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Tagesneuigkeiten Sensationelle Nachricht über die Heilung non Tnberknlose Auf dem österreichischen Tuberkulosetag in Wien machte cher Assistent Wessely sensationelle Mitteilungen über dir Heilbarkeit der Kehlkopf-Tuberkulose. Assistent Wessely hatte die biologische Heilkraft der Sonne studiert und festgestellt, daß die ultravioletten Strahlen als Sonnenersatz gelten können. Da mit war das Rätsel der Gebirgssonne gelöst. Diese ultraviolet ten Strahlen zerstören das Tuberkulosegewebe und regen das Bindegewebe zur Wucherung und Narbenbildung an und be einflussen Blut, Puls, Atmung und Allgemeinbefinden in äußerst günstigem Sinne. Er konstruierte eine Kohlenbogenlampe, deren Kohle mit bestimmten metallischen Salzen impräoniert Md, da durch erzielte er ein neues Licht, welches an Qualität und Quam tität die Heilkraft der Hochgebirgssonne Ubertrifft. Die Be strahlung der erkrankten Partien der oberen Luftwege findet durch den Mund statt. Das einfallende Licht wird durch einen in einfacher Weise fixierten Nickelsviegel reflektiert oder wirft ohne Reflexion direkt ein. Die Bestrahlung wird mit der Uhr in der Hand dosiert. Die Behandlung wird ambulatorisch durch- gesührt und löst keinerlei unangenehme Reaktionserscheinung aus Die Dauer erstreckt sich auf Monate, die .Heilerfolge sind geradezu verblüffend. Keine andere Methode konnte jemals ähnliche Erkolae erreichen. Auch bet chirurgischer Tuberkulose wurde die .Heilwirkung dieses neuen Lichtes erprobt. An einem Vormittag können mit der neuen Sonne 25 Patienten be strahlt inerden, so daß eine Massenbehandlung möglich ist. s Der Patriarch von Venedig gegen die Sckmutzkunst. Aus Venedig wird oemeldci: Der Patriarch von Venedig hat dem Klerus den Besuch der Kunstausstellung von Venedig wegen der dort ausgestellten Nuditäten verboten und Maßnahmen getroffen, daß dieses Verbot den durchreisenden Geistlichen be kannt-gegeben und auch die katholische Bevölkerung vor dem Besuch der Ausstellung gewarnt werde. Mit dieser Verfügung tritt Vatriarch La Fontaine in die Fnßslapfen seiner beiden Vorgänger Sarto lVins X,) und Cavellari, die mehrmals seit 1895 bei den zmeiiähriaen Kunstausstellungen in Venedig ähn liche Verbote erlassen haben. s- Französische schamlose Gesinnung. Die Vertreterin der schwedischen Hilfsgesellsckast im Ruhrgebiet, Baronin Anna Linder, die durch tatkräftiges Eintreten für ihre Schukbefoh- len-m einen unvergänglichen Namen im Herzen der bedrückten Ruhrbevölkerung sich erworben hat. schreibt In einem Briefe nn amerikanische Freunde: „In diesem Zusammenhang muß Ich erwähnen, was die Besakungsbehörden mir, einer Auslän derin. sagten, nachdem ich stundenlang angestanden batte, um für einen schwerkranken Schwindsüchtigen, der in ein Sana torium geschickt werden sollte, auf ein Vaßvisum zu warten. Man sagte mir: „Sie können das Visum nicht erhal ten. die Deutschen sollen sterben". Ich sprach wäh rend der oanren Unterredung fran'östsch und sagte dem fran zösischen Beamten, ich würde diesen Vorfall der Präsidentin des schwedischen Noten Kreuze?, Ihrer Königlichen Hoheit der Vrin- zcllin Karl, melden. Der französische Beamte wiederholte leine Antwort: „Sie können kein Visum erhalten: die Deutschen sollen sterben." — Hat das Ausland nicht den Mut, einzugreifen und dies"n Verbrechern ein Holt zu gebieten?" ^ Die schwimmende Ausstellung. Eine schwimmende Aus stellung nach dem Orient veranstaltet im Spätsommer das Meßamt der Frankfurter Messe. Dos Ausstellunas- schikf berührt die neun hauvtsächlichsten Hafenvläße des östlichen