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Nr. 142. Seite 4 Frei log de» 23. Juni 1922, Das heilige Dearidl Eine Pnssio»?si'icl-Geschichtc von Franz Wichmann (Nachdruck verboten.) (12. Fortsetzung.) Wahcniv »och die letzten Worte erklangen, wälzte es sich in bunten, Zuge über die Bühne: eine Kohorte römischer KriegS- lknechte in grünen Leibröcken, mit roten Binden, metallenen Helmen a-f e«.n Korse». unter ihnen Jörgl, der in eh::ner Rüstung mit langem Spieße einherschritt. Hinter den Hohepriestern und ihrem Anhang schleppte sich der Heiland mühsam unter dem Kreuze ein her, umgeben von den blutrot gekleideten Henkern, denen Sol daten, Pl>arisäer und Volk in wildem Getümmel nachdrängten. Der Erlöser brach unter seiner Last zusammen, und zugleich kam von der andere» Seite, aus den blonden Johannes gestützt, Maria mit den Fcaue» Jerusalems und sank, als sic den unglücklichen Sohn, blutüberströmt von den Geitzclhieben. die Dornenkrone auf dem bleichen Dulderhaupt, erblickte, weinend in die Arme Magda lenas. Wastl hatte, wie es seine Nolle vorschrieb, sie mit langem, schmerzlichem Blicke nnvusehen, und das Spiel siel ihm nicht schwer, denn ein wirklicher Schmerz durchzuckte seine Brust. Es war in der Tot eilte Nkarter für ihn, die beiden Mädchen, die er mit so verschiedenen Gefühlen liebte, in scheinbarem Jainmer um ihn sich umschlinge» zu sehen. Zugleich fiel ihm in Regulas Wesen eine seltsame Unruhe auf. Trotz der Hitze und Anstrengung, die alle Gesichter gerötet hatte, waren ihre Wangen bleich, und von Zeit zu Zeit tvarf sie angstvolle Blicke nach dem Haufen der Kriegskncchte hinüber. (Aalten sie Jörgl. der finster abgewandt dastand und sie nicht sehen zu wollen schien? Wastl fiel die Stö rung in der Kirche ei». Er hatte angenommen, daß der Säge knecht schon in der Frühe betrunken gewesen sei; jetzt glaubte er nicht mehr daran, denn in den Augen des Burschen loderte es wie düstres Feuer des Hasses. War er durch Regulas Aufgebot über rascht werden, und galt ihm oder ihr der finstere Grimm, der sich aus seinem Antlitz ausprägte? Der Fortgang des Spieles erstickte die Zweifel, die von neuem in seiner Seel« auftauchen wollten. Die Henker mit ihren Peitschen trieben ihn vorwärts, und, von Simon von Cyreue unterstützt, mutzte er wieder das Krauz auf- nehmcn und weiter wanken. Dann fiel der Vorhang, und vor dcnsclh.n trat der Chor und sang: Auf, fromme Seelen, auf und geht. Von Neue, Schmerz und Dank durchglüht, Mit mir »ach Golgatha und seht Was hier zu eurem Heil geschieht." Unterdessen befestigte man Wastl hinter der Szene am Kreuze. Die Schächer hingen schon an den ihren. Als die Bühne sich wieder den Blicken öffnete, erhöhte man eben den Heiland. Unter seinemTrikot, daö die Nacktheit des Clekreuzigten täuschend ähnlich veranschaulichte, war auf der rechten Seite eine dünne Blase mit Ochsenblut befestigt, di« der Lanzenstich des KriegS- knechtes sicher zu treffen hatie. Jetzt würfelten die Soldaten um die Kleider des Herrn, die Hoheprichter und das Volk spotteten und schrien. Im Publikum erhob sich stmtes Schluchzen. Wastl erkannte die Stimme seiner Mutter, die der Anblick des Sohnes zu Tränen rührte. Erkennen konnte er niemand, denn im Zuschauerraume war es beinahe fin ster geworden. Die Sonne vermochte die düstere Wetternacht