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Sächsische Volkszeitung : 10.05.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192405105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240510
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-05
- Tag 1924-05-10
-
Monat
1924-05
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.05.1924
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Dresdner Stadtverordnetensitznng Dresden, 9. Mai. Nach längerer Pause fand gestern wie derum eine össentlicl)e Sitzung der Stadtverordneten statt. An Stelle des ausgeschiedenen Stadtverordneten Dr. Dehne (Dem.) tritt Verwaltungsinspektor Sichler als Ersatzmann in das Kollegium ein. Stadtverordneter Lubich erklärt seinen Austritt aus der Deutschsozialen Partei und schlicht sich der Deutschen Volkspartei an, weil er erkannt habe, dah die Gruppe der Deutschsozialen entgegen ihrer Zusicherung, ausschliehlich Wirtschaftspolitik betreiben zu wollen, die P a r t e ip ol i ti st in schärfster Weise in den Vordergrund stelle: er lehne es ab. in Gefolgschaft der Deutschsozialen utopistischen Anträge mit zu vertreten. Eine Anfrage hinsichtlich der Stillegung des Strahenbahnverkehrs in der Pillnitzer und Striesen er Strahe während der Bauarbeiten, beantwortet Stadtbaurat Fleck dahin, dah aus die Bedürfnisse der Anlieger weitestgehend- ste Rücksicht genommen werde, und dah, um die Arbeitsdauer ab zukürzen, u. a. die Einsührung von Doppelschichten vorgesehen sei. Einen größeren Rahmen nahmen wiederum Schul fragen ein. In Verfolg eines früheren Antrages Kühn, den Rat zu ersuchen gegen die Umgestaltung bezw. Zerschlagung des höheren Schulwesens unverzüglich Stellung zu nehmen, bean tragt der Berichterstatter Stadtverordneter Dölitzsch sSoz.), den Rat zu ersuchen, bei der Regierung vorstellig zu werden, die Reform des höheren Schulwesens im Sinne Dr Wünsches baldigst in Angriff zu nehmen. Dieser Antrag ruft die sckiarfe Gegnerschaft der Bürgerlichen hervor. Man betont, in dem Plane Dr. Wünsches, von dem selbst die sozialistische Regierung abgerückt sei, eine Zertrümmerung des höheren Schulwesens zu erblicken. Eine Reform müsse sicher eintreten, aber nicht im Sinne Dr Wünsches. Die Kommunisten setzen sich selbstverständ lich für den Plan Dr. Wünsches ein. Der Antrag Dölitzsch wird aber mit 39 Stimmen der Bürgerlichen gegen 31 Stimmen der Linken abgelehnt. Der Antrag Kühn bleibt auf sich beruhen. — Auf eine Entschließung einer Elternversammlung im Drei- Kaiser-Hos, die die Errichtung weiterer Sexten an hö heren Schulen und von Begabten-Klassenzügen an einigen Volksschulen verlangt, beantragt der Berichterstatter des Prü fungsausschusses, Stadtverordneter Eicht er, bezüglich der Be- gabtenzKlassen dem Landesverband der christlichen Eltern vereine anheim zu geben, die Forderung sür das nächste Schul jahr beizeiten zu wiederholen, im übrigen sich teil als nicht zuständig zu erklären, teils die Entschliehung als erledigt anzu sehen. Das Kollegium tritt diesen Anträgen mit Stimmenmehr heit bei. Angenommen wird ferner aus dem Ausschuhantrag, der Rat solle bei der Reichsregierung wegen Aufhebung der Pflichtarbeit der