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Sächsische Volkszeitung : 02.07.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192207028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-07
- Tag 1922-07-02
-
Monat
1922-07
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.07.1922
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Aus dem Ausland Die nächste Anleihekonfercnz im Oktober London, 30. .Juni. Moldau batte nüt de» cuclischen, Italic- nl'cl:c» und sianzösilchen Mitglied rn der Pariser Slnleibekoitteren» in lLoudo» eine AuStprnck'e, in der über den Zeitpunkt der näcksten An- e bekoittercuz nesprock'en wurde. Man ka:n überein, in der erben Oktsbcnvoche in Pari! wieder zusammen,utieten. Die allgemeine Lage in der Anlcihcsrage l'c,üd,ntte Morgan selbst als unübersichtlich. Don der Haager Konferenz Haag» 1. Jtti. Der Präsident der Unlerkommttsion für d>e Schulde» AlpdanS ist in Faniilienanaelcgenheitcn nach Pari« gerettt. str wird am Moittag wied-r im Haag erwartet.» Der sranzMchc Delegierte Masiigler ist ebenfalls nach Paris gereist, um der frainöff. schen Negierung über den birherlgen Verlauf der Verhandlungen amtlich,« Bericht ,» erstatten. Haag, 1. Juli. Der rriisiiche Delegierte Sokolirikow äußerte sich dem Mat'',,.Korrespondenten aegtniiber. das; die rnsische Regie- runa die Verpflichtung zur Zadlung der Kiieg?'chuldcn n'cht aner» kennen könne. Dagegen müsse die Frage der VorkiiegSichutden nach eiir aer llntersuchnng einer Ncoetung rugefr'ibrt werben. Die gegen wärtig nationalisierte» Betriebe könnten an die trüberen Besitzer nicht znriickerstattet weiden und ebensowenig könne Gchadenerigtz geleistet werden. Dagegen leien die früheren Besitzer der heute nationalisierten Betriebe berechtigt, sich an den neuzubiloeuden Firmen z« beteiligen- Finanzkontrolleur Doung nach London abgereist Wien, 1. Juli. Der eniiliiche Finaii-kontrolleur Uoung ist gestern na» London abgereist, um die englischen Bankkreiie zur Be teiligung an der Errichtung der neuen Notenbank einzuladen. Deutsches Reich Das Kompromiß über den Umlageprels Berlin, 1. Iult. Der Reichstag hat gestern den Gesetzentwurf über dir Getreideumlage gegen die Lt mmen der D'Utichnatinnalen, der Deutschen Volkspartei und der Kommunisten in zweiter Lesung a'genommen, nachdem es heute ln in«er,raktio Zellen Besprechungen zu einem Kom promiß der Regierungsparteien gekommen war. Man hat sich daoin verkündigt, deuPr«ts für Roggen aus 8300 Mark lestzusetzen, ,ür W»«zen aus 740V Mark die Laune. E» sind drei Lteserungsteimine vorgesehen Bon Termin zu Termin soll, fall» dies er>orderltch ist, eine neue Steigerung des Preises erfolge». Lanbwirtichastltche Betriede dünnen bi» mehr als zwei Hektar Gelreidedaufläche abgabesret bleiben. Kein Aufschub der Relchspriistdentenwahl Berlin, 1. Juli. Wie am Freilag in Berliner Kreisen ver- autcte, soll die Absicht bestehen, die Wahl des Reichst),äsidenten, die lür den Herbst d. I beabsichtigt ist. aut ein Jahr zu verschieben Tie L.-N. ist zu der Erllärung ermächtigt, daß von einer solchen Absicht nicht die Rede sein kann Demokratische Richtlinien für die Republikanistcrung. Berlin, 80. Juni. Ter Voistand der dcutschdemokrattschen Partei hat im Zusammenhang mit der Ermordung Rnthcnans eine Kundgebung besä,lassen, in der es heißt: Das denische Bürgertum .uns; sein unklares und schwaches Schwanken zwischen der Pietät vor der Vergangenheit und der Erkenntnis gegenwärtiger! Notwendig- keilen aufgeben und ein tolkräiliger unerchüiterlichcr Träner des neuen Staates