nicht mehr zu durchbrechen, eine blauschwarze Gewitterwolke stand brütend in unheimlicher Stille gerade über dem PassionSthcater. Doch die Hörer waren so sehr in das ergreifende Bild auf der Bühne vertieft, datz sie das drohende Aussehen des Himmels kaum beachteten. Die Natur selbst schien das Spiel unterstützen zu wollen und hatte eine echte Golgathastimmung geschaffen. Schioer sank das Haupt des Gekreuzigten herab. Seine Blicke trafen Magdalena, die im gelben Obergewand, das schwarze Haar aufgelöst über die Schulter geworfen, das Gesicht in den Händen vergaben, zu seinen Füßen am Kreuzesstamm lehnte. Maria aber, das Antlitz halb in einen durchsichtigen Schleier ge- hüllt, stand neben chr und sah in schmerzlich bewundernder An dacht zu ihm auf. «Es ist vollbracht!" stöhnte Wastl mit matter Stimme. Hinter der Buhne wurden ein paar Böller gelöst, die das Erdbeben versinnbildlichen sollten, aber der Himmel griff im glei chen Augenblick krachend mit noch schwererem Geschütz ein. Stot ternd vor Entsetzen meldete ein Bote die Schreckenskunde vom Zerreitzen des TempelvorhangeS. Aber seine Worte verhallten unverständlich. Das Spiel schien Wirklichkeit werden zu sollen. Schein und Wahrheit vermischten ihre Grenzen. Der Himmel war nächtig schwarz geworden, und in bläulich-gelbem Geschlängel durchkreuzten ihn grelle Blitze. Ueber das Glanzjoch her schnob ein heulender Wndstctz. Domier folgte auf Donner, doch die Schleusen der Wolken öffneten sich noch nicht. Unbeweglich, wie eine Mauer des Verderbens, stand das Wetter über dem Tale. Auf der Bühne rannte alles wild durcheinander, teils nach den Vorschriften des Spiels, teils in wirklicher Angst und Verwir» vung; schreiend und jammernd verschwand einer nach dem an deren binter den Kulissen. Für einen Augenblick standen die drei erhöhten Kreuze allein auf der verlassenen Szene. Die beiden Schächer schien eine unverstellte Furcht zu ergreifen, sic zogen und zerrten an ihren Stricken, und nur Wastl, seiner erhabenen Nolle getreu bleibend, rührte sich nicht. Auch dem Zuschauerrauine begann sich jetzt die Unruhe mit- zuteilen. Ein paar Aengstliche eilten hinaus, andere erhoben sich und blieben unschlüssig stehen, nur wenige verharrten noch mit dem Gleichmut des echten Gottöertrauens auf ihren Plätzen. Doch schnell, wie sie gekommen, wich die erste Bestürzung. Als die rol lenden Donner für einen Augenblick verstummten, kehrten die Spieler, um keine völlige Unterbrechuiig eintreten zu lassen, auf die Bühne zurück. „Ihr dürft ihn net länger hängen lasten," mahnte Vroni- Maria, angstvoll auf den Gekreuzigten weisend, «er kanns ja nimnier länger ertragen." Die Worte tönten wie ei» sützer Trost des Himmels an Wastls Ohr hinaus. Füklte er doch selbst, datz eS höchste Zeit war, ihn zu befreien, denn seine Kräfte wurden von Minute zu Mi nute schwacher. Die Henker scharten sich wieder um die Kreuze. Einer der selben erhob mit wuchrigem Schwünge seine schivere Keule, um den beiden Schächern die Glieder zu zerschmettern. Nachdem er sein Werk bei den Schächern vollendet, wollte er sich dem Heiland znwenden. Da sprang Jörgl, wie eS seine Nolle verlangte, vor, stieb ihn zurück und rief: „Geht, latzt mich!" E n grimmiger Triumph funkelte in seinen Augen. Die Stunde her Rache, die langersehnte, war gekommen. Die