Miltelmecres mit einem Hinterland von. mehr als 199 Mil lionen Menschen, di-e mangels einer eigenen heimischen Industrie mit Ausnahme der landwirtschaftlichen Produkte fast ausschließ lich aut den Im-'ort anaewiesen sind. ch Fang zweier Riesenwelse in Masuren. In der idylli schen Einsamkeit der masurischen Seen gedeiht noch vieles, was in Deutschland schon unbekannt geworden ist. So wird sich seder Besucher, der einmal am Gestade eines dieser lieblichen Seen zum Angeln Aufenthalt genommen hat. über den Reich tum dieser Gewällcr an seltenen und aroßen Fischen gewundert hoben. In der Nähe des Städtchens Anaerburg sind setzt zwei Welse gefangen worden, die man geradezu als Riesen- weise bezeichnen kann. Man bat die Größe der Welse bisher auf höchstens einen Meter bemessen. Diese In Masuren gefan genen Fische hatten jedoch eine Länge von 1 69 Meter und woaen gegen 69 Pfund das Stück. Vor zwei Jahren wurde übrigens an derselben Stelle schon einmal ein Wels von 1.8 Meter Länge und 78 Mund Gewicht an das Tageslicht befördert. f Eine Notenfälscherfabrik stillgeleqt. Die Berliner Kri minalpolizei Ist einem Falschgeldunternehmen auf die Svur ge kommen. das die Herstellung falscher Rentenmarkscheine zu 199 Mark in großem Stile betreiben wollte. Es handelt sich dabei um zwei aus Rußland eingewanderte „Kaufleute" namens Friedmann und Ieli nowitsch. Ielinowitsch war bereits vor zwei Jahren ivegen Hehlereien mit Brotkarten bestraft und aus Deutschland ausgewiesen morden, hatte sich aber jn Berlin weiter aufgehalten. Durch Mittelmänner ver schafften sich die beiden einen geschickten Techniker nainens Altvater, und bei einem Kaufmann mieteten sie einige Zim mer, wo sie ein mit allen neuzeitlichen Hilfsmitteln ausgestat- tetes Laboratorium einrichteten. Noch ehe die Herstellung der falschen Geldscheine in Angriff genommen werden Konnte, kam die Polizei dahinter und verhaftete die'drei. Das gesamte Ma terial. ebenso drei schon fertige Druckplatten zur Herstellung von 199-Rentenmarknoten wurde beschlagnahmt. — In den letz ten Tagen ist in Berlin eine neue Sorte falscher Rentenbank- jscheine zu 19 Mark aufgetaucht. Di« Fälschung ist ziemlich plumn. Leicht erkenntlich sind die Scheine namentlich daran, daß sie keine Wasserzeichen haben. s Ein Straßenbahnwagen in Brand geraten. In der Nähe des Alexanderplatzes in Berlin geriet am 7. Mai ein elek trischer Straßenbahnwagen durch Kurzschluß ln Brand. Ob wohl das Feuer sich in verhältnismäßig kleinen Grenzen hielt und von der herbeigerufenen Wehr in 19 Minuten gelöscht werden konnte, brach unter den Fahrgästen eine Panik aus. Sie versuchten durch die Fensterscheiben ins Freie zu gelangen, wobei fünf Personen durch Schnittwunden und Haut abschürfungen mehr oder weniaer erhebliche Verletzungen davontrugen. Der Ocherteil des Straßenbahnwagens wurde durch das Feuer stark beschädigt. s Das Hochwasser des Rheins. Der Rhein führt seit Sonntag früh viel Hochwasser zu Tal, das immer größeren Um fang annimmt. Im Rheingau ist der Strom weithin ausgeufert und hat bedeutende Strecken Landes unter Wasser gesetzt, lieber die an den Ufern liegenden Aecker und Gärten flutet das Wasser bereits in breitem Strome dahin. Die Uferanlagen der Rhcin- orte stehen unter Wasser. Vielfach ist das Wasser schon in die tiefer gelegenen Ortsteile eingedrungen. Die Person eir und Gttterschiffahrt mutzte eingestellt werden, da die Schiffe nicht an die Anlegestellen herankönnen. Das Ufer gebiet zwischen Sch irrste ln und RüdeSheim, rechts rheinisch. und Igelheim und Bingen, linksrheinisch, gleicht einem riesigen See. Den vorliegenden