werden. Tie Kundgebung fordert eine Reihe von Maguahnicn. So wird verlangt daß die Vorbildung der Jugend auf allen staatlichen Schulen im Geiste der höchsten Achtung vor der Republik und Verfassungstreue dnrchgesührt werde. Die Personal- reserate in allen Ressorts sollte» aiisuahmslos in die Hände hervor ragend Sachkundiger und autrichtiger Republikaner gelegt werden. DaS Bcamlen- und Disziplinarrecht soll so geordnet werden, das; offene und geheime Gegner der Nepubltt schnellstens darüber belehrt werde», daß man nicht Tiener emeS Staates sein kann, wenn man gleichzeitig unterwühlt. Plan der Ermordung von zwölf jüdischen Poli.ikern Hamburg. 30. Juni. Wie die Staatliche Pressestelle zur ^Urgeschichte der Ermittlung der Mörder Dr. NaihenauS mit teilt. ergab sich bei der Untersuchung in der Angelegenheit der Hamburger Sprengstoffattentate der begründete Verdacht, das; die Täter einer politischen Geheimorganisaiion angehörten, die sich über das ganze Reich erstreckte. Die in der Angelegenheit der Hamburger Dprengstoffattentate Festgenommenen gehörten einer in Gruppen gegliederten Abteilung an, die unter Führung des verhafteten Friedrich Warnecke, eines früheren Offiziers, stand. Unter den beschlagnahmten Papieren befand sich auch ein Brief WarneckeS an den Kapitänleutnant von Killingcr. Die Buchstaben 2 Ma. Brig. „E", die auf einem beschlagnahmten Fahnenwimpe! standen, deuteten auf tue Brigade Ehrhardt hin und verstärkten di« Annahme, daß eS sich um Angehörige der Organisation „T" handelte. In der Tat war, wie ermittelt wurde, die Abteilung Warnecke in die Organisation >T", die sich in Provinzial, und Landesunterverbände ordnete, eingeglicdert. Die Organisation »C" hatte ein Spreng- und Mordkommando, das die Beseitigung politischer Persönlichkeiten «nrszusühren hatte. Diesem Kommando gehörten u. a. auch die vom Berliner Polizei- prä'idium jetzt genannten Mörder NathenauS an. ES war beab sichtigt. etwa zwölf führende südliche politische Persönlichkeiten, zu beseitigen, darunter auch Th. Wolfs vom „B. T." und den Hamburger Bankier Max Marburg. Die Untersuchung ergab, tmß für Dienstag abend ein Anschlag auf Marburg, der bei der Gründung des UebcrseeklubS sprechen sollte, geplant war. Die Mitglieder der Organisation verkehrten miteinander niemals schriftlich. Die Ankündigung der Kuriere erfolgte durch kurze Telegramme. Solche Telegramme wurden bei Warnecke beschlag nahmt. Als Absender eines dieser Telegramme wurde ein Mit glied der Hamburger Organisation, das sich bei Absendung des Telegramms in Berlin befunden hatte, ermittelt. Ferner wurde festgestellt, daß der in der Hamburger Sprengstoffaffäre festge nommene Privatdetektiv Niedring den Auftrag erhalten hatte, das Automobil zu führen, das die Mörder Rathenaus benutzt haben. Niedring war zur Besprechung der Einzelheiten der Tat nach Berlin geholt, und die Hamburger Polizei konnte die Pension er mitteln, in der seine Unterredung mit den Tätern stattgcfunden. Auch konnte sie feststellen, das; oas Auto von auswärts geholt werden sollte, und daß als Bewaffnung der Mörder Pistolen und zwei Maschinenpistolen vorgesehen waren. Die Verhand lungen der Täter mit Niedring zerschlugen sich, weil er keinen Führerschein besaß. Es wurde ferner ermittelt, daß auch das Attentat auf Scheidemaiin von den gleichen Kreisen ansgeführt worden war. Der Hamburger Polizeipräsident schickte am Diens tag einen Beamten nach Berlin, der die Berliner Polizeibehörden mit den Hamburger Ermittelungen bekannt mackste, die im Zu sammenhang mit dem in