Recht« mn den Schaft geballt, stietz er die Lanze mit voller Kraft nach aufwärts. Der Christusspieler zuckte zusammen und krümmte sich am Kreuz». Man sah wie er die Zähne zusammenbitz, den Schinerz zu unterdrücken. Aber eS gelang nicht, die Lippen öffneten sich zu einem kurzen, gellenden Aufschrei, und die Wunde, aus der das Blut hervorströmte, färbte sich dunkelrot. Die Zuschauer des Passionsspieles glaubten,, datz der Lan zenstich, teil Jörgl gegen den gekreuzigten Christus ausführte, ein überaus natürliches, täuschendes Sviel fei. und ein bewun derndes Gcmurmel erhob sich. Aber ein Mark und B-in er schütternder Aufschrei übertönte es bald. Vrmi war die erste, welche sie Wahrheit erkannte. „Herr und Heiland!" schrie sie, ..dös iS ka Spiel mehr, helft, helft, er iS gestochen- Was haben sie meinen: J.'sns getan!" „Gestochen!" heulte es widerhallend durch das ganze Theater und eine noch wildere Verwirrung als zuvor entstand. Alles tvas sich noch hinter den Kulissen aufgehalten, stürzte jetzt auf die Bühne und scharte sich ratlos, von Entsetzen durchschauert, um das Kreuz. Nur Judas, der Verräter, stand gleichgültig beiseit: und lächelte ingrimmig vor sich hin: „Er hatZ ihm gut g-geben." „Elender Mcnsch, was hast getan?" rief Regula mit bl ^en den Augen — den Herrn hast gestochen!" „Den Herrn? Na, nur dein Schah mit den, du m'ch üc trogen hist," knirschte Jörgl. „Du bist schuld, net i. sei Blua komm über di, du falsche Schlange." Regula sch'-ug die Hände vor das Gcsicht und taumelt: zur Se>te. Die Umstehenden wollten und konnten das Unerhörte »oh immer nicht fasten. „Mein Sohn, mein Sohn!" jammerte die Sternhofbäueri», die sich mit der verzweiflungsvollen Angst der Mutterliebe von, Zuschauerraum auf di« Bühee schwang. .So helfts doch, nehmts «ahn herab, wollts eahn denn verbluatn lass»?!" Ein eisiger Frost durchschauerte Jörgls Leib. Die ganze Furchtbarkeit seiner Tat trat ihm plötzlich vor die Seele, und voll Entsetz:» blickte er nach oben. ^Fortsetzung folgt.) ! T^ür clio uns anISÜIick unserer Vermählung erwiesenen ! » ^ Olückwünscke sprechen wir ^Ilen unseren " l NLUlLl.lcilL'rLbl vädiic : » sus. ! ; tttlOO unä brau IVl/cliOETL ged. k-stül„icn. ' I LreZlau vresäen ; « « MWM viM iM MIM NS L WM WM U «IIMI« Im SerelnsIiM. rimwO Gonniag den 25. Junk vorm >/,S Ukr kirchliche Feier in der St. Marlen-Kirche zu L.-Lindenau (FesigotteSdicnst mit Predigt und Gcncral-Kommunion.) Hierauf Morgenfeier im Turnsaale der 3. kath. Schule. Nachm. 4 Uhr Ttechkahnpartie auf der Pleiße, Spiel und Sport. Dienstag de» 27. Juni abends ',,8 Uhr weltliche Feler Im Hotel „Deutsches HauS", Lindennuec Markt (Festrede des Hocliw. H. k. l)r. Nauen - Wechselburg, Sologesänge, gemeinsame Chöre, Turnanfsührnngen der Riege „D. J.K." Leipzig-West, Theater, reichhaltige Tombola). 1826 «IIIIIilVIIIIIIIMIW SemeinzamerZugenütag delürr Halft. ?iarrgem«inüen ru eftrninitr Zsnmag den rs. Zimt i-rr lrSft Lenelaiirommuiilon der geramten Jugend (-/.? Uftr in 5t. Jod. Nepsmuil. '/,r Uhr 5t Jorepi», vormittags - Uhr» re»tgoiierO!enrt in 5t. Jod. vepomuik. Montag äen ro. Zuni sben<lr v-r llbr Jugendabend alter trathoilrche« Jugendverelne t« glotze« 5aaie der chaltahsurer, 5onnenrir. «r. Wie «Isndenrgenorren rlnd tierrllchrt eingeladen. 