Erwerbslosen vorstellig werden, da die Erwerbslosen-Unterstützung jetzt von den Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen wird. Gegen die städtische Regie- arbeit richten sich Eingaben des Innungsausschufscs und der Steinsetzerinnung und rufen eine längere Aussprache hervor. Ein Antrag der Kommunisten alle vorkommenden Arbeiten des ) Einigung Im Leipziger Baugewerbe. Der Konflikt im Leip ziger Baugewerbe über die Arbeitszeit und Lohnfrage ist beige, lcgt. Erneute Verhandlungen haben zu einer Verständigung geführt. Die Gewerkschaft der Bauarbeiter und Zimmerer hat den verbindlich erklärten Schiedsspruch angenommen. Die Arbeits zeit wird auf wöchentlich 47 Stunden, bisher 45,6 Stunde, fest gesetzt. Der Stundenlohn beträgt 70 Pfennige, dazu kommt für Großleipzig eine Verkehrszulage von 0,06 Mark. Aus Sachsen Sächsischer Lebenshaltunqsindex Dresden. 9. Mai. Nach den Preisfeststellungen vom 7 Mat 1924 sind vom Statistischen Landesamte folgende Indexziffern der Lebenshaltungskosten berechnet worden: Gesamtindex 1,178 Bill. Gesamtindcx ohne Bekleidung 1.129 Billionen. Am 30. April 1924, betrug der Gesamtindex mit Bekleidnngskosten 1,162 Bill, und ohne Bekleidungskosten 1,113 Billionen. Vom 30. April bis 7. Mai 1924 sind mithin die Preise der bei der Tenernngs- statistik berücksichtigten Güter um 1,4 bezw. 1,4 v. H. gestiegen. 0 Grünhainlchen, 9 Mai. (Ein Eisenbahnwagen in Brand geraten.) Mittwochnarhmittag geriet auf dem GUterbahn- hof ein für Olbernhau mit Benzin und Teer beladener Wagen in Brand. Mit gewaltigen Detonationen explodierten die Ben zinfässer. denen grohc Stichflammen und Rauchwolken entstie gen. Die in der Nähe befindlichen Fabrikgebäude waren stark gefährdet. Doch gelang es der Fabrikfeuerwehr sowie den ans hen Nachbarorten herbcigeeikten Wehren, die Gebäude zu retten. Einige Personen wurden durch Stichflammen schwer verletzt. Der Wagen brannte vollständig aus. l) Klinge,itlial, 9. Mai. (Streik in ücr Mnsikindustrie.) Die wirtschaftliche Krise, die schon seit längerer Zeit in der hiesigen Milsikindnstrie besteht, hat sich jetzt zu einen, Streike entwickelt. Die Absatzmöglichkeiten der hiesigen Musikindustric sind außer- ordentlich schlecht geworden und die Preise haben einen Tief- Tiesbauamtes in städtischer Regie auszusührcn, wird abge- lehnt. Der Antrag des Stadtverordneten Bösenberg (D. Dp.), den Rat um Beseitigung der Plakatsäulen im Stadion zu ersuchen, wird zum Beschluh erhoben. Ein deutschsozialer Antrag, von der Neichsregierung gesetzgeberische Maßnahmen zur Bevorzugung kinderreicher Familien zu fordern, wird einstimmig angenommen. Ein Antrag des Stadtver ordneten Lubich <D. Pp.) auf Herabsetzung der Preise in den Staatstheatern für die oberen Ränge, wird dem Oberbürgermeister als Ver treter der Stadt im Verwaltungsrat der Staatstheater über geben.. Die Ratsvorlage über die Erhöhung der Psleg- stostensätze in den städtischen Krankenanstalten, die vom Finanzausschuß abgelehnt worden waren, wird durch An nahme eines Minderheitsantrages Grohmann (Deutschnational) wieder hergestellt. Das Schulgeld für höhere Unterrichtsanstal ten wird aus die Höhe der staatlichen