Meldungen zufolge hat das Wasser seinen Höchststand noch nicht erreicht. , s Ein ganze» Dorf ein Opfer der Wellen. Jn Ungarn hat da» Hochwasser große Zerstörungen angerichtet, noch zumal zu hem Hochwasser der Flüsse noch Unwetterkatastrophen mit starken Regengüssen getreten sind. 79 Hauser der Stadt Tokay stehen unter Wasser, Das Dorf Tissakürt, da» im Komitat Ssolnet Liegt, ist vernichtet worden. Die Wasser der Theiß haben e» in stveuigen Minuten fortgespült. ' v s 19999 RuhrLinder nach Holland. Rach dem Ergebnis Ser ,Verhandlungen mit Vertretern der niederländischen Hilfs- Ostern in Nachstehender vriginalbericht unsere» eigenen Vertreters und Gewährsmannes in Moskau schildert das russische Osterfest, da» auf den 27. und 28. April diese» Jahre» gefallen ist. Moskau, Ende April 1924. Ende April — und e» fällt in dicken Flocken der Schnee. Schnee-Ostern l — Durch die weiße, sternenklare Nacht schreiten wir zu einer der nächsten der Kirchen. Die Feierlichkeit der Stunde liegt über den Menschen, steigt von den Straßen auf und legt tiefe Ruhe über die weite Stadt. Ost er nt Jn der Erinnerung steigt ei» Prachtbild auf. — Zu der „heiligen Stadt" ziehen die Pilgerscharen frommer Gläubigen. Von weit her. Die Zugangsstraßen Moskaus sind sch>varz von Menschenmassen; Bauern. Und alles ergießt sich in die weiten Tore des Kreml. Land- und Stadtoolk, Männer und Weiber, alt und jung; der ärmliche Habitus neben dem Moskauer Stutzer, das alte, zahnlose Mütterchen, neben der blühenden Ju gend eines frischen Weibes. Nicht, daß ein scharfes oder un williges Wort diesen stillen Frieden, die fromme Erwartung oder ehrfürchtige Gläubigkeit zerreißt; wie auSgetilgt ist aller Haß. — Und noch immer strömen die Scharen herbei, drängender und drängender schiebt sich das tausendfache Volk zusammen. Auch Heuer ist eS frosikalt. Da! Ei» dumpfer Knall bricht sich an Widerständen; die uralte Kremlkanone kündet die Mitternacht. Jn Sekunden dröhnt der erste weithin hallende Ton der mächtigsten Glocke Moskaus, des Iwan Weliki. Und wieder nur Sekunden und über Moskau liegt das Tönen tausender Kirchenglocken; wie wildbewegtcS, an Ufern heraufbranscndeS Wogen sturmgeschreckter Wellen jagen diese Hellen und dumpfen Tonmeere über das zu Hunderttausen den kniende, inbrünstig betende Volk. Beim Kreuzeszeichen: „Christas woSkresje" — „Christus ist auferstandenl" Mit erstem Glockcnton ordneten sich feierliche Prozessionen, aus weitgeöffneten Kirchentüren treten die Züge heraus: Im Kerzenlichterglanz blitzen auf Goldembleme, schwere Seidenfah nen, reich bestickt, wird feierlichst-vorsichtig getragen in schwerem Goldrahme» ruhendes Bildwerk: der Schutzheilige der jeweiligen Kirche. Jn Andacht neigt das Volk sein Haupt. — Es ist eine fast zu weltliche Pracht, die sich auS Uspjenski sobor herauslöst, aus der alten Zarenkrönungskirche dez Kreml. Wer auf diesen Kirchenstufen steht, sieht über ein Meer von Licht punkten, fühlt an sich heraufkommen die unentrinnbar in ihren Bann schlagenden religiösen Schauer der weit hingelagerten Menge. Wie erdentronnene Verzückung, geadelt von der Milde des Greisenaltcrs: Das ist der Patriarch von Moskau, das Kir- chenoberhanpt der Orthodoxen Kirche. Schreitend segnet er das Volk, weiht er Speisen und Kerzen. — Und bald monoton, bald jubelnd steigt zur HimmelSnacht Litanei und Fre-udensang. , . . Ostern in Moskau der Vorkriegszeit! — Nie wird vergessen, wer dieses Bild geschaut; noch gehen die Schauer über de», der sich erinnert. Und nun? Im Jahre 1924? — Wieder in den Vortagen des Festes die Geschäftigkeit im Volke. Märkte und Läden sind