1821 I)sr M.MgIlWiMlil rs KIMM St. 6»ft. «>;>.. vraiiii» «iim ^liiWjlimsi'-lloiltri'griitlloii lacket rmr bsisr seines 25jskrigen iudilsum Sonntag, eien 25. Zun« früh Hör gemeinsame bl. Kommunion, vorm. 9 Uhr b'sstgottosckisnst C/,9 H7kr 8awmsln im 6smsiockosaah>, absncks '/F Ndr Nsstvsrsamwlnng im „IVsttinsohlöLohsn" lurstsnstralZg. 1822 /Nontag, 6er» 26. Zuni absncks ^8 Hör ^.nlkübrung ckes bsstspivlss „Dapksr unck trau" von 8edo.stian dieser (bsim gemeinsamen ckugsnckabsnck). MnMiIer Ses SrriiMmlnI« I-elgrlg SM 8onvtag, cken 25. .luni 1922. Vormittag» 8 Ukr 8t. I-aursntius-Nireks: t-lemelosamv Kommunion. s181S Kackm. 5 Ukr 8t. Daarentins - Kirobs: 1'slvrllekv Vvr- ptllehtong. Adens» 7 Vdr6oso1Isnbaussa»I: Tliealvradvaä 8onntag, ävu bartksnckörkor. V. ckuli: Nalbtagswaoäerung ckurcb äio »Sl Vmisiill des ötiiW 8t. MIIM. Ltsiltzemeinlle Lelürgkwaliie GrundsLeuererheburrg betr. Der Stadtgemeinderat hat beschlossen, die zu erhebende Ge meindegrundsteuer auf die Zeit vom 1. April bis 80. Juni 1922 mit 50 Pfennig für jede Gcundsteuereinheit festzusehen. Die Erhebung dieses Betrages gilt nur als vorläufig unter späterer Verrechnung mit der enlgülttg zu veranlagenden Steuer. Die fälligen Beiträge sind dis zum 30. Juni 1922 an die Stadtsteuereinnahme abzusühren. besondere Steuerzeltel werden nicht zugesertigt. Schirgisw alde, den 21. Juni 1922. 1631 Der Bürgermeister. Ssrilsekss SIs!ftr« valS-.Slldsi'-.I'I-tli,- Sivfts« «ku> Skllirmtss ISlM. .ÄIMWM«" vrescken, iz/eltinerstrsüe 12 (Tivoli). - b'aokmLuuisoks Loäieuung. "WW Oloiokaoiti^ ompkokls tot» morn proiswortos Dsgor iugenlorer Trauringe. l?«> » » >»»»»»»»» V^uvlr von > MgZsensuilsgen i ! rellsMollsW. klltglilsttek. jisieli»««« « «In- und »«»«IGandig, m Hkvk- od«r « » Rvt»tions6rllvk, lisksrt «osiusll u. prsisvsrt « Zgxoma-kuoliilr'ueksi'vi' K.m.d.ki., x 0r»,li«n-ä. iS, iiolbvinstNlS« 4K - fsrnspn. 32722 W Gut katholisches jüngeres Mädchen l 7ss für bürgcrl. Haushalt (4 Pecs.) zu sofortigem Antritt gesucht. Gute Behandlung, hoher Lohn und Reisekosten-Vergütung zu gesichert. Anerbieten an Frau Marg. Kruchen, Limbach i. Sa. K. B. Dresden-Strehlen Freitag, 23. Juni, V,8 im Zoolog. Garten Versammlung m. Bortrag des Herrn P arrer Seidler. 1830 Nerrenstoif« Nostümsloiio iNsnIelsioii«! 5port»totte V7V Tutteratoike Sillsrü-, Pult, u-vamontuoli» ^uckksus «kkiii. Or»iI»n.g, Leksttststr. L9 Oegrüncket 1888 LI» L>» ß liUkstlill ÜlSlklü SM 2onnts§ cisn 25.duni sbsncis? U tir in ^aissksssl VortragskolAv: 1, I-arxo von ULnäol. 2. „vio Nimmst rükmvn äos NwIZon Vkro" t x-om. Odor) von Lootkovon. 3. kroloA, 4. Nop-rüüunA. b. Krüklin^sorwaokon von Lack. 6. „Wirk äsin ^nlisßou aut äon Herrn" (xsm. 6bor) von Naumann. 7. pile-or-Odor aus Danvksusvr von VVa^nvr. 8. Vorsprnok. 9 „5üaria Virgo", Asistliokss Lokauspiot in künk ^.ktsn. 10. Ltvxkanis- Oavotto von Or.ibulkt. Lroiso äor NlLtro: 10.— dlark, 5.— Llarlr, 8.— Llarl: VorvorLauk bvi äsn Nsrrsn 0. Ku^ol. Nsgisrungsstr 2, unä N. 8 ordor, Lilso 7. ,7, rvpoi'olunvn « RMII.iSMSler irompt unä preiswert, M «»« Lr»»«»4vil«, A Uol»Ik««rp»>» «»v». olctro- unä ««»»oklnondau lnäustri« kurt, LtraSburgsr 8tr. 92 ! üox:. KöniggrLtrsr 8tr.) Dslepkon 4126. ,<x> » ,»,»»»»»««»»««»« 8skr vorteilhaft» liiligiillritilirs!« io gute» »ir Xomono», »uob pluiien usw. 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