festgesetzt. Ein kommuni stischer Minderheitsantrag auf Schulgeldfreiheit an höheren Schulen findet gegen die drei bürgerlichen Parteien Annahme. Die Schleusen- und Strohenreinigungsgebühr wird auf 10 Mark für je Tausend Mark Friedensmiete und die Feuerschutz steuer für je Tausend Mark Brandkasseneinheiten für das Rech nungsjahr 192-1 festgesetzt. Um 12 Uhr wird die öffentliche Sitzung geschlossen. Es folgt eine geheime Sitzung. Uebernahme des Pädaqoalschen Institut» durch die Technische Hochschule Dresden. 9. Mai. Das Pädagogische Institut wurde am 6. Mai in einer schlichten Feier von der Technisclfen Hoch schule übernommen. Volksbtldungsminister Dr. Kaiser hob ln einer Ansprache den Wert der akademischen Lehrerbildung her vor. Deutscher akademischer Geist soll in Zukunft in diese Ar beit hineingegossen werden, d. h. Geist der Selbstverantwortung, Geist des Dienstes am Ganzen und sür das Ganze, und Geist der Wissenschaftlichkeit. Er schloß mit dem Wunsche, dah die enge Verbindung von Arbeit und Wissenschaft der Lehrerbildung zum Segen gereichen möge und übergab das Institut der Technischen Hochschule. Der Rektor der Technischen Hochschule, Professor Dr. Nägel, wies in seinen cmschliehendeu Worten auf die Ver dienste des Staatsministcrs a. D. Dr. Richard Seysert, jetzigen Honorarprofessor der Technischen Hochschule hin, und begrüßte diesen als den Direktor dieses jüngsten Instituts der Hochschule. Dr. Seysert seinerseits kennzeichnete die nähere Aufgabe des Pädagogischen Institutes und bot einen Vortrag, di« Bil dung des Ausdrucks als erste Vorlesung im neuen Semester. Im Anschluß daran erfolgte die Einweisung der an das Pädagogische Institut als Studienräte berufenen Lehrkräfte: Studienrat Kurt Brunst, Dresden-Strehlen, Oberlehrer Emil Lohse, Oschatz, Berufsschulleiter Mehnert, Pirna, Studienrat Arthur Müller, Dresden-Neustadt, Oberlehrer Schmidt, Frankenberg. Erwin Schumann, Dresden, Studienrat Schwarz, Dresden-Neustadt, Studienrat Dr. Teuscher, Dresden-Neustadt, Martin Weise, Dresden stand erreicht, der in vielen Fällen einen Verdienst nicht mehr übrig läßt. Von den Unternehmern gemachte Lohnvorschläge hat der Holzeirbeitervcrband abgelchnt und seine Lohnforderungen ans 30 Prozent erhöht. Darauf streikten die Arbeiter. Die Unternehmer forderten die Belegschaften auf, am Mittwoch früh die Arbeit wieder aufzunehmen, andernfalls sich sämtliche Arbeiter der Großbetriebe als entlassen zu betrachten hätten. 0 Nadebcrg, 9. Mai. (Radeberger Kinder in Italien) In Monterosso an der italienischen Riviera sind 60 erholungsbedürf tige Radeberger Kinder nach zweitägiger ununterbrochener Bahn fahrt wohlbehalten eingetroffen. Sie werden 6—8 Wochen dort verbleiben. 0 Stotlberg. 9. Mai. (Eine nachahmenswerte Sitte.) In der Altershilfe hat sich hier eine schöne Sitte eingebürgert. Bei goldenen Hochzeiten oder bei hohen Geburtstagssesten greift die Altershilfe nicht nur mit ihren guten Wünschen, sondern auch mit Spenden an Lebensmitteln und Bekleidungsstücken ein und bringt dadurch Sonnenstrahl auch in die dunkelste Kammer. 0 Plauen.