Volltext Seite (XML)
Sächsische MksMng ^eint täglich nachm. mK L.ck .ahme der Sonn-u. Festtage. I Inserate E>c;ugspreis: Vierteljährl. 1 Mk. k!0 Pf. söhne Bestellgeld). » V V ^ , werden die 6gcspaltene Petitzcile oder deren Raum mit 15 Pf. P°,>.D°s,nn^-««;». für Wahrheit, Recht nnd Frerheit. b"-chn„. W>-d-rh°i»n« dod,u>.„d-, »li a„l>-rd-utlch-n Postanst-lt-n l»n> I-itungS-P-eiSIist-. j «...».«..»»II». !! Nld-Itl-nS-Sprkckllund-. II I Ilhr. Einzelnummer 10 Pfennige. Anabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. vucdaruekerei. beüalttion unü 6erebätt5ZteIle: Dresden, Pillnitzcr Strafte 4!. Inserate werden die 6gespaltene Petitzcile oder deren Raum mit 15 Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: II—1 Uhr. Fernsprecher: Amt l. Nr. 1360. Nr. 100. Katholiken: Bonifatius. Donnerstag, den 14. Mai 1903. Protestanten: Bouifaz. 2. Jahrgang Gedenket des Wahlfonds! „Hum Wohle der ganzen Welt."j Eben haben wir den winiderbareli Artikel der „Wart- in dem Romfahrtheft gelesen. Uns kam es vor, Zs Hätte der Heftnmschlag mehr die schivefelgelbe Farbe des Zierlichen Neides angenommen, als wie es früher der ^-äi war. Der Leitartikel ans der Feder des Herrn j> Neuer in Ziviekan wenigstens ist mit Galle geschrieben. wundert uns zwar nicht, wenn die herrliche, vom eresteii Beifall des deutschen Volkes begleitete Fahrt Kaiser Mielius zum Vatikan, mn dem „Jubelgreis ans Petri D'wn" seine Aufwartung zu machen, manchem Protestan ten Pastor die Helle Wut in den Kopf trieb. Aber .Rmi I). Meper lägt offenbar sein Verstand im Stiche l sein i'nror pioko^tantiou^ geht mit ihm durch, wie w's'. der seines Vorgängers I)r. Martin Luther. Das be- ^ ein soeben erschienener Artikel in der „Zwickaner -seNi'.g" vom 1i). d. Mts. Darin gerät er in eine fnrcht- !.::e änfregimg über die Worte, welche der Kaiser zu einem Miiclicn Bischof gesagt haben soll: er hoffe zu Gott, das; c: den Papst noch lange z n m Wohle der ganzen Lei! erhalte. Das schlügt dein Fass den Boden ans. Dü, Kaiser werden die Leviten gelesen und dem Grafen Nilvw reicht „Meher der Erste" den blauen Bogen. I!ü>er innigstes Beileid. Herr Doktor! Ja. es ist aber auch Erecklich für einen vorn Lntherzorn erfüllten Mann, zu '.in'», wie der „Herrscher aller Deutschen", nämlich Kaiser Mlu'lm, nicht Herr Meyer, dem ..Oberhanpte aller Dnl'cheiihasser" entgegenkommt, wie ein Kind seinem Dncr. Ja, Frau Germania, verhüllen Sie nur ge- 'lüligit Ihr dräuendes Antlitz vor patriotischem Schmerz, denn das Rad der Zeit rollt donnernd zurück in die Tage de» .finsteren papstbeherrschten Mittelalters", wo auch ein deutscher Kaiser sich soweit „vergas;", einem „herrsch- inclitigen Pontifex" der Noma olu-mkiomr die Steigbügel zu lullte». Und doch ist unserer Ansicht nach nicht der geringste bnnnd vorhanden, nm sich irgendwie anfznregen, weder pe>> Nüch oontra. Das; Kaiser Wilhelm dem greisen M.rn mit so ausgesuchter Liebensivürdigkeit entgegenkommt, da:-in einfach ein Ansslnft der echt christlichen und iclcr-inten Natur des Kaisern, der eben im Papsttum etwa-: mehr sieht als den „Erzfeind der Hohenzollern" und de» Deutschtums. Kaiser Wilhelm hat sich ebenso irenig etwas vergeben, als wie der Kaiser Barbarossa dad.rch. das; er dem Papste die Steigbügel hielt. Wenn rin Nvnarch, dessen Macht sich ans die Peripherie der »ngelweite seiner Krupp'scheu Kanonen erstreckt, mit evi'rräitsvollem Neid ans diesen seltsamen Souverän im 'Vuikan blickt und an die moralische Macht denkt, die dieser Souverän im weiften Talar ans einen so groften Teil der Menschheit ansübt. so mnftte einen Monarchen von so ausgeprägtem Herrscherbewnfttsein wie Kaiser Wilhelm schon ans rein psnchologischen Gründen der Gedanke an den römischen Papst, den gewaltigsten