte die Operation nur den Charakter eine« mili'Srijchcn Einmarsches. Darmstadt wurde gleichfalls heute früh 8 Ubr von französischen Truppen beietzt. Die in dieser Stadt in Garni son liegenden ReichSwchrbataillone hatten die Stadt um Mitternacht Also empfiehl mich bestens den Damen ^ „Nun, eben die Nichte. »nd sei pünktlich. „Ich werde sehen; ich weiß nicht, ob ich gehe." Er kam noch einmal zurück an den Tisch, an dem die Frau saß. „Nein, du gehst, du gehst bestimmt." sagte er eindringlich. „Ich gehe? Das klingt ja wie ein Befehl." „Kind, mache mir nicht alles so schwer. Wir leben hier in der kleine» Stadt und müssen mit den Menschen zusammenhalten. Also tue mir den Gefallen, hörst du? Lade die Damen bald zu nnS ein. Wir müssen auch unseren Verpflichtungen Nachkommen." „Gut, schön," sie wußte wohl selbst nicht, was sie antwortete. Und als er nun fottslürmte, winkte sie ihm noch einmal mit der Hand nach, lis seine Gestalt draußen von den Blumen verborgen wurde. Langsam trat sie in das Haus zurück und setzte sich aus den Stuhl, der am Fenster stand. Blau war der Himmel, strahlend die Sonne, Leben und Frühlingspracht rings um sie her. Sie aber sah nichts mehr davon, ein schwerer, banger Druck legte sich aus ihr Herz, und eine jähe und heiße Sehnsucht erfaßte sie nach den stillen, fernen Tagen ihrer Mädckienzeit. nach der Mutter, nach Gerta, die aus Bres lau glückliche Zeilen schrieb. Doch gegen diese Stürme gab eS nur noch ein Mittel! Sic be gann zu arbeite», und alle Erinnerungen an ihre Pflichten waren er loschen in ihren Gedanken. Plötzlich erwachte sie zum Loben. Sie schob die Bogen schnell zur Seile, ordnete sie niit rascher und fast zärtlicher Hand und stiich dann, wie erwachend, über das Gesicht. Otto kam In einer Stunde nach Hause: sie aber hatte seine Ankunft nicht mit der Fürsorge ver gangener Tage bedacht. Sie öffnete die Tür zur Küche, ein lustiges Lied erscholl von den Livpen des Mädchens, daS mit den Töpfen her- umhantierte. „Candida!" rief die sunge Fra», und ging hinaus, stand bald am Herd, in dem ein Helles Feuer brannte. „Ich habe Ihnen ja noch gar nicht gesagt, waS Sie einholen sollen, und der Herr muß gleich kommen." Candida aber, mit ihrem tiefkraunen Haar, ihrem freundlichen Lachen, dem Kindergesicht, zeigt auf den Herd, auf dem zwei Töpfe, die einen feinen Dampf ausströmtcn: „Ich habe schon Kar- toffeln und Gemüse aufgesetzt," sagt? Ne sehr stolz, „nur Fleisch muß ich noch holen, aber eS wird nichts Gescheites mehr da sekn." Nr. 78, Teste 2 Arbeiten und nicht verzweifeln!*) Von Theodor Brauer (Köln). In diesen Tagen macht man ähnliche Beobachtungen wie zu der Zeti, als der Kriegsüberdruß sich bis zur Unerträglichkeit steigerte: Tie Menschen schütteln vor Angft und' Schrecken die Köpfe und fragen sich mit verzweifelter Mk..e: Wie lange soll das noch dauern? Uns Dem- sähen kann man ja in dieser Beziehung ein gerütteltes Maß Ungeduld und Kleinmütigkeit zugute halten; unsere Vorkriegsordnung machte ähnliche Zustände wie die heutigen völlig unmöglich. Alles, was irgendwie merkbar gegen die hergebrachte Ordnung verstieß, wurde mit Gewalt niedergeschlagen. Das ist vorbei und kehrt nicht zurück. Der Weltkrieg hat das Volksgeschick auf die Haltung der Massen ge stellt. Damit sind wir in daS Zeitalter der Massenbewegungen eingc- treten. Das bedeutet aber, aller geschichtlichen Erfahrung zufolge, mindestens für die erste Zeit die Herrschaft der Demagogen, und dies« Demagogen nützen die Achillesferse deS heutigen Staats- und VvllL-- lebenS ans, nämlich deren Abhängigkeit von