-9. Mai. (Tödlicher Unfall eines Artistien). Beim Abbrechen einer Arenaschau in Haselbrunn wurde am Dienstag ein 46 jähriger Artist so schwer verletzt, daß er aus dem Wege nach dem Krankenhauje verstarb. Aus der Zentrumspartei SchirgiSwalde. Unsere Stadt hat sich in der Wahl mit seinen 897 Zentrumsstimmcn sehr gut gehalten. Man muß beden ken, daß es die Zentrale der christlich-sozialen Volksgemeinschaft ist. Von 1200—1300 Zentrumswählern, die früher restlos mit ihrem Vertrauen hinter Herrn Heßlcin standen, haben ihm bei dieser Wahl nur noch 320 ihr politisches Vertrauen aus-gedrückt, indem sie Christlich-sozial wählten. Die Bewegung hat aber nicht über die eingeschriebenen Mitglieder der christlich-soziale» Volks gemeinschaft, die gegen 60 betragen soll und deren Verwandten- kreis hinausgegrifsen. Alle» Zentruniswählern und vor ollem den Vertrauensmännern sei an dieser Stelle der Dank der Partei für ihre Treue ausgesprochen^- Dresden Ellernratswahle« an de« katholische« Schulen Dresden» «n den sieben katholischen Volksschulen und der katholi schen Hilfsschule ist überall nur ein Wahlvorschlag sür di« Elternratswahl eingegangen, so daß eine Stimmzettelabgabe am nächsten Sonntag den 11. Mai 1924, nicht zu erfolgen braucht. DI« Vorgeschlagenen gelten als gewählt. ^ Dresdner Richtzahlen Die Dresdner Richtzohlen der Lebenshaltungskosten be rechnen sich laut Mitteilung des Statistischen Amtes der Stadt Dresden nach dem Preisstande vom 7. Mai 1924 auf das 1086- mllliardenfache der Borkriegszeit, das sind ^,7 v. H. mehr als in der Vorwoche, wo das 1068milliardenfache erreicht wurde Ohne Einrechnung der Vckleidungskosten ist die Richtzahl seit der Vorwoche vom 1002milliarde»sachen aus das 1018milliacden- sache oder um 1,6 v. H. gestiege n. Eine Wnssenschiedunq durch Polizeibeamte Dresden, 9. Mai. Die „Dresdner Nachrichten" bringen h^ute eine Aufsehen erregende Meldung über Aufdeckung einer Wasfenschiebung in der zu Palizeizwecken dienenden Johann- Kaserne durch angebliche kommunistische Polizeibeamte, die ver haftet worden sind. Dazu teilt uns das Presseamt des Polizeipräsidiums mit: Die Waffenangelegenheit in der Iöhannkaserne ist nicht durch Beamte der HIlfspoltzei aufgedeckt worden, vielmehr sind auf private Anzeige hin Beamte des Po lizeipräsidiums gegen die Täter eingeschritten. Beamte der Hilsspolizei sind mit der Angelegenheit überhaupt nicht besaßt gewesen. Die Täter haben offenbar lediglich aus Eigennutz gehandelt. Politische Gesichtspunkte scheiden bei der Tat gänz lich aus, insbesondere ist die kommunistische Partei an der Sache nicht beteiligt. ! Durch diese Erklärung des Polizeipräsidiums wird die ganze Angelegenheit allerdings eher verdunkelt, als aufgeklärt. Denn Wassenschiebungen durch Pollzcibeamte „ans Eigennutz" muicn unseres Erachtens immerhin einigermaßen sonderbar an. Weitere Aufklärung in dieser dunklen Sache tut also dringend Not. ^ 1 : Vorauszahlung der Gewerbetreibenden ans Elnkommcn- sttner. Das Steueramt macht bekannt: Gewerbetreibende, deren Umsatz im Jahre 1922 mehr als 1,6 Millionen betrug, haben monatliche Vorauszahlungen zu leisten. Bei geringerem Umsätze finden vierteljährliche Vorauszahlungen statt. Grundsätzlich beträgt die Vorauszahlung zwei v. H. der