Re präsentanten einer wahren Weltmachtstellnng. nnwillkürlich mit Ehrfurcht erfüllen, die dann eben in dein spontanen Handknft ihren prägnanten Ausdruck fand. Wir Katholiken fassen die offenkundige Begeisterung des deutschen Kaisers für Leo XIII. ganz nüchtern ans. Dennoch freuen wir uns über die Eonrtoisie des mächtigsten protestantischen Fürsten gegenüber unfern heil. Vater. Der Kaiser gibt dadurch gar manchen seiner Glanbens- brüder ein wirklich kaiserliches Beispiel echter Toleranz. Daft dieses Beispiel in den Kreisen des Evangel. Bundes Nachahmung finde, erwarten wir gar nicht, im Gegenteil, wir sind überzeugt, das; die Intoleranz eines Herrn I). Meyer, Grafen Hoensbroech nsw. sich dadurch nur noch mehr heransgefordert fühlt; das beweist die „Wartburg" und der neue Ergns; des Herrn l). Meyer in der „Zwickaner Zeitung". Das Um und Ans der Epistel an den Kaiser liegt in dem Satze: „warum huldigt die stolze Macht des deutschen Reiches in solcher Weise dem Manne im Vatikan, ans dein des Unglücks und Verderbens genug in unser Vaterland floft!" Beweise für diese Behauptung sind über flüssig. Was der Zwickaner Papst spricht, ist Dogma. „Hier steh ich, ich kann nicht anders" — ein Armntszengnis, das; er seit ÜOO Jahren ans der Geschichte noch nicht mehr ge lernt hat, als was in Lntyers letzter Schrift steht: „Das Papsttum vom Teufel gestiftet" und was der Tiakonns Küntzel ans Breslau beim Lntherfeste zu Frankenstein in Schlesien sagte, der Papst sei der „personifizierte Satan". Nim begreift man auch, welch Schaudern die evangelischen Bnndespastoren erfüllt, wenn der .Kaiser zum Papste sagt, er hoffe zu Gott, daft er ihn «den Papst> noch recht lange erhalten möge znm „Wohle der ganzen Welt". Herr Meyer, das ist bitter! Wir begreifen, das; Sie in Ahnung dieser Tinge das Deutsche Reich schon in Trümmer gehen sehen und in Ihrem Schmerze rufen: „Das gehet ans .Kosten unserer protestantischen und deutschen Kultur. Das wäre das Ende deutscher .Kraft nnd Kultur, der Anfang vom Niedergang unseres Reiches." D armes Reich! Wenn das all deine Kraft wäre, dann wärest du noch armseliger als ein Herr Meper ans Zwickau! Ein schreckliches Wahngebilde steigt im Geiste des Herrn Superintendenten ans: er sieht sich bereits „durch die Bülowsche Politik in Netze vatikanischer Diplomatie eingefangen". Hat Herr Meyer einmal zngesehen. wie die Fische mit dem Netze gefangen werden? Es gibt Fische, die man ans den Maschen des Netzes wieder fortspringen läftt. Herr Meyer, wir werden beantragen, das; Sie wieder springen dürfen, falls Sie in das „vatikanische Netz" ge raten sollten. Dann bleiben Sie fest auf dem Boden des deutschen Evangeliums stehen — „Gott wird^chnen helfen Sie können ja nicht anders". Darum tim -Lie nm liihig, was Sie nicht lassen können; wir bedauern mir, das; es so wenige sind, die nocki auf dem „Boden von Worms" sieben. Die meisten, selbst unter Ihren Amtsbrüder», haben bereits den Boden unter ihren Fnften. das apostolische Glaubensbekenntnis, verloren nnd haben von dem deutschen Evangelium kaum noch die Deckel in den Händen. Solche Protestanten lassen sich freilick, niemals das Erbe der Reformation rauben. Denn, was man bereits ver loren hat, das kann kein Mensch mehr rauben. Freilich, unser Kaiser, der steht noch fest ans dem evangelischen Boden der Reformation. Ihm gilt als Kitt des Pro testantismns nicht die Heye gegen Rom, sondern der Glanbe an Ehristns; er ist nicht intolerant gegen die andere» christlichen Brüder, sondern läftt als echter Pro testant jedem die Freiheit, ans der Bibel seine lieber- zengnng zu bilden, also auch den Katholiken. Der Kaiser weis; auch, das; katholisch nnd patriotisch zwei adäquate Begriffe sind; er sieht es ja bei den Wahlen, ivo