Berlin vorliegenden Material zur Er mittlung der Persönlichkeiten der Mörder Rathcnans führten. Wirth über die deutsche Notgemeinschaft München, 1. Juli. Die Münch ner Neuesten Nachrichten veröffentlichen eine Unterredung, d'e einer ihrer Berliner Mitarbeiter einige Tage vor der Ermordnnq Rachenans m>t dem Reichskanzler Dr, Wirtb über die Zukunft Deutschlands batte. Dr. Mrih er kälte. die Nöte des Nordens sind auch die Nöte des Südens. DaS ist die Notaeweinschast, die sich immer fester gestaltet im gemein samen heißen Glauben an eine bessere Zukunft unseres deutschen Volkes. In diesem Glauben wollen wir gemeinsam arbeiten. Stratzenkämpfe in Hindenburg Breslau» 1. Juli. Wie der Oberschlesische Wanderer meldet, griffen am Donnerstag polnische Banden, die das Borsigwerk be setzt halten, die Stadt Hindenburg an. Eine Kompanie des deut schen Selbstschutzes, die in Hindenburg stationiert ist, schlug den Angriff ab, io daß die Polen sich mit Verlust zurückpehen mußten. Nun griffen die französischen Bekatznngstnippen ein und umzingelten die Selbstschutzkompanie, die sich verteidigte. Bei dem Kampke gab es aus beiten Seiten Tote und Verwundete. Französische Verstär- kuugStruppen wurden durch Selbstschntzpatrouillen am den Straßen beschossen. Bei den Straßengesechten fielen auch Schüsse aus den Hüuiern Kegen 0 Uhr abends zogen sich die französischen Truppen aus die Kaserne rnrrilck. Die Verluste bei den Kämpfen betragen deutscherseits 17 Personen, die getötet worden sind, darunter eine Frau und zwei Kinder und etwa 30 Personen tierwundet. Der Kriegsbeschädigten-Prozeß Leipzig, 30. Juni. Die weitere Zeugenvernehmung in Sachen Dr. Michelson ergab einander widersprechende Resultate, die einen hielten die Amtsführung des leitenden ArztcS im Laaer Effry für einwandfrei, anders gaben Auskunft über die lockere Lebensweise de» Angeklagten und ichlcchte Bebandliniq der Kranken- Bei Erörterung deS Todesfalls des Vlamen Maur cs erklärt der Angellagle erregt, daß er sich diesen einzigen Fall einer Infektion nickt eikiä-cn könne, Französiichc Zeugen können nicht vernommen werben, darüber gibt nachstehende Meldung Ausschluß: Paris, t. Juli. Die französiiche Neuerung erstatte, daß si, der Aufforderung, gelegentlich dcS Prozesses M Helion Z-ugen znin Reichsgericht na» Leipzig zu nitsendrn, ircht eutjprochen habe, weil die srülieren gestillten Urteile, der stanzösi chen Regiciuiig bereits Veranlassung gegeben haben, eine Protestnote a» die teuüche Neue rung vorzuberktten und die französische» Beisitzer ans Leippg ab.-.«- berufe». Berliner Brief Zu der Stunde, da im Reichstag die Totenfeier für den so ruchlos dahingemordeten Minister Dr. Malier Rnthenau siattsnnd, ereignete sich zwischen de» Stationen Gesundbrunnen und Schön hauser Allee ein so schweres Eisenbahnunglück, wie es bisher in der Geschichte der Berliner Stadt- und Ringbahn nicht vorge kommen ist. Die Straßenbahnen, die Autobusse, Omnibusse, die Untergrundbakmzüge hatten ihren Verkehr schon eingestellt. Arbeitsruhe — sollte die Parole des Nachmittags lauten. Und Tausende von Menschen strebten den Stadtbahnhöfen zu, die ihnen noch die einzigste Möglichkeit boten, nach Hause zu kommen. Äe strebten? Nein, sie hasteten, aus Angst, daß ihnen vielleicht der letzte Zrig just vor der Stase wegfahren würde. Sie dräng ten und schubsten sich und waren schließlich eine einzige schwarzge ballte Masse, die sich nur langsam die steilen Treppen hinauf schieben konnten. Nur noch mitkommen — hieß der Wunsch eines jeden Herzens. Und da die Abteile