von Käufern belagert: Ein Ab glanz wenigstens früherer Tischherrlichkcit soll erstehen. Die ver. bliebenen, oft sehr traurigen Reste einstmaligen Hausfrauen stolzes. Wohnung und Wirtschaft werden, so gut eS nur geht, festtäglich instand gesetzt, und, wie eigenartig traulich, eS ist Glanz eingezogen auch in die beengteste Stube, Wieder stehen auf den Tischen die althergebrachten Ostergerichte der Russen: PaSscha und Komitees zugunsten der Notleidenden in Deutschland sollen in erster Linie unterernährte Kinder aus dem Industriegebiet in den Niederlanden Aufnahme finden. Voraussichtlich kön nen in diesem Sommer und Frühherbst wiederum 19 909 Kinder aus dem Ruhrgebiet in Holland Aufnahme sinden. f Der erste vollende Rund-Flug eines SchranbenfliegerS. Aus Paris kommt die Meldung, daß der Schraubcnflieger des Ingenieurs Oehmichen einen Flug von 359 Meter zrrück- gelegt hat, bei dem die Maschine nach einem dnrchmessenen Kreis zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrte. Der Flug wurde amtlich kontrolliert. Damit hat Oehmichen de» R e g i er u n g s p r e i s von 90909 Franks gewonnen, der für den ersten vollendeten Rundflug eines Schraubcnfliegers ausgesctzt worden ist. Die Ma schine Oehmichens hat weder Flügel noch Segel; sie wird durch ein System von zwölf verschieden großen und sinnreich angeord- »eten Schiffsschrauben in die Luft erhoben. Die Höhe ist aller dings vorläufig nur sehr gering; der Flug fand in einer Höhe von etwa einen Meter statt. si Ein Verein der Deutschen im hohen Norden. Von jeher sind die Deutschen die richtigen Weltwanderer gewesen. Selbst im kalten Norden, in der isländischen Hauptstadt Reykjavik, gibt es einen deutschen Klub. Die Deutschen, die dort im hohen Norden leben, haben ini Kriege ihre Aufgabe darin erblickt, die Wahrheit über die deutschen Verhältnisse trotz aller Verhetzung der Entente zu verbreiten. Doch erst nach dem Kriege ist eins festere Form des Zusammenschlusses, eine regelrechte Vereinigung der dortigen Deutschen, zustandegekommen. Anfang 1920 wurde der Verein „Germania" gegründet. Es ist bemerkenswert, daß die hauptsächliche Unterstützung dieser Gründung von der isländischen Bevölkerung selbst auSging. Die Isländer wolle» literarische und kulturelle Vcrbindling mit dem deutschen Volke pflegen. Vorträge und Thcaterauffiihrnngcn geben Gelegenheit zur Zusammenkunft, während eine gute deutsche Bibliothek für die Fortbildung ini eigenen Heim zur Verfügung steht. Heute zählt der Verein mehr als 169 Mitglieder ch Ein Bombenattentat in Konstantinopel. Aus Konstav- tinopcl wird gemeldet, daß eine in einem Auto untergebrachte Höllenmaschine im Stadtparke explodierte. Der Chauffeur und ein Begleiter wurden in Stücke zerrissen; zwei andere Personen trugen schwere Verletzungen davon. Die Poli zei fahndet nach dem Urheber des Attentats. Man vermutet, daß die Bombe gegen Sozialisten, die sich an der Maiseier be teiligen wollten, geschleudert werden sollte. j- Straserlassung für zivei Deutsche in Amerika. Wie aus Washington gemeldet wird, hat Präsident Coolidge die Strafe des Deutschen Fritz Bischofs, der 1918 wegen des Ver suchs, die Munitionsfabrik jn New Jersey zu zerstören, zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden war. in die Ausweisung nach Deutschland umgewandelt. Auch Btschosfs Schwager. Ml- Hilm Heinemeyer, der aus denselben Gründen zu 1b Jahren verurteilt morden mar, soll sreigelassen werden. Es wird be richtet. daß die deutsche Regierung wegen beider Gefangenen Vorstellung erhoben hat. s Die Schlafkrankheit in England. Die Verbreitung der Schlafkrankheit in