einem feinnervigen Pro duktionsapparat. Dagegen kommt man mit Gewalt vielleicht vckrÄber- gehend, aber auf die Dauer nicht auf. WaS not tut. ist eine Umstellung der Erziehung unseres Volkes. Wir müssen mehr und mehr die Nervosität bekämpfen und ak- legen, die auf Schritt und Tritt nach der Hilfe des Staates Umschau hält. Die Demokratie — und sie soll ja doch wohl die Lebensform sein, in der wir uns zukünftig zu bewegen haben — tritt eben nicht in den ideellen Formen ins Leben, wie sie einem Toqueville oder, unter den Heutigen, einem Fr. W. Förster vor Augen stand und st-ht Wie sie uns setzt cntgegentritt. gleicht sie etwa dem zur Reife Heranwachsen den Jüngling ist ungeschlacht und nicht selten rüpelhaft wie er. Wie konnte cs, zumal hoi uns. in Deutschland and-rs lei», wo ganz? Ge schlechter von Menschen kaum etwas anderes geatmet liaben als Klassen- haßl Wer die heutigen Zustände beklagt, sollte selber Hand anlcgen zu ihrer Besserung. Arbeiten und nicht verzweifeln! Es sollten alle, die es gut mit dem Volke meinen, zusammenstehen und sich redlich be mühen. allmählich den Haß abzubanen und unvoreingenommen nach V-redel»ng der Demokratie z» streben. Das Besser- letzt sich auch da durch wenn nicht alles von oben erwartet, sondern wenn von unten aus neu gebaut wird. Diese Aufgabe gilt vor allem nnS Katholiken. Denken wir daran, daß es einer unserer größten Päpste gewesen ist, der den Weg zur christlichen Demokratie gezeigt bat Die sen Weg müssen wir entschlossen betreten. Dann kommt schon die Besserung, wenn wir uns nur abgewöhnen wollen, innerbalb 24 «der 48 Stunden radikale Aendernngen zu erwarten. Var allem unseren katholischen sozialen Vereinigunaen obliegt da eine Ausgabe sson größter Traaweite. Zurück zn unserer Eiaeuart, zu den von den St ftern geleaten Grundlagen! Nach der 1848er Revo lution stellte sieb die kaibolssche Seelsorge zur Ausgabe mit den neu »ulknmmenden Stande^gebilden lebendige Füsskiing zu bekommen. Sie wollte dieselben durchstrahlen und In dem Sinne ihrer hösseren Be stimmung verinnerlichen. Wie kübn und .modern" packt? ein K?t- teler die Dinge an! Oder ein Adolf Kolpingl Für sein Werk ganz besonders ist die Losung geradezu genial durchgesilhrtt Arbeit?» »ad nicht verzweifeln! In diesem Sinne widmen sich die Gesillenver- eine noch heute der Fachbildung stärken so das Verantw-"-«nnas- und Vsi'chtbewiißts'in und erziehen Bürger die auk sich silbst zu sieben wssen. In diesem Verein ergänzen sich inks glücklichste Resiaton und w?rcktätiges Leben. Hunderte »nd kft'rhnnderte von Gesellen nud M-isixrn führt« beispielsweise erst dieser Tage der Kölner Verein durch achttägige Standesererzi'ien hindurch. Da werden ..Depots" ollen geleat. au? denen wir iini-r WiMn be-vorhosin können, die. Wallen z»m Schutze der aesellickiastlicheu ^rdnuna. Was nüvi alle parlamentarische Kleinarbeit, wenn sie n.ichc einen Rückhalt findet an einer so von innen, von der S-fl? heraus geschulten und gestärkten Bürgerschaft? Sollten wir eS nicht -timik allgemein ans diesem Weae versuchen, aullatt uns immer wei'er ans-m-nd r».iredru d-n Neberk'bnß an T.m» perament an di? i-r'ksisch- Avtsig setzen anstatt an die aeaensi'icie Kritik? Wnllm wir ein? bessere Demokratie vor all?m eine Hehler gesübrte Demokratie, dann schallen wir g»r „ns ksiraus die Edes- wenichen in daren Itneigennütziakeit und kwchaesinntbeit dga Voll Ver trauen sitzt nud auk ö,,, s,sn letzr?» Env?s ttgsirer Instinkt doch ein mal kübrt hes der Suche nach den mabe»n Fübrern. Aus der „Köln. Vnlkszeitg." Nr. 284 vom 1 Avril. verlassen, um