kaum noch Vm Zuwachs einer Perlon zaließen, Fensterscheiben schon kl'rrt-n, Kinder schrien, schien vielen Männern nur noch die eure Möglicklett zu bleiben: das Trittbrett. Sei! den Tagen der Revolution, des Kopp-Pulsches. der Generalstreiks hat diese Unsitte sich im Publikum eingewur zelt, besonders bei der Jugend, so sehr, daß mancher, selbst wenn die Abteile noch Platz boten, dennoch die Mitfahrt draußen auf dem Trittbrett borzog. Ein ganz besonderer Reiz schien in dieser Romantik zu liegen, wie man sie ja von dem oder jenen Film her kannte. Keinerlei Warnungen der StaiionSbeaniten, der Zug führer und Schaffner halfen. DennoH — eins sehr energische Verordnung der Eisenbahndirektion wäre vielleicht längst am Platze gewesen, um dieses furchtbare Unglück zu verhindern. Die Verordnung wird zweifellos jetzt kommen, da zahlreiche Menschen ihren Leichtsinn mit dem Tode oder schweren Ver letzungen büßen müssen. Der Mann mit dem Rucksack, aus dem lange Holzlatten ragten, die das von Menschen dicht bestandene Trittbrett einfach abrasierten — schrecklich wird sein Gewissen schlagen, ohne böse Absicht der Urheber so großen Unglücks ge worden zu sein. Vielleicht liegt er selbst unter den verstümmelten Toten. Auf dem Trittbrett — ach, stehen wir nicht alle auf dem Trittbrett dieses schrecklicher denn je rasenden Kreises, der das Leben heißt? Die Minuten einer Großstadt wollen wichtiger denn anderswo gewertet sein. Arbeitsruhe — sicherlich wäre man noch zeitig genug zu ihr gekommen, wenn man den nächsten, wenig« besetzten Zug abgewartet hätte oder wenn man sich gar dazu entschlossen hätte, den Weg zur Wohnung zu Fuß zurück,;»- legen und sich so im Gehen über die Veranlassung, den tieferen Grund dieser Arbeitsruhe klar geworden wäre. Die Unver nunft siegte, wieder einmal die Unruhe über die Ruhe. Der Großstädter klagt heute mehr denn je über das, was ihm fehlt, was er entbehren muß. Daran denkt er zuletzt: zuerst einmal die Ruhe zu suchen, aus der sich dann von selbst so manches an inneren Weiten ergeben kann, die ihm über den Nichtbcsttz ma teriellerer Güter hinwegtrösten. Möge der Schatten dieses BttdeD vom leergcfcgten Trittbrett mehr als eine Mahnung bleiben! Die Modulation der Zmangslurleiho Berlin, 1. Juli. Der ZeichnungSpreis der Zwangsankeihs foll gemäß den Beratungen des Unterausschusses betragen: Für im Juli 1922 gezeichnete Zwangsanleihe 97 Prozent des Nenn wertes; für die im August und September gezeichnete 98 Prozent; für im Oktober und November gezeichnete 100 Prozent; für die im Dezember gezeichnete 101 Prozent; für im Januar 1923 gezeich nete 102 Prozent; für im Februar gezeichnete 103 Prozent und vom 1. März 1923 ab 101 Prozent des Nennwcrtes. Jeder Zcichnungspslichtige kann vom 1. Juli ab Zwangs anleihe zeichnen und einzahlen. Der ZeichnungSpslichtige hat ««UH Das heilige Deandl Eine PaffionSspiel-Geschichle von Franz Wich mann (Nachdruck verboten.) s19. Fortsetzung.) So tritt er die weite Wanderung inö Glanzbachial an. Die paar Kreuzer, die er sich erspart hat, will er nicht ausgcben, um die Bah» zu benutzen. In den wenigen Tagen, die er unter wegs sein muß, wird sein Opfer ihm nicht entrinnen. Und so bald ihm die wortbrüchige Dirne vor Augen tritt — seit es im Walde, sei es unter den Leuten mitten im Dorf, im Wirtshaus, im Tnnzstial — er wird ihr sein Messer, das inan ihm wieder aubgchändigt, tief ins Herz stoßen. Mit diesem finsteren Ent schluß im Herzen verließ Jörgl das Gcsängniö. Näher und näher kommt er der Heimat; er kann sich ihrem Zauber nicht