der Einslns; der Umstnrzparteien in den katholischen Gegenden gleich Null ist. Er sieht auch das Gegenteil. So ist z. B. die Wiege der Reformation, dort wo man sich rühmt, daft das evangelische Leben am meisten blühe, unser Vaterland Sachsen, groftenleils eine Beule der Sozialdemo kratie nnd. wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird Herr Meper es erleben, das; das Wort ..deutsch sein heiftt lutherisch sein" in Sachsen :><! nl'mirffum geführt wird. Tie Tatsachen werden ihn zu dem zwingenden Schliff; nötigen, das; das moderne Luthertum nicht fähig ist, das Deutschtum vor den internationalen nnd anti religiösen Anschannngen zu retten. Znm Schliff; des Artikels schreibt Herr I). Meper: ',Für die tiefe Erregung gegen den Grase» Bülow, die immer weitere Kreise bewegt, wird ihm schwerlich die Sammlung der unter Eeo XIII. geprägten Denkmünzen, die er als Geschenk des Vapiles ans Rom nach Berlin milbringt, eine Entschädigung sein lonneii: die deutsche Geschichte wird ihm einst auch eine Denkmünze schlagen: a»f der einen Seite seine freundliche, höfliche Genau, „inschlnngen von Kopp nnd Rampolla. nnd auf der anderen Seite das Wort: loilnmiht <->»>>: I,'!,i>.-äi>: er war eine Wolke, sie verflog. Und wenn sie auch noch eine Weile am Himmel unseres Volkes dunkeln wird, weil schwerlich schon die diesjährigen Reichslagswahlen bei den langsamen Deutsche» und ihren alten Parteien dem Unwillen gegen Rom znm volle» Siege verhelfen eine spätere Wahl wird die Hegemonie des Zentrums brechen nnd seine Handlanger beseitigen. Das wird dann znm Heile der ganzen Welt sei». Wir Katholiken sind dem Kaiser Dank scknildig für den erneuten Besuch im Vatikan, wir anerkennen die Doleranz des Reichskanzlers, aber wir werden »ns hierdurch nicht zu Jnbelhpmnen hinreiften lassen. Monarchengnnst ist Wandel bar wie die Wolke am Himmel. Herr I >. Meper erinnert uns daran. Die Katholiken werden nicht rasten, durch ihre Arbeit für das Wohl des deutschen Reiches zu sorgen, damit wenigstens das Zentrum als starker Damm der roten Hochflut trotzen kann, wenn Mepers Kirchturmpolitik von den Wogen hinweggespült wurde. Der australische Erbe. .Kenia» von Edgar Pickering. Deutsch von Franz Paul. zorlh'vimg.) (Nachdruck verboten.) Es war keine Zeit mehr, weiter zu sprechen. Madge Gue sich nmgedreht. ans Madanw wartend, nnd so eilte üe vorwärts. Ihre Begleiterin fragte sie, ob sie unwohl wäre, denn Äadaines Antlitz war aschfahl, und sie zitterte. ..Unwohl fragen sie?" Wem wäre wohl nach alle dem, was wir mitgemacht haben, Sie Närrchen!" ant wortete Madame. „Allons! auf nach Bastia. Verstehen Die mich?" I K. K apit e l. „Samuel Mörder!" Splvester stand da mit gesenktem Z'.nk und wiederholte sich immerfort halblaut den Name», vollständig verwirrt nnd anfter stände, einen klaren Ge danken zu fassen. Lange konnte er nicht zu der Schliff;- ft'lgernng gelange», daft dieser Nock vor Zeiten dem jüngeren -Miiwagilon der Firma Scripp und Mörder gehört haben lonne, derselben Firma, die den ermordeten Mr. Gifford Gilieten hatte, nnd immer wieder legte er sich dann die »rage vor, wieso ans diesem Rock ein Stück heransgerissen worden sei. dasselbe Stück Tuch, das er an der Mauer von Whpteleas Manor hängend gefunden hatte. „Bevor ich dieses Rätsel lösen kann", brummte er vor Rk, hin, „muft ich über alles Andere klar werden. Das Noliv? Ja. der Grund, warum der Alte ermordet wurde! solches denkbare Motiv aber, nm Himmelswillen, kann Taumel Mörder, Mitinhaber der Firma Scripp und Mörder, gobnbt haben, dieses Verbrechen zu begehen. Doch ich denke nicht logisch. Mnft denn Samuel Mörder der Verbrecher 'oin? Nein! Die gewöhnlichste Vernunft sagt mir, daft er vs nicht war. Meine Angen berichten mir allerdings, daft