Betriebseinnahmen. Von den letzteren sind abzuziche» die dem Steuerabzüge vom Arbeitslohn unterliegenden Gehälter und Löhne, znzurechiien, dagegen sind die 'umsatzsteuerpflichtigen persönlichen Einnahmen. Für eine Reihe von Gewerbezweigen bestehen abweichende Bestimmungen, über die von den Steuerstellen Auskunft gegeben wird. Die Einkom- mensteuervorauszahlung ist am 10. Mai 1 924 fällig und an die für die Wohnung des Steuerpflichtigen zuständige Kasscn- stelle des Stadtsteueramtes abzmführcn. Gleichzeitig mit der Vorauszahlung haben die Steuerpflichtigen eine Voranmeldung einzureichen. Vordrucke hierzu sind bei de» Steuerhebestellen erhältlich. Wer die Voranszahlnng nicht innerhalb der auf den Zeitpunkt der Fälligkeit folgenden Woche — also bis 17. Mai 1924 — leistet, hat zu dem Rückstände einen Zuschlag von 6 v. H. sisr jede» der Willigkeit (10. Mai 1924) folgenden angcfangenen Hülben Monat zu zahlen. : Offcnhaltrn der Blumengeschäfte. Für Sonntag, den 1s. Mai 1924 wird für Blumengeschäfte der Handel mit frlische» Blumen, Nrnntzen und Gewinden, sowie, die Beschäftigung von Gehilfe». Lehrlingen und Arbeiter» für die Zeit von 11 Uhr värmittnoS bis 4 Uhr nachmittags gestattet. ! : Verbindlichkcitscrklnrung. Vom Gesamtvorstand deutscher Angestelltengewerkschaften, Ortsausschuß Dresden, (Deukschnatio- naler Handlungsgehilfen-Verband und Verband der weiblichen Handels- und Büroangestcllten) wird »nS mitgeteilt, daß die bean tragte Verbindlichkeitserklärnng des Bezirkstarifvertrages für das Baugewerbe im Freistaat Sachsen am 28. April 1924 von der Neichsarbeitsverwaltnng mit Wirkung ab 1. April 1924 ausge sprochen worden ist. : Iugendherberqswerbewoche 25. Mai bis 1. Juni. Nach den Mitteilungen, die in der letzten Ausschußsitzung gemacht wurden, wird die Eröffnungsveranstaltung in der Kampfbahn an der Lennestraße am 26. Mai sehr abwechslungsreich werden. Zunächst erfolgt ein Aufmarsch der an der Woche beteiligten Or ganisationen oder ihrer Iugendgruppen. Nach einer Ansprache, die der Herr Minister für Volksbildung bereits zugesagt hat, werden dann Darbietungen der Iugendgruppen der Radfahrer, Turn- und Sportvereine, der Schulen folgen. U. a. sind auch sportliche Spiele vorgesehen. Die Veranstaltung in der Kampf bahn wird so zeitig enden, daß man noch gut die Filmvorfüh rung am Abend besuchen kann. Der Film wird unsere Jugend auf froher Wanderung, bei Spiel und Tanz zeigen. : Denkwürdigkeiten von 1849. Im Stadtmuseum findet zurzeit eine kleine Ansstellung von Denkwürdigkeiten ans den Tagen der Maikämpfe des Jahres 1849 statt. Das schon vor handene Material ist durch eine Uebersicht der wichtigsten Druck sachen und Aufrufe ans den Maitagen erweitert worden, oie ans den Beständen der Stadtbibliothek entnommen sind. : Eine Bande von Laaendleben fcsdgrnommen. Von der Kriminalpolizei wurde eine Bande von 9 Personen beiderlei. Geschlechts im Atter von 17 bis 40 Jahren, die von Ostern 1923 bis jetzt in hiesigen Warenhäusern Diebstähle verübten, sestgenom- uoinme,,. 