England erregt ivachsende Besorgnis. In den letzten drei Wochen wurden 629 Fälle in England festgestellt. Im Januar betrug die Gesamtzahl nur 75. s Dl» Welterzeugung von Petroelum. Nach den amerika- nischen Ausweisen hat die Weltproduktion von Petroleum im Moskau Kulitzsch und bunte Eier, letztere von den Kindern oft kunstvoll figürlich, in aller Naivität an die Kindesvorstellungswelt vom Osterfest sich anlehnend, bemalt. Dazu fehlt nicht Konfekt, Krim wein und süßer Likör; von dem nie fehlenden Tee gar nicht zu sprechen. So wird man sich leiblich nach langer Fastenzeit wie der auf die Beine bringen und wird sich, nicht selten, — gründlich den Magen verderben. Die Kremltore, Uspjenski sobor, die Kremlkanone, der Iwan Weliki — daS alles ist nun tot und still: Der Kreml keimt kein Ostern! Die Pilgerscharen bleiben in ihren Hütten; eS lohnt nicht mehr; warum sich das Erinnern noch zerstören. — Aber sonst hat dieses Gepränge fast nichts an ehemaligem Glanze ver loren. Schon früh muß auf den Weg sich machen, wer in den großen Kirchen der Stadt an Prozession und Gottesdienst teil- nehmen will, wer dieses Schauspiel religiös-fanatisch entwickelten Kultes genießen will. Tausende von Menschen in den Kirche» und weit mehr tausende, die ohne Einlaß geblieben sind. Unbe schreibbar ist diese Enge und diese — Luft. Wo daS Auge Hinsicht, ein goldiges Flimmern, erblickt man die Uebcrladenheit deS byzantinischen Stiles dieser russischen Kirchen. Nur der Kerzen schein mildert erträglich diese fast pftMsch unbehagliche Verzcrrt- heit des übersinnlich grotesk Erscheinenden. Mit dem Glockenschlag der Mitternacht dröhnen wieder über Moskau die Kirchenglocken dahin; kleines, bellendes Gebimmel bricht immer wieder durch die dumpfen Tone wuchtiger Glocken. Unreine Disharmonien im Geläut dieser Stadt. Wieder ordnen sich die Prozessionen mit all ihrer Feierlichkeit, mit Heiligenbild, bunten Seidenfahnen, oft schon angenagt oder auch zerfetzt vom Sturm der letzten wildbewegten Zeit, dem Popen in seiner Dicnerschar, dem Gläubige», die im kühlen Nachtwinde ängstlich ihr Flackerlichtlein behüten: denn wehe, wenn es jetzt oder auf dem Heimwege erlischt: ES bedeutet Unglück für den daoon Be troffenen bis in seine Familie hinein. Weithin über den Platz hallt doppelt eindringlich in tiefer Stille, Litanei und Frenden- gesang: „Christos woskresje!" — Und feierlich ist das Meßamt, loben jubelnd oft herrliche Chöre den Herrn Jn Leningrad haben ein paar tausend Arbeiter „beschlossen", „Ostern den alten Weibern zu belassen. Jn Moskau hält die kommunistische Jugend am Ostersonnabend Meetings ab, in denen jedes Wort Feindschaft oder Hohn ist: Kommunistisch« Jugend und Arbeiter haben „beschlossen", den Ostersonntag einen Arbeits tag sein zu lassen. Aber: Seit Ostcrsonabend nachmittags vier Uhr ruht der Geschäfts- und Straßenverkehr so gut wie vollkom men. Keine Straßenbahn fährt. Die Kraftwerke haben nur die notwendigste Bedienung. — Und es ist nicht selten, im Nacht- dunkel sieht man die hartgesottenste» Kommunisten mit ihrem Lichtlein in der Hand zur Kirche ziehen, vor Popen »nd Heiligen bild in die Knie sinken. Man kann doch nie wissen: So. ein kleines bißchen Freundschaft mit dem lieben Gott schadet, auf keinen Fall; man drückt nur die Mütze noch tiefer ins Gesicht. — Griechisch-Orthodoxes Doppelkreuz — Sowjetstern, Hammer und Sichel Oberflächlich gesehen, zwischen beiden un überbrückbare Welten, die nirgends den Punkt einer Gemeinsam keit zu haben scheinen. Doch beides ist nur möglich und denk bar in dieser Volkspsyche. Rußland, das russische Volk, das nun das