dies sei» Rock sei. der Rock, der zu dem von mir gefundenen Fetzen gehört. Nun aber entsteht die Frage, ob nicht viel leicht die Finna Scripp nnd Mörder den Anstoft zu dem Verbrechen gegeben bat. Sagte nicht damals der kleine Schreiber etwas von ihren Geldverlegenheiten? Und wo her hat denn der Bursche zwei Fünfhundert Psnndnoten in ihrem Dienst erworben? Es ist eine schrecklich verwickelte Sache. Immerhin will ich mal eine kleine Unterhaltung mit Mr. Mörder abhalten!" Da es Sylvester unmöglich war, seine Gedanken von diesem verwirrenden Gegenstand abznlenken und sich mit seinen regelmäftigen Obliegenheiten zu beschäftigen, so machte er sich am nächsten Morgen schon auf den Weg nach Southampton Street. In dem Schreiberzimmer fand er nur einen Schreiber, und mit fragenden Blicken be trachtete er den zweiten leeren Stuhl. „Wo ist Ihr liebenswürdiger kleiner Kollege?" ..Fortgegangen." erwiderte der Schreiber lakonisch. „Entlassen?" „Entlieft sich selbst." war die Antwort. „War ein verrückter Junge, dieser Kedar, aber schlau. Man hätte ihn für den einfachsten Narren halten können, den London je gesehen hat, auf den ersten Blick, nnd doch ging in diesem Bureau nichts vor. von dem er nichts wnftte!" „Sie waren mit ihm befreundet?" „Der war mit keinem Menschen befreundet. Er kam und ging, das ist alles, was ich von ihm weift. Wo er wohnte nnd was er tat anfterhalb der Bnreanzeit. das kann ich Ihnen nicht sagen. Es mag ja Leute geben, denen er ganz gut gefiel, mir nicht. Ter neue Herr von Whyteleas Manor. der schien einen Narren an ihm gefressen zu haben. Die haben ja oft zehn Minuten lang mit einander zu flüstern gehabt!" „Eine sonderbare Angewohnheit für einen reichen Klienten." „Gibt's nicht mehr sonderbare Sachen?" fragte der Schreiber, der offenbar seine eigene Lebensanschannng hatte. „War nicht Mr. Giffords Ermordung auch so eine sonderbare Sache? Was hat aber das ganze Geschwätz für einen Zweck. Sie zahlen mir ein Pfund, sechszehn Shilling nnd sechs Pence die Woche; nnd Sie sollten nicht glanbe», was diese Sirpences ans doch eine Familie z» mn andere Dinge zu für eine Mühe es mir gemacht hat Scripp heransznholen, und ich habe erhalten. Ich habe keine Zeit, mich bekümmern. Ja, Mörder ist drinnen. wollen Sie ihn sprechen? Meine Meinung über Mr. Mörder geht dahin, das; er in einer schlechten Haut Neckt!" Der Schreiber glitt bei diesen Worten von seinem Drehstnhl, ging in Mr. Marders Zimmer und kehrte nach einigen Sekunden zurück, Mr. Eonrmep einladend, näher zu treten, was dieser denn auch tat, die Düre sorgsam hinter sich schlieftend. Nach einigen einleitenden Worten zog Splvester den abgenutzten Stuhl, der den Klienten stets angeboten wurde, näher zu Mörders Schreibtisch und ging direlt ans den Zweck seines Besuches ein. Es war zweifelsohne eine schwierige Aufgabe, die er sich gestellt hatte, und sie erforderte einen groften Aufwand, von diplomatischer Schlauheit, denn Mr. Mörder war offenbar auf seiner Hut. Splvester hatte es deshalb vorgezogen, geraden Wegs mit der Türe ins Hans zu fallen und den anderen zu über- rumpeln. Daft sein Plan gut war. bewies der Ausruf, den Mr. Mörder nnwillkürlich ans'lirs;. als er den Stos; empfing. „Ick, wünsche mit Ihnen über den Mörder des Herrn Ealeb Gisford z» sprechen," sagte Splvester mit demselben ruhigen Tone, als ob er die Bemerkung gemacht hätte: „Heute ist schönes Wetter." „Um Gottes Willen!" schrie Mr. Mörder ans nnd erhob sich mit einem Ruck ans seinem Sessel, in den er im nächsten Augenblick wieder znrücksank. „Ja." fuhr Splvester fort, „ich dachte mir's, daft Sie erstaunt sein werden. Ich wünsche Ihre Meinung über einen Gegenstand einznholen. der mit dem Mörder in engster Ver- bindnng steht." kFortsetzinig folgt.,