26 solche Diebstähle, zu denen keine Anzeigen Vorlagen, konnten ihnen nachgewiesen werden. Bon dem Diebesgut konnte den Bestohlene» eine große Anzahl Sachen wieder znrückgegeben werden. Außerdem machte sich die Bande den Umstand zu Nutzen, daß eine Verkäuferin eines hiesigen Warenhauses, die sich dort eine Verfehlung hatte zu schulden kommen lassen, indem sie einen kleinen Nest Handtnchstoff entwendet und diesen ihrer Freundin, einem Mitglied« der Bande, geschenkt hatte. Unter, fortgesetzter Bedrohung mit Anzeigeerstattung schüchterte sie diese Verkäuferin derart ei», daß sie sich willfährig zeigte und fast täglich ans dem Warenhause Sachen entwendete, die sie der Diebesbande anShändigte. : NegiMkNtsgeschichte der Zweiten Grenadiere. In Kürze erscheint ein Band „Geschichte des Kgl. Sächs. 2. Grenadier-Regi ments Nr. 101, 1914—1918", bearbeitet von Dr. Alfred Meyer und Dr. Georg Reyher. Das Buch entrollt in zusammenhängen der Darstellung ein Bild der Kricgssalire bis zur Demobilmachung und enthält eine Gedenktafel, die die Namen aller Toten des Regiments nennt. Der Preis beträgt ungefähr 3 Mark. Die Ncgimentsgeschichte ist zu beziehen durch den Verlag der Buch- drnckerei der Wilhelm und Bertha v. Bacnsch-Stiftung, Dresden- Altstadt, Waisenhausstraße 34. Leipzig j > Ankauf von Grundstücken für die Leipziger Tcxtilmefsr. Das, Meßamt teilt mit: „Für die Zivecke der Leipziger Textilmessc sind.- von einem Konsortium unter Führung des Leipziger Meß- anits sieben Grundstücke zwischen Peteesteimveg und Münzgasse erworben worden. Es handelt sich um den sogenannten Peters schießgraben, der im VolkSmunde der „Mietgott" nach der In schrift: „Mit Gott" heißt. Teile dieser Grundstücke werde» schon jetzt provisorisch für Textilmeßzwecke in Benutzung genommen werden müssen, wenn di« bekanntlich seit langem schwebenden Verhandlungen über die Hergabe des Grassi-Museums «n Erb baurecht nicht zum Ziele führen. Theater und Musik Johst's Grabbe-Drama. - (Ncustädter Schauspielhaus.) Daß der Dichter Christian Dietrich Grabbe, der lange Jahre vergessen war, in der heutigen bewegten Zeit Interesse erregt, ist verständlich Er ist eine Persönlichkeit, die zu den Revolu tionären des Geistes zu zählen ist. Seine Werke, die bissige Komödie „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung" ausgenom men, sind freilich sür oie Bühne unserer Tage nicht mehr am Platz. Aber das schließt nicht aus, daß wir es mit einem Dichter zu tun haben, der für oie neue Zeit kämpfte und geradezu der Balmbrecher des Realismus war. Kein Geringerer als Heine hat ihm den Weg geöffnet, wofür ihm Grabbe mit krassem Un dank lohnte. Immerhin würde das alles nicht genügen, sich mit der Person Grabbes auf der Bühne zu befasse», ivenn diese Person nicht so voll Problematik und psychologischer Rätsel, so wider spruchsvoll und interessant wäre. Hanns Iahst, der Dichter des „König" und einer der beste» unserer Neuen, hat de» Stoff cmfgcgriffeu und ihn durchaus nicht etwa zur „Grabbe-Tragödie" gestaltet. Man kann diesen unseli gen Dichter gerade noch erkennen, wie man im „König" das Fürstenporträt im Hintergrund zu erkenne» glaubte. Johst nahm gewissermaßen Grabbes Schicksal als Vorbild sür seine völlig freie Dichtung, die er i„ seinem eigenartigen, aber fesselnden Stil, „Technik", wenn man will, mit