verschließen, mildere Gedanken erwachen in seiner riuhedürstigc» Seele. Noch einmal will er in die Kirche treten, wo er als Kind die erste heilige Kommunion empfangen. Dann erst soll die Tat geschehen. Am Abend oeS dritten Tages taucht in der Ferne das ein same Oberglanzbach vor ihm auf. Vom Rautenstein herüber tönt das Ave-Maria-Läuten. Das ist die süße Stimm« der Hei mat. In einer Stunde kann er am Ziele sein. Trotz seiner finsteren Mordpläne zieht der Jörgl andächtig den Hut vom Haupte. Ihm ist gar seltsam zumute. Die feier liche Stille ringsum atmet Gottcsfrieden, das Lied der Vögel ver klingt in einzelnen weichen, schmelzende» Akkorden, die Blumen kelche schließen sich, das Schwirren und Summen der Bienen ver- stmnmt, alles rüstet sich zur Ruhe, und die Natur singt dem Schöpfer das große, erhebende Andachtslied des Abends. Ter Bursche starrt in die letzten grellen Sonnenstrahlen, die hinter den waldumrankten Bergen gleich weißen Tauchern in ein finsteres Meer lstnabglciten. Niesenbafte, abertcuerliche Ge bilde von Wmdwolke» fliegen gespenstisch wie irre Phantasien deS Wahnsinns über das schwarze Blau des Horizonts. Dem Jörgl erscheinen sie wie teuflische Ungeheuer, die grimmigen Karnpf in die feierliche Natur schleudern und den Sturm der Vernichtung bringen werden. Unwillkürlich bleibt er vor einem kirrckelL Vrlkieb-druclrkrr«! cka» beckeutuumsk« aul cken, vedlet ckqi- Küekenseueming kocbt — bratet — backt — dörrt — sterilisiert — liefert ckauernck keitzes IVasrer — bedarf keiner lZeriukicktigung — xroüe ttrspar- nis an ltrennstokk — keinlicbkeit — keine «ngekrsnnten Lpeisen einkseüe iöeliandlurig — keinerlei lllisckilnstunxen Lereitcvilligste Vorsüti rungen in cker Ua'orikniederiaxe o,e.ck-n a KskLOLsLr'aLv 14 »79 Inliaber Oi»g Ulttrsck. Marterl am Wege stehen. Eine alte Frau, die im Spital ihr Leben gefristet, hat dort beim Becrensammeln der Schlag ge rührt. Auf dem Bilde ist das Unglück in primitiv naiver Weise dargestellt. Darunter stehen die Worte: »Es wankt der Mensch am Pilgerstab, Von seiner Wiege bis ins Grab Sucht er umsonst den Frieden. Erst wenn das Kreuz am Hügel steht Und Gottes Frieden ihn umweht. Ist Ruhe ihm beschieden." Todmüde von der langen Wanderung wirft sich der Bursche ins Gras. Ein tiefes Nuhebodürfnis hat sich seiner bemächtigt. Wie leise Andacht zieht es durch seine Seele. Fast mit Schrecken Lenkt er jetzt an den Mordplan, der bisher seine Schritte gelenkt. Wird cs dann besser, wenn er diejenige, die ihn verraten und betrogen, durch ein Verbrechen aus der Welt schafft? Wird da durch seine Schuld getilgt, wenn er neue darauf häuft? Hat nicht der Herr gesagt: „Mein ist die Rache" — und soll er nicht ihm das Gericht überlasten? Kein Mensch, nur der Himmel ver mag weise und gerecht zu strafen. Solche Gedanken beschäftigen den Jörgl auf dem Heim weg, nnd je näher er der geliebten Heimat kommt, um so ruhi ger wird es in seiner Seele. Er stößt das Messer, das er unter wegs, als könne sein Opfer ihm jeden Augenblick begegnen, ge- locker!, fest in die Scheide zurück. Schwer und weich legt es sich auf sein« Augen, müde finken die Lider herab. Wie selig wäre eS, niit gutem Eiewissen nn Frieden zu schlafen — denkt er noch, und seine Sinne taumeln hinüber ins Reich der Träume. Nach einer langen Weile schreckt er auf. Was war das? — Ist es schon Tag geworden, und ist das weiße Licht, das auf fein Gesicht fällt, die Morgensonne? Verwundert reibt er sich di« Augen und blickt umher. Nein, es ist ja inzwischen Nacht ge worden. Um das zerteilte Gewölk