mystisch Extreme vom Himmel auf die Erde herabholt, daS in diesem Mystizismus in Kirchen und Sowjetstuben kämvfi, leidet und duldet, von der Verzückung in die Verzweiflung fallend. Orthodoxie, Zarismus, Bolschewismus — es ist eine gerade Linie, mit nicht weit von einandertiegenden Stationen. Jedes hat ein Stück Mystizismus in sich und trägt seine Dornenkrone. . . . vergangenen Jahre die Rekordziffer von 1,01 Milliarden Fässern erreicht, gegen 854 900 im Jahre 1922 und von nur 544S85 090 im Jahre 1919. Die Bereinigten Staaten sind an der Förderung des Vorjahres mit 735 Millionen Fässern betei ligt, d. h. mit 2,7 Prozent der Wcltvrrdickiion. Ilmen zunächst steht Mexiko mit einem Anteil von 149 472 900 Fässern. s Kantfeiern in Japan. Wie erst jetzt bekannt wird, ist die zweihundertste Wiederkehr des Geburtstages Kants auch in Japan am 26 April feierlich begangen worden. Die Studenten der Universität in Tokio versammelten sich und die Profes soren der Universität hielten Reden über das Leben Kants und dessen Verdienste um die Philosophie. — Auch andere Univer sitäten Japans hielten Festversammlungen ab ch Seltsam der Gefahr entronnen. Ein seltenes Glück hatte ein fünfjähriger Kleiner Junge in Montabaur. Beim munteren Spiel auf dem Marktplatze acktetc er nicht auf das. was des Weges daherkam. Einem um die Ecke biegenden Auto war es daher nickt mehr möglich, rechtzeitig ansznweichen, so daß der Kleine unter den Wagen geriet. Es zeigte sich jedoch bald, daß der Schreck für die Zuschauer größer mar. als für den Betrof fenen selbst. Denn der Junge kam zwischen den Rädern des sofort gestoppten Autos l-ervarpekrochen und sagte mit einem Seufzer der Erleichterung: „Beinahe wäre ich totgefahrcn worden!" s Tragisches Unglück in Frankfurt a. M. In einer Wein- Kellerei an der Darmstädter Landstraße stürzten ein Monteur, ein Lehrling und der Kellermeister, die mit Reparatur arbeiten an einem Aufzuge beschäftigt waren, infolge Znsam- mcnbruchs einer Bohle in den 15 Meter tiefen Aus zugschacht und waren aus der Stelle tot. f Berhastung eines lang gesuchten Diebes. In München wurde der ehemalige Student, zuletzt Geslügclmeister Wilhelm Otto Mohr aus Dresden-Bühlau verhaftet. Er kommt als der Unbekannte in Frage, der seit Jahresfrist die Zoologischen Gärten bestohlen hat. Die oft recht wertvollen Tiere brachte der Dieb dadurch zum Verkauf, daß er angab, ans dem Anslande damit cingetrosfcn und in Not acraten zu sein. Mohr wurde auch von den Amtsgerichten zu Chemnitz und Ebcrsbach steckbrieflich ivegen schwerer Diebstähle oejnckt. s Ein Mord, um in der Ocsfentlichkeit bekannt zu werden. In Portland hat eine Frau namens Nora Rollis, Verfasserin einer Reihe von kleinen Schriften, ihre alte Hauswirtin durch Nevolverschuß getötet. Sofort nach der Tat stellte sie sich selbst der Polizei. Ms man sie fragte, aus welchen Gründen sie den Mord begangen habe, antwortete sie: „Damit mein Name als Reklame für mein neues Buch in die Zeitung kommt," — Sie wurde zur Untersuchung ihres Geisteszustandes in ein Irren- Haus übergeführt. sDi« verfallende Stadt Odessa. Die einst berühmte Han delsstadt Odessa, ein wichtiger Hasen Rußlands am Schwar zen Meer, die vor dem Kriege eine halbe Million Einwohner zählte, hat nach der letzten Zählung ihre Bevölkerungszahl seit her um 59 Prozent vermindert. Dt« Stadt zählte vor dem Kriege 8509 Gebäude; von diesen befinden sich 12 Prozent Im Zustand de» Verfalles. Durchschnittlich werden monatlich 59 Häuser unbewohnbar. Es wurde errechnet, daß Odessa auf die sem Wege fortschrettet, in 14 Jahren nurmehr ein Schutthaufen sein wird.