side? Zusammentreffen mit den französischen Trnvven -» vermeiden. D>e Reichswehr muß sich heute moraen 10 Kilometer östlich i-er Stabt befinden. Darmstadt, 6. April. E>ne kleine ftanzvsische Trupvenabteisuii- hat heute früh den Bahnbcss Darmstadt besetzt Der Stactt«. Präsident bat dagegen Einspruch erhoben. Regierung und Ober, biirgermeister erließen einen Ausruf, die Rübe >u bewahren. Die Französin sollen erklärt haben, sie würden die Behörden einstweilen ungehindert arbeiten lassen. Paris ß. April. Von seinem Londoner Berichterstatter läßt „Petit Parisien" melden, man erklärt aus dem Foreign Oisiee, daß die französische Regierung, bevor sie den Besihl znm Einmarsch in da» unbesetzte Gebiet gab, die Zustimmung von London, Rom und Washington erbeten habe, und daß das britische Kabinett sich augen blicklich darauf beschränke, die Lage genau zu überwachen. Ich glaube indes zu wissen, daß aller Wabrscheinlichkeit nach die englische Negierung es ablehnen wird, mit uns die vier in Frage kommen den Städte zu besetzen, daß sie sich aber Rechenschaft ablegt über den Ernst der Lage und mit einem freundschaftlichen und günstigen Auge die von Frankreich beschlossene Aktion »erfolgen würde. Man ist hier überzeugt, daß Italien ebenso wie die Vereinigten Staaten dieselbe Haltung einnehmen werden. Renate mußte sich erst besinnen, ehe sie aus dem Reiche ihrer Schöpfungen miede- ganz auf der Erde war; dann überlegte sie und gab den Auftrag. So. nun würde sie gerade noch alles fertig bekom men, und wäbrend Candida sich mit dem großen Henkelkorb aus den Weg machte, eilte sie in das Eßzimmer, rü-ft? an den Blumen, die sie niemals entbehren mochte, und deckte den Tisch Sie war kaum fertig mit ihrer Arbeit und hatte daS heißglühende Antlitz über das Herö- seuer geneigt, als sie den festen und wohlbekannten Schritt aus dem Kieswege hörte. Nun warf sie alles hin was sic in den Händen ge habt, band die deckende Schürze ab und lief dem Manne entgegen. Wie immerl Nur daß sie nicht die Arme halb im Scherz, halb in heißer Sehnsucht hob, nur daß ihr Mund einen fröhlichen Gruß bot, ohne Ihm die Lippen zu reichen. Otto Storm schwenkte die Mütze, dann eilte er die wenigen Stufen empor. „So, da bin ich. Nun. mein Schatz, wie hat sie dir gefallen?" Renate schaute ihn fragend an. Sie gab sich gar leine Mühe, ihr Erstaunen zu verlergen, sie schüttelte sogar den Kopf, als sic beidc? gemeinsam in das Eßzimmer elnttatcn* „Wer hat mir gefallen? Von wem sprichst du?" „Nun von Malwe Weinhold, selbstverständlich. Unsere In genieure halten beinahe kein anderes Thema, du glaubst nicht, mit wel cher Freude das Erscheinen eines netten, sunaen Mädchens hier begrüßt wird. Es ist wenigstens einmal eine Abwechslung." „Malwe Weinhold? Du meinst wohl die Nichte Weinholds?" „Wen sonst? Hat sie dir etwas vorgespielt? Nicht wahr, ein hochbegabtes Mädchen." „Darüber habe ich kein Urteil, denn Ich kenne sie nicht." „Wie? War sie nicht zu Hause?" Otto kreuzte die Arme über der Brust. Renate senkte nicht den Blick, obgleich in ihre Augen ein unrnhiaes Flackern Irak. „Ich weiß es nicht, ich war nicht dort." Ein dunkler Ton ging über Stirn und Wangen des Mannes, seine Brauen zogen sich finster zusammen. „Du warst nicht dort?" fragte er so laut, daß Renate zusammenschreckte. „Du warst,,^nicht dort, und sch habe eS dir aiiSdr.ckllch befohlen, habe dich ersncht, mir den Gefallen zu tunk Ich verstehe nicht, was da« bedeuten lall, ich weiß nicht, was du Mir daraus antworten kannst." " * "
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