flutet gleich schneeiger Bran dung das flüssige Silber des Vollmondes. Dort über den Tan nen erblickt er die leuchtende Scheibe, immer voller und reiner steigt sie empor, glcicbsam die dunkle Erde verklärend. Durch sichtig wie fein« Elfenschleier weben bläuliche Nebel um den zackigen Spitzstein, den gewaltigen rauhen Glanz. Alles schweigt im tiefen Frieden der milden Sonnnernacht, nur der Bach rauscht und mnrzelt unweit von ihm über das steinige Geröll der tiefen Waldschlucht. Jene lau« Mondnacht im Mai fällt ihm ein, da er draußen, hinter dem „Goldenen Löwen", die vom Tanze erhitzte Regula zum ersten Male gesehen und mit ihr LiebcSschwüre von ewiger Treue gewechselt hatte, Schwüre, die sie so leicht und freventlich gebrochen. O, daß er sie nie gesehen hätte! Alles, was seine Seligkeit gewesen, gehört nun einem anderen! Fragen und Zweifel, an die er bisher nie gedacht, beschäftigen ihn. Ist sie nun wirklich glücklich? Daß sie ihn, den Jörgl, geliebt, das läßt sich nicht aus der Welt schaffen. Nur aus schnöder Gewinn sucht, vielleicht van der Mutter getrieben, hat si« sich dem Wastl zugewendet. Ihr Herz kann noch immer ihm gehören — aber was nützt ihm das, wenn sie das Weib eines anderen ist? Seine Gedanken unterbrechend, horcht er in die Stille der Nacht hinaus. Was ist das für ein furchtbarer Laut, der soeben sein Ohr getroffen, ein Jammern, Seufzen und Stöhnen, alles m einem und flüchtig wie ein Moment. Hat nicht so der Wastl aufgeschrien, als er ihm ruchlos den Speer in die Seite gestoßen! Ja, das klang wie ein Schm erzen staut vom Kreuzei Kam er aus einer anderen Welt, war es ein Mahnungsruf vom Himmel, um» zukehren auf dem finsteren Wege, den er wandelt? Mit zit ternden Knien erhebt er sich. Der Pfad führt ihn den Glanzbach entlang, woher der Schrei gekommen. Nur langsam geht er vor wärts, immer wieder stehen bleibend und in der bangen Erwar tung von irgend etwas Schrecklichem umherspähend. Wie geister haft die wilden Berge in den monddurchleuchteten Aether ragen! Von den Schneefeldern des Rauhen Glanzes her weht herb un- frisch ein kühler Lufthauch, der starke Atem der Heimat, der den nächtliche« Wanderer wie junger Wein berauscht. Die Furcht in seiner Seele schwindet, in gehobener Stimmung schreitet er am steilen, lauschigen Ufer des WaldbacheS fort. Ein feuchter Schimmer von Wasserstaub liegt wie ein Zau berschleier über der dunstigen Tiefe, ein Weben, Wollen und Wogen, in dem alle Umriffe zerfließen. Im blauen Silberschcin deS Mondes werfen die uralten, riesigen Fichtenstämme düster«, schwarze Schlagschatten auf das weißschäumende Wasser, das von der Schneeschmelz« deS Hochsommers, der Milch der Gletscher, g«. schwollen, gischtend und tobend, mit kochenden Wirbeln zu Tal stürzt. Die Gewitter, die während der letzten Tage in den Hochregionen niedergegangen sind, haben die Flut noch höher steigen lassen, als sonst zu dieser Jahreszeit. Der milde Friede des ruhigen Mondlichtes bildet einen seltsamen Kontrast zu dem entfesselten Elemente. Die vom linden Nachtwind bewegten Zweige tanzen und schwanken und werfen ihre Schatten gleich ge. penstischen Erscheinungen auf die grell beleuchteten weißen Nfer- elsen, zwischen denen die Äaflermaffe mit donnerndem Brau en hin- und wiederschießt, wie ein in den Käfig gesperrtes Raub- ier, das, einen AuSgang suchend, gegen die Gitterstäbr wüte^ i (Fortsetzung folgt.) Irsurings in sllen Orüöen und ?rei8lA§en uin»on»K vorauf xsvartst veräea kann ?a. - kssds 025 Sir. St
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