tiefer, eingehender Begründung und Durchsuchung zum psychischen Charakterbild gestaltet. Wir wissen aus der Literaturgeschichte, daß Grabbe ein ziemlich wüstes Leben geführt hat, daß er ein Tcutone der Feder war und im Gebrauch seiner Dichterischen Mittel mit allem brach, was seither als wohlanständig und zulässig galt. Wir halten ihm das zugute und nehmen an, er hätte Größeres und Unsterbliches geleistet, wenn ein gütiges Geschick mit ilim gewesen wäre und vor allen,, wenn die Zeit des Nachklassizismus ihn anerkannt und somit angeregt hätte. Grabbes Vater war Zuchthansver- walter, der Sohn hat da von Jugend an Eindrücke gesammelt, die nicht günstig sein konnten. Eine unglitckliche Ehe mit einer älteren Frau, die den Dichter nicht verstellen konnte, mag sein ausschweiscndes Leben gefördert habe». Moderne Literaturhisto riker meinen, daß es mit der ost behaupteten Trunksucht Grabbes nicht so arg gewesen sein kann. Dem sei wie ihm wolle, mit den vorhandenen Argumenten „contra", so wie sie überliefert werden, war für oen Psychologen nicht viel anzufangen. „Der Einsame" betitelt Johst sein Drama, und somit deutet er an, woran es ihm vor allem lag. Der Dichter will den Menschen, oer infolge seiner Wahrhaftigkeit und seiner aus geprägten Sucht, sich dem Leben nicht zu beugen, stolz z» sei» und Mensch zu sein, wo eS nur immer war, schildern. Dadurch soll das Charakterbilo die gereckte Beleuchtung erfahre» und zeigen, welche Macht Grabbe zu Falle brachte. Der eigene Dämon, das allzu starke Bewußtsein des Genies ist die Machll Sie zehrte ihn auf, verbrannte ihn. Johst verfährt r» seiner Stosfgestaltnng, wie gesagt, sehr frei, erfindet eine glücklickp: Ehe, die mit ocm Tode der Gattin im Kindbett das spätere Wüten Grabbes anS- töst. Er erfindet.Freunde, die tn Wirklichkeit ganz anders anS- gcschaut habe», »nd läßt allmählich den Geist seines Heldei in Größenwahn Hvcrgehen, bis ein plötzliches Ende de» Schwächling fällt. Die Wn'. üig ist menschlich wahr, ohne Schminke ergibt scch ein B>Id a seliger LebenSverkennnng. — IohftS „Technik" ist diesmal »ich! s > glücklich wie im „König". Es gibt vängen und manche Unklarheit. Aber Menschliches und Mitleid (ohne Senti ment! steht im Vordergruno und wirbt. Tic Ausführung war recht gut. An erster Stelle ßi wieoer der mit wahrhaft künstlerischem Blick gehobenen Gestaltung des Bühnenbildes gedacht, fürchte Alfred Stöger zeichnet. Den Grabbe spielt Steiner mit vollster Plastik. Vielleicht Hütte er äußerlich noch den Dämon mwcntcn können, von dem sein .Held besessen ist. Stöger gab den getreuen, ahnungsvollen Freund sehr ansprechend, Hanna Ianthos die Sterbende mit einfachen, deshalb wirksamen Mittel». Waldmüller bleibt tn dem Stück die unklare Figur, mit der auch Marx, der treffliche Darsteller. «ichtS auzufangen wußte. Emilie Giesrau tras die Herzlosig- keit der Schaffnerin, Annemarie Frey die sentimentale Verloren heit Jsabellas ausgezeichnet. Nicht so überzeugend war die Mutter Adcline RoSmcrS. Die Spielleitung Paul Willis hatte noch ein Orchestervorspiel für nötig gehalten, das Ertch Sch nei- der komponiert hat. Zs.
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